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Nichtamtlicher Teil. Lom Königliche« Hofe. Dresden, 7. Oktober. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg sowie Prinzessin Mathilde werden heute ^9 Uhr abends der Konstantin-Feier im Tivoli beiwohnen. Deutsches Reich. ««ne «rblch»« Lr. «a«elt«« »e» »aller«. Berlin, 6. Oktober. Die „Nordd.Allg.Ztg." schreibt: Wie seinerzeit gemeldet wurde, hat der am 18. Juli d.J. in Kauschwitz b. Plauen gestorbene Gutsbesitzer Her mann Knorr in seinem Testamente bestimmt, daß sein Vermögen dem zur Zeit seines Ablebens regierenden Deutschen Kaiser zufallen und für das Deutsche Heer oder die Deutsche Marine verwendet werden solle. Se. Majestät hat zur Verwirklichung des mit der Zu wendung verfolgten vaterländischen Zweckes die Erbschaft angenommen. Die Witwe des Testators, die seine einzige gesetzliche Erbin gewesen wäre, erhält die ihr zustehende Hälfte des gesamten Nachlasses, der nach den bisherigen Schätzungen über 800 000 M. beträgt. Im übrigen sotten auf Bestimmung Er. Majestät die Grund sätze zur Richtschnur genommen werden, die bei Stif tungen und Zuwendungen an juristische Personen maß gebend sind. Der Reichskanzler in München. München, 6. Oktober. Heute mittag gaben der Minister des Innern Vr. Frhr. v. Soden-Fra nnhofen und seine Gemahlin zu Ehren des Reichskanzlers eine Frühstückst asel. Vormittags besuchte der ^Reichskanzler den Neubau des Deutschen Museums und die wissenschaftlichen Samm lungen im Gebäude des Deutschen Museums an der Maxim iliaustraßc. Nachmittags besuchte er die Kuust- ausstelluug im Glaspalaste, sowie das Nationalmuseum. Heute abend gab der prenßische Gesandte v. Treutl er zu Ehren des Reichskanzlers ein Diner, woran u. a. der Ministerpräsident Frhr. v. Hertling, der badische und württembergische Gesandte, Unterstaatssekretär Wahnschaffe, die Mitglieder der preußischen Gesandt schaft, sowie die bayerischen Staatsminister teilnahmen. München, 7. Oktober. Der Reichskanzler ist heute vormittag um 8 Uhr nach Schloß Linderhof zur Jagd abgereist. Reichstag. Zusammentritt. Berlin, 6. Oktober. Wie die „Inf." erfährt, kann man damit rechnen, daß der Reichstag am 20. November seine Arbeiten wieder aufnehmen wird. Tie Kommission für Nüstungslieferungen dürfte in den ersten Tagen des November ihre Sitzungen beginnen. Tie Umbauten, die augenblicklich innerhalb des Reichstaggebäudes vorgenommen werden, sind schon weit vor geschritten und es ist zu erwarten, daß bis Mitte November auch die Arbeiten an dem Gebäude beendet sein werden und die neu geschaffenen mehr als hundert Zimmer den Reichsboten zur Ver fügung stehen. Ta die Session nicht geschlossen worden ist, sondern nur Vertagung eingetreten war, so nimmt der Reichstag seine Arbeiten ohne weitere Förmlichkeiten wieder auf. Bayerische Besoldungsfragen. München, 6. Oktober. Die Regierung brachte heute in der Kammer der Abgeordneten einen Gesetz entwurf ein, betreffend die Neuregelung der An- stellungs-, Dienst- und Besoldung-Verhältnisse der bayerischen Gemeindebeamten. Kleine politische Nachrichten. Straßburg i. Elsaß, 6. Oktober. Die Meldung der Agence Havas von einer Grenzverletzung bei Briey durch einen deut schen Hauptmann und ein« Maschinengewehrabteilung ist den nun mehr beim Ministerium eingegangenen Berichten zufolge absolut unrichtig. Es handelt sich lediglich um die infolge eines Irr tums erfolgte unbedeutende Grenzüberschreitung seitens einer Militärperson. Koloiliales. Die weihe Bevölkerung von Deutsch-Oftafrika. VXO. Die Volkszählung vom 1. Januar d. I. hat in unserem größten Schutzgebiet eine weiße Be völkerung von 5336 ergebe», 470 mehr gegen das Vorjahr, das ist 9 Proz. Deutscher Reichsangehörigkeit find davon 4107. Gegen daS Jahr 1912 bedeutet diese Ziffer ein Mehr von 528, also eine verhältnismäßige Zunahme von 13 Proz. Geht man um ein paar Jahre zurück, so ergibt sich gegen das Jahr 1907, also innerhalb sechs Jahren, annähernd eine Verdopplung, denn damals betrug die weiße Gesamt bevölkerung 2745. Interessant ist es, die Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Bezirke durchzugehen. Mit die stärkste Ver mehrung weist Tanga auf, 581 gegen 266. Auch Pangani hqt seine Ziffern wesentlich vermehrt, nämlich von 53 auf 123; Wilhelmstal wuchs nur von 345 auf 423, Moschi und Arufcha zufammengenommen von 505 auf 967, Morogoro und Bukoba zufammen von 161 auf 340. Die Ziffern für Daressalam sind 616 und 1053. Am Balkan. Der Albattische Ausstanv. Serbisches Blutgericht? Sofia, 6. Oktober. Die Agence Bulgare meldet: Infolge des albanischen Ausstandes und der von den Serben begonnenen blutigen Unter drückung desselben, die unter allgemeiner Nieder- metzelung der bulgarischen und albanischen Bevölkerung, iuSbefondere in den Gebieten von Kalkandelen und Gosti- war Sora vor sich geht, treffen Gruppen von Bulgaren aus jener Gegend, die durch die Flucht in» Gebirge dem Tod entronnen sind, aus bulgarischem Gebiete ei«. Die Flüchtlinge erzählen, daß ihre Heimat jetzt ein wüste» Trümmerfeld fei. Die Serben in siegreichem Vordringen. Belgrad, 6. Oktober. Die serbische» Ab teilungen au» Pischkopeja haben Bizaui eingenom men. Den Albanern ist dadurch der Rückzug »ach Albanien abgeschnitte«. Nach langen erbitterten Kämpfen haben die serbischen Truppen Wraniste im Sturm genommen. Die Verluste der Albaner sind sehr groß. Die serbischen Truppen verfolgen die Al baner, haben den Drinfluß überschritten und nehmen jetzt günstige strategische Stellungen ein. Pafitsch über die Lag«. Belgrad, 6. Oktober. In einer Unterredung mit einem Mitarbeiter der „Politika" erklärte Minister präsident Pasitsch, daß ihm in Wien ein aufmerk samer und sogar herzlicher Empfang bereitet worden sei. Beiderseits habe sich der feste Wille für die Her stellung freundschaftlicher Beziehungen -wischens den beiden Staaten gezeigt. Inwieweit die Berhandluugen von Erfolg begleitet sein würden, werde sich bald erweisen. „Es scheint mir", fügte der Ministerpräsident hinzu, „daß dies nicht schwer jein wird". Bezüglich des alba nischen Aufstandes und des drohenden türkisch- griechischen Konflikte- gab Ministerpräsident Pa sitsch der Ansicht Ausdruck, daß mit Rücksicht auf die all gemeine Ermüdung Komplikationen werden vermieden werden können. Drohende Anzeichen eine» vierten Balkankrieges k Rüstungen. Belgrad, 6. Oktober. (Meldung des Wiener K. K. Telegraphen-Korrespondenz-Bureau.) Nach Mel dungen hiesiger Blätter werden sowohl seitens der Türkei als auch seitens Bulgariens Mobilisierungs- Vorbereitungen getroffen. Aus diesem Grunde hat sich Griechenland und auch Serbien genötigt gesehen, entsprechende Gegenmaßnahmen zu verfügen, um sich gegen alle Möglichkeiten zu sichern. Verstärkung der türkischen Flotte. London, 6. Oktober. Das Reutersche Bureau er- ährt, Telegramme, die in letzter Nacht von zwei Seiten rn London angekommen seien, bestätigten, daß Rvuf Bei, der Kommandant des Kreuzers „Hamidijeh", auf der Fahrt von Konstantinopel nach Rom und London sei, mit dem Auftrage, zur Verstärkung der ottomanischen Marine Schiffe anzukaufen und Offiziere und Mann- chaften auzuwerbeu. Rumäniens Haltung. Paris, 6. Oktober. Nach einer Blätterme'dung aus Belgrad hat die serbische Regierung mit großer Be- riedigung die Versicherung erhalten, daß angesichts der regeuwärtige» Ereignisse die Haltung der rumänischen Regierung genau dieselbe wäre, wie die im Laufe des etzten Krieges beobachtete. Diese Haltung würde sich n der gegenwärtigen Phase in energischen diplomatischen Schritten in jenen Hauptstädten äußern, in denen dies nützlich erschiene und würde im Falle von Verwickelungen n einer Solidarität bestehen, die jener gleich wäre, die Rumänien im vergangenen Sommer bekundet habe. Die griechisch'türkischen Verhandlungen. Entgegenkommen der Pforte. Berlin, 7. Oktober. Der „Tag" erfährt aus Kon stantinopel, 6. Oktober, 8 Uhr 40 Min. abends von seinem Korrespondenten: Wie ich an zuständiger Stelle erfahre, hat die türkische Regierung ihre Vertreter im Ausland heute informiert, daß sie entgegen den aus Athen verbreiteten Behauptungen keineswegs die Ab sicht habe, die Insel frage in ihren Verhandlungen mit Griechenland zu berühren. Sie erwartet vielmehr die Lösung dieser Frage seitens der Londoner Botschafter- konferenz in einer gerechten und den Frieden sicher- stellenden Weise. Die einzige» mit Griechenland zu ver handelnden Punkte sind die Bakus- und die Nationa litätenfrage. ' Die türkischen Gegenvorschläge in Athen überreicht. Athen, 7. Oktober. Die türkischen Bevoll mächtigten suchten heute den Minister des Äußeren, Panas, auf und überreichten ihm die türkischen Gegen vorschläge. Panas erbat sich Zeit, um sich mit den Vorschlägen vertraut zu machen. Austausch der Kriegsgefangenen. Sofia, 6. Oktober. (Meldung der Agence Bulgare.) Der Abtransport der türkischen Gefangenen erfolgt binnen kürzester Frist. Täglich werden drei Züge mit Kriegsgefangenen abgehen. Bulgarischer Kronrat. Sofia, 6. Oktober. Der König richtete während des heutigen KronrateS eine Ansprache an die Mi nister, in der er sagte, es sei ihm in diesen schwierigen Zeiten ein Trost, Männer za Ratgebern zu haben, die bec der Lösung der schwierigen Aufgaben große Vaterlands liebe und Selbstaufopferung bewiesen hätten. Wie an zuständiger Stelle verlautet, ist im Kronrate außer der Ergänzung des Kabinett- und der Aus lösung der Sobranje am 9. Oktober auch die Fest setzung der Neuwahlen auf den 9. Dezember beschlossen worden, ferner die Inangriffnahme des Baues der Bahnlinie HaSköj—Gümüldschina—Portolagos und endlich die Einleitung einer Untersuchung über die Kommandoführung, den Jntendanzdienst und die Requisition während de» Kriege». König Kerdinan- reist nach Wien. Wien, 6. Oktober. AuS Sofia berichtet man: Bon unterrichteter Seite wird bestätigt, daß König Ferdinand gelegentlich seiner bevorstehenden Auslands reise dem Kaiser Franz Joseph in Schönbrunn einen Besuch abstatten und auch mit dem Grafen Berchtold zum Zwecke einer politischen Aussprache eine Begegnung haben wird. Bon einem Besuche deS Königs in St. Petersburg ist amtlich noch nicht» bekannt, doch könnte derselbe erst nach der Rückkehr de» Zaren aus Livadia, die kaum vor Ende November erfolgen dürfte, möglich sein. Klei«, Nachricht««. Sosta, ü. Oktober. Da» von bulgarischer Seite gestellte Ansuchen betreffend di« Wiederherstellung der Eisenbahnverbindung zwischen Bulgarien und Serbien wurde von serbischer Seite dahin beantwortet, daß der Zeitpunkt der Wiederaufnahme de» Verkehr- deS KouventionolzogeS und der Schnellzüge nicht festgesetzt werden könne. Lie Eisenbahnverbindung Sofia—Kon- stautinopel wird von Mittwoch an wiederhergestellt sein. Ausland. Sin neuer Botschafter Lsterreich-UngarnS in St. Petersburg. Wien, 6. Oktober. Das Amtsblatt veröffentlicht die Enthebung deS österreichisch - ungarischen Bot schafters in St. Petersburg, Grafen v. Thurn- Ba lsassina, von seinem Posten, die auf fein eigenes Ansuchen erfolgt sei, unter gleichzeitiger Bekanntgabe der Kaiserlichen Anerkennung für die während seiner ganzen Dienstzeit betätigte vorzügliche Haltung. Im Anschluß daran teilt das Amtsblatt die Ernennung des Sektionschefs im Ministerium des Äußern Grasen Friedrich SzLpLry zum österreichisch.ungarischen Botschafter in St. Petersburg mit. Britischer Botfchafterwechfel am Wiener Hofe. Wien, 6. Oktober. Wie mau mitteilt, wird der hiesige englische Botschafter Sir Fairjax Cartwright sanfangs November feinen Posten verlassen und infolge eines schwerleidenden Zustandes den Winter in Italien verbringen. Die Abschiedsauoienz des Bolshasiers beim Kaiser wird voraussichtlich gegen Ende Oktober st.itt- finden. Es wird erklärt, daß der Botschafter lediglich aus Gesundheitsrücksichten von seinem Posten zurücklreleu müsse. Hsterreichisch-englifche Besuche. Wien, 6. Oktober. Aus London wird gemeldet: Der österreichisch-ungarische Botschafter Graf Mensdorsf machte, Ivie verlautet, dem König Georg bereits die offizielle Mitteilung von dem anfangs November iattfindenden Besuche deS Erzherzogs Franz Ferdinand am englischen Hofe in Windsor, und der Botschafter dürfte auch au demselben auf Wunsch des Königs teilnehmen. Man glaubt, daß der Antritts, besuch deS englischen Königspaarcs in Wie» im Mai nächsten Jahres stattfinden wird. Frankreich unv Deutschlanv. Berlin, 7. Oktober. Dem „Tag" meldet man aus Paris, 6. Oktober: Das von Freunde» und Gegnern )es Ministeriums Barthou in diesen Tagen hier sowie » der Provinz häufig betonte Verlange», ein besseres Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland zu schaffen für die Zeit der Durchführung der den Heere ind der Seemacht Frankreichs so dringend notwendigen Reformen, findet heute im „Temps" eine besonders kräftige Fürsprache. Es wird ausgesührt, daß Frankreich und Deutschland während der letzten Jahre mehr als ein Mißverständnis zum Kriegsfall hätten emporscbrauben können und dies doch weislich unterlassen hätten. Derzeit sei eS wahrhaftig nicht nötig, für Seu französischen Revanchegedunken oder die deutschen Hegemonieabsichten das Waffenglück zu erproben. Beide Staaten sollten angesichts der Fortdauer der Balkanwirren sich um die Erhaltung des europäischen Gleichgewichts eifriger denn je bemühen und die für die Wohlfahrt beider Völker so wichtigen wirtschaftlichen Angelegenheiten durch gegenseitige Zugeständnisse zu fördern suchen. Andere Blätter äußern sich im gleichen Sinne und erachten das Aushören der von der deutschen und französischen Kaufmannschaft gleich schwer empfundenen Zollschikanen als dringend wünschens wert. Der für den 15. d. M. angekündiglen Besprechung deutscher und französischer Zollfachmänner wünscht man vollen Erfolg. PoincarL und Liauthey auf spanischem Boden. Bayonne, 6. Oktober. Ter Präsident der Re publik besuchte Dax und Bayonne, wo er an einem ihm zu Ehren von der Stadt veranstalteten Frühstück teilnahm. Die Bürgermeister von Jrun und San Se- bastian und einige Stadtverordnete der beiden spanischen Städte waren zur Begrüßung des Präsidenten herüber gekommen. Präsident PoincarS traf dann in Jrun ein. Ter Bürgermeister bewillkommnete den Präsidenten, der die Begrüßungsansprache erwiderte. Vor seiner Abreise von Jrun erhielt der Präsident ein Telegramm des Königs AlfonS, worin dieser ihn in Spanien Herz- lich willkommen heißt und den Ausdruck der Gefühle aufrichtiger Freundschaft für Frankreich wiederholt, die auch daS spanische Volk von ganzem Herzen teile. Poin- carö dankte hierauf dem König für die liebenswürdigen WillkommenSwünsche. Er sei glücklich, dem König seiner seits alle Wünsche Frankreichs für ihn und die edle spanische Nation aussprechen zu können. Madrid, 6. Oktober. Der französische General Liauthey ist heute nachmittag hier eingetroffen und abends vom König in Audienz empfangen worden. Paris, 7. Oktober. AuS Madrid wird gemeldet: Der französische Generalresident in Marokko, General Liautey, beobachtet! vollständiges Stillschweigen über die zweistündige Audienz, die er gestern abend beim König AlfonS hatte, da er über sie vor allem dem Präsidenten PoincarS und dem Minister Pichon Bericht erstatten wolle. Immerhin könne man sagen, daß der Gedankenaustausch de» Königs mit Liautey die Unterredungen erleichtern werde, welche die spanischen Minister in den nächsten Tagen mit Poincarö und Pichon haben werden. Der spanische Ministerpräsident, Graf Romanone», erklärte einem Berichterstatter, die wirt schaftlichen Besprechungen zwischen der spanischen und der französischen Regierung seien -war im Gauge, hätten sich aber bisher nur in allgemeinen Linien bewegt. Wir werden, so fuhr der Ministerpräsident fort, zur selben Zeit wie den französischen Präsidenten der Republik auch Vertreter der französischen Handel»- kreise empfangen. Diese Besuche haben meiner Ansicht nach eine wichtig« Bedeutung. Die Interessen müssen in Einklang gebracht werden, wenn die Annäherung