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In vielerlei Hinsicht klingt aus diesem Konzert (man spricht gern von einer Beet hoven-Tonart!) ein neuer Geist. Des Meisters unentwegtes Streben um einen sinnvollen Ausgleich zwischen musikalischem Gehalt und spieltechnisch-bedingter Virtuosität erreichte mit dem Konzert c-Moll eine geglückte Synthese. Die Themen und Gedanken des Werkes werden musikdramatisch verarbeitet. Es ist nicht mehr das Nur-Konzertante und Spielerische, das dem Konzert sein Gepräge verleiht, sondern wir spüren, wie der Mensch, die Persönlichkeit Beethoven hinter der Musik steht. Ihm geht es nicht mehr um das reine Spiel, sondern um die Aus einandersetzung. Virtuosität bedeutet Beethoven in diesem Konzert nie Selbst zweck, sondern Teil der Musik, geprägt vom inhaltlichen Geschehen. Darüber hinaus ringt Beethoven um neue Bereiche des musikalischen Ausdrucks. Johannes Brahms komponierte seine 2. Sinfonie im Sommer 1877 am Wörther See, und es scheint uns beim Hören, als habe die liebliche Landschaft Kärntens mitkomponiert, so hell und freundlich, heiter und frohgestimmt gelang Brahms die D-Dur-Musik zu dieser Sinfonie. Noch im gleichen Jahr fand in Wien die Ur aufführung durch die Wiener Philharmoniker unter Hans Richter statt. Verhalten beginnt die Sinfonie in ihrer Grundtonart. Etwas Beruhigendes und zugleich Schwingendes geht von diesem lichten D-Dur-Anfang aus. Geschwisterlich vereint singen Bratschen und Celli die ruhevoll strömende Terzenmelodie des zweiten Themas. Frei behandelt Brahms die Sinfonieform: Aber wie erfüllt er diese Form mit lebendiger, erfühlter und klingender Musik. Ernste Heiterkeit, heiterer Ernst, echter Brahms! Das Adagio: Ernst und nachsinnend die Musik, erfüllt vom Wissen um Schmerz und Trauer. Eine Alphornweise erklingt: Die Weite des Raumes scheint sich zu öffnen. Pastoralklänge wechseln mit einem dunklen Strömen der Musik. Hell und dunkel, wieder echter Brahms. Dritter Satz: und noch einmal wird der Grundklang der Heiterkeit durchweht von einem Zug leichter Wehmut. Es ist ein Lächeln unter Tränen mit der Gewißheit, daß alles gut wird. Das Allegretto grazioso wird durch ein Presto abgelöst: Ein Finale ohne Pathos. Der lichte Grundcharakter der Sinfonie wird bis zur letzten Note durchgehalten. Klar ist die klassische Sinfonieform zu erkennen. Ein opti mistischer Schlußrhythmus führt die Sinfonie im „fortissimo" zu ihrem strahlen den D-Dur-Höhepunkt. Eine „anmutig gewobene Märchenerzählung" ist die „Zweite" von Johannes Brahms einmal genannt worden, ein „romantisches Naturbild", „lächelndes Leben", - der Hörer wird gewiß etwas von diesen Stimmungen verspüren. III /21 /14 IG03/61/76 Druckwerkstätten Meißen (PGH)