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WOLFGANG AMADEUS MOZART Mozart hatte insgesamt 49 Sinfonien geschrieben; wirklich allgemein bekannt sind davon nur drei. Dieses Zahlenverhältnis sagt Wesentliches aus: Die Sin fonie war für Mozart nicht das künstlerische Gefäß, dem er seine innersten Gedanken anvertrauen konnte. Kammermusik auf der einen Seite, Opern auf der anderen bilden die eigentliche Ausdrucksebene Mozart'scher Kunst. Da bei soll jedoch keineswegs übersehen oder gar geleugnet werden, daß gerade in den letzten Sinfonien Mozarts ein Vermächtnis beschlossen liegt, dessen Bedeutung kaum zu überschätzen ist. Diese Werke sind einmal in sich künstlerisch geschlossene Gebilde eines unserer größten Meister, zum anderen haben sie den musikalischen Stil der Sinfonie wesentlich beeinflußt. Auf den alternden Haydn hat die Sangbarkeit Mozart'scher Themen nicht wenig eingewirkt; seine späteren Sinfonien lassen das deutlich erkennen. Da für hat Mozart von Haydns Kunst der motivischen Verarbeitung manches ge lernt. Freilich - und das unterscheidet Mozart wesentlich von Haydn und Beethoven - sind die Durchführungssätze der Mozart'schen Sinfonien nicM^k so kunstvoll und nicht so kämpferisch gebaut wie die der beiden ander Meister. Zu stark war der melodische Fluß seiner Einfälle, als daß er sich den Ballungen motivischer Feinarbeit hätte fügen mögen. Auch Mozart hat seine Themen durchgeführt (etwa im Finale der Jupiter-SinfonieI); doch wirkt seine Durchführung kaum als ragender Bau, sondern wie ein großes Netz von Strömung musikalischer Einfälle. Die orchestrale Sprache hat Mozart durchweg bereichert. Wie beredt ein In strument sein kann, hatte er bei seinem Opernschaffen wohl beobachtet. Und den Grundsatz der „redenden Instrumente" hat er sogleich in seine Meister sinfonien verpflanzt. Besonders die bald prächtige, bald zarte Behandlung der Holzbläser bildet ein bedeutsames Kennzeichen seiner Sinfonien. In einem sind die Spätsinfonien Mozarts fast noch wichtiger als seine anderen großen Werke: sie widerlegen gründlich die rosigen Träumereien von dem heiteren „Götterliebling", die süßlichen Schwärmereien von der „unbeschwer ten Frohnatur" des Meisters. Mozarts Genius trägt - wie jeder echte Genius - dämonische Züge; wer sie nicht sieht, weiß nichts vom Leid und Kampf wahren Künstlertums. Von hier aus werden die Angriffe mancher Zeitgenossen auf Mozart verständlich: die Übertragung melodisch fließender Themen auf alle Sätze einer Sinfonie hat es dem Hörer allzu bequem gemacht. Er nimmt die klingende Süße in sich auf, spürt das Weiterfließen des melodischen Stroms auch in den Durchführungen und hält sich damit der Notwendigkeit enthoben, außer den Einfällen auch dem Ringen des Künstlers seine Teilnahme gewähren zu müssen. Musik aber ist — und nicht zum wenigsten bei Mozart — nur zum Teil der Ausdruck des Empfindens und der Empfindsamkeit. Ihr edelster Teil jedoch heißt: Denken. Und dieses kämpferische Auseinander^- setzen mit geistigen Kräften wächst in Mozarts letzten Sinfonien zu erschüt^fe ternder Größe heran. PROGRAMM-VORSCHAU 19. 1. 1956, 19.30 Uhr Der zerbrochene Krug, Schauspiel von Heinrich von Kleist, Gastspiel der Städt. Bühnen Gelsenkirchen, 6. Veranstaltung ,,Roter Ring" u. Jugendring ,,A" 25. 1. 1956,19.30Uhr (Mittwoch) Ballett-Abend, Gastspiel des Balletts des Theaters der Stadt Bonn, 6. Veranstaltung ,,Grüner Ring" 2. 2. 1956, 19.30 Uhr Schauspiel, Titel wird noch bekanntgegeben, Gastspiel des Stadttheaters Rheydt, 4. Veranstaltung ,.Weißer Ring" und Jugendring ,,B"