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Dresdner Journal : 27.09.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191309275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130927
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-09
- Tag 1913-09-27
-
Monat
1913-09
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 27.09.1913
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Die feierliche Einweihung und Uebergabe der Talsperre in Malter. Die feierliche Einweihung und Übergabe der Tal- perre Malter fand heute vormittag, begünstigt vom chönsten Wetter, unter Teilnahme zahlreicher Ehrenaäste tatt. Die Mitglieder der Weißeritztalfperrengenoffen- chaft, sowie eine große Anzahl namhafter Persönlich eiten, unter ihnen Ihre Exzellenzen die Herren Ministerialdirektor Wirkl. Geh. Rat Vr. Roscher und Wirkl. Geh. Rat vvr. Mehnert, Präsident der Zweiten Kammer der Ständeversammlung vr. Vogel, Präsident der Generaldirektion der Staat-eisenbahnen vr. Vr.-Iog. Ulbricht, Rektor Magnifiku» der Technischen Hochschule Geh. Hofrat Pros. Foerster, Geh. RegierungSrat vr. Krug v. Nidda, Geh. Okonomierat vr. Hähnel-Kuppritz u. a. begaben sich in einem Sonderzuge, der den Haupt- bahuhof zu. Dresden um 8 Uhr 50 Min. verließ und in Hainsberg 9 Uhr 15 Min. eintraf, und von dort vermittels eines Sonderzugs der Cekundärbahn nach Malter. Hier hatte sich am Wärterhause ein zahlreiches Publikum eingefunden. Wehender Fahnenschmuck ver kündete den bedeutungsvollen Festtag. Die Ehrengäste wurden hier von dem gesamten Vorstande der Äeißeritz- talsperrengenossenschaft, mit Hrn. Ingenieur Hofrat Pleißner an der Spitze, begrüßt. Unter den Teilnehmern bemerkte man hier Ihre Exzellenzen die Herren StaarSminister Graf Vitzthum v. Eckstädt und v. Seydewitz, Oberstallmeister General leutnant z.D. v. Haugk, Kämmerer Generalleutnant z.D. v. Criegern, Ministerialdirektor Wirkl. Geh. Rat vr. Schroeder, ferner die Herren Ministerialdirektor Geh. Rat Elterich, Präsident des LandeSgesundheitsamteS Geh. Nat vr. Renk, Amtshauptmann vr. Streit u. v. o. m. Um ^11 Uhr trafen Se. Majestät der König sowie Ihre König!. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Friedrich Christian, von Seifersdorf kommend, an dem an der rechten Seite der Sperrmauer gelegenen Wärter hause ein und wurden hier von dem gesamten Vorstande der Genossenschaft und den Vertretern der Königl.Behörden ehrfurchtsvollst empfangen. Der Vorsitzende der Weißeritz- talsperrengenossenschaft, Hr.Ingenieur Hofrat Pleißner, hielt eine kurze Ansprache, in der er dem Monarchen und die Königlichen Prinzen sowie sämtliche Anwesenden ehrerbietigst begrüßte. Die Malter-Talsperre sei die erste Weißeritz, und auch die erste sächsische Talsperre, die, allgemeinen wirtschaftlichen Bedürfnissen dienend, im öffentlichen Interesse von der König!. Wasserbaudirektion erbaut worden sei. Dieses stolze Jngenieurbauwerk stelle darum einen für alle Zeiten gesetzten Markstein in der Geschichte der für Sachsens wirtschaftliches Leben so hochbedeutsamen Wasserwirtschaft dar. Im Hinblick hierauf begrüße die Genossenschaft eS mit besonderer Genugtuung, daß diese Feier durch die Allerhöchste Gegenwart des Landesherrn eine besondere Weihe er halte. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den König, in daS die Festversammmug begeistert einstimmte. , Alsdann hielt Se. Exzellenz Hr. StaatSminrster Graf Vitzthum v. Eckstädt folgende Ansprache: Ew. König!. Majestät haben durch Allerhöchstihr Erscheinen dem Tag der technischen Vollendung der großen Sperrmauer an der Roten Weißeritz eine besondere Weihe zu verleihen geruht und ich darf Ew. Majestät im Namen aller derer danken, die in Ew- Majestät Teilnahme eine erneute Bekundung des landes väterlichen Wohlwollens und des besonderen Interesses erblicken, das Ew. Majestät auch den Fragen der Wasserwirtschaft des Landes entgegenzubringen geruhen. Unter Ew. Majestät Regierung ist mit dem Bau dieser Tal- sperre an der Roten Weißeritz der erste bedeutsame Schritt auf einer neuen Bahn der sächsischen Wasserwirtschaft getan worden. Ten Wasserschätzen, die unser Land vermöge seiner günstigen Lage am Hange deS Gebirges in reicher Fülle birgt, sind zwar schon frühere Zeiten nachgegangen. Besonders der Erzbergbau hat zur Zeit seiner Blüte im Erzgebirge großartige Wasserkraft- anlagen geschaffen. Auch Talsperren sind bereits im Königreiche Sachsen in den letzten Jahren gebaut worden: von Großstädten zur Sicherstellung ihrer eigenen Trinkwasserversorgung. Aber diese Talsperre, an der wir hier stehen, bedeutet die erste Verwirklichung gemeinwirtschaftlicher Gedanken auf dem Ge biete der Wasserwirtschaft, einen tiefen Eingriff der regelnden Hand des Menschen in den Haushalt der Natur. Der Bau dieser Sperrmauer stellt für das Königreich Sachsen den ersten Versuch dar, zum Nutzen eines ganzen Landesteiles Herr zu werden über die Wasserschätze eines großen Hochland gebietes und ihren Abfluß entsprechend den vielgestaltigen und oft sich widerstreitenden Bedürfnissen deS Unterlandes nach einem ein heitlichen Wafferwirtschaftsplane zu regeln. Diese Talsperre an der Roten Weißeritz und die im Bau begriffene Sperre bei Klingenberg an der Wilden Weißeritz, die das Wasser deS WeißeritzgebieteS zusammenhalten sollen, sind in erster Linie eine Angelegenheit des Plauenschen Grundes. Diese Gegend hat sich in der zweiten Hälfte deS vorigen Jahr hunderts aus einem romantischen Idyll in eine Arbeitsstätte der Industrie und in ein« Wohnstätte für Zehntausende von Menschen verwandelt. Die Industrie und daS Zusammendrängen großer BevöllerungSmassen auf engem Raume schufen neue Bedürfnisse. Und unter diesen stand an erster Stelle das Wasser. Für die Gemeinden der. Plauenschen Grundes wurde mit ihrem schnellen Anwachsen die Frage der Beschleusung und der Abführung der Abwässer eine immer brennendere, da die Weißeritz bei dem während eine- großen Teile- deS Jahre- herrschenden niedrigen Wasserstande zur Aufnahme und Fortspülung der Schleusenwässer nicht genügte. Sie sahen sich vor die Wahl ge stellt: entweder die Wasserführung der Weißeritz gleichmäßiger zu gestalten oder mit großem Aufwande einen besonderen Schleusen kanal nach der Elbe zu bauen. Zu dieser Not trat aber im Plauenschen Grunde die Hoch- Wassergefahr; die Kürz« und Steilheit deS Oberlaufs der Weißeritz machten sich in einem schroffen Wechsel zwischen verheerenden Hoch- wässern und einem gesundheitsschädlichen Tiefstände de» Wasser- im Wildheit fühlbar. Industrie und Gemeinden sahen sich ferner mit der zu nehmenden Ausnutzung und Verschmutzung der Weißeritz vor die Frage der Erweiterung und Verbesserung ihrer Wasserversorgung»- anlagen gestellt. Neben diesen öffentlichen Interessen trat aber ein sehr starke» »nd wirtschaftlich bedeutsames Privatinteresse hervor, da- zum Bau wafferzurückhalt«noer Becken im oberen Keißeritzgebiete drängte: die starke Beeinträchtigung des Werte» der in der Weißeritz liegenden Wasserkräfte durch di« mangelnde St«ttgk«tt d»S Abfluss«». Von d«m Verein der Weißeritzwafferintereffente« ging der erst« Anstoß »um Bau einer Talsperre au». E» war di« große Aufgabe der Regierung, die öffentlichen und privaten Interessen an dem Zustandekommen de» Unternehmen» gegeneinander abzuwägen und danach Form und Maß der Be teiligung von Interessenten, Staat und Gemeinden zu finden. Es gelang — auf der noch unvollkommenen rechtlichen Grund- läge de» Gesetzes über die Berichtigung von Wasserläufen vom Jahre 1855 — in der Bildung einer Zwangsgenossenschaft die entsprechende Form zu schaffen. Ew. Majestät und die Stände des Königreichs haben durch da» Gewührleistungsgesetz vom 27. April 1906 dem jungen Unter- nehmen den Schutz und ,die Unterstützung de- StaateS angedeihen lassen, deren es zunächst bedurfte. Und durch dies« Hilfe des StaateS und daS ersprießliche Zusammenwirken aller Kräfte ist das große Kulturwerk gelungen. ES bedeutet für viele Zehn- tausende von Menschen, die im Tale zusammengedrängt wohnen, Gesundheit, Nahrung und Kraft, die Sicherstellung wichtiger Lebensbedürfnisse und einen wirksamen Schutz gegen Gefahren für Leben und Eigentum. Es ist mir eine Ehre und Pflicht, im Namen der Staats regierung allen denen zu danken, die hierzu mit geholfen haben: dem Unternehmungssinne der Talsperrengenossenschaft, besonders ihres Vorstandes, der Umsicht und dem Geschicke der Beamten und Behörden, denen die Organisation des Unternehmens oblag, der mühevollen sArbeit der Sachverständigen und den Schöpfern des Bauwerks. Ew. König!. Majestät bitte ich nunmehr, die Übergabe des Baue» an die Weißeritztalsperrengenossenschaft zum Betriebe ge- nehmigen zu wollen. Nachdem Se. Majestät der König die Genehmigung erteilt hatte, erfolgte die Übergabe der Talsperre an die Genossenschaft durch Se. Exzellenz Hrn. Staalsminister v. Seydewitz mit nachstehenden Worten: Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs übergebe ich hiermit im Namen der staatlichen Bauverwaltung daS vor unseren Augen liegende imposante Bauwerk der Weißeritz- Talsperrengenossenschaft. AIS erste der im Weißeritzgebiete geplanten Talsperren ist die Sperrmauer bei Malter nunmehr fertig gestellt, und — will's Gott — geht drüben im Tale der Wilden Weißeritz der mächtige Schwesterbau, der noch umfänglicheren Sperre bei Klingenberg, in wenigen Monaten gleichfalls der Vollendung entgegen. Von Ingenieuren erdacht, in ihrer äußeren Gestalt von Architektenhand geschmückt, von Hunderten fleißiger Hände kunst voll errichtet, streben die gigantischen Mauern in wuchtiger Schön heit aus dem Tale zur Höhe empor als leuchtende Wahrzeichen der wirtschaftlichen Kraft und deS tüchtigen Könnens unseres Landes, daS sich unter Ew. Majestät Regierung besonderer Blüte erfreuen darf. Fürwahr es ist ein kühner Gedanke, seit Jahr tausenden frei dahinfließende Gewässer in Fesseln zu schlagen und durch gewaltige Menschenbauwerle den Naturkräften Halt zu ge- bieten. Umso schwerer aber war der Entschluß zu seiner Durch führung, als es galt, große Flächen fruchtbaren Landes, die bis her zahlreichen Familien Wohnung und Unterhalt gewährten, grünende Wiesen, wogende Felder und rauschende Wälder ihrer segensreichen Bestimmung zu entziehen und sie in em Wasserbecken umzuwandeln. Allein da» Malterer Becken wird 90 da Landes bedecken, 44 Gebäude mußten dem künftigen Stausee zum Opfer fallen; auf weite Strecken machte sich eine Verlegung der Eisen bahnlinie von Hainsberg nach Kipsdorf nötig und lange Straßen züge mußte» durch neue ersetzt werden. An die Stelle der dem Untergang verfallenen Werte traten aber neue größere Werte, von denen wir Förderung für weitere Kreise erwarten. Mit ihrem Stauinhalt von rund 9 Mill. vl.m wirs die vor uns liegende Sperre im Verein mit der Klingen berger Sperre von 15 Mill, odm Inhalt nicht nur dem industrie reichen Tale der vereinigten Weißeritz das nötige gleichmäßige Betriebswasser liefern, sondern auch wesentlich dazu beitragen, schwere Schäden, wie sie die Hochflut deS Jahres 1897 im Weißeritzgebiete verursachte, künftig zu verhüten. In voller Würdigung dieser volkswirtschaftlichen Bedeutung des gesamten Unternehmens hat daher Ew. Majestät Regierung mit ständischer Genehmigung den Bau durch die Leistung erheb- licher Staatsvorschüsse und durch die Übernahme der Gewähr für Verzinsung und Tilgung der Genossenschaftsanleihe ausschlag, gebend gefördert, ja überhaupt erst ermöglicht. Sie hat weiter sich dadurch unmittelbar an dem Werke beteiligt, daß sie mit der Leitung des Baue» ihre staatlichen Beamten, und zwar ohne Belastung der Genossenschaft betraut und damit deren Wissen und Können zum Vorteile deS Ganzen in den Dienst der Sache gestellt hat. Sie wird endlich, nachdem sich die bisherigen Annahmen über die finanziellen Ergebnisse leider nicht allenthalben erfüllt haben und insbesondere die anfänglich festgestellte Bausumme nicht eingehalten werden konnte, über ihre ursprünglichen schon weitgehenden Zusagen noch wesentlich hinaus- gehen müssen. Um so sicherer darf erwartet werden, daß die Ge nossenschaft eifrig bemüht sein wird, ihre Einnahmen zu erhöhen und damit einen billigen Ausgleich gegenüber den großen Opfern der Allgemeinheit anzubahnen. Dank der emsigen Tätigkeit aller Beteiligten ist das Bauwerk, auf das Ew. König!. Majestät und wir alle heute mit gerechtem Stolze blicken, in verhältnismäßig kurzer Zeit geschaffen worden; genau vor nur zwei Jahren wurde feierlich der Grundstein zu der nunmehr mit GotteS Hilfe glücklich vollendeten Mauer gelegt. In 34 m Höhe und 192 m Länge sind 64000 obm festes Felsgestein kunstvoll ineinander gefügt nicht nur zu einer gewaltigen Schöpfung deutscher Technik, sondern auch zu einem schönen Denkmal der Fürsorge Ew. König!. Majestät Regierung für diesen Landesteil. Mit allen modernen Sicherheit-Vorkehrungen ausgerüstet, wird die Mauer nach menschlicher Voraussicht Jahrhunderte überdauern und noch späten Geschlechtern ein beredte» Zeugnis geben von der Opferwilligkeit unseres Landes, wenn e» gilt, allgemeine Ziele im Dienste der Landeswohlfahrt zu fördern. So bitte ich die Weißeritz-Talsperren-Genoffeuschaft, die fertige Anlage der Talsperre bei Malter nunmehr zu übernehmen. Möge der stolze Bau dem Lande zu dauerndem Segen gereichen, seinen Schöpfern zur Ehre, dem Wasser zur Wehre! Das walte Gott! Ingenieur Hofrat Pleißner übernahm hierauf die Talsperre im Namen der Genossenschaft. Er dankte der StaatSregierung für da» große Wohlwollen, da» der Weißeritztalsperrengenossenschaft entgegengebracht worden sei, ebenso galt sein Dank der Ständeversamm- lung. Die Genossenschaft werde bemüht bleiben, die Sperre jederzeit zum Segen de» WeißeritzgebietS in wirtschaftlich vorteilhaftester Weise zu betreiben. Wie dieser Bauwerk sich auf einem breiten Fundament auf baue, da» e» mit dem felsigen Untergründe verbinde, so baue sich die Genossenschaft, der Bauherr dieser Mauer, auf einem rechtlich-wirtschaftlichen Fundamente auf, da» die Genossenschaft nicht nur mit allen wirtschaftlichen Kreisen de- Weißeritzgebiet», sondern auch mit dem festen Grunde de» sächsischen Staatswesen» eng verknüpfe. Ihm sei die schöne und ehrenvolle Aufgabe geworden, allen zu danke», die an dem Bauwerke mit gearbeitet haben. Er danke zunächst den Vertretern der StaatSregierung, der Ständeversammlung, drn Herren StaatSkommissare», die im Verein mit dem Ministerium de» Innern und unter Mitwirkung hervorragender Sachverstänoiger die rechtlich- wirtschaftliche Grundlage geschaffen haben. Brsondern Dank schulde die Genossenschaft dem Finanzministerium, dessen Abteilungen die bautechnischen und wasserwirt schaftlichen sowie die finanziellen Bausteine dem Geuossen- schaftsfundamente geliefert haben. Der Redner schloß mit nochmaligen herzlichen DankeSworten an alle För derer des Baues und sprach den Wunsch au-, daß alle ihren schönsten Lohn für olle Mühe, Arbeit und Sorge in dem Bewußtsein finden möchten, an einem dem allgemeinen Wohle dienenden dringend nötigen Kulturwerke mitgeholfen zu haben, das allen kommenden Geschlechtern ein dauerndes Denkmal der gesegneten Regierung Sr. Majestät des Königs bleiben werde. Hieran schloß sich ein zu Herzen gehendes Weihegebet deS Hrn. Superintendent Hempel, Dippoldiswalde, worauf die Feier mit dem von der DippoldiSwaldaer Stadtkapelle gespielten Nieder ländischen Daukgebet geschlossen wurde. Se. Majestät der König und die Königlichen Prinzen unternahmen hierauf eine Besichtigung der Sperrmauer und der Nebenanlagen sowie der Vorsperre, worauf ein Frühstück im Gasthofe zu Malter stattfand. Als Se. Majestät den Saal betrat, brachte Gemeindevorstand Mehnert-Hainsberg, als Se. Majestät ihn wieder verließ, Gemeindevorstand Baumakkn - Potschappel ein von der Versammlung begeistert aufgenommenes Hoch auf den Monarchen aus. Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen-Söhne fuhren im Kraft wagen zurück, für die übrigen Festteilnehmer stand wie für die Herfahrt so auch für die Rückfahrt nach Dresden ein Sonderzug bereit. Mannigfaltiges. Ai»s ve»n Reiche. Berlin, 26. September. Das Oberkriegsgericht des 3. Armeekorps erklärte sich heute nach zweitägiger Verhandlung gegen den Sergeanten Wölkerling vom Gouvernement Thorn wegen versuchten Landesverrats an Österreich in öffentlicher Sitzung für unzuständig, ver urteilte dagegen den Angeklagten unter teilweiser Auf- Hebung des früheren UrieileS wegen Landesverrats an Rußland auf Grund der M 1 und 3 des Reichsgesetzes vom 3. Juli 1893 zu 15 Jahren Zuchthaus, Entfer nung aus dem Heere, 10 Jahren Ehrverlust, Zulässigkeit . von Polizeiaufsicht, 14 000 M. Geldstrafe oder noch 8 Monaten Zuchthaus, Beschlagnahme aller bei dem Ehe paare Wölkerling gefundenen Gelder, Sparkassenbücher und Hypotheken und Beschlagnahme dec beim Angeklagten befundenen photographischen Apparate und Zeichnungen. Bei der Begründung des Urteils wurde wie bei der Ver handlung ivegen Gefährdung der Staatssicherheit die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Hamburg, 26. September. In der Ahrensburger Straße hat das Dienstmädchen Anna Fränkel da vierjährige Kind ihrer Dienstherrschaft mit einem Strick erdrosselt und dann mit dem zweijährigen Kinde die Wohnung verlassen. In einem hinterlassenen Briese teilt sie mit, daß sie die Absicht habe, sich mit dem zweiten Kinde selbst das Leben zu nehmen. Cassel, 27. Sptember. Über die Tausendjahr feier wird uns geschrieben: Schon in den frühen Morgenstunden herrschte in den Straßen ein erwartungs volles Leben und Treiben, in das um 7 Uhr die ge tragenen Posaunenkläuge von Chorälen von den Türmen des Rathauses und einiger Kirchen herniederdröhnleo. Um 10 Uhr begannen auf dem weilen Festplatze vor den, in der Karlsaue malerisch gelegenenen Orangerie schlosse die Turn- und Spielveranstaltungen der Schüler und Schülerinnen der höheren Lehranstalten unter der Leitung des Prof. Weber. Die Darbietungen wurden von einer gewaltigen Zuschauermenge mit ungeteiltem Beifall ausgenommen. Währenddessen fand gegen Mittig im Stadtverordnetensaale des Rathauses in Gegenwart der städtischen Behörden mit dem Oberbürgermeister an der Spitze, von den Vertretern der staatlichen und Militär behörden, einer Anzahl auswärtiger Ehrengäste und son stiger Geladenen der Festakt statt. In seiner Festrede gab der Kulturhistoriker Prof. vr. Georg Steinhausen, Direktor der Murhardsche» Bibliothek, einen kurz- gefaßten Überblick über die Entwicklung der Stadt und würdigte ihre Bedeutung. Im Anschluß an den Festakt wurde ein von der Stadt gegebenes Frühstück ein genommen. — In der Nachmittagsstunde gaben Militär- « kapellen in den verschiedenen Stadtteilen Promenaden- konzerle. Duisburg, 26. September. Vor dem hiesigen Schwur gericht hatte sich heute der Dienstman Nowak au» Marl wegen Ermordung seiner Ehefrau zu verantworten. Der Angeklagte hatte am 6. Mai d. I. seine Fran er drosselt. Die Geschworenen erkannten den Angeklagten für schuldig des Mordes und verurteilten ihn zum Tode. Erfurt, 26. September. In dem Aufruhrprozeß gegen die vom OberkriegSgerichl zu Erfurt am 7. Sep tember d. I. verurteilte» fünf Reservisten undLand- wehrleute au» dem Regierungsbezirk Erfurt hat der Oberste Gerichtsherr de» XI. Armeekorps, Komman dierender General Frhr. v. Scheffer-Boyadeh gegen da» Urteil de- Oberkriegsgericht» Revision beim Reichs militärgericht eingelegt. Görlitz, 26. September. Der Evangelische Bund trat heute zusammen und beschloß in der Gesamtvor- stand»sitzung die Gründung einer Schwesternschaft det Evangelischen Bunde». Er wird einen Berufsarbeiter für diese Arbeit anstellen und hat ein Abkommen mit dem anhaltischeu Evangelischen Diakonieverein (Schwesternheim deS Evangelischen Bunde») getroffen, durch welche» das Schwesternheim in Dessau da» erste Glied und der vor läufige Mittelpunkt der Schwesternschaft deS Evangelischen Bunde- wird. Der geschäft-führende Vorsitzende, Direktor I^o. Everling-Berlin, gab diesen Beschluß in der heutige» geschlossenen Abgeordnetenversammlung bekannt; die ihn mit großem Beifall begrüßte. Danach nahmen da» Wort ArchidiakonuS vr. pbü. st mvck. Crämer - Saalfeld und leine Gattin, Frau vr. Crämer, zu Borträgen über da» Thema: Die evangelische Krankenpflege, ein Mittel zur Förderung de» konfessionellen Friesen». Beide Borträge ernteten lebhaften Beifall und führten zu einer angeregten Debatte.
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