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-V -er. i rrkt. Expedition, Verlag und Druck von L. M. Gärtner in Schnee-«-. E Freitag, 29. Mai 1891 121 10 !> Oeffentliche Impfung in Hartenstein m stehrn« OOO,— lr rate«: agent). »er. 'S- ! und i6,L! W m p l und tundeu >» und Carl 63. Stück wittel« »r, gut 2räd., 52er, ei bin »erden, reck. 44. Jahrgang. 322,40 112,— 328,— ewerb' > Ma- außer- der Getriidezölle hervorgerufen worden. Eine Beantwortung einer Anfrage über Herabsetzung der Setreidezölle im deutsch« österreichischen Hundelsvrrlrage lehnt« der Handelsminister ab. StaatSministrr v. Bötticher erklärt, di« Regierung werde thun, was noihwendig sei, um das Elend vom Lande abzuhalten, eventuell den Reichstag berufen, damit derselbe di« Setreidezölle z«ttweilig fuSpenvir«. Di« R«gi«rung wrrde übrigen« di« Zöll« nicht w«it«r hrrabsrtzrn. Abg. Richt«! wrift auf di« H«rabsetzung d«r Getreidezölle in Frankreich hin. StaatSministrr v. Bo.tticher «rwidert, dir Zöll« s«i«n nicht d«r einzig« Faktor für di« Prtisbestimmung, di« Prüss würd«n auch ohnr H«rabs«tzung d«r Zölle sicher sinken. Wie di« H«rabs«tzung d«r S«tr«idezSllt in Fra»tr«tch wirk«, s«t abjuwart«n. D«r Etat de» Hand«lsminist«r» wird-«willigt. Berlin, 26. Mai. Di« militärischen R«is«n d«S verkauft «r seine Erfindung an das französische Krieg« Mini sterium unter der Bedrohung, wenn er nicht zustimm«, üb«r- haupt nichts zu «rhalt«n. Unklar« Rechtsverhältnisse laufen unter, eine notarielle Cesston, wie dy« Gesetz vorschreibt, findet nicht statt. Herr Turpin hatte seine Erfindung durch Patente geschützt. Jetzt kommt nun der Seelenschmerz. Andere, als er, erhalten die Lieferungen des so schön gelb färbenden PikrinS, Millionen werden verdient von andern, Turpin rechnet dabei noch aus, wenn der Racker von Staat Schießwolle statt des PikrinS beschaffen müßte, dann hätte jedes Kilo noch 2 kr mehr gekostet. 12 Millionen Franken hat er dadurch allein dem Staat erspart, und nichts fällt in feine eigene Tasche. Und das zu einrr Zeit, wo Hunderttausende für ein Bild (des ArgeluS von Millet), für Sänger und Sängerinnen, wo 600 000 kr für eine Eigarettenmaschine vom Staat bezahlt wurden, und nichts erhält der arme Erfinder de« Melinits. Auf gradem Wege zu seinem vermeintlichen Recht einer stärkeren Betheiligung am Leeren des Staats- seckelS zu gelangen, ist unmöglich, Herr Turpin versucht es daher auf indirektem Weg«, und muß dabri die böse Erfah rung machen, daß der industriöse Ritter mit den vornehmen Bekanntschaften iHv auch um 22 schöne geldwerthe Actien prellt! Vom Vaterlande verlaffen, glaubt Turpin nur im Ausland« sich s«ine G«ist«Sarbrit bezahlt machen zu können. Das Rechtsverhältniß gestattet ihm zweifellos eine Ausbeu tung seiner Erfindung, nachdem da« französische Kriegsmi nisterium den Alleinerwerb abgekhnt hatte. Da widerfährt dem Ehremanne das Unglück, beinah in staatSverräthertsche Umtriebe verwickelt zu werden. Lr verzichtet aber auf das gebotene Vermögen und sucht im Vaterlande den wirklichen oder vermutheten Verräther dem Richter zu überantworten. Hier wird es nun unmöglich, aus der ganz einseitigen Dar stellung der vorliegenden Brief« sich ein klares Bild von dem Thatbestande zu verschaffen. Turpin beschuldigt Offi ziere und Beamte in den höchsten Stellungen des direkten LandeSverrath«, wie erwähnt; hierüber Klarheit bringen kann nur das in Thäligkeit gesetzte Gericht. Juristisch im höchsten Grad« int«r«flant ist di« Frage, ob Turpin dadurch, daß er s«tnr durch dir Patentansprüche überall bekannt« Erfindung al« identisch mit dem Melinit und dem offictellen Geschoßzünder hinstellt, sich des LandeS- verrathe» schuldig gemacht haben kann. War es bis dahin unbekannt, daß die französischen officiellen Lonstructionen mit Turpins Erfindung«» identisch seien, so ist der Landes- verrath wohl nicht zu leugnen; nach alledem aber, was Turpin über die Tagespreff« anführt, kann «» wohl keinem Zweifel unterliegen, daß schon 1887 die gesammte Fachwelt über das wirkliche Wesrn des Melinits aufgeklärt ge wesen ist. M " MW »ÄMW solche von den verbrecherischen Feinden jeder socialen Ord« nung oder von hirnverbrannten Parteigängern im Bürger kriege vorgenommen würden, derselbe aber niemals ernstliche Verwendung finden könne bei den planvollen und metho dischen Zerstörungen, welche allein in einem regulär«» Kriege vorkommen dürften! So wurde 1885 im Namm des französischen KrtegS- ministerS geschrieben; 1887 gehört« das Melinit zu den größten Errungenschaften der französischen Civiltsation. War« die Abfindung des Herrn Turpin aber reicher aus gefallen, dann wäre der Nachwelt jedenfalls dieses denk würdige Schriftstück nicht zur Kenntniß gekommen. Also auch die Geldgier hat ihre guten Seiten! die gespaltene Zelle »altig« Zeil« amtlicher - Pfümigr. «»scheint «glich mit «ulnahm« d« Go«- «^ KeNaae. ,«1« ««teljahttich 1 80 ««üg«. Lößnitz! Leiterzug, Uebung, Sonntag, den 31. Mai früh halb 7 Uhr. Versteigerung. Sonnabend, den 30. Mai er., Vormittags 9 Uhr, sollen hier 1t VVO Silogr. böhmische Braunkohlen gegen Meistgebot und sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Mittweida-Markersbach, am 28. Mai 1891. Königl. Güterabfertigung. Sonnabend, am 3V. Mai d. I. Vormittag« 9 Uhr für Erstimpflinge mit den Familiennamen bi« mit L, Vormittag« 10 Uhr für solche mit den Familiennamen I- bi« mit 2 Gasthof „zum weißen Roß". RevifionStermin für sämmtlich« Erstimpflinge Sonnabend, am 6. Juni d. I. Vormittag« 9 Uhr. Hartenstein, am 26. Mai 1891. DerBürgermeister. He« fahrt. Johannis-Markt in Eibenstock am 29. und 30. Juni 1891. - Der Stadtrat h. Bekanntmachung. Der bisher auf der Ritterstraße gelegentlich de« Jahrmarkt«» abg«halt«ne Schuh- waar«vmarkt wird in Zukunft auf d«n Hauptmarkt läng« d«S Rathhaus«« verlegt. Schneeberg, d«n 28. Mai 1891. Der Stadtrat h. Qr. von Wohdt. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 27. Mai. Viel beachtet wird hier «in ve- richt der „Strahls. Ztg." über Aeußerungen. welche Staats sekretär de« Innern v. Boetticher bei einem Festesten auf der landwirthschastlichen Ausstellung in Stralsund gethan hat: „Wenn auch die neuen Handelsverträge da« Maß des Schutze«, welche« die Landwtrthschaft bisher genossen hat, nicht aufrecht erhalten können, so ist man doch lange nicht berechtigt zur der Annahme, daß die Landwtrthschaft geschä digt werde ... L« ist de« Kaiser« Will«, sein ernster Wille, di« öff«ntlich« Wohlfahrt mit allen Kräften zu för dern, und glauben Sie mir, meine Herren, die Sorgen sind bei Weitem nicht so begründet, wie man im Lande de« Oes- leren hört. Der politische Horizont ist klar und rein, lasten Sie sich nicht durch französische oder russische Uebertretbungen beunruhigen! Meine« Erachten« ist nirgends ein vernünftiger Grund zu finden, um mit un« anzufangen, und wir werden niemals anfangen!" Berlin, 27. Mai. Abgeordnetenhaus. Auf «ine Anfrage d«S Abg. Richter erklärt Minister v. d. Hehven,«» seien die Erhebungen über die G«treideth«uerung, sowie über die vorhandenen Getreidevorräthe noch nicht abgeschloffen. Der Minister ist überzeugt, daß die Befürchtungen über «ine Mißernte unzutreffend seien. Die Stockung in der Getreide- Versorgung sei namentlich durch die Gerüchte über Aufhebung Konkursverfahren In dem Konkursverfahren über da» Vermögen de« «lempnermeister» Ernst Anton Kehnert in Aue ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalter», zur Erhebung von iinwenduugen geg«n da« Schlußverzeichniß der bei der Bertheilung zu berücksichtigenden orderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Ber- ivgenSstücke der Schlußtermin auf de« 24. Juni 1891, Vormittags 11 Uhr wr dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst an beraumt. Schneeberg, den 27. Mai 1891. Helbig. GerichtSschreiber des Königlichen Amtsgericht«. ErMb.Nolksfreund. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. -AnttsblnU für die königliche« ««d städtische« Behörde« i« A«e, Grünhai«, Harte« stein, Johanngeorgenstadt, Lötznitz, Nenstädtel, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenfels Wie man da» Melinit verkauft hat. Der äußere Erfolg de« Buches, in welchem Eugöne Turpin, der Erfinder de« Melinit«, den angeblichen Verkauf lese« Sprengstoffes zu schildern gesucht hat, besteht zunächst n der Verhaftung de« Verfassers sowie eines gewissen Tri- >ons, Hauptmanns 1. Elaste im 7. Landwehr-Artilltrie- kegiment, des angeblichen Verräthers am Melinitgeheimniß. Seide Personen find anscheinend unter di« Anklage des LandeSverrathS gestellt. Die französischen Gerichte werden bald ihr Recht gesprochen haben und damit wird Klarheit in dies« verworren« Angelegenheit kommen. Trotz dieses politischen Erfolges ist das Buch des Herrn Turpin durchaus unpolitischer Art und behandelt wie der »Köln. Ztg.' geschrieben wird im großen Ganzen lediglich Rechtsfragen, bietet aber vielerlei interessante Anregungen. Frankreich ist das Land der Monopole; Streichhölzer, Lizarrrtten, Pulver und manches andere darf allein der Staat anfrrtigen. Herr Turpin ist Erfinder und bei allem Unglück, welches schon in diesem Titel liegt, noch dazu Sr- inder in denjenigen Zweigen, in welchen sich der Staat die illleinfertigung Vorbehalten hat. Seine Erfindungskraft er streckt sich in erster Linie auf Sprengstoffe, sein Buch bietet ein«» Ueberblick über die Thäligkeit seines schaffensfreudigen Zerstörungssinnes. Herr Turpin ist ein bedeutender Chemi ker und ein Bahnbrecher auf dem Gebiete der praktischen Berwerthung der Chemie. Die Erfindung des männermor denden Melinits wird den Namen Turpin der Nachwelt überliefern. Er ist sicher der Erfinder dieses MordmtttelS, wenn auch dl« Pikrinsäure als solche schon fast 100 Jahre bekannt war. Die Behauptung, daß alle Fachmänner erklärt hätten, die Pikrinsäure enthalte nur die Hälfte des zur völli gen Verbrennung nothwendigen Sauerstoffes, wird wohl ohne Widerspruch bleiben. Die Erfindung des Herrn Turpin beruht nun einmal in der richtigen Erkenntniß der hohen Explosionsfähigkeit der reinen Pikrinsäure und dann vor allem in der höchst geistreichen Zusammenstellung, mit welcher «r den unheimlichen Stoff ganz ungefährlich zur Verarbei tung gelangen läßt, di« Sntzündungssähigkeit desselben her- sttllt und bewirkt, daß die Entzündungsart erst die Ausnutzung de» Sprengstoffs in dem Augenblicke der größten Ausnutzung»- fähigkett gesiattet. Die Erfindung stellt sich dar als Meisterwerk der Sprengtechnik. Bekannt ist, wie unter dem Krieg-Minister der Revanche da« geheimnißvolle Melinit seine groß« Roll« pielte. Millionen und abtrmal« Millionen wurden für die beschleunigt« KriegSb«r«itschaft d«r französisch«» Arme« au«- gegeben, «in«S d«r bedeutendsten Mittel zur Gewinnung d«S angeblichen Uebrrgewicht« über die Nachbararmee war da« Melinit. Damals kannte man in der großen O«ffenllichk«tt noch nicht den Namen de» Erfinder«, aber niemand zweifelte daran, daß dem glücklichen Erfinder auch reicher Ervenlohn zutheil geworden s«t. Da« ist aber nicht der Fall gewesen, and da« Buch des Herrn Turpin ist der grdruckte Aufschrei - >e« empörten Lrfindrrgewtffen«- Gt«bt e« ärmere Mrnschen al« di« reichsten Erfinder? Kin und gewiß nein! Herr Turpin hat all die Stationen ' er Enttäuschung, de« Neid««, der grimmig,n Sier nach «m «ntgangenrn Gewinn durchgemacht. Für 251000 kr Die sparsamen Bemerkungen über da« rauchfreie fran zösische Pulver können zu einer Verhaftung de« Turpin keinen Anlaß gegeben haben, der Grund der letzteren darf daher nur in Thatsachen zu suchen fein, über welch« da« eigen- händig« Wert dt» Hrrrn Turpin un« «ine Auskunft nicht gkbi. Lom höchsten kulturhistorischen Interesse ist d«r abge- druckte Entscheid de« französisch«» Krkg-mintstrr« vom 9. ... März 1885 auf da« erst, von Herrn Turpin gemachte Kaiser« in dies«« Herbste find jetzt endgültig ftstgeftrllt. I» Anerbieten de« Melinit«. Da heißt «» d«nn, daß dieser p,n ersten Tagen de« September« wird der Monarch stch Stoff nur dienen könne zu wahnwitziger Zerstörung, wt« zum Besuch de« Kaiser« von Oesterreich Md zur Theil-