Volltext Seite (XML)
1 Der Von Fr. Wilh. Groß. Zwei Dichter. Novelle von Paul Hermann. (Fortsetzung und Schluß zu Nr. 198.) Ides Geldes zu einem Blumenstrauß, es ist gewissermaßen seine Geschäftsanlage" Friedrich gab und erkundigte sich dann nach dem ersten Akt des großen Fabrikdramas. 2. Beilage zu Nr. 201 des Dresdner ZvItNMls Sonnabend, 30. August 1913 ' Heckenrose Ehrentag ist vorüber. Schwester Cyane geht ihrem HuldigungStage entgegen! — Nach Goldauge folgt Himmelsauge! — Beide anmutigen Ge schwister sind einander würdig! — Gleich holdselige Kinder unserer Flora ist die eine ebenso populär al- die modern genug, um auch dieser Dichtung mit Interesse zu folgen. Der Dompteur sagte mit Nachdruck, es sei cm Seelengemälde, und es wäre eine große Stunde. Während des vierten Aktes ereignete sich ein Zwischenfall, indem der Posaunist bei einer ganz heiteren Szene in lautes Schluchzen ausbrach. Befragt, e^lärte er, der Dichter hätte ihn mit einmal so sehr an seine verstorbene Frau erinnert; aber Madame Felicie sah mit Entsetzen in seiner herabhängenden Linken die halb geleerte Arrakflasche, zu deren Hergabe er nur widerstrebend veranlaßt werden konnte. Im letzten Akt betätigte sich die Heldin insofern sozial, als sie eine Kinder- brutanstalt gründete. Ihr letztes Wort war: „Wo du nicht mehr liebst, da gehe vorüber." Tie vierte Etage äußerte lebhaften Beifall, Fräulein Finette spendete ihre Veilchen, und der Posaunist machte den Vorschlag, eine Marmortafel am Limpurggäßchen an zubringen, was aber als verfrüht zurückgewiesen wurde. Pvonne, die der Vorlesung mit großem Jnterefse gefolgt «ar, blieb merkwürdig still; sie fühlte sich durch das Thema andere und ein Liebling des Volke-. — Wie Margarita die freie Wiese, beherrscht Cyane die Ährenfelder und hat da- mit jener gemein, nicht nur in unzähligen Abarten eine Zier unserer Gärten, sondern namentlich ein Schmuck der Getreidefelder zu sein, wo sie von reich und arm, alt und jung, vom Fürsten bis zum Bettler herab al- Wunderhold begrüßt und in Sträußchen oder Kränzchen gebunden, als geschätzte Beute davongetragen wird, um in der Kaiserburg das Auge der LandeSmutter ebenso zu erfreuen, wie in der ärmlichen Hütte de- Dörfchens die schlichte Bäuerin. Wie so viele Grazien der Pflanzenwelt in jahr tausendealten Sagen verherrlicht wurden, so ist auch die Kornblume von der Volkspoesie nicht übergangen worden. Erzählt Man doch — wie einst in mythologischer Zeit — in einer anmutigen Legende, daß Cyane zwar schon sehr alt ist, aber ursprünglich doch nicht vorhanden gewesen sei. Da ereignete eS sich einmal, daß die Göttin der Hirten und die Schntzgöttin deS Feldbaues und der Frucht barkeit in einen Streit gerieten, welcher von beiden die größere Bedeutung beizumessen wäre. Die erstere zählte eine große Anzahl von Vorzügen ans »nd prieS das mühelose, wonnige Schlaraffenleben der Wanderhirten mit allen seinen Reizen und Freuden in freier, unbegrenzter Natur und ihren blumigen Weiden, duftigen Steppen und blühenden Wiesen und noch andre Herrlichkeiten deS HirtenberuseS. Die Göttin deS Feldbaue- hingegen rühmte sich als die Allernährerin der gesamten Mensch- „Dieses Drama ist momentan ein feriüiegender Gegen stand für mich; Geist und Herz sind von anderen Dingen er füllt, Hymens Fackel fetz' ich leuchten." Vierzehn Tage vergingen, die Friedrich in große Un ruhe brachten, der Freund ließ sich nicht fetzen. Finette Meyer lief mit verweinten Augen über die Treppen, und „Olali", das Mädchen mit der seltsamen Kopfhaltung, er schien eines Tages im Limpurggäßchen, um sich persönlich nach dem Verbleib des Dichters zu erkundigen. In seiner Wohnung wisse man nichts von ihm, er habe mit hochmütiger Herablassung fünf restierende Monate bezahlt und sei dann verschwunden. Die Wäsche sei er noch schuldig. Friedrich befürchtete ernstlich, der Dichter habe die Qual des drückenden Alltags nicht ertragen, und er sei irgendwo in Schönheit gestorben. Diese Befürchtungen, die Fräulein Yvonne keines wegs teilte, hätten den bewegten Freund fast zum Anruf der Behörden veranlaßt, wenn nicht der Briefbote eines Tags einen Brief gebracht hätte, der weitgehende Beruhi gung vermittelte. Er war aus Ajaccio datiert. Zuerst fiel ihm ein glatter Karton in die Hand mit der lakonischen Anzeige: Minerva Böttger verwitwete Treppenhauer, geborene Reifenstahl Demetrius Böttger Vermählte. Dazu hatte der Dichter folgende Zeilen geschrieben: „Amico! Run konnte der Dichter nicht mehr wider stehe»; er schlug ein ungeheuer dickes Manuskriptheft auf und begann mit rollender Stimme den ersten Akt. Deme trius Böttger wäre nicht er selbst gewesen, wenn er nicht der verrotteten Gesellschaftsmoral mit volltönendem Pathos auf den Leib gerückt wäre. Die vierte Etage wurde durch eine gewisse Derbheit der Ausdrucksweise sehr gefesselt und fand namentlich die Heldin, die sich das Recht auf „Sünde" nicht nehmen ließ, sehr echt und ergreifend. Obwohl es Demetrius an seiner Psychologie völlig kehlte, hatte er doch eine ge wisse sich genial geberdende Kraft und ein Gefühl für drama tische Steigerung, die denn auch auf die feiner organifierten Hörer, Herrn Friedrich und Fräulein Yvonne, ihre Wirkung nicht versagte. Der zweite und dritte Akt waren endlos lang. Die Friseuse Fräulein Meyer mußte vor Beginn des vierten durch eine Anschovis und eine Semmel gelabt werden, da sie von einem nervösen Anfall heimgesucht wurde. Das Chor- söngerehepaar erklärte, daß man zu ihrer Zeit ja ganz andere Stücke geschrieben habe, aber sie wären, obwohl alt, doch and die seltsame Moral in ihren: verfeinerten weiblichen Emp- sinden peinlich berührt, aber sie war zu zurückhaltend, um Wndwelches Mißfallen zu äußern, besonders da Herr Fucdrich die Technik und die innere Steigerung sehr bewun derte Der Ansturm äuf das kalte Büfett endete mit einer volltommenen Vernichtung alles Eß- und Trinkbaren, Fräu lein Anette hoffte nun noch auf eine musikalische Abend Unterhaltung,, und der Posaunist erklärte sich sofort bereit, sein Instrument zu holen, aber es war ein halb zwölf Uhr geworden, und die geplante Ruhestörung mußte unter bleiben. Fräulein Finette trennte sich sehr ungern, der Dich ter fesselte sie namenlos, sie hatte das Gefühl, daß er nur für sie allein gelesen hatte, besonders wenn er in den Pausen feine großen Augen gleich Kanonen auf sie richtete. Alle Gäste waren einig, es sei em sehr gelungener Abend gewesen, »"d d/e Friseuse schlug vor, von Zeit zu Zeit gemischte Herren- und Damenkränzchen zu veranstalten. Der Dichter hielt seinerr Erfolg für ein günstiges Omen und behauptete, jetzt mit ganz anderen Augen in die Welt zu blicken. Diese Äußerung bereitete Friedrich eine große Genugtuung. * * * Tie Vorlesung hatte die Folge, daß sich der Dichter mehr und mehr als Hausfreund etablierte, zurnal sich in seinen wirtschaftlichen Angelegenheiten nirgends eine Ver besserung zeigen wollte. Yvonne litt unter dieser Freund- schast Ihr kluger weiblicher Blick durchschaute den Dichter bald und sic empfand es als ein Unrecht, daß Friedrich sich von dem Pofeur und Phrasendrescher unterdrücken ließ. Sie war so viel Künstlerin, um die Werlunterschiede dieser beiden Naturen voll zu begreifen, und fürchtete die Enttäuschung, die nickt ausbleiben könnte. Da sie aber ein verständiges Mädchen war, so suchte sie in der Arbeit Ablenkung von ihren Sorgen und Kümmernissen. Ihre Fortschritte waren außer ordentlich, und bei einem Preisausschreiben wurde eine Stickmusterkollektion von ihr mit einem ansehnlichen Geld preise bedacht. Es fiel Friedrich wohl auf, daß seine Freundin fremder gegen ihn geworden war, es quälte ihn von Zeit zu Zeit, aber er war zu sehr mit Demetrius Böttger und seinen großen Plänen beschäftigt, daß er kaum an sich selbst denken konnte. Nur in den Morgenstunden trieb es ihn an den Schreib tisch, es tvar so viel in ihm, das nach Entfaltung drängte, aber er mußte ringen, um sich davon frei zu machen. Er vermied cs, seinen Freund zu behelligen, da dieser eben mit einem großen Plan zu einem fünfaktrgen Fabrikdrama um- herging und in seiner Stammkneipe bei dem Mädchen mit der eigentümlichen Kopfhaltung oder in den Räumen der Friseuse Meyer bei Fräulein Fmette Anregung suchte. Er war mehr denn je mit der Welt zerfallen, wies aber die An- reaung, sich in irgendeinem Betrieb einen pekuniären Rück halt zu schaffen, mit Empörung als Zumutung eines Spieß bürgers zurück. »Ich, der Freigeborene, berufen, auf den Höhen der Menschheit zu wandeln, sollte das Sklavenfoch auf meine Schultern nehmen — den Königspurpur mü dem Loden« klcid vertauschen? Niemals! Sprich mir nie wieder davon, Friedrich, oder ich müßte an dir zweifeln." Friedrich Natusch war nicht so kleinlich, dem Sommer- auzug nachzutrauern, den er sich infolge der genialen LebenS- ausfassung von Demetrius Böttger nicht anschaffen konnte, aber sein freundschaftliches Gefühl wurde von Sorgen be drückt, wenn er die Kämpfe, in denen der Dichter stand, überdachte. Da geschah es eines Tages, daß sich der Freund mit den: Schleier des Geheimnisses umgab, viel vom Walten eines unerforschten Geschicks zu sagen wußte und mit einer gol denen Uhrkette auf einer neuen feidenen Phantafieweste paradierte. „Es ist noch nicht aller Tage Abend; ich habe cS ja im mer gesagt, die Zeit von Demetrius Böttger muß kommen." Friedrich fühlte sich durch solche Andeutungen einiger maßen beunruhigt. „Sei unbesorgt, mein Junge, du allein wirst an meinem Glanze teilnehmen, du hast die Hand nicht ängstlich ver schlossen, al- die Rot mn Harlem Finger an die Tür deS Dichter- pochte — beiläufig gib mir fünf Mark, ich benötige Wie du immer gefühlt hast, war ich zu Höherein geboren. Ein ungünstiger Wind fiel lange in die Segel meines Schiffs. Deine Hand war zu schwach, das Steuer zu glücklichem Port zu lenken — sie hat es gekonnt, sie, Minerva Treppen hauer, nunmehr mein mir vermähltes holdes Weib. Sie ver bindet trotz Treppenhauer die zarte Glut eines frisch lieben den Weibes mit der mütterlichen Reife ihrer Persönlichkeit und Lebenserfahrung. Ich führe sie in die Welt des Ideals ein, das ihr in der Selcherei Treppenhauers lange Jahre verschlossen war. Minerva Böttger ist, ich kann es wohl sagen, eine große, stolze Seele, die auch ohne den Gewinn des großen Loses in der Sächsischen Staatslotterie ein be gehrenswertes Gut darstellte. Die Seeluft und der Süden bekommen Minerva ausgezeichnet, sie hat bereits fünfzehn Pfund abgenommen, und gerade an Stellen, wo sie das Gewicht besonders drückte Obwohl unsere Papiere in musterhafter Ordnung waren, mußte unser Bund von Ge heimnis umgeben sein, damit nicht Verwandte des seligen Trcppenhauer uns mit Neid und Haß verfolgten. Meine dichterischen Pläne treten vor der Aufgabe, Minerva zu be glücken, durchaus in den Hintergrund. Das Fabrikdrama und die soziale Frage überhaupt stellen sich mir wesentlich anders dar, seit ich im Continental-Hotel zu Ajaccio diniere. Ich glaube, man kann das Leben auch von einer andern Seite aussassen- Minerva hat die Ausführung der „Heili gung der Sünde" vorläufig untersagt; sie liebt mich zu zärt lich, um mich und das Meisterwerk den Enttäuschungen und der rohen Menge preiszugeben. Ich bin überzeugt, daß Du volles Verständnis für die Wandlung meiner Lebens führung hast Ich muß das Leben erst in großen Zügen ge nießen, bevor ich es richtig anpacken kann. Unsere Freund schaft wird mir immer als Denkmal großen Menschentums gegenwärtig sein- Gehabte Auslagen werde ich Dir nach meiner Rückkehr wiedererstatten Dir ein gleiches Glück wünschend, mit herzlichsten Grüßen Demetrius Böttger. ?. 8. Meine kleine Nervi schließt sich diesen Grüßen an " Friedrich Natusch war vollkommen verblüfft, als er das Schreiben zu Ende gelesen hatte. Er las es ein zweites Mal und betrachtete mit wenig geistreichem Gesichtsaus druck die Vermählungsanzeige Das war ja ganz unmög lich, die dicke, unfeine, gealterte Witwe und Demetrius, der Dichter der Zukunft, mit den erhabenen, welterschütternden Plänen! Er hätte sich wohl freuen sollen, aber er konnte es nicht, ein starkes Gefühl des Widerwillens stieg in ihm auf. Er war noch lange nicht so weit, um das Erlebnis mit dem Lächeln des großen Verstehens zu betrachten. Und dann blieb sein Empfinden an einem Worte hängen. „Gehabte Aus lagen werde ich Dir nach meiner Snickkehr wiedererstatten." Wie geschäftsmäßig das klang, wie niederziehend! Und die neue Beleuchtung, in der er die Dichtkunst von Demetrius sah! War das eine Kunst, war das reines Philistertum? Friedrich Natusch konnte nicht anders, ihm stieg es wür gend im Halse auf, dicke Tränen kamen in seine Augen, er weinte ganz herzhaft. Dann wurde es ihm ein wenig leichter. Er beschloß, einen weiten Spaziergang zu machen, womög lich auf einfamen Pfaden, denn es war ihm unmöglich, je mand zu ehen- Es war, als müßte er sich für den Freund schämen, o viele Züge erschienen ihm auf einmal in einer neuen Beleuchtung. Fräulein Yvonne, ja, die hatte ihn rich tig gesehen. Obwohl sie kaum jemals ein Wort gegen ihn geäußert hatte, wußte er jetzt genau, wie sie über den Dichter urteilte. Hhr hätte er jetzt am wenigsten begegnen mögen; er dachte sogar daran, auszuziehen. Aber bei diesem Ge danken erwachte plötzlich ein schmerzliches Gefühl in ihm, über das er fick keine Rechenschaft geben konnte. Der aben teuerliche Wasserspeier und die reizvolle Aussicht, die schön gewundenen Treppen mit dein kunstreich geschnitzten Ge länder — und über das Geländer beugte sich Fräulein Yvonne und lachte ihn mit ihren dunklen, weichen Augen an — nein, es war unmöglich, das aufzugeben, und ein zwin gender Grund war ja nicht vorhanden. Der Spaziergang an dem regenfchweren Sonnabend tat seiner Natur wohl, er dachte ruhiger über den Fall und prüfte nun seine eigene Empfindung gründlich. Die Ent täuschung würde ihm noch lange nachhängen, so weit war er über sich im klaren. Aber von Schuld war auch er nicht frei; wer hieß ihn auch, in dem kaum Gekannten ein Ideal- bild verehren? Die nächsten Wochen vergingen ihm in stiller Arbeit. Bon den Hausgenossen sah er nichts. Fräulein Finette Meyer hatte sich nach einigen tränenvollen Tagen über den unge treuen Demetrius getröstet, für den Posaunisten und den ehemaligen Dompteur war der Dichter infolge seiner ge schäft-klugen Heirat eine beinahe verehrungswürdige Per- jönuchkeit geworden, sie bewunderten ihn maßlos. Fräulein Yvonne achtete den stillen Kummer Friedrichs; sie hatte von Anfang an instinktiv geahnt, daß diese Ent täuschung nicht ausbleiben konnte Insgeheim hatte sie nun eine Tat vorbereitet, von der sie sich die allergünstigste Wir kung auf den Gemütszustand des lieben Jünglings erhoffte. Sie fühlte, daß seine Natur dringend einer Ermunterung bedurfte, um zum Glauben an sich selbst zu gelangen. Mit einiger Ungeduld sah sie dem Ergebnis entgegen. * * * Warum soll es nicht einmal im Leben Märchenwunder geben? Die Redaktion einer süddeutschen künstlerischen Monatsschrift, der Fräulein Yvonne mutig eine Reihe kleiner Arbeiten Friedrichs geschickt hatte, war entzückt von der ursprünglichen Frische und Plastik des Dargestellten, von der Tiefe der Empfindung in diesen Dichtungen und nahm sie nicht nur zu baldigem Abdruck an, sondern erbat mehr. Ein wenig Herzklopfen hatte sie doch, als sie dem Staunenden den Brief überreichte Er war ja sensitiv und am Ende von ihrer Eigenmächtigkeit unangenehm berührt. Aber Fried rich Natusch, der sich selbst kaum jemals genug tat, hätte nicht dreiundzwanzig Jabre zählen müssen, um nicht von der Aus sicht, zum erstenmal gedruckt zu werden, überwältigt und ent zückt zu sein. „Fräulein Yvonne, was haben Sie getan? Ich selbst hätte nie den Mut gefunden." „Das wußte ich ja, und da ich an Sic glaube, mußte ich den Versuch machen." „Fräulein Yvonne, Sie sind mein bester Freund." „Ein guter und wahrer Freund jedenfalls, Herr Fried rich !" Wenn er sie jetzt fest in seine Anne genommen hätte, sie würde nicht widerstrebt haben. Aber es will alles gelernt fein, und es dauerte noch eine Weile, bis er sein Glück da fuchte, wo es sür ihn bereitet war. Mit dem Wachsen seiner Liebe erstarkte sein Schasfensmut- Tie Quellen wurden srei. Und als er sich selbst gefunden hatte und den Stimmen in seinem Innern traute, da fand er eines Tages den Mut, an das liebe, kluge Mädel die langerhofste Frage zu richten. Madame Felicie tat sehr erstaunt, aber sie segnete gern, da sich die wirtschaftlichen Verhältnisse von Monsieur Fröderic" ganz bedeutend gebessert hatten. Und seine Stel lung wurde auch uach außen hin gesichert, als die Verleger, bei denen Friedrich arbeitete, selbst die Herausgabe einer künstlerisch-literarischen Revue in die Wege leiteten und Herrn Natusch als Redakteur und Mitarbeiter gewannen- An dem Tage, an dem Friedrich und Yvonne, die auch nach ihrer Verheiratung dem Kunstgewerbe treu zu bleiben gedachte, draußen in der Vorstadt ein kleines, altes Haus in einen! Gartengrundstück mieteten, traf ein aus Athen datierter Bries von Demetrius Böttger ein. Nach dem ersten Schreiben, auf das keine Antwort erfolgt war, hatte er viele Monate geschwiegen. Ter Brief aber lautete: „Cber! Freue Dich mit mir! Ein Sohn ist mir geboren. Fast auf der Akropolis, dem suggestivsten Ort der ganzen Erde, hat mich Minerva mit ihm beschenkt- Mir sieht er ähnlich. Und nun sehe ich das Ziel und den Zweck meines Lebens immer deutlicher vor Augen: meinen Sohn zum Mann der Zukunft zu erziehen, das sei die Tat, zu der ich stets einen so ungeheuren Drang fühlte. . Minerva geht es gut, fie nimmt alles Geschehene al- holdes Wunder auf Sie hob sich von den gebildeten Stätten alter Kulturen ja etwas fremdartig ab, jetzt aber ist fie ver klärt durch das hohe, nie mehr erhoffte Glück. Wo wir in Deutschland leben werden, hat Minerva noch nicht bestimmt. Sie träumt von einem Schloß am Meer oder einer Billa am Wannsce- Welche Wendung hat mein Geschick genommen! Mein Sohn wird der Erbe meiner Pläne sein, ich selber ent sage zu seinem Wohle. Darin liegt wahre Größe. Lebe wohl. Tein Demetrius Böttger 8. Neulich kam mir ein deutschesLiteraturblättchen mit kleinen Arbeiten von Dir in die Hand Recht brav, fahre so fort!" Friedrich Natusch las das Schreiben und gab es Yvonne, die es kopfschüttelnd überflog. Dann lachten beide, und Yvonne sagte: „Hoffentlich wird Frau Minerva nun so vernünftig, wie es ihr Alter erwarten läßt — sonst würde mir für den Mann der Zukunft recht bange "