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Nichtamtlicher Teil. vom Königlich«« Hof«. Dresden, 26. Juli. Ihre Königs. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg sind am 23. d. M. von der Insel Jersey nach mehr wöchigem Aufenthalte abgereist und haben sich nach Paris begeben, von wo Se. Königl. Hoheit der Prinz morgen 9 Uhr 6 Min. vormittags in Leipzig eintrifft. Höchstderselbe wird im Königl. Palais Wohnung nehmen und 12 Uhr 30 Min. in Vertretung Sr. Majestät des Königs den Huldigungsfestzug des 18. Deutschen ReichsfeuerwehrtageS in Leipzig besichtigen bez. die Begrüßung des HauptausfchusseS und des Neichsfeuerwehr- ausschusses entgegennehmen. Im neuen malhause wird Se. Königl. Hoheit der Prinz an dein um 3 Uhr von der Stadt gegebenen Festessen teilnehmen. Um 5 Uhr reist Höchstderselbe nach Dresden ab, und wird nach kurzem Aufenthalte die Rufe nach Gmunden fortsetzen, wo Se. König!. Hoheit bis zum 3. August bei seinen Durchlauchtigsten Verwandten zn Besuch weilen wird. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin ist am 25. d. M. von Paris nach Le» Avants sur Montreux weitergereist und wird dort längere Zeit mit Höchstihren Verwandten beisammen sein. Deutsches Reich. Kleine politische Nachrichten. Bern, 25. Juli. Im Juni wiesen die elsässischen Be hörden den schweizerische» Staatsangehörigen Brunner, Inhaber einer größere» Buchhandlung in Straßburg, aus, weil er trotz mehrfacher Verwarnung das verbotene Buch I'kistoirv äv I'^Isaos von Hansi weiter verkauft hatte. Brunner ersuchte den schweizerischen BuudeSrat, sich zu seinen Gunsten in Berlin zu verwenden. Auch die Presse beschäftigte sich lebhaft mit der An gelegenheit. Nachdem der Bundesrat in Berlin durch die schweize rische Gesandschast Erkundigungen eingezogen hatte, nahm er heute auf Grund der Akten Kenntnis, daß die Ausweisung Brunners rechtSgemäß erfolgt sei, nicht in Widerspruch mit dem deutsch schweizerischen Niederlassungsvcrtrage stehe und daß daher zu weiteren Schritten kein Anlaß vorhanden sei. Ter neue Ba Ika «krieg. Die Kriegslage. Serbisch-bulgarische Grenzkämpfe. Belgrad, 25. Juli. Nachdem Bjelogratschik ein genommen ist, fangen Abteilungen des serbischen Heeres an, Vidin einznschließen, eine alte Festung, die mehr durch ihre natürliche Lage als durch künstliche Befestigungen geschützt wird. Immerhin wird die Einnahme der Stadt nicht lange auf .sich warten lassen. Die Truppen des Generals Kutintschefs fangen an, sich zu ergeben. Bei Pirot nahmen die Serben an der bulgarischen Grenze Strachua und Tschukova ans dem rechten User der Nischava und Golema und Glava auf den« linken User. Au den übrigen Punkten herrscht Ruhe. Räumung Dedeagatschs durch die Bulgaren. Athen, 25. Juli. (Meldung der „Agence d'AthsneS".) Wie bestimmt verlautet, haben die Bulgaren Dedea- gatsch geräumt. Athen, 26. Juli. Gestern srüh ist Dedeagatsch von den Landungstruppen eines griechischen Ge schwaders besetzt worden. Der griechische Admiral er klärte den in Dedeagatsch befindlichen Konsuln der Mächte: Dedeagatsch werde besetzt aus militärischen Gründen und um einen Schutz sür die griechische Bevölkerung Thraziens gegen die bulgarischen Ausschreitungen zu schaffen. Der rumänische Vormarsch eingestellt. Sofia, 2b. Juli. Wegen des Auftauchens einer rumänischen Kavallerieabteilung in der Nähe von Sofia richtete die bulgarische Regierung eine Anfrage an die rumänische Regierung. Diese erwiderte, daß der Befehl zur Einstellung des Vormarsches der rumä nischen Truppen seitens des rumänischen Hauptquartiers bereits ergangen sei. Türkische Operationen und Erfolge. Sofia, 25. Juli. Die Türken sollen den Vormarsch gegen Jamboli und Aitos fortsetzen und aus dem Wege Brandschatzungen und Plünderungen verüben. Konstantinopel, 25. Juli. Der „Tanin" meldet, daß das gesamte Land bis zur alten bulgarischen Grenze besetzt sei. Kriegsgreuel. Bulgarische Beschuldigungen gegen die Montenegriner und Türken. Sofia, 25. Juli. (Meldung der „Agcnce Bulgare") Ter Kommandeur der bei Kotschana stehenden Truppen meldet, daß die Montenegriner in nicht geringerem Maße Plünderungen begehen als die Serben und Griechen. Da sie keinen Vcrproviantierungsdienst haben, leben sie aus Kosten der eingeborenen Bevölkerung, indem sie mit Gewalt nehmen, was sie zu ihrem Unterhalt brauchen, und das, was übrig bleibt, vernichten. Die friedliche Bevölkerung leidet furchtbar unter den Grau samkeiten der Moutenegriner, welche die Dörfer verwüsten und in Brand stecken. Sofia, 26. Juli. Die türkische Kavallerie, die auf altbulgarischem Gebiele vorrückt, hat mehrere Ort- schasten in Brand gesteckt und zahlreiche Ein wohner niedergemetzelt. Die Bevölkerung floh in panischem Schrecken. Bulgarien wünscht internationale Untersnchnng der gegen seine Truppen erhobenen Vorwürfe Sofia, 25. Juli. (Meldung der „Ngence Bulgare". Angesichts des systematischen Berle um dungsfeld- zugeS, der gegen Bulgarien und seine Armee mit Er bitterung gesührt wird, und der nach der Unterbrechung der Verbindungen mit Europa einen ungeheuerlicher Umfang angenommen hat, hat die Regierung die Ver treter Bulgariens im Anslande beauftragt, die Bitte um Einsetzung einer internationalen Untersuchung auszusprechen, die von den ossiziellen Vertretern der Mächte geführt werden und sich über den ganzen Kriegs schauplatz erstrecken soll. Um den Frieden. Der verweigerte Waffenstillstand. Bukarest, 25. Juli. (Meldung der „Agence Rou- maine".) Seit gestern ist die Lage unverändert. Serbien und Griechenland sträuben sich gegen einen Waffenstillstand, inde» kann man in Anbetracht des Eintretens von König Carol darauf rechnen, daß der Vormarsch der serbischen und griechischen Truppen weniger eilig werden wird, und daß die Konferenz nächste Woche zusammentreteu kann. Die Antivorten der Könige Peter und Kon stantin auf das gestrige Telegramm des Königs Karol sind heute hier eiugetroffen. König Konstantin ver sichert in seinem Telegramm, daß auch er den Wunsch habe, dem Blutvergießen möglichst bald ein Ende zu setzen, sowie daß er nicht die Absicht habe, das Gleich gewicht auf dem Balkan zu stören. Auch beabsichtige er keine Verkleinerung Bulgariens. ES wäre aber ein Verbrechen gegen sein Land, wenn er nach diesem blutigen, von Bulgarien aufgedrängten Krieg einen Waffen stillstand schließe» würde ohne die Sicherheit, daß der Friede Griechenland und seinen Verbündeten jene Vorteile bringen werde, die man ihnen schulde. Der König fügte hinzu, daß er nach den bitteren Erfahrungen, die er mit Bulgarien gemacht habe, damit rechnen müsse, daß ein Waffenstillstand ohne Sicherheiten Griechenland der Früchte seiner Siege berauben würde. Wenn Bulgarien die Bedingungen des Vorfriedens annehme, sei die griechische Regierung bereit, Bevollmächtigte zu entsenden. Die Ant wort des Königs von Serbien auf das Telegramm König Karols ist inhaltlich der Antwort des Königs Konstantin gleich. Athen, 25. Juli. Maßgebende Kreise behaupten, daß in Athen und Belgrad der Druck von russischer und österreichischer Seite andaure. Sowohl Griechenland als auch Serbien hätten schon wiederholt erklärt, daß sie eine Vermittlung Rußlands dankbar au- nähme». Bulgarien sei es, das den Frieden zurück- weise, nicht die Verbündeten. Denn während diese vom Frieden sprächen, spreche Bulgarien vom Waffenstillstand. Wenn Bulgarien aufrichtig den Frieden wolle, warum weigere es sich dann, die aufgestellten Bedingungen zu erörtern, ja, sie nur anzuhören? Sobald Sofia er kläre, daß es die Bedingungen der Verbündeten an nehme, werde der Waffenstillstand abgeschlossen werden. Sonst sei nichts zu hoffen. Unmut in Rumänien. Wien, 25. Jnli. Nach einer der „Politischen Korre- pondeuz" aus Bukarest zugegangenen Mitteilung ist nan in Bukarest über das ablehnende Verhalten Griechenlands und Serbiens gegen das Verlangen nach Einstellung der Feindseligkeiten mit Unmut er üllt. Es wird hervorgehoben, daß der zweite Balkan- Iricg sowie die rumänische Aktion hauptsächlich den Zweck verfolgten, das Balkangleichgewicht gegen ibertriebene Ansprüche Bulgariens zu chützen. Dieser Zweck sei gegenwärtig im wesentlichen als erreicht zu betrachten, und eS gewinne fast )en Anschein, als ob man nunmehr vor die Aufgabe gestellt werden dürfte, das Balkanaleichgewicht gegenüber etwaigen maßlosen Forderungen Griechenlands und Serbiens zu schützen. Rumänien werde sich aber durchanS nicht zur Niederzwingung Bulgariens unter allzu drückenden Bedingungen gewillt zeigen, stelle sich auch auf den Standpunkt, daß eine unverzügliche Einstellung der Feindseligkeiten geboten sei, da sie die Entwirrung der Krise fördern würde, ohne die berechtigten Interessen Griechenlands und Serbiens einer Schädigung auszusetzen. Vorbereitungen für die Bukarester Berhand- - lungen. Bukarest, 25. Juli. Die rumänische Regierung hat an Serbien, Griechenland und Montenegro die amtliche Einladung gesandt, Delegierte für die Verhandlungen über einen Waffenstillstand und den Frieden nach Bukarest zu senden. Montenegro hat den Ministerpräsidenten Wuko- titsch und General Martinowitsch zu seinen Bevoll mächtigten ernannt. Der Borstoft der Lürken. Rechtfertigungsversuch. Konstantinopel, 25. Juli. Ein offizielles Coin- muniquü erinnert an die erste Erklärung Europas beim Beginne des Krieges der Türkei mit den Balkanstaaten, in welcher der Grundsatz der allgemeinen Integrität der Türkei proklamiert wurde. Man könne nicht glauben, daß Europa die Türkei sollte zwingen wollen, zu ver gessen, daß Thrazien muselmanisches Gebiet und Adrianopel seine ehemalige Hauptstadt sei. Die muselmanische Welt hätte es niemals begriffen, daß die Pforte inmitten aller Massakers ihre muselmanischenBrüder in Thrazien nicht rettete. Die jetzigen Ereignisse hätten bereits eine zu große Rückwirkung aus die asiatische Türkei auSgeübt, als daß man glauben könnte, Europa wolle die Kluft zwischen der muselmanischen und der christlichen Welt vergrößern. Ein Einschreiten der Großmächte in Sicht? Sonderaktion Rußland»? London, 25. Juli. Wie da» Rentersche Bureau erfährt, werden die Botschafter ihren Regierungen eine neue Note an die Türkei Vorschlägen; ob eine Kollektiv uote oder nicht, ist noch nicht entschieden. Tie Nole wird von neuem die Aufmerksamkeit der Pforte auf den Beschluß der Mächte lenken, der Grenze EnoS—Midi« Achtung zu verschaffen. Obgleich man unbestimmt von einer Flottendemonstration und anderen Mitteln, einen Druck auf die Türkei an-zuüben, ge sprochen hat, ist der gestrigen Konferenz kein Borschla gemacht worden. Einzelne Diplomaten glauben, daß ei» Druck finanziellen Charakters genügen wird. Der Standpunkt Rußlands unterscheidet sich von dem der anderen Mächte infolge der Sonderinteressen Rußlands. Rußland erklärt, keineswegs die Wieder herstellung der ottomanischen Herrschaft in dem Gebiete zulassen zu können, au» dem die Türke» schon vertrieben waren. Rußland wird also gezwungen sei«, e^ie Aktion zu unternehmen, die den Zweck ver folgt, den Rückzug der türkischen Truppen ficher- zustellen. Man glaubt, daß diese Aktion gemeinsam unternommen werden wird, jedenfalls aber ist Rußland der Ansicht, daß nichts geschehen wird, was Uneinigkeit unter den Mächten Hervorrufen könnte. Paris, 25. Juli, 8 Uhr 10 Min. abends. Uber den Inhalt der von den Botschaftern in Konstantinopel der Pforte zu überreichenden Note wird dem Berliner „Tag" zufolge bekannt: 2)ie Großmächte werden an ihre bereits erfolgten Mitteilungen erinnern, die dahin gehen, daß eine Nichtigkeitserklärung der Grenzlinie Enos- Midia unzulässig sei, da der Londoner Friedensvertrag sowohl von sämtlichen Großmächten als auch von der Türkei als ein diplomatisches Instrument angenommen worden sei Die Großmächte rechnen ans die Respektie rung der von der Türkei eingegangenen Verpflichtungen und gewährleisten die Unantastbarkeit der festgelegten Grenzlinie. Das der Türkei in Europa verblie bene Besitztum soll durch die Großmächte garan tiert werden. Meine Nachrichten. Konstantinopel, 25. Juli. Der Justizminister und der erste Adjutant des Sultan» sind nach Adrianopel abaereist. Bukarest, 25. Juli. Wie bekannt wird, ist der königi» Elisabeth zu Wohltätigkeitsz wecken im Zusammenhänge mit der Mobilmachung auch von Hrn. krupp v. Bohlen und Halbach eine Summe von 25000 Lei überwiesen worden. Ausland. Rücktritt de- Lberstlandmarschalls von Böhmen. Bad Ischl, 25. Juli. Der Kaiser hat heute vor mittag den Oberstlandmarschall von Böhmen Prinzen v. Lobkowitz in Audienz empfangen. Der Kaiser nahm )ie Demission deS Prinzen an und überreichte ihm den Orden vom Goldenen Vließ. Französische Kammer. Das Gesamtbudget angenommen. Paris, 25. Juli. Die Kammer trennte vom Finanzgesetz den von» Senat beseitigten Artikel, der den Kohlengruben vom 1. Oktober 1913 ab eine Steuer von 25 Centimes sür die Tonne auferlegt. Das Gesamt budget wurde darauf mit 450 gegen 69 Stimmen, eilt vom Finanzminister gebilligter sozialistischer Zusatzantrag, )er dahin zielt, daß vom Budget 1914 nur die von. der iegierung vorgeschlagenen Änderungen, also etwa zwei Drittel des Budgets, erörtert werden, mit 245 gegen 231 Stimmen, angenommen. Subvention sür den Po st dienst Havre —New Uork. Paris, 26. Juli. Die Kammer nahm nach längerer Debatte in einer bi» Uhr nachts während«-» Sitzung >as Abkommen an, "wodurch die der Compagnie Trausatlantique für den Po st dien st Havre — New )ork bewilligte Subvention für weitere 20 Jahre er- »euert wird. Die französische Heere-vorla-e vor dem Senat. Paris, 25. Juli. In» Senat erstattete Doumer )en Bericht des Heeresausschusses über das Gesetz >er dreijährigen Dienstzeit. Milli ös-Lacroix egte die Ansichten der Finanzkommission dar. Minister- »räsident Bart ho»» verlangte, daß die Diskussion am lächsteu Donnerstag beginnen solle. Der Vorschlag der Regierung wurde mit 181 gegen 98 Stimmen angenommen. Reformen für Ostanatolien. Konstantinopel, 25. Juli. Die aus Funktionären der hiesigen Botschaften zusammengesetzte Kommissiou beendete das Studium der Reformentwürfe für Ost anatolien, mit denen sich die Botschafterreunion dem nächst beschäftigen wird. Die Revolution in China. Schanghai, 25. Juli. Trotz großen Verstärkungen sind die Angriffe auf das Arsenal vollständig ge scheitert. Hervorragende Männer sandten ein Tele gramm an Juanschikai, worin sie ihm eine Grundlage für die Friedensverhandlungen Vorschlägen. Der Tutu von Hunan und die ossiziellen Vertreter prokla mierten die Neutralität der Provinz. Der Tutu von Chekiang unterstützt jede gegen Juanschikai gerichtete Propaganda. Marokko. Überfälle auf Spanier. — Raisuli. — Bevorstehende Pazifizierung. Paris, 26. Juli. Nach einer Madrider Meldung wurde eine spanische Truppenabteilung bei Ceuta, als sie Wasser holen wollte, von Kabylen überfallen. Ein Offizier und fünf Mann wurden getötet, fünf wurden verletzt. Die Angreifer, die fünf Tote auf dem Kampfplätze zurückließen, ergriffen die Flucht. AuS Tanger wird gemeldet: Naisuli, der sich an die Spitze der den Spaniern feindlichen HarkaS gestellt haben soll, befahl seinen Frauen und Kindern, Tanger zu verlassen, da er Zwangsmaßregeln gegen sie befürchtet. Die Familie Naisuli» reist unter den» Schutze von 40 Kulis nach Zmat ab. Naisuli hat außerdem gegen 500 Mann an der Grenze der Zone von Tanger auf gestellt, die seine Familie gegen etwaige Angriffe schützen sollen. Aus Madrid wird gemeldet: Villanueva, der von seiner Besichtigungsreise aus Marokko zurückgekehrt ist, äußerte sich sehr optimistisch und glaubt, daß die Pazifizierung der fpanifchen Zone rasch von statten gehen werde. Die vereinigten Etaaten und Mexiko. New Aork, 25. Juli. Der amerikanische Bot schafter in Mexiko ist hier eingetroffen. Er erklärte sich gegen den Plan, eine Kommission nach Mexiko zu entsenden, die zwischen den kriegsührenden Parteien