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Nichtamtlicher Teil. Mitteilungen aus der öffentlichen Berwaltnng. * Se. Exzellenz der Herr Präsident der Ober- rechnungSkammer Wirkt. Geh. Rat vr. Löbe hat am 4. d. M. einen mehrwöchigen Urlaub angetreten. * Der Präsident der Generalzolldirektton Geh. Rat Härtig hat einen mehrwöchigen Erholungsurlaub an- getreten. Dentfches Reich. De- Kaisers Nordlaudreise. Bergen, 3. August. Se. Majestät der Kaiser, der am Freitag abend 9 Uhr 45 Min. vor Bergen ein- getrossen war, nahm gestern da- Frühstück bei Konsul Mohr ein und hörte auf dein Begleitschiff „Kolberg" die Borträge des Chefs deS TeneralstabeS v. Moltke und des Gesandten v. Treutler. Heute hielt Se. Majestät den Gottesdieust an Bord der „Hohellzollern" ab. Zur FrühstückStasel waren die Mitglieder der Kaiser!. Gesandtschaft und Konsul Mohr mit ihren Dame» geladen. Da» Wetter ist kühl und regnerisch. Koloniales. Südwestafrikanische Diamanteuau-fuhr im Jahre IVIS. Die Förderung und Ausfuhr au Diamanten ist von Vierteljahr zu Vierteljahr während des Kalenderjahre» 1912 gestiegen, und hat insgesamt die JahreSmenge von 238,772 kg erreicht. Gegen das Jahr 1911 mit einer Ausfuhr von 153,572 kx bedeutet das eine Zu nahme um über 50 Proz. Auch die Ausfuhrmenge von 1910 mit 178,261 kg ist noch erheblich über schritten. Der Wert dieser Ausfuhr dürfte wenig unter 40 Mill. M. bleiben. BiehauSfuhr aus Lndwestasrita uachver Kapkolonie. Die „Lüderitzbuchter Zeitung" schreibt: Welche Wohl tat die nach langem Mühen erfolgte Öffnung der Grenze für Kleinvieh für die Farmer des Südens bedeutet, hat sich jetzt gezeigt. Eiu Biehhäudlcr aus der Kapkolonie hat im Distrikt Warmbad allein über 5000 Stück Sch lach t Hammel aufgekanft, und auf den Farmen mit 10,75 bis 1!,50 M. bar bezahlt. Tas Vieh wird nach Prie-ka getrieben und von dort auf der Eisenbahn nach den Berbrauchsmit telpnnkteu verschickt. Dnrch den einmaligen Besuch dieses Herrn ist der Farmerschaft des Südens der immerhin nennenswerte Betrag von 60000 M. in bar zugeflosjeu. Der Händler hat weitere Besuche in Aussicht gestellt. Am Balta«. Die Kriegslage bei Eintritt der Waffenruhe. Berlin, 3. August. Die griechische Gesandtschaft teilt folgendes gestern vom Hauptquartier in Livanowon hier eingetroffenes Telegramm mit: Infolge de» Waffen stillstandes ist zwischen unserer und der bulgarischen Armee eine Demarlationslinie festgesetzt worden, die nördlich von Pecavo und Negrowo verläuft. Darau» ergibt sich, daß die Meldung, die Bulgaren hätten Pecavo und Negrowo erobert und hielten sie besetzt, ebenso falsch ist, wie die Meldung, daß sie jemals während diese» Krieges von uns Kanonen oder sonstige Geschütze erbeutet hätten. Die Bukarester Frieden-verhandlungen. Verlängerung des Waffenstillstandes? Bukarest, 3. August. Eine Verlängerung deS Waffenstillstandes wird nur dann vereinbart werden, wenn die Arbeiten der Konferenz bis Dienstag gute Fort schritte machen. Morgen früh werden die Rumänen aber jedenfalls eine Verlängerung um drei Tage in Vorschlag bringen. Bulgariens Gegenforderungen. Bukarest, 3. August. In der heutigen Sitzung der Friedenskonferenz stellten die bulgarischen Dele gierten gegenüber den Forderungen der Serben und Griechen folgende Gegenforderungen auf: 1. Die neue Grenze beginnt an der alten serbisch-bul garischen Grenze und geht zwischen Kumanowo und Egri Palanka nach Süden, zwischen VeleS und Jstip über den Wardar bis Murichovo bei Monastir, so dann über Gjewgheli, westlich von SereS über die Struma nnd endet am Golfe von Orfano. Es bleiben daher aus bulgarischem Gebiet Egri Palanka, Kratowo, Kotschana, Jstip und Radovista, Strumitza, Doiran, SereS, Demir Hissar und Kavala. (Die Griechen haben in den Be sprechungen mit den Bulgaren die Grenze von Makri nach dem Golfe von Lago» zurückgezogen.) 2. Da die Entscheidung über die Inseln von der Botschafterkonferenz in London den Großmächten Vorbehalten ist, kann Bul» garien nach dieser Richtung keine Verpflichtung über nehmen. 3. Bulgarien kann die Berechtigung der For derung der Verbündeten nach einer Entschädigung der Einwohner nicht anerkennen und über diesen Gegenstand auch nicht in Verhandlungen eintreten. 4. Bulgarien willigt ei», daß die Streitigkeiten betreffend die alte serbisch-bulgarische Grenze einer internationalen Militär kommission anvertraut werden, die von den Großmächten zu ernennen ist. 5. Bulgarien nimmt den Grundsatz an, demzufolge sich die Kriegführenden unter Wahrung der Gegenseitigkeit verpflichten, auf ihrem Gebiete den Rationalitäten volle Schul- und Kirchenfreiheit zu ge währen. Belgrad, 3. August. Die Gegenvorschläge Bul garien» über die zukünftige Grenzlinie Haven hier einen ungünstigen Eindruck bervorgerufen, weil man in diesem Verhalten Bulgariens eine Mißachtung der Militärischen Erfolge der Verbündeten sowie da» Bestreben erblickt, die Friedensverhandlungen zu vereiteln. Man erwartet, daß die griechischen Delegierten die bulgarischen Vorschläge in gebührender Form abweisen werden. Die gestrigen Beratungen der Konferenz ergebnislos. Bukarest, 3. August. (Wiener Korr.-Bureau.) In der heutigen Beratung der Delegierten der Ver bündete» mit denen der Bulgaren versuchte man zu einer Einigung über die beiderseitigen Vorschläge zu gelangen. Die Beratung endete indessen ohne end gültiges Ergebnis. Die Griechen bestehen weiterhin auf Kavala, ebenso die Bulgaren. Die Serben schlugen eine neue Westgrenze vor, «»»gehend von einem Punkt, wo die Wasserscheide der Breaalnitza und der Struma die alte bulgarisch - türkische Grenze berührt, dann die Wasserscheide entlang im Süden in das Tal der Strumitza und dann westlich anschließend an die Grenze deS ersten Vorschlages. Die Bulgaren lehnten die- ab. Einigung zwischen Rumänien und Bulgarien. Bukarest, 3. August. Heute früh fand eine Konfe renz der bulgarischen und rumänischen Delegierten unter dem Vorsitze MajorescuS statt. Nach einer längeren Beratung, die biS Mittag dauerte, kam es zu einer Einigung unter de» beiden Parteien über die drei Punkte, die von Rumäien in der Note vom 21. Juli formuliert worden waren. Der Verlauf der neuen Grenze wurde durch die militärischen Delegierten festgelegt. Sie beginnt 12 km unterhalb von Baltschik auf dem ersten Hügel, der auf der Karte mit der Höhen- angabe 252 bezeichnet ist, läuft dann in einer Entfernung von 10 km südlich von Dobritsch vorüber und endigt 9 km westlich von Turtukai bei dem Dorfe Tourk-ynnl. An einigen Punkten weicht die neue Grenze gemäß der topo graphischen Eigenart um 15 bis 16 km von der geraden Linie nach Westen ab. Ferner verpflichtet sich Bulgarien, die Befestigungen von Rustschuk und Djumla zu schleifen und keine neuen Befestigungen in dem da zwischen liegenden Gebiet und in einem Umkreis von 20 km um Baltschik herum anzulegen. Die Frage dec rumänischen Schulen und Kirchen in dem von Bul garien eroberten Gebiet wurde entsprechend den auf der St. Petersburger Konferenz gemachten Vorschlägen ge regelt. Österreich gegen die zu weitgehenden griechischen Forderungen. Budapest, 3. August. Der „Pester Lloyd" meldet bezüglich der Wiener Auffassung über die griechische» Forderungen, daß cs ausgeschlossen sei, daß so weitgreifende Aspirationen verwirklicht würden. Oster reich-Ungarn und Ruhland feien übereinstimmend der Ausfassung, daß Bulgarien nicht erdrosselt werden dürfe. Der „Pester Lloyd" fügt hinzu: Trotz der Gleich artigkeit der Auffassung Österreich-Ungarns und Rußlands bestehen keine festen Vereinbarungen bezüglich Bulgariens. Auch ist von Osterreich-Ungarn keine Initiative auS- gegangeu. Das ändert nichts an der Tatsache, daß man in St. Petersburg und Wien über die Notwendigkeit, Bulgarien vor zu großer Schwächung zu bewahren, gleicher Ansicht ist. Dev Borftoh der Türke»». Eine halbamtliche deutsche Stimme. Berlin, 3. August. Die „Norod. Allgem. Ztg." schreibt in ihrer Wochenrundschau: In dec Frage der Zukunft Adrianopels ist eine schärfereZuspitzung vermieden worden. Es kann begreiflich erscheinen, daß die Stimmung im türkischen Heere und der Patriotismus des osmanischen Volkes zur Behauptung der vielumstrittenen Stadt drängen. Einsichtige türkische Staatsmänner entziehen sich aber nicht der Pflicht, genan zu prüfen, oh es dem bleibenden Interesse ihre» Landes entspricht, das Verhältnis der Pforte zu den Großmächten, wie zu Bulgarien, von dem Besitz Adrianopels abhängig zu machen, oder ob das Be dürfnis der Türkei nach einer strategisch vorteilhafteren Grenze nicht durch Verhandlungen mit den Mächten, unter Rückkehr auf den Boden des Londoner Vertrages, zu befriedigen wäre. Die dauernde Wiederbesetzung Adrianopels würde den Anlaß zu einem neuen Waffengang zwischen der Türkei und dem an seiner Zukunft nicht verzweifelnden Bulgarien fortbestehen lassen. Sie würde ein Hindernis für die von beiden gewünschte gute Nachbarschaft sein. Sie würde die Türkei zu unablässigen militärischen Anstrengungen in Thrazien, und für solche Zwecke,, znm Ver brauch von Mitteln zwingen, die das Osmanische Reich, mit mehr Nutzen für feiue Zukunft, anderen Aufgaben zuwenden könnte. Dies ist die Ansicht aufrichtiger Freunde der Türkei, und sie deckt sich mit dem Urteil türkischer Patrioten, die über die gegen wärtigen Umstände hinaus die innere Erstarkung ihres Vaterlandes ins Auge fassen. Meine Nachrichten. Bukarest, 2. August. In den letzten zivei Tagen ist kein Cholerafall mehr in dec rumänischen Armee vor gekommen. Athen, 3. August. Gestern sind Reschid Bey und Nedji Bey auS Konstantinopel hier eingetroffcn, nm im Verein mit dem schon hier befindlichen Ghalib Kemal Bey die letzten Einzelheiten deS Vertrages über die Wiederherstellung der diplolna tischen Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei zu regeln und diesen Vertrag zu unterzeichnen. Au-lmw. Tschechische Kuud-ebuu-eu -egen Deutschland. Berlin, 4. Auaust. DaS „Berl. Tagebl." berichtet au» Prag, 3. August: Heute vormittag faud eiue Pro testversammlung der tschechisch-radikalen Parteien gegen dieLande»verwaltung»kommisston statt. Ans dem Heuwagplatz vordem deutschen Konsulat hielt der Abgeordnete der tschechisch-staat-rechtlichen Parteien, So botka, eine aufreizende Rede, in der er bei Be sprechung der Einsetzung der Kaiser!. RegierunaSkom Mission erklärte: „Diese Kommission ist nur eine Episode in dem Kampfe zwischen Germanentum und Slawen tum, von dem zu sprechen der oberste Beamte de» Deut en Reiche» jüngst die Kühnheit hatte. Hier unter den nstern deS deutschen Konsulat- kündigen wir den Kampf gegen diese Tendenzen an." Al» bei diesen Worten der ReaierungSvertreter den Redner unterbrach, erschollen wüste Pfuirufe und di« Menge drohte mit Stöcken gegen die Fenster de» Konsulat». Der Lärm dauerte einige Minuten, bi» die Polizei die Ordnung Wiederherstellle. Frankreichs Werbe»« um Italic»»» Berlin, 4. Augnst. Der „Tag" erfährt au» Paris, 3. August: In allen Tonarten der Schmeichelei, Vor- würfe und Drohungen sucht die hiesige Regierungs- presse aus die Italiener einzuwirken, damit sich ihre Mittelmeerpolitik in weniger schroffe» Gegensatz zur französischen stelle. Italien habe, so meint der „TempS", niemals schlecht abgcschnitten, wenn e» mit Frankreich angenehme Beziehungen unterhielt. Italiens gute Dienste in Algeciras seien von Frankreich beim Zustandekommen deS Vertrag» von Ouchy nach Kräften vergolten worden. Heute kenne man in Rom keine anderen Interessen als die des Dreibundes. Darauf werde man sich fortan in Paris einzurichteu wissen und der aufstrebenden Seemacht Griechenland» die ihr gebührende werktätige Sympathie zuwenden. Französische Gemeinderat-Wahle«. Paris, 3. August. Nach den bis Mitternacht im Ministerium deS Innern eingegangenen Meldungen hab^ die gestern vorgenommenen Ergänzungswahlen in einer Anzahl von Gemeinderäte» keine wesentliche Änderung im bisherigen Besitzstände hervor gerufen. Es wurden bisher gewählt: 146 Konservative und Liberale, 112 Progresststen, 722 Radikale »ud Sozialistisch-Radikale, 28 unifizierte Sozialisten. In 92 Kreise» haben Stichwahlen stattgefunden. Die Kon servativen gewinnen 8 und verlieren 36, die Progressisteu gewinnen 15 und verlieren 27, die Radikalen gewinnen 62 und verlieren 26, die unifizierten Sozialisten ge winnen 7 und verlieren 4 Sitze. Unter den Gewählten befinden sich Ministerpräsident Bart Hou, Marineminister Baudin, der Minister für Arbeit und soziale Fürsorge Cheron, der Finanzminister Dumont, Kolonialminister Morel, der Präsident der Deputiertenkammer Deschanel, Oberst Marchand und Delcassö. Im Departement Herault kam eS zu einigen Zwischenfällen. In St. Etienne d'Albagnan wurde eine Wahlurne auf die Straße gc- worfen, so daß die Wahlzettel davonflatterten. In Neze im gleichen Departement wurde die Feststellung des Wahl ergebnisses durch Manifestationen verhindert. Ne»»e Antimilitaristenkundgebungen in Frankreich. Paris, 4. August. In Reim» veranstalteten zahl reiche Antimilitaristen eine Straßenknndgebnng nnd zogen unter dem Absingen revolutionärer Lieder durch die Straßen. Vor der Kaserne stießen sie Rufe gegen die Armee aus. Die Polizei schritt ein und nahm nach einer heftigen Schlägerei 23 Manifestanten fest. Die «inisterkrife in den Niederlanden. Haag. Die Königin empfing im Schlosse der Königin-Mutter in Soestdijk den Staatsrat Cort van der Linden und beauftragte ihn mit der Bildung eines außerparlamentarischen Kabinetts. Cort bau der Linden erbat sich eine Bedenkzeit. Der sozialistische Deputierte Schaper hat Versuche unternommen, um die sozialistische Partei von ihrem Beschlusse, keine Ministerportefeuilles anzn- nehme», ab-ubringen. Amsterdam, 3. August. Der Zentralvorstand der sozialistischen Partei hat beschlossen, einen außer ordentlichen Kongreß für den 9. und 10. August ein zuberufen, und zu entscheiden, ob die Sozialisten Porte feuilles im neuen Kabinett annehmen sollen oder nicht. Die Erkrankung des Präsidenten von Portugal. Lissabon, 3. August. Der Ministerrat hat folgendes Bulletin veröffentlichen lassen: Der Präsident der Republik hatte seit langen Jahren Steine in der rechten Niere. Am letzten Sonntag entwickelte sich eiue links seitige Nierenentzündung, bei der gestern Komplikationen eintraten. Die Komplikationen sind derartig, daß der Zustand deS Erkrankten als ernst zu betrachten ist. Marokko. Paris, 4. August. Wie aus Tanger gemeldet wird, drang eine Bande von Marokkanern in eine vor den Tore» der Stadt gelegene Billa ein, tötete die beiden spanischen Wächter durch Gewehrschüsse und raubte vier Pferde, worauf sie die Flucht ergriff. Revolution in China. Sicherungsmaßnahmen für die Fremden. Hongkong, 3. August. Eine Abteilung indischer Truppen wurde nach Kanton entsandt, um Sham een zu bewachen, wo sich die europäischen Viertel be finden. Der Geueralgouverneur von Kanton hat gestern nacht eine starke chinesische Truppenabteilung nach der inneren Landzunge geschickt, um die dortigen fremden An siedlungen zu schützen. Französische Matrosen wurden gelandet, um die französische Konzession zu bewachen. Große chinesische Truppenkörper wurden von Kanton nach Samaschui entsandt. Die Bereinigte»» Staaten und Mexiko. Mexiko (über New Jork), 3. August. Der Minister deS Innern veröffentlicht im Ramen Huertas eine Er- klärung, in der gesagt wird, eine Einmischung Fremder oder Einheimischer bei der Pazifierung des Lande» würde von Huerta nicht geduldet werden, der auf seine Aufgabe, die er vor der Nation über nommen habe, nicht verzichte und den Frieden, der Fort schritte mache und sich der Erfüllung nähere, wiederher stellen wolle. Washington. Staatssekretär Bryan bestritt ent schieden, daß sein Ersuchen an den Kongreß, 100 000 Dollar zu bewillige», um hilflosen Amerikanern in Mexiko die Rückkehr zu ermöglichen, eine neue Politik gegenüber Mexiko bedeute. Sein Protektorat Vor verolut-te« Staateu über Niearagua. Washington. Da» vorgeschlagene Protektorat über Ricaragna wird aufgegeben. Der Borsitzendebes Senatskomitees für anSwärtige Angelegenheiten wurde