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Beilage zu Nr. 166 des Dresdner Journals Montag, 21. Juli 1913. Wissenschaft. Aus Leipzig wird uns geschrieben: Zum Rektor der hiesigen Universität für das Studien jahr 1913/14 ist der bekannte Literarhistoriker Geh. Hofrat Prof. vr. Köster gewählt worden. — Aus Bautzen wird gemeldet: Zum Studium der wendischen Dialekte hat sich Pros. Szerba von der Universität in St. Petersburg nach dem Spree wald und der Lausitz begeben. Es dürste nicht allgemein bekannt sein, daß die Wenden besonders in der Ober lausitz bei Bautzen und Kammiz sehr zahlreich sind. Man trifft dort heute noch zahlreiche Dörfer, in denen nur wendisch gesprochen wird. — An der Technischen Hochschule in Darmstadt hat zum überhaupt erstenmal an einer deutschen Hoch schule eine Dame die Prüfung als Diplomingenieur bestanden und zwar in der Abteilung für Archi tektur. Es ist dies Frl. Baut schits, eine Tochter des früheren Justizministers von Serbien. —Die Entdeckung eines neuen kleine »Planeten ist auf der amerikanischen Sternwarte Winchester im Staate Massachusetts gelungen. Der bekannte Planetentdecker I. H. Metcalf fand auf photographischem Wege den Planeoiden 1913 RO, welcher der Größenklasse 11f^ an gehört. Seine Bewegung vollzieht sich in nordwestlicher Richtung am Himmel. — vr. Stoll aus Mülhausen i. E., der bekannte Ballonführer und langjährige Assistent des Geh. Nates vr. Hergesell, beabsichtigt, Ivie aus Straßburg i. E. ge meldet wird, im nächsten Monat zusammen mit dem Münchner Privatdozenten vr. Hoffmann eine Ex pedition nach Spitzbergen zu unternehmen, um die von vr. Rempp begonnenen aerologischen und aero physikalischen Studien sortzusetzen. — Die deutsche Pamir-Erpeditiou unter Leitung von Ed. Rickmer-Rickmers, der von dem Meteoro logen H. v. Ficker, dem Topographen Deimler, dem Zoologen Kaltenbach und dem Geologen v. Klebels- berg begleitet wird, ist jetzt von Samarkand, ihrem Ausgangspunkt, abgereist. In Garm, dem Hauptorte der Provinz Karategiu, will die Expedition sich dann ihrem Hauptarbeitsgebict, dem Gebirge Peters des Großen, widmen. Das Unternehmen ist durch den Deutschen und Österreichischen Alpenverein zustande ge kommen. Literatur. „8. kl." heißt Leo Kastners neuester Schwank, der vom Lübecker Stadttheater zur Ur aufführung angenommen wurde und gleichzeitig an zwei anderen Bühnen in Szene geht. — Aus Moskau meldet man: Der Gerichtshof ordnete an, die ersten drei Bände der Werke Leo Tolstois (Verlag Gorbunow), in denen seine Übersetzung der vier Evangelien und die daran knüpfenden Erörterungen abgedruckt sind, zu vernichten. Bildende Kunst. AusZwickau wird uns geschrieben: Unsere Marienkirche besitzt zwei kostbare Kunstwerke von dem Nürnberger Meister Wohlgemuth aus dem Jahre 1479. Beide Kunstwerke sollen der Königs. Kom mission für Erhaltung der Kunstdenkmäler Sachsens zu Dresden zur Erneuerung übergeben werden. Das eine Kunstwerk, ein Flügelaltar, wird in Dresden vorübergehend ausgestellt werden. — Aus Augsburg wird berichtet: Das hiesige Weberhaus, für dessen Erhaltung sich eine große Reihe der besten Männer des geistigen und künst lerischen Bayerns eingesetzt hatte, wird nun doch ab gerissen werden. Bor ein paar Tagen war Minister v. Soden hier, um das WeberhauS zu besichtigen. Auf diese Besichtigung hin scheint die Bewilligung deS Ministeriums zum Abbruch deS Weberhauses erteilt worden zu fein. Die bedeutendsten Architekten stehen nach wie vor auf dem Standpunkte, daß der Abbruch nicht nur nicht nötig, sondern sogar sehr bedauerlich ist. Reu aufgestellt wurden in einem größeren Schranke die besseren farbigen Erzeugnisse der Meißner Manufaktur der Rokokozeit, die an ihrem bisherigen Aufstellungsort in keiner Weise ausreichend zur Geltung kamen. Diese für Sachsen wichtige, aber noch viel zu wenig umfangreiche Abteilung dürste dadurch bedeutend an Reiz und Wert gewonnen haben. In der chinefischen Abteilung wurden dagegen die größeren, prächtigen Schalen der „grünen Familie" die bis her in Pulten keine günstige Aufstellung gefunden hatten, in einem Kioske aufgestellt und dadurch gleichfalls besser zur Geltuug gebracht Mit der Restaurierung und Etikettierung der Samm lungsgegenstände wurde fortgefahren, desgleichen mit der Arbeit an eurem ausführlichen Führer durch die Sammlung. Auck wurde wieder eine ganze Reihe Altmeißner Porzellane an die Königliche Porzellan-Manufaktur ausgeliehen, so wie auch mehrfach Aufnahmen für wissenschaftliche Zwecke gemacht und einzelne Gegenstände zu künstlerischen Zwecken kopiert. Der Zuwachs der Handbibliothek betrug 25 Werke, unter denen vor allem W Bode, Die Anfänge der Majolika kunst in Toskana, ^.va^cken, Oopendagen voreelain und die neueste Auflage von KV. (.'kakkers, klacks anck klonoxrams on Luropean anck Oriental kotier^ anck koroo- lain vitk üistorical Xotiees ok eaeh klanukaetor^ zu nenneu find. Bon ganz besonderer Bedeutung für die Sammlung war schließlich, daß sich das Bedürfnis herausstellte, die Räume ganz neu ausmalen zu lassen, wobei entgegen dem Prinzip ihrer bisherigen Ausmalung die Farben für die Decken, Wände und Pfeiler möglichst so gewählt wurden, daß sie weder die farbige Gesamt- noch die Einzelerscheinung der Gegenstände beeinträchtigen, vielmehr diese noch bedeutend heben. Hierbei erwies sich als bester Hintergrund für die in erster Linie durch ihre Blauporzellane wirkende chinesische Abteilung ein grauer Ton, indes für die Meißner Abteilung, in der vor allem die vielen großen, weißen Erzeugnisse der Meißner Manufaktur zur Geltung zu bringen waren, ein weicher, grüner gewählt wurde. Die Decken wurden da gegen alle weiß gehalten, wodurch die Räume jetzt von ganz anderer Lichtfülle durchflutet werden als bisher. Am 1-Juli wurde der bisherige seit 1907 mit der Lei tung der Sammlung beauftragte Direktorialassistent Pro fessor Ur. Ernst Zimmermann zum Direktor ernannt. E. Zimmermann. Wissenschaft und Kunst. Berichte au» ven KSnigl. Sammlungen. — (Fortsetzung zu Nr. 165.) 5. Porzellansammlung. Die Sammlung ward durch Ankäufe um 24 Stücke vermehrt, zu denen 48 Stück als Geschenke sowie 8 Stück durch Tausch hinzukamen. Tie Ergänzung der Sammlung galt auch in diesem Jahre, soweit dies die für diesen Zweck leider noch immer unzu reichenden Mittel erlaubten, in erster Linie der Vervoll ständigung der noch immer viel zu schwachen Abteilung der Meißner Porzellane der Rokokozeit. Hier wurde zunächst, da die Sammlung noch kein bemaltes Beispiel jener m dieser Epoche so beliebten, mit Schneeballblüten bedeckten Erzeug nisse besaß, eine größere Base dieses Stils erworben, auf deren frei angesetzten Zweigen zwei recht lebhaft bemalte Vögel sitzen. Dazu kamen zwei leichtbemalte, auf Kissen sitzende Möpse, die Modehunde dieser Zeit, von denen die Sammlung gleichfalls bisher noch kein bemaltes Beispiel besaß, sowie die auf einem Herde sitzende Figur eines Kochs, die sich dank der zu besonderer Beschränkung in der Farbe auffordernden Tracht durch ungewöhnlich Helle Grund stimmung auszeichnet. Ihnen reihen sich zwei der Früh zeit des Rokokos angehörende Tassen mit reich vergoldetem Grund an, aus dem Bildfelder, einmal mit Watteauszenen, das andere Mal mit dem äußerst seltenen Motiv in einer Land schaft spielender Putti ausaespart sind. Für die chinesische Abteilung konnte zunächst wieder eine ganze Reihe der fo reizvollen und bis vor kurzem noch so wenig bekannten Porzellane der Mingzeit erworben wer den; d.h. aus jener Epoche, in der sich in China erst der eigentliche Porzellanstil ausgebildet hat. Entsprechend dem Hauptcharakter der Erzeugnisse dieser Zeit sind die meisten mit kobaltblauer Unterglasurmalerei verziert. Das schönste Stück ist eine undatierte, aber wohl der Mitte des 16. Jahr hunderts angehörende Schale mit doppeltem Boden, die im Innern die sehr reiche und stark deckende, ungewöhnlich interessant gezeichnete Darstellung einer chinesischen Opfer szene zeigt. Ihr schließt sich eine mit der Marke des Kaisers Kia-Tfing (1522—1567) versehene Vase mit fein gezeich neten Pflanzendarstellungen und sehr originellen Rand einfassungen an, weiter eine Deckeldose mit in leuchtendem Blau gemalten Drachen, welche die sehr seltene Marke des Kaisers Lung-Tsing (1567—1572) trägt, sowie zwei kugelige Basen, von denen die eine wieder mit den Lieblingsmotiven dieser Zeit, den Drachen, die andere dagegen mit sehr flott gezeichneten Pflanzenmotiven bemalt ist Beide gehören wohl bereits der Zeit des folgenden Kaisers Wan-Li (1573—1620) an, in welche Periode wohl auch ein kleiner, nur mit roten, grünen und gelben Schmelzfarben bemalter Topf zu sctzenist, der ein bezeichnendes Beispiel der sogenannten „Dreifarben malerei" dieser Zeit, darstellt. Daneben konnten auch der Abteilung der farbig glasierten Porzellane einige neue Stücke hinzugefügt werden: zunächst eine große, Wohl der Mitte des 18. Jahrhunderts angehö- rende Vase von schöner, ausdrucksvoller Form mit blau grauer Kupferglasnr, auf die drei kupferrote, große Flecken aufgetragen worden sind, weiter eine kleine, wohl dem An fang desselben Jahrhunderts angehörende Vase mit zart rosafarbener Glasur, die jener sehr nahe kommt, die als sogenannte Peach bloom-Glasur heute von allen chinesischen am meisten geschätzt wird. Dazu kam noch eine kleine, die Marke des Kaisers K'ang-Hi tragende Vase, deren roter, einen Drachen in Kobaltblau freilassender Grund durch Aufspritzen von Eisenrot gewonnen ist. Dann glückte es auch, zwei hübsche Beispiele der bisher noch viel zu wenig beachteten keramischen Plastik Chinas zu erwerben; eine wohl der zweiten Hälfte des 18. Jahrhun derts angehörende weiße Porzellangruppe, die mit einem in der chinefischen Kunst nicht allzu häufigen Humor den Gott des fröhlichen Lebens Putai, von kleinen, ganz ungeniert mit buddhistischen Symbolen spielenden Knaben umklettert zeigt, sowie die vielleicht noch der Mingzeit angehörende, sitzende Figur der Göttin der Gnade Kuan-yin aus farbig glasiertem Ton, die durch das Träumerische ihres Aus drucks, die Geschlossenheit der Umrisse sowie die Harmonie ihrer Farben von ganz besonderem Reiz ist. Sie stellt für die Sammlung das erste bedeutende Beispiel dieser einst in China vielgeübten Technik dar. Endlich konnten noch zwei Erzeugnisse der 1708 von Böttger, dem Erfinder des Meißner Porzellans, in Dresden- Reustadt (damals Altstadt) gegründeten Fayencefabrik er worben werden, darunter eine mit v II 1781 bezeichnete, ovale Platte, die, ringsum eingefaßt von einem aus kleinen Blättern zusammengesetzten jüanze, in der Mitte pastorale Liebesszenen zwischen großen Bäumen zeigt, auf denen ein außer allem Verhältnis großer Bogel sitzt, ein Werk, das, obwohl keineswegs sehr erfreulich, doch das bisher höchste künstlerische Können der Periode zeigt, in der die Fabrik unter der Leitung der Familie Hoerisch stand. Unter den Geschenken ist an erster Stelle als Gabe Sr. Durchlaucht des Fürsten zu Salm-Salm, Anholt, ein schönes Beispiel jener heute so sehr begehrten chinesischen Porzellane zu nennen, auf denen weiße oder farbige Orna mentik von schwarzen, grünen oder gelben Gründen ausge spart erscheint: eine große flache Schale mit schwarzgrünem Grund, von dem sich weiße Pflaumenblütenzweige und bunte Drachen abheben. Weiter als Geschenk von Herrn vr. Oscar Goldschmidt in Dresden eine kleine Chinesenfigur in hockender Stellung mit starker Vergoldung, ein typisches Beispiel der ersten wohl schon unter Böttger begonnenen Plastik der Meitzner Manufaktur, ferner eine Meißner Tasse aus der Zeit um 1740 mit außerhalb der Fabrik hergestellter Malerei, die vom Kunstindustrijemuseum in Kopenhagen gestiftet wurde, sowie als Geschenk des Herrn Carl Haenert in Halle ein Krug mit großer Blumenmalerei aus der oben genannten Dresdner Fayencefabrik. Dann kam noch durch Herrn Vr.-Ing. Doehnert in Siam eine ganze Kollektion jener bekannten, so eigenartig dekorierten Porzellane hinzu, die China seit etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts aus schließlich für Siam fabriziert hat, von denen die Sammlung bisher noch kein Beispiel besaß, sowie moderne Erzeugnisse der Fabriken von Rozenburg in Holland und PH. Rosenthal L Co. in Selb i B, sowie interessante Porzellanplaketten von Fr. Klee, dem Direktor der dortigen Keramischen Fachschule. Eingetauscht wurden vor allem einige neuere Erzeugnisse der Meißner Manufaktur gegen solche, die vor elwa dreißig Jahren in die Sammlung gelangt waren. — In einer Dorskirche bei Argenta (Ferrara) wurd« die Statue eines heiligen AntoniuS entdeckt, die auS drin Quattrocento stammt und für eine Arbeit Dona tellos oder seiner Schule erklärt wird. — AuS Barmen wird gemeldet: Unsere Stadt erhält einen neuen Hauptbahnhof, der im Rohbau bereit! im wesentlichen fertiggestellt ist und in absehbarer Zeit dem Betrieb übergeben werden soll. Der Platz vor dem neuen Hauptbahnhof soll nun besonders wirkungsvoll ausgestaltet werden. Der Barmer Oberbürgermeister hat zur Erlangung von geeigneten Entwürfen für die künstlerische Ausgestaltung deS Platze» ein Preis ausschreiben erlassen, an dem sich die deutschen Künstler beteiligen können. Ausgesetzt werden drei Preise von 1500, 1000 und 500 M. Zwei weitere Ent würfe zu je 300 M. sollen angekauft werden, falls sich das Preisgericht dafür ausspricht. Die Entwürfe sind bis zum 1. November beim städtischen Hochbauamt in Barmen einzureichen. — AuS Rom wird gemeldet: Die deutschen Maler Otto Greiner und Max Roeder wurden zu Pro fessoren der Akademie von San Lucca gewählt und gestern feierlich eingeführt. f Aus München meldet man: Walther Caspari, der ausgezeichnete Illustrator, ist am vergangenen Sonn abend hier gestorben. Caspari wurde am 31. Juli 1869 in Chemnitz geboren. Mit 22 Jahren bezog er die Kunstschule in Leipzig, studierte dann in Weimar und schließlich in München an der Akademie. Sein Talent entfaltete sich am reichsten in seinen Zeichnungen. Er besaß vielleicht nicht die reizvolle Leichtigkeit wie andere Illustratoren, die mit ihm in der „Jugend", im „Simplicissimus" und in anderen hervorragenden Zeit schriften hervortraten. Er besaß aber dafür die Inner lichkeit eines poetisch fühlenden Künstlers und die vor nehme Sachlichkeit eines reifen Könners. Seine Zeich nungen in den „Fliegenden Blättern", zu deren Mit arbeitern er in der letzten Zeit gehörte, zeigten auch, welcher Eleganz seine Feder fähig ist. Auch durch seine Mitarbeit bei den Voigtländerschen Steinzeichnungen machte er sich sehr verdient. Mit Caspari ist ein vor züglicher Künstler dahingegangeu, dessen Verlust das künstlerische München tief beklagen muß. Musik. „Xanderl", Operette in drei Akten von Joseph Snaga, Text von Erich Urban und Theo Halton, wurde im Manuskript von Geheimrat Marter steig für Leipzig zur Uraufführung angenommen. — Aus München wird berichtet: Der Oberbürger meister vr. v. Borscht hat die Initiative zur Gründung eines Komitees ergriffen, das die Sanierung der Berhältnisse des hiesigen Konzertvereius in die Wege leiten soll. Es haben sich auch bereits Persön lichkeiten gefunden, die dein neuen Unternehmen namhafte Stiftungen gewähren wollen. Es besteht auch die Aus sicht, daß dem Unternehmen weitere Stiftungen zusalleu, sobald die Beteiligung der Stadtgcmeinde gesichert ist. Die nächsten Konzerte des Konzertvereins werden in der Zeit vom 5. August bis 5. September statt finden. Theater. Aus Leipzig schreibt man uns: Die Extrakosten der Aufführung des „Parsifal" im hiesigen Stadttheater im nächsten Jahre sind auf 85000 M veranschlagt worden. 75000 M. sind für die Deko rationen, Requisiten und Kostüme und 10000 M. für bauliche Herstellung und Beleuchtungsapparate angesetzt. Von den städtischen Kollegien ist die Summe bereits be willigt worden. — Der „Parsifal" wird in London während deS Anfang Februar n. I. begiunenden Winterzyklus im Covent Garden-Opernhaus anfgeführt werden. (Eingesandt.) IR i FH ' I von Mk. 1.35 an per Meter, in allen Aar« ben Franko und verzollt i S UlüH» vvluö Haus geliefert. Reiche Musterauswahl um gehend. 50 v. «ennekeng, Hofl. I. M. d. deutschen Kaiserin, räklest. Mannigfaltiges. Dresden, 21. Juli. — Nach einer Bekanntmachung des Stadtrats im Ankündigungsteile dieser Nummer werden alle durch die Militärgesetze vorgeschriebenen Unterschriftsbeglau- bigungen und Vermögensbescheinigungen in Militärangelegenheiten, sofern sie die einjährig- oder mehrjährig-freiwilligen Militärdienst-, Osfizier-Zuschuß- Erklärungen rc. betreffen, nur im Militäramt, Scheffel- straße 9, H, erteilt. — Der Rat hat beschlossen, die seitherige Gerber gasse künftig Theaterstraße zu benennen. * Vom Wohlfahrtspolizeiamte des Rates der Stadt wird uns geschrieben: „Unter der Überschrift „Umsonst werden dünne Leute dick" erscheint eine Ankündigung, die in den hochtrabendsten Ausdrücken für „Sargol", ein „einfaches Hausmittel", das von Paris aus vertrieben wird, Reklame macht. Wahre Wunder soll dieses in Tablettenform verabreichte Mittel bei mageren Männern und Frauen wirken; Leute, die Jahre lang dünn und knochig waren, soll es frisch, vollblütig und stark machen, der ganzen Gestalt soll eS eine ebenmäßige Rundung verleihen, soll hohlwangige Gesichter ausfüllen und dem ganzen Körper ein Gefühl der Kraft und Lebens lust verleihen. Als das fehlende Glied zwischen Nahrungs aufnahme und Fettansatz, als das Zahnrad, das dem Uhr werk der mageren Leute fehlt, wird dieses Wundermittel gepriesen, das in vielen Fällen eine tägliche Zunahme von l/2 bis 1 Pfd. bewirken soll. Und woraus besteht diese Errungenschaft der Neuzeit, für die der Preis von 5 M. für eine Originalschachtel, Ration für zehn Tage ent haltend, gegenüber diesen Wirkungen noch gering zu sein scheint? Aus einem mit Vanille aromatisierten Gemisch von vorwiegend Stärkemehl und Zucker mit geringen Mengen Kakao oder Schokolade im Gesamtwerte von kaum 10 bis 20 Pf., wie die amtliche Untersuchung er geben hat. Es bedarf keiner chemischen Kenntnisse, um beurteilen zu können, daß diese» Präparat schlechterdings