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Beilage zu Nr. 152 des Dresdner Journals Freitag, 4. Juli 1913 minder bedeutend wie ihre darstellerische war auch ihre Typ ver — „Der Bürger aus dem Lande", ein neues )rama von Eugöne Brieux, wird im Herbst seine Uraufsührung im Odeontheater zu Paris erleben. Bildenve Kunst. Die Galerie des Berliner königl. Schlosses hat, wie jetzt nachträglich bekannt wird, jüngst eine wertvolle Bereicherung erfahren. Zum Geburtstage de- Kaisers schenkte der Zar zwei zroße Gemälde deS berühmten Berliner Porträt- und Pferdemalers Franz Krüger (1797 bis 1857), die, im Austrage des Kaisers Nikolaus I. gemalt, sür die Geschichte der Stadt Berlin und seiner Bewohner einen bleibenden Wert besitzen. Das eine stellt die Parade aus dem Opern platze in Berlin dar und ist im Jahre 1829 vollendet worden; es führt in den Zuschauern alle Berühmtheiten des damaligen Berlin vor. DaS zweite vom Jahre 1849 schildert eine Parade in Potsdam. Beide Gemälde waren zur Jahrhundertausstellung im Jahre 1906 nach Berlin gekommen. DaS Königl. Schloß bewahrt bereits ein Bild von der Parade des Gardekorps vor Friedrich Wilhelm III. (1839), das die bedeutenden Persönlichkeiten Berlins der dreißiger Jahre darstellt und auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1911 zu sehen war. — Bei Arbeiten in der Kirche del Carmine in Parma wurde ein wertvolles Marmorrelief des geradezu zum Prinzip erhebt, besonders stark empfunden wird. Gegenüber der „Salome" ist ja diese „Elektra" noch von einer klassischen Ruhe! Hier-aber überstürzt sich alles, und die wenigen Ruhepunkte verschwinden in den Fluten des Paroxysmus, in den wir uns hinein geworfen fühlen, nachdem der Vorhang aufgegangen ist. Es ist, als hätte Strauß ganz vergessen, daß jede künstlerische Wirkung aus dec Kontrast Wirkung von Ruhe und Bewegung, von Hell un Dunkel re. erzielt wird. Es ist, als wähnte er, das künstlerische Schaffen müßte der Ausdruck einei Rauschzustandes sein. Erst jagt er den unglücklichen Hörer aus einer Kakophonie in die andere, martert ihn mit den Grausamkeiten einer schonungslosen Tonrealistik, dann hebt er ihn himmelhochjauchzend in lyrischer Ekstase empor, uin ihn aber alsbald wieder in den Wirbel der Dissonanzen hiueinzuschleudern. Zermürbt von Nerven emotionen geht dieser heim, wie von einer schwindelnden Fahrt. — Wir legten sie gestern, bildlich weiter ge sprochen, zurück unter der sicheren Steuerung des Hrn. Hofkapellmeister Kutzjchbach, der mit der Neueinstudierung des Werkes eine künstlerische Tat vollbrachte. Unter seiner trefflichen Führung erblühten namentlich die vereinzelten Schönheiten der Partitur, die im Rahmen dithyrambiiLen Aufschwungs oder frischer Ekstase vollster Wirkuna. II«»-- ' «»listen sind als Vertrete- rinnen der Rollen der Elektra und Chrysothemis an erster Stelle Frau Gerta Barby und Frl. SiemS zu nennen. Letztere ist zwar von der Uraufführung her in der Rolle schon beglaubigt, aber eS muß von neuem festgestellt werde», daß sie stimmlich und im Ausdruck wieder ganz hervorragend wirkte. Das Hauptinteresse konzentrierte sich selbstverständlich auf die Elektra der Frau Gerta Barby. Mit einem wahren künst lerischen Heroismus weihte sich die Künstlerin der Ver körperung auch dieser exaltiertesten der Straußschen Frauengestalten. Man kann wie von ihrer „Salome" wohl sagen, sie geht in ihr auf, sie lebt in ihr, und nicht * Mit der Einweihung des neuen Königl.Schau spielhauses im Herbste diese- Jahre- vollenden sich zu gleich zwanzig Jahre seit dem Antritt des General direktors der Königl. musikalischen Kapelle und der Hof theater, deS Grafen Seebach. Au- diesem Anlaß haben sich alle Dichter vereint, die in dieser Zeit an den Dre-dner Hofbühnen zur Uraufführung gelangt sind, Dramatiker wie Komponisten, zu einer literarischen Ehrengabe, die im Wächterverlag erscheint. Die eigen artige Veröffentlichung wird die ersten Namen des künstlerischen Schaffen- der Gegenwart als Mitarbeiter aufweisen und damit zeigen, wie viel unter dem Grafen Seebach in Dresden vor allen Dingen zur Förderung der modernen Literatur getan worden ist. Disposition in der Darstellung auch auf den gesanglichen Teil zu übertragen und sich auch im höchste» Affekt nicht auSzugcben. Ganz trefflich, als intelligente Sängerin und Darstellerin, fügte sich dem Ensemble aber auch Frau Frieda Langen do rff-Berlin als Klytämnestra ei», und wundervoll wirkte in Haltung und Stimme Hrn. Plaschkes Orest. Die ganz zurücktretcnde Rolle des Aegisth gab Hr. Löltgen. Mit einem summarischen, aber vollgültigen Lob zu bedenken sind alle übrigen Mit- wirkenden: die Damen Seebe, v. Catopol, Stünzner, Sachse, v. Normann und Weber und die Herren Puttlitz, Enderlein und Büffel. O. S. Wissenschaft. Bei der pH i lofophifchen Fakultät der Universi tät Erlangen hat jetzt, wohl zum erstenmal, ein aktiver deutscher Offizier sich dem Doktorexamen unterzogen. Oberleutnant Kes vom Kraftfahrbataillon hatte eine Arbeit über die national-ökonomische Bedeu tung interlokaler Automobilverkehrslinien eingereicht, und auf Grund der Arbeit wurde ihm der Doktortitel mit dein Prädikat cum Inuckv verliehen. Die Untersuchung von vr Kes, die zum erstenmal die volks wirtschaftliche Bedeutung des Automobillinienverkehrs eingehend behandelt, ist im Seminar des Berliner Nätionalökonomen Prof. vr. Gottfried Zoepfel entstanden. — AuS New Uork wird uns berichtet: Den beiden amerikanischen Geologen vr. F. Sa lat he und van Wagener, die in den letzten Wochen im Staate Wyoming nach treuen Petroleumfeldern forschten, ist in der Umgegend von Casper eine Entdeckung ge lungen, die eine wertvolle Bereicherung des natur- historischen Materials der Forschung über die Urzeit zu werden verspricht. Die beiden Forscher ent deckten ein große- Fossilienbett, in dem sie die an scheinend vollkommen erhaltenen versteinerten Skelett teile eine- riesigen sliegenden Reptils der Urzeit fanden. Allem Anscheine nach handelt es sich um das Skelett eine- Pterodactylus. Das Tier hat eine Länge von über 20 m. Im lebenden Zustande muß die Spannweite seiner Flügel mehr als 2b oa betragen haben. Literatur. Ein neue- Drama von Paul Apel „Gertrud Gerweilen" wird am Münchner Schau spielhause in der nächsten Spielzeit zur Uraufführung gelangen. Theater, Konzert«, Vorträge. * Einmaliger ZykluL neuinszenierter Werke in den Königl. Hoftheatern im Herbst 1913. Im kommenden Herbst sinken in den beiden Königl. Hoktheatern zum ersten mal Sonderausführungen statt. Diese Aufführung«» werden zu je einem Zyklus in jedem der beiden Hoftheater vereinigt. Zeder Zyklus gelangt nur einmal zur Aufführung. Anlaß zu >ieser Veranstaltung find sür die Leitung der Königl. Hoftheater: >ie Vollendung des Umbaues deS Königl. Opernhause- und die Eröffnung des neuen Königl. Schauspielhauses in DreSden-Altstadt. Der Zyklus im Königl. Opernhaus umfaßt sieben Werke von Richard Wagner und drei Werke von Richard Strauß. Von Richard Wagner werden die in den letzten Jahren neueinstudierten und szenisch nen gestalteten Werke wie Meistersinger und Lohengriu aufgeführt. Im Mittelpunkt der Aufführungen aber stehen die vier Abende deS Ribelungenringes, dessen szenische Neu gestaltung weit über Dresden Hinans Aufsehen gemacht hat. Bon Richard Wagner werden die beiden Werle gegeben, die, von Dresden ausgehend, den großen Bnhnenruhm de» Komponisten begründet haben: Salome und der Rosenkavalier. Ihnen schließt sich die jüngste mnsikdramatische Schöpfung von Richard Strauß an: Ariadne auf NaxoS, zu spielen nach dem Bürger al» Edelmann. DaS Königl. Schauspielhaus ver anstaltet einen aus klassischen nnd modernen Werken bestehenden Zyklus, der in charakteristischen Probe» eine Übersicht über da» Repertoire und die von der Leitung verfolgten Ziele gibt. Er nmsaßt eine Reihe von Werken, die in den letzten Jahren zuerst oder in neuer Einstudierung aufgeführt worden sind (alle in neuer Ausstattung) und bringt außerdem in seinem Verlauf eine Ur aufführung, eine Erstaufführung und die erstmalige Aufführung eines neueinstudierten Klassikers. Der Zyklus umfaßt die folgenden Werke: Robert GniSkard von Heinrich v. Kleist, Die Torgauer Heide von Otto Ludwig, Minna von Barnhelm von Lessing, Judith von Hebbel, Die armseligen Besenbinder von Karl Hauptmann (Uraufführung), Die Komödie der Liebe von Ibsen, Jedermann von Hugo v. HofmannSthal, Ernste Schwänke von Herbert Eulenberg (Erstaufführung), Torquato Tasso von Goethe (nen einstudiert), Eine Frau ohne Bedeutung, von Oskar Wilde, Wetter leuchten, von August Strindberg. Der Zyklus deS Königl. Opern hauses beginnt am 27. August und endigt am 12. September, der Zyklus de» Königl. Schauspielhauses dauert vom 14. September bis 4. Oktober. Beide Zyklen umfassen je zehn Abende. An den Ausführungen sind als Darsteller die ersten Mitglieder der Königl. Hofbühnen beteiligt. Auskünfte, ausführliche Prospekte über die Ausführungen und die Mitwirkenden sowie Eintrittskarten bestellungen (schriftlich und telephonisch) nimmt schon jetzt ent gegen die Theaterabteilung der Lesehalle, Waisenhaus- straße 9. * Souuabendvesper in der Kreuzkirche, nachmittag» 2 Uhr. Leitgedanke: „Unser täglich Brod gib uns heute". 1. Alexandre Guilinant: Präludium in Ls-ckur für Orgel. 2. Robert Volkmann: „Gottes Güte", Chor mit Orgelbegleitung. Werk 38. Nr. 2. 3. Max Gulbins: Zwei Gesänge aus dem „Vaterunser" für eine Solostimme mit Orgel. Werk 29, Nr. 1 und 5, a) „Du hast deine Säulen dir aufgebaut", b) „Laß Ähren reifen im Sonnenstrahl!" 4. Allgemeiner Gesang: „Gib uns heut unser täglich Brot." 5. „Kein Hälmlein wächst aus Erden, der Himmel hat's betaut", Lied für eine Solostimme mit Orgel. Komponiert i um 1825. 6. Robert Volkmann: „Geistliches Tischlied" für Chor. Werk 7V, Nr. 1. — Mitwirkende: Der Kreuzchor. Soli: Frau Clara Heß-Dzondi, Konzertsängerin (Mezzosopran.) Orgel: Hr. Bernhard Pfannstiehl. Leitung: Hr. Pros. Otto Richter. 12. Jahrhunderts, das Szenen anS dem Leben der Evangelisten darstellt, anfgefunden. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Arbeit von Benedetto Ante- lam i. Musit. Aus New Uork wird uns geschrieben: Eine eigenartige Uraufführung hat in diesen Tagen in Bernal, in der Uintah-Reservation im Staate Utah stattgefunden. Man brachte eine Oper zur Aufführung, die von einer jungen Indianerin geschaffen lvurde und deren Stoff und Handlung dem Leben der Sioux entstammt. Das Werk führt den Titel „Der Souueu- tanz" und die Komponistin ist eine junge Sioux- Indianerin, Zitkala Sa. Weither. Das Werk soll eine» großen Eindruck hinterlassen haben und fand jedenfalls begeisterten Beifall. Voraussichtlich wird diese Jndianer- oper auch in den nächsten Tagen aus Anlaß des Kon gresses der nationalen ErziehungSgesettschaft in Salt Lake City in Szene gehen. Bei der technischen Ausarbeitung der Oper und bei der Herstellung der Partitur hat di indianische Komponistin den Beistand Prof. William Hanfens von der Uintahakademie und einer Anzah indianischer Studenten in Anspruch genommen. — Wie aus Charlottenburg gemeldet wird, hat Direktor Georg Hartmann die Oper „Die Blinde von Pompei" de» römischen Komponisten Marziano- Perusi zur Uraufführ uug für daS „Deutsche Opern- Haus" in der kommenden Spielzeit erworben. — AuS Straßburg i. E. wird gemeldet: Ter Ge- meinderat^in Straßburg hat 25 000 M. zur Ausgestaltung der „Parsiva l"-Aufführung im Stadttheater Anfang nächsten Jahres bewilligt. Theater. Aus Zittau wird uns geschrieben: Am letzten Mittwoch fand auf dem Oybiuer Waldtheater die mit großer Spannung erwartete Erstaufführung des altenglischen Mysteriums „Jedermann" in der Fassung von Gusrard, statt. In Szene gesetzt worden war das Stück von Hrn. AlsonS Melchinger. Der Knnstmaler Wilhelm Fröhlich hatte das Bühnenbild ent worfen, das u. a. eine von dunklen Bäumen eingerahmte Gruft zeigte. Keine Kulissen, wie man sie auf Natur- bühnen leider so oft findet, waren auf dieser Bühne ver wandt worden. Alles war Wirklichkeit und Natur, was hier im Freien, im Dome des Waldes, nm so eindrucks voller wirkte. Etwas von Böcklinscher Toteninselstimmung lag über dem Ganzen. Und wenn in dieser Um- gebung aus dem Kirchenhaus die Orgelklänge oder der Mönchsgesang ertönte, wenn von schwindelnder Felsenhöhe herab die Stimme des Schöpfers durch den Wald mahnend klang oder wenn auf Geheiß Gottes plötzlich der Tod erscheint, der in Maske und Spiel eine glänzende Leistung des Hrn. Fritz Klötzel war, dann packte es wohl den Zuschauer mit frommem Schauer und zwang ihn, auch bei sich Einkehr zu halten. Die Titel rolle wurde von Hrn. Dr. Erich Drach dargestellk, der es meisterhaft verstand, alle Stimmungen eines vor dem Tode Stehenden wiederzugeben. Die ganze Aufführung wirkte in gleichem Maße künstlerisch und wie eine gute Predigt. Infolge des gewaltigen und nachhaltigen Ein drucks, den das Mysterium „Jedermann" auf der Waldbühne hinterlassen hat, hat sich die Leitung des Theaters veranlaßt gesehen, den Spielplan für diese Woche dahin abzuändern, daß „Jedermann" sowohl morgen, Sonnabend, als auch am Sonntag zur Auf führung gelangt. Die Vorstellungen beginnen ^4 Uhr nachmittags. Die Zugvcrbindungen von allen Richtungen her sind äußerst günstig. — Aus Erfurt wird gemeldet: Das unter der Di rektion des Tenorbnffos Alfred Sieder stehende A u en- kellertheater ist in Zahlungsschwierigkeiten ge raten, und nur durch das Eintreten der Besitzerin des Hanfes, der Brauerei Mergell in Arnstadt, ist vorläufig mit Abzug von 25 Proz. der an sich so kargen Sommer gagen eine Katastrophe hingehalten und daS Weiter- jpielen ermöglicht worden. Mannigfaltiges. Au- Dem Reiche. Berlin, 4. Juli. Ju der Nähe von Brandenburg fuhr in der letzten Nacht ein von Mitgliedern des dor tigen Automobilklubs besetztes Auto mit großer Ge schwindigkeit über mehrere starke Grubenhölzer, die anscheinend in verbrecherischer Absicht quer über die Ehaussee gelegt wurden. Man glaubt, den Tätern auf der Spur zu seiu. Hamburg, 3. Juli. Über die Ursache», die au» Sonnabend, den 14. Juni den Stapellauf des Großen Kreuzers „Derffl i nger", der vorgestern glücklich er folgt ist, verhindert haben, gibt die Werft von Blohm L Voß folgende Erklärung: Die Bauart deS Schiffes machte es erforderlich, drei Schlittenbahnen an Stelle der bisher bei Blohm L Voß üblichen zwei oder vier zu verwenden. Nun ist es nicht möglich, von vornherein den Druck eines Schiffes gleichmäßig auf drei Schlitten zu verteilen. Es lagen weder Konstruktions- noch AuS- jühruugsfehler vor, doch ergab sich, daß der Mittel- schlitten zu großen Druck bekommen und dadurch ein Festhaften des überdies noch in sehr heißen Tagen auf- getragenen Schmiermalerials verursacht hat. Nachdem der Mittelschlitten iu der ganzen Länge ausgenommen, wieder aufgebaut und mit neuem Cchmiennaterial ver sehen worden war, ist cs mit. Anwendung verstärkten hydraulischen Druckes gelungen, einen glatten Stapel lauf herbeizuführen. Solingen, 3. Juli. In der Gemeinde Wald hatte vor einigen Tagen ein junger Sohn der Familie Emmerich seine elfjährige Schwester aus Unvorsichtigkeit er schossen. Bevor das Kind beerdigt wurde, küßte die Mutter eS auf die Stirn. Bald darauf erkrankte sie an Le ichenverg iftung, die unter großen Schmer-en zum Tode führte. OhligS, 4. Juli. Das Automobil der Gebrüder Plümacher aus OhligS fuhr in der letzten Nacht auf ver Fahrt nach Höhscheid gegen einen Baum und wurde zertrümmert. Einer der vier Insassen, Werner v. der Schulenburg, wurde getötet, die anderen Insassen kamen unverletzt davon. München, 3. Juli. DaS Oberbayrische Schwur gericht hat den Doppelmörder Johann Strasser, der am 13. Mai den Major v. Lewinsky von der preußischen Gesandtschaft am Friedensdenkmal meuch lings erschoß und auch den diesem zu Hilfe eilenden Polrzeioberwachtmeister Bohlender durch Revolver- schüsse tötete, zweimal -um Tode und zur Ab erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Leben-zeit verurteilt. Straßburg i. E., 3. Juli. Mehrere polnische Studenten, preußische Staatsangehörige, wurden auf zwei Jahre relegiert, weil sie gelegentlich eiue- Au-fluge- mehrere Kommilitonen durch beleidigende anti- Nationale Äußerungen gekränkt hatten. Wiffeufchast und Kunst. Köni-l. Opernhaus. (NichardStrauß' „Elektra ") Ma» muß der Königl. Generaldirektion Dank wissen, daß sie auch diesem Werke wieder einmal Raum im Spielplan gewährte; schon um deswillen, weil man Ge legenheit erhielt, frühere Eindrücke nachprüfen zu können. Die kunstaefchichtliche Stellung des bedeutendsten unter den lebenden deutschen Komponisten kann der Natur der Dinge noch keine festgelegte in der Gegenwart sein. Aber man erkennt doch jetzt deutlicher, wa- sogleich nicht zu erkennen war, daß „Elektra" „Salome" gegenüber keinen Fortschritt bedeutet. ES ist die gleiche Artung der musikalischen Diktion, aber eS dünkt nnS jetzt, deren Gebresten treten noch stärker hervor. Der Grundfehler bei Richard Stranß liegt doch Wohl darin, daß er ganz einseitig von» instrumentalen Standpunkt her an daS musikalische Drama herantritt, daß er sozusagen daS Berlioz-Lisztsche Ideal der schildernden und malenoen Orchestermufik in der Reinkultur darauf übertragen will und Stimme und Gesang zu einer ganz sekundären Stel lung erteilt. Das geht soweit, daß selbst nnsere heutigen doch auf den Sprechgesang förmlich trainierten Sänger und Sängerinnen ohne weiteres unverständlich bleiben müssen, nnd daß sich oft eine Flut von Lauten und Interjektionen über den Hörer ergießt, ohne daß er auch nur einen Zu sammenhang der Worte sich zu konstruieren vermag. DaS ist daS Grundgebrechen, das natürlich bei der Behandlung eines Stosses, der den Zustand der Exaltation und Ekstase gesangliche Leistung. Frau Gerta Barby kommt es für Rolle» dieser Art ganz offenbar zu statten, daß sie von der Schauspielkunst zur Oper überging und so den der „singenden Schauspielerin" im eigensten Wortsinn körpert. Sie versteht, mit andern Worten, die überdachte