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Aber auch aus militärischen Gründen sollte die Zivilverwendung der Musiker z. B. für Tanzmusiken verboten werden. Generalleutnant v. Wandel: Die Annahme dieser Resolution würde einen tiefen schnitt zwischen Bolk und Militärmusik machen. Die Leistungsfähigkeit unserer Kapellen wird gefördert durch ihr Auftreten in der Öffentlichkeit und durch die Kritik. Nur so ist etwas Künstlerisches zu erreichen. Aus allen Teilen deS Reiches liegen Kundgebungen vor, die das Weiterauftreten der Militär, kapellen verlangen. Abg. I)r. Pfeiffer (Z.) bestritt, daß die Beschwerden der Zivil- musiker über die Militärmusiker übertrieben seien. Generalleutnant v. Wandet: Alle Beschwerden werden gewissen- Haft geprüft. Wo Verstoße vorgekommen sind, treten Maßregelungen und Bestrafungen ein. Abg. Albrecht lsoz.): Das System der Okonomiehandwerler und der Zwischenmeister sollte beseitigt werden. Generalleutnant v. Ltaabs: Die neu angefvrderten Ökonomie- Handwerker sind lediglich für die Truppenabteilungen notwendig, von denen sie nicht getrennt werden können. Für die Bekleidungs- ämter kommen sie nicht in Betracht. Der Titel wurde bewilligt, die Kommissionsresolution ange nommen und die sozialdemokratische Resolution abgelehnt. Auf eine Anregung des Abg. Hebel (Z.) bei einem späteren Titel sagte Generalleutnant v. Ltaabs die Ansdchnung der Benutzung von Militärfahrkarten zu. Abg. vr. Pfeiffer <Z.): Vor der Verabschiedung der Heeres vorlagen möchte ich als Bayer dem Major v. Parseval, den wir für uns in Anspruch nehmen, die Anerkennung seiner Landsleute aussprechen. Bedenklich macht^uns der Verkauf von Luftschiffen seitens der Bitterfelder Werke an das Ausland. Wie stellt sich die Mili tärverwaltung zur Anschaffung von Luftfahrzeugen und zur Er gänzung unserer Luftflotte? Ein bestimmtes System darf nicht be vorzugt werden. Generalleutnant v. Wandel: Die Militärverwaltung verfolgt die Versuche mit regstem Interesse. Das Starrsystem ist zweifellos leistungsfähiger als das Prallsystem. Wo diese für den Ernstfall besser verwendbar sind, werden sie angeschafft werden. Der Rest der fortdauernden Ausgaben wurde bewilligt. Bei den einmaligen Ausgaben sollen die Löhnungszuschüsse für Unter offiziere in Elsaß-Lothringen gestrichen werden. Ein nationalliberaler Antrag auf Wiederherstellung dieser Position wurde nach kurzer Erörterung abgelehnt. Darauf wurden auch die Einnahmen bewilligt. Hierauf vertagte sich das Haus auf Mittwoch 1 Uhr: Tritte Lesungen des Staatsangehörigkeitsgesetzes, kleinere Vorlagen, das Diätcngesetz für Schöffe» lind Geschworene, Wehrbeitrag, Wahl prüfungen. Schluß gegen 8 Uhr. * Berlin, 24. Juni. Der Zentrumsabgeordnete vr. Gerlach hat an den Reichskanzler eine Anfrage gerichtet, in der unter Hinweis auf die Vorgänge in Coesfeld gesagt wird: Das Vorgehen des Regierungspräsidenten steht im Widerspruch mit der Erklärung des Hr». Reichskanzlers über die Bedeutung der Verordnung des Bundes rates vom 28. November 1912, wonach diese keine Änderung der bis herigen Praxis herbeiführen sollte, und tritt namentlich zu der noch vor wenigen Jahren in Coesfeld geübten Praxis in grellen Gegensatz. Welche Mittel gedenkt der Hr. Reichskanzler zu ergreifen, um einen derartigen Widerstand einzelstaatlicher Behörden gegen die Verord nung des Bundesrates zu brechen? Die Balkankrise. Die bulgarisch-serbische Spannung. Sofia, 24. Juni. Die „Agence Bulgare" meldet: Am 18. d. M. abends gingen mehrere bulgarische Sol daten des Postens Zlatolvo zwischen Kotschana und Kra- tovo zum Flusse Zlatowska, nm Wa'ser zu schöpfen, als serbische Soldaten sie zernieren wollten und auf sie zu schießen begannen. Ten bulgarischen Soldaten kam ein kleines bulgarisches Detachement zu Hilfe. Es entspann sich ein Kampf. Die in dieser Gegend stehenden serbischen Truppen bezogen mit ihren Mitrailleusen eine Stellung und eröffneten ein heftiges Feuer. Die Bulgaren, die eine Kompanie Verstärkung erhielten, unternahmen einen Bajonettangriff und zersprengten die Serben, die aus ihrer ungeordneten Flncht eine Anzahl Gewehre und Tornister im Stiche ließen. 19 gefallene Serben blieben aus dem Platze. Auf bulgarischer Seite wurde ein Soldat leicht verivundet. Belgrad, 24. Juni. Die „Samuprava" stellt gegen über anderslautenden Meldungen fest, daß Serbien die in seinen drei Antworten an Bulgarien entwickelten Ansichten aufrecht erhalte, daß die Ministerpräsidenten der Verbündeten in St. Petersburg zusammenkoinmen müßten, um zu versuchen, eine direkte Verständigung zu erzielen. Belgrad, 21. Juni. In einer von der „Tribuna" veröffentlichten Unterredung erklärt Minister des Innern Protitsch, daß die serbische Regierung den serbisch bulgarischen Bündnisvertrag nicht gekündigt habe, sondern daß sie nur dessen Revision verlange. In dem Bestreben, eine friedliche Lösung des serbisch-bulgarischen Konsliktes zu finden, habe die russische Regierung Serbien und Bulgarien aufgefordcrt, dem eventuell erforderlichen Schiedsspruch Rußlands ohne jede Reserve zuzustimmen. Die Mitglieder der serbischen Regierung, mit Ausnahme von zwei Mitgliedern, hätten sich unter der Voraus setzung der Zustimmung Bulgariens für die Annahme der russischen Forderung entschieden. Belgrad, 24. Juni. Mit Rücksicht auf die Nach richten, daß von russischer Seite an Serbien ein Ulti matum gestellt worden sei, worin von Serbien die un bedingte Einhaltung des serbisch-bulgarischen Vertrages, sowie die Räumung der strittigen Gebiete gefordert werde, hat der Minister des Innern Stojan Protitsch die Kriegspräfekten telegraphisch angewiesen, diesen un begründeten Gerüchten entschieden entgegenzutreten. Tie Verbreiter solcher Gerüchte sollen ohne Rücksicht darauf, ob sie Zivil- oder Militärpersoneu sind, zur Anzeige ge bracht werden. In demselben Ministerialerlaß wird ferner erklärt, ^daß zwischen dem Ministerpräsidenten Pasitsch und dem Minister des Innern keinerlei Gegen sätze in der Beurteilung der serbisch-bulgarischen Streit fragen bestehen. Das neue feevische Kabinett Pasitsch. Belgrad, 25. Juni. Wie verlautet, hat Minister präsident Pasitsch die Demission deS Kabinetts zurück gezogen. Belgrad, 24. Juni. Die serbische Regierung gibt m Besprechung der Ministerkrise der Ansicht Ausdruck, daß angesichts der kritischen Lage eine rasche Beilegung der Krise notwendig sei. Einzelne oppositionelle Blätter erblicken in der russischen Forderung den Zusammenbruch der Politik des Ministerpräsidenten Pasitsch und geben der Besorgnis Au-druck, daß angesichts der unver-üllte» Bevorzugung BusharienS seitens Rußlands der russische Schiedsspruch zum Nachteile Serbien- ausfallen werde. Einberufung der serbischen Skupschtin«. Belgrad, 24. Juni. Wie verlautet, wird die Skup- schtina für deu 26. Juni einberusen werden. Kleine Nachrichten. Belgrad, 24. Juni. Die „Tribuna" kündigt an, daß die Ministerpräsidenten Venizelos und Vukowitsch spätestens übermorgen hier eintreffen werdeu. Belgrad, 24. Juni. Den Blättern zufolge fanden zwischen dem Ministerpräsidenten Pasitsch und dem rus sischen Gesandten v. Hartwig im Laufe des gestrigen Tages sowohl in der russischen Gesandtschaft als auch in der Privatwohnung des Ministerpräsidenten mehr stündige Konferenzen statt. Ausland. Zum Kamps um die dreijährige Dienstzeit in Krankreich. Paris, 24. Juni. In der Kammer fuhr Augagneur in der heutigen Sitzung fort, sein Geaenprojekt zu er klären. Er empfahl, dem aktiven Militärdienste die Feuerwehrmannschaften wieder zuzuführen. Alle die jenigen, die jetzt als Handwerker, Sekretäre des General- stabeS rc. festgelegt seien, sollten durch Zivilisten ersetzt werden. Durch diese Beschäftigung seien augenblicklich 92 000 Mann dem aktiven Militärdienste entzogen. Augagneur glaubt, die Durchführung der dreijährigen Dienstzeit würde soviel Geld kosten, daß es nachher unmöglich sein würde, etwas für die Aufbesserung der Offiziers- und Unterossiziersgehälter zu tun. (Beifall auf der äußersten Linken und bei einem Teile der Linken.) Zum Schluffe der heutigen Vormittagssitzung der Kammer brachte Jaurös einen Beschlußantrag ein, daß der Heeres ansschuß am Donnerstag einen Bericht über die richtige Ziffer der Mannschaftsvermehrung erstatten möge, die durch das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit erzielt werde. Jaurös bemerkte in der Begründung seines Beschlußantrages, daß nach den Ziffern des Generalstabs diese Vermehrung 143 000 Mann betrage, während sie nach seiner Berechnung nur 70 000 Mann betrage. Der Regierungskommissar General Legrand versuchte, die Be hauptung Jaurös zu entkräften, gab jedoch dabei zu, daß der Generalstab einen Rechenfehler begangen habe. Bewegung.) Der Obmann des Heeresausschnsses, Le Hörristö, stimmte sodann dem Jaurösschen Beschluß- antrage zu. Die Debatte über die Militärvorlage wird erst morgen oder übermorgen wieder ausgenommen werden. In den Wandelgängen wurde der von Janrös erzielte Erfolg lebhaft besprochen. Paris, 24. Juni. Der HeereSansschuß der Kammer trat heute nachmittag zusammen und nahm die Dar legungen des Rcgierungskommissars Generals Legrand über die von JauröS bestrittenen Ziffern der Mannschafts vermehrung entgegen. Paris, 25. Juni. Der Heeresausschuß der Kammer erörterte in fast sechsstündiger Sitzung die von Janrös gestrichenen Ziffern. In einer amtlichen Mitteilung wird erklärt, der Ausschuß habe sestgestellt, daß die durch das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit erzielten Bestände 672838 Mann betragen. Da die vom Generalstabe an gegebene Gesamtziffer sich auf 674293 belaufe, so sei der Unterschied durchaus nicht so bedeutend, wie Jaurös be hauptet habe, denn er betrage 1455 Mann. Der Heeres ausschuß wird heute vormittag abermals eine Sitzung ab halten, um den nachträglichen Antrag Petes über diesen Gegenstand entgegenzunehmen. In der heutigen Nach mittagssitzung der Kammer wird die Erörterung der Ziffer fortgesetzt werden. Unter den Anhängern der Militärvorlage haben die Feststellungen des Heeres- auSschusseS lebhafte Befriedigung hervorgerufen. Zum Londoner Besuche ded Präsidenten Poincarö. London, 24. Juni. Präsident Poincarö traf heute nachmittag 3 Uhr 30 Min. in London ein. Zur Be grüßung aus dem Bahnhöfe hatten sich eingesunken der König, der Herzog von Connaught, Prinz Arthur von Connaught, Premierminister Asquith, Staatssekretär Grey und andere Minister. Der König schüttelte dein Präsidenten Poincarö und Minister Pichon die Hand. Die Musikkapelle spielte die Marseillaise. Nach dem Ab- schrcitcn der Ehrenwache fuhren der König und Präsident Poincarö unter den Hochrufen des Publikums nach dem St. James-Palast. Um 4 Uhr 30 Min. begab sich Präsident Poincarö im Zweispänner, von Gardekavallerie eskortiert und von seinem Gefolge begleitet, nach dem Buckingham-Palast, um dem König seinen Besuch zu machen. Die Straßen waren dicht besetzt. ES wurde bemerkt, daß die Polizei infolge der kürzlichen, durch Anhängerinnen des Frauen stimmrechts verursachten Zwischenfälle, gegen sich vor drängende Frauen scharf vorging. Abends fand im Buckingham-Palast ein Festbankett statt, bei dem der König den Präsidenten Poincarö be grüßte und hierbei etwa folgendes sagte:„DieUnterzeichnung der Lntento eorciiaio im Jahre 1904 ermöglichte es beiden Völkern, harmonisch und herzlich in inter nationalen Angelegenheiten zusammenzuarbeiten. Beide Regierungen halten sich ständig die Friedenssache als Ziel vor Augen. Während der verflossenen Monate, als sich schwere internationale Fragen erhoben, erwies sich der Geist deS gegenseitigen Vertrauens und der Freimütig, keit, womit England und Frankreich an die Probleme herangingen, als ein unschätzbarer Vorzug und als Quelle höchster Genugtuung für uns, daß alle Großmächte bei den ernsten Fragen miteinander berieten und für den Frieden arbeiteten". Präsident Poincarö dankte für den herzlichen Empfang und erwiderte, die Frenndschaft beider Nationen wurzele tief in der Seele der Bevölkerung. Die beiden Regierungen suchten unausgesetzt eine Aus dehnung oder Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zu beschwören und Konflikten der Großmächte vorzubeugen. Wie England, so gratuliere sich auch Frankreich, an diesem Friedenswerk unter ständiger Mitwirkung sämt licher Kanzleien Mitarbeiten zu können und bemühe sich auch fernerhin, daß die Harmonie in Zukunft nicht ge stört werde. Die türkischen Finanzen. Paris. 24. Juni. In der heute unter dem Vorsitz deS Geh. Rate- Helfferich alyehaltenen Beratung deS Unterausschusses für die türnsche Schuld machte der griechische Delegierte LalaoritiS im Ramen der Balkan- verbündeten geivisse Vorbehalte betreffs der Frage der Verteilung der türkischen Schuld. Paris, 24. Juni. Die Schulden-Kommissiou der Internationalen Finanzkonferenz prüfte die von der ottomanischen Delegation überreichten Tabellen, die An gaben über den Stand der Schuld unmittelbar vor der Kriegserklärung enthalten. Zur Lage in Marokko. Madrid, 24. Juni. Wie der Kriegsminister bekannt gibt, hat gestern zwischen einer Abteilung deS Generals Sylvester und Marokkanern des Gharbstammes ein Kamps stattgefunden, bei dem die Marokkaner unter großen Ver lusten zurückge schlagen wurden. Madrid, 24. Juni. Hier geht das Gerücht, daß bei Tetuan gegenwärtig ein heftiger Kamps stattfünde. Amt lich ist keine Bestätigung zu erhalten. Paris, 25. Juni. AuS Madrid wird gemeldet: Mehreren Blättern zufolge sei die Rede davon, infolge der bedenklichen Zunahme der AufstandSbewegnng in Marokko das spanische Besatzungskorps auf 80 000 Mann zu erhöhen. Madrid, 25. Juni. Amtlich wird ans Larrasch ge meldet, daß von den spanischen Truppe» in der Gegend von Talza zwei Gefechte geliefert worden sind. Aus feiten der Spanier fielen zwei Leutnants und vier Sol- baten. Die Zahl der Verwundeten ist unbekannt. Der Feind ließ 27 Tote und zwei Gefangene zurück. Madrid, 25. Juni. Wie auS Tetuau amtlich ge meldet lvird, zog der Feind zahreiche Kontingente zu sammen, nm die spanischen Truppen anzugreifen. Diese ergriffen darauf die Offensive und warfen den Feind nach einem erbitterten Kampfe unter erheblichen Ver lusten zurück. Auf feiten der Spanier wurden drei Offiziere und 30 Soldaten getötet, fünf Offiziere, dar unter ein Oberst, und 48 Soldaten wurden verwundet. Kleine politische Nachrichten. Melbourne, 24. Juni. Der liberale Führer Cook hat das neue Ministerium gebildet. Cook übernimmt den Vorsitz und das Ministerium des Innern. Parteibewegung. V. Plane», 24. Juni. Die Landesversammlnng der sächsischen Sozialdemokratie wählte heute als Ort dec nächsten Versammlung Leipzig. Als Sitz des Landes- vorstandeS wurde wiederum Dresden bestimmt. Ter Vor stand wurde wiedergewählt. 54. Hauptversammlung -es Vereins deutscher Ingenieure. m. «k. Leipzig, 24. Juni. Heute morgen begann die zweite Hauptversamm lung deS Vereins Deutscher Ingenieure im groben Kongreßsaale aus der Internationalen Baufach-Ausstellung um ^10 Uhr. Nach Erstattung des Jahresberichts durch den Vorstand und Erledigung verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten hielt Jamcs M. Dodge den ersten Vortrag über: „ WissenschaftlicheBetriebSführung ". Er führte auS, wissenschaftliche Betriebsführung übe in ihrer höchsten Bedeutung und Vollendung «ine vorteil hafte Wirkung auf die Leistungen des Gesamtunter- nehmens aus, steigere die Verdienstkraft und schaffe da durch gewissermaßen einen über das Normale hinaus- gehenden Extragewinn, an dem Unternehmer wie Arbeiter ihren Anteil hätten. Um dieses Ziel zu erreichen, sei verständnisvolles Zusammenarbeiten nötig. Wichtig sei, daß alles, was in der Fabrik angeordnet und ausgesührt werde, auf dein Boden gegenseitigen Verstehens und beiderseitigen Vertrauens stehe. Von deutscher Seite be handelte das gleiche Thema Prof. G. Schlesinger von der Technischen Hochschule Berlin. Tie Betriebs-4 führung wende sich jetzt, da die maschinelle Wirksamkeit sich infolge der Entwicklung nicht erheblich mehr steigern lasse, der Frage der Erhöhung der menschlichen Wirksamkeit zu. Die Ameri kaner seien es gewesen, die auf dem Studium dieser Frage eine förmliche neue Wissenschaft aufgcbaut hätten. Die Grundlagen des nach Taylor benannten Systems seien: 1. Die Arbeitszerlegung in kleinste Elemente und die wissenschaftliche Zeitstudie, 2. Tie systematische Auslese der Arbeiter; diese sei der persönliche, subjektive und bei weitem schwierigste Teil der Aufgabe. Hier höre alle Theorie auf und cs beginne die Führung des Menschen, denn der Mensch als Ganzes sei keine Muskelmaschine, sondern ein beseeltes, sehr verschiede» geartetes Wesen. Die heutige» Hilfsmittel, Prüfungen und Zeugnisse ver bürgten säst nie dafür, daß eine Stellung durch deu wirklich Geeignetsten besetzt werde. Sie könnte» sich immer nur aus das Auzulerncnde, »jemals auf wirkliches Können und tieferes Verständnis erstrecke». 3. Die An leitung und Weiterbildung der als geeignet erkannte» Leute iu friedlicher Zusammenarbeit von Arbeitgeber, und Arbeiter. Der Wirschaftserfolg sei es, an dem die wissenschaftliche Betriebsführung allein Interesse habe. Sie wolle die wirtschaftliche Arbeit des Mensche» so orgattisiercn, daß unter Vermeidung von Krastvergeudung jeglicher Art die höchste Betriebsleistung erreicht werde. Grundsätzlich müsse von vornherein alles ver mieden werde», was die Lage des Industriearbeiters ver schlechtern könne, also: keine Verlängerung der Arbeitszeit, keine Minderbezahlung, keine Erhöhung der Muskel- oder Geistesanstrengung. Allerdings würden einzelne Arbeiter durch die Durchführung der wissenschaftlichen Betriebs leitung zu leiden haben, jedoch müsse dieser Umstand hinter dem großen Nutzen der Gesamtwirtschaft zurück stehen. Was Deutschland angehe, so finde die Wissenschaft- liche Betricbssührung hier trotz aller äußeren Widerstände einen guten Boden. Die Deutschen als Bolk seien seit Jahrhunderten an Gehorsam gegen die Vorgesetzten, an schulmäßige Unterweisung und an Befolgung schriftlicher Verordnungen gewöhnt. Anch die allgemeine Dienstpflicht erhöhe diese Naturanlage.