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Dresdner Journal : 19.06.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191306195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130619
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-19
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1913
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M, . .... - . . > .. -- -" "- ,ir in» Berliner Tafteblatt ihr Wesen treiben. Daft wir adlige Offizier- torps haben, so wenig sie «ns erwünscht sind, ist selbstverständlich, da sie sich zusammenscpen aus Angehörigen des Lchwcrtadels, aus Söhnen alter verdienter Soldaten. Dazu kommt, daß der Zuwmmen- hang mit der bodenständigen Bevölkerung die adligen Regimenter schafft. Aber wir Deutschen haben alle Ursache, auf unsere alten Ge schlechter stolz zu sein, deren Namen uns von der Geschichte des Vaterlandes erzählen. (Sehr gut! rechts.) Jetzt will man aus dem monarchischen Heer ein parlamentarisches machen. Gegen die Kreise, die mit ihren demoralisierenden Anträgen diesem Streben Vorschub leisten, muß ich schwere Vorwürfe erheben. Abg. Gras Praschma (Z.): In den» sozialdemokratischen Anträge erblicken wir eine Politisierung der Armee. Wohn» das führt, zeigt die Türkei. Der freisinnige Antrag fleht nicht so weit, aber auch ihn lehnen wir ab. Das Gefühl, daß die Garderegimenter sich be- sonders durch Mut auszeichnen, herrscht im ganzen Heere. Die Garde regimenter sind Elitetruppen im besten Sinne des Wortes, Regi menter, die Vorzügliches leisten. Erfreulich ist es, daß bei dem Am nestieerlaß des Kaisers die Verurteilungen wegen Soldatenmißhand- lungen ausgeschlossen find. (Bravo!) Abg. Keinath (nl.): Wir haben »»jemals die hohen Verdienste adliger Personei» ii» Vergangenheit und Gegenwart geleugnet, »vir verlangen aber Gleichberechtigung. Wir werden deshalb der Resolution der Kommission und der der Freisinnige»» zustimmen, die Anträge aber ablehnen. Wir wollen das Offizierkorps stärken und es delvahreu vor einen, gewissen Mißtrauen, das dem Offizier korps gewisser Regimenter gegenüber besteht, und halte»» deshalb einen Austausch zwischen den Offizierkorps verschiedener Garnisonen für wünschenswert. Abg. Lchöpfli« (soz.): Daß Offiziere mit adligem Ramen Großes geleistet haben, ist »licht zu bestreiten, aber Taufe,»de von Soldaten habe»» gleiche Heldentaten vollbracht. Die Armee kann heute nicht »nehr als das Bollwerk angesprochen werden »vie vor 20 Jahren. Dafür sind die sozialdemokratische»» Ideen schon zu tief in das Heer eingedrungen. An unserer Behauptung, daß es ein Privileg für die Beförderung gibt, müsfen »vir festhalten. Die Armee ist nicht für die Monarchie da, sondern in erster Linie für das Volk. Kein Regi ment, auch kein Garderegiment, hat mehr Wert als ein anderes. Wir »vollen die Garde in keiner Weife herabsepen. Wir erkennen ihre glänzenden Leistungen an. Wir verlangen aber eine einheitliche Reform des Heerwesens. Kriegsministcr v. Heeringe«: Ich muß wiederholen, daß bei den Gardetruppen keine Beförderungsvorteile bestehen. Ich habe niemals in Abrede gestellt, daß bei der Mobilmachung der Garde Schwierigkeiten beständen. Aber sie werde»» überwunden werden. Diese Truppen werden nicht später bereit sein als die anderen Truppen teile. Erst Garde, daun Vaterland habe ich auch in dem Sinne nach nicht geäußert. Ich habe gesagt, daß bei unvorsichtigem Ba»» das ganze Gebäude der Wehrvorlage in Erschütterung geraten und daß wenn Sie die Vorlage mit solchen Anträge»» belasten, das Stockwerk mit den» Fundament zusammenfallen könnte. Die Behauptung, die Armee sei sozialdemokratisch, »nutz ich entschieden zurückweisen. (Widerspruch bei den Soz. Lebhafter Beifall rechts.) Abg. vr. Müller Meiningen (fortschr. Vpt.): Wem» uns die Engländer als Muster bingcstellt werde» in der Achtung der Lords, so können sie uns auch als Muster dienen, daß sie keine antisemitische»» Mätzchen »nitmachen. Mögen Sie machen, was Sie »vollen. Wir setzen nnscren Kan»pf in der von uns als richtig erkannte», Linie fort. Abg. Zubeil (soz.): Mißhandlungen und Schimpfworte stammen nicht nur von den Unteroffizieren. Die Edelsten der Nation tun sich dabei besonders hervor. Ist den, Kriegsminister nichts davon be kannt, daß unbeliebte Offiziere bei der Mobilisierung sofort versetzt werden? Mein ehemaliger Premierleutnant v. Roon »var als Menschenschinder bekannt. Er hat auch seine»» Burschen erschossen oder erstochen. Unsere Behandlung durch Roon »var skandalös. Da bei waren »vir damals alles Leute, die den Feldzug mitgemacht hatten. Kriegsminister v. tzceringen: Bereits 1906p,at Hr. v. Normann die danials genau so wie heute vorgebrachten Beschuldigungen gegen Hrn. v. Roon zurückgewiesen. Ich »nutz dagegen protestiere», daß auf Ereignisse, die 39 Jahre zurückliegen, und auf Beschuldigungen gegen längst verstorbene Offiziere zurückgegriffe, wird. Daß auch jetzt Offiziere sich Beschimpfungen gegen ihre Untergebenen zuschulden kommen lassen, gebe ich zu. Derartiges ist auch im Feldzuge 1870/71 vorgekommen, »vie ich aus eigener Erfahrung weiß. Aber die Be hauptung, daß die Offiziere ihre Untergebenen besser behandelt hätten als nach dem Kriege, wo sie nichts mehr zu fürchten gehabt hätten, ist eine Beleidigung für das Offizierkorps und für die Sol daten. (Beifall rechts. Widerspruch bei den Soz.) Die sozialdemokratischen und freisinnigen Anträge wur den abgelehnt und die Resolution >°er Kommission mit dem Amende ment der Freisinnigen (keinerlei Privilegierung einzelner Tn»ppcn- körper nach Garnisonsorten, Avancement und Aushebung) ange nommen. Darauf wurde die Weiterberatung aus Donnerstag 2 Uhr ver tagt. Schluß 8 Uhr. Am Balkan. Die bulgarisch-serbische Spannung. Sofia, 18. Juni. Tie bulgarische Antwort aus die serbische Forderung nach Revision des Bündnisvertrages wird morgen überreicht werden. Sie widerlegt Punkt für Punkt alle von der serbischen Negierung angeführten Argumente und lehnt jede Änderung des Bündnis vertrages ab. Wien, 18. Juni. Wie die „Neue Freie Presse" aus Sofia meldet, hat die Regierung beschlossen, niemanden nach St. Petersburg zu entsenden, sondern noch fünf Tage zu warten, ob Serbien bis dahin die bulgarische Forderung nach Einsetzung eines Schiedsgerichts aus der Grundlage dcS serbisch-bulgarischen Vertrags erfüllen wird. Sofia, 19. Juni. Die offiziöse „Bnlgaria" schreibt: Tie Regierung wird bestrebt sein, mit der Türkei freund- schaslliche Beziehungen herzustellen. Gegenüber Rumänien wird sie das St. Petersburger Protokoll zur Durch- sührung bringen und die Beziehungen zwischen den beiden Ländern enger knüpfen. Jin Rahmen des Allianz vertrages mit Serbien wird sie jeden Gedanke», an eine Konzession zurückweisen. WaS Griechenland betrifft, so must dieses vor Beginn der Berhandlungen die Gebiete räumen, die es widerrechtlich besetzt ha«. Belgrad, 18. Juni. Das Regierungsorgan „Samu- prawa" erklärt, dast der bulgarische Antrag betreffend den russischen Schiedsspruch nicht als Antwort aus die letzte serbische Note betrachtet werden könne. Die von Bulgarien angeführte siebentägige Frist sei zu kurz, um eine Revision deS serbisch-bt.lgarische» Bündnisvertrages, der rechtlich nicht mehr in Kraft stehe, durchzuführen. Bon bulgarischer Seite werde immer wieder auf die au- dem Vertrag resultierende» Rechte Bulgariens hin gewiesen, eS sei aber die Tatsache übergangen, daß Bul garien die Pflichten, durch die eS Bertragsrechte erwerben sollte, nicht erfüllt habe. Es sei undenkbar, daß irgendein Gericht aus der Welt die Forderung Bulgarien- al- be rechtigt anerkennen könne. Pari-, 18. Jun,. Dem „TempS" wird au- St. Petersburg gemeldet: Bulgarien sei geneigt, die s russische Einladung zu einer Zusammenkunft der Minister präsident,» der Balkanstaate» in St. Petersburg an- zunehmeu, wenn Serbien eine vorauSgchende Unter redung zu vieren annähme, so dast der Schiedsspruch erst dann einzutreten hätte, falls diese Unterredung scheitern sollte. Bulgarien und Griechenland. Sofia, 18. Juni. Die Regierung beauftragte ihren Vertreter in Athen, bei der griechischen Regierung neuer lich in der energischsten Form gegen die fortgesetzten Ver haftungen von Bulgare» i» den von griechischen Truppen besetzten mazedonischen Gebieten sowie dagegen zu pro testieren, daß die Gefängnisse von Saloniki »nit Bulgaren übersüllt seien, und daß viele Bulgaren nach Griechenland gebracht würden. Saloniki, 18. Juni. König Konstantin hat sich in Begleitung mehrerer Mitglieder des Generalstabes an die Front der griechischen Truppen in der Umgebung von Langaza begeben und eine eingehende Truppen- besichtigung vorgenommen. Die bulgarischen Generäle Teodoroff und Jwanosf haben sich zur Besichtigung der bulgarischen Stellungen an die Strumitza und nach Jstip begebe». Zur Ermordung des Grotzwestrs. Rom, 18. Juni. Die „Tribuna" meldet aus Briu- disi: Die vier der Mitschuld an der Ermordung des Großwesjrs Mahmud Schewket Pascha beschuldigten Per sonen, die sich an Bord des italienischen Dampfers „Serbia" in Konstantinopel eingeschifft hatten und im Piräus gelandet waren, um nach Cypern zu gehen, sind drei Söhne Kiamil Paschas und ein Schwiegersohn Essad Behs, die unter englischem Schutz an Bord des Dampfers gegangen waren. Sie protestierten lebhaft gegen die An schuldigung, an dem Anschläge gegen den Großwesir be teiligt zu sein. Die Verschwörung gegen die Jungtürken. Konstantinopel, 18. Juni. Der Militärgouverneur von Konstantinopel veröffentlicht eine Liste der Per sonen, die nach Synope deportiert wurden, weil sie durch Wort und Schrift die Gemüter zu erregen suchten und eine Gefahr für die Hauptstadt bildeten. Unter den Deportierte» befinden sich u. a. einige Arzte und Pro fessoren, zwei frühere Brigadegeneräle, ein früherer Oberst und zehn frühere Offiziere. Aus der Botschastcrkonserenz. London, 18. Juni. Wie das Reutersche Bureau er fährt, hat auch die heutige Sitzung der Botschafter vereinigung keinen Beschluß gefaßt. ES wurde die Ab grenzung Albaniens geprüft und es ergab sich, daß mehrere Botschafter noch keine Instruktionen von ihren Regierungen besaßen. Es wurde auch die Frage des serbischen Hafens am Adriatische» Meer besprochen. Die Besprechung ergab einen kleinen, aber zufriedenstellenden Fortschritt. Die nächste Sitzung findet am Montag statt. Ausland. Die sranzöffsch« He«r«svo*1age vor der Stummer. Paris, 19. Juni. Kammer. Jaurös setzte gestern seine Rede fort. Er erklärte, Deutschland denke nicht nur an eine», plötzlichen Angriff, indem es die beiden jüngsten Reserveklasfen den aktiven Beständen eiugliedere, sonderu cs denke an einen Massenangriff. Die deutschen Strategen hätten für die erste große Schlacht 1300000 Mann vorgesehen. Wenn Frankreich nicht überflutet werden »volle, müsse es, um gegen eine In vasion Widerstand leisten zu könne», sich darauf vor bereiten, von der erste»» Stunde an die Gesamtheit der organisierten Streitkräfte in Linie zu bringen. ES sei geboten, die Grenze mit den Truppen aus dem Osten und den» Norden zu decken, um eine vollständige Kon zentrierung abzuwarten und um nicht zerstreute Armeen iu den Rachen des Wolfes zu jagen, wie es Napoleon III. getan habe. Jaurvs fuhr fort, eS sei eine Legende, daß er die Konzentrierung aller Streitkräfte in dem strate gischen Dreieck Moret, Fontainebleau, Montereau predige, wobei der Nest deS Gebietes im Stiche gelassen würde. Der Redner machte der Negierung den Bor wurf, sie opfere dem Erfolge deS Gesetze- über die dreijährige Dienstzeit den wahren Schutz deS Vater landes, der in der Verstärkung der Festungen bestände. Jaurös fuhr fort, der Minister sei mit patriotischer Hast vorgegangen, durch die eine Prüfung der Zahlen unmöglich gemacht wurde. Er erblicke eine der Gefahren des Gesetzesvorschlages darin, daß auf dies Gesell alle Macht, Ausmerksamkeit und Opferfähigkeit der Nation abgelenkt werde. (Der frühere Kriegsministcr Messimh spendete bei diesen gegen das Gesetz gerichteten Worte»» Beifall.) Jaurös erklärte, sein Ziel sei, stufenweise das Berufsheer zu verringern und dasür die Kraft des Nationalheeres zu stärken. Er werde mit den Republi kanern leidenschaftlich das Gesetz über die zweijährige Dienstzeit verteidigen und werde versuchen, der Militär- reaktion, die unfähig sei, das Vaterland zu beschützen, eine Niederlage bcizubringen, durch die jegliche Rückkehr zur Offensive verhindert werden würde. (Lebhafter Beifall auf der äußersten Linken und einem Teil der Linken.) Die Diskussion wird heute nachmittag fortgesetzt werden. Die französtsche Anleihe für Marokko. Paris, 19. Juni. Der Kammerausschuß sür aus wärtige Angelegenheiten hat an dem sür Marokko ver« laugte» Kredit von 230 Mill. FrcS. zahlreiche Abstriche vorgenommen und die geplante marokkanische Anleihe aus rund 147 Mill. Frcs. verringert. Die Marconi-Angelegenheit vor Vein englischen Unterhaus. London, 18. Juni. Unterhaus. Heute begann die Debatte über den Bericht der UntersuchungSkommiffion für die Marconi-Angelegenheit mit einer Rede des Unionisten Cave, der beantragte, einen formellen Protest- beschluß zu fassen, in dem das Bebauer»» über die Trans aktionen gewisser Minister in amerikanischen Marconi- aktien ausgesprochen und verlangt wird, daß die Minister in ihren Erklärungen über diesen Geaeustand dem Hause gegenüber mit voller Offenheit verfahren. Lave ver- zichtete darauf, irgendwelche Vorwürfe wegen persön ¬ licher Bestechlichkeit zu machen, erklärte aber, die Minister hätten sich Verstöße gegen die Gesetze und Überlieferungen des Hauses und des öffentlichen Lebens zu schulden kommen lassen. Sir RufuS Isaacs war der erste Anhänger der Regierung, der das Wort ergriff. AlS er sich erhob, wurde er »nit Lärin uud von den Anhängern der Regierung mit Hochrusen begrüßt. Er betonte, daß er und Lloyd George, nachdem sie einige Feststellungen gemacht haben würden, nach vorheriger Vereinbarung das Haus ver lassen würden, bis die Abstimmung über die Resolution vorgenommen worden sei. Er erklärte, daß, welche Kritik und welcher Tadel an die Transaktione»» mit den amerikanischen Marconi-Aktien auch angeknüpft werden sollten, diese auf ihn fallen würden, und nicht auf Lloyd George oder Lord Murray. Er stimme jetzt angesichts dessen, was sich ereignet habe, dem zu, daß das Schwei- gen der Minister in der Debatte über die Marconi- Angelegenheit im Oktober des letzten Jahres ein Fehler war, aber er sträube sich gegen oen Gedanken, daß daz Verhalten, das die Minister beobachtet hätten, eine Täuschung beabsichtige. Eine derartige Absicht habe nie mals bei ihnen bestanden. Isaac bat das HauS, seine Handlungsweise mit dem strengsten Maßstab zu messen. Es sei ihm niemals eingefallen, daß ein mensch- liches Wesen ihn der Bestechlichkeit verdächtigen könnte, weil er amerikanische Marconi-Aktien kauste. Er habe mit voller Offenheit und ohne jeden Verheim- lichungSvcrsuch gehandelt. Er halte zwar die in Rede stehenden Transaktionen für ganz einwandfrei, aber wenn alle die Tatsachen ihm damals gegenwärtig gewesen wären, wenn er damals gewußt hätte, was er jetzt wisse, wenn er gewußt hätte, daß das Volk ihn wegen seiner Handlungen so beargwöhnen könnte, oder daß derartige Entstellungen möglich waren, so würde er jene Transaktionen nicht unternommen haben. Er gebe zu, daß es ein Mißgriff war, die Marconi-Aktien zu kaufen. Zivei neue russische ArmeekorPK au der Weichsel? Paris, 18. Juni. Zu der vorgestrigen Erklärung des Ministerpräsidenten Barthou über die von Rußland übernommenen militärischen Vorkehrungen, nach der die franzüsische und russische Armee allen Eventualitäten die Stirn bieten könnten, erfährt der „Malin", daß die russische Negierung in dieser Hinsicht gegenwärtig zwei Maßnahmen treffe, 1. sei eine beträchtliche Verbesserung der strategischen Bahnlinien, 2. die baldige Errichtung zweier neuen Armeekorps an der Weichsel beabsichtigt. Für die letztere Maßnahme seien nicht die Balkan ereignisse bestimmend gewesen. Übrigens sei die russische Regierung bereit, auch noch andere Maßnahmen vorzu- schlagen, falls die Umstände es erheischen sollten. Zur Neubildung des dänischen Kabinetts. Kopenhagen, 18. Juni. Der König betraute den Aolkething-Abgeordneten Zahle »nit der Bildung des neue»» Ministeriums. Zahle erbat sich bis morgen abeud Be denkzeit. Aufhebung portugiesischer Gesandtschaften. Lissabon, 19.Juni. Der Senat hat in Übereinstimmung »nit der Kammer beschlossen, die G-sandtschaftbetmpäpstlichen Stuhle inRom und dieKonsuloteiuBerlin, Madrid und Ruui auszuhebe». In Madrid und Bern sollen Posten sür Militärattaches geschaffen werden und in Madrid auch ei» solcher für einen Marineattachö. Außerdem soll, falls Rio de Janeiro dasselbe in Lissabon tut, die Gesandt- schast in Rio de Janeiro in eine Botschaft umgewandelt und schließlich das Konsulat in Guatemala aufgehoben und dafür eine Gesandtschaft in Guatemala errichtet werden. Proteste gegen die «arokkopolitik der spanische»» Regierung. Madrid, 18. Juui. Die republikanischen Parla mentarier haben gestern unter Vorsitz von Aczarate die politische Lage besprochen und ihre Meinung dahin ab gegeben: Erstens sei die Vertagung der Cortes auf un bestimmte Zeit ungerechtfertigt und unangebracht; zweitens lade die Regierung eine sehr schwere Verant wortung auf sich, indem sie das Vorgehen in Afrika ohne Mitwirkung und ohne Kontrolle des Parlament» organi siere; der Widerspruch im Lande sei so stark, daß das einzige Mittel, seinen gewaltsamen Ausbruch zu ver hindern, darin bestehen würde, daß man die Aktion aus ein einfaches Zusammenarbeiten »nit der marokkanische»» Bevölkerung reduziere; drittens sei es ganz besonders nötig, das RekrutierungSgesetz streng anzuweudcn. Die Reichen müßten ebenso wie die Armen in den Kamps nach Marokko ziehen; viertens müsse die finanzielle Lage des Landes alsbald durch weise Sparsamkeit verbessert werden, damit der Staatsschatz nicht wieder seine Zuflucht z» der Bank von Spanien zu nehmen brauche, ein Zu stand, dessen Nachteile inan von früher her kenne; fünftens sei eS unzulässig, die Cortes unter den» Vorwande von Spaltungen in der liberalen Partei zu vertagen, den» ein derartiger Vorwand sei beleidigend für die Cortes, die man als Spielball von Parteizerwürfnisscn hinstelle, während sie Diener und Vertreter der Landesinteressei» sein sollte; wenn Spaltungen offen zutage lügen, so hätte es sich besser geschickt, die Cortes auszulösen, als sie aus unbestimmte Zeit zu vertagen. Paris, 18. Juni. Nach einer Blättermeldung aus Madrid werde in sozialistischen Kreisen mit einem Gesamt ausstand gedroht, falls der Krieg in Marokko fortgesetzt werden sollte. Am nächsten Sonntag wollen die Repu blikaner und Sozialisten in ganz Spanien Protestmeetings gegen den marokkanischen Feldzug abhalten. Gemeinsames Borgehe« Krankreichs und Spaniens in Marokko? Paris, 19. Juni. Zur Unterredung deS Grafe» Romanones mit dem französischen Botschafter Geoffray über ein etwaiges militärische- Zusammenwirken Frank reichs und Spaniens in Marokko wird in verschiedenen, sichtlich offiziösen Mitteilungen berichtet: Die französische Regierung prüft diese Angelegenheit in freundschaftlicher Weise und ist mit aufrichtigem Entgegenkommen bereit, Spanien Beistand zu leisten, wie Spanien zweifellos be reit ist, Frankreich zu helfe». Dem Wunsche der spani schen Regierung, daß der Waffenschmuggel mit allen Mitteln verhindert werden müsse, wird entsprochen »erden. Was da- militärische Zusammenwirken anlangi,
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