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Dresdner Journal : 12.06.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191306125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130612
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-12
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1913
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ist. Mögen die idealen Kräfte, die vor einen« Jahrhundert in Preuße» lebendig waren und die es in fester Gemeinschaft von König und Volk aus tiefer Zerrüttung zu ruhmvollem Auf schwung führten, auch unsere Zeit durchdringen und in uns allen wirksam werden zur Erfüllung der Pflichten der Gegenwart und der Ausgaben, welche die Zukunft bringt. Wie wir mit Stolz und Freude jener Schicksalswende unseres Volles gedenken, so rüsten wir mit dankerfülltem Herzen zur Feier des Tages, der unseren« Allergnädigsten Kaiser und König die Vollendung einer 25 jährigen Negierungszeit bringen wird. Als Se. Majestät vor 25 Jahre«« zum erstenmal den Landtag der Monarchie begrüßte, sprach er die Zuversicht aus, daß es uns auch in Zukunft gelingen werde, in gemeinschaftlicher, von gegenseitigem Vertrauen getragener und durch die Verschieden, heit prinzipieller Grundanschauungen nicht gestörter Arbeit die Wohlfahrt des Landes zu fördern. Diese Hoffnung hat sich in reichem Maße erfüllt. Unter dem Schutze des von Sr. Majestät n«it starker Hand gewahrte«« Friedens sind während dieser 25 Jahre im Reiche und in Preußen die wirtschaftlichen und die geistigen Güter der Nation durch die weitblickende Fürsorge des Kaisers und Königs und die rastlose Arbeit des gesamten Volkes genährt und gefördert worden. Mit dem Danke dafür, daß Sr. Majestät Lebensweg bisher so reich gesegnet wurde, verbindet sich die Bitte, daß Gottes Gnade ihm noch lange ver- gönne» möge, einem treuen und vertrauenden Volke voran- zuschreiten auf den Bahnen aussteigender staatlicher Entwicklung. Auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs erkläre ich den Landtag der Monarchie für eröffnet." Reichstag. Sitzung vom 11.Juni 1913. An« Bundesratstisch: v. Heeringen, vr. Delbrück, einige Zeit Nach Eröffnung der Sitzung Reichskanzler vr. v. Bethmann Hollioeg. Präsident vr. Kaeinpf eröffnete die Sitzung um 1 Uhr 18 Mi nuten. Die zweite Beratung der Wehrvorlage wnrde fortgesetzt. Abg. Erzberger (Z.): Tie ersten Früchte der Berner Konferenz haben wir gestern hier erfahren. Hr. NoSkc hat es mit seinen 4Stun den immerhin noch gnädig gemacht; hat sein Patteigenosse Jaurös doch angekündigt, daß er drei Tage hintereinander spreche»« wolle. lHeiterkeit.) Eharakteristisch ist, daß das Auftreten der Sozialdemo kraten der Militärvorlage gegenüber nicht mehr so energisch ist, wie es in ihrer Presse gefordert worden ist. Während hier die Heeres- vorlagc als riesengroß und unerhört hingestellt «vird, sage«« die fran zösischer« Sozialdemokraten: Was Deutschland durchführe, könne kein Grund für die Einführung der dreijährigen Dienstzeit sein. Haben nun die deutschen oder die französischen Sozialdemokraten recht? (Sehr gut?) Wie denkt sich Hr. Noske die Verminderung der persönlichen Opfer? Er will doch das Milizsystcm haben und alle jungen Leute mit der Waffe ausbilden. Das ist einer der viele«« Widersprüche seiner Rede. Es ist auch anerkannt, daß das Miliz- system nicht billiger sein wird, als das stehende Heer. Die körperliche Widerstandsfähigkeit unseres Volkes steht außer Zweifel, wenn auch Besserungen möglich und erwünscht sind. Ungerecht aber war es, unser Flugwesen herabzusetzen. Bor allen Dingen sollte man gegen die tapferen, mutigen Offiziere, die jeder- zeit ihr Leben aufs Spiel setzen, keine Angriffe erheben; der Dank des Volkes muß ihnen hier ausgesprochen werden. (Lebhaftes Bravo!) Die Vorkommnisse bei der Abnahme bei der Firma Krupp sind verwerflich; hier mutz grundsätzliche Änderung ei »tret er«. Wann «vird übrigens die Kommission für die Waffenlieferungen eingesetzt werden? Wenn Hr. Noske von einein uneingelösten Königswort gesprochen hat, so kann ich darauf Hinweisen, daß der Kaiser vor 25 Jahren zugesagt hat, daß ihn die' Liebe zum deutschen Heere nie in Versuchung führen werde, dem Lande die Wohltat des Friedens zu verkümmern. Niemand «vird bestreiten, datz der Kaiser dieses Wort gehalten hat. (Lebhafter Beifall.) Das deutsche Volk ist ihm dankbar dafür. (Erneuter Beifall.) Wir sehen das Heer an als Mittel zur Friedenserhaltung und von diesem Gesichtspunkt aus sind wir bereit, an die Bewilligung der Vorlage heranzutreten in der Voraussetzung, daß keine Aus- gaben-Bewilligung ohne gleichzeitige Deckung vorgenom men «vird. Ruinieren wir die Finanzen, so treiben wir eine Politik, die zum Fiasko führen muß. Wenn Frankreich sich mit den Verhält nissen abfinden würde, wie sie auf dem Frankfutter Frieden fest gelegt worden sind, so wäre eine Basis für eine Verständigung ge geben. Daß Deutschland ei»« stärkeres Heer gebraucht, als Frankreich, ist selbstverständlich, denn wir haben gegebenenfalls uns gegen meh rere Fronten zu wenden. Die französische Heeresvorlage ist völlig unabhängig, wie auch Millerand konstatierte, voi« der unsrigen. Es ist ausgeschlossen, daß Frankreich seine Vorlage zurückzieht, wenn wir unsere zurückzögen. Die geforderte Zahl von Offizieren ist nicht anzufechten, bewilligen wir Soldaten, so «nüssen «vir auch die nötigen Offiziere dazu haben. Die beste Garantie für den Frieden ist gegeben, wenn Deutschland so stark ist, daß das Risiko, gegen uns anzustürnien, zu groß ist. Wir sehen die Militärvorlagen als ein ausgezeich netes Instrument für die Aufrechterhaltung des Frie dens an für das deutsche Volk und somit für Europa. (Lebhafter Beifall in« Zentrum.) Abg. vr. Lemler (nl.): Die gegenwärtige Situativ«« erinnert daran, daß Windthorst das Wort geprägt hat: Wir bewilligen jede»« Mann und jeden Groschen! Trotz dieser Zusicherung wurde seinerzeit von« Zentrum die Vorlage zu Fall gebracht, da durch den Antrag Stauffenberg das Septennat abgelchnt wurde. Das Resultat war die Auflösung des Reichstages. Wenn auch heute jeder Mann und jeder Groschen bewilligt werden soll, so kommen doch noch vielleicht Bedingungen, über die schließlich die Heeresvorlage fällt. Wir Na tionalliberalen bewilligen jeden Mann und jeden Gro schen, ja auch weiter noch jedes Pferd. (Heiterkeit.) So wie Frankreich uns bekämpft hat. so finden wir es auch jetzt stets auf der Seite unserer Gegner. Der Zweibund Frankreichs mit Rußland hat nach unserer Ansicht eine offensive Spitze gegen Deutschland. Dieser Geist des Hasses in Frankreich ist durch freundliches Entgegenkommen unsererseits nicht zu be seitigen. Je stärker wir sind, desto unwahrscheinlicher ist der Krieg. — Redner wandte sich sodann militärischen Einzel heiten zu und meinte, der einjährige Freiwilligendienst müsse re formiert werden, tüchtige Leute aus allen Berufen sollte«« zur Prü fung zugelassen werden. Damit würden auch die höheren Lehr anstalten entlastet werden. Die vornehmen Regimenter mit rein adligen Offizierkorps «nüssen bei allen« Respekt vor Traditionen beseitigt werden. Leider bemühen sich einzelne Kommandeure nur adlige Offiziere für ihre Truppenteile zu gewin nen. Das ist verwerflich. (Sehr gut!) Die Worte des Hrn. Noske, daß die Armee bald der Sozialdemokratie aus geliefert sei, war e-ne Überhebung. Noch ist die Armee ein Bollwerk des monarchischen Gedankens, solange keine Ungerechtigkeit den monarchischen Gedanken zerstört. Das gibt uns zu denken. Wir «nüssen dafür sorgen, daß es bei der Beratung der Deckungsvorladen unter den bürgerliche«« Parteien keinen Sieger und keine Besiegten gibt, (sehr richtig! bei der Mehrheit, Lachen bei den Sozialdemokraten.) Die Regierung muß dafür sorgen, daß die Unzufriedenheit im Volke nicht noch wächst uno dann hat die Phantasie des Hrn. Roske ihre Schuldigkeit getan. (Beifall bei den Nationalliberalen.) Abg. Edier Herr zu Pnttttz (kons.): Bei der jetzigen Vor- läge mußten «vir prüfen, ob für ein« weitere Rüstung der nötige Anlaß vorliegt. Wir konnten uns nicht verhehlen, daß sich die politischen Verhältnisse im Laufe des letzten Jahres außerordentlich verschärft haben. Auch konnte»« wir nicht an den Rüstungen der Nachbarländer vorübergehen. Die Leistungs- fähigkeit Deutschlands »vird mit den 180 000 Rekruten, die jährlich inehr eingestellt werden sollen, noch nicht erschöpft werden. Der Kavallerie sind in neuerer Zeit derartig viel neue Aufgaben ent standen, daß wir die Verantwortung nicht auf uns nehmen können, die Regierungsvorlage in dieser Hinsicht abzu schwächen. Die Kommanoogetvalt ist im letzten Grunde eine Stär kung des Heeres, ihre Einschränkung können »vir nicht billigen. Wenn die Sozialdemokratie von Vaterland spricht, so hat sie ein anderes Ziel im Auge, als wir. Unser Vaterland kennt sie nicht, sie strebt nach einem internationalen. Bezeichnend dafür ist auch, daß Abg. Noske wieder von Jena gesprochen hat. (Lachen bei de»« Soz. Zurufe: Hat ja kein Wort davon gesagt?) Wenn Abg. Noske den Kapitalismus bekämpfen will, so muß er für die Aufrecht erhaltung des jetzigen Regimes in Deutschland eintreten; denn nur die Monarchie ist der stärkste Damm gegen die kapitalistische»« Strömun gen. Wir «vollen keinen Krieg, aber wir «vollen, daß, wenn «vir einen Krieg bekommen, «vir so stark sind, wie wir nur sein können, sonst laden wir eine Verantwortung auf uns, die wir nicht tragen können. Wir sind überzeugt, daß auch das Volk die neuen großen Lasten tragen kann ohne Hemmnis seiner wirtschaftlichen und kulturellen Bedürfnisse. (Beifall rechts.) Abg. vr. Mütter-Meiningen (fortschr. Bpt.): Der Vorwurf der Verschleppung dieser Vorlage trifft nicht die Linke. Trotzdem hat vr. Oettel in einer „heimbodentreuen" Rede dern Reichs- kanzler empfohlen, den Reichstag aufzulösen oder sein Amt niederzulegen, wenn nicht bis Ende Juni die Vorlage bewilligt sei. Niemand anders als die Rechtsparteien sind es, die an der Ver schleppung schuld sind. (Lachen rechts. — Abg. vr. Oettel betritt den Saal.) Das oorpu» ckslioti liegt jetzt vor (Große Heiter-- keit), auf bei« weiteren Inhalt der Oettelschen Rede komme ich aber nicht zurück, (vr. Oettel verbeugt sich und verläßt wieder den Saal. — Schallende Heiterkeit.) Die Regierung ist schuld an der späten Ver abschiedung, denn sie hat diese Milliardenvorlage einem abgehetzter» übermüdeten Parlament erst im April übermittelt. Eine gewisse Nervosität war da erklärlich, und «vir konnten nicht darauf verzichten, genaue Aufklärungen darüber zu verlangen, ob eine solche Heeres vermehrung wirklich notivendia sei. Der Mangel an Übersichtlichkeit erschwerte uns die Arbeit wesentlich. Die Kavallerie bedarf nicht einer so starken Vermehrung, die letzten Kriege beweisen dies. Auf gewisse Geheimstellen kann das Militär nicht verzichten, bei dem Spionagegesetz »nutz aber mit größter Vorsicht vorgegangen werden. Ich frage den Kriegsminister, ob nicht der größte Verbrecher aller Zeiten, der Oberst Redl, auch deutsche Militärgeheimnisse verraten hat? Lehren sind auch für Deutschland aus diesem traurigen Fall zu ziehen. Zu Pessimismus ist aber hinsichtlich unserer Verhält nisse zu de», Nachbarländern kein Anlaß. Die Reformbedürftig keit der Militärjustiz ist allerseits anerkannt worden. Die Kom- »nandogewalt darf nicht bei jeder Gelegenheit vorgeschoben werden. Hier ist eine Jubiläumsgabe an das deutsche Volk sehr am Platze. Sodann ergriff das Wort Reichskanzler vr. v. Bethmann Hollweg: M. H.! Der Hr. Vorredner hat soeben mit einem Appell an mich geschlossen, indem er auseinandergesetzt hat, was meine oberste Pflicht jetzt wäre. Es handelt sich um die Armee. M. H.! Meine oberste Pflicht gegenüber der Armee ist, dafür zu sorgen, daß sie in der Treue zum Kaiser, in der festen Disziplin und in ihrer unbeugsamen Organisation, die durch nichts Fremdes gebrochen wird, aufrecht erhalte«« wird. (Lebhafte Zustimmung rechts.) Das ist die Pflicht, die ich der Armee und dem Volke gegenüber habe. In Ihrer Kommission hat sich eine entschiedene Mehr heit für die Wehrvorlage ausgesprochen. In einzelnen Positionen ist Meinungsverschiedenheit geblieben. Darüber wird im weiteren Verlauf der Debatte zu sprechen sein, insonderheit über die Anzahl der Kavallerie-Regimenter, die aufzustellen sind. Ich überlasse zunächst die weiteren Aus führungen meinem Nachbar, dem Hrn. Kriegsminister, aber ich will schon jetzt für meinen Teil betonen: Die Forderung, die wir Ihnen in der Bottage unterbreitet haben, bezüglich der sechs Ka- vallerie Regimenter, ist eine Forderung, die wir zur Sicherung des gesamten Heeresgefüges und zur besonderen Sicherung der Grenzprovinzen, die im Ernstfälle am ersten bedroht sein würden, aufrecht erhalten müssen (Lebhafte Zustimmung rechts), und ich richte die ernste Bitte an Sie, daß Sie in dieser Beziehung in voller Erkenntnis und Würdigung des Schutzes, der den Bewohnern des Landes gewähtt werden nmß, den Beschluß der Kommission revidieren mögen. (Erneute Zustimmung rechts). Ich würde die Tatsache, daß die Wehrvorlage im ganzen in der Kommission eine so große ausgesprochene Mehrheit gesunden hat, abschwächen, wenn ich heute auf die Gründe zurückkommen wollte, welche zu dieser Vorlage geführt haben nud deren Stichhaltigkeit von der Mehrheit der Kommission anerkannt worden ist. Ich nehme das Wort, nachdem von einige«» Seiten der Zusammenhang zwischen Wehr- und Deckungsvorlage besprochen und eine Auskunft darüber erbeten worden ist, wie sich die Regierung zu dieser Frage stellt. M. H! Der Standpuntt der Verbündeten Regierungen ergibt sich klar und deutlich aus der Lage der gesamten Dinge. Wie ist die Situation? Es ist ein un bedingtes Erfordernis, daß die Hceresverstärkung unverzüglich ins Wett gesetzt wird. Das ist das oberste Gesetz, nach dem ich meine Haltung regeln muß, und bis in alle ihre Konse quenzen hinein regeln werde. (Lebhafter Beifall rechts.) Daneben steht die Forderung, daß die Finanzen weder des Reichs noch der Bundesstaaten erschüttert werden; auch sie sind ein zwingender Bestandteil der Bereitschaft des Reiches. (Lebhafte Zustimmung.) Die Verbündeten Regierungen sind dieser Forde rung vollauf nachgekommen, wir haben Ihnen volle Deckung vor geschlagen. Daß ebenso wie in der Kommission auch in diesem hohen Hause eine ausgesprochene Mehrheit für die Wehrvorlage Vorhände«» ist, daran zweifle ich nicht. Und daß sie deshalb an genommen werden wird, darauf vertraue ich zuversichtlich. Das gleiche gilt bezüglich der außergewöhnliche»» Maßregel, die «vir Ihnen zur Dcm«ng der außergewöhnlich hohen einmaligen Kosten vorgeschlagen haben, bezüglich des Wehrbeitrages. Auf die Einzelheiten, wie sich dieser Wehrbeitrag in der Kommission bisher gestaltet hat, gehe ich jetzt nicht ein; »vir stehen noch vor der ziveiten Kommissionslesung. Eine Einigung ist bisher noch nicht gefunden, noch nicht in allen Punkten gefunden, über die Deckung der laufenden Kosten. Sie, die Sie die Wehrvorlage bewilligen «vollen, «vollen Sie doch nicht bloß auf dem Papier bewilligen, Sie wollen sie bezahlen. Deshalb ist es, m. H., Ihre Pflicht, eine Einigung zu suche»» über die Frage»» der Deckung der laufenden Kosten, soweit die Einigung noch nicht erzielt worden ist. Den Weg zu dieser Einigung haben wir Ihnen ii« unseren Vorlage,» gewiesen. (Bewegung), und ich bin fest überzeugt, die Einigung wird ge sunden werden, weil sie gefunden werden »nuß. M. H.! Ein Volk, das in der Mehrheit seiner parlamen tarischen Vertretung zu der Gewißheit gekommen ist, daß seine Wehnnacht verstärkt werden muß, weil es die Sicherheit und der Schutz des Vaterlandes verlangt, dieses Volk hat ein Recht darauf, daß ihm dieser Scbuh auch wirklich gewähtt »vird. (Sehr richtig! rechts.) Auf dem Wege, den wir eingeschlagen haben, gibt es kein Zurück. M. H.l Wir können — keiner von uns, nicht Sie, nicht »vir hier — wir können nicht das Volk um den Schutz betrügen, von dem »vir überzeugt sind, daß er ihm not tut. (Sehr richtig! rechts.) Das wäre eine Versündigung am Vaterland. Deswegen werde ich mich mit allen Mittel,» dafür einsetzen, daß die Wehrvorlage zu dem Zeitpunkt inS Wett gesetzt wird, den die Vorlage Vorsicht, und ich werde mit Ihnen mit Nachdruck arbeiten und, wenn es not tut, auch kämpfen, daß die Mittel bereitaestellt »verden, die dazu führen. (Beifall.) Wenn ich nicht dazu fest ent schlossen »väre, dann hätte ich die Vorlage überhaupt nicht ein gebracht. Ich meine, m. H., Sie, die Sie in der Komn«ission jür die Wehrvorlage gestimmt haben, müssen derselben Ansicht sein Deshalb, m. H., lassen Sie uns jetzt handeln, und ein Werk zum Abschluß bringen, für dessen Scheitern kein Mensch die Verantwortung tragen kann. (SHr richtig! rechts, lebhafter Beifall, große Bewegung iin ganzen Hause.) Abg. v. Liebert (Rp.): Die Kavallerie ist für den Kriegsfall von höchster Bedeutung. Wir stimmen der HeerrSvvrlage zu und werden „ns bemühen, die Abstriche der Kommission wieder- Herz »stellen. (Beifall rechts.) Abg. Eolshorn (Welfe): Bei der ersten Lesung haben »vir uns abwartend verhalten, da die Verhältnisse auf dem Balkan noch völlig ungeklärt waren und wir über Einzelheiten noch Aufklärung haben mußten. Die Notwendigkeit der Stärkung unserer Wehrmacht er kennen »vir an. Wir stimmen der Vorlage zu, wie sie die Kommissionsberatuug verlassen hat. Aba. Bassermann (nl.): Der Reichskanzler hat die rechtzeitige Verabschiedung der Heeresvorlagen ein Gebot nationaler Not wendigkeit genannt, der sich alle Rücksichten unterordnen müssen. Das ist auch unser Standpunkt. Daß der Wehrbeitrag zustande- kommen muß, ist auch unsere Auffassung. In wachsenden» Maße werden aber Beschwerden laut über die jetzige Gestaltung des Wehrbeitrages. Ich hoffe, daß die Regierung mit gewohnter Energie (Heiterkeit) sich für die Regierungsvorlagen einsetzen wird. Daß die Deckungsvorlage im Sommer erledigt wird, ist unum gänglich notwendig und ich hoffe, daß wir zu einer Einigung kommen »verden, und zwar auf dem Boden einer Reichsbesitz, steuer, damit nicht auf die Matrikularbeiträge zurückgegrisfen werden muß. Das Verlangen nach Reformen ist berechtigt angesichts der großen Belastung. Die Forderung der sechs neuen Kavallerie regimenter ist nach unserer Meinung begründet. Darauf vertagt sich das Haus. Nächste Sitzung Donnerstag 1 Uhr. Weiterberatung. Schluß ^7 Uhr. Am Balkan. Die Ermorvttng des türkischen GrotzwesirS. Konstantinopel, 11. Juni. Auf den Groß« wesir Mahmud Schewket Pascha ist ein Anschlag verübt worden. Der Großwesir ist der dabei erlittenen Ver wundung erlegen. Konstantinopel, 11. Juni. Das Pressebureau ver öffentlicht eine amtliche Bekanntmachung, demzufolge der Großwesir und Kriegsminister Mahmud Schewket Pascha, als er sich heute morgen in seinem Automobil zur Pforte begeben wollte, auf dein Bajazetplatze an einer Straßen kreuzung wegen Erdarbeiten halten lassen mußte. Ju diesem Augenblick gaben aus den» Publikum heraus einige unbekannte Personen mehrere Re-Vlverschüsse gegen das Automobil ab, durch die der Großwesir schwer ver wundet wurde. Er wurde ins Kriegsministerium zurück- aebracht, »vo er eine halbe Stunde später seinen Geist aufaab. Auch sein Adjutant, der Schiffsfähn.ich Ibrahim, ist von einer Kugel getroffen und getötet worden. Der Ministerrat ist im Kriegsmittisterium zu- sammengetreten. Die Mitärbehörden haben die erforder lichen Maßregeln zur Aufrechterhaltung der Ordnung ergriffen. Unter dein Verdacht, einer der Mordet des Großivesirs zu sein, ist ein Mann namens Topal Teivsik verhaftet worden. Er trug zwei Revolver und mehrere Patronen bei sich. Die Polizei setzt die Untersuchung fort. Konstantinopel, 11. Juni. Die Ermordung Mahinud Schewket Paschas hatte in der Stadt große Bestürzung hervorgerufen. Jetzt herrscht vollkommene Ruhe. Patrouillen durchziehen die Straßen. Der Eintritt ins Kriegs- Ministerium ist untersagt. Wien, 11. Juni. Wie die „Neue Freie Presse" aus Konstantinopel erfährt, waren bei dem Anschläge auf den Großwesir vier Personen beteiligt. Konstantinopel, 11. Juin. Durch einen Erlaß des Sultans ist der Minister des Äußer»» Prinz Said Halim Pascha zum interimistischen Großwesir ernannt worden. Die Bestellungsurkunde ist heute nachmittag auf der Pforte verlesen worden. Die übrigen Minister bleiben im Amte. Der Ministerrat ist auf der Pforte zu einer Sitzung zu sammengetreten. Zum Eu-e der Friedenskonferenz. Loudon, 11.Juni. Wie dasReuterscheBureau erfährt, haben die türkischen Delegierten London heute verlassen, ohne den Wünschen der griechischen Delegierten Folge zu geben hinsichtlich der Abfassung eines türkisch-griechischen Protokolls über die iin FriedenSvertrage nicht berück sichtigten Punkte. Die bulgarisch-serbische Spannung. St. Petersburg, 11. Juni. Der Kaiser hat an den König von Bulgarien und an den König von Serbien je ein Telegramm gesandt, in dem er u. a. seiner peinlichen Empfindung darüber Ausdruck gibt, daß die geplante Zu sammenkunft der Ministerpräsidenten der vier Balkan staaten nicht zur Ausführung gekommen sei und daß die Balkanstaaten sich anscheinend auf einen Bruderkrieg vor bereiten, der geeignet sei, den gemeinsam erworbenen Ruhm zu trüben. DaS Telegramm schließt: Ich stelle ausdrücklich fest, daß der Staat, der diesen Krieg be ginnen würde, dafür der slannschen Sache gegenüber ver antwortlich wäre, und ich behalte mir jede Freiheit für die Haltung vor, die Rußland gegenüber den» Ausgang eines so verbrecherischen Kampfes einnehmen würde. Belgrad, 11. Juni. Den Blättern zufolge hat der König gestern den russischen Gesandten Hartwig in Audienz empfangen. Der Gesandte gab dem Wunsche Rußlands nach einer friedlichen Lösung des bulgarisch serbischen Konfliktes Ausdruck. In dem hierauf abge haltenen Ministerrate wurde der Gesetzentwurf über die Annektion der von der serbischen Armee eroberten Ge biete durchberaten. Das Blatt „Samouprava" erklärt u. a., daß die serbische Regierung zunächst alle friedlichen Mittel versuchen werde, um durch gütliche Austragung des Konfliktes mit Bulgarien dem Friedensbedürsnisse der zivilisierten Welt Rechnung zu tragen. DaS jung- radikale Parteiorgan schreibt u. a.r Der Ministerpräsident bezweckt offenbar, durch ein Hinausschieben der Entschei dung den Großmächten Gelegenheit zu bieten, sich in die serbisch-bulgarische Streitfrage eiuzumischen. Bulgarien und «umänieu. Sofia, 11. Juni. Die Regierung hat gestern der rumänischen Gesandtschaft di« Liste der bulgarischen Mitglieder der drei für die Durchführung deS St. Peters burger Protokolls vorgesehenen gemischten Kommissionen zugestellt. Die Kommissionen werden im Laufe der näch sten Woche in Eilistria zusammentreten können.
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