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terial zu überweis, wurde der Antrag der Kommission an genommen. Die Petitionen des Gewcrbegerichts von Bremen um Einsetzung einer Behörde als Rerch-einigungsamt und die Petition des Zentralrats der deutschen Gewerkvereme (Hirsch-Duncker) um die Errichtung einer Zentralstelle im Reichsamt des Innern zur Förderung der Tarifverträge und Ausbau dieser Stelle zu einem Reichseinigungsamt beantragte die Petitions kommission dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu über weisen. Abg. König (soz.) gab der Befürchtung Ausdruck daß die Schaf fung eines Reichseinigungsamts die Errichtung von Instituten mit lveitergehenden sozialpolitischen Machtbefugnissen, wie, Arbeit», kammern und Reichsarbeitsamt, gefährden würde. Seine Partei sei aber nicht grundsätzlich gegen ein Reichseinigungsamt, sondern nur gegen seinen Ausbau zu einem Institut der Zwangseinigung. Ei» Zwangsinstitut nach neuseeländischem Muster, wie es leicht aus diesen, Berlepschen Gedanken hervorgehen könnte, lehnten die deut schen Arbeiter entschieden ab. Auch sei der heutige Zeitpunkt für solche Maßnahmen nicht geeignet; sie würden nur den staatlichen Einfluß auf die Gewerkschaftskämpfe zugunsten des Unternehmer- tums stärken. Demgegenüber stellten sich die folgenden drei Redner Abg. Schwarz (Z.), Abg. Hähnle (fortschr. Vpt.) und Abg.Behrens (wirtsch. Bgg.) auf den Boden des Kommissionsantrages. Ersterer erwartet keine Zwangsbefugnisse für das neue Einigungsamt, da die Petenten selbst schon nichts davon wissen wollen, erhofft von ihm aber eine Förderung des Friedens zwischen Kapital und Arbeit. Die beiden anderen Redner schlossen sich dem an, zumal die jetzigen Einrichtungen des Rcichsamts des Innern nach dieser Rich tung hin unzulänglich seien. Als der letztgenannte Redner seiner Verwunderung über die ablehnende Haltung der Sozialdemokratie Ausdruck verlieh, erwiderte ihm Abg. vreh (soz.), daß seine Partei dem Gedanken auch sympathisch gegenüberstehe und nur den jetzigen Zeitpunkt für ungeeignet halte, weil die Scharfmacher die Angelegen heit auf ihre Weise regeln wollen, wobei sie das Koalitionsrecht zu beschränken gedächten. Das müßte unbedingt verhindert werden. Tic Petitionen wurden sodann dem Reichskanzler zur Berück sichtigung überwiesen. Eine Reihe von Petitionen betrifft die bestehenden gesetz lichen Bestimmungen über die Pfändbarkeit des Lohnes und Gehalts der Privatangestellten. Einige der Petenten verlangten die Erhöhung der pfändfreien Summe von 1500 auf 1800, 2000 oder 2400 M., andere wollen, daß auch das 1500 M. überstei« gende Einkommen der Privatbeamteu nur zu ein Drittel oder zu ein Halb der Pfändung unterworfen sein soll; endlich wird gefordert, daß die Bestimmungen des Lohndeschlagnahmegesetzes auch auf die Pensionen der Privatbcamten und Arbeiter entsprechende An wendung finden. Die Petitionskommission war über alle Anträge zur Tagesordnung übergegangen. Abg. Giebel (soz.) beantragte Überweisung zur Berück sichtigung, da seit der Zeit, wo man 1500 M. als auskömmlich für eine Familie erachtete, sich viel geändert habe. Durch unsere Zoll- Politik sei eine ganz ungeheure Verteuerung aller Lebensbedürfnisse eingetreten, so daß die Grenze von 1500 M. bei weitem nicht mehr ausreiche. Es sei eine zwingende Notwendigkeit, darauf hinzuwirken, daß gerade die arbeitenden Bolksllassen nach dieser Richtung hin möglichst sicher gestellt würden. Wenn eingewendet werde, der werktätige Mittelstand dürfe nicht geschädigt werden, so sei es doch klar, daß nicht alle Schuldner Lumpen seien. Während der Abg. Ehrysant (Z.) demgegenüber bei etwaigen Änderungen des bestehenden Zustandes eine ernstliche Schädigung des Mittelstandes voranssah, beantragte Abg. Marquardt (nl.), daß künftighin auch bei Privatangestellten und Arbeitern nur ein Teil des 1500 M. übersteigenden Einkommens pfändbar sein sollte, wäh- rend Abg. vr. Haas-Baden (fortschr. Pp.) für eine Erhöhung der pfändfreien Summe eintrat. Der Staat schütze seine Beamten, da mit sie weiter kämen und ihre Pflichttreue nicht gelähmt werde. Genau dasselbe Interesse habe aber auch die Industrie und der Han del bei ihren Angestellten. Nachdem die Abgg. Hoch (soz.), Strack (nl.) und vr. Haas- Baden (fortschr. Bp.) nochmals für die Wünsche ihrer Parteien eingetreten waren, wurde die Petition entgegen dem Kommissions antrage und unter Ablehnung aller übrigen Anträge dem Reichs kanzler als Material überwiesen. Hieraus wurde eine Reihe von Petitionen, zu denen weder Anträge noch Wortmeldungen Vorlagen, entsprechend den Kommissions beschlüssen, erledigt. Eine Petition betreffend die Arbeiterverhältnisse im Gärt nereibetriebe wurde zur nochmaligen Beratung an die Kommission zurückverwiesen. Hierauf vertagte sich das Haus auf Mittwoch ^3 Uhr. Tagesordnung: Sozialdemokratische Interpellation betreffend Elsaß-Lothringen; zweite Lesung des Reichs- und Staatsangehörig keitsgesetzes. Schluß ^6 Uhr. * Die Heeresvorlage in der Budgetkommission. Berlin, 28. Mai. In der Budgetkommission des Reichstags wurde beschlossen, sofort in di« zweite Lesung der Wehrvorlage einzutreten. Ter Beschluß wurde gegen die Stimmen der Konservative» und des Zentrums gefaßt. An schließend daran erklärte derBertreter des Zentrums im Name» seiner Fraktion zur GeschäftV^dnung, seine Freunde hielten ein mütig und geschloffen an dem Grundsätze fest: „Keine Au-gaben ohne Deckung". Sie würden in der zweiten Lesung der Wehr vorlage einmütig Mitarbeiten, sich aber ihre definitive Stellung zur ganzen Vorlage Vorbehalten. Am Balkan. Auf dem Wege zum Friede«. Grey fordert die Delegierten energisch zu be schleunigter Unterzeichnung des Vorfriedens ans. London, 27. Mai. Wie das Reutersche Bureau erfährt, empfing Staatssekretär Grey heute vormittag nacheinander die Hauptfriedensdelegierten. Als erster kam der serbische Delegierte Nowakowitsch, dem Grey erklärte, daß diejenigen Delegierten, die nicht bereit seien, den Friedensvertrag zu unterzeichnen, keinen anderen Entschluß der Botschafter erwarten dürften. Grey verlas sodann den Beschluß der Botschafter und betonte, daß die zwecklosen Verhandlungen schon eine Woche lang dauerten. Nowakowitsch erwiderte, die Mitteilung Greys ändere die Lage vollständig. Er habe nicht alle Hoffnung verloren, eine Einigung zu erzielen, aber angesichts der neuen unerwarteten Haltung der Mächte müsse er den Beschluß seiner Regierung Mit teilen und deren Antwort abwarten. Später erschienen Vr. Danew und nach ihm GeunadioS. Staatssekretär Grey soll Danew dabei erklärt hoben, daß nach Ansicht der Großmächte keine Er örterung mehr stattfinden dürfe und daß der Friedens vertrag so wie er sei, sofort unterzeichnet werden müsse, ganz gleich, ob alle Kriegführenden zur Unterzeichnung bereit seien oder nicht. Danew erklärte darauf, er sei zur sofortigen Unterzeichnung bereit. Dem griechischen Delegierten Gennadios machte der Staatssekretär eine gleichlautende Mitteilung und betonte, daß jede Erörterung einen weiteren Aufschub nach sich ziehen würde. Alle Auderuugeu, die eine un begrenzte Erörterung mit sich brächten, müßten vermieden werden. Das sei der Entschluß der Botschaster. Der Delegierte erwiderte dem Staatssekretär, er glaube diesen Entschluß seiner Regierung mitteilen und weitere Instruktionen ab warten zu müssen. Dem türkische» Delegierten OSman Nisami Pascha gab Grey die gleiche Erklärung ab. Osman Nisami Pascha antwortete, seine Delegation sei als erste in London eingetroffen; sie sei bereits am Tage der Lan dung zur Unterzeichnung bereit geivesen und sie sei noch immer bereit, den Friedensvertrag sobald als möglich zu unterzeichnen. Obwohl die Türkei ein ebenso großes Interesse wie jeder der Verbündeten ge habt habe, in die Bedingungen des Jriedensvertrages Änderungen einzufügeu, habe sie davon abgesehen, in dem ausdrücklichen Wunsche, die baldige Unterzeichnung zu fördern. Die Verbündeten unter stch. Bulgarien und Serbien. Berlin, 27. Mai. Die bulgarisch-serbischen Be ziehungen sind andauernd kritisch. Bulgarien hat auf das Verlangen Serbiens wegen Abänderung des Teilungsvertrags nicht geantwortet, vermutlich weil nach bulgarischer Auffassung die Antwort nur ablehnend lauten könnte. Bulgarien hat bekanntlich einen Schieds spruch des Kaisers von Rußland vorgeschlagen und sich vorweg einem solchen Schiedsspruch unterworfen. Serbien hingegen hat dies bisher nicht getan. Darauf dürften Gerüchte zurückzuführen sein, daß der Zar die Übernahme des Schiedsrichteramtes abgelehnt habe. Tatsächlich hat der Zar noch gar nicht Stellung genommen, wenn auch vorherzusehen ist, daß er das Schiedsrichteramt nur dann übernehmen wird, wenn die beteiligten Staaten sich be dingungslos seinem Spruche fügen wollen. Belgrad, 27. Mai. Das Regierungsoraan „Samou- prava" erklärt, Serbien habe im Interesse des Balkan bundes seine vertragsmäßigen Verpflichtungen verdoppelt, während Bulgarien nicht einmal seine vertragsmäßigen Verpflichtungen erfüllt habe. Niemand habe daher das Recht, von Serbien selbst unter Berufung auf die Notwendigkeit der Erhaltung des Balkanbundes zu verlangen, daß eS auf seine staatliche Unabhängigkeit und auf die Sicherheit friedlichen Lebens innerhalb seiner Grenzen verzichte. Am allerwenigsten könne es zu einer solchen Ernied rigung durch einen Vertrag gezwungen werden, der von der zweiten Vertragspartei eigenmächtig abgeändert wurde, indem sie sich von den eigenen Verpflichtungen loSsagte. Sofia, 27. Mai. Es verlautet, daß Minister präsident Pasitsch nach Sofia kommen wird, um über die Teilung der strittigen Gebiete mit dem Minister präsidenten Geschow persönlich zu verhandeln. Berlin, 28. Mai. Dem „Tag" meldet man aus Belgrad, 27. Mai: Hier ist alles vorbereitet, um gleich nach dem morgigen Expos« Paschitschs, jeder Even tualität, auch einem Kriege, entgegentreten zu können. Alle militärischen Dispositionen sind getroffen. Neben dem dritten Aufgebot sind alle aus irgendwelchen Gründen beurlaubten Offiziere und Mannschaften einbe rufen. Hier herrscht der allgemeine Wunsch nach so- ortiger endgültiger Abrechnung mit Bulgarien. Bulgaren und Griechen. Saloniki, 27. Mai. Das bulgarische Haupt quartier in SerreS hat den Obersten Tsetiliugorow beanstragt, sich samt seinem Stabe zur Abreise nach Serres bereitzuhalten. Nur das noch anwesende bulga rische Bataillon soll bis auf weiteres in Saloniki zurück bleiben. Sofia, 27. Mai. Wie an zuständiger Stelle ver sichert wird, haben die Griechen eingewilligt, in Verhandlungen, betreffend die Teilung der besetzten Gebiete ohne Hinzuziehung von serbischen Delegierten einzugehen. Als bulgarischer Delegierter wurde Sara tow nach Athen geschickt. Paris, 28. Mai. Der bulgarische Finanz minister, der als Vertreter seiner Regierung auf der internationalen Finanzkonferenz in Paris weilt, erklärte eineni Mitarbeiter des „Petit Parisien" über den Zwist Bulgariens mit Griechenland u. a.: Ich verhehle Ihnen nicht, daß die Lage beunruhigend ist. Persön lich wünsche ich, daß der Streitfall geschlichtet werden möge, ohne daß man zu den Waffen greift. Die Balkan verbündeten würden der Welt sonst ein skandalöses Schauspiel geben. Jedenfalls wird Bulgarien nicht das Signal zum Angriff geben, aber die Gefahr eines Konflikts besteht. 200000 Serben und 80000 Griechen stehen an unseren alten und an unseren neuen Grenzen. Wenn die Regierungen von Belgrad und Athen den Hetzereien deS Militärs nachgeben, was ich noch nicht glauben will, dann ist Bulgarien einer Invasion preisgegeben, die zum mindeste» einige Tage nur geringen Widerstand finden wird, denn vier Fünftel unserer Truppen stehen in Thrazien, am Maramameer und an der Tschataldschalinie. Rußland als Vermittler? Berlin, 28. Mai. Der „Tag" erfährt aus St. Petersburg, 27. Mai: Die bulgarische Regierung hat offiziell um Rußlands Vermittlung gebeten. Die russische Regierung hat unter folgenden Be dingungen darein gewilligt: Demobilisierung Bulgariens, wenn gleichzeitig Serbien und Griechenland' abrüsten und ernste endgültige Unterhandlungen über die Teilung der eroberten Gebiete zwischen Bulgarien und Griechen land erfolgen, wobei die Vermittlung der Großmächte, die de» streitenden Parteien freundschaftlich gesinnt sind, nicht ausgeschlossen ist. Rußland hält eS für er wünscht, daß Serbien ungeachtet deS Vertrages be stimmte Kompensationen erhält, um den Balkanbund aufrechtzuerhalten. Griechische Dementi-. Athen, 27. Mai. Die „Ageuce d'Athönes" er klärt die Meldung auswärtiger Blätter, daß Verhand lungen zwischen Griechenland und Italien, zum Zwecke einer Verständigung im Gange seien, für durch aus unzutreffend. Ebensowenig sei eS richtig, daß in folge eurer Intervention Frankreichs EpiruS im Norden bis zum Kap Stylo» gehen solle. Auch die in den Blättern verbreitete Meldung über die Unterzeich nung eine- vorläufigen DefensivbündnisseS zwischen Griechenlaad und Serbien oder die baldige Unter zeichnung eines endgültigen Bündnisse» auf zehn Jahre wird von der gleichen Agentur als unrichtig bezeichnet. Ausland. Parlamentarisches aus Österreich. Wien, 27. Mai. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses führte der deutsche Sozialdemokrat Leuthner aus, daß Graf Berchtold den Fehler begangen habe, die Politik der Nichteinmischung nicht gleich von vornherein durchzusühren. Ter Redner bestritt die Not wendigkeit der Mobilisierung im Süden des Reiches und stellte die geringfügigen Erfolge gegenüber dem großen militärischen Aufgebot fest. Er wandte sich dann mit scharfen Worten gegen die Politik der bürgerlichen Parteien, v. Pantz (Deutsches Zentrum) erwähnt die Festigung des Verhältnisses zu Italien und bezeichnet eine dementsprechende innere Politik und Dreibund- Politik sowie gute Beziehungen zu den Balkanstaten, besonders zu Rumänien, als erwünscht; die Deutschen müßten die Lösung des südslawischen Problems in die Hand nehmen, damit es nicht ohne sie und vielleicht gegen sie gelüst werde. Zenker (Deutscher Demokrat) hält gute Beziehungen zu den Balkanstaaten auf solange für unmöglich, als die Regierung sich von den Agrariern ihren Willen diktieren lasse und die Befriedigung der südslawischen Forderungen als Verrat an dem deutschen Volke bezeichnet werde. Er kritisiert die Politik der Mehrheitsparteien aufs schärfste, insbesondere diejenige des Deutschen Nationalverbandes, dem er Mandats jägerei und Demagogie vorwirft. Dies veranlaßte leb hafte Auseinandersetzungen mit Mitgliedern des National verbandes. Bor Schluß der Sitzung beantwortete der Minister des Innern die Interpellationen über dieDemon- strationen gelegentlich des Stiftungsfestes der katho- lichen deutschen Studentenverbindung Karolina in Graz. Der Minister verurteilte die Ausschreitungen, durch die auch die Gesetze der Gastfreundschaft gegen Ausländer verletzt worden seien, auf-das schärfste. Dev neue Verleumdung-prozetz Lukaes Desy. Budapest, 27. Mai. Heute wurde die Verhandlung in dem VerleumdungSprozeß eröffnet, den Minister präsident Lukacs gegen den Abgeordneten Zoltan Desy angestrengt hat, weil dieser ihu den größte» Panamisten Europas genannt hatte. In der ersten Ver handlung dieses Prozesses war Desy zu einem Monat Gefängnis und 400 Kronen Geldstrafe verurteilt ivorden. Auf seine Berufung war das erste Urteil ausgehoben und neuerliche Verhandlung unter vollständiger Zulassung des Wahrheitsbeweises angeordnet worden. Zur Ver handlung ist eine große Anzahl Zeugen vorgeladen, dar unter Ministerpräsident Lukacs als der Beleidigte und mehrere Staatssekretäre. Der Kampf um die dreijLhrige Dienstzeit in Franlkreich. Bewilligung der Kredite durch die Kammer. Paris, 27. Mai. Kammer. Der Abg. Bänazet betonte als Berichterstatter unter den Zwischenrufen der äußersten Linken, die von den Abgeordneten des Zentrums erwidert wurden, die Dringlichkeit für die Be- willigung der notwendigen Kredite, besonders sür Kasernenbauten. (Beifall im Zentrum und auf ver- schiedenen anderen Bänken.) Der republikanische Abg. Brousse kritisierte heftig das verschwenderische Vor- gehe« der Kriegsvertvaltung, die jede auswärtige Krise dazu beuutze, die Folgen ihrer Kurzsichtigkeit wieder gut zu machen. Kriegsminifler Etienne legte gegen die Ausführungen des Abg. Brousse Verwahrung ein. Brousse erklärte ferner, daß in dem Luftschiff-, dem Tavalleriedienste rc. finanzielle Unordnung herrsche. Der Kedner schloß mit dem Verlangen, es möchten die zu bewilligenden Kredite einer strengen Kontrolle unterzogen werden. Der Abg. Thomas, Mitglied der Partei der ge einigten Sozialisten, sagte, durch die Bewilligung der Kredite laufe die Kammer Gefahr, die dreijährige Dienstzeit zu bestätigen oder unnütze Ausgaben zu ver- anlassen. Kriegsminister Etienne erklärte, er wolle die Aus- ührung des die Zurückbehaltung des dritten Jahrganges rilligenden Beschlusses der Kammer so schnell wie möglich vorbereiten. Der angeforderte Kredit von 396 Mill, diene ausschließlich dieser Maßregel. 234 Mill, davon würden m Jahre 1913 ausgegeben werden. Der Minister wider legte sodann die der Krieasverwaltung gemachte» Vor würfe der Hinterlist und oes Mangel- an Voraussicht; )ie Verwaltung verdiene Vertrauen. (Lebhafter Beifall.« Er begründete die neuaeforderten Kredite: seit dem Jahre 1911, wo die militärische Lage Frankreich erlaubt hätte, »en Streitkräften andrer Staate» entgegen zu treten, seicn ireignisse einaetreteu, die man nicht vergessen dürfe. Lebhafter Beifall im Zentrum und bei einem Teile der Linken.) Wir müssen uns nach dem richten, was ander wärts geschieht. (Erneuter Beifall, Lärm auf der äußersten Linken.) Demnach bittet die Regierung die Kammer, an )a- Wohl de» Baterlande» zu denken. (Lebhafter Beifall im Zentrum und bei einem Teile der Linken.) Der Abgeordnete Violette machte der Regierung den Lorwurf, daß sie über die Zurückbehaltung der dritten Jahresklasse keinen amtlichen Erlaß veröffentlicht habe, um die Soldaten zu hindern, an den Staatsrat zu appellieren. (Bewegung.) Ministerpräsident Barthou unterbrach den Redner und sagte, die Erklärung >es Abgeordneten Violette könnte ernste Folaen )aben. Niemand könne sich darüber täuschen. (Beifall m Zentrum und bei einem Teile der Linken.) Barthou ügte hinzu, nach Artikel 33 deS Gesetzes von 190b, in »em die Zurückbehaltung der dritten Jahresklasse ins Auge gefaßt ist, sei bestimmt, daß die Zurückbehaltung »er dritten JahreSklasse dem Parlament mitgeteilt werden olle. Diese Mitteilung sei erfolgt. (Widerspruch auf »er äußersten Linken.) Er habe nie die Verpflichtung tbernommen, die Mitteilung durch einen Erlaß zu ver öffentlichen. Barthou wies dann unter dem Lärm der »ußersten Linken daranf hin, daß die au-wärtige Lage sich auch jetzt noch plötzlich verschlechtern könne und fuhr