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Dresdner Journal : 03.05.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191305038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130503
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130503
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-05
- Tag 1913-05-03
-
Monat
1913-05
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 03.05.1913
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Die Königl. Regierung bedauert vor allem sehr, mit ihren I Kreisen betrachtet man die Lage Vom österreichisch. Alliierten bezüglich der Abgrenzung Albanien» nicht befragt worden ungarischen Standpunkte aus al- unverändert, da man zu sein, zumal da Albanien» Grenzen das territoriale Verhältnis der Ansicht ist, daß nur eine vorbehaltlose Unterwerfung Montenegros unter den Willen der Mächte ZwangSmaß- nahmen unnötig machen könnte. Eine Unterwerfung ist bisher aber nicht erfolgt; auch liege kein Anzeichen zu sein, zumal . der alliierten Staaten bestimmen und gleichzeitig «ine Anzahl politischer und wirtschaftlicher Interessen ausläsen, die diese Staaten nicht gleichgültig lassen können. Di« König!. Regierung kann infolgedessen nicht umhin zu glauben, daß sich den Beratungen der Grossmächte die Notwendigkeit der Befragung der Verbündeten hätte aufzwingen müssen, insbesondere seit der Unterbreitung des Memorandums der Balkandelegierten in London, da die politische Entwicklung der Balkanstaaten tief und auSfchließlich von der Gründung eines neuen albanischen Staates berührt wird. Die Königs. Regierung glaubt überdies, daß, nachdem die Festsetzung derGrenzen Albaniens der Natur der Sache nach erst nachAb- schlust des Friedens »wischen den Verbündeten und dem ottomani« scheu Reiche durchgeführt werden könne, jede von den Großmächten ergriffene Maßnahme zum Zwecke der Räumung von vor mals belagerten Plätzen und besetzten Gebieten, ebenso wie zum Zwecke der Einstellung der Feindseligkeiten notwendigerweise eine Verletzung der .Neutralität mit sich bringe. Tie Königliche Regierung bedauert, daß die erwähnten Gründe ihr nicht ge stattet haben, Kenntnis zu nehmen von der Festsetzung der frag lichen Grenzen, insbesondere hinsichtlich der Regelung der Frage von Skutari und seines Gebiets, dessen Abgrenzung ganz zum Vorteil eine- nicht existierenden Staates sicherlich sehr gegen die Intentionen der Großmächte, gegen die Sicherheit des montenegrinischen StaateS, gegen seine allervitalsten Interessen gerichtet ist, was nach Ansicht der Königlichen Regierung eine offenbar« Ungerechtigkeit seitens der Groß mächte bedeutet, welche die Blockade der montenegrinischen Küste beschlossen haben, um einen Druck auf Montenegro auSzuüben wegen Aufgabe der Belagerung Skutari». Nicht in der Absicht, den Willen Europas zu mißachten, sondern vielmehr im vollen Bewußtsein ihrer nationalen Aufgaben hat sich die König liche Regternng geweigert, sich «iner Entscheidung zu unterwerfen, die sie einer Stadt und eines Gebietes be rauben würde, deren Besitz von ihr in Übereinstimmung mit der Meinung der ganzen Nation als von wesentlicher Be deutung sür Montenegro angesehen wird. Jetzt hat die Stadt Skutari kapituliert. Die König!. Re- gierung, von dem Wunsche beseelt, den Großmächten ihre Ehr erbietung zu bezeugen, beeilt sich zu erklären, daß dieses neue Faktum keineswegs eine Herausforderung hinsichtlich der Entscheidung über das Schicksal Skutaris bedeute. Die Besitz nahme dieser Stadt nach der Kapitulation vom 23. April ist nur die logische und natürliche Folge eines früheren Zustandes, einer militärischen Operation, die beschlossen und durchgeführt wurde auf Grund jener vollen und unbeschränkten Aktionsfreiheit, welche die König!. Negierung mehr als ein mal im Laufe dieses Krieges auf Grund der unverjährbaren Prinzipien des Völkerrechts nachdrücklich gefordert hat. Indessen ist die Regierung genötigt, die Aufmerksamkeit der Großmächte . auf die Kundgebungen zu lenken, die dem Einmärsche der mon tenegrinischen Truppen gefolgt und nach dem Geständnis der unparteiischen Zeugen nur eine Kette von Bestätigungen der Richtigkeit jener These gewesen sind, welche die König!. Regierung in London hinsichtlich des unter der Bevölkerung Skutaris herr schenden Geistes aufgestellt hat. Die warme und einmütige Aufnahme, die von feiten aller Bevölkerungsschichten, welcher Konfession immer, der montenegrinischen Armee bereitet wurde, sowie die vom Erzbischof von Skutari, von der Geistlich keit und den katholischen und muselmanischen Notabeln abgege benen Erklärungen der Loyalität nnd Anhänglichkeit lassen keinen Zweifel über die Disposition der Bevölkerung Skutaris, die von dem Wunsche beseelt ist, eine sowohl vom politischen als auch vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt für die Stadt vorteil hafte Annexion verwirklicht zu sehen. Diese unzweideutigen Be weise der Anhänglichkeit der Bevölkerung könnten wohl geeignet sein, die Ergebnisse der von oen Großmächten auf Grund unzu länglicher Daten durchgeführten Untersuchung zu modifizieren. Angesichts dieser Sachlage und mit Rücksicht auf die Gründe, welche die Königl. Regierung soeben auseinandergesetzt hat und der erleuchteten Beurteilung der Großmächte unterbreitet, hat sie die Ehre, zu erklären, daß sie der unter dem 8. (21.) April den Großmächten gemachten Mitteilung treu bleibt und sich vorbehält, die Skutari-Frage an dem Zeitpunkte anzuschneiden, wo im Laufe der Friedensverhandlungen mit dem Ottomanischen Reiche die verbündeten Balkaustaaten mit den Großmächten die endgültige Festlegung der Grenzen Albaniens erörtern werden. Nochmals eine dringliche Note an Montenegro. Cöln, 2. Mai. Wie die „Kölnische Zeitung" auS Berlin erfährt, hat in der gestrigen Sitzung der Bot- fchaftcrvereinigung anscheinend die Mitteilung deS montenegrinischen Delegierten Popo witsch eine Nolle gespielt. Diese Mitteilung soll, allerdings wohl in einiger maßen verklausulierter Form, die Möglichkeit der Räumung Skutaris behandelt haben. Man wird nähere Angaben abwarten müssen; jedenfalls hat die von dem montenegrinischen Delegierten in der Sitzuna der Bot- schaftervereinigung abgegebene Erklärung den Anlaß dazu gegeben, nochmals einen schleunigen Schritt ,n Cetinje vorzuschlagen. Dieser Schritt soll, wie man an nimmt, eineendgültiaeÄußerung der montenegrinischen Regierung über ihre Absichten hinsichtlich Skutaris herbet führen. Ein Ultimatum scheint den Vorschlag nicht ein zuschließen. Uber die Aufnahme des Vorschlags bei den Kabinetten, vor allem in Wien, ist einstweilen noch nichts bekannt. Wird Montenegro in letzter Stunde nachgeben? Wien, 2. Mai. Die „Neue Freie Presse" erhält von besonderer Seite auS Paris folgende Mitteilungen: ES ist nicht ausgeschlossen, daß König Nikolaus von Montenegro angesichts der sehr ernsten Ratschläge, die ihm durch die Vertreter der Tripelententemächte zuteil geworden sind, es doch nicht zum Äußersten kommen lassen wird. Man hofft, daß man ein AuSkunftSmittel finden wird, um König Nikolaus zum Nachgeben zu be wegen. Cetinje, 9. Mai. AuS amtlicher montene grinischer Quelle. Die Regierung hat im Einver nehmen mit der Krone beschloßen, die Skupschtina für den nächsten Donnerstag zu einer außerordentlichen Session einzuberufen. Österreichisch-ungarischer Miuisterrat. Wien, 2. Mai. Nach einem heute ausgegebenen Communiquö hat der Minister des Auswärtigen Graf Berchtold in dem heutigen gemeinsamen Minister rate nach Durchberatung verschiedener laufender Ange- gelegenheiten ein ausführliche» Exposs über den gegenwärtigen Stand der politischen Läge gegeben. An diese Darlegungen hat sich eine eingehende Diskussion ge knüpft, an der sämtliche Minister sich beteiligten und aus der sich eine völlig einheitliche Auffassung über die in der auswärtigen Politik einzuhaltende Richtlinie für da» weitere Vorgehen ergab. Der Ministerrat dauerte nach Privatmeldungen von 11 bi» gegen Z(3 Uhr. In hiesigen maßgebenden dafür vor. Die „Neue Freie Presse" meldet: Der Zweck des heutigen gemeinsamen Ministerrates war vorwiegend jene Maßnahmen der inneren Verwaltung zu erörtern, die im Falle eines au» iv artigen Konfliktes notwendig werden, sowie die Maßnahmen finanz politischer Natur zu bespreche^. Die Minister wurden über die Lage eingehend unterrichtet und aufge fordert, jene inneren Vorbereitungen zu treffen, die im Ernstfälle notwendig sind. Morgen findet ein öster reichischer und ungarischer Miuisterrat statt. Osterreich-Una ar n und Italien vor der Entscheidung. Wien, 2. Mai. Das „Neue Wiener Tagblatt" veröffentlicht eine Unterredung mit einem Staats mann, der an dem heutigen Ministerrat teilnimmt. Der Staatsmann habe erklärt, die Lage sei höchst kritisch. Die Politik Osterreich-Ungarns sei, wie seit Beginn der ganzen Krise, klar und aufrichtig. Osterreich- Ungarn habe aus seinen Absichten kein Geheimnis ge macht und werde nunmehr zur deren Verwirklichung ge drängt. Der Staatsmann habe die Hoffnung ausge sprochen, daß die militärische Aktion lokaler Natur bleiben werde. Was Italien betreffe, so könne er nach bestem Wissen mitteilen, daß eS mit Osterreich-Ungarn gehen werde. Die „Neue Freie Presse" erklärt aus diplomatischen Kreisen, daß zwischen den Kabinetten von Wien und Rom gegenwärtig eifrig über die Verhältnisse in Albanien verhandelt wird. AuS hier eingetroffenen Nachrichten aus Albanien hat man den Eindruck, als ob dort voll ständige Anarchie herrsche. Falls es zu einer gemein samen Aktion Österreichs und Italiens kommt, würde OsterreichMedua und Durazzo,Italien Santi Quaranta und Balona besetzen. Berlin, 3. Mai. Der „Tag" hört auS Wien, 2. Mai: Die Nachricht, die gestern über England kam, daß österreichische Transportschiffe mit Landungs truppen in Antivari angekommen sind, bestätigt sich, ebenso die Meldung, daß die Truppen in Castel nuovo auf telegraphische Order des Kriegsministeriums in der Nacht eingeschifft worden sind.— Weiter meldet man demselben Blatt aus Rom, 2. Mai: Als neue diplomatische Tatsache hebt die „Tribuna" das hoch bedeutsame Moment hervor, daß die beiden verbündeten Adriamächte, nachdem sie lange Jahre die negative Ab machung über Albanien treu gehalten, sich nun zu posi tiver Aktion auf der Basis einer Teilung Albaniens in zwei Interessensphären geeinigt hätten. Hierzu wird aus Wien ergänzend gemeldet: Die alba nische Frage zeigt seit den letzten Tagen ein verändertes Gesicht, und die Aktion, die Osterreich-Ungarn vor hat, muß auf einer neuen, wesentlich erweiterten Basis vorgenommen werden. Osterreich-Ungarn und Italien sind fest entschlossen, falls König Nikita bis Montag, das ist also am Tage der nächsten Botschafterkonferenz, Skutari nicht geräumt hat, sich an die bisherigen Beschlüsse der Botschafterkonferenz nicht mehr zu kehren. In diesem Falle würden die beiden Mächte an der Autonomie Albaniens nicht mehr festhalten, sondern eine endgültige Teilung der albanischen Interessensphäre vornehmen. Hat König Nikita die Forderung Europas bis Montag erfüllt, dann bleiben selbstverständlich die bisherigen Beschlüsse der Botschaster- konferenz auch für Osterreich-Ungarn und Italien in Kraft. Deutschlands Haltung. Berlin, 2. Mai. Die „Nordd. Allg. Zeitung" schreibt: Die „Preß-Centrale" verbreitet, Deutschland habe in Wien außerordentlich eindringlich von dem Einmarsch in Montenegro abaeraten, da die russische Negierung der deutschen Regierung die Er klärung abgegeben habe, daß sie einen Angriff auf Monte negro mit der bewaffneten Neutralität, das heißt, mit der Konzent rierung von mindestens 300000 Mann an der österreichischen Grenze beantworten würde. Wir können feststellen, daß weder hier eine derartige russische Erklärung abgegeben, noch in Wien eine War nung erteilt worden rst. Die ganze Meldung ist er funden. AlS unrichtig zu bezeichnen ist auch eine Meldung der „Daily Mail", daß der deutsche und der öster reichisch.ungarische Botschafter in Konstantinopel von der Unterzeichnung des Frieden-Vertrages vor Abschluß der Skutarifrage abgeraten hätten. England billigt das Vorgehen Österreichs? Berlin, 2. Mai. Die „Nat.-Zeitg." erfährt auS London, 2. Mai. In diplomatischen Kreisen wird betont, daß England, wenn es sich auch nicht selbst zur Teil- nähme an der eventuellen militärischen Aktion entschließen könnte, doch das Vorgehen Österreichs und Italiens durchaus billigen müsse. Wenn also König NikolauS nicht nachgeben sollte, so würden die Entschlüsse der beiden Mächte den englischen Anschauungen entsprechen. Andere albanische Fragen. Die Regierung Essad Paschas proklamiert. Athen, 2. Mai. (Meldung der „Agence d'AthöneS".) AuS Korfu wird gemeldet, Essad Pascha habe in Tirana eine Regierung gebildet, dieAutonomie Albaniens unter türkischem Protektorat proklamiert und die türkische, nicht die albanische, Flagge hissen lassen. Essad Pascha habe an den griechischen Metropoliten von Durazzo einen Brief geschrieben, in dem er erklärt, die albanische Regierung erkenne in der Person des Metro- politen die Autorität der orthodoxen Kirche an, die er schützen werde. Essad schließt mit der Erklärung, daß die albanische Regierung keineswegs Griechenland feind lich gesinnt sei, da sie ja als Nordgrenze von Epiru» die Linie anerkenne, die bei Ehi mara beginnt. Dschavid Pascha Im Bunde mit Essad? Au» Wien, 2. Mai, wird dem „Taa" gemeldet: Dschavid Pascha ist mit seinem Korps, dem auch die Reste der Westarmee angehören, von Kutschen, wo bisher das Hauptquartier lag, in Balona eingetroffen. Die aus 600 Man» bestehenden Truppen der proviso rischen Regierung leisteten nur geringen Widerstand und ergaben sich nach einem kurzen Gefecht, bei dem die Artillerie mitwirkte. Dschavid erklärte die provi- sorifche Regierung für abgesetzt und ließ die nicht geflüchteten Mitglieder der Regierung, darunter den Kriegsminister Mehmed-Pascha, verhaften und vor ein Kriegsgericht stellen, dessen Präsidium Dschavid über- tragen wurde. Essad hat ein osmanisches Emirat in Albanien auSrusen lassen, nachdem eine Ver- ständigung zwischen Essads und Dschavid erfolgt war. Skutari wird vertraglich an Montenegro abgetreten, während Alessio albanisch bleibt. Montenegro verpflichtet sich, Essad mit Proviant und Munition zu versehen, die von Serbien geliefert werden. Von feiten de» albanischen Komitee» wird mit- geteilt, daß die von Niazi Bey geleitete Agitation sür die Ausrufung eines türkischen Emirats lebhaften Widerhall unter den osmanischen Albaniern ge- funden hätte, welche die Idee eines fremden Herrscher- für Albanien ablehnen. Man ist in diesen Kreisen der Ansicht, daß die Mächte die vollendete Tatsache in Albanien anerkennen werden. FriedenSausflchten. Die Note der Mächte in Athen überreicht. Athen, 2. Mai. Der Minister de» Auswärtigen, Koromilas, nahm heute die von den Gesandten der Mächte überreichte Kollektivnote zur Kenntnis, die be sagt, daß die Mächte mit Genugtuung von der Antwort der Verbündeten auf ihre letzte Note und ihrer Erklärung, daß sie die darin formulierten Friedensgrundlagen an nehmen, Kenntnis genommen haben. Was jedoch die Vorbehalte bezüglich der Inseln und der albanischen Grenzen in der Antwort der Verbündeten betreffe, so machten dieMächte von neuem daraufaufmerksam, daßsiediese Fragen ausschließlich ihrer eigenen Zuständigkeit Vorbehalten hätten, daß folglich die Abtretung der Inseln seitens der Türkei nicht erwähnt werden dürfe, wie dies die Verbündeten im § 2 ihrer Antwort täten. Die griechische Regierung wird in ihrer Antwort wahr scheinlich die Bevollmächtigten benennen, die bereits in London sind. Kleine Nachrichten. Belgrad, 2. Mai. Die Skupschtina trat heute wieder zusammen und nahm die Gesetzesvorlage betreffend Gültigkeit des vorjährigen Budgetgesetzes für daS laufende Jahr in zweiter Lesung mit 75 gegen 39 Stimmen an. Athen, 3. Mai. Ein heute veröffentlichtes Königl. Dekret verhängt über alle Inseln des Ägäischen Meeres, die von Griechenland besetzt sind, den Be lagerungszustand. Ausland. Die Berner deutsch-französische Zusammenkunft. Paris, 2. Mai. Die parlamentarische Schieb aerichtSgruppe nahm in einer von zahlreichen,'nament- lich der radikalen und sozialistischen Partei angehörigen Deputierten und Senatoren besuchten Versammlung ein- stimmig einen von ihrem Obmann d'Estournelles de Con stant eingebrachten Beschlnßantrag an, in dem es heißt: Die Schiedsgericht-gruppe gibt sich, indem sie sich bei der Berner Konferenz vertreten läßt, keineswegs der Selbsttäuschung hin, zu glauben, daß diese Konferenz in zweckdienlicher Weise die Erörterung aller Fragen in Angriff nehmen könnte, welche Frank- reich und Deutschland trennen. Sie ist cm Gegenteil der Ansicht, daß sie ihr Tätigkeitsgebiet beschränken muß, indem sie zunächst an Fragen herantritt, bei denen mehr Aussicht besteht, zu einer Ver ständigung zwischen beiden Ländern zu gelangen, und indem sie peinlich jedes nicht vorher verabredete Eingreifen vermeidet, da es geeignet wäre, mehr Böse» als Gutes zu stiften. Die Vertretung der Gruppe wird entschieden jede Gemeinschaft mit den verab- scheuungSwerten chauvinistischen Aufhetzungen ablehnen, die ans beiden Seiten der Grenze den gesunden Sinn und die Vaterlandsliebe der Völker auf Irrwege zu bringen drohen. Sie wird untersuchen, ob es nicht möglich wäre, diese Ge fahr zu mildern, und anderseits die Regierungen der militärischen Großmächte dahin zu beeinflussen, daß sie 1. zum mindesten den Versuch eines Stillstandes in dem Anwachsen ihrer Marine- und HeeresauSgaben unternehmen, 2. die gegenseitige Verpflichtung eingehen, im Falle eines akuten Zwiste» zu gütlichen oder juridischen Lösungen zu ge langen. Schließlich fordert die Gruppe ihre Vertretung auf, zu prüfen, ob es nicht möglich wäre, daß von beiden Seiten ein Ausschuß eingesetzt werde, der die in Zukunft Frankreich und Deutschland berührenden Fragen zu studieren und gegebenenfalls dringenderwetse sich zu versammeln hätte, um den beiden Regie rungen seinen Beistand im Sinne der Versöhnung zu bieten. Französische Heeresreform. Paris, 3. Djai. Die Regierung beabsichtigt, von der ihr nach Artikel 33 des Militärgesetzes von 1905 zu gestandenen Besugni» Gebrauch zu machen, eine Jahres- klasse ein Jahr lang unter den Fahnen zu be halten und diese Entscheidung, über die der heutige Ministerrat sich schlüssig werden dürfte, dem Parla ment bekanntzugeben. Diese Mitteilung, nüt der eine entsprechende Kreditsorderung verknüpft sein wird, wird zweifellos eine Debatte Hervorrusen, die der Kammer Gelegenheit bieten wird, sich auch grundsätzlich über die dreijäh.ige Dienstzeit auszusprechen. Aus vem neuen China. Anerkennung der Chinesischen Republik durch die Bereinigten Staaten. Washington, 2. Mai. Der Geschäftsträger der Vereinigten Staaten in Peking, E. T. Williams, hat die formelle Anerkennung der Chinesischen Republik seitens der Bereinigten Staaten der chinesischen Re gierung zur Kenntnis gebracht. — Aus Anlaß dec Anerkennung der Republik fand in Schanghai ein Austausch offizieller Besuche zwischen dem ameri- kanischen Generalkonsul Wilder und dem Gouverneur der Provinz Kiangsu, Lu-Aung-Ltng, statt. «utzland tu der Mongolei. St. Petersburg, 2. Mai. Der Minister de-Äußern unterbreitete dem Ministerrat ein Projekt zur Um- Wandlung de» russischen Konsulat» in llrga in ein Generalkonsulat für die Mongolei, dem sämt-
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