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Dresdner Journal : 21.05.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191305216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130521
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130521
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-05
- Tag 1913-05-21
-
Monat
1913-05
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 21.05.1913
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lich kam man darin überein, die Modifizierungen, die vorgeschlage» wurden, aufzuzeichnen. Sie werden wahrscheinlich morgen in offizieller Form den Mächten vorgelegt werden. Serbien- Vorbehalte. London, 20. Mai. (Reutermeldung.) Die von Serbien übermittelten Vorbehalte beziehen sich haupt sächlich auf die Garantien, die Serbien dafür verlangt, daß der Beschluß der Botschaftervereinigung, Serbien solle einen Hafen am Adriatischen Meere und eine Eisenbahnlinie durch Albanien hindurch erhalten, die diesen Hafen mit dem serbischen Eisenbahnnetze ver binde, einen wirksamen Charakter habe. Die serbische Regierung wünscht, daß diese Tinge in dem endgültigen Vertrage behandelt und auch in das albanische Statut einbegriffen sein sollen. Es verlautet, daß Sir Edward Grey in seiner Antwort bereits zufriedenstellende Ver sicherungen gegeben habe und daß Hoffnung bestehe, die Angelegenheit in dem albanischen Statut endgültig zu regeln. Bulgarien drängt zum Frieden. Sofia, 2V. Mai. Das Blatt „Mir" drückt sein Erstaunen darüber auS, daß den Deputierten der Ver bündeten noch keine Instruktionen zugegangen sind und erklärt, es bleibe nur übrig, das Ergebnis der heutigen Botschaftervereinigung abzuwarten. Wenn sie uns, er klärt das Blatt, den Frieden nicht bringt, so wird Bulgarien ihn auf eigene Faust zustande zu bringen zn wissen. Sitzung der Botschastervereiniguug. London, 20. Mai. Tie heutige Sitzung der Bot schaftervereinigung dauerte nahezu drei Stunden und wurde dann aus Montag vertagt. Vor der Sitzung hatten der französische und der russische Botschafter Unterredungen mit Sir Edward Grey. — Es besteht volle Einmütigkeit darüber, daß die Verbündeten den Vorsrieden sofort unterzeichnen müssen. Die Bot schafter betonten als wesentlichen Punkt, daß die Balkan- staaten mit der Unterzeichnung des Vorfriedens lediglich den Frieden mit der Türkei unterzeichneten und nicht ihr Recht berührten, mit den Mächten die Fragen zu er örtern, die diesen zur Entscheidung Vorbehalten seien. Die Botschafter drückten deshalb den dringenden Wnnsch aus, daß der Frieden unterzeichnet und daß alle Er örterungen bis später aufgeschvben werden möchten. Die Mächte iverden einzeln fortfahren, diese Ansichten in den Hauptstädien der Balkaustaaten eindringlich zn betonen. Kleine Nachrichten. Belgrad, 20. Mai. Ter bulgarische Gefiindte Toschew ist nach Sofia abgereist. Das Regierungs- vrgan „Samouprava" weist in energischer Weise die vom nationalistischen Parteiorgan ausgestellte Forderung zurück, daß König Peter abdanke und die Regierung demissioniere, um Serbien zu ermöglichen, seineJntWessen in der serbisch-bulgarischen Streitfrage zu vertreten. Unter König Peter seien die serbischen Waffen zu neuem Ruhme gelangt, das Prestige Serbiens habe sich in hohem Maße gehoben, Hunderttaujendc von Stammesgeuossen seien befreit und große Gebiete erobert worden. Wien, 20. Mai. Wie die „Militärische Rundschau" meldet, ivurde am 15. v. M. um 6 Uhr früh eine Pa trouille, bestehend aus dem Leutnant der Reserve Knoll, tkm Reservekadetten Meinz und sechs Mann des Festungs artillerieregiments Nr. 5 von Gorkovac (Krivoslje) aus zur Rekognoszierung auf die Bercina Gora, nordöstlich vou Gorkovac entsandt. Aus noch nicht aufgeklärter Ursache, vermutlich infolge Desorientierung während eines Unwetters, verirrte sich die Patrouille über die Grenze auf montenegrinisches Gebiet und wurde von einer montenegrinischen Abteilung bei Jadincov-Dol (3A km östlich vom Plocepaß nördlich von Crkvice) jestgenommen. Auf Veranlassung der montenegrinischen Regierung wurde die Patrouille an demselben Tage frei gelassen und rückte am 16. d. M. um 8 Uhr abends mit ihren Waffen wieder in Gorkovac ein. Ausland. ibfterreichische» Abgeordnetenhaus. Graf Stuergkh über die innere und äußere Politik. Wien, 20. Mai. Abgeordnetenhaus. Das Haus beschloß, sofort in die erste Lesung des heute eingebrachten Budgetprovisoriums einzntreten. Ministerpräsident Graf Stuergkh ergriff zur Begründung das Wort und sprach zuerst über die innere Lage. Er drückte sein Bedauern darüber auS, daß in Böhmen, Ivo man dem heibersehnten Ziele wirklich nahe zu sein schielt, ein Aus gleich nicht zustande gekommen ist. Ter Ministerpräsi dent wies aus die finanzielle Kalamität in Böhmen hin und sagte: Wir stehen vor einer ernsten Situation, deren man möglicher weise nur mit ernsten Mitteln wird Herr werden können. Der neue galizische Landtag wird im Herbst wiederum an das AuSgleichswcrk Herangehen. Ter Ausgleichsgedanke wird so lange leben, bis er in seiner restlosen Verwirklichung die bestehen- den Gegensätze in einer höheren Einheit auslöst. Es hieße unsere geschichtliche Entwicklung mißverstehen, wenn wir in diesem Augen- blicke den Mut finken lasten wollten. (Zustimmung.) ES wäre die größte Undankbarkeit gegen daS mit einer so schweren ge schichtlichen Mission beladene Staatswesen, wenn einzelne Par teien ihm in solchen Augenblicken die Mitwirkung an seinen Auf gaben versagen würden. (Lebhafte Zustimmung.) Die Er schließung neuer finanzieller Hilfsquellen ist notwendig und dringlich. Die großen Kosten für die militärische Bereitschaft müssen bei der Behandlung des Finanzproblems in Erwägung gezogen werden. Wir konnten die welthistorischen Ereignisse aus dem Ballan nicht einfach als gleichgültige Zuschauer verfolge». Wenn es uns auch erspart blieb, aktiv einzugreifen, war uns doch durch die vernünftige Wahrnehmung unserer elementarsten Interessen die Roll« eines wohlgerüsteten bewaffneten Zuschauers auserlegt. Tie Nachteile, die aus solchen NüstungS- ausgaben sich für die ökonomischen Interessen ergeben, sind, so schmerzlich sie auch empfunden werden mögen, so gut wie nichts gegen die Unermeßlichkeit des Schadens, gegen die geradezu kata- strophalen Verheerungen auf allen Gebieten der Volkswirtschaft, die au» Vernachlässigung der Rüstung erwachsen können. (Zu stimmung.) Ich trage dem Augenblick Rechnung, wo wir unter dem un mittelbaren Eindruck großer weltgeschichtlicher Ereignisse stehen (Hört, hört!), indem ich au meine Ausführungen über die innere Politik eine knappe Erörterung der auswärtigen Lage an schließe, während die nähere Darlegung der einschlägigen Fragen verfassungsmäßig dem kompetenten Forum der Delegationen Vorbehalten bleiben muß. Die von der Monarchie in der Ballaukrise eingenommene Haltung war durch die Richtlinien gegeben, die sich unsere auswärtige Politik seit langem durch Auf stellung des Prinzips vorgezeichnet hatte, der selbständigen Entwicklung der Völker am Balkan tunlichste Förderung angedeihen zu lasten. ES erscheint nur als eine folgerichtige An wendung obiger Prinzipien, wenn der programmatische Satz „der Balkan den Ballanvölkern" allen Völkern des Ballans, also auch dem albanischen Elemente, zunutze kommen sollte. In diesem Sinne hat sich Osterreich-Nngarn die Schaffung eines selbst ständigen Albaniens zum Ziele gesteckt, besten Konstituierung übrigens bereits durch frühere diplomatische Arbeit, namentlich in Vereinbarung mit dem verbündeten Italien, vorausgesehen war. Hierdurch erscheint das vitale Interesse der Monarchie an der unveränderten Erhaltung der bisherigen Macht verhältnisse an der Adria sichergestellt. Solange die Entscheidung auf dem Schlachtfelde noch nicht gefallen war, hat die Monarchie, vou dem Gedanken geleitet, die militärischen Operationen nicht zu behindern, keinen Einspruch dagegen erhoben, daß albanisches Territorium von den Truppen Serbiens, Monte negros und Griechenlands besetzt werde. Unterdessen hatte unser Auswärtiges Amt Sorge getragen, für das von uns verkündete Prinzip der Schaffung eines selbständigen albanischen Staats wesens die Sanktionierung der anderen Signatarmächte des Ber liner Vertrages zu erwirken. Von den Beschlüssen der Londoner Botschasterreuniou über die Nord- und Nordostgrenze Albaniens wurden nach deren Akzeptierung durch die einzelnen Kabinette die kriegführenden Balkanstaaten in Kenntnis gesetzt. Trotz dieser Verständigung und der gleichzeitigen Aufforderung an Montenegro, die Belagerung von Skutari aufzuheben, hat die Künigl. Regie rung in Cetinje den aussichtslosen Kampf fortgesetzt und sich da durch in Widerspruch mit dem Willen Europas gebracht. In der Absicht, Montenegro zum Einlenken zu bewegen, sind die Mächte zu Zwaugsmaßregeln geschritten, die anfangs die Form einer bloßen Flottendemonstration, nachmals jene einer friedlichen Blockade annahmen. Ta aber diese Mittel nicht zureichend erschienen, sah sich Osterreich-Ungarn veranlaßt, in London die Erklärung abzugeben, daß es sich Vorbehalten müsse, in gegebene» Momenten die entsprechenden Maßnahmen zur Durchsetzung deS Willens Europas selbständig zu ergreifen. Dieses energische Vorgehen war deshalb geboten, weil andernfalls die Durchführung der europäischen Beschlüsse fraglich und die Schaffung Albaniens vis kLvti illusorisch geworden wäre. Die Monarchie befand sich hierbei in Übereinstimmung mit Italien hinsichtlich der zwischen den beiden Mächten vereinbarten Konsti tuierung eines autonomen Albaniens. Getragen von den, patriotischen Gefühl« der weitesten Kreise der Bevölkerung und der opferfreudigen Bereitschaft einer trefflichen Armee konnte Osterreich- Ungarn gegenüber den Schwierigkeiten der internationalen Lage seinem Willen Geltung verschaffen sodaß Montenegro sich schließlich in richtiger Erkenntnis seiner eigenen Interessen dazu verstanden hat, den Beschlüssen Europas nachzukommen und Skutari den Mächten zu übergeben. Derzeit ist Aussicht vorhanden, daß der Friede zwischen den balkanischen Staaten und der Türkei in nicht allzulauger Zeit geschlossen sein wird. Es wird hier die Aufgabe unseres Auswärtigen Amtes sein, rechtzeitig an die Regelung der zahlreichen, uns und die Balkanstaaten interessierenden An- gelegenhrite» zn schreiten, unter denen jene wirtschaftlicher Natur den breitesten Raum einnehnie» werden. (Zwischenrufe.) Osterreich-Ungarn darf wohl erwarten, daß die durchaus freundliche Haltung, die es den Balkanvölkern gegen über an diesem Wendepunkte ihrer Geschichte an den Tag gelegt hat, Verständnis begegnen und entsprechende Würdigung finden werde. Derzeit ist die Situation am Balkan nach mancher Richtung noch ungeklärt, die Entwicklung und Tauer einer so epochale» Umwälzung, wie jene, deren Zeugen wir eben find, läßt sich nicht vorher übersehen, noch abschätzen. Es wird sich unser Auswärtiges Amt angelegen sein lassen, aus die tunlichst rasche Klärung der Verhältnisse im nahen Orient hinzuwirken. Daun wird auch der Moment gekommen sein, die bis nun notwendig gewesenen Verstärkungen der Bestände au uuserer Südost grenze rückgängig machen zu können. (Zwischenrufe.) Mehr- fach ist in der Öffentlichkeit Kritik an der Tätigkeit gewisser Organe des auswärtigen Dienstes geübt worden (Hört, hört! Zwischen rufe), eine Kritik, die auch in mehreren Interpellationen in diesem hohen Hause zum Ausdruck gekommen ist. In diesem Belange beehre ich mich, im Namen des Ministers des Äußeren dem hohen Hause folgendes zu erklären: D«r Vorgang, ein Departement des Ministeriums des Äußern herauszugreifen und zum Gegenstand einer speziellen Kritik zu machen, steht in Widerspruch mit dem Umstande, daß gleich den übrigen Abteilungen des genannten Ministeriums auch das Literarische Bureau ausschließlich nach den Weisungen und Anordnungen des Hru. Minister» des Äußern vorzugehen hat und tatsächlich während des ganzen Verlaufs der Krise wie auch ins besondere in den verschiedenen angeführten Einzelsällen nach den erteilten Direktiven seiner Vorgesetzten vorgegangen ist. (Zwischen rufe.) Es muß daher der Versuch, Gegensätze zwischen dem Hrn. Minister des Äußern und ihm unterstellten Beamten zu konstruieren, als unzulässig zurückgewiesen werden. Der Redner wurde hier wiederholt durch Zwischenrufe unterbrochen, die sich gegen das Verhalten des Grafen Berchtold richteten. Ministerpräsident Graf St ürgkh verbreitete sich dann des näheren über die schon gemeldeten Reservisten entlassungen und die sonstigen Maßnahmen zur Er leichterung der der Bevölkerung durch die zahlreichen Einberufungen auferlegten Laste». Er schloß: Eine Einschränkung der militärischen Verstärkungen an unserer Südostgrenze kann nur nach Maßgabe der fort- schreitenden Klärung des Verhältnisse» am Balkan Platz greifen. Tie Bereitstellung erhöhter militärischer Machtmittel, durch den Allerhöchsten Oberbefehl angeordnet, erscheint in Umfang und Dauer durch die Gestaltung der außerpolitischen Lage bedingt. Es hieße, den Enderfolg einer eindrucksvollen Stellungnahme der Monarchie im internationalen Konzert der Mächte beeinträchtigen und damit viele, für eine wirksame Friedenspolltik gebrachte Opfer in ihrem Zweck gefährden, wollte man diesen ersten und obersten Gesichtspunkt hierbei außer Betracht lasse». Die maß- gebende» Faktoren sind bestrebt, die durch Rücksichten auf die internationale Lage gebotene militärische Sicherung mit den wirtschaftlichen Bedürfnissen der Bevölkerung in Ein klang zu bringen. Ich möchte an diese Darlegungen nur die Bemerkung knüpfen, daß nachträgliche Bemängelungen eines einmal international e »genommenen Standpunktes höchstens die erfolg reiche Geltendmachung dieses Standpunktes, wenn er einmal ver treten wurde, oder die Festhaltung der durch ihn erzielten Erfolge, wenn er bereits durchgesetzt erscheint, schädigen können. Ich glaube, daß das Haus aus meinen Darlegungen Eines entnehmen kann, waS auf allen Seiten mit der gleichen Be- friedigung verzeichnet werden muß und verzeichnet werden wird: die würdige und erfolgreiche Geltendmachung der Interessen der Monarchie und ihrer Bestrebungen auf Wahrung eines ehrenvollen Friedens. AuS der Bedeutung dieser Errungenschaften mögen Sie kraftvolle Impulse zu fegen»- reicher Arbeit aus dem Gebiete der Erfüllung innerer StaatS- zwecke schöpfe». Machen Sie durch Vorsorge für die Fort- führung des Staatshaushaltes die Bahn frei für zielbewußtes parlamentarisck-e» Schaffen. In diesem Smu« bitte ich um Be- willigung de« Budgetprovisorium». (Beifall, Händeklatschen.) »orosyo erklärte, die Zukunft de« Reiches liege auf dem Balkan und der Adria. Die Südslawen gravitierten nicht nach außen, sondern sie per- langten mit allem Nachdruck die gleichen Rechte wie die anderen Völker. Ihre letzte Hoffnung sei die Dynastie, die stark genug, gestützt auf ein verläßliches Heer, dem Dualismus das Ende bereiten könne. Oe. Gros führte aus: Die Erfolge der Balkan- slaweu hätten das Stammesbewußtsein der Südslawen der Monarchie in hohem Maße gesteigert. Der trialistische Staat könne nichts anderes sein, als eine Zuchtstälte für den Panslavismus und zentrifugale Tendenzen. Tic Deutschen könnten sich aus Änderungen des Verfassungs wesens im föderalistischen oder trialistischen Sinne durch- aus nicht einlasscn. Nach wie vor müsse der Dreibund der Angelpunkt der auswärtigen Politik bleiben. Dem Dreibunde, der Bundestreue Deutschlands und der Unterstützung Italiens sei es zu verdanken, daß kein europäischer Krieg ausgebrocheu sei. Die nächste Sitzung des Abgeordnetenhauses findet morgen statt. Der Kampf um Vie dreijährige Dienstzeit in Frankreich. Paris, 20. Mai. Im heutigen Ministerrat im Elysöe wurde der Kriegsminister beauftragt, von der Kammer zu fordern, daß das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit gleich nach Verteilung des Bericht- auf die Tagesordnung gesetzt werde. Nach einer offiziösen Mitteilung beabsichtigt der Kriegsminister, demnächst einen Gesetzentwurf einzu- bringen, wonach die im Jahre 1911 in die Kriegsschule von St. Cyr eingetretenen Zöglinge schon am 1. Juli d.I. anstatt am 1. Oktober und die im Jahre 1912 einge tretenen schon am 1. Januar 1914 anstatt am 1. Oktober zu Leutnants ernannt werden sollen. Die Soldatenrevolten. Belfort, 20. Mai. Seit drei bis vier Tagen haften auf den Stuben des 35. Regiments geheime Versamm lungen stattgefunden. Mit Kameraden von andern Regimentern waren Kundgebungen in t^er Sladt geplant worden. Die Bewegung brach früher aus, als man gedacht hatte. Dank der energischen Haltung der Unteroffiziere des 35. Regiments und der Reservisten deS 242. Regiments, die in derselben Kaserne ei»E artiert waren, nahmen die Zwischenfälle keine weitere Ausdehnung an. Alles läßt vermuten, daß es zn keinen weiteren Vor fällen kommen wird. Paris, 20. Mai. Aus Belfort wird berichtet, daß die gestrigen Demonstrationen von zumeist aus Paris stammenden Soldaten, die der bekanuteu antimilitaristischen Vereinigung „Le Son du Soldat" angehören, begonnen wurden. Aus To ul wird gemeldet: Als die Garnison gestern von einem Marsch zurückkehrte, den sie wegen der Demonstrationen zum Kriegerdenkmal von Fontenoy unternommen hatte, wurde sie mit Hochrufen auf die Armee begrüßt. Als jedoch das 153. Infanterie regiment, da» an den Demonstrationen in hervor- ragender Weise beteiligt gewesen war, einrückte, pf»ff und zischte die Volksmenge. — Man befurchter Übrigens, daß sich neue Demonstrationen, wenn auch in geringerem Maßstabe, ereignen werden. Mehrere Soldaten und Militärarbeiter verweigerten die Arbeit; einige Soldaten weigerten sich, die Wache zu beziehen, und wurden auf Befehl des Stadtkommandanten verhaftet. Nach Blättermeldungen aus To u l und Belfort soll nach dem bisherigen Ergebnis der Untersuchung kein Zweifel mehr bestehen, daß die Demonstrationen der Soldaten durch Sendlinge des revolutionären allgemeinen Arbeitsverbandes angezettelt wurden. In Toul sollen die Vertreter des Arbeitsverbandes seit mehreren Wochen im geheimen eifrige Propaganda gegen die dreijährige Dienstzeit und die Zurückbehaltung einer Altersklasse unter der Garnison entfaltet haben. Hierbei sollen sie von einzelnen mit sozialistischen und revolutionären Vereinigungen und Zeitungen in Ver bindung stehenden Soldaten wirksam unterstützt worden sein. Während die an den Demonstrationen in Toul und Belfort beteiligten Soldaten mit Vorbedacht und >m Ein verständnis miteinander gehandelt haben sollen, soll unter den Mannschaften, die sich gestern in Neuilly zu ähnlichen Kundgebungen Hinreißen ließen, keinerlei vorherige Ver abredung bestanden haben. In den Wandelgängen derKammer verlautet, daß sowohl sozialistische wie nationalistische Abgeordnete die Absicht hätten, die Regierung über die Militärdemou« strationen zu interpellieren. Der Deputierte von Nancy, Major Driant, hat dem Kriegsminister milgeteilt, daß er ihn übermorgen über die Vorfälle von Toul be fragen wolle. Der Kriegsminister erwiderte, daß er die Anfrage beantworten werde, sobald ihm der Bericht des Generals Pau zugegangen sei. Man glaubt, daß diese Untersuchung binnen 48 Stunden abgeschlossen sein wird. Paris, 21. Mai. Auf der Place de la Rcpublique versuchte gestern abend eine Gruppe Soldaten des 28. Infanterieregiments, eine Kundgebung gegen die Zurückbehaltung der JahreSklasse 1910, wurde jedoch von der Polizei zerstreut. AuS Macon im Departement Saone et Loire wird berichtet: Gestern abend versammelten sich etiva hundert Soldaten auf dem Übungsplätze und durchzogen sodann in geschlossenem Zuge die Straßen der Stadt, wobei sie riefen: Nieder mit den drei Jahren! Sie saugen die Internationale und ließen den Sozialismus hoch- leben. Niemand hinderte die Manifestanten. Erst als der Zug sich auflöste, kam es zwischen Soldaten und Zivilisten, die gegen die Kundgebung Einspruch erhöbe», zu Streitigkeiten. Ein Leutnant, der die Leute vorbei- ziehen sah, begnügte sich damit, den Namen eines Korpo- ralS festzustellen, der sich besonders lärmend benahm. Aus Toul wird berichtet: General Pau hat seine Untersuchung gestern abend beendet. Die Militärbehörde beobachtet über da» Ergebnis strengstes Stillschweigen. Es verlautet lediglich, daß General Pau die Teilnahme jede» einzelnen in Betracht kommenden Soldaten genau geprüft habe. Er begibt sich heute nach Belfort, um die Untersuchung über die dort vorgekommene» Kund-
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