Volltext Seite (XML)
«»der» gealteten Bau unserer Sprache. Meine musikalische Ptzilosepdie kam mir «u- ganz anderer Quelle, von unserer „Veola Cantorum". Ich gehörte zu den Gründern der „Sängergruppe von Et. Gervais", di« sozusagen den Embryo unsere» gegenwärtigen „zweiten" Konservatorium» darstellte. Unsere Schüler — wir haben deren heute mehr al» 300 — begannen mit dem Studium de» gregorianischen Gesänge» und der Kunst Paiasirma». Bou dieser Grundlage au» schritten wlr weiter zurück, suchten unsere einzige, wahrhaft nationale Musik auf, die in Rameau, Destouche» und Charpentier gipfelt. Wunderbare, herzinnige Werke, von denen die meisten gar nicht veröffentlicht wurden? -»er lag unser wirklicher Schah an musikalischer Tradition, ""d wir schürfen seitdem unermüdlich in dieser fast unerschöpflichen Mine weiter. Denn eS ist eine irrige Ansicht, daß die so genannte komische Oper ein französische» Genre darstellt. Sie kam von Italien und wurde bei uns nur kopiert, mit recht wenigen und nicht sehr gelungenen Ausnahmen. Wird e» nun eine wahrhaft moderne französische Musik geben? Ich glaube e», denn schon hat Debussy mit „Pellöas et Mslisande" einen großen Schritt auf diefemWege gemacht. Se n Musikdrama ist der „absolute Ausdruck de» Worte», verstärkt durch Musik" und diese Formel scheint mir auch die einzig richtige, die wahrste Definition für die kommende französische Musik zu sein". Paul Hillemacher. Paul Hillemacher, der Komponist von „Circe" und mehreren hervorragenden Chorwerken, gab den Einfluß Wagners ebenfalls unumwunden zu. Wenn er darin mit seinen Kollege» übereinstimmt, so hat er anderseits bei dem Freiwerden der Wagner-Opern seine Bedenken: „Wird dadurch die Popularität Wagners in Frankreich noch gesteigert werden? Ich bin dessen nicht ganz sicher, denn bisher haben die Erben Wagners in nicht genug zu lobender Pietät und Gewissenhafligkeit nur dann ihre Zustimmung zur Aufführung von Wagner-Opern gegeben, wenn alle Bedingungen zu einer würdigen Darstellung erfüllt waren. Die Möglichkeit, daß man auf ganz kleinen unbedeutenden Bühnen mit unzulänglichen Kräften sich an Wagner heranwagen wird, scheint mir geeignet, dem weihevollen Kult, den Wagner beansprucht, sehr abträglich zu sein. Vor allem aber erscheint mir das Gesetz selbst, das damit int Zusammenhang steht, von einer wahrhaft auf reizenden Ungerechtigkeit. Wenn das Eigentumsrecht in seinen baualsten Einzelheiten durch die Gesetzgebung ge regelt ist, so sollte dies nach meiner Ansicht um so mehr gegenüber Geisteswerken geübt werden, und ich habe mich mit Freuden um die Mitgliedschaft einer großen Gruppe von Schriftstellern, Musikern und bildenden Künstlern be worben, die seinerzeit von FrädSric Passy und Raymond Poiucarö gegründet wurde und neuestens dem fran zösischen Parlament einen Gesetzentwurf einreichen will, der auf die Abschaffung dieser unwürdigen Gesetze-klansel abzielt." Claude Debussy. Claude Debussy faßte sich mit Hiuwei» aus die jahre lange Kampagne, die er für eine „Los von Wagner- Bewegung" geführt hat, kurz, sprach sich dabei indessen sehr interessant über die Zukunft der französischen Musik au»: „Schönheit, Tiefe, Maßhalteu und vollendetsten Gc- schmack finde ich bei Bach, Mozart und Weber. Noch mehr, mit kindlicher Liebe sozusagen, hänge ich an unsern alten Meistern deS 18. Jahrhunderts. Was sie der Musik gaben, war Klarheit, elegante Einfachheit, Grazie und plastische Schönheit. Philosophische und literarische Preten- tionen haben mit unserer zukünftigen Musik nicht» zu schaffen, und die musikalische Rhetorik, die schwere Syntax, die symmetrischen Konstruktionen, all dies Erbe ver gangener Jahrhunderte kann uns nur beirren. Musik kann Malerei und Poesie sei», nämlich in unmittelbarer, augenblicklicher Form die nnbeirrte, reine Empfindung ausdrücken, und Melodie, Rhythmus uud Harmonie müssen sich nach ihren eigenen intimen Gesetzen und nicht nach den Vorschriften einer sogenannten logischen Konstruktion entwickeln. Wa» den gegenwärtigen Stand unserer Musik und ihre Zukunft anbelangt, so glanbe ich. daß es der fran zösischen Musik vortrefflich geht uud man ihr nur nicht allzuviel dreinreden soll, da sie ohne weise Doktoren nnd Berater selbst den Weg finden wird. Man wirft ihr manchmal vor, nicht „melodiös" zu sein. Ich gestehe, daß ich diesen alte» Streit über Melodie nicht begreife; manche erkennen eine Melodie daran, daß man sic leicht nachpfeifen kann, andere finden die Melodie überall. Man wird sich also über diese Sache wohl niemals einigen!" * Bei dem tiefgewurzelten Unabhängigkeitsgefühl, das die Franzosen auszeichnet, konnte nicht auSbleiben, daß man sich allmählich auch gegen das angebliche „Joch von Bayreuth" rebellisch erhob, um so heftiger, als die fran- zöjische Musik in zahlreiche Richtungen gespalten ist, die einander an Unduldsamkeit überbieten. Da nun einerseits selbst von den unversöhnlichsten „Nationalisten" zugegeben wird, daß diese separatistischen Bestrebungen ihren Aus- gang von Wagner nehmen, anderseits aber auch in Deutschland Stimmen laut werden, die in der Stürmer- gruppe um Debussy, Ravel und Fanelli das Heil der zu künftigen Musik sehen, drängt sich die Frage auf, in welcher Art man Wagner bekämpfen will und wie die Franzosen selbst über die Fortenlwick'ung dieser Knnst denken. Henri Tuparc. Henri Duparc, wegen seiner meisterlichen Liederzyklen der „französische Schumann" genannt, hält das Streben nach einer wahren musikalischen Komödie für wünschens wert: „Aus den oft spielerischen Experimenten rein orna mentaler Musik, aus der Häufung neuer Klang'ombi- nalionen und bizarrer Effekte winken der dramatischen Musik zwei Wege: zur melodiösen Lyrik und zur komi schen Oper. DaS hybride Genre, in dem vor 50 bis 00 Jahren Boieldieu, Auber, Adam, Herold und Maillart cxzellierten, wäre heute freilich verfehlt, vielleicht un möglich. Doch eine musikalische Komödie, durchtränkt und befruchtet von den volkstümlichen Weisen unserer Rasse und auf unsere.! musikalischen Tradition de» 17. und 18. Jahrhunderts fußend — eine Art französischer „Meistersinger" — die» gäbe ein neue» Genre, unbekannt bi» jetzt, zugleich leicht nnd gelehrt, geistreich und senti mental, also wahrhaft national und nur in der klaren, wie leicht verschleierten Atmosphäre unserer „ciouoy Ile- cke-Primoo" möglich. Ein großer Streit ist darüber entbrannt, ob in dieser zukünftigen Musik die Melodie oder die Harmonie vor herrschen wird: ich gestehe, daß ich eine solche Frage nicht begreife, denn die drei Elemente, aus denen die Musik be steht, Melodie, Harmonie und Rhythmus, sind untrennbar." Camille Chevillard. Camille Chevillard, der berühmte Dirigent de» Or chester- Lamoureux, de» besten von Paris, ging mit den jüngste» Tendenzen etwas unsanft ins Gericht: „Bezüglich Harmonie und Kontrapunkt können die geschickteste» und verblüffendste» Kombinatioueu niemals eine Seite echter Harmonie ersetzen. Unsre gegenwärtige, verheißungsvolle und staunenswert begabte Musiker generation opfert gar zu oft die innere Empfindung dem äußerliche» Effekt und vergißt absichtlich den wahren Zweck der Musik, der darin besteht, Freude und Schmerz, Zärtlichkeit und Leidenschaft aus die wahrste Art aus zudrücken. Camille Saint-Saöns hat kürzlich gesagt: „Da- bewußte Streben nach Originalität ist für die wahre Kunst tödlich. Man ist originaß ohne es zu wollen, krast seiner Begabung, aber wenn man originell zu sein sucht, kann dies nur zu bizarrer Seltsamkeit, Schrullenhaftigkeit uud Aberwitz führe«." Ich würde wünschen, daß diese Worte in Goldbuchstaben über dem Portal unsrer Musik schulen zu lesen wären." Lucien Capet. Lucien Capet, der Primarius des heute unerreicht dastehende» Streichquartetts, glaubt die neufranzösische Musik auf einem Abweg: „Die Musik als Wissenschaft uud auch al» technisches Metier ist auf einer stolzen Höhe angelangt. Aber dies ist verschwindend gering gegenüber den Prinzipien wahrer Kunst, die vor allem rühren nnd erschüttern soll. Dieses Ziel wird heute ziemlich verkannt, und die Melodie ist durch kontrapunktische Künsteleien halb erdrosselt. Man „schafft" nicht mehr, sondern häuft Formeln auf Formeln; eine Art von biologischen Forschungen, die de» Zuhörer nur verwirren, und es tut mir leid, sagen zu müssen, daß es manchen Jüngsten an künstlerischem Ernste fehlt, und daß wir überhaupt einfache Künstler entbehren." Jean Chantavoine. Jean Chantavoine, der berühmte Musikkritiker, sieht dagegen die Zukunft in rosigem Lichte. „Unsere jüngste Musik hat sich von drei verhängnis vollen Einflüssen losgerungen: dem von Wagner, der sie zu ersticken drohte, von den nur halb bewußten Ein wirkungen des Symbolismus, von der ernsten, doch ein wenig grämlichen Beeinflussung durch Cäsar Frauck. Wir halten gegenwärtig beim musikalischen Impressionismus, bei einem Streben nach etwas mehr Freude, mehr Glanz, und um diese Tendenz besser zu kennzeichnen, nimmt man auch zu Lichtwirkungen, zur Farbe, zu Gesten seine Zu- slucht. Dies bezeugt die ungeahnte Gunst des modernen Balletts. Im große» und ganzen zeigt sich die gegen wärtige Musik hinlänglich stark, um Vertrauen in ihre Zukunft zu haben, als Prognose ist dies ein wenig un bestimmt; aber als Diagnose ist es beruhigend und tröstlich." Die Eröffnung der Zahrhnndert-Auöftcttmlg in Breslau. Breslau, 20. Mai. Zu Ehren Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheiten des Kronprinzen und der Frau Kron prinzessin des Deutschen Reiches und von Preu ßen, in deren Gegenwart heute die Jahrhundert-Aus stellung feierlich eröffnet worden ist, hat Breslau reichen Fcstfchmuck angelegt. Leider beeinträchtigte anhaltender Regen das Fest. Pünktlich nm 11 Uhr fuhren der Kronprinz mit seiner Gemahlin im Auto, von Oels kommend, vor dem Haupteingang vor, wo die Vertreter der Stadt, Ober bürgermeister Matting, Bürgermeister Or. Trentin, Stadt- verordneten-Vorsteher Geheimrat Freund und sein Stell vertreter Justizrat Peucker, sowie der Geschäftsführer der Ausstellung, Stadtrat Dr.Friedel, die erlauchten Herrschaften begrüßten. Dann ging es durch die breite, von seltsam geformten Kübelpflanzcn und blühenden, gärtnerischen Anlagen flankierte Hauptstraße nach der Jahrhundcrt- halle, über deren Eingang eine mächtige Plastik grüßt, die den Erzengel Michael im Kampfe mit dem korsischen Löwen darstellt. Ein Adler, da» Symbol des sich be freienden Deutschlands, reckt zu Füßen des Löwen schüch tern seine Fänge. „Wer für das Vaterland fühlt, denkt nicht an sich, 1813" steht links, „Folgt dem Beispiel Eurer Vorfahren, seyd Ihrer würdig und Eurer Nach kommen eingedenk, 1913" steht rechts uon dem Monument zu lesen. Der Erbauer der Jahrhunderthalle, die das grüßte Kuppelwerk der Welt ist, Stadtbaurat Berg, be grüßte am Eingänge die Ehrengäste und erntete vom Kronprinzen Worte rückhaltlosester Anerkennung. Eine 5000köpsiae Menge, die daS gewaltige Amphitheater bis auf den letzten Platz füllte, erwartete in der Halle das kronprinzliche Paar. Mächtig und stolz, überwältigend in der einfachen Geradlinigkeit seines anstürmenden Rhythmus, brauste, von 600 Mann der Elite der Bres lauer Sängerschaft packend vorgetrageu, der vom Kron prinzen selbst gewählte Eingangschor „Ich bin ein Preuße" durch die Halle. Inzwischen hatte Oberbürgermeister Matting daS Rednerpult betreten nnd hielt von dort aus mit klarer, durchdringender Stimme seine Ansprache, die dank der ausgezeichnete»» Akustik der Halle mühelos ver ständlich war. „Wie die mächtigen Streben dieser Riesenkuppel", so begann er seine Rede, „in dem sich zusammenfassenden Kuppelringe sich verbinden und ihre Stützen finden, so vereinigen sich die deutsche» Stämme unter dem sicheren Schutz des Deutschen Reiches treuer Bundesgenossenschaft." In knappen Zügen zeichnete der Redner dann ei» Bild von der unwürdigen Lage unseres Vaterlandes unter dem Drucke der napoleonischen Herrschaft und feierte Bre-lau al» Wiege der Wiedergeburt des Preußischen Geiste«. Ein Erinnerungswerk zum Gedächtnis an die Befreiung de» Vaterlandes, zugleich eine Mahnung für kommende Geschlechter, solle die Jahrhunderthalle sein. Weise diese Halle au» der Vergangenheit in die Zukunft, so verdichte sich in dem benachbarten Gebäude der historischen Ausstellung diese große Ver gangenheit durch die überraschende Vollständigkeit der Ausstellung zu einem lebensvollen Bilde von eindringlicher Wirkung auf die Mitwelt. Unsere Generationen, welche die Schrecken eines Krieges aus eigener Erfahrung nicht mehr kennen, empfinge»» darin einen tiefen Einblick in ei»» mit Blut geschriebenes Stück deutscher Geschichte. Die Segnungen dcS Friedens aber, dessen wir uns seit mehr als 40 Jahren erfreuen dürfen, würden versinnbildlicht durch die mit der historische»» Ausstellung aufs engste verbundene Gartenbauausstellung. Als Symbol deS Friedens möchte er diesen Teil der Aus stellung ansprechcn. Dern Danke an alle bei dem Ge linge»» deS Werkes Beteiligten widmete der Redner deu zweiten, größeren Teil seiner Rede, die in die Bitte an den Kronprinzen, die Ausstellung zu eröffnen, auSklaug. Mit dem Satze: „Ich erkläre die Jahrhundert-Ausstellung der Stadt Breslau als eröffnet!" willfahrte der Kronprinz der Bitte des Oberbürgermeisters. Noch einmal ergriff Oberbürgermeister Matting kurz das Wort zu einem dreifache»» Hurra auf den Kaiser, von dessen jubelnder Aufnahme die Halle widertöute. Tie vo»» allen Anwesenden aesungene erste Strophe der National hymne beschloß die echt preußische Feier. Mehr als zwei Stunden währte die Besichtigung der 56 Säle der historischen Ausstellung, die den Kron prinzen außerordentlich interessierte. Prof. MaSner übernahm dort die Führung. Ganz besonder» erfreut zeigte sich der Kronprinz über die von der Fürstlich- Blucherschen Familie entsandten Erinnerungen an die Schlacht bei Waterloo. In der russischen Abteilung er wartete»» Generalmajor v. Struckoff, Staat-rat v. Frak- mann und Diplomingenieur Kasin aus St. Petersburg und Stadtarchivar Feuereisen aus Riga die hohen Gäste In der österreichischen Abteilung, die mehrere wertvoll ausgestattele Säle umfaßt, waren au» Wien die Herren Generalmajor v. Kiß, Oberingenjeur vr. John, Dr. List, Mililäroberintendant Fazekas und Ingenieur I)r. Mell zum Empfang anwesend. Bei»»» Verlassen deS Gebäudes überreichte der Vertreter der deutschen Turnerschast Sanitätsrat Vi. Toeplitz drei Urkunden, die Eilboten so eben vom Schlachtfeld an der Katzbach, von der Schnce- kovpe und von der Dreikaiserecke herveigebracht hatten. Infolge deS schlechten Wetters mußte eine Besichtigung der Gartenbau-Ausstellung unterbleiben. Der Kronprinz versprach die» bei einem zweiten Besuch im Laufe des Sommers nachzuholen. Ein kurzer Besuch im Hause des Künstlerbundes Schlesien bildete den Abschluß der Besichtigungen. Kurz nach 2 Uhr verließ das Kronpriuzenpaar das Gelände und begab sich zum Frühstück zum Komman- dierendeu General v. Pritzelwitz. Ter Abend krönte die festlichen Veranstaltungen des Tages mit einem Fest im Remter des Rathauses, zu dem der Magistrat hatte Ein ladungen ergehen lassen. Als Ehrengäste wohnte»» der Feier auch bei der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm von Preußen, der Herzog und die Frau Herzogin Ernst Günther von Schleswig-Holstein, ferner die preußischen Minister v. Dallwitz und Or. Lentze, der sächsische Minister des Kultus uud öffeutlichcu Unterrichts Slaatsminister VOr. Beck und der sächsische Minister des Königlichen Hauses StaatSminister a. D. v. Metzsch- Reichenbach. Bunte Chronik. * Eine Fahrt mit der Bagdadbahn. Aus Anlaß der deuisch-englischen Verhandlungen über die Fo.tsetzung der Bagdadbahn dürfte eine Schilderung einer Fahrt mit dieser Bahn von Interesse 'ein, die der „Inf." von einem Offiz er zugeht, der die Bahnstrecke aus eigener Anschauung kcnut: Eine Fahrt mit der Bagdadbahn muß mau sich nicht vorstellen, wie eine Eisenba^ufahrt in Deutschland. Man hat hier viel Zeit uud fährt darum sehr langsam. Ties hängt damit zusammen, daß die Züge mit Rücksicht aus die Sitten und Gebräuche der Türken nur bei Tage fahren, und mit der türkischen Langsamleit. Die Züge halten an den Stationen unheimlich lange, und es 'ommt vor, daß zur Gebetsstunde der Zug warten muß, bis alles die religiösen Übungen beendet ha:. Tie Durchschnitts geschwindigkeit beträgt nur 28 km in der Stunde, und dabei sind noch Verspätungen sepr häufig. Im ganzen ist die Fahrt sehr genußreich und von g.vßem landschifc- lichem Reize, so lange man mit der ana:o.ischr» Bahn fahrt. Die Fahrt am Golf von Jsmid entlang gewährt prächtige Ausblicke auf die Berge uud Täler und zum Teil aus das Meer. Hinter Jsmid, der amphitheatraliich aufgebauten historischen Kaiserstadt, folgt das äußerst fruchtbare Tal der Saskaria mit Weinbau und Seid.u- zucht, dann steigert sich die landschaftliche Szenerie. Die Bahn windet sich durch Schluchten und Täler zum klein- asiatischen Hochplateau hinaus. Wunderbare Gebirgs- sormationen, steil abfallende hohe Felsen, alte Burgen nehmen das Auge gefangen. Sobald die Bah» die Höhe er reicht, wird die Fahrt reizloser. Vor Konia tritt dann die große Salzwüste an die Bahn heran. Die Berge haben dort Salpeter ausgeschwitzt. Ma» glüht fast in folge der großen Sonnenhitze, die prall auf die kahlen Bergwände fällt. Nur des Abends, wenn die Sonne unter geht, und die Berge förmlich zu leuchten beginnen, von der TageShitzc gesättiat, dann entfaltet die schaurige Bergcinsamkeu ihre Reize. ES ist alter historischer Boden, durch den man fährt, denn Kleinasien gehört mit zu den ältesten Kulturstätten. Alte Denkmäler ans der Zeit der Hettiker, die hier vor 3000 Jahre»» eil» großes Reich errichteten, haben sich noch zahlreiche Denkmäler bis auf die heutige Zeit erhalten. Später kamen die Grieche»» ins Land, und auch vou ihnen findet man noch, vor allem in Angora, zahlreiche Spuren. Den Griechen folgten die Römer, während deren Herr schaft Kleinasien der Sitz der verschiedensten religiösen Kulte war. Hier hat dann der Apostel Paulus seine erste Gemeinde gegründet. Boi» der urchristlichen Kirche gibt eS überall noch Reste, besonder- alte Kirchen. Später kamen dann die Araber, zuletzt die Türken. Die Bahnlinie geht im allgemeinen die« uralte Heeresstraße