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s «ntwegt «fülle« wird, sein Sedächtntß und sein Verwüchtn ß,eugt, La^ ein« Aend«ruvg des bisherigen Verfahren» noth' heilig M halten für alle Zeiten. Schon länger« Zett hatten wir uns an den Gedanken wendig sei. Di« Frag« des Welfenfond« wird durch die neu geplant« Regelung viel von ihrem gehässigen Charakter verlieren, verschwinden aber wird sie damit nicht von d« Tagesordnung. Gerade um der »elfischen Agitation ein« ihrer Hauptwaff«» zu entwinden, wär« dies aber wünschen»- werth, und e» bleibt bedauerlich, daß die Vorbedingungen noch nicht vorhanden find, welche regierungsseitig für uner läßlich erachtet werden, um hier reinen Tisch zu machen. Der Handelsvertrag mit Oesterreich-Ungar« ist fertig; die deutschen Delegirten haben Wien verlassen, um nun zu nächst in Verhandlungen mit der Schweiz einzutreten. Deren Entwickelung kann möglicher Weise noch Veränder ungen in dem deutsch-österreichischen vertrage nothvendig machen; Grund genug, daß dessen Veröffentlichung noch hinausgezögert wird. Selten» der Schweiz find di« Bunde« räthe Hammer und Cramer zu Unterhändlern für die Mitte Mat in Wien beginnenden Handelsvertragsverhandlungen mit dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn ernannt worden. Der BundeSrath hat nun Vertreter der verschie denen Gruppen der Großindustrie zum 4. Mai nach Bern eingeladen, damit dieselben den Unterhändlern Hammer und Cramer ihre Anfichten über die von der Schweiz zu ver langenden, sowie die von ihr elnzuräumenden Loncesstonen auseinandersetzen und begründen. Auf den 6. Mai hat der BundeSrath zu demselben Zwecke Vertreter der Land- wirthschaft, auf den 8. Mai Vertreter der Kletngewebe berufen. Im Avreßausschuffe de» österreichischen Abgeordneten hauses ist eine Einigung nicht erzielt worden. Belinski er klärte, nachdem der Antrag Plener» auf Abänderung de» die Volksschulen betreffenden Absatzes mit 20 gegen 15 Stimmen, der Antrag Steinwender auf Einfügung eines die soziale Reform betreffenden Absatzes mit 15 gegen 14 Stimmen abgelehnt worden war. den Entwurf vor dem Hause nicht vertreten zu können. Schließlich wurde ein An trag auf Eröffnung nochmaliger Verhandlungen mit 18 Stimmen angenommen. Man scheint demnach «ine parlamen tarische Spaltung de» Abgeordnetenhauses, wenn es irgend angeht, vermeiden zu wollen; e» ist jedoch recht fraglich, vaß dies ohne Entgegenkommen gegen die Linke erreicht werden wird. Wir Deutschen könren un« im Betreff der Wahrung nationaler Würde durch das Parlament an den Italienern ein Muster nehmen. Der Abg. Jmbriani hatte bei der Be- rathuvg über die afrikanischen Kolonien ungerechtfertigte Behauptungen gegen die Offiziere ver Expeditionstruppen vorgebracht; da erhob sich ein gewaltiger Sturm der Ent rüstung in der ganzen Kammer. Wie au« einem Mund« verlangte dieselbe die Zurücknahme der Beschuldigungen; und als das nicht sofort (erst am folgenden Tage) geschah, wurde vom Präsidenten die Sitzung geschlossen. Wenn im Deutschen Reichstage, wie «S leider nicht selten geschieht, die Ehre der Armee angegriffen wird, die doch noch ganz ander« dasteht, wie die Italien«, so überläßt man e« dem Vertreter der Regierung, oder höchstens findet sich nach län gerer Zeit ein einzelner Abgeordneter, der e« unternimmt, gegen die Anschuldigungen zu protesttren. Der Berläumder aber schreitet einstweilen stolz in der Toga de« furchtlosen VolkStribuoen einher. Ja, wir könren viel lernen. Deu Engländern ist e« gelungen, mit S Kolonnen in dem aufständischen Manipur einzurücken; aber sie fanden eine menschenleere, ausgeplünderte Stadt vor. Damit ist freilich noch nicht gar viel gewonnen. Die Dinge im serbischen Königshause gehen ihrer Erledigung entgegen. Die Königin - Mutter Natalie wird, nachdem der vom Grafen Hunhadh unternommene letzte Ver such, sie zum freiwilligen Verlassen de« Lande« zu bewegen, fehlgeschlagen ist, ausgewiesen und mit Gewalt außer Landes gebracht werden. Sie wird einfach in ihrer Wohnung „überfallen" und alsdann an die Grenze transportirt werden. Sie wird sich ähnlich verhalten, wie seinerzeit in Wiesbaden. In der Anwendung von äußerem Zwang gegen sie steht Natalie nicht« Beschämende«. Sie will schon darum nicht weichen, weil ihre Entfernung von Milan ausbedungen wor den ist. i Tine Prädestination für einen Königsthron hat diese russische GeneralStochter sicherlich nicht gehabt. Devtschlaud. Berlin, 2. Mai. Der Reichstag erledigte die Brannt- weiusteuernovelle in zweiter Lesung nach der KommisfionS- faffung uuter Annahme de« Antrages de» Abg. Lender, wo nach für Breonereien mit einem Hektoliter IahreSbrand die Verbrauchssteuer für 20 Liter Jahresmenge nur 0,25 Mark pro Liter beträgt. Staatssekretär v. Maltzahn hatte den Antrag namens der RetchSregierung bekämpft. Di« Reso- lutton de- Abg. Barth auf völlige Beseitigung der Material steuer wurde abgelehnl. Der Handelsvertrag mit Marokko wurde in dritter Lesung endgiltig angenommen, desgleichen da- internationale Ueberein kommen, betreffend den Eisen bahnfl achlverkehr und das Reichsschuldbuchgesetz in erster und zweiter Lesung. Für die nächste Sitzung Montag 12 Uhr soll der Nachtragsetat und die Gewerbenooelle zur dritten Lesung kommen. Bre-lau, 2. Mai. Der »Schlesischen Zeitung* zufolge wird zum Nachfolger Moltke'« im Präsidium der LandervrrthetdigungSkommtjston Prinz Albrecht ernannt. FriedrtchSruh, 2. Mat. Fürst Bismarck erklärte sich heute einer hannoverischen Abordnung gegenüber zur Annahme de» Mandat« definitiv bereit. Essen a. d. Ruhr, 2. Mat. Heut« Nacht ist da» Gebäuv« de« Schacht«« ,,Hel«n«" der Z«ch« „Hrl«n«-Nach- ltgall" bei Witten durch Feuer vollständig zerstört worden. Ueb« die Ursache der Entstehung de« Brande« ist noch nicht« Bestimmte« bekannt. — Heut« Mm gen fuhr, wie die „Rheinisch-Westfälisch« Zeitung" meldet, nruerdtng« eine große Anzahl bisher noch ausständiger Arbeiter des Bochumer Rester« an. Auf den Zechen „Centrum" und „Vollmond" bei Wattenscheid ist der Streik gänzlich beendet. Auf Schacht 2 der Zech« „Recklinghausen" fehlen «och 60 Maun. Oesterreich. Wien, 2. Mai. Die von allen Setten «inlaufenden gewöhnen müfl«», daß bet etwaigen neuen krteg«rtsch«n Ver wickelungen die praktisch« Thättgkett de- großen Strategen dem deutschen Volke und feine« Armee» fehlen werde; und doch war d«r Gedanke Graf Moltke lebt noch! gewisser- «aßen ein Sicherheitspfand für unser« Zuversicht. Nun er fehlt richten sich alle Blicke um so m«hr auf den Manu, w«lcher mit seiner Hülfe da- Deutsche Reich errichtet hat. Wenn Füm Bismarck auch fern von dem Getriebe der großen Welt ein beschauliches Leben zu führen gezwungen war, er lebt doch noch; und wenn Kaiser Wilhelm mit Recht von Moltke sagte, er habe in ihm eine Armee verloren, so darf Deutschand auf seinen Bismarck vertrauen: wir haben in ihm noch «in ganzes Volk! Daß Deutschlands größter Mann sich der Stichwahl mit einem gänzlich unbedeutenden Menschen, einem unbe kannten Cigarrendreher unterwerfen mußte, da« haben uns fremde, besonders auch französische Zeitungen als einen groben Mangel an nationalem Patriotismus Vorhalten dürfen. Mit heißer Scham müssen wir eingestehen, daß dieses harte Urtheil nicht ganz ungerechtfertigt war; und nur «in bescheidener Trost kann «» sein, daß Fürst Bis murck endlich feinen Gegner mit der doppelten Stimmen zahl geschlagen hat, ohne z. B. von den Freisinnigen irgend welche Unterstützung erfahren zu haben. Freuen wir uns wenigsten«, daß wir nun bald wieder seine mächtige Stimme im Reichstage vernehmen werden. Unklare Situationen, unter denen wir kürzlich so viel zu leiden hatten, wird es nun nicht mehr geben. Der Kaiser, welche auf die Nachricht vom Tode des Grafen Moltke sofort von Thüringen nach Berlin geeilt war, begab sich am Mittwoch wieder nach Weimar und kehrte folgenden Tages von Eisenach au« nach der Reichs- Hauptstadt zurück; heute Abend wird er eine Reise nach dem Rheine antreten. Am Freitage wurde im Berliner LandrSauSstellungS- palast am Lehrter Bahnhofe di« intrrnationale Kunstaus stellung vom Kaiser unter großen Feierlichkeiten eröffnet. Der 1. Mai ist vorübergegangen und hat mit Ausnahme einiger Putsche in Italien und Frankreich nirgends erhebliche Unruhen mit sich gebracht. Eine eigent liche Arbeitseinstellung hat nur in Belgien stattgefunden. Neigung dazu war freilich trotz der zu spät gekommenen Ab machungen der sozialdemokratischen Parteileitung genugsam vorhanden; aber die Arbeiter sahen noch zu guter Letzt ein, daß nur sie selbst die Verführten und Angeführten gewesen sein würden. Sie begnügten sich daher mit einigen abend lichen Versammlungen, in denen viel Bier getrunken und viel unwirksame Reden gehalten wurden. Die eigentliche Maifeier soll nun heute stattstnden; den Erfolg müssen wir abwarlen. Auch der gänzlich unmotivirte partielle Bergarbeiter streik im westfälischen Kohlengebiet« ist stillschweigend im Sande verlaufen und hat nur einen Beweis mehr abgegeben, wie thöricht di« Arbeiter thun, wenn sie sich von unreifen Schreihälsen zu solchen unsinnigen und unfruchtbaren Con- tractbrüchen verleiten lasten. Aus den ReichStagSverhandlungen intereffirt un- beson der« die erledigt« zweit« Lesung der Zuckersteuernovelle, u. z. deßwrgen, weil von der ganzen Novelle nichts weiter, als der Rahmen, übrig geblieben ist, während der gesammte In halt mitsammt allen Anträgen gestrichen und verworfen wurde. Man hofft indessen, für die dritte Lesung mit Hülfe des Herrn von Bennigsen nach ein Compromiß fertig zu bringen. Im preußischen Herrenhaus hat die Debatte über die Landgemeinveorvnung begonnen, sie bietet manches Inte ressante. Während Herr v. Kröcher dem Minister Dr. Miquel im Abgeordnetenhaus« kürzlich das Zeugniß auS- st«llt«, daß «r sich als besonders conservativer Minister be währt habe, führt« Graf Hohenthal aus, daß d«r Minister de« Jnn«rn auf «inrm durchaus drmokratisch«» Standpunkte stehe. Die Welt sieht eben gar verschieden aus, je nachdem man sie von dem einen oder dem andern Ende der Leipziger straße in Berlin betrachtet. Nach ver Stimmung, welche die Mehrzahl der Redner zum Ausdruck brachte, müßt« man m«inen, daß di« Aussichten des Entwurfs im Herrenhause keine guten find; aber e« unterliegt trotzdem schon jetzt wohl keinem Zweifel, daß die Mehrheit sich schließlich für da« Gesetz erklären wird, wenn auch zum Theil schweren Herzens, denn „unpopulär" ist die Sache im Herrenhaus nun einmal und wird es bleiben. Im Abgeordnetenhause erlebte man eine unerwartete Überraschung. Der Abg. Richter hatte fich schon lange darauf gespitzt, den Welfeufond» wieder einmal auf« Tapet zu bringen; natürlich nicht um dem armen Herzog von Cum berland zu seinem Recht zu verhelfen, sondern um der Re gierung über Reptilienblätter und dergleichen schöne Phantafiegebilde einige Anzüglichkeiten anzuhängen. Diese« dankbare Thema wurde ihm aber vom Reichskanzler von Caprivi vorweg genommen, derselbe gab Erklärungen über den WelfenfondS, welche betreff« der Vergangenheit ziemlich Bekannte« brachten unv sehr bestimmt sagten: „über diese geheimen Ausgaben werden Sie auch später nie «in Wort erfahren". In dieser Beziehung muß fich also Herr Rich ter nach wie vor auf Mhthenbildung beschränken. Nach den Andeutungen dr» Reichskanzler» geht man aber damit um, künftig in der Verwendung der Mittel de» Fond» ein« durchgreifende Aenderung «intreten zu lasten, und man scheint auf irgend ein Entgegenkommen de- Herzog- von Lumbert land zu hoffen. Tritt hierin aber ein Wanvel nicht ein, so haben wir in der nächsten Session lediglich ein Gesetz zu erwarten, welche- die bisherige Zweckbestimmung de» Fond ändert und erweitert, di« Verwaltung desselben durchsichtiger macht und dem Land« «inen Einblick und «in« Control« darüber giebt, wa» mit dem Fond- geschieht. Daß hiermit ein großer und erfreulicher Schritt geschieht im Jvtereffe der öffrntlichen Moral, verkennen wir keinen Aug«nbltck, und «« wird allgemein anerkauut werden, daß Herr v. Lapr-vi fich augenscheinlich sehr bald nach seinem Amtsantritt über- Depeschen konstatiren, daß der gestrig» Lag in ganz Oester reich ruhig verlaufen üt. OK Veth tligung der Arbeiter an den Versammlungen und Belustigungen war im allgem«tnen gestern geringer al» im vorigen Jahre. Heute wird wieder übe« all normal gearbeitet. Luxemburg. Luxemburg, 2. Mat. E« verlautet, der Erbprinz Wilhelm werd« fich mit der Prinzessin Margarethe von Preußen verloben. Nelgieu. Brüssel, 2. Mai. Der Generalrath der Arbeiter partei fordert die Arbeiter auf, nicht zu streiken, sondern de« Kammerbeschluß über die BerfaffungSreviston abzuwarten. Da der deutsche Streik abnehm«, fiele der Anlaß für die Belgier fort, durch eine» sofortigen Streik di« Solidarität mit den Deutschen zu beweisen. Charleroi, 2. Mai. Im Grubenbecken von Char leroi feiern heute 30 000 Bergleute und über 4000 Etsen- arbeiter. Die Direktion der Puddelwerk von Marat« zu Montigne» zeigte ihren 400 Arbeittrn die Schließung der Werkstätten an. Der Ausbruch vou Streiks in vielen Kohlen gruben wird für Montag befürchtet. Lüttich, 2. Mai. Biele Bergarbeiter de« Lütticher Becken« feiern heute. Brüssel, 3. Mai. Die Lage in Lüttich gestaltete fich heute derart bedrohlich, daß der Belagerungszu stand proclamirt werden mußt«. Der Mi- nisterrath wird Abends zur Berathung weitrrer Maßr«gelu zusammtntretrn. Bet den bisherigen Zusammenstößen find mehrer« Arbrit«r getödt«t und eine große Anzahl verwundet worden. Der Direktor des Bergwerks in Horloz erhielt von einem Arbeiter erhebliche Verletzungen. Die Meuterer hielten einen Etsenbahnzug auf und riflen dte Telephonstan gen nieder. Frankreich. Paris, 2. Mai. Die Morgenblätter konstatiren mit Bedauern, daß es einer verschwindend geringen Anzahl anarchistischer Element« gelungen sei, den im allgemeinen ruhigen Verlauf des 1. Mai zu stören und ernste Zwischen fälle hervorzurufen. Es habe sich gezeigt, daß die von Bielen al» übertrieben angesehenen Maßnahmen der Re gierung absolut nothwendig gewesen seien. — Aus FourmierS wird einzelnen Blättern berichtet, daß bei dem gestrigen Kra wall sieben Arbeiter getödtet und zwölf schwer verwundet worden seien. Pari», 2. Mai. Auf dem Platze der Republik und auf dem Eintrachtsplatze wurden gestern Abend etwa 20 Personen verhaftet. Die Gesammtzahl aller gestern Ver hafteten wird auf 250 geschätzt, von denen etwa 140 in Gewahrsam behalten wurden. Die letzten Nachrichten aus dem Ministerium des Innern bestätigen, daß in den meisten Städten der Provinz die Ruhe nicht gestört wurde. Lhon, 2. Mai. Bei den im Laufe des Abends in der Nähe der Arbeiterbörse stattzefundenen Straßenkund gebungen kam es zu wiederholten Zusammenstößen zwischen der Menge, aus deren Mitte einige Revolverschüsse abge feuert wurden, und einer einschreitenden Abtheilung Küras siere. Von den letzteren wurden zwei leicht verwundet. Die Zahl der im Laufe de« gestrigen Tages verhafteten Personen beträgt etwa 60; von dem Polizeipersonal und den Soldaten wurden 10 leicht verwundet. Jtalieu. Während der 1. Mai in allen übrigen europäischen Ländern ohne ernstliche Zwischenfälle verlaufen ist, hat der selbe leider in Italien schlimme Früchte gezeitigt. Der Minister des Innern hatte in ganz Italien sozialistische und anarchistische Meetings vor den Thoren der Städte gestattet, jedoch angeordnet gehabt, daß die Leute vaS Stävtegebtet selbst nicht in geschlossenen Zügen betreten dürfen. Die Anarchistenführer «rklärten damals sofort, man würde doch durch dte Straßen ziehen, worauf die Regierung große mili tärische Borkehranaen traf, statt dte Meetings selbst ganz unmöglich zu machen: infolge dessen die blutigen Krawalle am Freitage. Der Verlauf in Rom war, die Depeschen nochmals kurz zusammengefaßt, folgender: Das Meeting der Anarchisten auf dem Platze vor der „Santa Croce di Gerusaleme" nahm im Allgemeinen einen ruhigen Verlaus. Rufe, dte Revolution sofort zu eröffnen, wurden von dem Anarchistenführer Cipriani als nicht zu be folgende erklärt, da man noch keine Waffen habe. Die rich tige Stunde werde aber bald kommen. Dte Versammlung war zu Ende, als einer der Thetlnehmer plötzlich rief: „Wer mir nicht folgt, ist «in Setzling!" und fich gegen die Cara binieri stürzte, welche, unterstützt von Militär, Infanterie und Kavallerie, den Platz eng abschloffen und den Befehl hatten, jeden Durchbruch nach der Stadt, wenn nvthig, ge waltsam zu verhindern. Dem Rufe jene« Manne» folgten ungefähr 200 Genoffen mit gezückten Dolchen. Die Cara binieri empfingen die Anstürmendrn mit scharfen Schüssen, Kavallerie sprengte vor unv hieb auf Alles «in, wa» nicht eiligst flüchtete. Es war «in fürchterliche» Durcheinander. Biele Leute und Mannschaften wurden verwundet. Dte flüchtigen Anarchisten suchten fich nun hinter schnell gebauten Barrikaden festzusetzen, da» Militär stürmt« di«srld«n, die Arbeiter flohen in ihr« Quartiere unv nun verpflanzten fich Tumult unv Aufruhr di« tief in dte Nacht tn jene Quar tiere. Ganz Rom aber war voll der Furcht und ve« Schre cken«. Dte Zahl der Tovttn und Verwundeten ist noch nicht festgestellt, ebrnso nicht die der Verhaftungen, doch weiß man, daß bei beiren sich viele Studenten befinden. Man spricht auch davon, Cipriani selbst sei tovt, der bekannt« irre- denttstisch« Abg«orvn«te Barztlat schwrr v«rwunv«t. Vom Balkon« an Cipriani'« Wohnung soll der erste Revolvrrschuß gefallen sein. Bezeichnend genug für die Lage hält man Crispi'« Rückkehr zur Leitung der Regierung für nah« be- vorst«h«nd. Die Presse Rom« billigt zwar da» scharfe Bor- gehrn d«r Regierung gegen dte Anarchisten, devauert jedoch, daß ste nicht von vornherein alle Exzesse unmöglich ge macht hab». Auch au« Neapel, Rav«nna, Florenz, Mailand laufen ernste Nachrichten »tn, doch fehlen von dort noch dte Ein zelheiten. Italien steht vor einer verhängntßvollm Zukunft;