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Zur Einführung Zu allen Zeiten hat es eine enge Verbindung zwischen Kunst- und Tanz musik gegeben. Sei es, daß die Werke hervorragender Komponisten als „abgesunkenes Kulturgut" auf den Tanzböden erklangen, wie zum Beispiel solche von Johann Sebastian Bach, sei es, daß umgekehrt Tanzweisen, Tanzrhythmen von den Komponisten aufgegriffen und verarbeitet wurden. Mozarts, Beethovens, Schuberts Tänze gehen darauf zurück, aber auch in den Scherzi der Sinfonien von Beethoven und Bruckner, in manchen Sinfonie sätzen von Tschaikowsky und Dvorak, von Prokofieff und Schostakowitsch sind Einflüsse von volkstümlicher Tanzmusik zu erkennen. Und immer wieder hat es die Komponisten verlockt, den Tanz als selbständige Kom positionsform heranzuziehen, ihn kunsthaft zu stilisieren, vor allem auch im musikalischen Drama, in der Oper, die zeitweise ohne ihn nicht denk bar war. Die Heimat des Balletts ist Frankreich, und so nimmt es nicht Wunder, wenn wir auch in den Reformopern Glucks dem Tanz begegnen. Aus seiner ersten, mit Calzabigi geschaffenen, „Orpheus und Eurydike", ist der „Reigen seliger Geister" ein Musterbeispiel für die edle Einfachheit des Stils, die Gluck an die Stelle des überschwenglichen Pathos der Barockoper zu setzen bemüht war. In seine Fußstapfen trat Francois Joseph Gossec, aus dessen zahlreichen Ballettkompositionen die D-dur-Gavotte ungemein populär geworden ist. Ein liebenswürdiges Stück Musik, das die graziöse Tanzart sehr charakteristisch vertritt. Zu den Meistern, die es nicht unter ihrer Würde hielten, Tanzmusik zu schreiben, also „Gebrauchsmusik" zu komponieren, wie man heute sagt, gehört kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart. Als „k. k. Kammer- kompositeur" lieferte er zur Karnevalszeit für die Hoftheaterdireklion aller lei Tänze, Landler, Menuette und „Teutsche", die dann bei den Masken bällen in den Redoutensälen erklangen. Gebrauchsmusik und doch Kunst werke letzter Vollendung — das eine schließt das andere nicht aus: eine Lehre für unsere Komponisten! Interessant zu sehen, wie Mozart dabei „experimentierte", in der Form, in der, Instrumentation. Man sieht daraus deutlich, daß er mit Lust und Liebe am Werke war. Die „Sechs Deutschen Tänze" vom Januar 1791 sind für zwei Violinen, Baß, zwei Flöten, Pickel- flöle, zwei Oboen (bzw. zwei Klarinetten), zwei Fagotte, zwei Hörner, zwei Clarinen (Trompeter.) und Pauken gedacht. Für den Tanzboden schrieb auch Johann Strauß seine Tänze, seine unsterblichen Walzer vor allem, 1