Volltext Seite (XML)
1. Beilage zn Nr. 85 des Dienstag, 15. April 1913. Manlligfattiges. Dresden, 15. April. * Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathildes. H. z. S., hat dem Dampfwaschattstaltsbesitzer Diplom-Ing. Richard Stern in Dresden, Bischofsweg 102. daS Prä dikat „Hoflieferant" verliehen. — Es ist auch neuerdings wiederholt zu bemerken gewesen, daß in städtische Haupt schleusen mit den Ab wässern Stoffe eingeführt werden, die durch ihre Beschaffenheit die Schleusenanlagen beschädigen, deren ordnungsmäßige Reinhaltung erschweren oder die mit Vornahme der erforderlichen Arbeiten beschäftigten Per sonen gefährden. Es ist dies deshalb ortsgefetzlich ver boten, und Zuwiderhandlungen werden empfindlich be straft. Wer durch Einführung verbotener Stoffe eine Beschädigung des Schleusenkörpers herbeisührt, ist auch, abgesehen von der Strafverfolgung, der Stadtgemeinde zum Ersätze des ihr durch Wiederherstellung erwachsenden Aufwandes verpflichtet. - Irl. Hedwig Küstner hat der Brüderanstalt mit RettungshauS Moritzburg testamentarisch die Summe vo» 9500 M. vermacht. Als Tochter des ersten Ansta/tSarztes der 1872 in Obergorbitz gegründeten Anstalt hat sie von Anfang an dieses Liebeswerk gefördert. * In dem Ortsgesetz über die Vereinigung der ehe maligen Landgemeinde Tolkewitz mit der Stadtgemeinde Dresden hatte der Rat die Verpflichtung übernommen, ür die Wiedererrichtung einer Dampfschiffhalte telle im Stadtteile Tolkewitz einzutreten. Es sind darauf mit der Direktion der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrts-Aktiengesellschaft eingehende Verhand lungen gepflogen worden, die aber nicht dazu geführt haben, die Sächsisch-Böhmische Dampjschistahrts-Aktien- acsellschaft zur Wiedererrichtung der Haltestelle zu be stimmen. Die Gesellschaft hat dies vor allem mit Rück sicht auf die schlechte Rentabilität dieser Haltestelle und die dortigen ungünstigen Wasser- und Uferverhältnisse, sowie darauf abgelehnt, daß durch die am anderen Ufer in nächster Nähe gelegenen Stationen Wachwitz und Nieder- poyritz eine mehrmalige Kreuzung des Stromes auf kurze Strecke nötig werde, die bei dem regen Schleppverkehr auf der Elbe oft zu ganz erheblichen Verzögerungen des Fahr planes führe, da die Personendampfer häufig gezwungen würden, die Vorüberfahrt langer Schleppzüge abzuwarten. Der Rat hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, von der ab ebnenden Erklärung der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrts-Aktiengesellschaft Kenntnis zu nehmen und bis auf weiteres bei ihr Beruhigung zu fassen. * Infolge stetigen Anwachsens der Schülerzahl macht sich der Neubau einer Bürgerschule in Dresden- Neustadt notwendig, über den vom Hochbauamt Planung und Kostenanschläge ausgearbeilet worden sind. Die neue XI. Bürgerschule soll auf dem Gelände am Riesaer Platze errichtet werden. Der Rat beschloß in seiner letzten Sitzung, den Bau von der Schulgemeinde ausführen zu. /asten und deshalb den Bauplatz a»S dem Vermögen der Stadtgemeinde in das der Schulgemeinde gegen Ge- Währung eines Kaufpreises von 160 680 M. zu Lasten des Schulbaufonds zu überschreiben; die Baukosten an 773 505 M. ans Stadtanleihe zu übernehmen gegen ent sprechende Verzinsung und Tilgung durch die Schul gemeinde; 91 951,43 M. eigene Anliegerbeiträge aus dem Schulbauionds zu bestreiten und 11 322 M. fremde An liegerbeitrüge vorschußweise zu Lasten des Betriebs vermögens der Sladtgemeinde zu bewilligen. * Die Straßenbahnlinie 7 (Wölfnitz —Arsenal -Alotzsche) ist von heute ab in zwei Linien geteilt und zwar tragen die Wagen, die obige Strecke befahren, wie bisher die Nummer 7, während die Wagen der Strecke Arsenal—Löbtau—Altcotta als Unterscheidung die Nummer 13 tragen. * Ter Gewerbeverein hielt gestern unter Vorsitz des Hrn. Stadtrat Kändler seine ordentliche Haupt versammlung ab. Es waren 358 Mitglieder anwesend, sodaß die Versammlung beschlußfähig war. Der Gesamt- mi gliederbestand des Vereins betrug Mitte März d. I. 2332. Nach Berufsarten geordnet gehören dem Gewerbe- verein an: 562 Kaufleute, 510 Gewerbetreibende und Handwerker, 316 Beamte, 233 Privatleute, 218 Fabri kanten, 131 Ingenieure, 82 Architekten und Baumeister, 65 Lehrer, 45 Ärzte, 38 Juristen. Die übrigen Mitglieder verteilen sich auf die Berufsgruppen der Apotheker, Pro fessoren und Gelehrten, Militärs, Chemiker, Restaurateure, Künstler und Landwirte. Wie bereits in früheren (14) Jahren erstattete auch diesmal den Kassenbericht Hr. Friedensrichter Leischner. Danach haben sich auch im verstossenen Jahre die Kassenverhältnisse sehr günstig ge staltet. Alle Einnahmen haben sich gegen den Voranschlag erhöht. Einnahmen und Ausgaben gleichen sich mit 116263,15 M. aus. Das Gewinn- und Verlustkonto beträgt 87 569,66 M., der Reingewinn 19 297,24 M. hierzu kommt noch der Hypothekentilgungsbetrag von 806" M. Tie Aktiven des Vereins betrogen 1006911,18 M. DasHesamtvermögen des Vereins belief sich am I.Jan. d. I. aus556618,11 M., die Hypothekenschuld auf 425811,10M., das Personalkonto auf 24421,97 M. Am Schluffe seines Be richts dankte der Hr. Redner Hrn. Kommissar Hülm für seine treffliche Geschäftsführung. Auf Antrag des Hrn. Oberrcchnungsinspektors Wobser im Namen des Rechnungs- Prüfungsausschusses wurde die Rechnung für 1912 richtig gesprochen. Auch er dankte Hrn. Hülm, welchem Danke sich der Hr. Vorsitzende anschloß, indem er noch den Dank für den Hausverwalter Kaufmann Mähler hinzusügte. Die bisherigen Mitglieder des RechnungSprüfungsans- schusses wurden durch Zuruf wiedergewählt. Ein Antrag, die Mitgliederversammlungen um 8 Uhr beginnen zu lassen, wurde gegen wenige Stimmen abgelehnt. Aus der Mitte der Versammlung wurde dem Vorstande und den Ausschußmitgliedern für ihre Tätigkeit der Dank abgestattet. Zum Zeichen des Einverständnisses erhoben sich die Anwesenden unter Zeichen der Zustimmung von den Plätzen. Nach Schluß der Hauptversammlung sprach Hr. vr. Katzenstein-Charlottenburg über „Die finanzielle Mobilmachung des Reiches". Er ver stand unter finanzieller Mobilmachung die Deckung der jenigen Ausgaben, die erforderlich sind, das Heer inS Feld zu stellen. Er wie- zunächst auf den innigen Zusammenhang zwischen finanzieller Mobilmachung und den Steuerlasten hin, unterzog die Entwürfe, die gegenwärtig Gegenstand der Reichtagsberatungen find und dazu dienen sollen, eine etwa eintretende Mobil machung des Heeres zu erleichtern und zu beschleu nigen, einer kritischen Besprechung und erörterte dann die finanziellen Maßnahmen, die im Kriege ergriffen werden müssen. Er schilderte zunächst die Geschichte und Bedeutung deS Kriegsschatzes in militärischer und finan zieller Beziehung, streifte die Errichtung von TarlehnS- kaffen und erwähnte vornehmlich die Reichsbank als Institut zur Befriedigung deS Kreditbedürsnisfes im Kriege. Hier kommt besonders ihr Goldvorrat in Frage. Schließlich führte der Hr. Redner deS näheren aus, in welcher Weise auch die Großbanken und Privatinstitnte die schwere Verantwortung zu erfüllen haben, im Kriegs fälle im vaterländischen Sinne zu wirken. * Erfahrungsgemäß stellen sich im Falle einer Mobil machung zahlreiche Helfer zur Verfügung, um die ver wundeten und erkrankten Soldaten zn pflegen. Aber es ist niemals zu fürchten, daß die Zahl der Pfleger zu groß wird. Im Gegenteile wird eS zu Be ginn eines Krieges eher an fertig ausgebildeten Pflegern fehlen. Die Ausbildung in Friedenszeiten aber ist die Hauptsache. Sie geschieht in einem theoretischen und einem praktischen Kursus. Der theoretische Kursus umfaßt etwa 16 Unterrichtsabende. An der Hand des Unterrichtsbuches wird der Bau deS mensch lichen Körpers, seine Krankheiten, die Verwundungen be sprochen und die wichtigsten Verbände gelehrt. Zur Erlernung der praktischen Krankenpslege treten die Psleger auf vier Wochen in ein Krankenhaus ein. Die ganze Ausbildung ist kostenlos. Ausgebildet werden militärsreie und landsturmpflichtige Männer mit vaterländischer Ge sinnung.' Am Freitag, den 18. April, beginnt, wie schon erwähnt, ein neuer von der Genossenschaft freiwilliger Krankenpfleger im Kriege vom Roten Kreuz veranstalteter Kursus. Er findet Dienstags und Freitags von 8 bis 10 Uhr abends in der Kreuzschule statt. Alle Anfragen und Anmeldungen sind zn richten an die Herren v». Weicker, Theresicnstr. 3; I)r. Klepl, Bachstr. 7; Prof. Haenel, Ludwig Richterstr. 35; Glaser Schlnckwerder, Förstereistr. 2; Pastor Reinwarth (Lenden). * Da „Wild-West" im Zirkus Sarrasa ui sür die Jugend fast eine noch größere Anziehungskraft hat wie für die Erwachsenen, so empfiehlt es sich, auch für die Nachmittagsvorstellungcn Eintrittskarten an den Kasten zu nehmen oder telephonisch zn bestellen. Tie Zirkuskasse ist von 10 Uhr morgens an täglich ununter brochen geöffnet. Vorverkauf für die Abendvorstellungen findet anch im Warenhause Herzfeld und in allen Zigarrengeschäften von L. Wolf statt. Eine besondere Veranstaltung plant der Zirkus Sarrasani für den kommenden Sonntag Vormittag: eine große Tierschau mit fünffachem Konzertieren in allen Teilen des Ge bäudes. Am Sonnabend und Sonntag nachmittag wird gleichfalls „Wild-West" gegeben. * Weißer Hirsch. Nächsten Donnerstag findet im Kurhause wieder Kurkonzert von der Kapelle des 2. Grenadierregiments Nr. 101 unter Leitung des König!. Musikmeisters Feiereis statt. Voraussichtlich ist dies das letzte Konzert der Wintersaison. Anfang Mai beginnen dann wieder die Waldparkkonzerte. Aus dem Reiche. Berlin, 14. April. Die amtlichen Vernehmnngen in der Mordangelegcnheit Tiemann haben nichts Be lastendes für das beschuldigte Dienstmädchen Heinrich ergeben. Diese ist deshalb heute mittag aus der Haft wieder entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft steht auf dem Standpunkte, daß der Gymnasiast Tiemann Selbstmord verübt hat. Hamburg, 14. April. Karl Hagenbeck, der Be sitzer des Tierparks in Stellingen, ist heute abend um ^9 Uhr gestorben. KarlHagenbeck war 1814 in Hamburg geboren und übernahm 1865 das Tierhandelsgeschäft seines Vaters, das sich unter seiner Leitung zuni größten und blühendsten seiner Art entwickelte. Karl Hagenbeck war der erste, der in großem Umfange ethnographische Schaustellungen veranstaltete. Seine größte Schöpfung ist der Stellinger Wildpark, Has Muster eines modernen zoologischen Gartens. Düsseldorf, 15. April. Beim Einbruch in das Uhrengeschäft, bei dem eine Menge Gold- und Silber waren erbeutet wurde, verletzte sich einer der Diebe so schwer, daß ihn sein Genosse etwa eine Stunde Weges durch die Stadt nach Hause schleppen mußte. Dort wurden beide Einbrecher überrascht; die Beute wurde ihnen wieder abgenommen. Cöln, 14. April. Amtliche Meldung. Die Fern sprechleitungen nach Belgien sind bis auf die Ver bindung mit Antwerpen wiederhergestellt. Antwerpen ist noch nicht zu erreichen. Braunschweig, 14. April. In einer zu heute abend von der Sozialdemokratie einberufenenProtestversamm- lung gegen die Militärvorlage sollte der französische Deputierte Compere Morel sprechen. Der „Braunschw. Landesztg." zufolge hat der hiesige Polizeipräfekt dem Abgeordneten nach seiner Ankunft auf dem Bahnhöfe sofort einen Ausweisungsbefehl zustellen lassen. Compere Morel mußte mit dem nächste» Zuge Braunschweig verlassen. Stuttgart, 14. April. Die Kälte stieg aus der Schwäbischen Alb Sonnabend nacht bis auf 16, Sonntag nacht bis auf 12 Grad. Die Kirschen- und Frühobsternte ist vollständig vernichtet. Homburg v. d. H., 14. April. In der Nähe der Saalburg hält eine auS den beiden Mainzer Pionier bataillonen zusammengestellte Kompanie eine Wald übung ab. Bei dieser Gelegenheit werden auch im Inter esse der LimeS-Forschung auf Kosten freiwillig gestifteter Mittel der Saalburgfonds ehemalige römische Limes anlagen rekonstruiert. Die entstehenden Schanzen werden den Besuchern der Saalburg späterhin ein möglichst ge treues Bild römischer Lagerbefestigungen geben. Metz, 14. April. Zn dem Vorfälle in Nancy erhielt die „Lothringer Zeitung" eine Darstellung, die von einen» der beteiligten Deutschen stammt. Darin heißt es: Zwei Vertreter großer deutscher Firmen au- Sachsen, die zurzeit in Metz weilten, begaben sich gestern nach Nancy, um sich die Stadt anzuseheu. Nachdem sie in einem Hotel gespeist hatte», gingen sie in ein Cafö, wo auch Vorstellungen gegeben wurden. Schon im Laufe des Tages war ihnen mehrfach zngerusen worden: Das sind preußische Offiziere! Weiter jedoch waren fie nicht belästigt ivorden. Nach der Vorstellung gegen 1 Uhr nachts begaben sie sich zuin Bahnhose, um mit dem ersten Zuge nach Metz zu fahren. Sie nahmen im Wartesalon 2. Klasse Platz, hatte»» sich aber kaum niedergelassen, als sie draußen auf dem Bahnsteige große» Lärm hörten. Einer von ihnen ging zur Tür und sah, daß zwei deutsche Herren, in deren Begleitung sich eine Dame be fand, von einer Menge belästigt wurde, die ihnen u. a. „Preußische Offiziere!" zurief. Die beides Reifenden zogen sich in den Wartefaal zurück. Doch die Menge hatte sie bemerkt, drang ihnen nach, belästigte und be- schimpfte sie in unerhörter Weise und schlug sie. Mehrere aus der ANenge, die sich anscheinend auS den besseren Ständen rekrutierten, setzten sich neben die beiden und zwangen sie, sich auf die Kniee niederzulassen. Man schlug ihnen den Hut vom Kopfe und entzwei. Außerdem wurde der eine mit seinem Schirme geschlagen, während die Menge im Saale andauernd rief: Preußische Offiziere! Fort nach Metz! Ihr wart in Luneville beim Zeppelin mit!" Man zwang fie, den Hut abznnehmen und französische Ossiziere, die gleich falls anwesend waren, zu grüßen. Schließlich verfügten sich die Herren ans den Bahnsteig, suchten Hilfe und riefen nach der Polizei, allein vergebens, bis schließlich ein Eisenbahnbeamter, anscheinend der Stationsvorsteher, sich ihrer annahm und sie in den Metzer Zug geleitete. Aber auch hier drang ihnen die Menge nach, die in zwischen auf 200 Personen angewachsen war, und setzte ihnen wieder arg zu. Sie wurden gestoßen, geschlagen, beschimpft, angespien und wiederholt ins Gesicht ge stoßen. Dem anderen Herrn »vurde gleichfalls sein Hut zerschlagen. Immer aber kam in den Schimpfworten zum Ausdruck, daß die Menge Offiziere vor sich zu haben glaubte. Beide Herren beteuerten wiederholt, daß sie Kaufleute und keine Offiziere seien, aber vergeblich. Die Beschimpfungen und Mißhandlungen wurden etwa eine halbe Stunde fortgesetzt, bis schließlich wieder der Bahnhofsvorsteher erschien und das Publikum zum Ver lasse»» des Wagens aufforderte. Darauf zog sich die Menge, immer noch schimpfend, aus den» Abteil zurück. Vor den» Wagen befanden sich mehrere französische Offiziere und Soldaten; aber uiemand machte den Versuch, die Menge zur Ruhe zu mahnen. Die beiden Kaufleute, die wenige Minuten später nach Metz mit den» Zuge abfnhren, beteuern, daß sie voi» Anfang an mit keiner Gebärde auf die Spötteleien und späteren Angriffe reagiert haben, also durchaus keinen Anlaß zn dem feindseligen Vorgehen gegeben hätten. Die beiden an dem Zwischenfalle in Nancy beteiligten Reisenden haben anch bei der Polizei den Vorfall zur Anzeige gebracht. Die vo» ih»en gemachten Angaben decken sich im wesentlichen mit de» bereits gemeldeten Auslassungen in der „Lothringer Zeitung". Sie haben die drei anderen Herren, die auch von der Menge be lästigt worden sind, nicht gekannt. Die Namen dieser Herren, die mit einer Dame heute hier eingetroffen sind, sind noch nicht bekannt. Jedenfalls handelt es sich nicht um Offiziere. Der „Petit Parisien" gibt von dem Zwischenfalle in Nancy folgende Darstellung: Bei einer Vorstellung in einen» Tingeltangel richtete ein Zuschauer im Saale an zwei Leute, deren Gebaren verriet, daß sie Deutsche seien, unfreundliche Worte. Einen» Schutzmanne gelang es, die Zuschauer zu beruhige»», und ein Geheimpolizist setzte sich zu den Deutschen, um ihre Gespräche zu belausche«. Er konnte feststellen, daß sie keinerlei abfällige Bemerkungen machte»» und daß sie auch, als ein Sänger ei»» Spott gedicht auf den Zeppelin vortrug, vollständig ruhig blieben. Alsbald verließe»» die beiden, vielleicht durch die Blicke des Publikums behelligt, das Lokal und begaben sich in eine benachbarte Bierhalle, »vo sie erkannt und verspottet wurden. Man hielt sie für deutsche Offiziere und behauptete, daß sie sich in» Tingeltangel zu einer franzosenfeindlichen Kundgebung hätten hinreißen lassen. Diese Vermutung ist jedoch unrichtig, und es ist ziemlich sicher, daß die beiden leine Offiziere sind. Als die zwei Deutschen später die Bierhalle verließe«, folgte ihne« bis zum Bahnhofe eine Gruppe junger Leute, die eine mehr lärmende als ernste Kundgebung veranstalteten. Man mußte merken, daß die Deutsche»» sehr streng gegen ihre Offiziere sind, welche die Grenze, wenn auch in Zivil, überschreiten, und daß ihnen von ihrer Behörde der Besuch von Nancy und Toul untersagt ist. — Mehrere hiesige Blätter bringen aussührliche Depeschen über den Eindruck, den die von der „Lothringer Zeitung" veröffentlichte Schilde rung des Vorganges in Deutschland hervorgerufen hat, und behaup'eu, daß die Schilderung stark übertrieben sei. Aus dem Auslande. London, 14. April. Heute nachmittag wurde in der Stadt große Aufregung durch die Auffindung einer Bombe hervorgerufen, die in einer Milchkanne an einen Außenpfeiler der Bank von England gelegt worden war. Ein Schutzmann entfernte die Bombe und tauchte sie in einen in der Nähe befindlichen Brunnen. Bei der Untersuchung der Bombe fand man, daß sie eine Menge Schießpulver, eine elektrische Batterie und eine Uhr enthielt. London, 15. April. Der Deutsche Max Schultz, der iin November 1911 von dem Geschworenengerichte in Exeter wegen versuchter Spionage zu 25 Monaten Gefängnis verurteilt worden war, ist gestern aus der Haft entlasten worden. Budapest, 14. April. DaS Unwetter dauerte gestern bis zum späten Abend, worauf Frost eintrat. Heute ist eil» richtiger Wintertag mit leichtem Schnee fall. Die Stadt ist mit einer dichten Schneeschicht be deckt. Der gestrige Sturm hat im Telephonverkehr der Hauptstadt enormen Schaden verursacht; von 20 000 Stationen sind 10 000 infolge AbreißenS zahlreicher Leitungen unbrauchbar. Auch der Verkehr der Eisenbahn-