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Dresdner Journal : 15.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191304154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130415
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130415
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-15
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 15.04.1913
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satzung die verschiedenartigen Verhältnisse der Praxis berücksichtige. Es warde dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die Frist sür die Einreichung der neuen Satzungen möglichst bis Ende Juni festgestellt würde, da die neuen Satzungen umfangreiche Vorarbeiten bedingten. Der Ver band wird eine eingehende Anleitung sür die Aufstellung der Satzungen nach der Reichsversichernngsordnung heraus geben. Kleine politische Nachrichten. London, 14. April. Prinz Heinrich von Preußen hat heute abend die Rückreise nach Deutschland angetreten. Koloniales. Blutige Kämpfe in Neu-Kamerun. Berlin, 14. April. Die Abteilung der Neu- Kameruner Grenzexpeditionen, die von Wesso am Ssanga aus in westlicher Richtung nach dem Dschua zu arbeitet, ist bei den dort sitzenden Eingeborenenstämmen der Ssanga-Ssanga auf ernsthaste Schwierig keiten gestoßen. Die zur Unterstützung der Expedition von Ngarabinsam herbeigerufene 11. Kompanie der Schutz truppe fand bei den Dörfern Kakabenne und Dzalong hartnäckigen Widerstand, wobei ein Soldat fiel und mehrere andere verwundet wurden. Die Ssanga- Ssanga sind als kriegerischer Stamm bekannt. Ihre Unterwerfung ist von den Franzosen nicht durchgesührl worden. In den Jahren 1908 bis 1911 haben mehrere Expeditionen ohne endgültigen Erfolg gegen sie gefochten. Im Frühjahr 1911 sind sie sogar augrifssweise gegen die französischen Truppen vorgegangen und haben einen französischen Posten belagert. Das Dors Kalabeune, bei dem unsere Schutztruppe jetzt Widerstand fand, ist der Mittelpunkt des Ssanga-Ssanga-Stammes. Reichstag. Sitzung vom 14. April 1913. Am Bundesratstische die Staatssekretäre v. Jagow, Kühn. Präsident vr. Kämpf eröffnete die Sitzung nach Uhr mit folgenden Sorten: Wie Ihnen bekannt geworden, ist gestern auf Ee. Majestät den Hönig von Spanien, einer Nation, mit der wir uns in den besten freundschaftlichen Beziehungen befinden, ein fluchwürdiges Attentat verübt. Ich glaube in aller Ihrer Namen der Freude Ausdruck geben zu können, daß Ee. Majestät der König unversehrt geblieben ist. Sie haben sich von Ihren Plätzen er haben; ich stelle das fest. (Beifall). Auf der Tagesordnung stand die Fortsetzung der zweiten Be ratung des Reichshanshaltsetats für 1913 und zwar der Spezial- ctat für das Auswärtige Amt. Die Koni Mission beantragte Annahme des Etats. Außerdem schlug sie die Annahme dreier Resolutionen vor, und zwar be treffend Reorganisation des diplomatischen Dienstes, Ausbau des Orientalischen Seminars und Vorlegung einer Denk schrift über die deutschen Schulen im Ausland. Nachdem Abg. Vassermann über die Beratungen der Kommission berichtet hatte, ergriff das Wort Staatssekretär des Auswärtigen Amts v. Jagow: Der Auf fassung, daß die deutsche Diplomatie in der Balkankrisis versagt habe, vermag ich mich nicht anzuschließen. Wann , und «b ein Krieg ausbricht, m. H., ist meist ein Ratespiel, das auch die Nächst beteiligten nur in den seltensten Fällen zu lösen wissen werden. Der Zeitpunkt des Kriegsausbruches konnte von uns ebensowenig wie von den Kabinetten der übrigen Großmächte vorausgesagt werden. Vorzeitig aber sich zum Anwalt des Pessimismus zu machen, können wir uns in solchen Fällen schon mit Rücksicht auf das Wirtschaftsleben Deutschlands nicht erlauben. Die Chancen für eine baldige Wiederherstellung des Friedens am Balkan haben sich im Laufe der hinter uns liegenden Woche in erfreulicher Weise vermehrt. (Beifall.) Die Antwort der Mächte auf die letzte Note der Verbündeten wird jetzt in den Hauptstädte» der Balkanstaaten überreicht. Wir haben Anlaß zu hoffen, daß ihr eine günstige Aufnahme beschicken sein wird. Die Skutarifrage, die zeitweise einen bedrohlichen Charakter anzunehmcn schien, dürfte dank der einmütigen .Haltung der Großmächte das akute Stadium überwunden baden, dank der Einmütigkeit der Mächte bei der Flottenaltion. (Erneuter Beifall.) Serbien hat bereits angekündigt, daß es seineTruppen zurückziehen will. Ein Verdienst um die Klärung der Lage gebührt der russischen Regierung, die mit den« kürzlich ausgegebenen Communiquä erneut ihren festen Willen bekundet hat, sich von den in London gefaßten Beschlüßen nicht zn trennen. Es darf gehofft werden, daß Monte negro sich unter den gegebenen Umständen in das Unabänderliche fügen und dein Willen Europas Rechnung tragen wird. Die St. Petersburger Verhandlungen über den rumänisch-bulgarischen Konflikt dürften zu einem für beide Teile annehmbaren Er gebnis führen. Wenn wir bei den Beratungen nach Kräften für die rumänischen Wünsche eingetreten sind, so wurden wir hierzu einmal durch die laugjährigen freundschaftlichen Beziehungen ver anlaßt, die zwischen uns und Rumänien bestehen. Sodann war sür uns die Erwägung maßgebend, daß Rumänien der einzige Staat am Ballan war, der den Wünschen Europas Gehör ge- schenkt und aus ein kriegerisches Eingreifen verzichtet hat. Rumänien ist unter der weisen Negierung des Königs Carol bis her immer ei» Element des Friedens und der Ordnung gewesen. Ten Gang der Ereignisse am Balkan zu hindern, lag nicht in unserer Macht und war nicht nnsere Aufgabe. Wir werden aber dafür eintreten, daß bei der endgültigen Liquidation des Krieges unsere finanziellen und Handelsinteressen nach Mög lichkeit vor Schaden bewahrt bleiben. Tie Balkanstaaten, die in diesem Kriege einen Beweis nationaler Kraft erbracht haben, werden es sich sicherlich nicht nehmen lassen, nach Friedensschluß mit dem gleichen Ernst und der gleichen Ent schlossenheit an die kulturelle Erschließung der eroberten Gebiete zu gehe». Auf Deutschlands Mitarbeit können sie hierbei zählen. Die Türkei, die mit schweren Wunde», aber in Ehren aus dem Kampfe hervorgeht, findet in den reichen und erst zum Teil erschlossenen asiatischen Gebieten ein weites Feld für neue Kräftigung und Erstarkiiig. Wir hoffen, bei den noch bevorstehenden Verhandlungen Gelegenheit zu haben, an unserem Teile daran mitzuwirken, daß der Türkei die Erfüllung dieser Aufgabe nicht erschwert wird. Abg. vernstci« (soz.): Was heute der Staatssekretär erklärt hat, steht zum Teil im Widerspruch mit de» Ausführungen des Reichskanzlers am 7. April. Ter Reichskanzler sprach von der Möglichkeit einer europäischen Konflagration, er sprach von einem Zusammenstoß zwischen Slawentum und Germanentum; wenn der Krieg auch nicht unausbleiblich sei, es müße vorgebeugt werden. Seine Bemerkung über Slawentum und Germanentum hat er daun am N. April berichtigt. Wir sind ja überzeugt, daß der Kanzler den Frieden wünscht; aber mit seiner Berichtigung hat er zuviel berichtigt, er hat damit eiuen guten Teil seiner Wchrvorlage aus der Hand gegeben. Es wird bedauert, daß die Balkanvölker sich gegen die Türkei erhoben haben. Ja, konnte denn daS jemand überraschen? TaS war doch kein Zufall, sondern die notwendige Folge einer Reihe von Ereignissen, an denen unsere auswärtige Politik durchaus nicht unbeteiligt und für die sie mit- verantwortlich ist. Wir begrüßen es, daß die Balkanvölker von der Herrschaft der Türken frei geworden sind. (Am Tische deS VuudeSrates sind noch die Staatssekretäre vr. Delbrück und Solf erschienen.) Die Annexion Bosniens ist der AuS- gangspunkt der neuen, raschen Entwicklung gewesen. Unsere Ge sinnungsgenosse» anf dem Balka» wollten keinen Krieg, sie wollten die Lösung der Krise auf dem Boden des Rechtes und der Ver handlungen. Wir wünschen, daß die Türkei sich in Zukunft frei entwickeln kann. Dazu ist es doch aber nicht nötig, daß man ihr die Inseln überläßt, die nur von Griechen bewohnt sind. Andert sich das türkische System nicht, dann ist auch der türkische Besitz in Asien nicht besser geschützt, als der in Europa. In erster Linie muß deshalb die armenische Frage gelöst werden. Auf Rumänien sollte man, ehe man seine Forderungen anerkennt, einwirken, daß es die im Berliner Vertrage übernommenen Verpflichtungen er füllt. So sind die dortigen Juden noch nicht gleichberechtigt. Leider hat die neue Wehrvorlage das Verhältnis zu Frankreich verschlechtert. Der schärfere Gegensatz zwischen Slawentum und Germanentum ist aus unsere Ostmarkcnpolitik zurückznführen. Wir wollen den wahren Völkerfrieden. Abg. Fürst zu Löwenstein - Wertheim-Rosenberg (Z): Wir wünschen, daß die verschiedenen Nationen in unserem Paterlande gerecht behandelt werden. Deshalb halten wir die Polenpolitik der Negierung für durchaus verkehrt. Als Ausfuhrland haben wir ein sehr großes Interesse an der Steigerung unseres Handels mit China. Deshalb verlangen wir auch die Anerkennung der Republik China Durch eine Entspannung zwischen England und Deutschland wäre beiden Teilen am besten gedient. Wenn wir bisher mehrfach mit Nachdruck an die Seite Österreichs ge treten sind, so kann auch sür uns die Zeit kommen, wo wir eines treuen und starken Bundesgenossen bedürfen. Seit der Zeit deS Staatssekretärs v. Kiderlen-Waechter ist unsere äußere Politik in Bahnen geführt worden, denen wir nur Vertrauen entgegenbringe» können. Abg. Frhr. v. Richthofen (nl ): Auch wir halten die Politik der Regierung, treu an Österreichs Seite zu stehen, für richtig. Tie armenische Frage sollte jetzt lieber nicht angeschnitten werden, um nicht Rußland Anlaß zum Einschreiten zu geben. Eine Einigung der Mächte über die Bagdad-Bahn ist notwendig. In der diplomatischen Karriere muß die Frage, ob bürgerlich oder adelig, vollständig ausscheiden. Die Nation muß hinter der Politik ihrer Negierung stehen. Dazu ist aber erforderlich, daß die Re gierung die Ziele ihrer Politik belanntgibt. Staatssekretär v. Jagow: Tie neue Periode in China be gleiten wir als alte Freunde des chinesischen Reiches mit den besten Wünschen. Die Anerkennung der Republik und die Frage der Anleihe haben nichts miteinander zu tun. Sowie der erste wirkliche Präsident der Republik gewählt ist, werden wir der Frage der Anerkennung nähertreten. Vor allen Dingen heißt es dort, eine vernünftige Finanzpolitik treiben. Wenn unser Handel dort nicht die gewünschten Fortschritte macht, so liegt dies auch an der allgemeinen Stagnation in China vor und während der Revo lution. Ich vertraue unserem tüchtigen Kausmannsstande, daß er riese Krisis überwindet. Die Forderung,- neue Konsulate zu chaffen, werden wir wohlwollend prüfen. Der Förderung des Schulwesens wenden wir ständig volle Aufmerksamkeit zu. Ich hoffe, daß wir hierfür im nächsten Etat die nötigen Mittel ein setzen können. Betreffs der Mongoleifrage hoffe ich, daß sie eine Lösung findet, die unseren nicht sehr großen, aber entwicklungs fähigen dortigen Interessen Rechnung trägt. Abg. vr. Heckscher (fortschr. Vp.): Ich hoffe, daß unsere er heblichen Interessen in Kleinasien aus das nachdrücklichste gewahrt werden. Die Ereignisse der letzten Monate lassen die Hoffnung zu, daß England und Deutschland auch in künftigen Krisen Schulter an Schulter stehen werden. Mit Genugtuung ist festzustellen, daß der Dreibund gerade in der letzten Zeit wieder unverwüstliche Lebenskraft gezeigt hat. Der dauernde Wechsel in unseren diplomatischen Vertretungen hat es mit sich gebracht, daß wir in den Zeiten der Umwälzung in China vorübergehend nur durch zwei Dolmetscher vertreten waren. Das deutsche Volk will nicht die Passivität der deutschen Staatskunst. Unterstaatssekretär Zimmermann: Auch wir beklagen, daß wir in China hinter anderen Mächten zurückstehen. Das liegt daran, daß uns nicht genügend Mittel zur Verfügung stehen. Bezüglich der Fremdenlegion läßt die französische Regierung alle Reklamationen unberücksichtigt, wenn die Betreffenden über 18 Jahre alt sind. Abg. Erzberger (Z.): Unsere Etatsposten für kulturelle Zwecke im Auslande sind nicht hoch genug. Dankbar bin ich dem Staatssekretär für die Erklärung, daß unsere Handelsinteressen am Balkan voll gewahrt werden. Tas orientalische Seminar in Berlin muß zu einer Auslandshochschule ausgebaut werden, namentlich hinsichtlich der Bibliothek. Darauf wird die Weiterberatting auf Dienstag 1 Uhr vertagt. Schluß H7 Uhr. Am Balkan. Die Kriegslage. An der Tschataldschalinie. Konstantinopel, 14. April. Ein türkisches Abend blatt berichtet über ein Gefecht zwischen den türkischen und bulgarischen Batterien in der Zone des linken türkischen Flügels der Tschataldscha-Armee. Frievensausfichten. Serbische Mißstimmung gegen die Großmächte. Berlin, 15. April. Das „Berl. Tagebl." erfährt aus Belgrad: Die offiziöse „Samouprava" fährt fort, sich in sehr ärgerlichem Tone über die Botschafter konferenz auszusprechen. ES sei unbegreiflich, wie diese Konferenz, trotzdem sich ihre Kompetenz auf die Frage des Friedensschlusses gar nicht erstrecke und ihre Beschlüsse keine verbindliche Kraft haben sollten, bereits zu einem Zeitpunkt, da die Großmächte noch nicht einmal das Mandat erhalten hätten, an der Mediation zu arbeiten, schon Beschlüsse gleich eine», Richterkollegium fasse und eine Verkeilung der eroberten Gebiete vor nehme. Die Konferenz zeige die Neigung, sich über die unzweifelhaften Rechtsansprüche der Griechen auf die Ägäis den Inseln und Epirus hinwegzusetzen, und auch die Serben würden es nie verwinden, daß ihr so gerechter Anspruch auf „einen Platz an der Sonne" mit Füßen getreten worden und Tausende ihrer Brüder von neuem den Albanern überantwortet würden. Ebensowenig würden Montenegriner und Griechen je das ihnen an getane Unrecht verschmerzen können. Und wenn man sich frage: „Warum das alle-?", so sei die Antwort die bereits vom „TempS" gegebene: „Weil Europa sich von Österreich gängeln läßt". Der Balkanbund solle es sich daher noch sehr überlegen, ob er die Mediation der Mächte annehme. Der Streit mit Montenegro unv Serbien. Serbische Untätigkeit vor Ekutari. Wien, 14. April. Zuverlässigen Meldungen zufolge übermittelte die Pforte der montenegrinischen Regierung neuerdings einen an Essad Pascha gerichteten offenen Befehl des Inhalts, die serbische Regierung habe erklärt, daß sie die Feindseligkeiten vor Skutari einstellte, und die Serben dort nur kämpfen würden, falls sie von den Türken angegriffen werden sollten. Die internationale Blockade. Toulon, 14. April. (Meldung der „AgenceHavaS".) Die Torpedobootzerstörer „Hussard" und „Mameluck" wurden dar» bestimmt, nach Antivari abzugehen, wo sie dem Panzerkreuzer „Edgard Quinet" beigegeben werden. Die Verbündeten unter sich. Berlin, 15. April. Der „Tag" erfährt aus Wien, 14. April: Nach diplomatischen Erkundigungen stellt sich der serbisch-bulgarische Grenzstreit folgendermaßen dar: Die Bulgaren wollen, daß die Grenze nordwestlich von Küstendil, wo heute Serbien, Bulgarien und die ehe- malige Türkei zusammenstoßen, beginne und so gezogen werde, daß Egri, Palanka, Kralowo, Beles, Dibra, Ochrida, Presba einschließlich Monastir und dann das Gelände östlich bis an den Vardar bulgarisch werde. Serbien dagegen verlangt Egri, Palanka, Kratowo, Köprülü, Jstip und Gegeli bis an den Vardar, dann das Gebiet nach Westen bis Presba, Ochrida und Dibra, also das Land, das ihm nach dem ursprünglichen Teilungsvertrag ge- hören sollte. In diesem Vertrag war bezüglich Üilübs und Kumanowo schiedsgerichtliche Auseinandersetzung vorgesehen. Doch hat Bulgarien wegen der Hilfeleistung Serbiens vor Adrianopel auf Üsküb und Kumanowo endgültig verzichtet. Serbien steht auf dem Stand- punkt, daß seine Truppen Monastir eingenommen haben, und verlangt aus diesem Grunde und wegen der Hilfe leistung bei Adrianopel Monastir, Dibra und Ochrioa. DaS strittige Gebiet beträgt über 90000 Quadratkilometer, ungefähr so viel, als nach der neuen Grenzlinie der europäische Besitz der Türkei betragen wird. Im Augen blick stehen die Chancen für einen Ausgleich dieser Gegen sätze sehr ungünstig. Man bringt die Reise des Ministers Paschitsch nach Üsküb damit in Zusammenhang. Er habe, so heißt es, dort mit dem Kriegsminister Putnik ver- handelt; es sei beschlossen worden, zur Sicherstellung für alle Fälle gegen Bulgarien die geiamten ver fügbaren serbischen Truppen an der Bardarlinie zu konzentrieren. Montenegro beansprucht Plevlje, Bjelopolje, Ipek, Plava und Gusinje. Serbien will Plevlje nicht zugestehen. Ter Frachtverlehr nach Saloniki wurde wegen der serbischen Truppentransporte gänzlich eingestM. Zug reiht sich an Zug, dicht mit Mannschaften und Offi zieren gefüllt, die teils nach Monastir, teils ncch Mutz abgehen. AuS Belgrad, 14. April, meldet man demselben Blatt: Bezüglich des gesprächigen Danew wird in hiesigen wlnischeu Kreisen betont, daß er aus Anlaß der Lon- >oner Friedenskonferenz zuerst dem serbischen Delegierten Nowakowitsch vertraulich vorgeschlagen habe, daß Bulgarien und Serbien Griechenland bezüglich der territorialen Erwerbungen an die Wand drücken ollten. Bon Nowakowitsch entschieden abgewiesen, habe er ich mit demselben Vorschlag an Benlzetos gewandt, aber mit gleichem Erfolg, vr. Danew wird hier deshalb nicht als ernster Politiker genommen. Der serbifch- nilgarische Vertrag spreche zugunsten des serbische» Staird- )unktes, und weder die Regierung noch militärische Kreise eien gesonnen, auch nur eine Spanne des eroberten Gr- »ietes abzutreten. Nochmals der Anteil serbischer Truppen an der Einnahme Adrianopels. Sofia, 14. April. In der heutigen Sitzung der Sobranje brachte der Deputierte und ehemalige Minister Muschanow eine Interpellation ein, in der er die Frage stellte, ob es wahr sei, daß die serbischen Truppen ,ie stärksten Forts Adrianopels anzugceiseu hatten und daß das 20. serbische Regiment das Fort Hadiriik il Dirim in Sturm nahm, dort den FestungskomMan danten Schükri Pascha gefangen nahm und ihn hierauf dem General Iwanow übergab. Weiler wird i« der Interpellation gefragt, wie hoch sich die genaue Stärke der serbischen Truppen vor Adrianopel belausen habe, welche Stellung diese Truppen innehaiten und welche Aufgabe sie bei den Operationen zu erfüllen hatten. Finanzielle Fragen. Konstantinopel, 14. April. Blättermeldungen zu folge hat der gestrige Ministerrat die Berichte der türkischen Botschafter über den Standpunkt des Drei bundes und der Tripelentente hinsichtlich der aus dem Kriege sich ergebenden finanziellen Fragen geprüft. Wie die Blätter melden, wird heule der Vertrag mit der französischen Kaigesellschaft unterzeichn« werden. Die Gesellschaft wird der Regierung einen Vor schub von 17 400 türkischen Psund gewähren, und es heißt, daß dafür die Kaizone bis auf Tophane auSgrdehnr werden wird. Die französische Leucht rurmgefetl- schaft hat, wie verlautet, dem türkischen Schatzamte bereits einen Vorschuß von 200 000 Pfund gewährt, und wird sofort nach Unterzeichnung des Übereinkommens, durch das die Konzession aus weitere 25 Jahre verlangen wird, einen neuen Vorschuß von 300 000 Pfund flüssig mache». Zu Delegierten der Türkei für die Finanz konferenz in Paris sind u. a. der frühere Finanz minister Nail Bey als Chef und der frühere Munster Dschavid Bey ernannt worden. Die Konferenz soll am 18. April beginnen. Die Abreise der Delegierten wird aber erst nach Unterzeichnung der Friedenspräli minarien erfolgen. Kleine Nachrichten. Cöln, 14. April. Der „Kölnischen Zeitung" wird aus Berlin gemeldet: Gegenüber der Behauptung des „Echo de Paris", Deutschland habe angeregt, die Großmächte sollten Bulgarien zur Einstellung der Feindseligkeiten an der Tschataldschalinie aus- fordern, sei sestgestellt, daß diese Nachricht falsch ist. Belgrad, 14. April. Das Pressebureau meldet aus Djakova: Die Konsuln erklärten, daß das Ergebnis ihrer Untersuchung über die Ermordung deS Priesters Palit sch vollkommen übereinstimmt mit dem Ergebnis der ersten Untersuchung, die von montenegrinischen Ve- amten vorgenommen wurde.
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