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Dresdner Journal : 16.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191304166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130416
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-16
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 16.04.1913
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Staatssekretär- an de» Vorfall von Nancy nicht ganz vorüber« gehen. Haben Sie in den letzten Jahrzehnten gehört, daß fran- zösische Staatsbürger i» Tentschland so oder nnr ähnlich behandelt worden seien, wie deutsche Staatsbürger angeblich in Nancy be handelt worden sind? Wenn e- richtig sein sollte, wir haben ja noch keinen authentischen Bericht, aber selbst, wenn manches über trieben wäre, denen würde da» deutsche Volk von seiner Negierung unbedingt erwarten müssen, daß eS eine entsprechende, ange messene Sühne mit allem Nachdruck verlangt. (Lebhafte Zu stimmung.) Tas brauchen wir uns nicht gefallen zu lassen. Der Abg. Bernstein hat auch wieder die Friedensschalmei geblasen und ein Loblied auf den allgemeinen Weltfrieden der Völker ange stimmt. Wenn wir den Frieden sichern wollen, so kann unser Standpunkt kein anderer sein, als daß wir Wert legen aus eine tüchtige, gute, ehrenvolle Politik und vor allen Dingen auf ein tüchtiges, gutes, schlagfertiges und damit sieggesichertes Heer. (Lebhafter Beifall recht».) Abg. Ledebour (soz): Über die bedauerlichen Vorkomm nisse in Nancy hat sich der Staatssekretär selber vorläufig nur auf unverbürgt« Nachrichten stützen können. Aber ich finde eS sehr unglücklich, daß der Staatssekretär daran die Bemerkimg knüpfte, da sehe man wieder, wie gewaltig die chauvinistische Flut in Frankreich in» Anschwellen begriffen sei. Ich hatte den Eindruck, daß er dies unglücklich« Vorkommnis auSnutzeu wollte, um b«i uns den Chauvinismus aufzukitzeln. (Lachen rechts.) Man hat die HeereSvcrstärkung mit der Wiedereinführung der dreijährigen Dienstzeit in Frankreich beantwortet. Auf die chauvinistische Stimmung in Frankreich muß es ausstachelnd wirken, wenn «in im Interesse Deutschlands und des Weltfrieden» tätiger französi scher Abgeordneter in Magdeburg und Brannschwiig ausgewirsen wird. I« der Frag« d«S diplomatischen Dienstes stimme ich aus- nabmSweise im allgemein«« mit dem Staatssekretär überein. Der Fall So Hst beweist, daß es vermieden werden muß, daß durch Mittelpersonen Leute in Stellungen gelangen, die durch perfide Einflüsterungen großen Schade» anrichten können. (Präsident Kaempf: Eine Kritik des Verhaltens des Kaisers ist unzulässig. Diese Äußerungen hätten eigentlich einen Ordnungsruf verdient, aber ich will in diesem Augenblicke davon abschen.) Tine weitere Zerstückelung der Türkei ist für uns schädlich. Es muß der Türkei ermöglicht werden, sich innerhalb der Reste ihres Besitztums zu einem modernen Staate umzuwandeln. Der Ssasonowsch« Erlaß an Montenegro ist ein russisches Programm und sehr gefährlich. Der Panslavismus ist nur eine Erfindung russischer Zarenpolitiker, mit der sie die Welt und jetzt auch Hrn. v. Bethmann Hollweg ein geseift haben. Der russische Zar unterdrückt das polnische Volk mit größter Brutalität, der Russische Zar und seine Helfershelfer haben seinerzeit in Bulgarien die ungeheuerlichste« Staats verbrechen anzetteln lassen, das ist eine geschichtliche Tatsache. (Der Präsident ruft den Redner wegen dieser Äußerung zur Ordnung.) Der Reichskanzler ist auf diese russische Mache hinein- gefallen. Die deutsch« Regierung muß dem Gedanken der Nationalitäten-Toleranz im internationalen Konzert zum Durch bruch verhelfen. Sie muß den Gedanken zunächst und vor allem aber im eigenen Lande betätigen. Mit den Polen zu Freunden würde man den Spieß gegenüber der Zarenpolitik umdrehen können. Damit wäre auch die Kriegsgefahr von Europa abgcwendet. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Präsident vr. Kaempf rief den Redner nachträglich zur Ordnung. (Beifall.) Staatssekretär v. Iagow: Einige Äußerungen des Hrn. Abg. Ledebour sind zwar schon durch de« Ordnungsruf des Hrn. Präsidenten gerügt worden. Ebenso, wie ich die Äußerungen über Se. Majestät den Kaiser bedauern muß, möchte ich doch auch noch Verwahrung einlegen gegen die Äußerungen, die der Hr. Abgeordnete gegen den Herrscher eines befreundeten Landes und dessen Politik gebraucht hat. (Bravo! rechts.) Präsident vr. Kaempf: Ich muß hierzu bemerken, daß diese Äußerung von mir schon gerügt worden ist. Damit sch«idet sie ans der Verhandlung aus. Abg Priuz z« Lchönaich-Earolath (ul): Die Vorfälle in Nancy find lebhaft zn bedauern. JnLun-ville sind wenigstens die Behörden korrekt verfahren. Wir erwarten aber noch Aufklärung über das Niedergehen deS Zeppelin». Die Sozialdemokratie be- klagt sich über die Behandlung ihres französischen G«noss«n in Magdeburg. Die Deutschen in Nancy wären zufrieden gewesen, wenn eine Behörde sie vor den Angriffen bewahrt hätte. In Rumäniens innere Angelegenheiten wollen wir uns nicht ent mischen. Ich freue mich, daß zwischen England und Deutschland bessere Beziehungen entstanden sind. Eine Verständigung mit England ist für uns von dem größten Wert. (Beifall.) Abg. vr. Müller-Meiningen (fortschr. Bp.): Ich bedauere die Kurzsichtigkeit der deutschen Bureaukrati« gegen den Franzosen Compöre-Morel. Eine gewisse Großzügigkeit wäre hier am Platze gewesen. Bezüglich der ostasiatischen Politik kann ich sagen: von Bernstein bis zum Fürsten Loewenstein ist man einer Meinung, daß eS falsch wäre, noch lange mit der Änerkennung der jungen chinesischen Republik zu warten und noch erst der Frag« „näherzutreten". Wir können die bisherige deutsche Politik gegen China nicht billigen. Wir müssen verlangen, daß die Diplomatie nicht zu Hoszwecken verwandt wird. Bei Aus bruch des japanisch-rnssischen Krieres war unsere Diplomatie überrascht, ebenso bei der Annexion Bosniens 1908 und zuletzt 1912 b«im Ausbruch des Dalkankrieges. Man hat das Garde prinzip auf die Diplomatie übertragen. Es herrscht nur eine Stimme, daß die Verhältnisse von Grund aus reformiert werden müsse«. Also mit den, bisherigen bureaukratisch-höfische« System muß gründlich gebrochen werden. (Beifall links.) Unterstaatssekretär Zimmerman«: Tie gestrige Erklärung des Staatssekretär» in d«r Frage der Änerkennung der Republik Chin», ging dahin, daß wir, sobald die Präsidentenwahl vollzogen sei, gern der Frag« der Anerkennung näher treten würden. Wenn da hineininterpretiert wird, daß das nach alten diplomatischen Ge bräuchen recht lange dauern könne, so ist das eine ganz will kürliche Auslegung. Wir können auch schnell arbeiten, wir find entschlußsähig, Hr. Abg. Vr. Müller-Meiningen, und werden es Ihnen auch hier wieder einmal beweisen. Wir haben über die Berichterstattung aus Peking nicht zu Nagen gehabt. Die Bericht erstattung ist sehr gut, vielleicht nicht so gut wie die des Hrn. vr. Müller-Meiningen, die sich auf Klatsch »nd Tratsch der Schanghaier Bars stützt. (Unruhe links.) Daß wir allein di« chinesische Anleihe nicht geben können, wird auch Hrn. vr. Müller- Meiningen klar sein. Dann führt der Abg. vr. Müller-Meiningen Beschwerde darüber, daß unsere diplomatischen Vertreter im all- gemeinen zur geeigneten Zeit nicht auf ihren Posten sind. Die Beamten sind nur Menschen und brauchen auch Urlaub und Er holung. (Beifall rechts) Vizepräsident vr. Paasche: Ich habe den Hrn. UnterstaatS- sekretär nicht unterbrochen: aber es scheint mir doch nicht am Platze, Abgeordnete«, die gewissenhaft aufgrund von Informationen ihre AuSchhrungen macken, vorzuwerfen, daß fi« das auf Grund von Klatsch und Tratsch tun. (Unruhe rechts.) Unterstaatssekretär Zinmermau«: Ich weiß nicht, ob eine derartige Kritik eines Vertreters der Bundesregie rungen dem Präsidenten zusteht. Pizepräsident vr. Paasch«: Ich habe keine Kritik geübt, sondern nur den Wunsch ausgesprochen, daß solcheÄuße- ruugen nicht stattsind««. (Wiederholte Unruhe und Zurufe recht».) Abg. Herzog (wirtsch. Bgg.): Kei« politisch reifes Volt wird eS uns verargen, wenn wir unsere eigenen Interessen stets in den Vordergrund stellen. Das Zusammenwirken Deutschland- und Englands ist erfreulich. Der französisch« Chauvinismus zeigte sich weit vor unserer H«ereSvorlag«. Abg. Vr. Pfeiffer (Z.): Wi, schließe« uns d«r Ansicht d«» EtaatSfekretär» über drn Vorfall von Naney an. B«züglich des IV".Unfalles ist Aufklärung dringend nötig. Über die Balkanverhandlungen sollte un» alsbald ein Weißbuch vor- gelegt werben, damit wir nicht auf „klatsch und Tratsch" an- gewiesen sind. (Sehr gut!) Den jetzt «ingetretenen zehntägigen Waffenstillstand auf dem Balkan begrüßen wir. Angebracht wär« es wohl gewesen, wenn der Reichstag da» chinesische Parlament begrüßt hätte. Uber die Anerkennung des deutschen Kaufmanns durch den Staatssekretär sind wir durchaus befriedigt; di« Haltung unserer Behörden im Auslande muß sich aber ändern, wenn der deutsche Kaufmann noch weiter Vertrauen haben soll. (Beisall im Zentrum.) Unterstaatssekretär Zimmermann: Ich habe nicht im ent ferntesten die Gewissenhaftigkeit deS Abg. Müller-Meiningen in Behandlung f«ines Materials in Zweifel ziehen wollen. Tibet und dir Mongolei sichern sich gegenseitigen Schutz der Interessen zu, für unseren Handel wollen wir die offene Tür schützen. Abg. vr. Paasche (nl.): Unsere Zukunst liegt aus und über dem Wasser, wir sind gezw,rügen, Weltwirtschaft zu treiben. Aus meinen Erfahrungen in China kann ich nur bestätigen, daß unsere dortigen Beamten vollauf ihre Schuldigkeit tun. Um das deutsche Ansehen in China zu heben, ist vor allen Dingen notwendig, daß wir größeren Einfluß auf das dortige Schulwesen gewinnen. Auch auf den Ausbau der Hochschulen muß besondere» Gewicht gelegt werden. (Beifall bei den Nationalliberalen.) Staatssekretär v. Iagow: Ich muß aus di« Angeleg«uheit des Ordnungsrufes noch zurückkommen. Ich bin mir nicht im Zweifel gewesen, daß mit «inen» OrdmmgSruf des Präsidenten eine Sache für da» Parlament erledigt ist. Ich muß es aber für mich iu Anspruch nehmen, meinerseits Verwahrung einzulegen in «in« Angelegenheit der auswärtigen Politik, wenn die» zur Ab- wehr eiueS Airgrrff» im Jntttess« der Pflege der Beziehungen zu anderen Völker« notwendig erscheint. (Bravo! rechts.) Abg. vr. Weill (soz.): Ci« gewisser Chauvinismus in Frank reich ist nicht zu leugnen, seine Schilderung wird aber übertrieben. Die Pariser Blätter sind einig in ihrer Stellungnahme gegen die Ausschreitungen in Nancy. Mit erfreulicher Offenheit be dauern sie diesen Fall. Jede Aunäherungsmöglichkeit zwischen Deutschland und Frankreich fällt auch gewissen Kreisen in Deutsch land auf di« N«rveu. Die Verleihung der Autonomie an Albanien ist unbedingt nötig; da handelt eS sich nicht um ein Gnadengeschenk, sondern nm die Erfüllung einer selbstverständ lichen Forderung. Abg. Ahlhorn (fortschr. Bp.): Der freie Handelsverkehr an der Westküste Marokkos wird durch das Eingreifen der französischen Regierung geradezu unmöglich gemacht. Gegen das Unwesen der französischen Fremdenlegion und ihre WerbuugSversuche auf deutschem Grund und Boden müssen wir uns entschieden wehren, und es ist zu bedauern, daß die deutsche Regierung nicht schon früher gegen diesen Menschenhandel für Afrika eingeschritte» ist. Unterstaatsselretär Zimmerman« gab Aufklärung über einen Zwischenfall in Casablanca, bei dem Deutsche beteiligt gewesen sind und sagte Prüfung dieser Angelegenheit zu; Redner gab «eiter Aufklärung über die Beteiligung Deutscher bei der Fremdeu- leg io«. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. vr. Spahn (Z.), vr. Dove und vr. Müller-Meiningen (fortschr. Vp.) vertagte sich das HauS zur Weiterberatung aus Mittwoch 1 Uhr. Ter Präsident kündigt« an, daß in der nächsten Woche ei»« oder zwei Taner- oder Abendsitzungen abgehalt«« werd«« würden. Schluß H7 Uhr. Koloniales. Lie Kamerm<srenzregulierung beenvet. Bonny (Nigeria), 15. Aprjl. Die Regulierung der Grenze Kameruns voin Tschadsee bis zum Meere ist nunmehr beendet. , . Hinterlanvreisck de- Gouverneurs von Kamerun. Berlin, 15. April. Der Kaiser!. Gouverneur von Kamerun Ebermeier wird nach einer telegraphischen Meldung von seiner großen Hinterlandreise voraus sichtlich Anfang Juni wieder an der Küste eintreffen. Am Balkan. Dick Kriegslage. An der Tschataldschalinie. Konstantinopel, 15. April. Nach einem amt lichen Kriegsbericht ist gestern früh nur ein schwaches Feucrgcfecht von Artillerie und Infanterie auf dem linken Flüge» der Tschataldschalinie geführt worden. Um Skutari. Konstantinopel, 15. April. Wie amtlich gemeldet wird, hat die Pforte, nachdem die serbische Regie rung auf Verlangen der Mächte darauf verzichtete, die Belagerung Skutaris fortzusetzen, dem Kom mandanten der Festung den Befehl übermittelt, nach Meinungsaustausch mit dem serbischen Kommandanten das Feuer gegen die belagernden Truppen einzu stellen und sie nicht zu verfolgen, selbst wenn sie den Rückzug autreten. Ariepen-an-fichten. Der Abschluß des Waffenstillstandes amtlich noch nicht bestätigt. London, 15. April. (Reutermeldung.) Obgleich bis zum Abend noch keine amtlichen Nachrichten von dem Abschluß des Waffenstillstandes eingetroffen waren, glaubt man in amtlichen Kreisen, daß der Friedensschluß bevorsteht, und daß die Friedens delegierten sich in kurzer Zeit in London versammeln werden. Beratung über die Antwort der Verbündeten. Athen, 15. April. Nach einer Mitteilung aus guter Quelle werden die Besprechungen zwischen den Ver bündeten über die Antwort auf die Note der Mächte in zwei bi- drei Tagen beendet werden, damit di« Antwort noch vor Sonntag gegeben werden kann. Tin bulgarischer Sonderfriede? Frankfurt, 16. April. Der „Franks. Ztg." wird au- Wien, 15. April, gemeldet: Von informierter bul garischer Seile wird mitgeteiit, daß Bulgarien bereit sei, einen Sonderfrieden mit der Türkei abzuschließen und dabei auf den Bündnisvertrag weiter keine Rücksicht zu nehmen, weil auch Serbien bei der Gebietsverteilung sich an den Vertrag nicht halten wolle. Die Absicht, die Tschataldschalinie zu forcieren, wird bestimmt in Abrede gestellt. ES wird sogar der Vermutung Ausdruck ge geben, daß Serbien und Griechenland denFrieden»- lchluß nur deshalb verzögern, weil sie die bul garischen Trappen an der Tschataldschalinie fest halten wollen, während sie ihre Truppen am Ward ar konzentrieren. Der Streit mit Montenegro un» Serbien. Ausdehnung der Blockade? Wien, 15. April. Wie die Abendblätter melden, erwägen die Mächte die Ausdehnung der internatio nalen Blockade bis Durazzo, weil es sich heraus- gestellt hat, daß die Versorgung Montenegros mit Lebens- mitteln über Durazzo erfolgt. Montenegro fetzt die Belagerung Skutaris fort. Wien, 15. April. Der „Südslawischen Korrespon- denz" wird nach der „Franks. Ztg." aus Cetinje ge- meldet: Die i« Ausland« verbreitete Annahme, daß die Belagerung Skutaris aufgegeben wurde, ist, wie man von montenegrinischer Seite mitteilt, nicht stichhaltig. Das Bombardement wird nach Vollen dung der letzten Vorbereitungen wieder ausgenommen werden. Über den Abmarsch der serbischen Hilfstruppen will man hier nicht unterrichtet sein. E» scheint aber die Disposition zu bestehen, die Belagerung Skutaris eventuell allein fortzusetzen. Man hofft, die Stadt aus - zuhuugern. Albanische Fragen. London, 15. April. (Reutermeldung.) Es ist be- schlossen worden, den Balkanstaaten eine gleichlamv»K Rote der Großmächte zu überreichen, welche die »Srd- liche und nordöstliche Grenze Albaniens im ein- zelnen bezeichnet. , NnmLnien «nd Bulgarien. St. Petersburg, 15. April. Wie das Ministerium deS Äußeren mitteilt, haben sich die Mitglieder der Botschafterkonferenz wegen der rumänisch-bulgarischen Streitfrage darüber verständigt, daß keines ohne vor herige Zustimmung der Konferenz der Presse etwas mit teilen würde. Ohne der Entscheidung der Konferenz vorzugreifcn, könne das Ministerium des Äußeren im voraus erklären, daß Rußland nur eine solche Eat- scheidung unterzeichnen werde, von der eS seststeht, daß sie für beide Teile annehmbar sei. Kleine Nachrichten. Konstantinopel, 15. April. Das Marinemini sterium hat beschlossen, dreißig Ossiziere zur Ber- vollkommnung ihrer Studien nach England zu ent senden. Sofia, 15. April. Eine mohammedanische Bande, die sich in einem Hause des Tories Gabrowo verborgen hielt, hatte dort zwei Steuerbca inte ge tötet. Als Polizerbeaane und Soldaten eine Durch suchung des Hauses Vornahmen, wurden mehrere Schüsse abgegeben, durch die ein Soldat getötet wurde. Die Mörder entkamen. Ausland. Der kranke Papst. Rom, 15. Avril. Um 4 Uhr nachmittags wird bestätigt, daß die Bessernyg im Befinden de» Papstes andauert. Der Papst ist fiebersrei. Neue Befürchtungen. Der um 7 Uhr abends ausgegebene Krankheit»- bericht besagt: Die Temperatur stieg am Abend auf 38,2 Grad. Die örtlichen Erscheinungen in der Brust und die allgemeinen der Grippe traten etwas schärfer hervor, doch hält der gute Kräftezustand an. Die in dem Abendbericht festgestellte Verschärfung der Krankheitserscheinungen bei dem Papste läßt von neuem befürchten, daß die Bronchitis in Lungen entzündung übergehen kan«. Beneralstreik in Belgien. Brüssel, 15. April. Im Becken von Charleroi ist heute der Streik in den Bergwerken und der metall urgischen Industrie fast vollständig. Im Zentrum von La Lonviöre arbeiten von 51000 Arbeitern nur 5000. In einzelnen Fabriken, iir denen gestern gearbeitet wurk^ ist der Streik heute fast vollkommen. Die große Klein bahn im Zentrum hat den Betrieb eingestellt. Andere weniger wichtige Strecken können den Betrieb nur dadurch aufrechterhalten, daß fie von Gendarmerie bewacht werd« In der Gegend von Lüttich ist die Lage ungefähr r« gestern. Es streiken 30000 Bergleute, 29000 metsi- urgische Arbeiter, 1500 Glashüttenarbeiter, 4000 Snis- brecher und 50V Arbeiter in kleineren Industrien. As» Hafen von Antwerpen zeigt sich eine leichte Lieder- aufnahme der Arbeit, namentlich von seilen der sicht organisierten Hafenarbeiter, die auf dem Lande ivohnrn. In Brüffel und Umgegend ist die Lage die gleiche, wir gestern. In Verviers beträgt die Anzahl der Streilendm 19000 Mann. Im Gebiete von MonS hat sich die Lage nicht geändert. In den Bergwerken ruht die Arbeit voll- ständig. In den Steinbrüchen hat die Zahl der Arbeitenden wieder eine leichte Zunahme erfahren. In der metall urgischen Industrie streikten 19000 Mann, während 1000 weiter arbeiteten. In den verschiedenen kleineren In dustrien zählt man 4950 Streikende und 1550 Arbeitende. Im Senat wurde heute der Präsident gefragt, warum er die Sitzung, die ursprünglich aus den 8. April anberaumt war, auf den 15. April vertagt habe. Er erklärte, daß das Bureau seine Maßnahme gebilligt habe. ES erfolgte darauf auf Veranlassung eines liberalen Senators eine kleine Debatte über daS Vorgehen der Regierung in der Streikfrage. Der Ministerpräsident erklärte, daß er den liberalen Bürgermeistern bei ihrem Empfang vor dem ersten Zurückziehen des Generalstreik- befchluffe» keinerlei Versprechungen gemacht habe. Die Handelskammer von Antwerpen veröffent licht eine Erklärung, wonach der Ausstand in Ant werpen nur einen Teil der Arbeiterschast umsaßt, im Hafen gearbeitet wird und mehrere Schiffe mit vollstän diger Besatzung vbgegangen sind. Die Italiener in Tripoli». Siegreiche Kämpfe. Rom, 15. April. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Benghasi: General d'Alessandro griff das Lager der Benina-Beduinen an und nahm eS mit Sturm. Die B«duinrn, zur Flucht gezwungen, zerstreuten sich nach verschiedene» Ntchtnnaen und überließen »nseren
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