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wiederum in drei Wochen aus. Die jungen gehen sofort mit auf Nahrung aus, die aus vielen Arten Unkraut- gesäme, ausgefallenen Weizenkörneru, weichem Gewürm, Käferlarven re. besieht. Von einer Schädigung der Feld früchte durch da- Rebhuhn kann also kaum die Rede sein, eher von ihrer Nützlichkeit. * Chemnitz, 24. März. Einen Nevolveranschlag aus seinen Chef, den Kaufmann Schäfer in der Südbahn straße, verübte heute mittag 12 Uhr der 18 Jahre alte Kaufmannslehrling Pätsch. Als der Lehrling im Geschäft erschien, zog er plötzlich ciuen Revolver aus der Tasche und gab zwei Schüsse auf feinen Chef ab. Der eine Schnß ging fehl, während der andere Schuß Schäfer in den Kopf drang nnd ihn lebensgefährlich verletzte. Schäfer wurde inS Krankenhaus gebracht, während der Lehrling, der sich Ivie geistesgestört benahm, verhaftet wurde. m. Plauen, 24.MZrz. Für geisteskrank erklärt wurde der 24jährige Arbeiter Reinhold Grimm auS Netzschkau, der bekanntlich die Bluttat im Reichenbacher Gerichtssaal verübte. Er wurde deshalb außer Verfolgung gesetzt und in die Jrrenabteilung des WaldHeimer Zucht hauses gebracht. Potschappel, 25. März. Am ersten Osterfeiertag früh gegen 4 Uhr wurde auf dem hiesigen Bahnhöfe der Hilfszugschasfuer Hahmann ans Dresden-Friedrichstadt beim Verschieben eines Güterzugs tödlich verletzt. Zittau, 25. März. Heute vormittag gegen 9 Uhr ist auf dem Bahnhose Grottan der Reichenberg- Zittauer Personenzug Nr. 844 vermutlich infolge vor zeitiger Weichenumlcaung mit zwei Waaen entgleist, von denen einer um stürzte. Bier Personen wurden dabei verletzt. «k. Leipzig. Die letzten Arbeiten am Völker- schlachtdenkmal bei Leipzig, die noch einige Monate in Anspruch nehmen werden, bezwecken — abgesehen von geringfügigen Nebenarbeiten — die Schließung der vier großen Rundbogenössnungeu. Dies geschieht durch senk rechte Stcinrippen, die nach symmetrischen Grundsätzen eine künstlerische Durchbildung erfahren. Sie tragen Figuren in Hochrelief, die auf das durch die napoleonischen Kriege über das deutsche Volk gebrachte Elend Bezug nehmen. Die schmalen Öffnungen zwischen den einzelnen Pfeilern werden später mit mehrfarbigem Kunstglas geschlossen. Die übermäßige Lichtfülle soll also durch deu Einbau der Steinrippen wieder gedämpft werden. Auch machte sich der Einfluß der Witterung derart bemerkbar, daß die Besucher dcS Denkmals bei Wind durch den Zng im Inner» in der Gesundheit gefährdet waren, und Regen- und Schnccwetter in gleicher Weise sie belästigte. Die Gesamtkosten des Dcnkmalsbancs erhöhen sich dnrch diese Arbeiten noch nm etwa Mill. M. m. Chemnitz, 24. März. Ter Verein für Fremdenverkehr hatte an die städtischen Kollegien ein Gesuch um Erhöhung seiner Beihilfe gerichtet. Ter Rat hat beschlossen, diese Beihilfe, die bis jetzt 3000 M. jähr lich betrug, vom Beginne dieses Jahres an auf 9000 M. unter der Bedingung zu erhöhen, daß der Verein seine Haushaltplänc und Rechnungsabschlüsse dem Nate zur Prüfung vorlegt. Außerdem wurden dem Verein in einem städtischen Grundstück am Jakobikirchplatze Räume sür ihre Geschäftsstelle unentgeltlich zur Verfügung ge stellt »nd zttr Einrichtung dieser Geschäftsstelle eine ein malige Beihilfe von 1000 M. gewährt. Atts dem Reiche. Hamburg, 24. März. Zum hundertsten Jahres tage der Befreiung Hamburgs von der Fremd- bcrrschast wurden bereits am Ostersonntage an den Grabstätten und Denkmälern derjenigen Männer und Frauen, die vor hundert Jahren Gut und Blut für das Vaterland geopfert haben, Gedächtnisfeiern veranstaltet. Heute, am Ostermontage, fanden in allen Kirchen Fest- gottesdicnstc statt. Hu der Großen Michaeliskirche, wo neben dem Altar Deputationen der Krieger-, Turn- und sonstigen Vereine mit ihren Fahnen standen, hatten sich die Bürgermeister D». Schroeder nnd I)r. Predoehl, die Mitglieder des Senats nnd der Bürgerschaft, der preußische Gesandte v. Bülow mit dem diplomatischen Korps, Offi ziere nnd Beamte und zahlreiche Andächtige eingcfunden. Die Festprcdigt hielt Hauptpastor v. Hunzinger. Nach mittags bewegte sich durch die sestlich geschmückten Haupt straßen bei schönen» Wetter der große historische Festzug, der u. a. den Einzug des russischen Generals Tettenborn in Hambnrg im März 1813 darstellte. Weitere Gruppen veranschaulichten das Lebe»» Hamburgs in der damaligen Zeit, die vorübergehende Rückkehr deS französischen Militärs, die Gründung der hanseatischen Legion, schließlich den Einzug BlücherS in Hamburg. Als der Festzug auf den» RathanSmarktc erschien, hielt Bürger meister v». Schroeder vom Balkon des Rathauses ans eine Ansprache. Weithin erklang über den Rathausmarkt seine Mahnung, allezeit einig zu sein, allezeit Hambnrg nach beste»» Kräfte»» zu dienen, allezeit treu zu stehen zu Kaiser und Reich. Brausend erklang das Hoch ans Se. Majestät den Kaiser nnd Hambnrg. Am heutigen Abend werden an vierzehn verschiedenen Stellen patriotische Abendfeiern veranstaltet, darunter eine Feier in der Börse. Später folgen aus den Hauptplätzen Promenadenkonzerte und Illuminationen. Knxhaven, 24. März. Das Feuerschiff „Elbe 1" meldet: Die französische Bark „Marie" ist im Schlepptau von zwei holländischen Schleppdampfern vor der Elbe angekommen; sic »st von der Mannschaft ver lassen, stark manövrierunfähig und hat sechs Fuß Wasser im Raun». Erfurt, 24. März. Der hier in der Pergameuter- gasse wohnende, etwa 30 Jahre alte Zigarrenhänkler Georg Lehmann feuerte an» gestrigen Ostersonntag aus seine Ehefrau nach vorausgegangenem Streit einen Re- volverschuß ab. Die Kugel traf die Lunge, sodaß der Tod bald darauf eintrat. Dann durchschnitt sich der Mörder die Pulsader des linken Armes und gab einen Schuß auf sich selbst ab. Er starb bald nach seiner Ein lieferung in daö städtische Krankenhaus. Tas Ehepaar hinterläßt vier kleine Kinder. München, 24. März. Die erste große Feier in Bayern zur Erinnerung an die Befreiungskriege veranstaltete am Ostersonntag der ba»,rische Wehrkraft Verein bei der Befreiungshalle in Kelheim. Über 3700 Jungen hatten sich zu den Füßen deS Denkmals versammelt, daS Ludwig 1. vor 50 Jahren der Er innerung an die Erhebung Deutschlands weihte. Die Feier trug einen schlichte»», ernsten Charakter. Eingeleitet wurde sie durch einen Feldgottesdienst. Dann versammelte sich die Mannschaft auf dem Wiesenplan westlich deS gewaltigen Tempels, wo Bezirksamtmann v. Narziß eine Begrüßungs ansprache hielt. Es folgte eine Huldigung für den Prinz- Regenten, den Protektor des Vereins. Der» Höhepunkt erreichte die Feier durch eine Ansprache des General leutnants z. D. Roesch und die Festrede des Gymnasial direktors vr. Hergt-München, der ein packendes Bild der Befreiungskriege entwarf. Ehorgesänge und Vorträge patriotischer Gedichte durch Jungen des Vereins vervoll ständigten das Festprogramm. Nach dem eigentlichen Festakt zogen die Jungen in die Befreiungshalle, wo ge meinsam die Wacht am Rhein gesungen wurde. Daran schloß sich feldmäßiges Abkochen, das vom schönsten Früh lingswetter begünstigt war. Gegen 4 Uhr wnrde das Lager abgebrochen und nach Saal an der Donau marschiert, von wo Sonderzüge die junge Schar nach Regensburg brachten. Dort nahm Fürst Albert von Thurn und Taxis den Vorbeimarsch der Junge»» ab und bewirtete sie. Großen Jubel erregte daS Danktelegramm des Prinz-Regenten, der, erfreut über die Huldigung, den Jungen des bayerische»» Wehrkrastvereins Tank und Gruß sandte. Ludwigshasen, 25. März. Heute morgen kurz vor 6 Uhr brach aus noch unbekannter Ursache in dem ain unteren Rheinufer gegenüber dem Hauptbahnhofe ge legenen, voi» der Firma Gebr. Zimmer L Co. ge pachteten Lagerhaus Großfeuer aus. Die Flammen schlugen hoch empor. Bei den Löscharbeiten stürzte eine Leiter um, auf der sich drei Feuerwehrleute be- saudeu. Der Spenglermeister Wagner wurde getütet, der Bäckermeister Seewald tödlich, der Schumachermeister Schmidt schwer verletzt. Cannstatt, 25. März, Hier starb im Alter von 41 Jahren Direktor Adolf Daimler, Vorstandsmitglied der Daimlcr-Motorcngesellschaft in Stuttgart. Ans dem Auslande. Nom, 24. März. Der König von Schweden ist aus Neapel hier eingetroffen und in der schwedischen Ge sandtschaft abgesticgen. Neapel, 24. März. Gestern abend trafen Groß- ürstPaul vonRußland und Gemahlin, von Paris ommend, .hier ein und wurden am Bahnhof von dem König von Schweden und der Herzogin Marie Paulowna von Södermanland, der Tochter deS Großfürsten, empfangen. Der König von Schweden reiste kurz vor Mitternacht mit dem Nordzug ab. Cannes, 24. März. Die Gräfin v. Merenberg, Witwe des Prinzen Nikolaus von Nassau, ist gestern abend gestorben. Die Leiche wird in der Kapelle der russischen Kirche aufgebahrt und später nach Deutschland übergksührt werden. * London, 25. März. In der ersten Osternacht herrschte in Südcngland ein furchtbarer Sturm. Wie der „Voss. Ztg." gemeldet wird, ist die ganze Küste mit Schiffstrümmern besät. Die zahlreichen Ausflügler fanden ii» deu südlichen Seebädern die Promenaden von der Brandung überflutet. Ji» London zertrümmerte der Sturm Tausende von Fensterscheiben. Kufstein, 25. März. Drei Herren und eine Dame bestiege»» vorgestern den „Wilden Kaiser". Gestern kamen nur zwei Herre»» und eine Dame zurück. Lii» Herr war spurlos im Abgrunde verschwunden. Eine Rettungs- abteilung war gestern bei schlimmstem Wetter unterwegs. Nach dem „Lokalanzeiger" ist der Verunglückte ein Kupfer stecher Wach aus München. Genf, 25. März. Sowohl im Bernina-Gebiete als auch in den» Dent-du-Middi-Grbiet wurde»» Alpinisten durch Lawinenstürze begraben. Rom, 22. März. Der Kardinal-Vikar von Rom, Pieto Respighi, ist heute abend gestorben. Portland, 24. März. Während des Stnrmcs au» Sonnabend ist der englische Dampfer „Mary Park", von Hamburg nach Port Talbot (Bristol-Kanal) bestimmt, mit den» englischen Linienschiff „Hercules" zu- sammcngestoßen, wobei er erheblich beschädigt wurde. Auch das Schlachtschiff hat einigen Schaden gelitten. Chicago, 24. März. Ein Wirbelsturm, der neuerlich Omaha. Nebraska und Indiana heimsuchte, hat uugeheure Schäden angerichtet, die bereits unter brochene»» Telegraphenlinien und Hunderte von Häusern zerstört und zahlreiche Verluste an Menschenleben ver ursacht. Wie der Gouverneur von Nebraska und der Bürgermeister von Omaha erklären, sind mindestens 200 Personen in Omaha durch den Orkan ums Leben gekommen, und wurden 40 Straße»» Omahas zum großen Teile zerstört. In» Nesidenzviertcl wurden 150 Wohnhäuser teilweise zerstört, ebenso 15 Kirche»» und 8 Schulen. Zu den Gebäuden, die durch den Sturm zerstört worden sind, gehört auch ein Kinematographen- theater, in dem 30 Menschen umgekommcn sein sollen. In verschiedenen Teilen der Stadt brach Feuer aus. Auch drei Vororte OmahaS sind vollständig zerstört. Der Orkan richtete in Illinois, Missouri, Kansas, Süddakota und Montana ebenfalls großen Schaden an. Um Mitter nacht erreichte er Chicago, wo 100 Personen verletzt wurden und zahlreiche Brände ausbrachen. Noch jetzt sind die Verbindungen größtenteils unterbrochen. New Hork, 25. März. Auch auf dem Atlantischen Ozean herrschte gestern heftiger Sturm. Die von den Ozeandampfern einlaufenden drahtlose»» Telegramme melden schwerstes Unwetter. Der Dampfer „Texas", von Christiania nach Golf-Hafen uud Mexiko unterwegs, wurde derart beschädigt, daß 43 Passagiere auf offenem Meere auf den Dampfar „C. F. Tietgen" gebracht werden mußten. Terre Haute (Indiana), 24. März. Hier erfaßte der Wirbelsturm den südliche»» Teil der Stadt am frühen Morgen: er ging quer durch das ganze County Vigo. Ungefähr 50 Personen sind getötet und 300 verletzt worden; der angerichtete Schaden »st sehr beträchtlich. Indianapolis, 25. März. Nach dem Orkan sind durch strömenden Regen die Flüsse über die Ufer getreten. Man fürchtet Überschwemmungen, wie man ie seit vielen Jahren nicht gehabt hat. Mehrere Städte ind bereits überflutet. Fünf Menschen ertranken, Häuser wurden zerstört und auch Vieh kam um. Die Ernte ist vernichtet. Die Bevölkerung der überschwemmten Gegenden hat sich auf höher gelegenes Land geflüchtet. (Eingesandt.) Bücher- nnd Zeitschristenschau. Gedichte. Enricav. Han del-M azze t ti ist eine jener glücklichen Dichterinnen; denn kaum an die Öffentlichkeit getreten, ist ihr Name bereits in aller Munde. Ihr ging es wie Byron, sie erwachte eines Morgens und fand sich berühmt. Nicht so schnell vermag sie zu schaffen, um der Nachfrage zu genügen; so gibt sic Späne auS ihrer Werk statt heraus, die sonst verborgen gebliebei» wären..Unter dem Titel „Napoleon II. und andere Dichtungen" sind eine Reihe von Jugendarbeiten vereinigt, die einen Blick in ihre geistige Werkstatt zn werfen gestatten. (Verlag von Konrad W. Mecklenburg in Berlin, geb. 3,50 M?. Wen»» wir das Buch unter diesem Gesichtspunkt be trachten, werden wir ihm allein gerecht werden. Fast alle Arbeite»» tragen zn wenig Eigengepräge und beweisen nur die alte Erfahrung eines beträchtlichen sprachlichen Vermögens. Namentlich die Übertragung von Victor Hugos Ode „Napoleon II." liest sich wie ein Original. Schwung nnd Glanz der Sprache lasse»» es kaum ver missen. Mehr persönlich liebenswürdige Züge zeiM die kleine»» dramatische»» Skizzen, die entweder eine Art poe- tischcr Schülcrübung sind oder freundlicher Rückeriuuernng an eigene Erlebnisse dienen. Ein wirklich dramatischer Zug ist jedoch kaum in ihnen vorhanden. Ein neues, aber immerhin eigenartiges Talent tritt in Eleonore Kalkowska auf, deren Gedichte unter dem Titel „Die Oktave" erschienen (Verlag von Egon Fleischet in Berlin. 3 M.) Ernst und herb sind die Eindrücke, welche die Verfasserin hinterläßt. Mit fast männlicher Energie formt sie eine reine Gedaukenlyrik. Große Ent würfe hat sie vor Augen, aber noch übersteigt das Wollen die Kräfte. Meist bleibt die Verfasserin in dem Gedank lichen stecken, nnd die sinnliche Anschauung wird nicht verdichtet. Das ethische Pathos, daS in den getragenen Versen waltet, zwingt sie ost, eine mehr rhythmische Prosa zu wählen. Nur hier und da liefert sie einen schimmernden Kristall, und da»»»» taucht man wie „I« Volksliedtou" die Erinnerung an Goethe nnd Falke ans. Eine vornehme Ruhe und edle Sprache spricht sich in gewandter Form aus, und wenn es der Verfasserin ge- lingt, die schweren wuchtige»» Akzente zurückzudämincn, so dürfcit »vir wohl noch manche erfreuliche Gabe er warten. Überwog dort die verhaltene Kraft, so spricht ans de»» Sonetten von Albert H. Rausch eine sensible, weiche Natur, die auf die feinste»» Reize reagiert (Verlag von Ego»» Fleische! in Berlin, 3 M.). Eng begrenzt ist das Gebiet des Verfassers wie auch seine Form. Seine ekstatische Licbesempfindung offenbart sich in gcwM geformten Sonetten. Aber wie es ermüdet, fast hunbeü- mal die gleiche — und dabei doch immerbin wenig deMe Form des Sonettes zu hören, so erschlafft auch die Teil nahme an» Inhalt. Die Gefühle, die de»» Antor durch- wallen, bleibe»» allzustarke Reflexionslyrik, fast nirgends verdichtet sich der Gedanke zum anschaulichen Bild. Und immer das gleiche Thema zu besingen, führt zu einer unabwendbare»» Erschöpfung. Wie reich auch an Tönen der Autor ist, oftmals ist sei»» Gedicht nur gereimte Prosa mit einem banalen Inhalt. So vermag ich diesen weiblich weichen und müden Gedichten nur wenig Sym pathie cntgegenzubringeu. Brt. H. Dalmer: „Der Erbsohn des Peter Anselm BergetShuber", Roman. Verlag von Julius Zwißler, Wolfeubüttel. In der oberbayrische», Gcbirgswelt spielt in der Hauptsache die Handlung des Romans. Seit Jahrhunderten hat sich der stattliche Korntalerhos in der Familie der BergetShnber voin Vater auf den ältesten Sohn vererbt. Auch Peter Anselm, der Held des Romans, hofft dereinst sein großes Anwesen in die Hände seines starken Sohnes übergeben zu können. Das Schicksal ade, will's anders. Der Sohn verunglückt und da der alle Bauer keine»» Arzt hinzuzieht, weil er des Glaubens ist, ein BergetShuber wird ohne alle ärztliche Hilfe von selber wieder, eben weil'S ein BergetShuber ist —, kurz, weil kein Arzt geholt wird, verfällt 'der Soh», in ein langwieriges Siechtum und schließlich stirbt der Mam», auch durch die mittelbare Schuld seines Vaters. Tie Witwe des Verstorbenen trägt zwar ein Kind untern» Herzen, aber keinen Sohn, wie der Alte hofft, sondern eine Tochter. Der Korntalerhof hat keinen Erben. Unter dem Zwang dieser Erkenntnis wird der Bauer dazu gc- trieben, einen Sohn seiner Tochter, die iin Unfrieden aus den» Vaterhaus geschieden ist und als Bettlerin in einer Lawine, unerkannt, ihren Tod findet, als sein Fleisch und Blut anzuerkennen, obwohl er den Kleinen erst als landfremden Bettelbuben behandelt und auSgegeben hat. Schließlich muß der Bauer sein Unrecht einsehen und macht durch die Adoption de« Kindes das wieder gut, was er erst gesündigt hat. Der Roman ist literarisch gewertet, anständiges Mittelgut. Die nicht gerade sehr temperamentvolle Art de« Vortrages vermeidet es, Höhe- punkte aus dem allgemeinen, oft sehr breiten Fluß der Geschehnisse herauszuarbeiten, sodaß dem Buch der Wechsel dynamischer Schattierungen fehlt. Z. B. müßte die Stelle, wo der Alte erfährt, daß er an dem Siechtum seines einzigen Sohne« schuld ist, durch die Darstellung vi,.