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Nsniglieh Säehsisehrv Stircrtscrnzeigrv. Nr. 54 1913 ^r^Vreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Ürscheiet: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr, 4S74. Ankündigungen: Tie Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Anlündigungsteile 30 Pf., die Lspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) l50Pf. Preisermäßigg. aus AeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorn«. 11 Uhr. t> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hosrat Doenges in Dresden. <x Freitag, 7. März Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. zeitweise Nebenblätter: LandtagSbeilage, Synodalbetlage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und LandeSkulturrentenbanl»Verwaltung, Übersicht der Amtahmen und Ausgaben der LandeS-BrandversicberunaSanstalt, Übersichten des K. S. Statistischen LandeSamtS über Tin» und Rückzahlungen bei den Sparkassen, Grundsätzliche Entscheidungen de» K. S. LandesversichernngSamtS, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. StaatSsorstrevieren. S.i »er gestrige» ersten Beratung de» Gesetzentwurf» iiter tte dreijährige Dienstzeit in der franziftschen Dep»- tieckiikewmer kam et zu einem grasten Tumult. Die Zadelfeier de» Hause» Romanow wurde gestern ni -niserhose und in ganz Rustland unter freudiger An- ttiliih»! der Bevölkerung festlich begangen. Da» belaische Ratioualkomitec hat die Proklamierung de» Generalstreik» für den 14. April zurückgezogen. Die Rachricht, daß Essed Pascha sich mit seiner Armee den Griechen nach heftigem Kampfe ergeben hat, wird bestätigt. Janina ist in de« Händen der Griechen. Amtlicher Teil. der revidierten Städteordnung der Stadtrat, sonst die Rochlitz: Königliche KreiShauptmanufchaft Nichtamtlicher Teil Zm Hinblick auf die strenge Handhabung der Fremden» Vntrolle durch die Ortsbehörden in der Schweiz und zur Hnmcidung von Weiterungen und Unzuträglichkeiten so- M für die Behörden als insbesondere für die Be- MM wird denjenigen sächsischen Staatsangehörigen, die ich in der Schweiz niederzulassen oder dort längeren ilMtsalt zu nehmen beabsichtigen, empfohlen, sich vor -er ilbreise mit einem Heimatfcheine oder doch wenig- ßens mit einem Reisepässe zu versehen. Ter Antrag auf Ausstellung eines Heimatscheines ist Mter näherer Angabe der Geburts-, Abstammungs- und Aufenthaltsverhältnisse bei der Verwaltungsbehörde des Rohnortes bez. letzten Wohnortes (d. i. in Städten mit Amtshauptmannschaft) zn stellen. Dresden, den 5. März 1913. Ministerium des Innern 21718t 1583 /Lr die Stadt Leipzig und die Bezirke der Amts --Mp/mannschaften Leipzig, Borna und Grimma: Durchschnitte der höchste« Preise für im März an Aufschläge von fünf vom Hundert: 110 132o 1579 Döbeln für den Bezirk der Amtshauptmannschaft Oschatz - - Mittweida r Leipzig, den 6. März 1913. Das Ministerium des Innern hat die Bildung eines selbständigen Gntsbezirks „Rothstein" aus den von der Stadtgemeinde Löbau vom Rittergut Niederbifchdorf erworbenen Waldungen aus dem Roth stein genehmigt. 140 aII 0 Ministerium des Innern, Militärpferde zu verabreichendes Futter mit einM Hafer 100 kx Heu 100 Kj; Stroh 100 kz 19 M. 58 Pf. 8 M. 40 Pf. 3 M. 88 Pf. 17 - 96 - 8 - 80 - 6 - 30 - 18 - 80 - 7 - 14 - 3 - 57 - 16 - 80 - 7 - 88 - 5 - 25 - «om Königlichen Hofe. Dresden, 7. März. Se. Majestät der König nahm . vormittags militärische Meldungen sowie die Vor- > träge der Herren Staatsminister und des Kabinctts- ' Sekretärs entgegen. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. kreid«», 7. März. Das unterm 4. d. M. ausgegebene 2. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das König reich Sachsen enthält: Nachtrag zu der Urkund« über die Stif tung de- Maria Auna-Ordens, vom 21. Januar 1913; Gesetz vom 21. Januar 1913 über die Tagegelder und Reisekosten der Staats- diener; Dekret vom 30. Januar 1913 wegen Genehmigung der kisenbahn von Krischa nach Weißenberg; Verordnung vom 5. Fe bruar 1913, die Verleihung des Enteignungsrechtes zum Bau einer elektrischen Bahn vom Bahnhofe Klingenthal nach Unter- sachseubetg betreffend; Verordnung vom 8. Februar 1913, die Änderung der H 68 der Verordnung zur Ausführung der Grund buchordnung vom 26. Juli 1899 betreffend; Bekanntmachung vom 2K.Februar 1913, eine Abänderung der Hofrangordnung betreffend, souir Verordnung vom^ 28. Februar 1913, betreffend Abänderung der Pnordmmg vom 12. Juli 1899 zur Ausführung des Reichs- geietzts über die Beurkundung deS Personenstandes nnd die Ehe schließung v,m 6. Februar 1875 in der vom 1. Januar 1900 an Menden Fassung. Deutsches Reich. Prinz-Regent und Prinzessin Ludwig in Berlin. Berlin, 6. März. Se. Königl. Hoheit Prinz- Regent Ludwig von Bayern und seine hohe Ge mahlin sind um 3 Uhr auf dem Anhalter Bahn hofe eingetroffeu und von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin herzlich begrüßt worden. Zum Empfange waren außerdem erschienen die in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen deS Königlichen Hanfes und der regierenden Häuser, das Hauptquartier Sr. Majestät, die Spitzen der Generalität und die hierher kommandierten bayerischen Offiziere. Die Ehrenkompanie stellte das 2. Garde-Regiment z.F. Oberbürgermeister Wer muth begrüßte die erlauchten Gäste namens der Stadt Verli«. Nach dem Abschreitea der Ehrenkompanie und der Vorstellung der Gefolge wurden die Wagen bestiegen. Vor dem Bahnhofe und auf der reichgeschmückten EinzugSstraße — Köuiggrätzer Straße, Brandenburger Tor, Unter deu Linden — harrten zahlreiche Zuschauer der Vorbeifahrt der hohen Herrschaften und' begrüßten sie mit lebhaften Zurufen. Um 2^7 Uhr fand Familientafel im kleinen Speisesaal des Königlichen Schlosses statt. Für die Ge folge >var Marschalltafel im Elisabethsaal. Abends be suchten der Kaiser nnd der Prinz-Regent Ludwig sowie die hier weilende» Söhne des Kaisers die Jahrhundert feier der Landwehr im Neuen Operntheater. Gegeben wurde „Das Volk in Waffen" ' von Paul Oskar Höcker, ein Liederspiel, das Szenen aus den Freiheitskriegen bis zum Einzuge der Verbündeten in Leipzig darstellt. Se. Majestät der Kaiser hat eine Reihe von Ordensauszeichnnngen verliehen; u. a. erhielten Staatsminister vr. Frhr. v. Hertling den Roten Adler orden 1. Klasse, Hofmarschall Frhr. v. Laßberg den Kronen orden 1. Klasse. Berlin, 7. März. Prinz-Regent Ludwig von Bayern folgte heute vormittag 11 Uhr einer Ein ladung der Stadt Berlin in das festlich geschmückte Rathaus. Dabei begrüßte Oberbürgermeister Wermuth den hohen Gast mit einer längeren Ansprache. Reichstag. Sitzung vom 6. März 1913. Am Bunddesratstische: Kühn, vr. Solf. Präsident vr. Kaempf eröffnete die Sitzung nach '/.2 Uhr. Das HauS ehrte das Andenken des gestern verstorbenen Abg. v. Kaphengst (kons.) in der üblichen Weist. In dritter Lesung wurde darauf der zweite Nachtrag zum Etat für die Schutzgebiete (Neu-Kamerun) genehmigt. TaS HauS erledigte sodann ohne Debatte einen Teil des Not- etatgesetzeS für 1913 nach den Kommissionsanträgen. Hierauf wurde die Einzelberatnng deS Kolonialetats fort gesetzt. Die Erörterung der Diamantensrag« wurde vorläufig aus- geschieden. Abg. Erzberger (Z.): Hm. Heukes Rede konnte den Eindruck erwecken, al- ob «S das Best« wäre, unser« Koloni«« schlrunigst auf Abbruch zu v«rkaufen. 60 Proz. d«S gesamten Handels mit unseren Kolonien liegt in deutschen Hände». Da» ist doch auch «in nicht zu verachttnder Faktor. Wir fr«u«n uns, daß man sich jetzt immer mehr unserem Standpunkte nähert, ganz besonder-, was die Frage der Ansiedlung von Weißen in Deutsch - Ostasrika betrifft. Die Weißen müffen die Eingeborenen erziehen. Man muß die Anschauung ausgeben, daß der Eingeborene unser Feind sei, der bekämpst werden müsse. Wir haben seit Jahren die Ein führung eines ArbeitSzwangeS für die Schwarzen bekämpst. ES muß oem Neger das sittliche Bewußtsein zur Arbeit aner zogen werden. Wenn in Samoa nnd in Neu-Guinea nicht bald die Frage der Beschasstmg von Plantagenarbeitern gelöst wird, so sind bedenkliche Zustände zu besorge«. Dasselbe gilt auch von Ostafrika. Es ist ein erheblicher Geburtenniedergang unter den Schwarze» festzustellen. Tie Prostitution macht sich i» ekelhafter Weise breit. Die Erhaltung der Neger in Ostasrika ist wichtiger als 5 Proz. Dividende für die Besiedelungsgesellschasten. Durch die Strafexpeditionen sind in den 28 Jahren, in denen wir Ost afrika besitzen, 150000 Mann »ms Lebe» gekommen; von den Erschossenen allein habe ich in der Kommission nicht gesprochen, ich meine auch diejenigen, die direkt verhungert sind. Ich greis« keine Person an, sondern das System. Kei» Mensch verlangt, daß unsere Soldaten die Waffen strecken, wen» sie angegriffen werde», aber sie sind gar nicht angegriffen worden. Ich wehre mich nur dagegen, daß in die Negermassen mit Maschinengewehren hineiu« geschossen wird. Wir bekämpfen dieses System der Niederwersung und llntcrwerfimg der Eingeborenen mit größtem Nachdruck. DaS Zusam»ienschi«ßeu von Hunderten vo» Negern ist kein Ruhm für Deutschland. Was soll man dazu sagen, wenn der Kommandeur einer Schntztruppe die Weißen zusammenberuft und ihnen sagt, welche» Kamps er mit dem früheren Gouvernenr z» führe» hatte. Ter Staatssekretär sollte vera»lassen, daß jeder Bericht eines Schutztrnppensührers nicht nur an deu Kommandeur der Schutztruppe, sondern anch an den Gouverneur erstattet wird; dieser trägt doch die politische Verantwortung. Der Gouverneur ist nur ans die Gnade angewiesen, wen» er überhaupt etwas er sah«» soll. Deswegen haben wir keine folgerichtige Politik in den Kolonie». Ich habe das Vertraue» zu dem Staatssekretär, daß er diese unsere Wünscht zur Geltung bringen wird. Ich würde de» Tag begrüßen, wo der Kvlonialstaatsselretäi: als «euer Kultur- minist«r für unstLL Kolonien ohne militärisch« Begleit«^ hier er schiene. Ein früherer Staatssekretär des Kolonialamts hat dem Reichstage zngefaat, eiue Kompanie der Schutztruppe zurückzu- ziehen. Das Versprechen ist nicht gehalten wordeil. Ans ge- druckte und auf mündliche Versprechungen kann ich also nichts mehr gebe». Was hat der Staatssekretär getan, um die vom Reichstage einmütig beschlossene Aufhebung der HauSsklaverei vor zubereiten? Mit der Aufhebung der Haussklaverei treffen wir auch eine» Hanptfeind unserer Kolonien, den Islam. Wenn die Wahl steht zwischen einen» christlichen und einem mohamme danischen OrtSvorsteher, neigt die Regierung allemal zu dem Mohammedaner. Das Deutsche Reich ist doch kein mohainine« dänisches, sondern ein christliches Reich. Abg. vr. Temmler (nl.): Wenn wir allein nur die Zahlen sprechen lassen, wie sich unsere Kolonien entwickelt haben, dann müssen wir sagen, daß sie uns schon jetzt großen Vorteil bringen. Tas Kolonialamt sollte mit allen Kausleute» und sonstigen Unter nehmungen in der Heimat in gutem Einvernehmen stehen. ES muß ein kaufmännischer Geist im Kolonialamt herrschen; schnelle Arbeit verlangen wir von ihm. Im allgemeinen sind ja die Kaus- leute und Industriellen mit dem Kolonialamt zufrieden. Ein« dringliche Ausgabe des Kolonialamtes ist die Erhöhung der Fonds iür Schulzwecke und die Einsetzung eines Fonds für die Zwecke der Fischerei. (Sehr gut! rechts.) Wir wünschen eine Dezentrali sation. WaS die Schntztruppe betrifft, so halte» wir ihre Auf rechterhaltung im bisherigen Umfange für notwendig. Wo bleibt das Denkmal für die Kolonialkrieger? (Zurufe und Unruhe links.) Diese Frage ist eine dringende. Die fortschreitende Kultur soll sich nicht mit Hilse von Expeditionen, sondern durch den Bau von E'senbahnen vollziehe». Es ist die Aufgabe, a» das große Kongo becken mit seinen Zubringern und Nebenflüssen zu gelangen. Es muß, wen» irgend möglich, Anschluß an die belgische Kongobahn gesucht werden. Staatssekretär des Reichskolonialamts Vr. Tols: Ich möchte zunächst mir auf die Frage wegeu des Kolonialkriegerdenkinals antworten. Sie können sich denken, daß uns die Erledigung dieser Denkmalsfrage sehr am Herzen liegt, denn, wenn je in der Ge schichte Krieger ein Denkmal verdient haben, so sind es die armen Opfer, die, fern vo» der Heimat, ans afrikanischem Boden ihr Ende gefunden haben. (Zustimmung.) Tie Gesamtkosten werden geschätzt ans 320000 M. Gegenwärtig sind Verhandlungen mit der Stadt Berlin bezüglich der Platzfrage im Gange; für die Ausführung wird ein engerer Wettbewerb stattfinden. Abg. v. Böhlendorff-Kölpiu (kauf.): Lasten Sie mich der Be friedigung über diese Erklärung des Staatssekretärs Ausdruck geben. Wir begrüßen sie mit großer Freude, wünschen aber noch größere Beschleunigung sür die Errichtung dieses Denkmals, das der Nachwelt diese Helden vor Augen halten soll. Ein Rückblick auf daS Jahr 1912 ergibt, daß auf allen Gebieten die Einnahmen höher sind als im Jahre zuvor, sodaß wir mit der Entwicklung der Schutzgebiete völlig zufrieden sein können. Es bleibt aber auf dem Gebiete der Ausgestaltung unseres kolonialen Eisenbahn wesens noch ganz besonders viel zu tun. Ebenso wie die Bahn baufrage ist in allen unsere» Schutzgebieten die Arbeiterfrage von der größten Bedeutung. I« allen unseren Schutzgebieten herrscht Arbeitermangel. Uneingeschränktes Lob verdient die Mission aller Konfessionen. ES wäre gut, das Echutztruppengesetz bald zu ver abschieden, sonst müßte man auf andere Mittel sinnen, um unser» Kolonien die nötigen Reservisten und Landwehrleute zu verschaffen. Ich möchte einen Appell an unser Großkapital richten. Tie großen Vermögen wüsten in den Kolonien arbeiten; es ist eine nationale Pflicht, den Überschuß a» Kapital in den Kolonien anzulegen. (Beifall rechts.) Abg. Waldstein (fortschr. Vp): Die Kolonien müssen eine möglichst große Rolle spielen durch Lieferung von Rohstoff«» und durch Ausnahme uns«r«r Erzeugnisse. Wenn heute in der Ti»- geborenenpotitik allgemein anerkannt ist, daß die Eingeborene»