Volltext Seite (XML)
drei Pianistinnen an die Seite: Frls. Dahl, Charlotte Sauer und Sarcy. Während die erstere bereits den große» Zug, welcher der Methode Rappoldi-Kahrer zeigen ist, zeigte, bekundeten besondere Reife die Vetter-Schülerin Frl. Sauer, die eine treffliche, musi kalisches Verständnis bekundende Leistung (Saint-SaönS O-moü-Konzert erster und zweiter Satz) bot, und Frl. Sarcy (Klasse Nappoldi-Kahrer), die zwei Sätze des O-ckur-Konzerts von Rubinstein mit prächtigem groß zügigem Vortrag spielte. Ein vorgeschrittener Bauer- Schüler, Hr. Lorenz, bot dann noch mit einer Dopplcrschen Flötenphatttasic eine technisch vorgeschrittene gute Leistung, nnd gleiches Lob gebührt dein begabten jungen Geiger, Hrn. Fricke, der die Lange-Frohbergsche Schule bestens vertrat. Als Orchesterleiter versuchten sich die Herre» Dettmer, Otto Müller nnd Werner Masse Striegler.) H. Literarischer Verein. In einer Zeit, sür die als charakteristisch eine oberflächlich angeflogene Bildung des Durchschnittsmenschen »»gesprochen werden darf, ist eS wohl am Platze, einmal ernste Betrachtungen anzustcllen über den Wert oder Unwert der modernen Biidungs- bestrcbungen. „Was ist Bildung?" lautete daher das Thema des Vortrages, den Prof. Erdmann am ver gangenen Dienstag im Literarischen Verein hielt. Am Eingänge seiner Betrachtungen Ivars der Redner zunächst zwei Frage» auf: Was versteht der Durchschnittsmensch unter Bildung nnd was sollte man unter Bildung ver stehen? Um diese Fragen zu beantworten, verbreitete er sich zunächst über das Urteilsvermögen der Menschen als Ausfluß der subjektiven Bildung des einzelnen. Er legte den Unterschied zwischen Sachnrteilen nnd Werturteilen klar und stellte fest, daß die meisten Urteile Mischformen der beiden seien. So leicht als Sachnrteil über Bildung die Schulung angeführt werden kann, so schwer ist ein Werturteil über die Bildung zn fällen, weil Werturteile allgemeine Geltung beanspruchen. Solange eS aber be deutende Menschen gibt, muß deren Bildung subjektiv ge würdigt werden; die Bildung des Gelehrten wird sich von der des Künstlers oder Staatsmannes immer unterscheiden. Bei dem landläufigen Urteil, ob einer ein gebildeter oder ungebildeter Mensch sei, wird Vas Wort Bildung absolut gebraucht. Die Sitte, Konvention und Verkehrslärmen präge» ersteres. Dabei darf aber keine Überschätzung der Forme» statt- sinden, dagegen müssen Höflichkeit, Anstand und Takt gefordert werden. Letztere Bedingungen sind an keine soziale Stellung geknüpft. Ter Redner erläuterte dann an einem meisterlich geschilderten Erlebnis den Unter schied zwischen einer geschwätzigen äußerlichen Bildung, die trotz ihrer Vielseitigkeit allerlei Taktlosigkeiten aus kommen ließ, im Gegensatz zu einer einseitigen, aber um so tieferen individuellen Bildung eines schweigsamen ManncS, der nie die Grenzen der Höflichkeit und dcS Taktes überschritt. Erarbeitete Bildung, die in einer auch noch so begrenzten Weltanschauung lebendig ist, sollen wir als wahre Bildung ansprechen. —r * Tie Märzsitznng des Köuigl. Sächsischen Altertumsvereins sinket nächsten Montag, den 3. März, abends Uhr im Knrländer Palais (Zeughausplatz) statt. Hr. Geh. Negicrungsrat vr. Hehn, Vortragender Rat bei der Geueraldircktion der Königl. Sammlungen, wird hierbei einen Vortrag über „Francesco Graf Algarotti und seine Beziehungen znr Königl. Gemäldegalerie" halten. 7 Die Nachricht von dem Hi »scheiden Altmeister Felix Draesekes, die gestern die Stadt durcheilte, erregte in allen Kreisen, die der Mnsik aus Beruf oder Neigung nahestchen, schmerzliche Anteilnahme. Ein nuersetz- licher Verlust hat sie betroffen. Mit Draeseke ging eine künstlerische Größe heim, und ein Stück Musikgeschichte wird mit ihm zu Grabe geleitet. In Kobnrg am 7. Oktober 1835 als Hofpredigerssohn geboren, war Felix Draeseke seiner Knnst man kann sagen mit heiligem Eifer ergeben; ihm war sie stets eine res sever»! Nicht bedeutungslos war cs denn auch, daß er noch einmal in seinem Mysterium „Christus" alles das zusammensaßte, was sei» Herz bewegte. Ernst, heiliger Ernst war es ihm gewesen, als er einst nach dem Verlassen des Leip ziger Konservatoriums sich als begeisterter Verehrer Liszts und seiner Ideale der „neudeutschen" Richtung mit Herz und Hand ergab. Ernst, heiliger Ernst war cs ihm aber auch, daß er, als er dann erkannte, wie mehr und mehr die „Moderne" die Zügel der Herrschaft au sich zn reißen drohte, Front machte gegen ihre Übertreibungen und ästhetische Verirrungen. Das Wort von der „Konfusion in der Musil" (1VO7) ließ er als tapferer Kämpe sür die alten Jveale, zu denen er mehr und mehr wieder flüchtete, wie einen Mahnruf ertönen. Und zum Glück wurde er ver nommen und da n»d dort schon beherzigt. Seinem eigenen Schassen ein Anwalt zu sein, dazu war er nie gekommen, das war auch nicht seine Art, und so stand er in seiner cichenstarke» Eigenart auch lieber beiseite, als Konzcssioncu zn mache». Aber allmählich begann er sich doch durchzusetzcn, auch bei denen, die in ihm noch den früheren „Abtrünnigen" erblickten. Es dünkt nnS, als habe der Mciper den Anbruch einer neue» Stellung nahme der Zeit zn seinem Schaffe» gerade noch erlebt. Das Signal zu ihr gaben die Berliner nnd Dresdner „EhristuS"-Ausfiihrungcu, die jedem Einsichtigen zur Er kenntnis bringe» mußten, daß Draeseke neben Brahms im besonderen der Meister ist, der unserer Jugend den Begrisf „musikalische Logik", organisches Schaffen lehren kann. Seine Symphonien (voran seine „Tragische"), seine Kammermusiken (eben erst hörte man noch das tiefgründige ('is-inGI-Omartett) nnd anderes mehr sind Fnndgrube» für die, die nach dem verlogenen Schatz der „inneren Entwicklung" im musikalischen Kunst werk suchen. Daher der Meister ja auch ein so trefflicher Lehrer war für die, welche reif genug waren, ihm zu folge». Selber ein Charakterkopf, war auch seine Kunst eine selbsteigene. Wie trotzig nnd kühn stand sein Dietrich, der Berner, in seiner Oper „Herrat" da, die wir vor Jahre» hörte». So etwas Reckenhaftes halte der Alt meister in seinem Wesen nnd seiner Kunst. Wen» jemand besondere Ursache hat, seinen Tod zn beklage», so sind cS seine Schüler nnd die Anstalt, an der er wirkte: das Königl. Konservatorium, dem cr vom 1.Sep tember 1884 a» als eine seiner Zierden angehörte. Tas eine steht fest, ei» Meister nnd ein Mensch wie Draeseke war, kann nicht vergessen werde»? Eine Genug tuung empfindet man, daß dem alten Herrn doch auch die Anerkennung nicht vorenihalten blieb. Königliche Hnld verlieh ihm wiederholt ehrende Auszeichnungen — Draeseke hatte Titel nnd Rang eines Geh. HofralS, seine Brust zierte das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechts ordens und die große goldene Medaille „Vir tut» et ingenio". Er war vr. k. o. und Königl. Professor, und erst un längst wurde ihm auch eine ansehnliche Ehrengabe aus gesetzt. O. S. Theater, Konzerte, Vorträge. * Ihre üönigl. Hoheit die Prinzessin Mathilde be absichtigt, das Konzert des TresdnerLehrer-GesangvereinS (Dirigent Friedrich Brandes) am 5. März im Gewerbehause zu besuchen. Als Solistin bietet an diesem Abend u. a. Frau Kammersängerin Nahm-Rennebaum als Uraufführung die Ballade mit Orchester „Jane Gray" von Schjelderup. * Morgen, Freitag, V-8 Uhr, im Künstlerhause Chopin- Klavierabend von Waldemar Lntschg. (Karten bei RieS, Brauer, sowie an der Abendkasse.) * Ter Dresdner Männergesangvcrein veranstaltet am nächsten Dienstag, den 4. Mürz, im Konzertsaale des Ausstellungspalastes einen Kammermnsikabend und hat hierzu das Striegler-Quartett gewonnen. * Abendmotette in der Trinitatiskirche, morgen, Freitag, abends 8 Uhr. I. S. Bach: Präludium und Fuge (b'-moil) für Orgel. 2. G. P. da Palestrina: Donobrao lao ao »unt, sür Chor. 3. W. A. Mozart: Adagio für englisches Horn und Orgel. 4. W. A. Mozart: As-nus Doi sür Alt und Orgel. 5. W. A. Mozart: ^vv verum, einstimmiger Chor. 6. I. Rhein berger: Rhapsodie für Oboe nnd Orgel. 7. van Eyken: „Aus der Tiefe rufe ich", für Alt und Orgel. 8. M. Hauptmann: „Christ, du Lamm Gottes", vierstimmiger Chor. Mitwirkende: Hr. Hans Fährmann (Orgel), Frl. Jenny Reichardt (Alt), Hr. Carl Wolf (Oboe und englisches Horn), der Kirchenchor. Leitung: Kantor Johannes Techritz. Ans Sachsen. Schönheide Erzgeb.), 26. Februar. Gestern abend branute das umfangreiche Schönfcldsche Besitztum, in dem sich unter anderem die Lager- und Verkaufs räume des hiesigen Kousumvereins befinden, vollständig nieder. Ter Schaden ist sehr bedeutend. Tie Entstehungs- nrsachc des Feuers ist unbekannt. Die stark gefährdeten Nachbarhäuser konnten gerettet werden. Zschocken, 26. Februar. Die Aran des Bergarbeiters Fischer hier schickte ihre Kinder, ein ein- und ein dreijähriges, unter der Aussicht eines siebenjährigen auf einen vor dem Hanse gelegenen Platz. Jedenfalls hatte das dreijährige Kind unbemerkt ein Meiser mit sich genommen. Durch einen Zufall stürzte das einjährige aus das mit dcm Messer spielende Kind und stach sich dabei die Messerklinge ins Herz, sodaß eS nach kurzer Zeit verstarb. * sic. Leipzig. Die Weihe des Denkmals für Scharnhorst ans dem Schlachtfelde von Großgörschen in der Nähe von Lützen b. Leipzig wird am 2. Mai statt- finden. Dies ist der Tag, an dem vor 100 Jahren der große preußische General, der im Jahre 1755 in Hannover geboren war, im Kampfe um Deutschlands Einigkeit die Todeswunde erhielt, an der er am 28. Juni 1813 auf der Reise nach Wien in Prag verstarb. Scharnhorst hat nach dem Frieden von Tilsit als Chef des Generalstabes das Heer reorganisiert, das Werbesystem beseitigt, eine starke Reserve ausgebildet und 1813 neben dcm Frei willigen Jägerkorps die Landwehr geschaffen. — Das Reichsgericht hob dcm „Berl. Lokal anzeiger" zufolge die Entscheidung des Patentamtes in der Patent Nichtigkeitsklage des amerikanischen Fliegers Orville Wright teilweise auf uud änderte sic wesentlich zugunsten Wrights ab. Iw. Annabcrg. Ein Erzgebirgsfest sah dieser Tage der Pöhlberg unter starker Beteiligung und bei Entfaltung eines historisch volkstümlichen Charak ters in seinem Unterkunftshanse. Auch Anton Günther, der Erzgcbirgssänger anS Gottesgab, war zu dem Feste herbeigceilt, dem auch die Pöhlbergkommission der Stadt beiwohnte. Seinen Höhepunkt erreichte der Abend durch die symbolische Lösung der alten Pöhlbergsage von der verzauberten Schlüsselfee. Als solche übergab Frau Redakteur Berger der Stadt zu Händen des Hrn. Stadt rat Roch den Schlüssel zum sagenhaften Bergschatz, dessen Hebung durch die im Laufe der Jahre erfolgte Er schließung des Berges verkündend. Hr. Landtags- abgcordnetcr Roch feierte darauf unter dem Jubel der nach Hunderten zählenden Gebirgler die Naturschätze des Pöhlberges. Johanngeorgenstadt. Die Deutsche Gesell schaft für Kaufmannserholuugsheime in Wiesbaden beabsichtigt, auch ein Heim im sächsischen Erz gebirge zu errichten. Tie Plauener Handelskammer hat in Rücksicht aus den gemeinnützige» Zweck Beiträge in den kaufmännischen Kreisen des Bezirkes gesammelt. Bis jetzt sind gegen 60 000 M. gezeichnet worden. Ta aber ei» Heim mit 100 Betten eingerichtet werden soll nnd die Kosten hierfür 3- bis 400 000 M. betragen dürften, gedenkt man die Sammlung noch fortzusetzen. Ter Ort, wo das Heim errichtet werden soll, ist noch nicht be stimmt. Die Entscheidung liegt noch in den Händen der Gesellschaft, aber ausschlaggebend sotten bei der Wahl des Ortes dessen gesundheitliche Lage und seine Verkehrs verhältnisse sein. Viel Sympathie soll für Johann- gcorgenüadt vorhanden sein, da eS vom 1. Mar ab direkte Verbindung mit Berlin, Chemnitz, Leipzig und Karlsbad erhält, nnd in gesundheitlicher Beziehung ideal gelegen ist. Flöha. Vor kurzem war auf Veranlassung des Bezirksausschusses für Jugendpflege, Bezirk Flöha, an dessen Spitze Hr. Amtshauptmann vr. Edelmann steht, für die Jugend deS Bezirks im Neuen Stadttheater zu Chemnitz eine Vorstellung des „Prinz Friedrich von Homburg" von Kleist veranstaltet worden. Durch das freundliche Entgegenkommen der Stadt Chemnitz und dcS Hrn. Direktor Tauber konnten die Eintrittspreise außerordentlich niedrig gestellt werden. Durch die liebenswürdige Beihilfe einiger Herren Industrieller wurde sogar für viele die Fahrt kostenlos. Die General- direktion der Staatseisenbahn hatte wie immer den halben Fahrpreis gestellt; für die Heimfahrt stand in dankens werter Weise von Chemnitz bis Erdmaunsdors ein Sonderzug zur Verfügung. Angemeldct zur Teilnahme an der Theater- fahrt hatten sich über 1900. Da aber nur über 1000 Karten auSgegeben werden konnten, mußten mehrere Orte zurückgewiesen werden; sür diese erfolgt in nächster Zeit eine zweite Vorstellung. Die junge Schar lauschte an dächtig den herrlichen Worten des Dichters. Es entrollte sich ein ernstes, ergreifendes Bild aus der deutschen Ge schichte, in dessen Mittelpunkt der zielbewußte große Kurfürst und der jugendliche Prinz von Homburg standen. Ter Regie und den Darstellern, die ihr Bestes boten, wurde reicher Beifall, der ans dem Herzen kam, zuteil. Beiersdorf (O.-L.). Soeben gelangt der dritte Jahresbericht (1912) der Heil- uud Zufluchtsstätte für Alkoholkranke „Tannenhof" in Beiersdorf (O.-L.) zum Versand. Wir entnehmen ihm, daß die in steigenden, Aufblühen befindliche Anstalt am Anfang 1912 20, Ende des Jahres 29 Insassen beherbergte. Entlassen wurden im Laufe von 1912 43. Sowohl die Erfolge des Ber/M- jahres selbst wie die uunmehrigen Ergebnisse vom Vor jahre müssen bei 75 Proz. enthaltsam geblieben» W, lassene» als recht zufriedenstellend bezeichnet ivnt». Das Verhältnis zwischen der Anstaltsleitung und^ Besuchern des „Tannenhos" war ebenso wie das du letzteren untereinander trotz der unter ihnen herrschend» großen sozialen Unterschiede durchgehends höchst an genehm und erfreulich. Der Arzt der Heilstätte, Hr. Di. ureck. Schwaneberger-Schönbach, O.-L., gibt einen interessanten Überblick über die an den neu Aufgenom- menen vorgefundenen und die übrigen im Laufe des Jahres an de» Besucher» vo» ihm beobachteten Krank- heiten. Zurzeit sind wieder einige wenige Plätze frei. Interessenten wollen sich behufs Erlangung von Auskunst sowie des Jahresberichts und der übrigen Drucksache der Anstalt an die Verwaltung der Heilstätte „Tannen hof" in Beiersdorf (O.-L.) wenden. »I. Zittau. I» dem gestern abgehaltenen Bezirks ausschüsse wurde die Errichtung eines gemeinsamen Arbeitsnachweises für Stadt und Land im Bezirke der Amtshauptmannschaft Zittau beschlossen. Ferner beschloß der Ausschuß die Schließung der Uhligsch» Badeanstalt in Oybin. Tein Besitzer dieser AM, Hrn. Naturheilkundigen Uhlig, wurde der fernere BeM der Badeanstalt, die infolge der großen Reklame mit über Sachsens Grenzen bekannt ist, untersagt. Tn Grnnd zu diesem Schritt soll die Unzuverlässigkeit bei der aiisgcführten Massage sein. Bunte Chronik. s „Made in Germany" auch in Rußland. Über den gewaltigen Einfluß, den sich die deutsche Industrie jetzt auch in Rußland gesichert hat, schreibt, wie dec „Inf." aus St.Petersburg mitgeteilt wird, ein russisches Blatt folgendes: Wenn man eine Schraube, eine Hänge, eine Klammer, eine Hacke oder irgendein Handwerksgerät braucht, so kann man ganz sicher sein, d-L man bei einem Kauf die deutsche Industrie untr^Ltzt. Alle Rahmen- und Bilderleisten, die wir i» "" verMc'drmn Läden erblicken, sind deutschen oder österreichischen Ur sprungs, von all den Luxusgegeuständen in unseren Wohnungen gar nicht zu reden. Alle einfachen Feder halter, niit denen die Abcschützen Rußlands schreiben, alle Pennale, Radiergummis und Lineale, alle Bleistifte und Griffel stammen aus Deutschland; auch die Schnur, mit der man dem Käufer das Päckchen verschnürt, ist deutschen Ursprungs. Betritt man russische Kunst handlungen, die sonderbarerweise Italienern oder Deutschen gehören, so sieht man nicht ohne Bewunderung, daß alle Waren, mit denen diese Läden gefüllt sind, alle di.se Stiche, Gravüren, Bilder, Ansichtspostkarten, Pinsel, Rahmen, Papier, Mappen und AlbumS nicht russisch» Fabriken entstammen, sondern hauptsächlich in Deutsch land angefertigt worden sind, deutschen Text ausweise« und deutscher Auffassung entsprechen. Es kommt ein» vor, als sei man in einen Laden Berlins oder Leipzigs getreten. Der russische Konsument umgibt sich gleich dem Bewohner eines Landes ohne Kultur iri: Fabrikaten einer fremden Produktion, schmückt mit ihm sein Heim und entwickelt an ihnen seinen Geschmack. Roh land ist soweit in der Industrie zurück, daß cs nicht ein mal die vielen verschiedenen Bilder für Kinder, wie sie in Abzich-, Reliefbildern, Bilderbmien rc. existieren, selbst anfertigen, obgleich sie in vielen Millionen in Rußland abgesetzt werden. Aus den Abbildungen auf diesen Bilder« spricht dem Russen eine fremde Welt entgegen. Venn man die Läden für Schulartikel betritt, so findet M dort eine Unmenge von Bogen, Albums und Kästchen, die mit Bildern in deutschem Geschmack geschmückt sind Ein Fabrikat russischen Ursprungs findet man in diesen Läden nicht. Übrigens sind in nenerer Zeit auch Wder- bogen znm Ausschneiden mit russischen Kosaken und Soldaten in Deutschland erschienen, die ein sehr schrecken- erregendes Äußere haben. Im Magazin sür Unter- Haltungsspiele und Lehrmittel sind alle Spiele, Lehrmittel, Albums mit Bildern. Kinderbücher rc. deutsche» Ursprungs. Alle Schreibwarenmaterialien, alle Sachen, die zur Schule gehören, sind in Deutschland angefertigt. In den übrigen Handelszweigen ist es nicht gerade besser bestellt. Vas einen vielleicht am meisten wundern kann, ist die Dt> sache, daß alle jene Weißholzsachen und Sächelchen M Ausbrennen, Bemalen oder für Kerbschnitzerei anS Teutsch- land stammen, wenngleich sie aus russischem Holze an gefertigt sind. Darin liegt insofern nichts Eigentüm liches, als sich in Leipzig nnd München Spczialfabrilen sür diese Sachen befinden, die dort in einer guten Qualität sauber und geschmackvoll hergestellt werden. * Uber die Mode im Frühjahrskleid bringt das soeben er schienene 11. Heft des 26. Jahrgangs der „Wiener Rode" einen ausführlichen Artikel, der durch viele originell« Modebilder reich illustriert ist. Ta» Heft enthält neben einer Sindermodenbeilage Schnitte sür praktische Kostüme und Blusen, Modelle für »ein, kleidsame FrühjahrShüt«, Besuchs- und Promenadekleider sür das Frühjahr und einen sehr reichen handarbeitsteil. Außerdem zeigt die „Wiener Mode" in diesem Heft eine Reueruug für ihre Leserinnen an. Gegen Ersatz der Spesen von 40 Heller» lm" jede Abonnentin der „Diener Mode" von jetzt ab Naturgröße Schnitte von hutformen beziehen.