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1. Beilage zu Nr. 28 des ArtAÄNtk AüUNIKlA Dienstag, 4. Februar 1913 Ithaltr, »runge» SÄ »»r. O. S. !» hoch W 'S liebe? Und ehe sie noch Zeit zu irgendeiner Antwort fand, tz statt- c erteiU 824 ->< er, s toll« - Uii6 at»<ue Aber Fräulein Ria lachte hell und fröhlich auf und schüttelte den Kopf mit dem dichten, kastanienbraunen Haar: „Nein, Herr Leutnant, selbst ist der Mann, und wenn Sie mich wirklich lieben " Und um dem schönen Fräulein Ria zu beweisen, daß und wie er sie liebe, zermarterte sich der Leutnant in schreien und um Hilfe rufen, aber die Angst schnürte ihr die Kehle zu, sie brachte keinen Ton über ihre Geschah es unter der Drohung des erhobenen Knoten- I stockes, geschah es, weil die Herren des Komitees glaubten, die Musik würde am schnellsten über diesen häßlichen Zwischenfall hinweghelfen, auf jeden Fall erklangen plötzlich wieder die Geigen, aber keine der Damen wagte zu tanzen. Jede fürchtete sich, in die Nähe des Betrunkenen zu kommen und vielleicht von diesem ergriffen zu werden. Jede der junge» und hübschen Tänzerinnen schmiegte sich ängstlich an ihren Herrn, und in ihrer Angst stürzte Fräulein Ria, die zu diesem Tanz nicht engagiert war, plötzlich nun doch auf den Diognes zu, der auch jetzt! noch, unbeirrt um alles, was um ihn herum vorging, seine Menschin suchte. Was lag jetzt noch daran, ob er sie fand, oder ob sie sich ihm zu erkennen gab? Nur nicht dem Trunkenbold in die Arme fallen! So um- Und ehe Fräulein Ria sich noch von ihrem grenzen losen Erstaunen erholt hatte, fühlte sie sich plötzlich von den Arinen des Betrunkenen erfaßt — sie wollte ihr nicht inehr mit lallender, sondern mit übermütiger Stimme zurief: „Sehen Sie wohl, gnädiges Fräulein, nun habe ich Sie doch herausgefunden unter l hundert fremden Masken, glauben Sie nun, daß ich Sie «I Aw», areik erscheinen, und er hatte Fräulein Ria nichts davon verraten dürfen, welche Tracht er wählte. Selbst wenn sie wollte, konnte sie ihm da das Suchen und das unter der Maske erschien? Auch er mußte im Kostüm hübsches Mädchen suchen. Vorwärts, die Musik - - - - - 'soll spielen!" Winkl- n, hr. chlossm m; All >resd« er geb Dresden; er geb. Dresden; itt geb. ui Wil- 3) 'N -Hanne» en i.L SteM Pkd st Lroh : Fra« koltralk Haupt- rrFeld- n Frhr. hi.TH.: Alfred Ballen- schon lange vor der festgesetzten Stunde füllte sich der Riesensaal mit einer lachenden, fröhlichen und scherzen-,.,^. - . „ . den Menge. Alle waren im Krstüm, ein jeder und eine er den Kops: jede hatte sich bemüht, möglichst originell zu erscheinen, aber das größte Aufsehen erregte doch die Maske eines das; du nicht die richtige bist. Herrn, der als moderner Diogenes kam, denn frei " 73 2vit. Wissenschaft und Kunst. König!. Opernhaus. (Otto Nicolais „Lustige Weiber von Windsor".) Es war eine lustige Vor stellung des lustigen Werkes gestern unter Hofkapellmeister Hagens Leitung. Der Einfluß der nahen Fastnacht machte sich bemerkbar auf der Bühne. Man war in Stimmung und brillant bei Stimme. Das galt nicht nur von den „lustigen Weibern", Frl. Siems und Frau Bender-Schäfer, sondern vor allem auch von den beiden von ihnen verulkten Männern, den Herren Soomer (Fluth) undZottmayr (Falstaffl. Diesen haben »vir kaum jemals so sehr den „seriösen" Bassisten vergessen sehen, so lnstig war er bei der Sache. Hr. Soomer aber, der erstmalig den Flnth gab, war nicht minder in der Gebe- laune. Trotz seiner Riesenstatur entwickelte er alle die Finden nicht erleichtern. Nur eine List vermochte das Unmögliche vielleicht doch möglich zu machen, nur eine List, aber welche? Das arme Gehirn schmerzte ihm, denn soviel wie in diesen Tagen hatte er in seinem ganzen bisherigen Leutnantsleben noch nicht nachgedacht, bis ihm dann doch endlich eines Abends bei der Sektslasche ein rettender Gedanke kam. Vielleicht, daß N ud rs H» n Ha»- -rzberg- den nächsten Tagen sein Gehirn, um den Weg zu finden, auf dem er das Unmögliche erreichen konnte. Der große Faschingsball, zu den, sich die ganze Gesellschaft der Stadt zum lustigen FaschingStreiben zusammenfand, würde sicher von wenigstens fünfhundert weiblichen Masken besucht sein. Wie sollte er da unter den vielen die eine heraus-. , n L. c- r» c . - finden, noch dazu, wo sie in einem fremden Kostüm und kann. Laßt nur die Musik fprelen, lch werde mir klammerte sie denn mit beiden Händen die Arme des Menschenfuchers nnd flüsterte ihm zu: „Geben Sie es Der^Täg'^^^7sch7tt^alles 'brach endlich an, und!""?' -"ich zu finden, ich komme freiwillig zu Ihnen." g vc» an, una, Mit Laterne leuchtete Diognes ihr in das durch die Maske noch halb verhüllte Gesicht, dann aber „Ich kenne dich nicht ich höre deine Stimme zum erstenmal, und mein Herz sagt es so ging, aber auch nur vielleicht. Allerdings brauchte er zunächst noch einen Helfershelfer, auf dessen Dienste und Verschwiegenheit er sich verlassen konnte, aber der war in dem Fähnrich, der bei seiner Kompagnie stand und ihm an Größe und Figur ziemlich glich, schnell ge sunden. Gott sei Dank, daß der wenigstens noch nicht seibsiverliebt war, so hatte er Zeit, sich dem Hrn.Leutnant mit Freuden zur Verfügung zu stellen. „Ich weiß, gnädiges Fräulein, was ich Ihnen versprach, und ich werde cS natürlich auch halten. Wie ich es fertig bringen soll, meine Aufgabe zu lösen, wissen höchstens die „ «Kötter, wenn die eS wissen. Auf mein Herz allein, dass mühten sich ^e'^Herren des "Vorstandes, in Ihrer Nähe lauter und unruhiger schlägt als sonst, Trunkenbold auf gütlichem Wege zu unterhandeln. An- kann ich mrch auf dem Fasch,ngsball nicht verlassen, eS gesichts seines drohenden Knotenstocks gab eS aber nichts müßte denn sein, daß Sie nur das Suchen etwas erleichtern ' ' ' . . - - . sollten, oder wenigstens das Finden." ein junger Mann zum Heiraten ausgespielt wird. Un nötig zu sagen, daß der Ort der Begebenheiten Amerika ist, daS Land der unbegrenzten Möglich keiten. Selbstverständlich ist der Gegenstand, den Fortuna der glücklichen Gewinnern, zubringt, ein Tausend sassa, dessen Herz sich, ebenso selbstverständlich, kaum daß diese treffliche Lotterie ins Werk gesetzt ist, einer überaus liebenswerten und anbetungswürdigen, jungen Dame zuwendet. Das Los bestimmt ihn für eine Miß von weniger annehmlichen die mit Hartnäckigkeit auf von, um die nächste Polizeiwache zu verständigen. Bis aber die Polizei kam, konnte selbst in» beste» Falle wenigstens noch eine Viertelstunde vergehen, und schon, um möglichst schnell eine» Fortgang des Balles zu erreichen, und um die fröhliche Faschingsstimmung durch diesen Zwischenfall nicht ganz zu zerstören, be- —-- - - — dem „Ich suche eine Menschin." Eine FaschingShumore-ke von Frhr. v. Schlicht. Nachdruck verbo:en. „Und Sie verlangen also daS Unmögliche allen Ernste- von mir, gnädiges Fräulein? Und vor allen Dingen ver langen Sie eS von mir al- einen Beweis meiner Liebe? WaS aber dann, wenn mir dieser Beweis nicht gelingt, weil er mir nach meiner Überzeugung nicht gelingen kann? WaS dann?" Mit banger Miene sah der junge Leutnant v. Gel meroda in da- bildhübsche Gesicht des jungen, schlanken, eleganten Mädchen-, da- da vor ihm stand. Und so durch dringend sah er sie an, al- wolle er in ihren großen, reh braunen Augen lesen, wa- dann werden solle, wenn er eS trotz allen Anstrengungen nicht fertig bringen sollte, sie auf dem Faschingsball unter den zahllosen Masken herausfinden, ohne daß sie ihm auch nur die leiseste Andeutung über ihr Kostüm gemacht hätte. Und angesichts der schweren Auf gabe, die feiner harrte, blickte er plötzlich so verzagt darein, daß Fräulein Ria, daS einzige Kind ihrer sehr reichen Eltern, ein klein wenig verwöhnt, wie sie war, lustig auf lachte, bi- sie dann übermütig sagte: „Zerbrechen Sie sich doch nicht schon heute den Kopf über das, was dann? Als Offizier müssen Sie doch stets an den Sieg, niemals an eine Niederlage glauben". Bis sie dann gleich darauf beinahe mit der Stimme eines verhätschelten Kindes bat: „Ach, Herr v. Gelmeroda, lassen Sie mir doch das Vergnügen. Ich freue mich ja so schrecklich darauf, daß Sie mich vielleicht stundenlang suchen müssen, und schelten Sie mich ruhig abergläubisch oder sonst waS, aber ich werde den Gedanken nicht los, daß Sie mich finden müssen, wenn Sie mich wirklich lieb haben." So leise sie auch die letzten Worte sprach, der junge Leutnant hatte sie dennoch verstanden, und rasch ergriff er ihre Hand, um sie an die Lippe» zu führen: „Ich liebe Sie, gnädiges Fräulein, mehr als mein Leben, und ich werde es Ihnen beweisen. Wenn Sie auf dem Faschingsball auch unter Tausenden von Menschen stehen sollten, ich werde Sie finden. Aber wenn ich Sie ge funden habe, dann verlange ich auch meinen Lohn, und nicht wahr, gnädiges Fräulein, den werden Sie mir dann nicht verweigern?" Aber wohl, um ihn zu necken und um seine Liebe noch mehr zu entflammen, blieb sie die Antwort schuldig, bis sie übermütig meinte: „Erst müssen Sie mich finden, Herr Leutnant, und Sie sagen ja selbst, daß das nicht so leicht sei. Haben Sie schon darüber nachgedacht, wie Sie es anfangen werden, auf meine Spur zu kommen, denn Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie mir zusagten, sich weder bei meiner Zofe, noch sonst irgendwie hinter meinem Rücken danach zu erkundigen, in welchem Kostüm, oder auch nur in welcher Frisur ich komme." Unwillkürlich stöhnte der junge Offizier schwer auf: fessor der romanischen und englischen Philologie nach Münster i. W. berufen wurde. Von hier folgte er einem Rufe als ordentlicher Professor nach Kiel, wo seinem umfassenden, weitreichenden Wirken jetzt der Tod ein Ziel setzte. Der Heimgegangene war ebenso hervorragend durch Forschungen in seinem Gebiete, daS mit durch ihn erst zu einer Wissenschaft erhoben wurde, wie als akademischer Lehrer, der in opferwilliger Weise seine Hörer und Hörerinnen förderte, und nicht zum letzten war er ein treuer, hingebender Freund. Alle, die das Glück hatten, ihm im Leben nahe zu stehen, werden ihm auch über daS Grab hinaus Treue und Dankbarkeit bewahren. Literatur. Man schreibt uns aus Chemnitz: Al» Sonntag gelangte im hiesigen Thalia-Theater ein Lustspiel von Nida Johnson Aoung zur Erstaufführung, das sich „The Lottert) Man" nennt, ein Titel, den der Über setzer nicht gerade sehr glücklich mit „Wie man einen Mann gewinnt" verdolmetscht hat. Es handelt sich nämlich in der Hauptsache darum, daß in einer Lotterie zu fordern und zu verlangen, und so bat man ihn denn um die Bedingungen, unter denen er bereit sein würde, freiwillig den Saal wieder zu verlassen. Ma» stellte ihm bares Geld, Essen und Trinke» im Überfluß i» Aussicht, aber dkr Betrunkene lachte nur geringschätzig auf, bis er dann endlich wieder auf seinen Äeinen stehend mit lallen der Stimme sagte: „Nichts zu machen ich bleibe hier, und wenn Ihr die Polizei holt, dann sollt Ihr mal sehen, wie schnell ich mit der fertig werde Ich bleibe I Wissenschaft, j- Am 31. Jan. verstarb zu Kiel, wo er als eh^r weg, als bis lch das ordentlicher Professor der ro-""n-!chen Philologie wirkte, schönste Mädchen hier nn Saale geküßt und mit ihr Hr. Geh. Reg.-Rat vr. Gustav Körting. Mit ihm ist getanzt habe, und wenn Ihr glaubt, daß ich nicht' - - tanzen kann, weil ich nach Enrer Meinung betrunken bin, ich werde Euch schon beweisen, daß ich doch noch von den Füßen geschleudert, den Rock und die Hose ab- gestreift, bis der junge Offizier dann plötzlich in der kleidsamen Tracht eine- fahrenden Sänger- vor ihr stand. „Glauben Sie eS nun, gnädiges Fräulein, daß ich Sie liebe?" fragte er noch einmal so leise, daß nur sie eS verstehen konnte, denn nun, da der Schrecken über standen war, drängten alle Paare lustig und neugierig heran, um zu erfahren, wer ihnen allen einen solchen Streich gespielt habe. Aber als die Zahl der Neugierigen immer mehr und mehr wuchs, ergriff er sie bei den Händen und zog sie schnell mit sich fort, um sie dann noch einmal zu fragen: „Glauben Sie es nun, daß ich Sie liebe?" Und ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Seien Sie mir nicht böse, wenn ich vielleicht auch Sie erschreckt habe, aber ich sah keinen anderen AuSiveg, um Sie zu finden. Sie mehr al- alle an deren mußten cs mit der Angst bekommen, denn ich sagte mir, wenn Ria dich liebt, wie du sie, dann wird sie in ihrer Furcht nur auf dich zueilen und bei dir Schutz und Hilfe suchen. DaS ist auch geschehen, nur daß ich nicht selbst der Diogenes war, denn dann hätte ich Sie ja nicht gefunden, sondern Sie hätten sich mir zu er kennen gegeben. So mußte ich Sie einem andere» in die Arme treiben, von dem Sie glaubten, ich sei es. Ich habe getan, was Sie von mir verlangten, ich habe Sie heute abend unter all den anderen herausgefunden, nun aber lasse ich Ihre Hand nicht wieder los, die behalte ich für mein Leben, nnd nicht wahr, ich darf sie be halten ?" Trotz des Ernstes, mit den» er jetzt zu ihr sprach, amüsierte sie sich im stillen immer noch über die List, die er angewandt hatte, um sie zu finde» und um ihr dadurch seine Liebe zu beweisen. So erwiderte sie denn jetzt den Druck seiner Hand, und laut und ehrlich kam auf feine Frage daS Jawort über ihre Lippen. Da jubelte er hell auf, bis er dann seine Arme um sie schlang, um sich mit ihr in den FaschingStrubel zu stürzen, trunken vor Glück und vor Freude, tausendmal trunkener, alS' er es vorhin als Betrunkener ge wesen war! ein treuer Sohn Sachsens heimgegangen. Zu Dresden 1845» geboren, erhielt er seine vorbereitende Bildung zu- »ächst auf der Krenzschule, dann im Nicolai-Gymnasium zu Leipzig, wohin sein Vater (Taubstummenlehrer) über gesiedelt war. Nach vollendeten Universitätsstudien wirkte Körting an verschiedenen Gymnasien, zuletzt am Kreuz- Gymnasium, von wo er als ordentlicher Pro- nach dem bekannten Wort des Weisen: „Ich suche einen Menschen", stand auf der Schiefertafel, die er an einem Bindfaden um den Hals trug, geschrieben: „Ich suche eine Menschin." In der rechten Hand trug er eine große Stallaterne mit einem brennenden Licht, um mit dieser fortwährend allen Damen in das maskierte Gesicht zu leuchten, während er unter dem linken Arm eine schmale Tonne trug, auf der er sich von Zeit zn Zeit niederließ, um sich anscheinend von dem vielen vergeblichen Suchen zu erholen. Alle drängten belustigt und neugierig heran, um zu erfahren, wer dieser moderne Diogenes sei. Jeder bot ihm seine Hilfe an, und eine jede fragte ihn neckend und foppend: „Diogenes, du Weiser, suchst du mich?" Aber so oft er auch seine Laterne hob, um den Damen inS Gesicht zu leuchten, jedeSmal ließ er sie wieder sinken. j! Beweglichkeit, die für den eifersüchtigen Gatten in der Musik vorgezeichnet ist. Dabei hob er das Doppelspiel in , der großen Szene mit Falstaff mit jener Sicherheit heraus, die allein die volle Beherrschung der Szene gibt. Und dabei diese großartige Stimme! Aber Hr. Aottmayr hielt ihm stimmlich stand, er ging in dem großen Duett so gut mit, daß die Zuhörer ob des Stimmenwettstreits und ob des Übermuts der beiden Rivalen in Helle Be geisterung gerieten. Eine Wiederholung Ivar unausbleiblich. Die einzige, die sich fern hielt, war Fräulein Ria. Natürlich hatte auch sie die Maske längst bemerkt, sie allein wußte ja auch, wer er war und wen er suchte, aber wenn sie sich auch über seine lustige Idee amüsivrte, ja, wenn er ihr auch manchmal aufrichtig leid tat, daß er sie immer und immer noch nicht fand, sie fragte ihn trotz- den« nicht: „Suchst du vielleicht mich?" Dazu war es ja noch immer Zeit. Erst wenn er sie wirklich nicht erkannte, dann konnte sie ihm da- Finden und Suchen immer noch erleichtern, denn finden mußte er sie, schon weil sie ihn seit langem liebte. Aber je länger der Abend dauerte, desto mehr bereute sie eS, ihn vor eine so schwere Ausgabe gestellt zu haben. Wie schön hätte sie sich mit ihm zusammen amüsieren, mit ihm zusammen tanzen können. Statt dessen stand sie hier, er dort drüben an seine Tonne gelehnt. Ob sie dem nicht doch endlich ein Ende machte? Aber dann schüttelte sie doch wieder den Kopf; sie hatte es von ihm als Zeichen seiner Liebe verlangt, daß er sie fände, da mußte sie auch dabei bleiben. So trat sie denn mit einem anderen Tänzer zum Walzer an, bis dann plötzlich mitte» in; Spiel die Musik verstummte, und mit einem lauten Aufschrei alle Paare zur Seite stoben, sodaß sich eine breite Gasse bildete für den mebr als Betrunkenen, der da jetzt in den Saal hereiugeschwankt kam und der seinen derben Knüppel so drohend schwang, daß selbst die Saaldiener, die sich ver gebens bemüht hatten, ihn zurückzuhalten, eS nicht wagten, sich ihm zu nähern. Ein jeder sah es auf den ersten Blick, das war keine Maske, die sich da hereindrättgte, sondern ein wirklich Betrunkener. Seine Kleidung starrte vor Schmutz und Dreck, wild und wirr hing ihm das Haar in das Gesicht, mit verglasten Augen sah er blöde um sich, die zitternden Hände hielten die halbvolle Schnapsflasche, aus der er von Zeit zu Zeit einen Schluck nahm, während er vor sich hintorkelte und dabei um sich sah, als wisse er nicht, wo er sei. Wie hatte der Mensch hier hcreinkommen können? Wie war es möglich, daß die Diener ihn hereiugelassen hatten? Diese aber gaben, von dem Vorstand befragt, die Auskunft, der Kerl habe mit fast übermenschlicher Kraft sich den Eintritt erzwungen, und er habe gedroht, jeden niederzuschlagen, der sich ihm in den Weg stelle. Und die Absicht schien der Betrunkene auch jetzt noch zu haben, bis er dann plötzlich auf dem glatten Parkett strauchelte und vergebliche Anstrengungen machte, sich wieder aufzu- richten. Aber auch jetzt wagte niemand, sich ihm zu nähern, denn er hatte sich den Handriemen seines dicken Knüppels fest um die rechte Hand geschlungen, und man erkannte, daß man ihm den nicht würde entreißen können. Es gab nur eins, die Schutzmannschaft mußte herbeigeholt werden, und so eilten die Saaldiener da- Lippe». Mit ganz entsetzten Augen starrte sie dem Betrunkenen in das Gesicht, eine Art Krampf! älteren Jahrganges lähmte ihre Glieder, bis dann plötzlich ein Helles, früh-f Charaktereigenschaften, licheS Lachen an ihr Ohr klang, und bis der Trunkenbold ihrem Schein besteht. Aber ein Autor, der ein Stück auf Voraussetzungen aufbaut, von denen man nicht schlechthin Fräulein,! behaupten kann, daß sie alltäglich seien, weiß auch den den vielen gordischen Knoten solch kunstvoller Verwicklungen mit ' ! kräftiger Theaterfaust zu durchhauen; eS stellt sich am Schlüsse einfach heraus, daß die ältliche Miß auf un- , , .. ' , rechtmäßige Weise in den Besitz des GlückSloses gekommen hatte er seine Perücke, den falschen Bart, die anaeklebte I ist, und drr Lotterie-Mann kann seine Hand derjenigen Nase abgerissen, die viel zu großen zerfetzten Stiefelns zum Lebensbunde reichen, die er sich in liebendem Fühlen