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Dresdner Journal : 23.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191301238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130123
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-23
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 23.01.1913
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Kaufmann Jung«»ErberSbach, König!. Kammermusik« Kleinert. Dresden, Finanzl«dmesscr Küttler-Dresden, Prokurist MöbiuS- Radebeul, Ingenieur NenhauS-Lhemnitz, Ob«rt»ge«ieur Sachers- Chemnitz, Kaufman» Winkler-Zittau, Oberlehrer Tvoschitz-DreSde«, die Sekretäre Paul imd Uhle-Pirna und Kaufman» Porst^hemnttz. Hierauf empfing Se. Majestät der König die Hof- deparlementSchesS -um Bortrag. .... An der nm 1 Uhr stattgefundenen Königlichen Frühstückstafel nahmen Ihre Königl. Hoheit der Kron- Prinz, Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde, Se. Durchlaucht der Prinz und Ihre Hoheit die Frau Prinzessin Sizzo zu Schwarz bürg mit den Damen und Herren vom Dienst teil. Deutsches Reich. Lie Landtagswahlen in Lippe-Detmold. Detmold, 22. Januar. Bei den lippischen Land tagswahlen wurden in der ersten Klasse 5 Konser vative und 2 Nationalliberale gewählt. Demnach sind im ganzen gewählt 10 Konservative, 2 Nationalliberale, 3 Freisinnige, 1 Christlich - Sozialer und 1 Sozialdemo krat. Ausserdem sind vier Stichwahlen zwischen Frei sinnigen und Sozialdemokraten erforderlich. Der bis herige Landtag setzte sich zusammen aus 10 Konserva tiven, 2 Nationalliberalen, 7 Freisinnigen, 1 Christlich- Sozialen und 1 Sozialdemokraten. Reichstag Sitzung vom 22. Januar. Am BundeSratstische: Staatssekretär vr. Delbrück. Präsident vr. Kaempf eröffnet« die Sitzung um ^2 Uhr mit dem Ersuchen nm dir Ermächtigung, Sr. Majestät dem Kaiser die ehrfurchtsvollen Glückwünsche des Reichstages zum Geburtstage am 27. Januar zu überbringen. Die Ermächtigung wurde erteilt. Ler Antrag des Fürst!. Lippeschen Amtsgerichts II in Blomberg wegen Erteilung der Genehmigung zur Eröffnung eines Privatklagtverfahrens gegen den Abg. l)r. Reumann-Hofer wegen Beleidigung, wird dem KommtssionSantrag entsprechend abgelehnt. Daraus setzte da» Haus die zweite Lesung de« Etat» des Reichsamt» des Innern fort. Zunächst erfolgte die Abstimmung über die bei der zweiten Beratung de» Etat» de- ReichSamtS de» Innern für 1912 ge pellten und noch nicht erledigten S4 Resolutionen, von diesen Resolutionen wurden 39 angenommen, 1S abgelehnt. Zur Annahme gelangen n. a. sämtlich« auf den Ausbau des Koalition-recht» und d«n Abschluß von Tarifverträgen gerichteten und von den verschiedenen Parteien beantragten Resolutionen. Abgelehnt wird ein Teil der von den Sozialdemokraten «in- aebrachtm Resolutionen, u. a. aus gesetzlich« Festlegung de« acht- stündigen Rormalarb«itStage», wofür nur di« Eoziald«mokrat«n und die Polen stimmen, ebenso die Resolutionen auf erhöhten Arbeiterschutz in der Großeisenindustrie, betreffend den gesetzlichen Bauarbeiterschntz, die Abschaffung der Gefindeordnung, Regelung de» ArbettSvertrage» der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter und di» entsprechenden von den Polen beantragten Resolutionen. Uutrr andauernder allgemeiner Heiterkeit muß über di« Re- folution der Polen, den Hrn. Reichskanzler zn ersuchen, daß mit Mitteilungen «u» der öffentlichen Berwattung. Au» der Vrandverfichernng-kammer. Am 20. d. M. fand im Sitzungssaale des König!. Ministerium» des Innern eine gemeinsame Tagung beider BerwaltungsauSschüsse der Landes.BrandversicherungSanstalt unter Vorsitz de» Präsidenten der Brandversicherungskammer statt. Nachdem der Vorsitzende in dankender Ehrung der im Jahre 1912 verstorbenen Mitglieder, deS Hrn. Kommerzienrat Voigt- laender-Tetzuer uud de» Hrn. Kamnierherrn Graf v. Rex ans Zehista, gedacht und die Wahl deS Hrn. Rittergutsbesitzer» vr. Becker aus Kötteritzsch als stellvertretenden Mitgliedes deS Verwaltungsausschusses der Mobiliarabteilung bekannt gegeben hatte, beleuchtete er die vorläufigen Abschlüsse der Betriebsrechnung beider Abteilungen für das Jahr 1912. Es ergab sich, daß sowohl die Abteilung für Gebäudeversicherung, wie die Abteilung für Mobiliar- (Maschinen-) Versicherung wesentlich bessere Ergebnisse al» in dem infolge der herrschenden Trockenheit wie bei allen anderen Brandversicherungsanstalten außerordentlich schädenreichen Jahre 1911 erzielt hatten. Trotz dieser günstigen Jahresabschlüsse konnte von dem Vorsitzenden doch keine BeitragSermäßigung vor geschlagen werden, da die Ermäßigung des Beitrag» auch nur um einen halben Pfennig, die den bestehenden Bestimmungen gemäß in allen OrtSgefahrenklassen zu erfolgen hätte, eine Mindereinnahme von rund 1734000 M. auSmachen würde. Der Berwaltungsausschuß derAbteilung für Gebäudeversicherung beschloß demgemäß, unter Über weisung des voraussichtlichen Überschusses von rund 1>^ Mill, an die Sicherheitsrücklage, die Beiträge in Höhe von 1H Pf. in der 1., 2 Pf. in der II., 2^ Pf. in der III. und 3 Pf. in der 1V. Orts- gesahrenllosse, wie im Vorjahre, zu erhebe», wie auch der Ver- waltungsausschuß der Abteilung für Mobiliar- (Maschinen-) Ver sicherung den schon seit Jahren erhobenen Betrag von 3 Pf. für die Beitragseinheit auch weiter für angemessen hielt. Diese Be schlüsse bedürfen noch der Genehmigung des König!. Ministeriums des Innern. Hatte schon dieser erste Punkt der Tagesordnung eine größere Aussprache hervorgerufen, so gestaltete diese sich noch lebhafter bei Beratung des Entwurfs der von dem Vorsitzenden vorgelegten Geschäftsordnung für die Ausschüsse, zumal in dieser Geschäfts ordnung Bestimmungen anszunehmen waren, die au Stelle der bisher dem König!. Ministerium des Innern für verschiedene Ent schließungen der Brandversicherungskammer zustehenden Ge nehmigung zu treten hatten. Tie Geschäftsordnung wurde in der Hauptsache nach dem Entwürfe festgestellt. In einer früheren Sitzung beider VerwaltungSausschüsse tvar beschlossen worden, die bei dem letzten Landtage in den Stände kammern umstrittene Frage, ob der Personal- und Besvldungs- etat der LandeS-BrandversicherungSanstalt von den Ständen gemäß dem Wortlaute der früheren und jetzigen gesetzlichen Vorschrift nur vorzulegrn oder gemäß der bisherigen Gepflogenheit von diesen zu genehmigen sei, in geeigneter Weise zu klären. In Ausführung dieses Beschlusses entwickelte der Vorsitzende, daß zu einer endgültigen Entscheidung hierüber lediglich im Rechtswege, nämlich durch Klage eines Beamten gegen die Brandversicherungskammer aus Auszahlung des ihm nach dem Beschlusse, der Verwaltungs- ausschüsse erhöhten, von den Ständen aber nur ohne die Er höhung genehmigte» Gehalts, zu gelangen sei. In diesem Ver fahren würde das Gericht über die Berechtigung des Einwandes der Brandversicherungskammer, daß der Etat insoweit von den Ständen nicht genehmigt worden sei, zu entscheiden haben. Tie VerwaltungSausschüsse nehmen hiervon Kenntnis und beschlossen, di« Angelegenheit bis auf weitere Veranlassung ruhen zu lassen. Zum Schlüsse beschloß die Versammlung auf Vorschlag oes Vor sitzenden, die Vereinigung öffentlicher Feuerversicherungsanstalten in Deutschland einzuladen, in einem der nächsten Jahre ihre Hauptversammlung in Dresden abzuhalten. Rücksicht auf die häufig«» wicherkhrriid« Dürre Beihilfe» an solche Private gegeben werden di« Proben nmd Versuche mit künstlicher ««Wässerung (künstlich«« Regen) «»stelle«, durch Auszählung ab- gestimmt werden. Da» Ergebnis ist di« Annahme d«r Resolution mit 171 gegen 1b3 Stimmen. I» der weitere« Abstimmung wurd« die Resolution auf Verbot der Natnrverschandelung durch Plakate und Bretter reklame angenommen. Abgelehnt wurden die Resolutionen be treffend Verbot der gewerblichen Schaustellung von Angehörigen fremder Rassen, betreffend die Schaffung eines Reichsamts für die deutsche Sprache, betreffend Verbot der Verwendung nichtdeutscher Geschäftsbezeichnungen. Angenommen wurde ferner ein« Resolution auf Heranziehunt der Fabrikbetrieb« zu de« Kosten der Lehrlingsausbildung, au bessere Wahrung der Forderung de« Handwerks in der Konkurs- ordnung, auf Beaufsichtigung der Syndikate, Kartelle rc., be treffend Verbot von Wanderlagern, versteckten Warenhandel, Ver schärfung deS Gesetzes über Abzahlungsgeschäfte, sowie auf Ein schränkung der Gefängnisarbrit und Fernhaltung ausländischer Hausierer. Über di« Resolution der Konservativen (Arnstadt und Gen ), betreffend das Verbot de» Streikpost«nsteh«us wurde namentlich abaeslimmt. Da» Hau» lehnte mit 282 gegen 52 Stimmen b«i 5 Stimmenthaltungen die Resolution ab. Darauf wurde die Beratung de» Ordinarium» der Ausgaben für das Reichsamt des Innern bei den Allgemeinen Fond» fortgesetzt. Als Beitrag für di« Zentralstelle zur BolkSwohlfahrt sind wie im Vorjahre 12500 M. auSgeworfen worden. Abg. Schulz-Erfurt (soz.): Wir müssen energisch dagegen protestieren, daß irgendwelche politische Tätigkeit der Zentral stelle für Volkswohlfahrt auS Staatsmitteln unterstützt wird. Man wirst un» vor, wir wollen die Jugend zu Sozialdemokraten erziehen und "damit die Wehrhaftigkeit untergraben. Allerdings wollen wir die Kinder nicht zu Soldaten machen wie die Jugend wehren. Wir wollen unseren Kindern die Frische der Jugend so lange wie möglich erhalten. Aber mit dem Eintritt der Voll endung deS 18. Lebensjahres dürfen sie sich mit politischen Dingen beschäftigen. Die wirtschaftliche Rot der Arbeiter weckt ein poli tisches Verständnis schon bei den jungen Arbeitern, di« früher in den Lebenskampf eintreten müssen und dadurch zum Nachdenken getrieben werden. Aber wir Sozialdemokraten achten bestehende Gesetze und sorgen dafür, daß unsere Jugendlichen nicht Gefahr laufen, angezeigt und bestraft zu werden. Unsere unpolitischen Jugendvrrbände werden in unerhörter Weise schikaniert. Schuld an diesem Vorgehen der Behörden trägt in erster Linie die Zentralstelle für Volkswohlfahrt. Tie Unterstützung der Zentral telle für Volkswohlfahrt als der Vorkämpferin der bürgerliche» Parteien gegen die Sozialdemokratie lehnen wir ab. Vizepräsident vr. Paasche teilte mit, daß bei der Ab- timmung mehrere Resolutionen übersehen worden sind; über liefe soll morgen abgestimmt werden. Abg. Prinz z« Schönaich-Larolath (nl.): Ich verstehe nicht, vie die Sozialdemokratie sich darüber wundern kann, daß auch >ie bürgerliche Gesellschaft sich ihrer Pflicht bewußt wird und sich n hervorragendem Maße der Jugendpflege widmet. Die Soldaten- pielerei der Jugend wird auch von manchen bürgerlichen Kreisen verurteilt. Wir wollen, daß die glorreichen Überlieferungen und die Geschichte unseres Volles in der Jugend erhalten werden, und daß unsere Jugend zu Vaterlandsliebe und Sittlichkeit erzogen wird. Die Zentralstelle für Volkswohlfdhrt hat sich große Verdienste er worben und es ist in ihr gerade für soziale Fragen ein großes Verständnis vorhanden. Abg. vr. Pieper (Z.): Bon einer Bekämpfung der Sozial- »emokratie durch die Zentralstelle kann keine Rede sein. Wenn )ie Eoziald«mokratt« diesen Titel ablehnt, so stimmen wir ihm um so lieber zu. Unterstaatssekretär Richter: Die Zentralstelle für BolkSwohl- ährt ist keine Staats-, sondern eine private Anstalt, in deren öeirat Mitglieder aller Parteien mitwirken (Zurufi), jedenfalls aller bürgerlichen Parteien. Sie arbeitet völlig unabhängig und beschäftigt sich hauptsächlich mit literarischen Arbeiten. Wenn eine derselben der sozialdemokratischen Partei nicht gefallen hat, so ist »as kein Grund, ihr die Unterstützung zu entziehen, weder für die Regierung noch für die Parlamente. (Zustimmung rechts.) Abg. Bruckhosf-Züllichau tfortschr.Vp.): Die Sozialdemokraten »ellagen sich darüber, daß die Jugendpflegeorganisationen der Sozialdemokratie die Jugend abspenstig machen wollen. Was be- zwecken denn die sozialdemokratischen Jugendorganisationen? Vizepräsident vr. P««sche bittet, mehr bei dem Thema zu bleiben. Abg. Davidsohn (soz.): Die Mittel der Jugendpflege fließen zum großen Teil aus Reichs- und Staatskosten. Private geb«n nur vereinzelt etwas dazu her. Die Sozialdemokratie dagegen »ringt den Bedarf für ihre Einrichtungen groschenweise selber zu- ammen. Der Arbeiter hat ein Anrecht darauf, seine Kinder in einem Sinne erziehen zu lassen. Die Parteipolitik wollen wir richt in die Schule und Jugendbewegung hineinrragen. Das tun aber die bürgerlichen Parteien. ES müßten doch wenigstens die Reichstagsabgeordneten stets in der Lage sein, die literarischen Erzeugnisse der Zentralstelle einsehen zu können. Die Zentralstelle, die vom Reiche unterstützt wird, versorgt nicht einmal die Reichstagsbibliothek mit allen ihren Schriften. . Direktor im Reichsamt des Innern vr. Lewald: Auf den im vorigen Jahre in der Budgetkommission ausgesprochenen Wunsch hin wurde im Reichsamt de» Innern eine Sammlung aller Schriften der Zentralstelle für BolkSwohlfahrt veranstaltet, die dann dem Präsidenten des Reichstags übersandt worden ist. Abg. vr. Bell (Z.): Die sozialdemokratischen Jugend- organisalionen wollen nur parteipolitischen Zwecken dienen. Bei der Zentralstelle kann davou keine Rede sein. Der Beitrag zur Unterstützung der Zentralstelle »nutz im nächsten Etat erhöht werden. Nach weiterer Debatte wurde der Titel bewilligt. ES folgte der Titel „Belastung de» Reiche» au» den auf Grund der Reichsversicherungsordnung zu gewährenden Leistungen". Hierzu beantragte die Budgetkommission eine Resolution, da hingehend, neue Berechnungen über die Belastung de» Reiche» und der Versicherten au» der tzinterbliebenrnversicherung aujstellen zu lassen. Sollte sich ergeben, daß höhere Renten gewährt werden können, al» in der NeichSversicherungsordnnng versprochen sind, so soll dem Reichstag schleunigst eine Vorlage gemacht werden, durch welche di« Renten soweit erhöht werden, wi« sie au» den verfügbaren Mitteln gezahlt werden können. » Referent Abg. Graf d. Weftarp'^ons.) gab D diesem Be schluß noch einige Erläuterungen. Abg. Molkenbutzr (soz.): Die Vorwürfe, die man seinerzeit bet Beratung der Reichsverficherungsordnung den Sozialdemo kraten gemacht hat, w«rd«n durch die jetzt vorliegenden Be rechnungen widerlegt. Daß ein« Erhöhung der Hinterbliebenen- r«nte dringend notwendig ist, kann man, namentlich wen» ein« Witwe für Kinder in ganz jugendlichem Alter zu sorgen hat, ohne weitere» zugebin. Die heute gewährt« Rrnte ist völlig un- zureichend. Ministerialdirektor vr. L«SP«r: Die Berechnungen deS Abg. Molkenbuhr treffen nicht zu. Die Witwenrenten find im letzten Jahre von 92 im ersten auf 1800 im letzten Vierteljahr ge stiegen. Dazu kommt noch, daß der Anspruch auf Rente noch innerhalb «ine» Zeitraum« von zw«i Jahren nachttäglich geltend gemacht werden kann. Im vorigen Jahr« sind außerdem 4000 Witwenrenten und 14 000 Waisenrenten angemeldet worden. Abg. G«thei» (fortschr. Bp ): Unser Verlangen, eine klare Be rechnung in Form einer Denkschrift zu bekommen, um so ein Urteil über die tatsächliche Wirkung de, Versicherung zu erhalten, ist be- rechtigt. Da» Reich«amt des Innern hätte di« Schrift von Prof. Bernhard studieren und seine Maßnahmen danach «tnrtchten sollen. Soviel die Versicherung auch zu wünschen übrig läßt, sie stellt doch einen erheblichen sozialen Fortschritt dar. Staatssekretär Vr. Delbrück: Die Bernhards«!»« Schrift ist be- reit» durch «inen Vortrag de« Präsident«« de» R«ich»versicherimg». amt«S und auch durch d» Literatur widerlegt worden. Auch ei, Alttrag de» Abg. Pieper beschäftigt sich mit der darin gegebenen Anregung, und verlangt, daß di« Regierung die Wirkung unser« sozialvolttischin Versicherung eingehend studiere. Ich kau» v«. sichern, daß wir »icht still gestanden Haden hinsichtlich de» Schutze- von Leben und Gesundheit unserer Versicherten. Ich werde die auf diesem Gebiete geltenden Bestimmungen demnächst zusanunen- fassen lassen. Abg. Gerädert» (Z.): Prof. Bernhard steht mit seiner Ansicht leider nicht allein da. Ein« ganz« Clique von Scharfmachern v«. sucht in« Aulland« g«gen unsere sozialpolitische Gesetzgebung Stimmung zu machen. Nach weiterer Debatte wurde der Titel bewilligt und die von der Kommission vorgoschlagen« Resolution angenommen. Weiterberatung Donnerstag 1 Uhr. Der Präsident stellt «ine Abendsitzung für morgen in Aussicht. Schluß U7 Uhr. Berlin. 22. Januar. Deni Reichstage ist eine Anfrage btt Abg. Hoch (soz.) zugegangen, in der um Auskunft ersucht wird, ob da» Kolonialamt seine Zustimmung gegeben habe, daß die Diamantenregie einen neuen V«rtrag über die Abgabe dn Diamanten aus Südwestasrika schließe, bevor d«r Reichstag zu den Bedingungen des Vertrages Stellung nehm«» konnte. Koloniales. B«umwollernt« IVIS in Deutsch-Oftafrtka. Nach dem nunmehr vorliegenden Ergebnis belief sich die Baumwollernte in Deutsch-Ostafrika im Jahre 1912 auf 8900 Ballen zu je 250 kg. Da im Jahre 1911 nur 4322 Ballen geerntet wurden, so übertrifft das diesjährige Ergebnis das Vorjahr um mehr als da« Doppelte. Sine erfolgreiche Expedition in Südwestafrika. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erfährt: Die im letzten Herbst gemeldete Ermordung «ine» süd- westafrikanischen Reiters hat nach einem soeben ein» gegangenen Berichte nunmehr ihre Sühne gefunden. Der Aus- dauer der Schutztruppe ist es gelungen, der Buschleute, denen der Reiter Müller von der 9. Kompanie am 26. September in da Dünen bei Hunirob zum Opfer fiel, habhaft zu werden. Na§ dem alle Maßnahmen zur Auffindung der Mörder bisher erfolM geblieben waren, gelang es am 27. November einer PatromK der 7. (Kameelreiter-) Kompanie unter Führung de» tzauptma»« Mansfeld, durch unermüdliche« Nachspüren und trotz dn Schwierigkeiten, die das unübersichtliche Gelände und der gänzlich« Mangel an Wasser verursachten, di« Bande aufzufinden. Li« gewöhnlich, war deren Spur gewandt über hartes Gestein gelegt und nur mit größter Mühe zu halten. Bei der Verfolgung wurde die Patrouille zweimal aus naher Ent fernung im Busch beschossen, ohne daß sie jedoch selbst Ver luste erlitt. Bei dem ersten Zusammenstoß wurden vier Weiber und fünf Kinder gefangen genommen, während «» drei Männern und zwei Kindern g«lang, zu entfliehen. Auf der sofort aufgenommenen weiteren Verfolgung ist dann beim zweiten Zusammentreffen am 29. November der von den übrigen Ge fangenen al» Mörder deS Gefreiten Müller bezeichnete Bulch- mann gefallen. Zugleich gelangte sein Karabiner, mit dem er Müller erschossen hatte, nebst Patronen M diLvända der Ppttpi/M. Ein Begleiter de» Mörder» und «in Kind 'wuxv.fi Tage darauf stellte sich dann der leM MäÄn »int eriinn'Rl'nd«. Tas Gewehr Müllers, das dieser letzte Buschmann auf der Flucht örtgeworfen hatte, wurde nachträglich ebenfalls von der Patrouille gefunden. Die Patrouille war 17 Tage mit nur kurzen Interbrechungen geritten. Ausland. v. Jagow« Abreise von Rom. Rom, 22. Januar. Staatssekretär v. Jagow ist heute mittag nach Berlin abgereist. Am Bahnhofe waren u. a. erschienen: Der Minister des Auswärtigen Marquis di San Giuliano, Unterstaatssekretär im Aus wärtigen Amt Fürst di Scalea, Generalstabschef General- eutnant Pollio, der italienische Botschafter in Berlin, Bollati, der englische, russische und österreichisch-ungarische Botschafter, der rumänische Gesandte, Fürst Bülow, der preußische und bayerische Gesandte und sämtliche Mit flieder der deutschen Botschaft. — Am kommenden Frei- ag wird der Staatssekretär seine amtliche Tätigkeit auf- nehmen. Da- neue französische Kabinett. Preßstim men. Paris, 22. Januar. Das neue Ministerium wird von der Presse im allgemeinen sympathisch begrüßt. „Petite Rspublique" schreibt: Die Zusammensetzung >eS Kabinetts zeigt, daß es seiner Aufgabe genau ent spricht. Das Ministerium soll eine Politik der Be ruhigung betätigen, ohne der Gefangene einer politischen Clique zu sein. — Die „Aktion" schreibt: Da« neue Ministerium wird nur dann fest und dauerhaft sein können, wenn es unverzüglich drei wesentliche Fragen löst, die von der Kammer angenommene Wahlreform, den gesetzmäßigen Sozialismus in der Republik und die Stärkung der nateonalen Verteidigung. — Der „Evene ment" erklärt, wenn daS Ministerium auch keinen so glänzenden Eindruck wie sein Vorgänger macht, so ver dient eS doch Vertrauen. Besonders befriedigt wird man von der Ernennung Baudins zum Marineminister fein. Es bedurfte eines Mannes von seiner Befähigung, um einem so ausgezeichneten Marineminister nachzufolgen wie Delcassö eS war. — Die „Rtpubliaue Franyaise" spendet Telcassö gleichfalls das wärmste Lob und sagt, jeder Franzose werde den Abgang diese« Ministers be dauern, der von einem glühenden Patriotismus er füllt, sich mit ganzer Seel« der Hebung der See macht Frankreichs gewidmet und Frankreich in einigen Monaten »um Übergewicht im Mittelmeer verhalfen habe. Glücklicherweise fei Baudin ein ebenso eifriger Patriot und unermüdlicher Arbeiter. — Der „Radical", daS Parteiblatt dex Coinbisten, sagt: Wir machen keinerlei Vorbehalte über den Wert der ins Kabinett berufenen Persönlichkeiten. Wir fragen uns nur, ob das neue Kabinett eine den Wünschen unserer Freunde entsprechende genügend krästige Farbe hat. Wir lassen unS in dieser Frage lediglich von dem Gedanken an die republikanische Wieocrverföhnung leiten, die gegenwärtig
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