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Iwamten ist im Vergleich zu der anderer Beamtenkategorien un genügend. Tie Überschüsse werde» aus »osten der Beamten ge macht. Die Beamtenschast ist für da-, was die Verwaltung jür ste bisher getan hat, dankbar und hofft, daß auch ihre weiteren berechtigten Wünsch« nicht zu schände» würde«. (Beifall links.) Abg. Krhr. V. «amp (Rp ): Die Gleichstellung der Land- brirsträger mit der Schasfnerllafse wäre notwendig: denn sie haben den schwersten Dienst. Bei der Klaffe der Postassistenten wäre eine anderweitige Diensteinteilmig sehr wohl möglich. Biele Funktionen dieser Klasse sind derart, daß sie von weiblichen An- gestellte» oder gehobene» Unterbcamten erledigt werden können. Das Verhältnis der Assistentenstellen zu den Sekretärstellen müßte schon seht gesetzlich geregelt werden. Der Bildungsgang der Postassessore» muß anders geregelt werden. Für die Militär anwärter ist das Fortkommen bei dcr Postverwallung sehr erschwert. Staatssekretär Kraette: Ich freue mich, daß fast alle Redner den Postbeamten ihre Anerkennung ausgesprochen haben. Tas entspricht auch meiner Auffassung. Fenier danke ich auch für die Zurückhaltung in der Kritik, die an der Tentschrift geübt worden ist Auf einzelne Anregungen und Angriff« will ich in der Kom mission näher eingehen. Nur aus ein paar Äußerungen muß ich gleich eingehen. Ich kann weder anerkenne», daß bei den AvanrementSverhältnissen Mißstände bestehen, noch daß die Be amten nicht zu ihrem Rechte kämen. Wenn Sie einen Vergleich zwischen den Post- und den anderen Beamten machen und in Betracht ziehen, welche Anforderungen wir an die Anwärter stelle», dann werden Sie zugeben, daß die Postkarriere nicht schlecht ist. Die Denkschrift hat nichts zu verschleiern. Ich verwahre mich aber gegen die Kritik des Abg. Hubrich; ich halte eine derartige Kritik für unzulässig. Woher kommt der Mut, in der Berbandszeitung de- Assistrntenverbandes zu behaupten, die Ver waltung nütze das Examen aus, uni die Assistenten durchfallen zu lassen? Früher klang eS in dem gleichen Organ ganz anders. Misere Maßnahmen können sich nicht darum kümmern, ob sie allen Teilen angenehm sind. Für uus gelten allgemeine Gesichtspunkte. Abg. Werner-Gießen (wirtsch. Vgg.): Eine große Miß stimmung unter den Postbeamten kann nicht geleugnet werden. Lie Kunst des Sparens scheint in der Postverwaltung ganz be sonders geübt zn werden. Das ist höchst bedenklich. Was sagt der Kriegsminister zu der Methode seines Kollegen, durch ver mehrte Anstellung von weiblichrn Beamte» die Militäranwärter zurückzudrängen? Abg Windeck (Lothringer): Die Postbeamteugehälter müssen so geregelt werden, wie eS der Reichstag wiederholt verlangt hat. Tie große Anzahl der weiblichen Angestellten ist eine unerfreuliche Erscheinung. Abg. Werner-Hersfeld (Rfp.): Die Klagen der unteren Post beamten find nicht ohne Berechtigung. Fünf Achtel der Assistenten haben damit zu rechnen, daß ihnen ein weitere- Avancement un möglich ist. Abg. Hubrich-Oberbarnim (sortschr. Vp.): Wenn der Staats sekretär meine Kritik als unzulässig bezeichnet, so betone ich mit aller Entschiedenheit, daß eS nicht seine Sache ist, darüber zu ent scheide«, was hier im Reichstage zulässig und was unzulässig ist, (Lebhafte Zustimmung links.), das ist Cache des Präsidenten, der keinen Anlaß gefunden hat, diese Kritik zu rügen. Auch durch die allerschärfsten Angriffe seitens des Staatssekretärs werde ich mich nicht irre machen lassen in »reinem Bemühen, für die Besserstellung der Postbeamtenschast «inzu treten. (Lebhafter Beifall links.) Staatssekretär Kraetke: Nach wie vor muß ich eine derartige Kritik als unzulässig bezeichnen. (Lärm links.) Es ist unzu lässig, eine Verwaltung zu verdächtigen, als ob sie unlautere Mittel ihren Beamten gegenüber gebrauche. (Erneuter Lärm links.) Seine Kritik erkläre ich nochmals für unzulässig. (Erneuter großer Lärm.) . Präsident vr. üaempf: Der amtierende Vizepräsident hat die Worte des Abg. Hubrich als zulässig betrachtet und ist nicht da gegen eingeschritteu. Ich muß diesen Standpunkt des Vizepräsi denten Dove als vollständig begründet bezeichnen. (Lebhafte an haltende Beifalls- und Bravorufe links.) Damit schloß die Debatte. Tie Tenkschrift geht an die Budget« kommission. Es folgte di« erste Lesung der Novelle zum Handelsgesetz buch (Konkurrenzklausel). Staatssekretär vr. Lisco (unter anhaltender Unruhe iin Hause): In de» Kreisen der HandlungSgehilsen wird seit längerer Zeit eine Änderung der Vorschriften der 88 74 und 75 des Handelsgesetzbuches befürwortet. Auch der Reichstag ist diesem Wunsche beigetrcten. Anerkannt worden ist, daß mit der Kon kurrenzklausel bedeutender Mißbrauch getrieben und den Gehilfen vielfach das fernere Fortkommen weit über das berechtigte Interesse des Prinzipals hinaus erschwert wird. In Zukunft soll die Konkurrenzbestimmnng nur angewendet werde», we»n eine unbillige Erschwerung des Fortkommens des Gehilfen ausge schlossen ist. Aus mehr als drei Jahre darf sich die Beschränkung nicht erstrecken. Daraus wird die Weiterberatung auf Sonnabend 12 Uhr pünktlich vertagt. Außerdem Jugeudgerichte. — Schluß ^7 Uhr. * Bingen, 11. Januar, vr. Becker (nl), dessen Wahl für Bingen-Alzey von der Reichstagskommission für ungültig erklärt wurde, hat fein Mandat niedergelegt. Ausland. Krisis in der ungarischen Regierungspartei. Budapest, 10. Januar. Desider Perczel ist vom Präsidium der Regierungspartei zurückgctreten. An seiner Stelle wird voraussichtlich Graf Khuen Hedervary gewählt werden. Das norwegische Budget. Ehristiania, 10. Januar. Der Voranschlag des Staatsbudgets für 191314 balanziert mit 149 676 300 Kronen. Das ordentliche Budget balanziert mit 139 4.50 000 Kronen. ES weist ohne An wendung neuer Steuern gegen das gegenwärtige Finanz jahr eine Steigerung von 5 Mill. Kronen aus. Das Budget für 1911/12 schloß mit einem Uberschuß von 6 M»ll. Kronen ab. Das Budget für 1912/13 wird nach gegenioärtiger Übersicht einen größeren Überschuß er- aeben. Das Budget für 1913/14 weist 7 Mill. Kronen für Eisenbahnbauten auf und 2 Mill. Kronen für draht lose telegraphische Verbindung mit Amerika. «aura redivivuS. Madrid, 10. Januar. Aus Ersuchen der Konserva tiven hat sich Maura entschloßen, den Verzicht auf sein Deputiertenmandat und aus die Führung der konservativen Partei zurückzuziehen. Progr««« der neuen portugiesischen Regierung. Lissabon, 11. Januar. In einer im Parlament verlesenen Erklärung heißt e» u. a., in der äußeren Politik werde die Regierung der Tradition folgen sowie den Richtlinien, wie sie durch da- Verhältnis mit England gegeben sind. Sie nxrde die Bande der Frenndschast zwischen Portn-al nud Brasilien enger kntpse». Ferner »erd« sie de« Gesetze über die ministerielle Verantwortlichkeit zustimmen und die LandeS- verteidigungSpläne vervollständigen. Der valknutrieg. Um den Frieden. Konstantinopel, 10. Januar. (Meldung deS Wiener K. K. Telegr.-Korresp.-BureauS.) Die Botschafter haben bei ihrer gestrigen Zusammenkunft den Entwurf einer Kollektivnote redigiert, die der Pforte überreicht werden soll und ihr zum Abschluß des Friedens rät. Ter sestgcstellte Text wird noch nicht als endgültig betrachtet, und man weiß auch noch nicht, wann die Rote überreicht werden wird. London, 10. Januar. (Reutermeldung.) Am 13. Januar wird eine weitere Zusammenkunft der Botschafter stattfinden. Der nächste Schritt ist die Vorlegung der von den Mächten beschlossenen Kollektiv note in Konstantinopel, die noch vor dein 13. Jainmp erfolgen dürfte, über die nächste Zusammenkunft der Friedenskonferenz läßt sich mit Bestimmtheit nur soviel sa^en, daß eine weitere Zusammenkunft nicht un möglich ist. Die Delegierten der verbündeten Balkan staaten sind bisher ohne Informationen darüber, daß die türkischen Delegierten abberusen werden sollen. Die Mächte bemühen sich noch, der Türkei ihren guten Rat zu geben. Wenn indessen die türkische Mission abberufen wird, so kann dies nur den Bruch bedeuten. Die Beratungen der Botschafter im Auswärtigen Amte dauerten heute etwa zwei Stunden. Die nächste Sitzung findet am Montag statt. Eölu, 10. Januar. Die „Köln. Ztg." ineldet in einem Berliner Telegramm zu der Mitteilung, daß die Türkei ihre Bevollmächtigten abberusen wolle. „Die Mächte können auf diesen Schritt der Pforte kein entscheidendes Ge wicht legen. Sie müssen ihr weiteres Verhalten uach der Ant wort einrichten, welche die Türkei auf die Kollektivnote der Großmächte erteilen wird. Inzwischen können alle aufrichtigen Freunde der Türkei ihr nur immrr wieder den Rat geben, die Feindseligkeiten nicht wieder auf zunehmen. Tenn im Verlause eines neuen Krieges könnte vielleicht auch der asiatische Besitzstand der Türkei gefährdet werden. Darum ist von den vor liegenden Meldungen über völlige Unnachgiebigkeit der Pforte und einem bereits feststehenden Entschluß zur Wiederaufnahme des Krieges im Interesse der Türkei selbst zn wünschen, daß sie sich nicht bestätigen mögen! Auf alle Fälle dürfen die Großmächte auf ihre freundschaftlich gemeinte ernste Mitteilung eine wohl überlegte Antwort erwarten. Demselben Blatt wird aus Wien, 10. Januar, ge meldet: Halbamtlich wird hier die internationale Lage für unverändert erklärt. In der Friedensfrage müsse aber in den nächsten Tagen eine entscheidende Wendung eintreten. Sollten sich die Friedensunter händler nicht verständigen, so würden die Mächte ein- schreilen, um einen Wiederausbruch des Krieges zu verhinderu, und zwar durch den angckündigten Gesamt schritt der Konstantinopeler Botschafter, die dafür schon Weisungen erhalten hätten. Diese Weisungen besagten, sie sollten der Pforte bei aller Schonung ihre» Selbst gefühls die Notwendigkeit der Abtretung Adria nopels an Bulgarien darlegen, denn in diesem Punkte seien die Mächte beider Gruppen einig, weshalb auch die Meldung von einem Vorschlag Sir Edward Greys, der Türkei Adrianopel gegen das Versprechen der Schleifung der Festungswerke zu belassen, keinen Glauben ver diene. Die Botschastervereinigung arbeite weiter an den Fragen der Zugehörigkeit der Ägäischen Inseln und der Abgrenzung Albaniens. In beiden sei noch keine Einigung erzielt. Die rumänisch-bulgarische Frage wird halbamtlich als im wachsenden Maße kritisch bezeichnet, da Bul gariens zögernde Haltung die Erregung des rumänischen Volkes beständig erhöhe. Steigende Beachtung findet hier das Bestreben der russischen Presse, die armenische Frage aufzurollen und an die Liquidation der europäischen bieder asiatischen Türkei anzuschließen. Halbamtlich wird der Versuch, die armenische Frage durch eine bestellte armenische Abordnung in der Botschafter- Vereinigung zur Sprache zu bringen, schroff abgewiesen, mit der Feststellung, daß deren Programm von vornherein auf die Balkanangelegeuheiten beschränkt worden sei. Paris, 11. Januar. Das „Reutersche Bureau" er fährt aus diplomatischen Kreisen, daß über die Lage eine Mißstimmung und wachsendes Unbehagen herrsche. Es wird betont, daß dies nicht einer bestimmten Ent wicklung zuzuschreiben sei, sondern zunächst der an dauernden Unnachgiebigkeit in dec Haltung der Türkei, ferner den Nachrichten aus Bukarest, die zu Besorgnissen über die Gefahr von Verwicklungen An laß geben, die au- der rumänisch-bulgarischen Situation entstehen könnte». Die Zusammenkunft der Botschafter, die sich gestern hauptsächlich mit den in Konstantinopel zu unternehmenden Schritten befaßte, zeigte fortdauernd Übereinstimmung. Alle Mächte stnd von der Notwendigkeit durchdrungen, daß die Türkei Adria nopel aufgeben müsse. ES ist beschlossen worden, daß auf die Note^ die von den Botschaftern in Konstantinopel vorgelegt werden wird, bald stärkere entschiedene Vor stellungen bei der Pjorte folgen werden. Adrianopel noch widerstandsfähig. Konstantinopel, 10. Januar. Die Blätter „Jkdam" und „Sabah" veröffentlichen Telegramme ihrer Korre- spondenten in Adrianopel, nach denen die Lage der Festung gut und der Geist der Truppen ausgezeichnet ist. Die Verteidiger von Adriauopel entböten ihren Lands leuten ihren Gruß. Kein Vorpostengefecht au der Tschataldschalinie. Sofia, 10. Januar. Die „Agcnce Bulgare" be- zeichnet die Meldung au- Konstantinopel, wonach zwischen den Vorposten an der Tschataldschalinie ein Scharmützel stattgefunden hätte, alS jeder«» undlage entbehrend. ß? Schwere griechisch« Verluste vor Janina. Saloniki, 10. Januar. Die erste griechische Division erhielt den Befehl, sich für den Abmarsch nach Epirus bereitzuhalten. Sie soll in ein bis zwei Tagen zur Einschiffung gelangen. Authentischen Nachrichten zu- l»lg« habe» bi« griechische» Truppe» vor Janina schwere Verluste erlitten. Serben und Arnauten. Saloniki, 10. Januar. Aus Dibra wird gemeldet, daß die Serben zwei Kompanien dorthin entsandt haben, um die Arnauten zu unterstützen. Diese hätten die serbischen Truppen umziugelt und fast gänzlich auf- gerieben. Österreich und Serbien. Belgrad, 10. Januar. Zwischen dem österreichisch ungarischen Gesandten v. Ugron und der serbischen Re gierung wurde vereinbart, daß die feierliche Hissung der österreichisch-ungarischen Konsularslagge in Prizrcnd am 13. d. M. erfolgt. Dem Festakt wird Konsul Prohaska in Galauniform beiwohnen. Ein größeres Detachement serbischer Truppen unter den» Kommando eines Offiziers wird bei der Hissung der Flagge die vorgeschriebene Ehrenbezeigung leisten. In Mitrowitza wird eine vollkommen gleiche G.nugtuung in den nächsten Tagen gegeben werden. Verschärfung der Spannung zwischen Rumänien und Bulgarien? Berlin, 10. Januar. Den» „Tag" meldet man aus London, 10. Jannar. Die „Times" will aus Bukarest erfahren haben, daß die rumänische Regierung die so fortige Besetzung jenes Streifens bnlgarischen Landes beschlossen habe, den sie als Lohn für ihre Neu tralität während des Krieges fordert. D»e Bukarester Regierung habe gefunden, daß die Verhandlungen mit Bulgarien zu keinem Ergebnis führten, und es bleibe ihr deshalb nichts weiter übrig, als zu ernstlichen Mi» teln zu greifen, um ihre gerechten Ansprüche durchzusetzen. Von anderer Seite verlautet aber, daß die Vertreter Österreichs und Rußlands dringende Vorstellungen bei der Bukarester Regierung erhoben und durch setzten, daß der Einmarsm rumänischer Truppen in Bulgarien noch um einige Tage aufgeschoben wurde. Die Friedensdelegierten der Ballanstaatcn, denen die Nachricht mitgeteilt wurde, der nach Konstantinopel ge reiste rumänilche Ackerbauminister habe den Auftrag, gewisse Abmachungen mit der Pforte für den Fall des Ausbruchs von Feindseligkeiten zu treffen, gaben vor, sie nicht ernst nehmen zu können. Sie meinte», Rumänien habe es nur darauf abgesehen, Bulgarien zu „bluffen" und zur Nachgiebigkeit zu bewegen, vr. Dillon, der d>S Vertrauen beider Parteien genießt, kündigt heute morgen im „Daily Telegraph" an, daß die Verhandlungen zwischen vr. Danew und Take JoneScu, dein Vertreter Rumäniens in London, gestern abend wieder auf- genommen worden seien, und daß Hoffnung auf eine friedliche Lösung der Frage vorhanden sei. Serbiens Rückzug. Rom, 10. Januar. Die „Tribuna" meldet: Der serbische Gesandte teilte gestern der Eonsulta den Ent schluß Serbiens mit, sofort nach Abschluß des Friedens seine Truppen von der Küste deS Adriatischen Meeres zurückzuziehen. Der Gesandte betonte dabei den guten Willen Serbiens, im Interesse des Friedens zu wirken, selbst wenn es dabei eigene Opfer bringen müßte. > ' Do» Schicksal der Orientbahnen. Wien, 10. Januar. Die Anwesenheit des Direktors der Orientbahnen vr. Groß in London hat Ver anlassung zu der Nachricht gegeben, daß der größte Teil des Netzes der Orientbahnen von den Balkanst.mten er worben und der auf türkischem Gebiet verbleibende Rest ihres Netzes an die Anatolische Bahn verkauft werden solle. Diese Nachricht beruht lediglich auf Vermutungen Hr. vr. Groß befindet sich in London, um darauf hinzu- wirkcn, daß bei den Friedensverhandlungen die Rechte der Orientbahnen unbedingt gewahrt werden. Tie Orientbahnen verlangen in Verteidigung ihrer wohl erworbenen Rechte, daß die Balkanstaaten den von ihnen besetzten Teil des Orientbahnnctzes an die Betriebs- gesellschaft zurückgeben. Verkaufsverhandlungen werden mit den Ballanstaaten nicht gepflogen. Die Vorgeschichte des Balkanbundes. Sofia, 10. Januar. Die Zeitung „Mir" hebt in einer Rückschau aus Anlaß deS Jahresschlusses die große Bedeutung der Balkanunion hervor, die mit dem Abschluß einer Allianz zwischen Bulgarien und Serbien begann, der sich Montenegro ohne Zögern anschloß. Auch der griechisch-bulgarische Vertrag sei in Sofia unterzeichnet worden. In der denkwürdigen Sitzung am 13./26. August habe der bulgarische Minister rat unter dein Vorsitz des Königs Ferdinand beschlossen, der Türkei den Krieg zu erklären, wenn diese sich weigere, die im Berliner Vertrag vorgesehenen Reformen durch zuführen. Die Alliierten zögerten nicht, diesen» Beschluß beizutreten. Kleine Nachrichten. Sofia, 10. Januar. Aus Anordnung des bulgarischen Geueralstabs wurde die ganze von der bulgarischen Armcc besetzte Küste de- MarmarameercS mit Minen ver sehen. Konstantinopel, 10. Januar. Wie verlautet, be wirbt sich ein amerikanisches Konsortium um die Konzession für ein Tabaksmonopol unter denselben Bedingungen, wie eine französisch« Gruppe. Das Kon sortium bietet eine Anleihe von 4 Mill. Psd. an. Die Gerüchte über Massenverhaftungen, die im Zusammenhang mit der Entdeckung eines Geheim- komiteeS stehen sollten, sind stark übertrieben. Der verhaftete Pertef Tewfik, der frühere Sekretär Scherif Paschas, ist wieder entlassen worden. Die Regierung scheint der Sach« keine Bedeutung beizulegen. London, 10. Januar. Der rumänische Minister deS Innern Jone-eu »nachte heute auf der deutschen Botschaft einen Besuch. A«S Marokko. Ein ernstes Gefecht. Mogador, 10. Januar. Die Kolonne Gueydon, welche die KaSbah de- treugebliebenen Kaids Kublan befreie» und außerdem - freie Zugänge für die Ver proviantierung MogadorS mit Vieh und für die sonstigen Transporte schaffe» wollte, trieb gestern Angehörige einer Harka auseinander, die ihren Marsch hindern wollten. Die Marokkaner verloren SOO Tote. Die Kolonne Gueydon hatte 12 Tote »ad SO verwundete. Sie hat di« KaSbah erreicht.