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Dresdner Journal : 09.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191301092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130109
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-09
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 09.01.1913
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Dienstzeit. Auf ihn wird daher besonders aufmerksam gemacht. 8. Mannschaften aller Wassen, die entweder freiwillig oder infolge ihrer Dienstverpflichtung im stehenden Heere drei Jahre aktiv gedient haben, bleiben in der Land wehr I. Aufgebots nur drei statt fünf Jahre. Dasselbe gilt für Mannschaften der Kavallerie, die sich freiwillig zu einer vierjährigen aktiven Dienstzeit verpflichtet und diese Verpflichtung erfüllt haben. 0. Mannschaften, die bei der Kavallerie freiwillig vier Jahre aktiv gedient haben, werden zu Übungen während des Reserveverhältnisses in der Regel nicht heran gezogen; ebenso wird die Landwehr-Kavallerie im Frieden zu Übungen nicht einberufen. 10. Militärpflichtigen, die sich erst beim Musterungs- termine freiwillig zur Aushebung melden, erwächst ein besonderes Recht auf die Auswahl der Waffengattung oder des Truppenteils nicht. *) Für den Eintritt bei den sächsischen Verkehrstruppeu sind die Anmeldungen zu richten: An da- Königlich Preußische Eisenbahn-Regiment Nr. 2 in Schöneberg bei Berlin für die 7. u. 8. (K. S.) Kompagnie dieses Regiments. An das Königlich Preußische Telegraphen-Bataillon Nr. 1 in Berlin 80. 33 für die 3. (K. S.) Kompagnie und für das Königlich Sächsische Detachement bei der 4. (Funker-) Kompagnie dieses Bataillons. An das Königlich Preußische Kraftfahr-Bataillon in Schöne berg bei Berlin für das K. E. Detachement bei der 2. Kompagnie dieses Bataillons. An das Königlisch Preußische Luftschisfer-Bataillon Nr. 3 in Köln a. Rh. für das K. S. Detachement bei der 2. Kompagnie dieses Bataillons in Metz. An die Königlich Preußische Fliegertruppe in Döberitz für das K. S. Detachement bei dieser Truppe. Die Amtsblätter werden um Abdruck dieser Bekannt machung ersucht. 184 Krieg » m 1 nisteriit m. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 9. Januar. Am Königl. Hofe nahmen gestern die diesjährigen Karnevalsfestlichkeiten mit einem großen Hofballe, der in den Paradesälen des Königl. Residenzschlosses flattfand, ihren Anfang. Außer Sr. Majestät dem Könige wohnten Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde mit den Damen und Herren des Königl. großen und Prinzlichcn Dienstes dem Ballfeste bei. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz blieb einer leichten Erkältung wegen dem Ballfeste fern. Unter den Geladenen befanden sich die Damen und Herren des diplomatischen Korps, die Herren Staatsminister mit Gemahlinnen, die Generalität und zahlreiche Offiziere aller Truppenteile mit ihren Damen sowie der Komman deur mit einigen Offizieren des Königl. Preußischen Ulanen- regiments Hennigs v. Treffenfeld Nr. 16, dessen Chef Se. Majestät der König ist, höhere Staatsbeamte, Vertreter von Kunst und Wissenschaft, Damen und Herren der fremden und einheimischen Aristokratie rc. Eine vom Königl. Gardereiterregiment im Vorzimmer zur französischen Galerie aufgetretene Paradewache er wies den ankommenden Gästen die militärische Ehren bezeigung. Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten nahmen vor Beginn des Balles im Marmorsaale die Vorstellung neuangemeldeter Damen und Herren ent gegen und erschienen um 9 Uhr im Ballsaal, wo zunächst Cercle stattfand. Nach diesem begann der Tanz mit dem ersten Walzer, dem Polka, Galopp, Francaise rc. folgten. Als Vortänzer fungierten Oberleutnant v. Moutbä vom 1. (Leib-) Grenadierregiment Nr. 100 und Leutnant v. Abendroth vom Gardereiterregiment. Um 11 Uhr wurde das Souper an den im Eck parade-, Bankett- und den Speisesälen errichteten Büfetts eingenommen. Der Eckparadesaal, wo zunächst die Fürstlichen Herr schaften mit den vornehmsten Gästen soupierten, trat dekorativ besonders hervor. Bis zur Decke des Saales aufgebaut, umrahmten mächtige Palmen einen duftenden Blumenflor, der in kunstvollen Arrangements aus Poinsettien, AmmarylliS, Tulpen, Hyazinthen, weißem und farbigem Flieder bestand, und mit den in den einzelnen Blumen- und Pslanzengruppen ausgestellten goldenen Taselprunkstttcken ein prächtiges farbenreiches Bild bot. Zu beiden Seiten des Saales waren etagenförmige mit rotem Sammet belegte BüsettS errichtet, auf denen goldene Kunstgegenstände, die dem Grünen Gewölbe und der Hofsilberkammer entnommen waren, Aufstellung gefunden hatten. Die Kouditoreibüfetts waren in den hinter der so genannten Reitschule befindlichen Gobelinzimmern auf gestellt. Der Tanz wurde auch während des Soupers fort gesetzt und endete um 1 Kurze Zeit darauf zog Sich Se. Majestät mit den Hohen Prinzlichcn Herrschaften zurück. Die Ballmusik stellte das Hoboistenkorps des 2. Greuadier- regimer.ts Nr. 101. Se. Majestät der König erteilte vormittags 11 Uhr 4"> Min. an nachstehende Herren Audienz: Ministerialdirektor Geh. Rat vr. Geßler-DreSden, Geh. Rat Prof. vr. Renk-Dresden, Geh. Regterungsrat Krast-Dresden, die Geh. tzofräte Professoren LucaS, vr. Förster, vr. Mollier, Dülfer und Genzmer-Tresden, Geh. Kommerzienrat Bienert-Dresden» Plauen, die OberlandesgerichtSräte Flemming und Kürsten- Dresden, Obermedizinalrat vr. Menschel-Bautzen, die Oberjustizräte Vauer-Mittweida nnd Burkhardt-Leipzig, Oberkirchenrat Superinten- d««t V.Kaiser-Radeb«rg,Oberschulrat Löbmann-Bautzen.Regierung-- rat vr. Gras Vitzthum v. Eckstädt-Löbau.RtgierungSrat vr.Schmitt- * Se. Majestät der König ließ dem bei dem Umbau des Königl. Opernhauses tätig gewesenen Bauamtmann Neumann eine goldene Chiffrenaoel iu Brillanten über reichen. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. --- Der fünfte der Vorträge, die auf Veranlassung des Justizministeriums für die sächsischen Richter und Staatsanwälte gehalten werden, findet Sonnabend, den 11. Januar d. I., abends Z4? Uhr im großen Schwur- gerichtssaale des Landgerichts Dresden, Pillnitzer Straße 41, Erdgeschoß, statt. Hr. Syndikus vr. Tschierschky in Düsseldorf wird über „Der gegenwärtige Stand der Kartellentwicklung in Deutschland und seine Forderungen an die Rechtspraxis" sprechen. Der auf den 1. Februar d. I. angesetzte Vortrag des Hrn. Geh. Rates Prof. vr. Mitteis kann wegen Erkrankung des Vortragenden nicht stattfinden. Statt dessen wird Hr. vr. phü. Schacht, stellvertretender Direktor der Dresdner Bank in Berlin, über „Die Börse und deren Organismus" sprechen. Dresden, die Professoren vr.Stumm-Leipzig, V.AlthauS-Leipzig und Buhle-Dresden, Forstmeister Protz-Bienenmühle, die Bauräte Haeuser-Zwickau uud tzchindler-Annaberg, Baurat Prof. Wagner- Chemnitz, Landgerichtsrat vr. Botat-Dresden, die Postdirektoren He«aer-Leipzig.Plagwitz, Kietzia-Werdau und Thier-Auerbach, Studienrat Prof. Vr. Baunack-Leipzig, Schulrat vr. Richter- Chemnitz, SanitätSrat vr. Salzburg-Dresden, Medizinalrat Prof, vr. Klimmer-Dre-den, SanitätSrat vr. Baron-Dresden, SanitätS- rat vr. Mackenthun-Leipzig, die Kommerzienräte Tümmler-Döbeln, Eger-Deuben, Hietzig-Dresden und Reinhardt-Bautzen, Fürstl. Reußischer Kommerzienrat Schilbach-Greiz, Pfarrer Albrecht- Hohenstein-Ernstthal, Kanonikus und Pfarrer Sauer-Bautzen, die Professoren vr. Bruck-Dresden und Zierold-Chemnitz, Bauamtmann Riemer-Meißen, Finanzamtmann vr. Bogel-Dresden, die Pro- fefforen vio. tdvol. Noth-Dre-de», vr. Altenkirch.Oschatz und Tenner-Leipzig, Okonomierat Hiklig-Trachenau, Stadtrat Anger- Hohenstein-Ernstthal, Tierarzt Bordan-Crostau, Fabrikbesitzer Klaus- Neukirchen, Apothekenbesitzer Merres-Glauchau, Stadtrat Nestler- Frankenberg, Bürgermeister Schilling-Rochlitz, prakt. Arzt vr. Tittel-Zittau, Stadtrat Uhlig-Chemnitz, prakt. Arzt vr. Streffer- Leipzig, Bureauvorstand Fischer-Dresden, Oberlehrer Gott löber-Stollberg, Schuldirektor Stuckart-Dresden, Möbelfabrikaut Fickler-HainSberg, ErbgerichtSbesitzer Fi cher-Rathewalde, Oberlehrer Franke-Dresden, Kassierer Georgi-Ober chlema, Prokurist Leonhardt- Zwickau, Postmeister Nißmann-Adorf, Rechnungsrat Uhlich-Chemnitz, Kammervirtuos Lindner-Dresden, die Oberlehrer Gitter-Bautzen, Paetz-Pausa und Wagner-Dresden, König!. Förster Neumeister- Ostrau bei Schandau und die Schichtmeister Lohse und Weiden dörfer-Freiberg. An der Königl. Mittagstafel nahmen Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg und Prinzessin Mathilde mit den Damen und Herren vom Dienst teil. Deutsches Reich. Stus dem preutzislyen Abgeordnetenhaufe. Berlin, 8. Januar. Dem Abgeordnetenhause ist heute der Etat für das Etatsjahr 1913 zugegangen. Bayerische Staatszeitung. In Nr. 4 hatten wir an anderer Stelle des Blattes erwähnt, daß der Verein bayerischer Zeitungs- Verleger in einer Entschließung gegen die Gründung der „Bayerischen Staatszeitung" entschieden Stellung ge nommen habe. Die „Bayerische Staatszeitung" wendet sich nun gegen diesen Protest der bayerischen Zeitungs verleger und führt u. a. aus: Es besteht Veranlassung, einige irrtümliche Auffassungen richtigzustellen, die offenbar dieser Resolution zugrunde liegen. Irrig ist hier vor allem die Annahme, daß lediglich in Bayern Staatsanzeiger und Staatszeitung zu einem Blatt verbunden seien. Vielmehr besteht sowohl das „Dresdner Journal" wie der „Staatsanzeiger für Württemberg" aus einem amtlichen Teil, der dazu bestimmt ist, Verordnung«» und Bekanntmachungen amt- lichen Charakters aufzuuehmen, und aus einem nichtamtlichen Teil, der völlig im Rahmen einer Tageszeitung gehalten, sich mit allen wichtigeren politischen Ereignissen und öffentlichen Angelegen heiten beschäftigt und nach Bedarf dazu dient, halbamtliche Kund gebungen der Staatsregierung wiederzugeben. Irrig ist des weiteren die Meinung, lediglich in Bayern sei das Halten des amtlichen Organs den Gemeinden und Kirchenstiftungen zur Pflicht ge- macht. Vielmehr sind die Gemeinden sowohl in Sachsen wie in Württemberg verpflichtet, das „Dresdner Journal" bez. den „Staatsanzeiger für Württemberg" zu halten. In Württemberg besteht die gleiche Verpflichtung auch für sämtliche Pfarrämter. Was in diesen Bundesstaaten sich längst eingelebt hat, führt bei nns zu Schwierigkeiten, aus die man gefaßt sein mußte. Fest zustellen ist ferner, daß sowohl in Sachsen wie in Württemberg die Ministerial- und sonstigen Amtsblätter neben dem Staats anzeiger bestehen und daß im amtlichen Teil dieser Staats anzeiger, gleichwie in Bayern, jene Verordnungen und Bekannt machungen abgedruckt werden, die ihrer Natur nach möglichst rasch zur Kenntnis weitester Interessentenkreise gebracht werden sollen. Was verschiedene Fragen geschäftlicher Natur betrifft, die von der Resolution berührt werden, so wird hier wohl zunächst ab gewartet werden müssen, welche Erfahrungen gemacht werden. Sollten sich wirkliche Unzuträglichkeiten oder gerechtfertigte Klagen ergeben, so wird denselben noch abzuhelfen sein. Kleine Politische Nachrichten. Stuttgart, 8. Januar. Heute abend starb hier im Alter von beinahe 5ü Jahren der bekannte konservative Politiker und rühere Reichstags-und Landtagsabgeordnete Friedrich Schrempf. — Wien, 8. Januar. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korr.- Bur.). Dem Unterstaatssekretär Im Deutschen Auswärtigen Amt vr. Zimmermann ist der Orden der Eisernen Krone 1. Klasse und dem Dirigenten der Politischen Abteilung Geh. Legationsrat v. Stumm das Großkreuz des Franz Joses-Ordens verliehen worden. Eine hohe Anszeichnnng war, wie die „Polit. Korresp." meldet, dem Staatssekretär v. Kiderlen-Waechter zuaedacht. — London, 9. Januar. Der Kaiser!. Botschaftsrat v. Kühlmann hat einen kurzen Urlaub angetreten und ist gestern abend nach Deutschland abgereist. Reichstag Sitzung vom 8. Januar. Ain BundeSratstische: vr. Delbrück, Wackerzapp. Präsident vr. Kaempf eröffnete di« Sitzung nach Uhr, wünschte dem Hause ein -«segnete» neues Jahr und verlas folgendes Telegramm des Prinz-Regenten Ludwig von Bayern; Di« erhebende Kundgebung, mit welcher der Reichstag meines in Gott ruhenden, unvergeßlichen Vater« gedacht hat, und das ehrende Angedenken, das er den Verdiensten des Ent- schlafen«» um di« Einigung des deutschen Volke« nnd das Wohl d«s Deutschen Reiche» gewidmet hat, rührt mich tief. Ich bitte Sie, dem Reichstage meinen innigsten Dank zu übermitteln. Ludwig. Präsident vr. Kaempf gab weiter bekannt, daß von den Präsi- dente» der Bayerischen Kammern der Reichsrate und der Abgeord neten, sowie von dem StaatSminister Frhrn. v. Hertling Dank- sagungen eingegangen sind. — Weiter gedachte der Präsident des verstorbenen Staatssekretärs v. Kiderlen-Waechter mit folgen den Worten: Am 30. Dezember v. I. ist der Hr. Staatssekretär deS Aus wärtigen Amte-, Wirk!. Geh. Rat v. Kiderlen-Waechter, der Jahre unter schwierigen Verhältnissen das Auswärtige Amt geleitet und dem Vaterlande große Dienste geleistet hat, nach kurzem Krankenlager verstorben. Ich habe der Schwester des Ent schlafenen, Freifrau v. Gemmingen, das herzliche Beileid des Reichstags übermittelt und an der Bahre des Entschlafenen einen Kranz niederlegen lassen. Freifrau v. Gemmingen hat dein Reichs tag für seine Anteilnahme ihren herzlichen Dank ausgesprochen. Sie haben sich zu Ehren deS Entschlafenen von den Sitzen er hoben. Ich danke Ihnen dafür. Das Haus erhob sich zu Ehren des Verstorbenen von den Plätzen. Nach weiteren geschäftlichen Mtteilungen beschloß das Haus, die Genehmigung zur Einleitung einer Privatklage wegen Be leidigung gegen den Abg. He st er mann (wild) nicht zu erteilen. Es folgte die Interpellation der Sozialdemokraten betreffend den Wagenmangel im Ruhrgebiet. Zur Begründung der Interpellation führte Abg. König (soz.) aus: Die sonst vorübergehende» Klagen über Wagenmaugel in den Jndustriegegenden sind zu dauernden Er- scheinungen geworden. Der Wageninangel war noch in der zweiten Hälfte deS Dezember vorhanden. Noch in den letzten Tagen sind Beschwerden hierüber von Handelskammern nnd anderen Körper- schäften an uns gelangt. Die rheinische und die elsässische Industrie haben die stärksten Anklagen gegen die preußische nnd die Reichs- «isenbahnverwaltung erhoben. Im Jahre 1918 haben nicht weniger als 600 000 Wagen gefehlt! Daß durch den Wagenmangel die Kohlen verteuert werden, liegt auf der Hand. Wegen Kohlen mangels haben sogar verschiedene Werke stillgelegt werden müssen. Am meisten in Mitleidenschaft gezogen sind di« Bergarbeiter, da ZwangSfeierschichteu eingelegt wurde». Der Ausfall an Löhne» ist außerordentlich hoch, es handelt sich um Millionen. Ten Arbeitern auf den Privatgruben wird keine Entschädigung für den Lohnausfall gegeben, den staatlichen Bergarbeitern dagegen soll durch einen NachtragSetat etwas von den neuangesvrderten 60 Mill, zugute kommen. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Präsident des Reichseisenbahnamts Wackerzapp: Der Eisen bahnminister hat sich im Preußischen Landtage und an Ort und Stelle den Interessenten gegenüber wiederholt über die Wagen not ausgesprochen. Die Äagennot und die wirtschaftliche Schä digung ist in erster Linie preußische Landesangelegenheit. (Sehr wahr!) Auf Einzelheiten kann deshalb hier nicht eingegangen werden. Es ist ohne Einschränkung zuzugeben, daß im Herbst vorigen Jahres die Wagengestellung im Ruhrgebiet und in Ober schlesien in ganz außerordentlichem Grade beeinträchtigt worden ist und dadurch schwere wirtschaftliche Schäden für Handel und Industrie wie für die beteiligten Arbeiter entstanden sind. Von ver schiedenen Seiten wird hierfür der Personalmangel im Ruhr gebiet verantwortlich gemacht. Demgegenüber ist darauf hinzu weisen, daß es ein tzauptgebot jeder Wirtschaftsführung sowohl in öffentlichen wie privaten Betrieben ist, mit möglichst wenig Personal möglichst viel zu leisten, selbstv«rständlich unter Aus schluß jeder Überlastung des Personals. Es ist selbstverständlich, daß auf anormale Ausnahmeverhältnisse der dauernde Personal bestand nicht aufgebaut werden kann. Ebensowenig wie der Per sonalmangel kann auch d«r Maug«! an Betriebsmitteln als die eigentliche Ursache d«r ungenügenden Wagengestellung angesehen werden. Die eigentliche Ursache der Störung ist vielmehr in der außergewöhnlich gestiegenen Verkehrszunahme zu erblicken. Der Eisenbahnverwaltung wird der Vorwurf gemacht, daß sie die Ver kehrssteigerung deS vorigen Jahres nicht rechtzeitig erkannt und dafür nicht rechtzeitig entsprechend vorgrsorgt hat. Ei» solcher Vorwurf ist meines Erachtens unbegründet. In die Zukunft kann niemand sehen. Die preußische Verwaltung ist der Entwicklungs- kurve gefolgt. Die Verkehrsabwicklung wurde aber noch besonders durch di« Ungleichmäßigkeit der Steigerung in den verschiedenen Bezirken erschwert. Auf so abnorme Verhältnisse war die preußische Eisenbahnverwaltung nicht zugeschnitten. Ein Vorwurf ist aber für die Eisenbahnverwaltung daraus nicht herzuleiten. Für 1912 war eine entsprechend« Vermehrung des Fuhrparks vorgesehen worden. Die preußisch« Eisenbahnverwaltung ist deshalb mit Recht der Meinung, daß auch die Neuanschaffungen an Wagen im Jahre 1912 für «Ine normale, vorauSzu- sehende BerkehrSsteigerung ihre Betriebsmittel völlig ausgereicht haben würden. Das Reichseisenbahnamt hatte zu keiner Zeit Veranlassung, die preußische Eis«nbahnverwaltung auf die Er füllung der Vorschriften der Reichsverfassung hinzuweisen. Das Personal hat sich in den schweren Zeiten der Verkehrsstockungen außerordentlich bewährt. Die preußisch« Verwaltung ist mit Ernst und Nachdruck bestrebt, eine Besserung herbeizuführen. Auf Antrag des Abg. Haase (soz.) trat das Haus in die Be sprechung der Interpellation ein. Abg. vr. Bell (Z.): Alle bürgerlichen Parteien des preußischen Abgeordnetenhaufes haben seit Jahren auf die Mißstände in der Wagengestellung bingewiesen und Abhilfe gefordert. Im Ruhr revier setzte der Waaenmangel schon im August 1912 ein; er stieg daun rapid in den folgenden Monaten. Man sucht die preußische Verwaltung zu decken durch den Hinweis auf die unvorhersehbare ungewöhnliche Steigerung des Verkehrs. Ditse Behauptungen können dt« beteiligten Kreise nicht gelten lassen; denn wenn die Steigerung auch von der Verwaltung nicht vorheraesehen worden ist, so war sie doch vorhersehbar. Der Hauptzweck der Staatsbahnverwaltung ist, auch nach der Erklärung ihrer Chefs, nicht die Erzielung von Überschüssen, sondern die Bewältigung des Verkehrs. Den großen erzielten Überschüssen aber haben keineswegs imm«r entsprechende Ausgaben für den Betrieb gegenübergestanden. Man ist der Ent wicklung des Verkehrs nicht genügend gefolgt. In den Kreisen der Großindustriellen besteht die Meinung, daß da» vorhandene Per sonal nicht ausreicht, und auch übermäßig angestrengt war. Von zuverlässiger Seite wird versichert, daß, wenn da» Personal aus reichend gewesen wäre, eine Verkehrsstockung in dem eingetretenen Umfange sich nicht gezeigt hätte. Für die Dauer wird die völlige Trennung des Güter- und des Personenverkehrs unvermeidlich sein. Erwünscht ist ferner der Bau von Wagen mit großem Ladegewicht, vor allein die beschleunigte Durchführung der Bahnprojekte. Die preußische Eisenbahnverwaltung und das ReichSeisenbahnamt mögen dafür sorgen, daß di« gegtbenen Versprechungen erfüllt werden und solche Katastrophen, wie wir sie erlebt haben, sich nicht wieder holen. (Beifall im Zentrum.) Abg. Schwabach (ul.): Zweisellos gehört dies« Angelegenheit zur Kompetenz des Reichstages. Wollten wir mit unserer Kritik an der preußischen Eisenbahnverwaltung vorübergehen, so wäre das ganze Aufsicht-recht d«S Reiches eine Farce. Die preußische Eisenbahnverwaltung hat ja manches getan, sie ist aber auf halbem W«ge stehen geblieb«». Selbst das kleine Bayern ist uns mit den 40 - Tonnen - Wagen voraus. Seit Jahren schon ist der Wagenmangel auf den preußischen Staatseisenbahnen chronisch; der Wagenpark entspricht nicht einmal den, normalen Bedarf. Wenn Privatbetriebe unter Umständen aus finanziellen Gründen rin« Ausdehnung ablehnen müssen, so gilt da- nicht für einen Staatsbetrieb. Der Staat muß sich allen Verhältnissen des Wirtschaftlichen Lebens anpassen nnd ihnen gewachsen sein. Das
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