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Dresdner Journal : 15.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191301153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19130115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19130115
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-15
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
- Titel
- Dresdner Journal : 15.01.1913
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- Zwischenstufen in der «n-eftelltenverstcherung. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, stößt die Durch führung der Angestell tenverstcherung aus große Schwierigkeiten, da der Begriff des Angestellten im Gesetz nicht mit der notwendigen Genauigkeit festgelegt worden ist. Die Behörden weichen daher in der Auslegung deS Begriffs vielerorten wesentlich von- einander ab. Verkäuferinnen und kunstgewerbliche Zeichner z. B. werden an einzelnen Orten als versicherungspflichtig angesehen, andere Behörden erklären, daß sie nicht unter die Bestimmungen des Gesetzes fallen. Schreib- und Rechenmaschinendamen wurden mehrfach mit der Be gründung ausgeschlossen, daß Angestellte, die niedere technische Leistungen ausführen, »licht versicherungS- pslichtig seien. Es gibt überhaupt eine ganze st eihe von Berufen, die hinsichtlich deS VersicheruugSgesetzes als „Zwischenstufen" bezeichnet werden müssen. Auch haben wir zahlreiche Klassen von Angestellten, die trotz formeller -Anerkennung ihrer Beamteneigenschast sich keiner so ge sicherten Versorgung erfreuen, daß sie an sich Anspruch aufVersicheruugssreiheit hätten, z.B.die Werfthilsstechniker. Kein Zweifel kann aber darüber herrschen, daß festangestellte und pensionsberechtigte Beamte nicht unter das Gesetz sollen. Man Hal vielfach den Passus des Gesetzes, der die Bersicherung für die „in Betrieben oder im Dienste des Reiches, eines Bundesstaates rc. Beschäftigten" ver neint, dahin ausgelegt, daß auch den Beamten die An wartschaft auf Ruhegehalt und Hinterbliebenenrente im vorgeschriebenen Mi. destbetrage gewährleistet sein müsse, daß also alle unverheirateten weiblichen Beamten unter das Gesetz fielen, iveil bei ihnen von Hinterbliebenen renten begrifflich nicht die Rede sein kann. Diese Auf fassung ist jedoch irrtümlich, sie ist übrigens bei der zweiten Lesung des Gesetzes auch deutlich als unbegründet erklärt worden. Elsatz-lothringische Stimmen zum Fall WetterlL. Die Generalversammlung der Elsaß-Lothringi schen Mittelspartei, Ortsgruppe Buchsweiler, hat auf Antrag von Geheimrat vr. Hoeffel zu der Angelegenheit Wetterlä eine Entschließung angenommen, in der lebhaft bedauert wird, daß eine solche völkerverhctzende Propaganda von einem Vertreter des elsaß-lothringischen Volkes im Ausland ausgeübt wird. Sie sei nicht nur geeignet, das elsaß-lothringische Landesinteresse im schlimmsten Maße zu schädigen, auch vom Standpunkt einer ausrichtigen Verständigung zwischen Frank reich und Deutschland, der alle Eljaß-Lothringer zustreben, und im Interesse der so wünschenswerten Ausgleichung zwischen Alt- und Neu-Elsässern seien die Ausführungen des Hrn. Wetterlv scharf zu miß billigen. „Nicht persönliche Politik, sondern vaterländische Politik hat der Vertreter des Volkes zu treiben, dieses höhere Gebot hat Hr. Abg. Wetterlä in schwer zu ver- antwortender Weise übertreten, wir legen deshalb ent schieden Verwahrung gegen ein derartiges unerhörtes Vorgehen ein". Auch der Vorstand der elsaß- lothringischen Mittelpartei erläßt eine Erklärung gegen Wetterlv, in der es heißt: „Ein Franzose, welcher Richtung er auch angehören möge, der in Deutschland sein Vaterland verlästert und der den Chauvinismus gegen dasselbe aufzuwiegeln versucht, setzt sich der allgemeinen Verachtung aus. Ein Deutscher, der das gleiche tut, kann leinen Anspruch auf andere Beurteilung erheben. Von einem Franzosen, der das tut, hat man bis jetzt noch nichts gehört; da gegen von einem deutschen Reichs- und Landtagsabgeord- ueten, der jenseits der G.enze das Deutsche Reich in den Siaub zu ziehen sucht, spricht alle Welt. Mag Wetterlö, der diesen traurigen Ruhm für sich beanspruchen kann, sich nur als Mußdeutscher betrachten, er ist, und zwar durch ganz freiwilligen Entschluß, Deutscher, und er be kleidet die höchsten Ehrenämter, die das deutsche Volk zu vergeben hat. Kein Wort ist daher scharf genug, Wetterlös Betragen zu geißeln". Koloniales. Deulsch-ostafritanische Eisenbahnen. sk. In der wirtschaftlichen Entwicklung von Teutsch- Ostasrika hat das Jahr 1912 wiederum einen bedeutenden Fortschritt gebracht. Besondere Beachtung und Emp- sehlung widmet der Jahresbericht der Handelskammer zu Hamburg dem geplanten Schienenweg, der von der Mittel landbahn abzweigend, insbesouoere das Gebiet zwischen dem Tanganyika und dem Viktoria-Nyaffa erschließen und an einem Punkte des Kagera endigen soll, von dem aus der Oberlauf dieses Flusses, der sich in den Viktoria see ergießt, schiffbar ist. Diese Schienenverbindung ist nicht nur wirtichafilich von größtem Werte, sondern auch straiegisch außerordentlich wichtig. Die Verwirklichung des Planes wird auch unter Aufrcchterhalten des bis herigen Grundsatzes, daß Bahubauten aus der eigenen Finanzei,inahme des Schutzgebietes ausgeführt werden müssen, keinem Bedenken begegnen. Zeigen doch die Etat- abjchlüsse von Deulfch-Ostasrita in den letzten Jahren eine durchschnittliche jährliche Steigerung der Hinnahmen aus den Steuern von nahezu 1 Mill. M. Die Bahnen Haden in imm.r weiteren Gebieten die Erhebung der Hütten- bez. Kopfsteuern möglich gemacht. 'Die Ein- geborenen lönnen ihre Steuern aber nur bezahlen, wenn ste ihre Erzeugnisse verkaufen lönnen, und das werden sie, sobald die in Aussicht genommene Bahn sertiggestelll fein wird, leichter erreichen können als bisher. Aul viese Weise wird sich die Ausgabe für die Bahn wieder zinsbar machen. Reichstag Sitzung vom 14. Januar. Am BundeSratStische: vr. Caspar, Vr. Lewald, Wahnschaffe. Präsident vr. »aemps eröffnete di« Sitzung um 1 Uhr üMi- nuten. Kurze Anfrage». Abg. Schmidt - Berlin (soz.) fragte an, ob der Bundesrat de- abfichtige, d>« Ausnahmebestimmungen für die jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen in Glashütten, insbesondere die Erlaubnis zur Nachtarbeit, aufzuheben. Mlmperialdireltor vr. T«»p«r: Lin derartiger Entwurf liegt dem Bundesrat vor. Demselben zusolg« sollen in Zukunft Jngend- Itche zur Nachtzeit nicht mehr beschäftigt werden. «hg. vr. «Ale» - Meiningen (fortschr. Bp.) fragt: Ist eS richtig, baß eine Verabredung mit der römische» Kürie über die Besetzung von Lehrstellen der philosophischen Fakultät au der Universität Straßburg 1. Els. nach konfessionellen Rücksichten besteht? Ministerialdirektor vr. Le*»«ld: Da» betrefsende Übereinkommen ist im Jahre 1902 im „Reich anzeiger" veröffentlicht worden. (Heiterkeit.) Der Wirkungskreis de» Professors ist gegenüber dem des bischöflichen Seminars streng abgegrenzt. Tie gleiche Praxis besteht auch an ander» Universitäten. Anlaß zur Änderung dieser Praxis besteht nicht. Abg. Henke (soz.) fragte, ob Verhandlungen mit dem Norddeutschen Lloyd wegen deS im Jahre 1914 ablaufen- den SubventtonSvertrageS begonnen haben, und ob beab- fichtigt sei, die Verhandlungen auch auf andere Reedereien aus- zudehnen. Ministerialdirektor v. Jo«qm»rc»: Bis jetzt hat mit dem Norddeutschen Lloyd nur eine unverbindliche Aussprache statt gefunden. Ob demnächst die Verhandlungen auch ans andere Reedereien ausiudehncn sind, läßt sich zurzeit nicht übersehen. Abg. Vr. Thoma (nl.) fragt, ob die bayerische Regierung ihre Gesandtschaften zur Mitarbeit an der „Bayerischen StaatS»itung" heranzuziehen beabsichtige und ob Vorsorge getroffen sei, daß Fragen der ReichSpvlitik in jenem offiziösen PreßuntcrmhMe» nur im Einvernehmen mit dem verantwortlichen Letter der Neich»- politik behandelt würden. Geh. Legationsrat Lehman«: Der erste Teil der Frage ist mit Nein zu beantworte» (Heiterkeit im Zentrum), der zweite Teil mit Ja. (Große Heiterkeit.) Abg. vr. Müller-Meiningen (fortschr. Vp.) fragte, ob Sicher heit geschaffen worden ist, daß eine Verletzung der Kongo-Akte durch die Konzessionterung fremder Firmen in Zukunft aus geschlossen ist. Geh. Legationsrat Lehmann: Tie Maßnahmen der belgischen Regierung lassen erkennen, daß sie bemüht ist, sich im Rahmen der Bestimmungen der Longo-Akte zu halten. Auch in Zukunft werden die Rechte der Eingeborenen in loyaler Weise durchgesetzl werden. - Abg. Erzberger (Z.) fragte wegen Grausamkeiten im Balkankriege an. Geh. LegationSrat Lehma««: Bis zu welchem Grade die Gerüchte auf Wahrheiten beruhen, insbesondere inwieweit die Ausschreitungen irregulären Banden zur Last zu legen sind, läßt sich von hier aus nicht übersehen. (Lachen.) Tie deutsche Regie rung hat sich stet- an die zur Abhilfe berufenen Regierungen gewandt und darauf htnzuwirken gesucht, daß beklagenswerten Übergriffen vorgebeugt werde. Tarauf wurde die zweite Lesung des Etats (Reichsamt deS Innern) fortgesetzt. Znm Titel „Gehalt des Staatssekretärs" lagen bisher sieben Resolutionen vor. Abg. vr. Maher - Kaufbeuren (Z.): Die wirtschaftliche Ent wicklung Deutschlands im vergangenen Jahre zeigt eine ständige Aufwärtsbewegung. Unser Außenhandel hat eS auf eine Gesamt summe von 18 bis 19 Milliarden M. gebracht, und ein ähnliches erfreuliches Bild zeigt die Entwicklung unseres Innenhandels. Im Vergleich zü der Lage deS Geldmarktes in letzter Zeit, der besonders stark unter der Krediteinschränkung und der Kriegssurcht litt, kann man das Jahr 1912 als das Jahr der Gegensätze be zeichnen. Wir billigen die Absicht der Reichsbank, weiteres Gold aus dem Verkehr zu ziehen und für sich zurückzuhalten. Al» Grund- läge für die neuen Handelsverträge sollte uns eine ProduktionS- sialistik vorgelegt werden. Ich bitte die Regierung um Auskunft, wie weit diese Statistik gediehen ist. Ohne näher auf Fragen der inneren Politik einzugehen, will ich doch die Ausführungen des Abg. Fischer zurückweisen, die er gegen die katholische Kirche und deren Oberhaupt gemacht hat. Sie zeigte» eine Unkenntnis der Geschichte und seinen und seiner Partei maßlosen Haß gegen Kirche und Christentum. (Lebhaftes: Sehr richtig! im Zentrum.) Tie katholischen Arbeiter lehnen Hm. Fischer als ihren Beschützer in kirchlichen und sozialen Dingen ab. Sie werden die Antwort bei den Wahlen geben. (Beifall im Zentrum.) Abg. Koelsch (nl.): Gesetzgeberische Maßnahmen gegen Ver schandelung von Gegenden durch Reklame und gegen Nachäffung ausländischen Wesens sind dringend notwendig. Ein Kollege unter uns, der den guten deutschen fstamen Wetterle führt, hat daraus Wetterlö gemacht, und derselbe Mann geht hinaus in» Ausland und schimpft dort über sei« deutsche- Vaterland. Da» Zentrum bemüht sich, den Kaufmannsstand konfessionell einzugliedern. Tiefe Partei, der «S nur aus konfessionelle Spaltung «Mommt, hat nicht da- Recht, sich Mittelstandspartei zu nennen. Da» Konkurrenzklauselgesetz und die Ausdehnung der Sonntagsruhe be grüßen wir. Weitere Maßnahmen im Jntereffe de- Kleinhandels sind dringend notwendig; so müßten die Wanderlager ganz ver- boten werden. Auch gegen das Borgunwesen sind Maßnahme« dringend nötig. Abg. Graf Westarp (kons.): Abg. Fischer hat hier «in Schreiben verlesen, das vom Staatssekretär stammt und gestohlen und zu verräterischen Zwecken benutzt worden ist. Der Protest des Staatssekretärs war volllommrn berechtigt. (Lärm bei den So ialdemokraten.) Ter Helfer ist nicht besser als der Täter. Zuruf bei den Sozialdemokraten: Polizeipräydium!) Wir bitten >en Staatssekretär, in diesem Falle energisch vorzugehen und Vor- orge zu treffen, daß in Zukunft etwas derartiges nicht vorkommen a»n. Ich bedauere, daß der Präsident gegen den Abg. Fischer nicht eingeschritten ist. Prapdent vr. K«emps: Sie haben nicht da- Recht, die Tätig keit des während der Rede des Abg. Fischer amtierenden Vize präsidenten in dieser Weise zu kritisieren. Abg. Graf Westarp (kons.) sortsahrend: An Stelle unserer alten Entschließung für einen besseren Schutz der Arbeitswilligen de- cheiden wir uns heute mit der Fordeeung eines Verbots de» Ltreikpostenstehens. Wenn die Frage der persönlichen Freiheit erst ,ei der allgemeinen Revision des Strasgesetzdnchs geregelt werden oll, so miiffm die Arbeitswilligen mindestens ins zum Jahr« l917 auf den ihnen versprochenen Schutz warten. Nach unserer Ansicht ist aber die Sache viel zu dringend, als daß sie auch nur ein Jahr hinausgeschoben werdrn dürste. Di« Ausschreitungen bei Arbeiterbewegungen find wohl durchweg ans das Etr.il- postenstehen zurüctzusühren. Für schärsere Maßnahmen gegen bas Streikposlenslehen haben sich auch die Organisationen der vaterländischen Ardnterverbande, der Zeutralverband Deutscher In dustrieller, der Bund der Industriellen, der hausabund und der Deutsche Handelstag ausgesprochen. Auch viele Berichte von Handelskammern zeigen, daß ein Notstand sondergleichen besteht. Es ist ein schweres Verschulden der Regi«ruug, daß derartig« Mißstände einlrrten konnten. Wir können die Verantwortung nicht übernehmen, deshalb haben wir unsere Entschließung ein- gebracht. Das von uns verlangte Gesetz ist lein Ausnahmegesetz; atS solches ist vielmehr das RetchsversicherungSgesetz anzusehen, das nur Arbeitern zugute kommt. (Lachen be» den sozial- demolraten.) Aus di« Unterstützung der Fortschrittlichen VolkS- partei werden wir nicht rechnen lönnen, denn die tzerren sind vertraglich verpflichtet, nicht» zu tun, was der Sozialdemokratie unangenehm wäre. Da- Jenenser Stichwahlablommen, durch da» oie Wahlkreise unter die Freisinnigen und Sozialbemolraten ver- teilt wurden, und in dem die Dampfung im Wahllampse aus gemacht wurde, hindert die Herren daran. (Glocke.) Vizepräsident Vr. P««sche bittet, di« Ausführungen möglichst abznkürzen. Abg. Graf Westarp (kons.): Da» Stichwahlablommen hat di« «rnsl« S«ite, daß der Eozialtwmokrati« der Hauptvorteil zu- gefallen ist und daß die Fortschrittliche Voll»partet aus der Gemeinschast der bürgerlich«» Partei«« damit hat ausscheid«» müssen. Zwischen uns und der Sozialdemokratie desteht et«« unüberbrückbare Kluft. Eine Regierung, di« a»uh nur in einem Punkte der Sozialdemokratie nachgibt, handelt bedenklich. (Ach fall recht».) Wir bitten den Reichskanzler, mit aller Schach daran sestzuhalten, daß «in Sozialdtmokrat »temal» Beamter sein kann. Abg. vr. viiMer-Meiningen (fortschr. Bp.): Während det ersten Teiles der Au-sührungen de» Abg Westarp haben seine Parteifreunde geschlafen. (Glocke de» Vizepräsidenten Dove: Lie dürfen nicht da» Verhalten de' Hause- einer Kritik unterziehen, wenn «S sich nickt in Geräuschen äußert. Schallende Heiterkeit) Niemand ist ungeeigneter dazu, der Fortschrittlichen Volkspariei eine solche Vorlesung zu halte», wie Graf Westarp. Ohne sie würde er nicht hier im Hause sitzen. In Zukunft hat er «ich, auf un» zu rechnen. (Lache» rechts.) Warum sprach Gras Westarp nicht vom Eohnschen Fahnenband oder davon, daß die Konservativen »uehrere Eitze den Sozialdemokraten auSg.liesett haben. Wir machen unsere Haltung i» großen nationale» Frag?, nicht abhängig von Dankbarkeit gegenüber einzelnen Parteien. Wir gehen unseren gerade» Weg. (Schallendes Gelächter im ganzen Hause) TaS geht an- dem Abstimmungsergebnis über die Weyrvorlagen hervor. Weshalb hat Gras Westarp nichts gcg» die Förderung deS französischen Chauvinismus durch den Abg. Wcilerlö gesagt? Doch lediglich aus Freundschaft gegen da» Zentrum, während alle Parteien sich in der Verurteilung dieses Vorgehens einig sind. (Lebhaftes Bravo! und großer Lärm.) Die Konservativen sind weiter nichts als die Schleppen- träger deS Zentrums. (Schallende Heiterkeit.) Staalssetrelar ttr. Delbrück sollte sich einmal eingehend über sein Wahlurne». Votum näher äußern. Sind die urtvägungen über die W schäftigung jugendlicher Personen in der Landwinsivast immer noch nicht abgeschlossen? Wenn die Regierung weiter in st tendenziöser Weise, in dem streit« der Ä.zte mit den Kranken- küssen gegen die Ärzte vo^eht, so braucht sie sich nicht darüber zu wundern, daß die Ar^te von größtem Mißtrauen er- füllt sind. Die Forderung nach einer Reform des preußischen Wahlrecht- muß dringend wiederholt werden. Wenn der jetzige Prinz-Regent von Bayern für ein liberales Wahlrecht «ingetrelen ist, daun sollte ein derartiges Wahlrecht auch für Preußen nicht staatsgcfährlich erscheinen. Einer neuen Zuchthausvorlage ver mögen wir nicht zuzustlmmen. Unsere Interpellationen über Lie Anwendung des Vereins- und Versammlungsrechts werden sich so lauge wiederholen, bis die Mißbräuche auchöreu. Eine Reform des Loalitionsrechts, namentlich sur die Beamten, ist dringend zu fordern. Die sogenannte GewerkschaftSenzytlila zielt nur ab aus die Unterdrückung jeder Selbständigkeit in sozialpolitischen Tinge». Dadurch wird dec konfessionelle Friede unter der deutschen Arbe.ter- schäft aufs schwerste gefährdet. Alle Erlaße der Kurie find nur aus «ine Sprengung des deutschen Volkes gerichtet. Schon sind dec- artige Versuche auch bei der deutschen Armee, beim Ljst.ierskorps, gemacht worden. Und die Regierung treibt diese» Bestrebung^ gegenüber eine Eintagssliegenpolitil, die nichts sieht und niaM welß. In verschiedenen sozialpolitischen Fragen sind wir vorwurl- gekommen. Wir werden auch iu Zukunst an der Erhaltung bcs politischen und konfessionellen Friedens aller Stände Mitarbeiten. (Beifall bei der Fortschrittlichen < ollspartei) Abg. v. MorawSki Tzierzykraj (Pole): Angesichts der politi schen Unterdrückung der Pole» in Preußen müßte unbedingt eine Stelle im Reiche geschaffen werden, bei der die Pole» sny ihr Recht suchen könnten. Auch die ganz neutralen landwirffchast- lichen polnische» Vereine werden neuerdings bedrückt. Abg. Vr. Quarck-^rankfurt (soz.): Tie,er Reichstag und dieser Augenblick ist die ungünstigste Gelegenheit, durch Einbringung eines Slreikpostengesetzes eine weitere Be,chränlung der Koalition , freiheit sür die deutschen Arbeiter zu verlangen. Das Zentrum marschiert immer mit, wenn es gilt, dem Volke das Flei>ch uub den Kaffee zu verteuern. In der Kleischteuerungskommis,ton hat das nationalliberale Mitglied alle Mavnayme», die zur Verbilligung des Fleisches dienen sollen, zu Fall gebracht. Tie Konjervaüieu möchten tue deutsch« Ardetlerschast an Händen und Fußen jeßel», damit sie wehrlos den großen Unterneymerorganijal.ouen gegee- überstehen. Und doch sollte man vor der Arbeiterschaft Pen pr ziehen, die nur aus rein sittlichen, ethischen Motiven tu eine L-M- bewegung treten und im Notfälle den streik proklamieren. Auch in dem verslvsseuen Jahr« Haven wir es mit emem völligen Fim>!o der Sozialpolitik zu tun. Niemand denkt daran, die fchreieuLM Mißstände zu beseitigen. TaS meichslheatergefetz ist im Jn.ettg: der Bühnenangehörigen dringend nötig. Abg. v. M«di«g (Welse): Die Anzweifelung unserer natio nalen Gesinnung durch den Abg. Müller-Meinmgen emr-sinven wir als eine schwere Belelvigung. Weiterberatung: Mittwoch 1 Uhr. Präsident Kaemps teilt mit, daß über die konservative Resolution, betreffend das ^lreu- poslenstehen, von den Sozialbemolraten namenlUche Abstimmung beantragt worden ist. Schluß 7 Uhr. * Berlin, 14. Januar. Aus die Anfrage des Abgeordnete» vr. Werner-Gießen betreffend die Verteilung judengegueniustr Schriften auf Bahnhöfen uns Zügen erklärte slaais,eirelur -vel- brück, er sei nicht in der Lage, die Änsrage zu beantworten, o» ihr Gegenstand zur ver,assungsmäßigen Zustandlgtelt des meny.; nicht gehört. Ausland. Dslerrreich und Serbien. Ein Protest in Belgrad? Belgrad, 14. Januar. Die von der Regierung be- schlossen? Herausgabe einer amtlichen Erklärung be züglich der Zurückziehung der serbis.t»en Tinpp,» a»S Albanien nach vollkommener Abgrenzung und Re- gelung aller damit zusammenhängenden or.gen wu.K nicht veröffentlicht, angeblich we,l der österreichische G- jan. te Ugron da,egen Protest einlegte und die Vev öffentlichung veryiilverte. Die neuen Präsiventen ve» französischen Parlaments Paris, 14. Januar. Die ordentliche Session des Parlaments ist heute eröffnet worden. In der Kammer hielt bei Beginn der Sitzung Alterspräsident Loui» Pasfy eine Rede, in der er aus führte, der Präsident der Republik müsse alle Interessen des großen französischen Vaterlandes vertreten. Er müße ein glänzcno erprobte- Talent und ein Mann sein, der dem Vaterland bereits hervorragende Dienste erwiesen habe. Der Präsident habe die Pflicht, die Sorge für die nationale Verteidigung nicht Politikern, sondern Patrioten anzuvertrauen. (Lärm auf der Linken.) Wenn Leut« vorhanden wären, wie eS die gegenwärtigen Minister d«s Krieges, der Marine und des Äußern feien, so sei es er laubt, von eine»! für die nationale Verteidigung ge einten Vaterland und einem Europa zu träumen, das endlich doch für den Frieden -usammenstehe. Weiter wies der Redner auf die Notwendigkeit einer Wahlreform hin, die der Ordnung zum Siege über die Anarchie verhelfen würde. (Lebhafter Beifall auf der Siechten und in der Mitte.) Hierauf schritt die Kammer zur Wahl ihres Präsidenten. Die Wahl fiel mit 34b von b3b Stimmen auf Deschanel. Der Sozialist Vaillant erhielt 61 Stimmen. ES wurden ferner 96 weiße Zettel abgegeben.
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