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bi« 30. Marz iu Berlin tage» wird, hat seine zweite Sektion zur Erörterung von Fragen und Ergebnissen der Radiotherapie, also der Behandlung mir den verschiedenen Strahlenarten, bestimmt. Bi« jetzt find bereit- mehrere besonder» wichtige Gegenstände zur Beratung angemeldet worden, nämlich die Tiefentherapie in der Frauenheil kunde von Prof. Albers-Schönberg in Hamburg und Gau» iu Freiburg; die Dosimetrie der Röntgenstrahlen durch Bauer in Berlin und Pros. Kienböck in Wien, die Wir kung auf die innere Sekretion durch die Pariser Forscher Zimmern und Catenet, die Behandlung de» Krebses durch Werner in Heidelberg und Wickmann in Hamburg, die Kombination der Behandlung mit Radium und Elek trizität durch Sticker in Berlin. Literatur. Au» Mainz wird gemeldet: Im hiesigen Stadltheater wurde Arthur Piueros jenseits des Kanals viel gespieltes „Mädchen ohne Heiligenschein" (Ddv zum erstenmal in deutscher Sprache aufgeführt. Dies Sittenstück ist im Gegensatz zu seinem Titel von fast heiliger englischer Korrektheit. Einige dem Lrben gut abgesehcne Situationen und ge lungene Schilderungen derjenigen englischen Welt, in der man sich — unglaublich harmlos — unterhält, konnten nicht ganz über den Mangel an straffer Dramatik uud den Überfluß an für deutsche Gaumen allzu alkoholfreier Sentimentalität hinweghelfen. Immerhin verhalf die vortreffliche Übersetzung Sir Felix Semons und die ge schmackvoll ausgestattete und in den schauspielerischen Leistungen auf einem achtung-werten Niveau stehende Auf führung dem Stück zu einem beträchtlichen Erfolge, für den iu Vertretung des Dichters der anwesende Übersetzer nach den beiden letzten Akten wiederholt danken konnte. — Aus Paris wird gemeldet: Im Thöätre Athönö erlebte vorgestern „I-a. warn rn^sbörieuss", Aben teurerkomödie von I. Amy und Jean Marsöle die erste Aufsühruug. „Abenteurerkomödie" ist das euphe mistische Wort für Verbrecherstück. Das Werk ist eine frische Auslage der Verbrecherkomödie „Arsöne Lupin" und schildert die Erlebnisse und Betrügereien von Arsöne Lupins Witwe. Dabei kommen allerlei elegant angezogene Damen auf die Bühne und das Theater kann zugleich, wie es einem Theater am Boulevard zukommt, eine neue Mode einführen. Es erübrigt sich, das Für und Wider der Verbrecherkomödie zu analysieren. Tie Literatur hat mit ihr nichts gewonnen und nichts ver loren. — Gustav Frcnssen hat sich in seinem jüngsten dich terischen Werke auf das Gebiet der Dramatik begeben und einSchauspiel versaßt mit dem Titel „Sönke Erichsen". Der Dichter weicht schon ganz äußerlich von dem bis herigen Schema ab und nennt sein erstes Bühnenwerk ein fach ein Stück. Die Handlung spielt im Herbst 1910 in einer kleinen Stadt an der Schleswiger Nordseeküste vom dritten Tag vor dem Heimatsfest bis zum Festmorgen. Es ist ein packendes Schauspiel, dessen Haupifigur Sönke Erichsen aus unbegrenzter Liebe zur Heimat schließlich zum Brandstifter und Schwestermörder wird. Die Ur aufführung dieses literarisch wertvollen BühnenwerkeS findet bereits am kommenden Sonnabend am Hamburger Thal.a-Theater statt. Zu dieser Uraufführung haben eine große Anzahl deutscher Bühnenleiter ihr Erscheinen zu gesagt. — „Jjola", ein Drama in vier Akten von Dosio Koffler, ist soeben im Theaterverlag Eduard Bloch in Berlin als Buch erschienen und gelangt durch den selben Verlag nunmehr zur Versendung an die Bühnen. — Um auch in Wien ab und zu Bühnenwerke zur Ausführung bringen zu können, die aus Schwierig keit en bei der Zensu« stoßen, haben sich eine An zahl namhaster Literaten und Künstler zu einer losen Vereinigung zusammengetan, um im Sinne der Berliner Freien Bühne Aufführungen von Werken der Literatur zu veranstalten. Den Anfang dieser Auf- führungen will man mit Wedekinds „Büchse der Pandora" machen, in der Gertrud Eysold gastieren wird — Zur Förderung der geistigen Beziehungen zwischen Deutschland und den BereinigtenStaaten von Amerika hat die „New Aorker Staatszeitung" soeben ein Preisausschreiben für einen modernen deutschen Original roman erlassen. Der Haupt preis beträgt 3000 Dollars. — Ein Hebbel denkmal soll in Hamburg er richtet werden. Unter dem Vorsitz des Senator» v. Melle hat sich ein Komitee gebildet, das sofort eine Sammlung zu diesem Zwecke eingeleitet hat. Man hofft, bis zum 18. März, dem 100. Geburtstag des Dichters, soviel Geld beisammen zu haben, um positive Beschlüsse über die Form des Denkmals sassen zu können. Bildereve Kuust. Aus Rom wird gemeldet: Der bekannte Kunstgelehrte Venturi entdeckte in dem Oratorium „Della Morte" zu Viterbo ein seit 1550 aus Rom verschwundenes herrliches Meisterwerk „Madonna mit Jesuskind" des berühmten Prä- rafaeliten Gentile von Fabriano. Zu den Haupt werken des 1427 in Rom gestorbenen Künstlers gehört eine Anbetung der Könige in der Akademie in Florenz. Im Dom von Orvieto findet sich ein Fresko Fabrianos. — Der Plan einer großen Kunstausstellung in Düsseldorf im Jahre 1915 kann jetzt als gesichert gelten. Sie wird vor allem eine historische Übersicht über die rheinische Kunst vom Anfang des 18. Jahr hundert» an bringen, die nicht nur Bilder und Skulp turen, sondern auch Einrichtungen ganzer Räume in den verschiedenen künstlerisch bedeutiamen Perioden enthalten soll. Auch eine Ausstellung von Bildern und Skulpturen der jetzigen lebenden Düsseldorfer Maler und Bildhauer sowie von Kunst und Kunstgewerbe im Dienste der Frau ist vorgesehen, über die Angliederung einer Gartenbau ausstellung schweben noch Verhandlungen. Für die Aus stellung ist der Kuustpalast iu Aussicht genommen, der noch durch Anbauten erweitert wird. s In Frankfurt a. M. ist der Musikschriftsteller Carlos Droste gestorben. Mustt. Die mit einem dreitägigen Musikfest verbundene Tonkünstlerversamm lung de» All gemeinen Deutschen Musikvereins findet nunmehr bestimmt vom 5. bi» 8. Juni 1913 in Jena statt. Das Protektorat hat Großherzog Wilhelm Ernst von Sachse» übernommen. Ehrenvorsitzender ist Dr. Richard Strauß, Vorsitzender ve. Max Schilling». 1» Ein Arbeitsausschuß, der die nötigen Vorbereitungen trifft, ist bereit» in der Bildung begriffen. — Wilhelm Backhaus, der bekannte Pianist, wurde vom Herzog von Anhalt durch die Verleihung de» Goldenen Verdienstordens mit der Krone für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Theater. Aus Berlin wird gemeldet: Die finan zielle Lage der Direktion Nordau im Friedrich- Wilhelmstädtischeu Schauspielhaus hat sich, wie in der -weiten Gläubiaerversammluna sestaestellt wurde, nicht gebessert. Die Schulden, die Direktor Nordau ausgenommen hat, betragen für das Jahr 1912 nicht weniger al- 300 000 M. Von der polizeilichen Kaution sind bereits 11500 M. zum Zweck von Gagenzahlungeu abgehoben worden. Für den Fall, daß eine Einigung zwischen den Gläubigern und Direktor Nordau nicht zustande kommt, wird die Direktion in andere Hände übergehen. Al- Bewerber werden Adele Hartwig in Gemein schaft mit Toni Impekoven genannt. — Ein neue» Hoftheater in Rudolstadt soll mit einem Kostenaufwand von einer halben Million erbaut werden, nachdem die Stadt das nötige Terrain unentgeltlich zur Verfügung stellte. 400 000 M. sollen zurückgezahlt und 100 000 M. als städtischer Zuschuß zur Bausumme verrechnet werden. Opern <r»fe«ble Felix Petrenz. (La Traviata ) ES war alles in allem wieder eine Vorstellung, die dem Institut, seiner Leitung (Felix Petrenz) und der Regie (Dora Erl) alle Ebre machte, und an mancher Bühne mittleren Ranges wird man Verdis Oper szenisch nicht eben wesentlich besser aufgeführt sehen können. Aber es war diesmal auch um die Solisten so übel nicht bestellt. Bor allem konnte das Ensemble eine recht schätzbare Ver treterin der Titelrolle ins Treffen führen. Irl. Wanda Schnitzing machte al- Violetta bereits eine recht gute Figur und spielte auch schon in einer eine gewisse Bühnen vertrautheit verratende» Weise. Dabei war auch die gesangliche Leistung schon sehr anerkennenswert. Eine angenehme, genugsam ergiebige Stimme und vorgeschrittene gesangliche Kultur liegen hier vor, und ein weiteres, Heranreifen der Koloraturtechnik wird die Zukunft ergeben. Neben dieser schätzbaren Violetta stand in Hrn. Fritz Helden allerdings ein Alfred, der noch manchen Wunsch unerfüllt ließ. Was uns die Hauptsache ist, auch stimmlich und ge sanglich. Die weiche sympathische Tcnorstimme läßt die Anfänge einer methodischen Handhabung zwar in er freulicher Weise erkennen, aber die Tongebung wird doch erst noch klangvoller werden müssen, wenn die Stimme als Bühnenstimme gelten soll. Da war ihm denn sein Partner, Hr. L. Urban (Georg Germont), ein gut Teil über. Hier steht man schönem gesundem Material gegen über. DaS Weitere, Spiel, Maskemachen rc. wird gelernt werden müssen. In kleineren Rollen waren noch tätig: die Damen Fridl Birch (Flora), Käthe Rüder (Anninas und die Herren Mensinger, Kratina, Völker und Horwath. O. S. * Da- Tagebuch der König!. Sächsischen Hof theater für das Jahr 1912 — herausgegeben von den Dienern der Königl. Hostheater Adolf Ruffani und Robert Steiniger — mit den Verzeichnissen des gesamten Verwaltungs-, technischen und Künstlerpersonals ist im 96. Jahrgang erschienen. Daraus geht hervor, daß im Opernhaus an 233 Spieltagen 52 verschiedene Werke und zwar 49 Opern, 1 Ballett und 2 musikalische Schauspiele gegeben worden sind. Die Gesamtzahl der Vorstellungen betrug 227 Opern, 7 musikalische Schauspiele, 1 Ballett- Divertissement nnd 9 russische Ballett- (einschließlich 10 Bolksvorstellungen). Außer diesen Vorstellungen fanden noch 16 Konzerte statt und zwar 8 Symphoniekonzerte der Königl. Kapelle und 8 Symphoniekonzerte der Königl. Gcneraldirektion der Hoftheater. Zu jedem dieser Konzerte, mit Ausnahme vom Palmsonntagskonzerte, fand eine öffentliche Generalprobe statt. Außerdem sind am 7. und 10. Mai 2 Konzerte des Russischen Archängelsky-ChorcS unter Leitung des Dirigenten Alexander Archäugelsky und am 21. September au» Anlaß des 40 jährigen Dienstjubiläums de» Generalmusikdirektors Geh. Hof rats v. Schuch ein Festkonzert abgehalten worden. Im Schauspielhaus ist an 307 Abenden und 20 Nach mittagen gespielt worden. Einbegriffen sind darin alle Nachmittagsvorstellungen, 5 Volks- und 4 Schüler vorstettungen, 11 Märchenaufführungen (Schneewittchen 6mal und Dornröschen 5mal). Von neuen Werken wurden aufgeführt: Gudrun, Der heilige Hain, Er ziehung zur Ehe und Lottchen» Geburtstag, Godiva, Liebelei, Wetterleuchten, Narrcntanz, Gabriel Schillings Flucht, Belinde, Zwischenspiel, Jedermann, Da- Prinzip. Neueinstudiert wurden: König Richard III., Elga, Zwei mal zwei ist fünf, Gyges und sein Ring, Der Tor und der Tod, Ein Fallissement, Die Journalisten, Maria Magdalena, Dornröschen. DaS Ensemble des Königl. Hofschauspiels hat mit Genehmigung und Förderung der Königl. Generaldirektion Gastspiele gegeben: am 6. Mai 1912 im Stadttheater zu Magdeburg ^Eine Frau ohne Bedeutung, von Oskar Wilde), am 21. Mai 1912 bei den Mai-Festspielen im Königl. Deutschen LandeStheater in Prag (Komödie der Liebe, von Henrik Ibsen), am 24. und 25. Juni im Schaufpielhause zu Leipzig (Wetterleuchten, von August Strindberg>, am 28., 29. und 30. Juni im Goethe-Theater zu Lauchstedt (Kabale und Liebe, von Schiller). Mit Berichten ü er daS Jubiläum dcS Generalmnsikdirektors v. Schuch, das 40jährige Dienstjubilänm de- HauptkassiererS Rech- nungsratS Körner, über Charlotte Bastös Abschied, über Anton Erls Abgang, sowie mit Nachrufen für den am 26. Dezember 1911 verstorbenen Kammermusik»- a. D. Heinrich Buckwitz, für den am 19. März 1912 ver storbenen Kammermusikus a. D. Joseph Bürchl und den Regisseur Ludwig Mödlinger (15. August 1843 bis 29 April 1912) schließt daS kleine, inhaltreiche Tagebuch. Theater, Konzerte, Vorträge. * R«side»ztheat«r. Am Freitag um H8 Uhr abends untz Sonnabend um 8 Uhr adrndS »trd die Poss« „T-ff-Töff- LeutnantS" geaebrn. DaS Wech»a«tzt»märck»«n „Sch»«e- weißchen und R,f«»r»t" ,«ht s«»— «tttwoch, Lmmaboutz und Sonntag nachmittags H4 Uhr in Szene. In der vieraktigm Volle „Atlmz ander", die am nächste« Sonntag erstmalig aus. geführt wird, sind in größeren Rollen beschäftigt die Damen: Brill, Grabitz, Kattner, Lantz nnd Menzel uni» die Herren: Gähd, Hellwig, Janda, Langer und Snkfüll. * Bolkswotzl-Theater, Ostraall«, Eingang Trabanten, gaffe. Morgen, Donnerstag, abend- sh9 Uhr: „Der Bureau- krat", Lustspiel von G. v. Moser. Sonntag, den 19 Januar, nachmittag- 3 Uhr: „König Drosselbart", WeihuachtSstitck von W. Asbeck, Musik von Stein-Schneider, abend» >^8 Uhr: «Bon Sieben di« Häßlichste", Lustspiel von L. Augcly. Montag, den 20. Januar, abends '^8 Uhr: „Die Räuber", Trauerspiel von F. v. Schiller. Eintrittskarten sind au der Theaterkaffe und Wochentag» auch in der Geschäftsstelle de» Vereins Volk-wobl, GlaeiSstraße Io, zu haben. * Morgen, Donner-tag, ^8 Uhr im Palmengarten Konzert der berühmten Altistin Tilly Koeven (Schubert- imd Schumann- Abend). Nm Klavier: Wilhelm Scholz. — 8 Uhr im Künstler- Hause Ibsen-Spi«labend in deutscher Sprach« von Agne» Symra vom Norwegischen Nationaltheater. Peer Gynt, dra matisches Gedicht in fünf Aufzügen von Henrik Ibsen. Karte» zu beiden Veranstaltungen bei Rie», Brauer, sowie an der Abendkasse. * Ta» dritte Kammerkonzert im Beethoven-Zyklus, veranstaltet in Gemeinschaft mit dein Leipziger Gewandhaus- Quartett von Smil Kronke Dienstag, den 21. Januar, im Künstlerhai»», bietet: Streichquartett ToNosonate 0 moll, Klavlertri» v-ckur. (Karte» brt H. Back, Prag«r Straße S.) Bunte Chronik« * Vo» der modernen persische» Teppich kunst. Der höchste Reiz des persischen Teppichs beruht in seiner Farbe. Bor einige» Jahren nun wären diese berühmtesten Gebilde der Webekunst beinahe auf de», europäischen Markt kompromittiert worden, den» man stellte fest, daß die modernen Anilinfarben bei der Fär bung in Anwendung kamen. Der Ruhm de- Perserteppichs war in Gefahr, der wichtigste Exportartikel des Lande- bedroht. Da griff, wie Henri de l'Allemagne in einem interessanten Aufsatz der „Nature" au-jührt, die Re gierung mit energischen Schutzmaßregelu ein. Tie Einfuhr der Anilinfarben wurde auf- strengste verboten; die persischen Zollbehörden lassen keine modernen Färbe mittel durch, und auch der Schmuggel wird so eifrig verfolgt, daß fast nichts mehr von diesen die alte Teppichlunst schädigenden Produkten über die Grenze» kommt. Die Anwendung der Anilinfarbe» erleichtert zwar die Arbeit beträchtlich und gibt auch eine viel reichere Tonskala, aber die Dauerhaftigkeit leidet, und jene intimste Schönheit des PerferteppichS, die in der wundervollen Harmonisierung einiger weniger Natur farben besteht, ist dahin. Der größte Stolz der modernen Teppichindustrie in Persien ist es, bei den alten Fonnen nnd Methoden der Arbeit geblieben zu sein; nur dadurch wird die Bedeutung dieser Industrie verbürgt, die durch Sitten und Glauben aufs innigste mit dem Wesen des Perjervolkes verbunden ist. Ist doch der Teppich der ein zige Schmuck, dem man in den Wohnungen begegnet, wird doch seine Verwendung beim Gebet den, Musetmann durch die Reiigion vorgeschrieben! Das Material, das inan heute für die Teppichlunst verwendet, besteht in dem Fließ der Hammel, dem Haar der Ziegen, der Kai,nie, der Grunzochje», dann anch in Seide, Baumwolle uri sogar in Leinen und Hanf. Der größte Teil der Teppiche wird aus Schafwolle gefertigt. Das Material wird einet zweifachen Waschung unterworfen, dann erfolgt das Fächeln mit der Hand und das Kämmen der Wolle auf einer Darinseite, die über ein seltsame-, harjenähnliches Instrument gespannt ist. Bei der Färbung verwt"»et man nur Naturfarben, und zwar werden be«zende Pflanzenstoffe benutzt, wie die Gerbstoffe, und von den beizenden Mineralien Eisen- und Kupfersulsate, Ehrom- alaun u. a. Blau bringt man mit Hilfe des indischen Indigo hervor, Gelb durch Färbung mit Wau und das Rot durch Verwendung von Krapp. Beim Weben sind noch immer, wie in alter Zeit, zwei verschiedene Arten von Webstühlen im Gebrauch. Die Romadenstämme ver wenden horizontale Webstühle, die sie leichter trans portieren können; sonst sind die vertikalen üblich. Die besondere Slellung der Teppichindustrie im persischen Volksleben tritt noch darin zutage, daß das Teppichweber, als eine edle, auch der höchsten Stände würdige Arbeit angesehen wird. Die vornehmen Frauen beschäftige» sich damit in ihren Mußestunden. Jede- Dors verfertigt eine besondere Art Teppiche, die ihm eigentümlich ist, von den Vorfahren her durch lange Tradition überliefert. Die Künstler benutzen dabei keine Vorlage, es sei denn, daß sie eine ganz bestimmte Zeichnung nachbilden sollen oder nach Vorschrift für den Export arbeiten. In der In- dustrie sind vielfach Kinder beschäftigt, die einen Tages- lohn von 20 bis 80 Pf-, je nach den verschiedenen Gegenden, empfangen. Zwischen den Eltern und den Fabrikanten werden ost richtige Mietkontrakte auf neun bi- zehn Jahre abgeschlossen, durch die der Fabrikant die Verpflichtung übernimmt, für die Ernährung der Kinder zu sorgen. Was die Preise der Teppiche anbetrifft, so kann man annehmen, daß der Quaüratzentimeler eines guten Teppichs 4 M. wert ist und zwei Tage Arbeit er fordert; bei den gröbere» Teppichen ist die gleiche Fläche kaum mehr als 25 Pf. wert und wird in zwei Stunden hergestellt. Vier Hauptarten von Teppichen gibt es, die zugleich die Bedeutung dieser Gewebe im Leben des Persers widerspiegeln. Der Mitg istSteppich wird von der Braut dem Gatten ins Haus gebracht; er ist die Meisterprobe ihrer Geduld, ihrer Geschicklichkeit und ihres guten Geschmacks und wird daher in höchster Voll endung gearbeitet. Die Ornamentik zeigt Embleme der Tugend und besondere Stammesabzcichen. In den Thron- und Moscheeteppichen haben die Künstler in wundervoller Form den Eindruck der von den Sängern verherrlichten Blumen gärten sestgehalten; Bäume und Früchte, Alleen, Terrassen und Fontäne sind hier in schematischer Form dargestellt. Der Teppich ist nicht nur der einzige Hau-schmuck des Perser-, sondern auch seine letzte Hülle. Im Toten teppich wird er in- Grab gelegt; sie werden über die Särge in den Leichenhallen gebreitet. Die häufigste Gat tung ist die der GebetSteppiche, aus denen die Perser ihre Andacht verrichten. Die persische Teppichindustrie ist die wichtigste de- Lande-; ihr Export hat außerordentlich zugrnommen und belief sich 1906 aus eine Summe vo« 10 Mill. M., während er vier Jahre vorher kaum die Hälfte erreicht hatte.