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Dresdner Journal N8niglieh Säehfisehev Staatsanzelgrv. erordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden. Nr. 198. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Montag, 26. August 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 129S, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die ispaltige Grundzeile oder deren Raum im AnkündigungSteile »0 Pf., die rspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Der österreichische Minister des Äußern Graf Berch told, ist zum Besuche des Königs von Rumänien m Sinaja eingttroffen. * Die französische Regierung hat nunmehr ebenfalls dem Vorschläge des Grafen Berchtold, in einen Meinungs austausch über die türkische Frage einzutreteu, zugestimmt. In Ehristiania ist der 25. Kongreß für internationales Recht in Gegenwart des Königs eröffnet worden. Die türkische Kabinettskrise kann als gelöst betrachtet werde». Salem Bei ist zum Justizmiuister, Danisch Bei zum Minister des Innern und Aristide Pascha zum Post minister ernannt worden. * Der französische Konsul Maigret in Marrakesch ist mit seinen Begleitern von El Glaui, zu dem er sich ge flüchtet hatte, dem Prätendenten El Hiba auSgeliefert worden. * Präsident Taft hat die Panamakanalbill unterzeichnet. * Im Theater des Westens in Charlottenburg brach gestern ein Feuer aus, das den Bühnenraum vollständig zerstörte. Im Londoner Haupttelegraphenamt wütete ein großes Feuer, dem u. a. mehrere Tausend Drähte zum Opfer fielen. Infolgedessen waren alle Verbindungen mit dem Kontinent, Amerika und der Provinz unterbrochen. Amtlicher Teil. Seine Majestät der König sind bei der am 22., 23. und 24. dieses Monats unternommenen Landesreise nach den Enklaven der Amtshauptmannschaft Zwickau sowie durch die Amtshauptmannschaften Plauen, Auerbach und Schwarzenberg von der Bevölkerung des Vogtlandes und oberen Erzgebirges überall in Stadt und Land mit jubelnder Begeisterung begrüßt worden. Die Allerhöchstihm hierbei entgegengebrachten Beweise verehrender Liebe und treuer Anhänglichkeit an Ihn und das Königshaus haben den Landesherrn hocherfreut und gerührt, umsomehr, als die Uubill der Witterung der freudigen Feststimmung und den treuherzigen Willkommengrüßen der Bevölkerung, die ihren König leider meist in strömendem Regen erwarten mußte, keinen Eintrag zu tun vermochte. Auch hat es Seine Majestät außerordentlich beglückt, daß die bereisten Ortschaften sowie einzelne Staatsbürger ihre Freude über den Besuch des Landesherr» vielfach durch Stiftungen für gemeinnützige und wohltätige Zwecke in gemcinsinnigster und oft geradezu großartiger Weise betätigt haben. Seine Majestät haben mir befohlen, für alle die Kundgebungen treuer Gesinnung und für die hochherzigen Stiftungen allen Beteiligten Seinen tiefempfundenen Königlichen Dank öffentlich auszusprechen. Es ist mir eine große Freude, diesem Allerhöchsten Befehle hiermit nachzukommen. Zwickau, am 24. August 1912. Ü800 Kreishauptmann vr. Araustadt. Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Stadtbezirksaufseher WalterHeydenreuther in Dresden für das von ihm am 19. April dieses Jahres mit Ent schlossenheit bewirkte Aufhalten eines durchgehenden Pferdes auf der Leubnitzer Straße in Dresden eine Geldbelohnung bewilligt. 1665III Dresden, am 17. August 1912. 5805 Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 26. August. Se. Majestät der König wohnte gestern vormittag dem Gottesdienste in der Kapelle der Königl. Villa zu Wachwitz bei. Mittags fand bei Aller- höchstdemselben Familientafel statt. Se. Majestät der König reiste heute früh 5Uhr37Min. ab Dresden-Neustadt mit Sonderzug nach Döbeln und wohnte der Besichtigung der 8. Infanterie-Brigade Nr. 89 und der 4. Feldartillerie-Brigade Nr. 40 im Gelände bei. Nach der Besichtigung begab sich Se. Majestät im Auto mobil znr Abhaltung einer Hochwildjagd ins Werms dorfer Revier und wird abends nach Dresden bez. Wach witz zurückkehren. Wie das Oberhofmarschallamt bekannt gibt, hat Se. Majestät der Deutsche Kaiser infolge eines mit Fieber- erscheinungcn verbundenen Unwohlseins die Reise nach Dresden zur Parade der Truppen der Königl. Sächs. Armeekorps aufgeben müssen. Se. Majestät der Kaiser hat in einem an Se. Majestät den König gerichteten Tele gramme Allerhöchstseinem schmerzlichen Bedauern Ausdruck verliehen, den Festlichkeiten in Sachsens chöner Hauptstadt serubleiben, wie auch auf das Wiedersehen der braven Sächsischen Truppen verzichten zu müssen und den Erfolg der großartigen Vorbereitungen, die zum Empfange ge troffen werden, nicht selbst sehen zu können. Gleichzeitig hat Se. Majestät der Kaiser Se. Majestät den König gebeten, die Parade bei Zeithain Allerhöchst selb st ab zuhalten. Seine Kaiserl. und Königl. Hoheit der Kronprinz des Dentschen Reiches und von Preußen sowie die übrigen bereits genannten Fürstlichkeiten werden als Gäste Sr. Majestät des Königs den Festlichkeiten und der Parade beiwohnen. Diejenigen Herrschaften, die am Donnerstag, den 29. August Allerhöchste Einladungen zur Beiwohnung des Zapfenstreiches im Foyer des Königl. Opernhauses erhalten haben, weist das Königl. Oberhofmarschallamt auf die von der Königl. Polizeidirektion für diesen Anlaß getroffenen Verkehrsbestimmungen hin. Hiernach müssen sämtliche Wagen sich durch eine von der Königl. Polizeidirektion ausgestellte Borsahrkarte bez. die vom Oberhofmarschallamte übersandte Einladungskarte ausweisen und spätestens abends 8 Uhr 25 Min. die militärische Absperrung an der Augnstusstraße passiert haben. Diejenigen Herrschaften, die an der Königl. Parade tafel teilgenommcn haben, begeben sich vom Königl. Schlosse aus durch das Grüne Tor auf dem abgesperrten Wege zum Opernhause. Alle übrigen vom Oberhofmarschallamte geladenen Herrschaften, die sich zu Fuß zum Opernhause begeben, haben den Zugang nur von der Ostra-Allee, durch den Zwingerhof, gegen Vorweis der Einladungskarte zu nehmen. Dresden, 26. August. Ihre Königl. Hoheit Frau Prinzessin Johann Georg begab sich heute vormittag 10 Uhr 19 Min. in Begleitung Ihrer Exzellenz der Frau Oberhofmeisterin Freifrau v. Finck und des Hofmarschalls Frhrn. v. Berlepsch nach Zittau zum Besuche der An stalten des Erziehungsvereins der Amtshauptmann schaft Zittau in Dittelsdorf und Hainewalde. In Zittau wurde die Hohe Frau vom Hrn. Amts- Hauptmann v. Watzdorf und Gemahlin am Bahnhofe empfangen und fuhr in bereitgestellten Automobilen mit Gefolge und in Begleitung des Hrn. Amtshauptmanns nebst Gemahlin zunächst nach Dittelsdorf b. Hirsch felde zur Besichtigung des Albertheimes. Hier hatten sich inzwischen Hr. Geh. Rat Jrhr. v. Beschwitz, die Mitglieder des Direktoriums des vor genannten Erziehungsvereins und dessen Aufsichts- und Patronatsdamen cingefunden, um gleichzeitig Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin vorgestellt zu werden. Nach der Besichtigung wurde die Fahrt nach Haine walde zum Besuche des Carolaheimes fortgesetzt, wo eben falls eine Anzahl von Persönlichkeiten der hohen Frau vorgestellt wurden. Um die Naturschönheiten der dortigen Gegend kennen zu lernen, wurde die Rückfahrt nach Zittau auf einem Umwege über Oybin ausgeführt. In Zittau folgte Ihre Königl. Hoheit der Einladung des Hrn. Amtshauptmanns und Gemahlin zum Abend essen, zu dem mehrere Einladungen ergangen waren. 10 Uhr 31 Min. abends wird Ihre Königl. Hoheit wieder in Dresden eintreffen. Deutsches Reich. Vom Kaiserlichen Hofe. Erkrankung des Kaisers. Berlin, 25. August. Se. Majestät der Kaiser und König sind in Wilhelmshöhe an einer Erkältung erkrankt, die mit einem leichten, aber sehr schmerzhaften Muskelrheumatismus verbunden ist. Allerhöchst- derselbe hat infolgedessen auf ärztlichen Rat die Reisen nach Merseburg und Dresden aufgeben müssen. Die Parade bei Merseburg abgesagt. W i l h e l m s h ö h e, 25. August. Die Parade des vierten Armeekorps bei Merseburg ist abgesagt wordeu. Amerikanische Offiziere bei den deutschen Manöver«. New Jork, 25. August. General Wood wird wegen dringender Amtsgeschäfte den deutschen Manövern fernbleiben. Beiwohnen werden den Herbstmanövern Oberst Giebel von der Feldartillerie, Hauptmann Moheley von der Kavallerie und die In fanterie-Hauptleute Palmer und Malone. Vier Kaplane vor dem Oberkriegsgericht. Metz, 25. August. Vor dem Oberkricgsgericht des XVI. Armeekorps hat gestern auf Berufung der Angeklagten und auf Berufung wegen Formfehler seitens des Divisions kommandeurs die Hauptvcrhandluug gegen die vier Kapläne Adam, Mathie, Spacher und Hennequin stattgefunden, die von dem Kriegsgericht der 33. Division in Diedenhofen am 5. Juli wegen gemeinsamer Be schwerdeführung und wegen Widersetzlichkeit zu je sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden waren. Die An geklagten hatten sich in einem gemeinsamen Schreiben gegenüber dem Bezirkskommandeur von Diedenhofen über die ihnen von dem Bezirkshauptmann Boden zuteil ge wordene Behandlung beschwert. Ter Schlußpassus des Schreibens lautete: Falls die Angelegenheit nicht in einer uns befriedigenden Weise erledigt wird, fühlen wir uns leider veranlaßt, die Sache im Landtage durch unsere Ab geordneten zur Sprache zu bringen. Nach fast elfstündiger Verhandlung wnrde das Urteil gefällt, das gegen jeden Angeklagten auf sechs Monate Festungshaft lautete. Bei der Strafabmessung wurde berücksichtigt, daß der 8 96 des Militärstrafgesetzbuches es offen läßt, ob Gefängnis-, Festungs- oder Arreststrafc eintritt. Bei dem Kaplan Hentinger, der in einem besonderen Satze in dem frag lichen Schreiben hinzngefügt hatte, daß auch er sich durch die Behandlung des Hauptmanns Boden gekränkt fühle, und der vom Kriegsgericht der 33. Division zu drei Tagen Mittelarrest verurteilt worden war, wurde die Strafe aufrechterhalten. Ausland. Rückkehr der Königin von England ans Deutschland. London, 25. August. Die Königin und Prinzessin Mary sind gestern abend aus Deutschland hier wieder eingetroffen. Zu Graf Berchtolds Vorschlag. Wien, 25. August. Wie die „Politische Korrespon denz" erfährt, hat der französische Botschafter Dumaine im Ministerium des Äußern die amtliche Mitteilung gemacht, daß die französische Regierung sich gern bereit erkläre, in den vom Grafen Berchtold angeregten Meinungsaustausch zwischen den Mächten wegen der Türkei einzutreten.