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Dresdner W Journal. TLZnigUch SAchstschev Staatsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 181. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Dienstag, 6. August 1S12. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanstalten S Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile SO Pf., die2spaltige Grundzeile oder deren Raum iin amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. St. Majkstät der Köniy hat heute mittag im Schlosse ru Moritzburg den StaatSmmister »r Nagel für sein neues Amt verpflichtet. * Bei der ReichstagSersatzwahl im Wahlkreise Nieder bayern IV wurde Bauer (Bayerischer Bauernbund) mit 8650 Stimmen gewählt. * DaS Türkische Parlament ist aufgelöst worden. Uber Konstantinopel wurde der Belagerungszustand verhängt. * In St. Petersburg wütet ein großer Brand, bei dem das Palais Peters des Großen eingeäschert worden ist. * , Bei einem Zusammenstöße des Schnellzuges Baltimore— Ohio mit einem Güterzuge in der Nähe von Claysville wurden viele Personen getötet. Amtlicher Teil. Ministerium des Königlichen Hauses. Dresden, 6. August. Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg, Herzog und Herzogin zu Sachsen, sind gestern abend 6 Uhr 36 Min. hierher zurückgekehrt. Ministerium des Innern. Se. Majestät der König haben den zum Vizekonsul der Republik Panama in Dresden ernannten Hans Heinrich Strunz daselbst in dieser Eigenschaft anzu erkennen geruht. Se. Majestät der König haben den zum Vizekonsul der Republik Panama in Leipzig ernannten Hermann Arno Kell daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Für den Monat Juli 1912 sind in den Haupt marktorten der Lieferungsverbände des Regierungsbezirks Dresden folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pferdefutter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: Hafer 100 kg Heu 100 kg Stroh 100 KZ Dresden (Lieferungsverb. Dresden-A, Dresden-^ 21 M. 75 Pf. 9 M. 43 Pf. 6 M. 85 Pf. Dippoldiswalde, Freiberg u. Pirna) Großenhain: 21 - 79 - 10 - 24 - 6 - 30 - Meißen: 21 - 97 - 11 - 03 - 6 - 56 - Pferdefutter, das im Monate August 1912 inner halb der genannten Lieferungsverbände von Gemeinden oder Quartierwirten für Militärpferde verabreicht wird, ist nach diesen Durchschnittspreisen zu vergüten. 367 V Dresden, am 3. August 1912. 5424 Königliche Kreishauptmannfchaft. Für den Monat Juli 1912 sind in den Haupt marktorten der Lieferungsverbände des Regierungsbezirks Zwickau folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pferdefutter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgestellt worden: Amtshptmschft. Schwarzenberg Amtshptmschft. Zwickau Stadt Zwickau Amtshptmschft. Auerbach Amtshptmschft. Oelsnitz Amtshptmschft. Plauen Stadt Plauen Hafer 100 kg Heu 100 kg Stroh 100 KZ 22 M. 38 Pf. 11 M. 47 Pf. 5 M. 78 Pf. 23 M. 57 Pf. 11 M. 81 Pf. 6 M. 83 Pf. Diese Durchschnittspreise sind bei der Vergütung von Pferdefutter, das im Monate August 1912 innerhalb der genannten Lieferungsverbände von den Gemeinden oder Quartierwirten an Militärpferde zur Verabreichung ge langt, zu Grunde zu legen. 297V Zwickau, am 6. August 1912. 5421 Die Königliche Kreishauptmannfchaft. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königliche» Hofe. Dresden, 6. August. Se. Majestät der König haben heute nachmittag 1 Uhr im Schlosse zu Moritzbur( den Staatsminister vr. Nagel für sein neues Am! verpflichtet. Anschließend fand eine Königliche Mittagstafel im Schlosse statt, zu der Ihre Exzellenzen Staats- und Kriegsminister Generaloberst Frhr. v. Hausen, Staats minister vr. Nagel, sowie der Ministerialdirektor und Vor tragende Rat im Gesamtministerium Wirkt. Geh. Rat vr. Schroeder eingeladen waren. Dresden, 6. August. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg sind gestern abend 6 Uhr 36 Min. von Höchstihrer Reise nach Oberösterreich und Süddeutschland wieder hier eingetroffen Dresden, 6. August. Der Chef der Hofhaltung Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Mathilde Horfmarschal Frhr. v. Könneritz ist vom Urlaub wieder zurück- gekehrt. Deutsches Reich. Bom Kaiserlichen Hofe. Swincmünde, 5. August. Se. Majestät der Kaiser hörte heute vormittag an Bord der „Hohenzollern" die Vorträge des Chefs des Zivil-, Militär- und Marine- kabiuetts. Am Nachmittage arbeitete Se. Majestät allein, empfing dann den nach 4 Uhr aus Hohenfinow ein- getrofsenen Reichskanzler und hörte seinen Vortrag. Nach dem Vortrag unternahm der Kaiser mit den Herren der Umgebung eine Ausfahrt im Automobil nach Ahlbeck, wo er nochmals den Platz für das Kinderheim besichtigte. An die Autofahrt schloß sich ein längerer Spaziergang durch den Wald. Während der Fahrt saß der Reichs kanzler im ersten Automobil neben dem Kaiser. Auf dem Spaziergange zog der Kaiser den Reichskanzler in ein längeres Gespräch. Die Rückkehr auf die „Hohenzollern" erfolgte gegen 8 Uhr. Für die Abendtafel waren geladen Landrat v. Bötticher und der Bürgermeister von Swine münde, Graetzel v. Graetz. Hopfreben, 5. August. Se. Kaiser!, und Königl. Hoheit der Kronprinz ist heute hier eingetroffen. Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Niederbayern I V. Pfarrkirchen, 5. August. Amtliches Wahlergebnis. Bei der heutigen ReichstagSersatzwahl im Wahlkreise Niederbayern IV erhielten der Landwirt Bauer (Bayer. Bauernb.) 8650, der Landwirt und Bürgermeister Ge rau er (Z.) 5798 Stimmen. 12 Stimmen waren zer splittert. Bauer ist somit gewählt. Die Reise des Staatssekretärs »r Solf. Laurenyo Marques, 5. August. Der General gouverneur gab ein Bankett zu Ehren des Staats sekretärs des Reichskolonialamts vr. Solf, der darauf am 3. August auf dem Dampfer „General" nach Dares salam abgefahren ist. Kleine politische Nachrichten. Berlin, 5. August. Der bisherige Leiter der Geschäfts stelle für die Nationalflugspende, Hr. Regierungsassessor vr. Haniel, ist infolge seiner Ernennung zum kommissarischen Landral ausgeschieden; die Wahrnehmung der Geschäfte erfolgt nunmehr wieder ausschließlich durch den Geh. Oberregierungsrat Albert. Die Sammlungen gehen ihrem Abschluß entgegen und sollen im Laufe des Septembers mit dem Vertrieb einer nach künstlerischen Entwürfen hergestellten Medaille beendet werden. Die türkische Krists. In dem schweren Kampfe, der zurzeit um die Herr schaft im türkischen Reiche zwischen den Junatürken und der Offiziersliga ausgefochten wird, haben die Offiziers liga und ihre Parteigänger jetzt einen großen Er folg errungen. Die türkische Deputiertenkammer ist trotz ihres heftigen Widerspruchs und trotz der Anstrengungen, die sie gemacht hat, um sich gegen das neue Kabinett zu halten, aufgelöst worden. Zweifellos hat das gegen wärtige Ministerium von vornherein hierauf hingearbeitet. Der erste Vorstoß hierzu schlug ja allerdings fehl, denn die jungtürkische Kammermehrheit vermochte es aus taktische» Gründen noch vor wenigen Tagen über sich, diesem Ministerium, das in offenkundigem Gegensätze zu ihren Wünschen und Ansichten gewählt worden war, ein Vertrauensvotum zu erteilen. Damit war zunächst der Plan der Regierung vereitelt. Aber das Ministerium, dem diese Vertrauenskuudgebung sicherlich sehr ungelegen kam und das fürchten mußte, der Osfiziersliga hierdurch geradezu verdächtig zu werden, traf sofort neue Maß nahmen, um seinen Zweck zu erreichen und veranlaßte den Senat zu dem bereits gestern mitgeteilten Beschlusse. Die Kammer hat trotzdem noch einmal versucht, der Auflösung zu entgehen und sich, wie wir schon durch Depesche meldeten, noch vor Verlesung des Schließungs- dckrets vertagt, nachdem sie der Regierung ihr Mißtrauen ausgesprochen hatte. Das Ministerium hat sich aber in seinem Vorgehen nicht beirren lassen. Der Großwesir hat vielmehr, wie wir soeben erfahren, gestern nach mittag in Gegenwart von elf Deputierten und sechs Senatoren in der Deputiertenkammer und im Senat das Dekret verlesen, durch das die Kammer, deren Mandat auf Grund der gestrigen^Beschlüsse des Senats abgelaufen sei, aufgelöst wird. Der Text des Dekretes lautet: Wegen der zwischen dem früheren Kabinett Said Pascha und der früheren Kammer entstandenen Differenzen über eine Abänderung der Verfassung ist die alte Kammer aufgelöst und die neugewählte Kammer am 18. April einberufen worden. Nach einem Beschlusse des Senats ist die neue Kammer ausschließlich dazu bestimmt gewesen, sich als Schieds richter über den Streitpunkt, den der Artikel 35 der Verfassung bildet, auszusprechen. Nachdem diese Aufgabe erfüllt worden ist, muß das Parlament geschlossen und Neuwahlen müssen ausgeschrieben werden. Nachdem dieser Beschluß verlesen worden ist, ordnen wir Schließung des Parlaments und Neuwahlen gemäß der Verfassung an. (gez.): Mehmed Reschad. Das Dekret ist vom 4. August datiert. Daß die Regierung bei ihrem Vorgehen auch von der Krone gestützt wird, erhellt aus folgendem Telegramm: Konstantinopel, 5. August. Der Sultan hat es abgelehnt, den Präsidenten der Kammer zu empfangen. Die Deputierten richteten darauf eine Depesche an den Sultan, in der sie ihm von dem Beschlusse der Kammer Mitteilung machten. Auch die Depesche wies der Sultan zurück. Im übrigen liegen noch folgende Meldungen zur Krise vor: Konstantinopel, 5. August. Nach Eröffnung der Sitzung der Deputiertenkammer setzte der Präsident auseinander, daß eine außerordentliche Sitzung an beraumt worden sei, weil die Regierung den Senat zu einer geheimen Sitzung einberufen habe. Die Kammer werde im Hinblick darauf, daß es sich um eine für das Bestehen des Staates ernste Frage handle, ihre Pflicht tun. Der Albanese Essad Pascha erklärte: Wir haben kein Recht mehr zu sprechen. Talaat stürzte auf den Redner zu und schrie: Wer gibt Ihnen das Recht, das zu sagen? (Zurufe: Nieder mit ihm. Talaat wurde von seinen Freunden zurückgehalten.) Der Prä sident erklärte: Kein Abgeordneter hat das Recht, so zu sprechen. Essad Pascha wurde das Wort entzogen. Dschawid Pascha hielt dann in großer Erregung eine sehr heftige Rede. Er erinnerte an den Drohbrief gegen den Präsidenten und verglich ihn mit den Ereignissen im April 1909. Heute wird die Kammer von denselben Kugeln bedroht. Die Union für Freiheit und Fortschritt, die dcr Notwendigkeit, im Lande die Ordnung wieder herzustellen, Rechnung trug, hat dem Kabinett ihr Ver trauen ausgesprochen, das Kabinett aber hat das Ver trauen mißbraucht, und es wird noch Schlimmeres tun nach Auflösung der Kammer. Die Regierung hat den Belagerungszustand aufgehoben, dafür aber eine Militär regierung eingerichtet. Jeder Minister ist ein Knecht in der Faust des Militärs, und der Belagerungszustand be steht in noch schrecklicherer Form weiter. Der größte Fehler des Komitees war es, die Organe des alten Re gimes, welche die Liberalen m so schlimmer Weise gequält haben, nicht zu bestrafen. Aber die Union für Freiheit und Fortschritt fürchtete sich nicht vor Abdul Hamid. Sie wird sich auch vor dieser Regierung nicht fürchten. Dcr Redner, dem lebhaft und häufig Beifall gezollt wurde, griff auch die Senatoren an, welche die Ver fassung verletzt hätten. Der Redner sagte weiter, indem er sich in bewegten Worten an die Armee wandte: „Heilige ottomanische Armee, die du von der Höhe der rumeli- schen Berge aus den Absolutismus zerstört hast, komm und sieh dein Werk als Spielball in der Hand von