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Dresdner Journal : 14.12.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191212141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19121214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19121214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-12
- Tag 1912-12-14
-
Monat
1912-12
-
Jahr
1912
- Titel
- Dresdner Journal : 14.12.1912
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4. Beilage zu Nr. 291 des Sonnabend, 14. Dezember 1912. XLVII. Literaturblatt. Iuatndschriften. (II.) ÄhnlicheZwecke wie die ausgezeichneten Volliuarschen Bücher, nämlich Belehrung in anschaulicher Form zu geben, verfolgt die „Natur wisse nschaftlicheSch üler-Biblio- thek", die, herausgegeben von vr. Bastian Schinid, im Verlage von B. G. Teubner in Leipzig erscheint. In ihren Themata etwas spezieller gefaßt als die Vollmarschen Bücher, erstreben diese Bände einen Zusammenhang zwischen Unterricht und naturwissenschaftlicher Mußebcschästiguug. Tie uns heute vorliegenden Bände sind folgende: Prof. H. Rebenstorfs „Physikalisches Experimentierbuch II" (Äd. 2, geb. 3 M), Pros. Karl G. Volk „Geologisches Wanderbuch I" (Bd. 6, geb. 4 M.) und Georg (5.F. Schulz „Anleitung zu photographischen Naturaufnahmen" (Bd. 9, geb. 3 M.). Die Bändchen behandeln ihre Stoffe in an regender und leichtfaßlicher Form, und zwar dergestalt, daß der Verfasser des Buches seine Darstellung den Leser persönlich erleben läßt, sei cs durch Versuche zu Hause oder durch Beobachtung bei Wanderungen durch die Natur. Die Bibliothek wird sich viele Freunde unter den reiferen Schülern erwerben, die sie in unterhaltender Form zn wissenschaftlichem Arbeiten und Denken anregt. Aus dem Verlage von Ernst Wunderlich in Leipzig stammt das Buch „Von Thüringen bis nach Italien", Eine Reise mit dem Fahrrade. Der reiselustigen Jugend erzählt von M. Hecker-Weißenfels (Preis 2 M., geb. 2,50 M.). Es ist ein liebes und dabei lehrreiches Buch, das allen, die Lust am Wandern haben, von Nutzen sein kann, denn es erzählt nicht nur, wohin der Verfasser mit zwei Freunden reiste, sondern vor allem, wie er reiste, nämlich mit offenem Auge und Herzen für die Schönheit der Länder, die er durchzog, mit begeistertem Sinn für die hohen Werke der Kunst und Kultur, die er sah. Wenn man so reist, wie der Erzähler dieser schönen Ferienfahrt, dann reist man wirklich mit Genuß und vermag auch andere die Freude am Reisen und Wandern zu lehren. Weiter sei hingewiescn auf das im Verlage von H. Neumann in Neudamm erschienene Buch „Das Jägerhaus am Rheiu". Jugenderinnerungen eines alten Weidmanns, von Oberländer (Nehfuß-Ober- länder). Preis elegant gebunden 5 M. Das Buch will die Passion zur Jagd im Jungen wecken. Das hat sein Gutes, kann aber auch leicht bedenkliche Triebe aus lösen. Wir enthalten uns deshalb einer direkten Em pfehlung des Buches und stellen nur fest, daß es insoweit für die Jugend geeignet erscheint, als cs überall versucht, seinen Leser zur Natur- und Tierliebe zu erziehen. Aus dem rührigen Verlage von Joseph Scholz in Mainz liegen fünf neue Bände der von Wilhelm Kotzde herausgcgebcnen „Mainzer Volks- undJngendbttcher" vor. Wir haben schon zu wiederholten Malen diese schönen Bücher warm empfohlen. Sie gehören mit zu dem Besten, was für die Jugend geschrieben werden kann. Der erste der neuen Bände (Nr. 17) enthält eine Erzählung aus der Feder des Herausgebers, die den Tttel führt „Und deutsch sei die Erde". Sie führt den Leser in die große Zeit, da unsere Ahnen sich anschickten, den weiten Osten unserer deutschen Heimat den Slawen wieder ab zunehmen, die sic einst von dort verdrängten. Die Er zählung ist ein Hoheslied auf deutsche Art und deutsche Sitte, auf deutschen Mnt und Glauben. Illustriert hat diesen Band Franz Stassen, während die Buchausstattung von I. V. Eissarz herrührt. Der zweite Band (Nr. 18, mit Bildern vonFranz Müller-Münster nndBuchschmuck nach Entwürfen von J.V. Eissarz führt den Titel „Die Treue der Pommern", hat ^um Verfasser Johannes Höffner und erzählt eine Geschichte aus Pommerns alten Tagen. „Jvdute" ist der Titel des dritten neuen Bandes (Nr. 19), der „Mainzer Volks- und Jugendbücher", und erzählt wird in ihm der Kampf, den Lübeck im 14. Jahrhundert um seine Freiheit führte. Verfasser der Erzählung ist der im Rahmen dieser Sammlung schon mehrfach bewährte Jugendschriftsteller Wilhelm Lobsien, den Bilderschmuck zum Buche hat O. R. Bessert geliefert, den Buchschmuck wiederum I. V- Eissarz. Von diesem Künstler rührt auch der Buchschmuck des folgenden Bandes (Nr. 20) her, der eine Erzählung Kurt Geuckes „Der Steiger vom David-Richtschacht" enthält, die Willibald Weingärtner mit Bildern versehen hat. Die Erzählung spielt in der Gegenwart und führt den jugendlichen Leser durch die großen Errungenschaften unserer Tage. Der letzte Band (Nr. 21) endlich veröffent licht noch eine andere Erzählung von Kurt Geucke mit dem Titel „Die Diamanteninsel". Die spannend ge schriebene Handlung führt den Leser in die Südsee und nach China. Den Bilderschmuck zu diesem Buche hat wieder Willibald Weingärtner geliefert, während der Buchschmuck abermals von I. V. Eissarz geschaffen wurde. Aus dem Verlage der Nordischen Bücherei von Georg Merseburger in Leipzig stammen zwei Bücher, die für die Jugend geeignet sind: Severin Lieblein „Der Letzte seines Geschlechts" (Die Geschichte einer Jugend), Preis broschiert 2,50 M., gebunden 3,50 M. und Agot Gjems-Selmers „Schwesterchen", Preis broschiert 2,25 M., gebunden 3M. DieWerkeAgotGjems-Selmers haben sich in Deutschland schon längst viele Freunde gewonnen; auch diese neue Arbeit, ein wahrhaft herzerquickendes Gemälde aus dem Leben der Kinderwelt, ein Buch von reiner, sonniger Heiterkeit, wird begeisterte Aufnahme finden. Auch die Liebleinsche Erzählung verdient die wärmste Empfehlung. Es ist die Geschichte eines frischen Jungen, der unter der Fürsorge einer prachtvollen, wenn auch etwas sonderlichen Großmutter aus dem Lande auf wächst. Das Buch ist besonders für die reifere Jugend als Lektüre geeignet. In zweiter und dritter Auflage ist die Erzählung aus einer Kindheit „Als Mutter noch lebte" von Peter Dörfler (Verlag der Herderschen Buchhandlung in Freiburg, Preis drosch. 2,70 M., gebunden 3,50 M.) erschienen, die früher von uns schon lobend besprochen wurde. Wir wiederholen diese Empfehlung heute gern; das Buch ist voll köstlicher Schätze: Poesie, Gemüt und Humor führen seinem Verfasser die Feder bei seinen Unter haltungen mit den jugendlichen Lesern. Aus dem Verlage der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart sind unS drei sehr empfehlenswerte Jugend- A. H. seine Freunde arg enttäuschen. Schöngeistige Schriften. Paul Grabein, „Der Wille zum Leben", Ro man. Verlag von Grethlein u. Co., G. m. b. H. Leipzig. Es handelt sich in Grabeins neuem Roman nicht um je maudeu, der sich mit Selbstmordgedanken trägt und im Ver laufe der Handlung zu dem Entschluß kommt, das Leben trotz aller Widerstände doch nicht von sich zu werfen. Der etwas pathetische Titel könnte derartiges vermuten lassen; der Verfasser meint es vielmehr so: Die meisten Menschen sind Sklaven ihres Berufes und ihrer Pflichten. Sie schuf ten und tun nichts als schuften, daß ihnen schließlich über haupt keiue Zeit mehr zum Leben, d. h. zum Erleben, übrig bleibt. Und den Willen zum „Leben" in diesem Sinne muß man haben. Grabein exemplifiziert seine These an dem Ehepaar Olfers. Ter Gatte, ein berühmter Rechtsanwalt, hat sich so von seinen Berufsgeschäften in Anspruch nehmen lassen, daß ihm darüber seine Frau fremd geworden ist. Beide wollen versuchen, sich in einer anderen Umgebung wieder zusammenzusinden. Sie mieten eine Ferme am Genfer See, aber die Langeweile ist mit ihnen gezogen. Eine entfernte Verwandte der Frau, ein junges Ting, Lore mit Namen, kommt als Gesellschafterin ins Haus. Zwischen dein Rechtsanwalt und Lore keimt die Leidenschast der wahren Liebe aus. Frau Edith merkt das und gibt den Gatten frei. Eine brave alte Tante, verwitwete Exzellenz, bringt die Partie zwischen Olfers und Lore glücklich zustande- Frau Edith sindet eiuen wahren Freund in dem Tb. Heinz Wilbrecht, der ihr sein Kind, das er mit einer Javanerin hatte, zur Erziehung übergibt. Man sieht, der Stoff ist reich lich konventionell und das ganze Buch ein Beweis mehr für des alten Ben Akiba geflügeltes Wort. Eigentlich ist die Geschichte auf S. 251 zu Ende. Aber das würde doch den Umsaug eines Romans, wie er nun einmal üblich ist, nicht ausmachen Und nun wird der Dichter idyllisch. Er erzählt, welche Wonne für holde Leserinnen, von der Hochzeit und daß diese in einem schmucken Dorfkirchlein stattfindet, und daß Lores Mutter ihre streugen Ansichten mildert und so ähnliches Zeug, was die Seiteu füllt und das. Buch für literarisch gebildete Leser beinahe unerträglich macht. Stellenweise hat man den Eindruck, daß uicht ein Manu, sondern eine bewährte Kraft aus dein Familieublatt, wo es am stockigsten ist, den Roman verfaßt hat. Schade. Paul Grabein hat viel Besseres, Kraftvolleres geschrieben und wird schriften übersandt worden: 1. „Vom Vaterland der Treue" schlichte Lebensbilder, gezeichnet von Carl Hesselbacher (Preis broschiert 2,40 M., gebunden 3M), 2. die bereits in fünfter Auflage erschienene, von uns früher schon aufs wärmste empfohlene Erzählung von Paul Schreckenbach „Die Pfarrfrau von Schön brunn" (Bd. 6 der Sammlung „Aus klaren Quellen", Preis geb. 2,50 M.) und 3. die ebenfalls schon früher gewürdigte, in 3. bis 5. Auflage erscheinende Erzählung von Carl Hesse lbacher „Mit aülduer Waffe" ^Bd. 7 der Sammlung „Aus klaren Quellen", Preis geb. 2,50 M.). W. Dgs. Tas Buch hat noch gewonnen. Es erhebt sich zu den Höhen einer umfassenden Anschauung vom Wesen des „schwäbischen Goethe". Auf die Form hat Mayne noch mehr Sorgfalt ver wendet als früher, indem entbehrliche Fremdwörter aus- gemerzt worden sind. So liest sich die Tarstcllnng, die in ihrer behaglichen Breite dem Wesen des behandelten Tich- t.rs kongenial erscheint, so leicht wie selten eine mit so viel wissenschaftlichem Gute befrachtete Arbeit. Tie in den letzten elf Jahren nen hinzugekommenen Züge zum Bilde von Mörikes Schaffen verleihen dem Werte neuen Reiz Unbekannt scheint Mayne geblieben zu seiu, daß der Stutt garter Liederkranz am 14. April 1877 eine Freiligrath Mörike Feier veranstaltet hat. Uber Fontanes Beziehungen zu Mörike würde man gern etwas näher unterrichtet als durch die beiläufige Bemerkung ans S. 362. Es ist gewiß bezeichnend, daß Fontaue in einem an das Rütli gerichteten Schreiben (Briefe, zweite Sammlung I, 141) Storm den norddeutschen Mörike nennt. Eine Anfrage beim Schwcizc rischen Archiv für Volkskunde wird den Verfasser belehren, daß das „Verlassene Mägdlein" (vgl. 255) anch in der Schweiz als Volkslied Verbreitung gefunden hat. Gern hätte ich in dem Anhang auch Wilhelm Hertz' Aussatz über den „Feuer reiter" (Gartenlaube Nr. 12 vom Jahre 1888) erwähnt ge fanden, den Karl Vollmöller 1907 (Aus Tichtnug und Sage Vorträge nnd Aufsätze von Wilhelm Hertz) wieder verösfeut licht hat. Tast sich Mayne fernhält von jeglicher Uberschätznng feines Tichters, daß er sogar gegen die Mörikemode im Vor wort znr zweiten Auflage und auf S. 393 entschieden, anf- tritt, muß ihm hoch angerechnet werden. Als Schüler Mörikes ans lyrischem Gebiet bat iich immer Martin Greif betrachtet. Einen ersten Band von Greifs nachgelassenen Schriften veröffentlicht Wilhelm Kosch (Leipzig, Amelangs Verlag, 1912; broschiert M 5,—, ge buuden M. 6,—). Es wird Selbsterlebtes (nämlich die abenteuerliche Fahrt nach Spanien, die Schilderung eines Besuches bei Rückert, die Kriegserinncrnngen „Deutsche Fahrten" und die anmutige autobiographische Skizze „Alis meiner Jugendzeit") neben Skizzen nnd zwei Novellen „Goethe nnd Therese" und „Tie Mormonen in Dublin" mitgcteilt. Ter Herausgeber hat dem Bande ein warm herziges Geleitwort beigefügt Tie Auswahl ist daukens- wert lind macht nach mehr lüstern. Um die Goethenovelle, die bei allem Anfängertnm ein recht beachtliches Zeugnis für Greifs Begabung als Erzähler darstellt, hat sich bereits ein kleiner literarhistorischer Streit erhoben zivischeu denn verdienten Greisbiographen S M. Prem nnd dem Unter zeichneten (ine eben abgeschlossenen Bande der Zeitschrift für den deutschen Unterricht). „Die Mormonen in Dublin", nur wenige Jahre nach „Goethe und Therese" entstanden, erweisen schon ein erfreuliches Wachsen der dichterischen Kraft. Tie Skizzen nnd besonders die „Deutschen Fahrten" zeigen Martin Greif als vortrefflichen Beobachter und Schilderer. In der Greisgemeinde wird das Buch sicher freundliche Lefer finden Ein Erfolg ist aber auch in weiteren Kreisen zu wünschen. Daß Adolf Sterns „Ansgewühlte Novellen" in vierter Auslage vorliegen (Trcsdeu nnd Leipzig, C. A Koch s.H. Ehlers), Preis gebnnden M. 4,—), sei mit Freuden ange merkt. Wenn später einmal noch das wundervolle „Weih nachtsoratorium" beigefügt werden sollte, würde die. Samin luug einen guten Begriff vom Schassen des viel zn wenig beachteten Tresdncr Tichters gewähren, auf dessen „Oie dichte" in der prächtig ansgestatteten Grunowschen Ausgabe hinznweisen nur als eine angenehme Pflicht erscheint. Liebenswürdige „Erinnerungen an Heinrich Sei del", auf küssen Kleinkunst Stern wiederholt die Aufmerl samkeit gelenkt hat, veröffentlichte H Wolfgang Seidel bei Cotta Nachfolger (geheftet M. 4,—, gebunden M. 5,—). Sie bringen nns den Tichteringenieur noch näher und ver dienen gelesen zn werden. Für die Beziehungen zn Johannes Trojan wie sür das Familienleben Seidels rind die Ge schichte des Berliner Tunnels wird vielerlei Ansprechendes geboten. Wer dem dichterischen Zengungsvorgang nach spüren will, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Tie Pietät volle Art des Sohnes berührt wohltuend. Mit wenigen Worten sei schließlich noch ^ines Bnches gedacht, über das der Unterzeichnete aus persönlichen Grün den ein Wertnrteil nicht abgeben möchte, der Aufsätze, die Oskar Walzel unter dem Titel „Vom Geistesleben des 18. und 19. Jahrhnnderts" im Jnselverlagc (ge heftet M. 10,—, gebunden M. 12,—) veröffentlicht hat Sie verlangen Leser, denen es um ernste Arbeit zn tun ist. Solchen bieten sie aber unvergängliche Anregung und vielfach neue, wohlbegründete Gedanken. Wie sich Walzel mit Lessings Begriff des Tragischen, mit Schillers Verhältnis zur Ro mantik oder zur bildenden Kunst anseinandersetzt, wie er das Problem der faustischen Natur deutet, muß jedem literar historisch Geschulten bedeutungsvoll erscheinen, nicht minder, wie er Goethes Wahlverwandtschaften aus der Zeit erklärt oder wie er sich zu österreichischen Dichtern vorn Range Ferdinands von Saar und der Maria von Ebner Eschenbach stellt. Eindringende Kenntnis der deutschen Bücher nn erer Tage verrät der letzte Aufsatz. Immer wird im einzelnen das Ganze gesehen. K. N. Von des Grafen Arthur Gobineau berühmtem Werke „Die Renaissance" bestand unseres Wissens bisher nur die von Schcmann verdeutschte Ausgabe, die in dritter Ausgabe im Jahre 1904 in Straßburg erschien. Der Jnselverlag in Leipzig hat es unternommen, nun eine nene deutsche Ausgabe des klassischen Buches heraus zugeben. Tie Übertragung besorgte, durchaus im Geiste des Originals, Bernhard Zolles; all' der hohe dichte rische Schwung, von dein diese „historischen Szenen" erfüllt sind, aber auch ihr äußerer Glanz, ihr Sprachreichtüm und ihre Gedankenfülle, kommen in der Arbeit dieses Verdeutschers zu vollem Ausdruck. Die äußere Ausstattung des Buches entspricht seinem inneren Werte; den Druck besorgte vorbildlich die Leipziger Offizin von Friedrich Literatmgeschichttiche Schriften und Nenausgaben. Eine kleine Auswahl von Werken, die allen ernster nach literaturhistorischer Erkenntnis Strebenden beachtens wert erscheinen müssen, soll im folgenden gewürdigt werden. Als ein Denkmal der Freundschaft Goethes und Schil lers steht ihr Briefwechsel da, dem sert dem ersten Er scheinen im Jahre 1829 ein unverminderter Anteil ge widmet worden ist und der zu vielen fruchtbaren Einzel unterfuchuugen Anlaß gegeben hat. All das von Spür sinn und Kombinationsgabe Herbeigctragene mußte ein mal in einem umfassenden Kommentar verarbeitet werden, und dabei erschien es selbstverständlich, für jeden Fall die genaue Textgestalt der Briefe zugrunde zu legen. Zwei Männer, deren Namen mit der Erforschung unserer Klassiker zeit untrennbar verbunden sind, der eine, Hans Gerhard Gräf, vorzugsweise Goethe, der andere, Albert Leitz- mann, hauptsächlich Schiller zugewandt, haben sich, durch die Jubiläumsstimmung der Jahres 1905 angeregt, in schöner Gemeinschaft der notwendigen Aufgabe mit ent sagungsvollem Fleiß gewidmet, und zwar in der Art, daß Gräf für den Text und Leitzmann für die Erklärungen ver antwortlich ist. In drei Bänden, von denen die ersten beiden die Briefe und der letzte die Erläuterungen enthält, liegt das große Werk vor Ohne die Unterstützung des Weimarer Goethe- und Schillerarchivs wäre die Ausführung nicht möglich gewesen. Bernhard Suphan und Geheimrat vr. v Oettingen, der einstige und der gegenwärtige Direktor dieses Archivs, sind den Wünschen der Bearbeiter freund lich entgegengekommen rind haben sich damit ein unver gängliches Verdienst um die Wissenschaft erworben. Die drei Bände, von: Insel-Verlag würdig ausgestattet, kosten geheftet M. 7,50, in Halbleinen gebunden M. 10. Wer sich ohne literarhistorische Absichten, nur in die Ge dankenwelt der Großen von Weimar vertiefen möchte, kann die beiden Textbände allein kaufen sür M. 6.— und gebunden für M 9,—. Aber es ist dringend anzuraten, sich die gehalt vollen, mit peinlichster Gewissenhaftigkeit verfaßten An merkungen nicht entgehen zu lassen, denn der dritte Band bietet ausführliche und, wie mich einzelne Stichproben überzeugten, sorgfältige Register, die in gleicher Aus führlichkeit den Cottaschcn Ausgaben des Briefwechsels nicht eigen waren und gerade dem Laien kaum eutbehr- lich sind. Ein vielumstrittencs Erzeugnis der Romantik, die „Nachtwachen von Bonaventura", legt Erich Frank in einem zuverlässigen Neudruck vor, der frühere Abdrücke weit hinter sich läßt (Heidelberg, Carl Winters Universitäts- buchhaudlung). Ter Philosoph Schelling, E. T. A. Hoff mann und neuerdings der ein Jahrhundert lang wenig be kannte F. G. Wetzel wurden für die Verfafser der merk würdigen Schrift angesehen. Erich Frank untersucht iu winer umfänglichen Einleitung und in -inem Aufsatze der Germanisch-romanischen Monatsschrift (1912, S- 4I7fs.) die Urheberfrage aufs neue und mit Scharfsinn. Es gelingt ihm, die mit großer Sicherheit vorgetragene Annahme von Franz Schultz (der Verfasser der Nachtwachen, Berlin 1909) völlig zu entkräften und mit guten Gründen Clemens Bren tanos Verfasserschaft zu stützen. Auch wer noch uicht über zeugt ist, daß Bonaventura als Deckname für den begabtesten der jüngeren Romantiker zu gelten hat — ich gestehe, daß mich Franks Hypothese besticht —, muß den Veranstalter« der Ncuausgabe, die uns den ursprünglichen Text in einer dem Original nachgebildeten Druckanlage bietet, aufrichtig dankbar sein. Der Preis des Bnches beträgt in geschmack vollem Pappbande M 3,70. Harry Maynes Mörikebiographie ist in zweiter, vermehrter Auflage bei Cotta Nachfolger erschienen (Eduard Mörike. Sein Leben und Dichten dargestellt von Harry Mayne. Mit Mörikes Bildnis. M.6,50, gebunden M.7,50).
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