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Dresdner Journal : 14.12.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-191212141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19121214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19121214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-12
- Tag 1912-12-14
-
Monat
1912-12
-
Jahr
1912
- Titel
- Dresdner Journal : 14.12.1912
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10 ihn, die durch maschinelle Betriebe veranlaßt werden können, und zwar ebensowohl durch Antriebs- wie auch durch Arbeitsmaschinen. Ebenso kann der Straßenverkehr wenn auch nur geringe Störungen auslösen, während Erdbebenwellen die Ursache sehr starker Eebäude- schlvittgunaen werden. Nachdem der Hr. Redner noch die akustische Resonanz erwähnt, die jedoch von der Kon struktion nur insoweit abhängig ist als diese auf die Raumbildung von Einfluß ist, wurden besonders genau die durch Maschinenbetriebe hervorgerufenen Erzitterungen besprochen und für ihre Beseitigung Mittel angegeben. Lauter Beifall folgte den Ausführungen des Hrn. Redners. * In der Weihnachtsmesse der Dresdner Kunst- genossenschaft im Künstlerhause, die jedermann zu freien» Eintritte täglich von 10 bis 8 Uhr geöffnet ist, hat sich eine Neuausstellung nötig gemacht, da schon eine Anzahl der ausgestellten Werke iu Privatbesitz über gingen, u. a. Ölgemälde von Fischer-Gurig, Frhr. v. Schlippenbach, Ludw. Baehr, Anton Hille, Graphik von Hehscr und Witting, von dessen Schmnckstüüen auch bereits mehrere verkauft wurden. * Wir müssen in diesen Monaten viel umlernen. Aus den früher immer etwas geringschätzig behandelten Balkanslaven sind die Achtung heischenden Sieger von Kirlkilisse, Lüleh-Burgas, Kumanowv und Vranja ge worden. Und gestern abend hat Dr. Frhr. v. Schlippenbach in einem Bortrag, den er im Berein für Erdkunde über Trachten und Sitten in der österr. Slowakei hielt, mit einem alten Vorurteil gegen ein anderes Slaven- vvlk, die Slowaken, gründlich abgerechnet. Die Ideen- assoziation Slowaken — Maujefallenhändler — Unmengen vo>» Insektenpulver gehörte eigentlich bis heute immer noch zu dem eisernen Vorstellungsinventar jedes „ge bildeten" Mittel- und Westeuropäers. Dieses durch Sach kenntnis ungetrübte Urteil wird nun aber sicherlich bei denen, die gestern den interessanten Ausführungen des Frhrn. v. Schlippenbach gefolgt sind, künftig auf energi schen Widerstand stoßen. -Einen ungewöhnlich sympathi schen Menschenschlag zeigte uns der Hr. Vortragende in den Slowaken, einen Volksstamm, dessen künstlerische Kultur geradezu an klassische Vorbilder gemahnt. Und Frhr. v. Schlippcnbach, der ein halbes Jahr in der Slowakei gelebt, gemalt und — photographiert hat, darf wohl als ein berusener Beurteiler des Volkes gelten. Von seiner künstlerischen Ausbeute sahen ivir gestern nur seine photographischen Ausnahmen, durchwegs prächtige, farbige Bilder (mit Lnmiöreschen farbempfindlichen Platten ausgenommen), von denen jedes einzelne mit dem Maler auge geschaut war. Landschastsausnahmen gewährten überaus reizvolle Einblicke in das herbe und doch auch wieder liebliche Flachland der ruhig fließenden, gelegent lich aber alles überflntcndcn March. Tann zeigte uns der Hr. Vortragende vor allen« Trachtenbilder aus der Slowakei, zumeist in den Ortschaften Lautenburg, Gaya, Welka und Javornic ausgenommen. Man konnte da mit eigenen Augen wenigstens im Bilde bewundern, was der Vortragende in Wirklichkeit sah; herrliche Stickereien farbenprächtige Seidenstickereien aber auch aiVdec Hucr- kleidung. Der Farbensinn der Slowaken ist überhaupt sehr ausgeprägt und geschmacklich bis ins feinste durch gebildet. Vorherrscht der Gefalle, an gelben Farbtönen, gelb ist auch die Farbe der Freude, weiß übrigens die der Trauer. Eigenartige Formen nimmt oft der Kopfputz der Frauen an, in Kunowitz erinnert er an altägyptische Bilder. Ihn zn binden erfordert eine Stunde Zeit, die Trägerin kann ihn übrigens auch nicht einmal selbst binden, sondern mnß sich diesen Liebesdienst von einer Freundin erbitten, der sie dann gleiches mit gleichem vergilt. Schöne, bestickte Gewänder werden auch an Wochentagen getragen, die Sonn- und Feiertags- kleider und in erster Linie natürlich der Brautstaat sind aber besonders prächtig. Die sein gestimmten Kleidungs ornamente vererben sich häufig von Generation zn Ge neration. In den Trachten selbst herrscht eine große Verschiedenheit innerhalb des Landes; in Nachbarorten werden ost an Farbe und Schnitt von einander völlig abweichende Kleider getragen. Wahre Farbensymphonien konnte der Vortragende in Bildern von der Wallfahrt auf den Antoniusberg, einem wahren Volksfeste der Slowaken, zeige». Die Seidenspinnereien, das Klöppelspitzen, sind alles eigene Erzeugnisse der Slowaken, die in jeder Art Kunst Hervorragendes leisten. Ohne Vorlage schaffen sie die herrlichsten Werke der Textil- knnst, die man erdenken kann, wunderbare Holbein stickereien, Spitzenoruamente von ganz neuen, selbst er fundenen Formen rc. Die Slowaken sind auch vortreffliche Keramiker, fein empfindende Maler und große Musiker. In der Slowakei singt und musiziert alles. Es gibt Hunderte von schönen melodischen Volksweise,,. Geradezu erstaunlich ist eS, was die kleinen Kinder von 6 bis 8Jahren in malcrijcher Hinsicht leisten; der Hr. Vortragende zeigte von solchen Kleinen entworfene stilisierte Blumen in« Bilde, die verblüffende Begabung verrieten. Die künst- lerischc Betätigung setzt eben schon sehr früh in der Slowakei ein. Nicht minder nimmt es wunder, daß die Frauen mit ihren groben Händen diese Stick- und Klopp«lkunstwerke zu schaffen vermögen. Sie bemalen übrigens auch mit Voll endung Ostereier. Den« Charakter der Slowaken zollte der Vortragende ebenfalls große Ehre; dieses Volk ist nach seinen Worten liebenswürdig, taktvoll und — pein lich sauber. Reinlichkeit ist für den Slowaken etwas selbstverständliches und eine Notwendigkeit bei seiner- prächtigen Kleidung. Die Gesichter der Slowakei, ver raten Intelligenz, die sie auch iu hohem Maße besitzen. Vor allem rühmte der Vortragende ihnen Schlagfertigkeit nach. Aujsallend ist die feine, aristokratische Schönheit vieler Fraucngejlchter, denen man die bäuerliche Beschäf tigung nicht ansieht. Wohl auch eine Folge der hohen künstlerischen Kultur. — Die Ausführungen des Hrn. Vor tragenden sanden den lebhaftesten Beifall der Ve» fammelten, man hätte ihn.cn sicherlich auch noch länger gern zugehört und ein größeres Verweilen des Vor tragenden bei einzelnen Punkten und Bildern nur dankbar begrüßt. * Unter den neuen Kunstblättern, welche die durch seine vorzüglichen Faksimile - Wiedergaben rühmlich bekannte Kunstaustalt von Trowitzsch <K Sohn in Frankfurt a. O. »och vor dem Feste in den Handel ge bracht hat, befindet sich auch Joses Stielers Goethe- bildniS. Stielers Schöpfung, dessen Original den Stolz der Neuen Pinakothek in München auSmacht, zeigt den Dichter in kaum wiedercrrcichter Vergeistigung und doch voll lebendig realistischer Kraft. Tie Wiedergabe ist völlig gelungen und dieses Goethcbildnis verdient ebenso wie das Grasfjche Schillerbildnis desselben Verlags einen Platz im deutschen Hause. Als dritte Weihnachtsgabe bringt der Verlag noch Feuerbachs „Medea" und Claus Meyers „Nachbarinnen", bei dem die reizvolle Schalk haftigkeit des Originals bis in den letzten Farbenton hinein gewahrt ist. Die Schiller- und Goetheblätter kosten bei einer. Bildgröße von 54^x07 om je 25 M., das Medeablatt (48 X 07 vm) und die Nachbarinnen (51 X 70cm) 25 M. Die Trowitzschen Faksimile-Wieder gaben sind in unveränderlichen Farben ausgeführt und von jeder guten Kunsthandlung zu beziehen. Theater, Konzerte, Vorträge. * Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof theater. Im König!. Opernhause geht morgen, Sonntag, die komische Oper „Der Widerspenstigen ZSHmnng" von Her mann Götz in neuer Einstudierung in Szene. Außer Fran Nast, welche die Bianka bereits hier gesungen hat, sind di« sämt lichen Partien neu besetzt. Baptista — Hr. Ermold, Katharina — Frl. Forti, Hortensio — Hr. Zador, Lucentio — Hr. Soot, Pe- Irnchio — Hr. Soomer, Grumiv — Hr. Düssel, Schneider — Hr. Rüdiger. Beginn der Vorstellung 7 Uhr. „Jedermann", das Spiel vom Sterbendes reichen Mannes, erneuert von Hugo v. Hosmannsthal, wird morgen, Sonntag, im König!. Schauspielhaus« zum vi«rtenma! außer Abonnement wiederholt. * Das Residenztheater bereitet für den 1. Weihnachts feiertag die Uraufführung der Posse mit Gesang und Tanz „Tüff-Tüfs-Leutnants" vor. Tas Libretto des Werkes ist vo>« Hrn. Direktor Carl Witt verfaßt worden, die Musik stammt vom ersten Kapellmeister des Residenztheaters Hrn. Friedrich Korvlanyi. Ain morgigen Sonntag abends 8 Uhr geht die Operette „Grigri" in Szene, am Montag abends ^8 Uhr die Operette „Der Obersteiger". * Im Zentraltheater finden morgen, Sonntag, zwei Vorstellungen statt: Nachmittags >/»4Uhr geht bei ermäßigte«, Preisen das Weihnachtsmärchen „Die Mäuselönigin" oder „Wie der Wald in die Stadt kam" von F. A. Geißler in Szene; abends 8 Uhr wird bet gewöhnlichen Preisen „Die keusche Susanne", Operette in drei Alten von Jean Gilbert, wiederholt. Tie Kasse ist von früh 1! Uhr ab ununterbrochen ge- öfsnet. * Bolkswvhl-Theater, Ostraallee, Eingang Trabantengasse. Morgen, Sonntag, nachmittags 3 Uhr: „Aschenbrödel", Märchen von S. Hennig; abends '^8 Uhr: „Ehrliche Arbeit", Posse mit Gesang von G. Wilken. Tie Musik wird vou Mitgliedern der Kapelle des 2. Grenadierregiments Nr. 10! ausgeführt. Mon tag, den 16. Tezeinber, abends ^8 Uhr: „Die Brüber von St. Bernhard", Schauspiel von A. Ohorn. Donnerstag,den 19.De zember, abends Z^9 Uhr: „Roderich Heller", Lustspiel von F. v. Schönthan. Eintrittskarten sind an der Theaterkasse und wochentags auch in der Geschäftsstelle des Vereins Vollswohl, GlaciSstraß« 10, zu haben. * Boltswohl-Thcater, Ostraallee, Eingang Trabantengasse. Tie nächste Schülervorstellung findet Mittwoch, den 8. Ja nuar n. I., nachmittags 3 Uhr, statt. Zur Aufführung gelangt „Wilhelm Teil". Ter Eintrittspreis beträgt: Orchester 55 Pf., O" q?; 20 Pf. Bei der Entnahme von 50 Kartei« tritt für Parkett und Seitenplay eme Ermäßigung vv» 5 Pf. für jedes Stück ein. Karten sind schon jetzt in der Geschäfts stelle des Vereins Bolkswohl, Glacisstraße 10, zu haben. * Lukaskirche (Lukasplatz). Donnerstag, den 19. Dezember, abends 8 Uhr Musikalische Vesper. Ansprache: Hr. Pfarrer Keßler. Aus führende: Frl. Luise Ottermann, Konzert- und Oratoriensängeriu (Sopran), Hr. Konzertsänaer Guido Haebler (Bas^, Hr. Kammermusikus W. Schilling (Tello). Hr. Oberlehrer B. Schröpfer, Organist der Lukaskirche (Orgel), der ständige und freiwillige Kirchenchor der Lukasgemeinde. Leiter: Kantor M. Strauß!«). I. Auf der Weihnachtswarte: 1. Choral vorspiel „Machet hoch die Tür" von Prutti. 2. „Machet die Tore weit", Chor von O. Zehrfeld. 3. Adventslied für Baß mit Cello und Orgel von G. Schreck. 4. „Dein König kommt", Chor von A. Mendelssohn. II. An der Weihnachtskrippe: 5. „Tas Weihnachts evangelium", für Sopran und Orgel von Anna Kruse (Manuskript). 6») Chöre „Tie Weihnachtsnachtigall", voir P. Stöbe, b) „Susani" vou C. Hirsch, 0) „Schauster Herr Jesu" von Th. Schneider. 7. Kan- zone für Cello von M. Bruch. 8. „Ehre sei Gott in der Höhe", Chor mit Sopransolo und Orgel von S. Meyerhoff. Der Eintritt ist frei! Text« (10 Pf.) an den Kirchtüren. Mannigfaltiges. Dresden, 14. Dezember. * Se. Majestät der König besuchte die Könial. Hof- buchhandlung F. Burdach — Warnatz L Lehmann — Schloß straße 32. * In Gegenwart Sr. Majestät des Königs sprach vorgestern in der Aula der Technischen Hochschule Hr. Diplom-Ingenieur Hauptmann Fuchs aus Dresden über eine Expedition durch Feuerland und die Pata gonischen Fjorde. Diplom-Ingenieur Fuchs war in« Auf trag eines deutschen Syndikats nach jenen weltverlorenen Gebieten entsandt worden, uin dort die Abbau würdigkeit alluvialer Goldseifcn festzustellen und geologische und bergmännische Untersuchungen zu machen. Er benutzte hierzu die günstige Jahreszeit, während er im Winter ausgedehnte Expeditionen durch den ganzen Feuerland-Archipel und Süd-Patagonien unternahm, wobei ihm ein Kanonenboot der Argentini schen Regierung zur Verfügung gestellt worden war. Der Forscher gab zunächst an der Hand einer Karte einen allgemeinen Überblick über die geographische Lage, Klima, Vegetation und Tierwelt. Er schilderte die Bergwelt der Feuerland-Cordilleren, wo «nächtige mit ewigem Schnee bedeckte Berge von Höhen bis zu 2300 m zum Kimmel ragen. Weite Gletscher von prächtiger aquamarinblau:r Farbe reichen tief bis ins Meer herab und bilden einen wunderbaren Gegensatz zu den immer grünen Buchen — die fast undurchdringliche Urwälder bilden und der geo logischen und bergmännischen Erschließung des südlichen Archipels fast unüberwindbare Hindernisse entgegensetzen. Ter Redner beschrieb darauf die drei verschiedenen Indianer- stämme; die Ona, Nagham und Alakalonf, von denen er die Nagham eingehender studiert hat. Er bestritt es, daß die Feuerländer jemals Kannibalismus getrieben hätten. Tie vorgesührtenJndianerbilder waren von hervorragendem Interesse, ebenso wie die darauf folgende Serie von etwa 100Lichtbildern aus dein Feuerland und dem Patagonischen Kanälen. War eS doch das erste Mal, vaß diese in Europa vor« einen« Forscher vorgeführt werden. Hr. Fuchs beschrieb an der Hand derselben seine Expedition durch die Feuerländische Inselwelt bis zu den Neujahrsinseln und Kap Horn und dann durch die Magellan-Straße und den Smyth-Kanal bis zum Meerbusen von Ultima Espe ranza; von hier besuchte der Redner den Lago Sarmiento und die berühmte Mylodon-Höhle, in der vor etwa 20 Jahren die Hautreste eines fossilen RiesenfaultiereS gefunden wurden — ein Fund, der in der ganzen wissen schaftlichen Welt das größte Aussehen erregte. Hrn. Fuchs gelang es noch, zwei Stücke dieser kostbaren Haut zu er werben, was als ein bedeutsames Ergebnis dieser Expe dition bezeichnet werden «nutz. Es wäre wünschenswert, daß diese beiden Stücke für unsere Sammlungen er worben werden könnten. Se. Majestät der König zog den Redner nach Beendigung seines Vortrags, der von der Zuhörerschaft mit lebhaftem Beifall gelohnt wurde, in eilt längeres Gespräch und erkundigte Sich eingehend nach verschiedenen Einzelheiten der Expedition. st». Hr. Hofprediaer Pfarrer Keßler sprach gestern abend in« Vereinshause in Fortsetzung deS vor vierzehn Tagen Igehaltenen Vortrages: „Das Leben nach dein Tode" über die Frage: „Der Zustand nach dem Tode". Das Ergebnis des ersten Vortrages war: ES gibt «in L«be» nach dem Tode. Aber die Wissenschaft kam« es weder bestreiten noch erweisen. Feste unumstößliche Gewißheit bietet uns mir der Glaube an Gott, dem« mit ihm ist unzertrennbar der Glaube an ein ewiges Leben verbunden. Gibt es nun ein Leben nach dein Tode, so bestürmen uns sofort die Fragen: Wo ist daS Leben nach dem Tode? Wie ist es? Was ist sein Inhalt? Totschweigen lassen sich diese hochernsten Frage,« nicht, aber man must mit großer Zurückhaltung, tiefer Demut, Bescheidenheit «md Zartheit an sie herantreten. Der Hr. Redner versicherte, daß er bis ins Innerste durchdrungen sei von der Schwierigkeit der zn beantwortenden Fragen, und er wolle seine offenherzigen Darlegungen nicht als Lehrsätze aufdringen, sondern als Versuche zu ihrer Lösung und als An- regunge» geben, an denen mai« die eigenen Anschauungen prüfen könne. Sicherlich wird die Frage des Zustandes nach dem Tode nicht durch die Phantasie gelöst «Dante), so großartige Gedanken dabei mit zu Tage treten. Eine bessere Quelle als die Phantasie ist die Offen- barung Gottes in der heiligen Schrift. Aber gerade hier muß man beim Gebrauche der Bibel viel Nachdenken und Junerlichkeit an- wenden, um die Grundgedanke«, der göttlichen Offenbarung zu erfassen. Die Frage nach dem Wo des Jenseits beantwortete der Redner dahin, daß das Jenseits nicht ein anderer Ort, sondern eine andere Art nnseres Daseins ist. Hinter der Erscheinungswelt steht die Welt des Geistes. Sie ist da, aber sie ist zugedeckt durch den Schleier der sichtbaren Welt. Ihn zieht der Tod hinweg und läßt die Geisteswelt offenbar werden. Wie denken wir nun in dieser geistigen Welt unser Dasein? Mag der Tod uns vieles abstreichen und von vielem entkleiden, eins bleibt uns sicher, unser Ich, unsere geistige Persönlichkeit, unser Charakter, unser Denken, Fühlcn, Wollen. Weiter folgt, daß sich unmittelbar mit dem Tode ein Gottes gericht vollzieht, so zwar, daß unser eigentliches Innere in blen dender Klarheit zutage tritt. In diesen, Völligenthültsein liegt das Schreckhafte des Todes, denn der Mensch wird genau den seelischen Zustand in seiner Nacktheit zeigen, den er sich selbst ge schaffen hat. Ter Tod verwandelt nicht, er enthüllt nur. So unendlich verschieden diese Zustände sind, so teilen sie sich doch vor Gott in zwei Richtungen, in die der Gottesgemeinschasl nnd die der Gott- entferuung, des Himmels und der Hölle, der Seligkeit und der Verdammnis. Aber dieses bis i««s Innerste vernichtende Strafgericht Gottes, der der Gott der Liebe ist, hat nur den Zweck, zu retten, zu reinigen und zu läutern. Daraus folgt drittens, daß der Instand nach dem Tode ein HUpano vrr ist. Der Gedanke der Fortentwicklung im Jenseits auf immer höhere Stufen bis zn ungeahnter Höhe bringt einen unerschöpflichen Inhalt in da» ewige Lebe« hinein, aber zugleich liegt m ihn« «ine dringende Mahnung zur Durch bildung unseres Charakters in« Diesseits, dem, je höher wir unseren Charakter ausgebildet haben, uinso schneller geht der Zustand in« Jenseits in den der Vollendung über. Diese Entwicklung ist aber nicht ohne eine Art Leiblichkeit zu denken, denn die Seele bedarf im Jenseits irgendeines Werkzeuges, um mit der sie umgebenden Geisterwelt in Verkehr zu treten. Das Wie dieses Organismus ist uns natürlich unvorstellbar, aber sicher ist dieser verklärte Leib der vollständig entsprechende Ausdruck des Wesens jeder Persönlichkeit. Der Hr. Redner kam nun zu der Frage der Beziehungen nusrer Heimgegangene«, im Jenseits zu uns. Weder die Bibel, noch die Erfah rung gibt unö Aufschluß hierüber. Wen» wir aber das Jenseits als Zu stand eines neuen Daseins auffassen, so sind unsere Heimgegangenen zwar dem sinnlichen Verkehr mit uns entzogen, aber sie sind uns geistig vielleicht näher, als wir denken. Die Frage des Wiedersehens der Dahingeschiedeneit beantwortet« der Redner dahin, daß sie wohl iu, Sinne eines Wiedererkennens bestimmt zu bejahen sei. Eine Lebensgemeinschaft, die durch den Geist Gottes geheiligt worden ist und in der Ewigkeit sich Besitz erworben hat, kann der Tod nicht zerstören, sondern er wird sie fortführen und vollenden. So ist das Wiedersehen nach den« Tode keine fromme Lüge, sondern eine religiöse Gewißheit, di« sich ans die Gewißheit des Glaubens an Gott gründet. Schließlich erörtert« d«r Redner noch die Frage: Wie wird der Zustand der Entwicklung im Jenseits verlausen und enden? Hier kaiu er zunächst zu den« Ergebnis, daß die Lehre von der Verdammnis vor der Erhabenheit und Herrlichkeit des Gottcs- begriffes nicht bestehen könne. Redner ist der schon von Origenes und später von Schleiermacher vertretenen Anschauung und der festen Hoffnung, daß alle Mensche» am letzten Ende zum Glauben und damit ins Himmelreich kommen. Ein jeder aber muß danach ringen, daß er das ewige Leben hat; der Weg dazu allein ist der Glaube an Gott. Gott schauen, Gott erleben, in Gott eins sei» ist das Leben aller Seligkeit. Auch dieser Bortrag ergriff die Herzen der Zuhörer bis in die tiefsten Tiefen, und von der Wucht der Ewigkcits- gedanken gepackt, verließen sie in hochernster Stimmung den Saal. * Bor 100 Jahren (Sächsische Gedenktage). Am 14. Dezember 1813: Slapoleon, der sein ge schlagenes Heer am 5. Dezember in Smorgony ver lassen hatte, lrifft morgens gegen 4 Uhr auf einem eigenen schlechten Schlitten iu Dresden ein, wo er in der Wohnung seines Gesandten Baron v. Serra auf der Kreuzgasse abstieg. Todmatt warf sich der Franzosen kaiser auf ein schnell zubereiketes Bett, schlief aber nur drei Stunden. Mittlerweile war der König Friedrich August der Gerechte von Napoleons Ankunft benachrichtigt worden. Er begab sich mit dein Grafen Marcolini, Vater und Sohn, in des französischen Gesandten Wohnung. Nach einer gemeinsamen Unterredung setzte Napoleon früh 1^8 Uhr in einem geschlossenen Königlichen Scheiben schlitten seine Reise auf Paris zu über Mainz fort. Kammerherr Marcolini und der Bereiter Thiele gaben Napoleon das Geleit bis nach Meißen. * Als Hauptgewinn der Porzellan-Lotterie der Walderholungsstätten wurde gewählt: 1. Ge winn im Werte von 3000 M., Tafelgeschirr für 18 Per sonen, das prachtvolle Meißner Service, königsblauer Rand, bunt mit Golddecor und das zugehörige Silber. 2. Ge winn 2000 M., Siiberkasten für 24 Personen. 3. Ge winn, Tafelgeschirr für 18 Personen, Meißaer Service, bunte Blumen. 4. Gewinn, Tafelgeschirr für 12 Personen.
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