Rund um das Konzert Carl Philipp Emanuel'Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Maurice Ravel: Drei Namen, drei Konzerte, drei musikalische Epochen. Unter dem Namen, besser: unter dem Begriff Konzert verstehen wir seit dem 19. Jahrhundert die Bezeichnung von Veranstaltungen mit öffentlichen Aufführungen von Musikwerken. Vorher war es der Titel für ein Orchesterwerk, in dem einzelne Soloinstrumente (genannt das „Concertino“) dem gesamten Orchester (genannt „Concerto grosso“) gegenüberge stellt wurden. Concertare heißt im Lateinischen soviel wie „Wettstreiten“. Bachs „Brandenburgische Konzerte“ und Handels „Concerti grossi“ sind bezeichnende Beispiele für diesen friedlichen Wettstreit zwischen den Solisten und dem Orchester. Auch unser Konzert D-Dur von Carl Philipp Emanuel muß in diesem Zusammen hang erwähnt werden. Später entstand dann das Solokonzert, in dem ein Solist konzertierend dem Orchester gegenübergestellt wurde. Fast alle Konzerte für Geige oder Klavier mit Begleitung des Orchesters von Beethoven bis zur Gegenwart sind Beispiele dieses Solistenkon zertes, das sich im Laufe der Zeit immer mehr zum Virtuosenkonzert entwickelte. Der Vergleich des Mozartschen Klavierkonzertes d-Moll mit dem von Maurice Ravel in G-Dur erläutert das eindringlich. Im 20. Jahrhundert wurde es auch üblich, reine Orchesterwerke ohne konzertierende Instrumentalgruppen als Konzert zu bezeichnen, z. B. bei Zoltan Kodaly und Bela Bartok, die beide ein „Konzert für Orchester“ schufen. Wenn wir heute von Johann Sebastian Bach sprechen, dürfen wir die Söhne des Thomaskantors nicht vergessen, jenes glanzvolle Quartett der Brüder Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph und Johann Christian, in denen das einmalige Genie des Vaters sich so wunderbar und in vielfältiger Weise widerspiegelte. Wir kennen die Schicksale der Söhne von berühmten Vätern. Denken wir an Rem- brandts Sohn Titus oder an Wagners Sohn Siegfried, sie alle standen im Schatten ihrer Väter. Das Gegenteil erleben wir bei Bach: Der Ruhm der vier Söhne Bachs überstrahlte zu Lebzeiten den gewiß klangvollen Namen des Vaters. Doch die Zeit rächte sich bitter: Bach feierte nach 100 Jahren seine Neugeburt und wurde zu dem, was er uns heute ist, zum „Anfang und Ende aller Musik“, wie es Max Reger formu lierte. Die Söhne vergaß man, und allzu selten begegnen wir ihren Namen auf unseren Konzertprogrammen. CARL PHILIPP EMANUEL, der sogenannte Berliner oder Hamburger Bach, wurde 1714 in Weimar geboren. Er studierte gleichsam spielend Komposition, Klavier und die Rechte nebeneinander, und mit ihm beginnt die Reihe der Kompo nisten, die sich auch literarisch betätigen. Philipp Emanuel wirkte in Berlin und Hamburg, wo Lessing zu seinen Freunden zählte, Johann Heinrich Voß und Fried rich Wilhelm Klopstock. 1788 starb Philipp Emanuel, und in einem öffentlichen Nachruf würdigte man ihn als eine der größten Zierden der Tonkunst.