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Dresdner W Journal. königlich Säehsisehev StercstsMAzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 95. -> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doengesin Dresden, «r Donnerstag, 25. April ! M2. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch di« deutschen Postanstalten 6 Marl vierteljährlich. Einzelne Nummern 1V Ps. Erscheint: Werktag» nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 467». Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündiguna-teile 8V Pf., die2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 76 Pf., unter den» Redaktionsstrich «Eingesandt) 160 Pf. Prei-ermäßigg. auf Gejchäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Le. Majestät der Kaiser hat eingehende Beratungen über verschärfte SicherheitSmaßr.geln für den Passagier- Verkehr auf Schiffen angeordnet, um Grundlagen für eine internationale Regelung der Materie zu gewinnen. * Die für heute angetündigte Wiedereröffnung der Dardanellen ist noch nicht erfolgt; der türkische Ministerrat hat auch noch keinen Beschluß gefaßt, wann sie erfolgen soll. * Die zweite Lesung der Homerule-Bill im englischen llnterhause soll nächsten Dientztag erfolgen. » Der französische Kriegsminister hat genehmigt, daß über Fes der B lagerungszustand erklärt werde. * In Southampton streiken die Heizer der „Olympic" und wollen nicht in See gehen, weil daS Schiff nicht hin reichend mit Rettungsbooten ausgerüstet ist. Amtlicher Teil. Ministerium deS Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bäckermeister Max Otto Walther in Laubegast für die von ihm am 26. Februar unter eigener Lebens gefahr bewirkte Errettung eines Mannes vom Tode des Ertrinkens in der Elbe in Laubegast die silberne Lebens- rettungSMedäille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weiße»» Bande zu tragen. Wegen Reinigung der Diensträume der unter zeichneten Behörde ist die Brandverficherungskasse am 26. und 27. sowie die Kanzlei am 29. und 30. April dieses Jahres für den Berkehr geschlossen und werden nur die dringlichsten Geschäfte erledigt. Dceeden-N., am 20. April 1912. ssso Königliche Brandversicherungslammer. Die Ermächtigung zum Ausbilden von Führern er streckt sich bei den Kraftfahrzeughändlern Berhard Dörfer in Glauchau auch auf Krafträder und bei Oskar Gro- schupf in Annaberg auf Kraftwagen mit Verbrennungs- Maschinen — Klassen 1 bez. 3a/b. — 582» x Chemnitz, am 20. April 1912. 2S8S Die Kreishauptmannschaft. (Behördlich« Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 25. April. Se. Majestät der König kehrte von Bao Et er nachmittags 1 Uhr 3 Min. hierher zurück. An der Königlichen Mittagstafel nahmen Ihre jtönigl. Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Ma.Hilde sowi.> die Damen und Herren vom Dienst teil. Rach dcr Tafel besuchte Se. Majestät mit Ihren Königl. Holeiten den Prinzessinnen-Töchtern das Olympia- Tonbildtheater am Altmarkt und nahm später im Residenz« schlosse Borträge der Herren Staatsminister entgegen. Abends 8 Ul>r wird Se. Majestät mit Ihren Königl. Hoheiten den Prinzen Friedrich Christian und Ernst Heinrich der Festspielaufführung „Deutschlands Erwachen, Erhebung und Einigung" im Bereinshause beiwohnen. Deutsches Reich. Die Reichsversicherungsordnung. Berlin, 24. April. Zur Durchführung der Reichs, versicherungsordnu g fanden vorige Woche unter Vorsitz des Ministerialdirektors Caspar Beratungen im Reichs- amt des Innern statt, an denen Vertreter fast aller Bundesregierungen teilnahmen. Gegenstand der Be ratungen bildeten vorwiegend die Termine für das In- krafttreten der noch nicht in Geltung gesetzten Teile der ReichSversicherungsordnung. Die Errichtung der Reichs- versicherungSämter -um 1. Juli d. I. steht in Preußen nun fest, dagegen ist es noch fraglich, ob es möglich sei,» wird, auch die VersicherungSämter schon zum 1. Juli zu errichten. In den übrigen Bundesstaaten sind die Aus- sührungsbestimmunaen zum Teil schon erlassen, zum Teil »st man im Begriff, die- zu tun. Uber das Inkraft treten der Krankenversicherung war bis in die letzte Zeit ein bestimmter Termin noch nicht vorgesehen. Man erwartete als Zeitpunkt des Inkrafttretens den 1. Januar 1913. Die Vorarbeiten sind aber gerade bei diesem Teile der sozialen Versicherung derart schwierig, daß die Krankenversicherung vielleicht erst im Jahre 1914 in Kraft treten wird. Die Unfallversicherung hätte schon zum 1. Juli d. I. eingeführt werden können, doch er geben sich Schwierigkeiten mit den Berufsgenossenschaften, die Einführung mitten im Jahre vorzunehmen, und man einigte sich schließlich auf den 1. Januar 1913. Unter den Verbündeten Regierungen besteht eine starke Strö mung dafür, die Herabsetzung der Altersgrenze für den Bezug der Altersrente vom Jahre 1917 ab eintreten zu lassen. Zum bayrischen Jesuitenerlatz. München, 2b. April. In der Kammer der Ab geordneten erklärte heute Ministerpräsident Frbr. v. Hert ling, daß er die Interpellation über den Jesuitenerlaß nach Besprechung des gleichen Gegenstandes im Reichs tage Anfang nächster Woche beantworten werde. Die Avgg. vr. Casselmann llib.) und Timm (soz ) geben im Namen ihrer Parteien eine Erklärung ab, daß sie be dauerten, daß die bayrische Regierung nicht selbstständig vorgehe. Abg. vr. Pichler (Z.) erklärte sich im Namen seiner Parte» mit der Behandlung der Interpellation ein verstanden. Mein« politische Nachrichten. Wie „Wolffs TelegraphijcheS Bureau" mitteilt, beruht die Nachricht einiger Berliner Blätter, Se. Majestät der Kaiser habe an den früheren Staatssekretär v. Lindequist von Korf,» aus ein Telegramm gerichtet, auf Erfindung. Ausland. Die österreichische Wehrvorlase. Wien, 24. April. Der Wehrausschub des Ab geordnetenhauses setzte heute nachmittag die Generaldebatte über die Wehrvorlage fort. Es sprachen eine Reihe von Rednern, worauf der Kroate Tresie eine zweidreiviertel stündige Rede hielt, in der er sich eingehend mit den Verhältnissen in Kroatien beschäftigte. In später Abend stunde brach er seine Ausführungen ab, wird sie aber morgen fortsetzell. Die Rede Tresics ist als eine Demon stration gegen die Zustände in Kroatien aufzufassen. Die Homerule-Bill. London, 24. April. In der heutigen Sitzung des Unterhauses kündigte Lloyd George an, daß die zweite Lesung dec Homerule-Bill für den 30. April angesetzt und dafür sechs Tage vorgesehen seien. Der italienisch-türkische Krieg. Die Ereignisse in Tripolis. Tobruk, 24. April. In der vergangenen Nacht gegen 9 Uhr griff ein starker Beduinentrupp, der von türkischen Soldaten durch Tronipetensignate geführt wurde, das neue Fort heftig an und versuchte es zu umgehen. Der Angriff wurde verschiedentlich erneuert, bis gegen 11 Uhr der Feind gezwungen wurde, sich in Unordnung zurückzuziehen. Er ließ auf dem Kampf plätze Zangen, Drahtscheren und andere Instrumente zurück. Zahlreiche Blutspuren legten von seinen schweren Verlusten Zeugnis ab. Auf italienischer Seite sind nur zwei Mann durch aufschlagcnde Geschosse verletzt worden. Zur italienischen Flottenaktion im Ägäischen Meere. Saloniki, 24 April. Amttiche Stellen bestätigen, daß alle italienischen Schisfsdivisionen sich gestern von den Inseln zurückgezogen hätten und nicht mehr im Ägäischen Meer gesehen werden. Konstantinopel, 24. April. Der Ministerrat beriet heute über die Wiederöffnung der Dardanellen. Gerücht weise verlautet, daß die Konferenz keinen Entschluß ge faßt habe, da die Minister uneinig waren. Man be hauptet, daß die englische Botschaft bei der Pforte wegen der Wiederöffnung der Dardanellen vorstellig geworden ist. Konstantinopel, 24. April. Die Brüder Rossi, italienische Schiffsmakler, sind ausgewiesen woroen. Zu den italienischen Maßnahmen im Roten Meere. Konstantinopel, 24. April. Nach Berichten des Kriegsministeriums haben die Italiener drei Tage lang Kunfuda im Noten Meer bombardiert, ohne größeren Schaden anzurichten. Zur Vermittlungsfrage der Mächte. Rom, 25. April. Die „Tribuna" hebt in ihrem Kommentar zur Antwort der Pforte auf den Ber- mittlungsschritt der Mächte hervor: Man könne der Ver sicherung der Pforte, Italien habe dei» Krieg provoziert, während die Pforte zu großen Konzessionen bereit war, keinen Glauben schenke,». Die Araber an der Küste hätten die Herrschaft Italiens gern angenommen. Was die Erhebung der arabischen Stämme im Inner»» gegen die Italiener anbetreffe, so sei sie nicht spontan erfolgt, im Gegenteil mit großem Unwill m trüge»» jene Stämme das türkische Joch. Die Aktion sei hervorgernfen worden durch militärischen Zwang, durch Drohungen, Gewalt- tä igkeiten und Hinrichtungen, dnrch Aufreizung des religiöse»» Fanatismus vermittels Verbreitung von Lügen über die italienischen Absichten, endlich durch Geld und Aufforderung zu Raub und Plünderlingen. Die „Tribuna" weist die Bernerknngcn zurück, die Italiener hätte»» in Libyen keine entscheidenden Erfolge g habt. Wie wolle man denn die Besetzung der Hauptpunkte der Küste nennen? Und wenn es an andere»» entscheidende,» Erfolgen seh e, so komme das daher, daß der F ind es beli.be, jedem Kampfe durch die Flucht auszuweichen. Was die Bemerknng anbetreffe, daß Italien nicht dazu gekommen sei, eine»» entscheidenden Erfolg dnrch die Flotte zu erringen, so wundert sich die „Tribnna" darüber, daß die Türkei Italiens Langmut zu einen» Argument gegen Italien benutz . Die vollkommen irrige Folgerung se» die beste und stä kste Rechtfertigung des Entschlusses Italiens, endlich seine Flotte zur Anwendung zu bringen. Die sran-öfisch-spantfchen Marokkoverhandlungen. Ans Madrid »oird gemeldet, Garcia Prieto habe den» französischen Botschafter gestern abend die Antwort note der spanischen Regierung überreicht. Während es einerseits heißt, Spanien verzichte darin auf deu Anspruch auf den Mulujafluß, lehne jedoch auch die Forderungen Frankreichs in bezug auf das Urgagebiet ab, wird ander seits versichert, diese Antwort Spaniens auf die letzte französische Note enthalte nnr gewisse Anfklärungen über bereits diskutierte wichtige Punkte. Enver Bei. Kairo, 24. April. Wie der Sekretär des Ober kommissars der Hohen Pforte erklärt, ist die von Rom aus verbreitete Meldung vom Tode Enver Beis reine Erfindung. Konstantinopel, 25. April. Das Kriegsministerium berichtigt die Meldung der „Agenzia Stesa i" ans Cairo, daß Enver Bey an den Folgen seiner Wnnde gestorben sei. Das Kliegsministerium erhielt aus dem Lager vor Derna eine vom 21. April datierte Depesche, d >ß Envrrs Wunde, die er bereits vor vier Monate»» erhalten habe, innerhalb zwei Tagen geheilt sei. Zur Lage in Marokko Tanger, 24. April. Rach de»» letzte»» Nachrichten aus Marakesch ist das Land ruhig. General Moinier hat nach Souk el-Arba zwei Kompanien und eine Maschinen- gewehrabteilnng gesandt, um in diesem Landstrich die Wiederherstellung der Ruhe zu beschleunigen. Paris, 24. April. Im Einverständnis mit dem Ministerpräsidenten Poincarü hat Kriegsminister Mille rand den General Moinier auf dessen telegraphisches Gefach hin ermächtigt, über Fes den Belagerungszustand zu ver hängen. Paris, 24. April. Das „Echo de Paris" meldet, General d'Amade sei bereit, die Stellung eines General- residenten in Marokko anzunehmen. Madrid, 24. April. In einem Telegramm des Generalkapitäns von Melilla wird neuerlich der Be fürchtung Ausdruck gegeben, daß bei den Stämmen am linke»» Ufer des Ued Kerk infolge der Ereignisse in Fe die Gärung weiter um sich greift. Die spanischen Post.n seien bereits mehrfach angegriffen worden. Paris, 25. April. Kriegsminister Millerand erklärte einem Berichterstatter, de Regierung habe bezüglich der Organisierung Marokkos zwei Lösungen ins Auge gefaßt. Die eine bestehe darin, einen Zivilisten zum General- residenten zu ernenn-n, unter dessen Befehl auch der Kommandant des BesatzungKorps steht Die zweite Lösung sei, daß einem General für einige Zeit die Auf gabe übertragen werde, die Organisierung Marokkos in aoministcativer und militärischer Hinsicht durchzusühren. Es heißt, mehrere Mitglieder der Regierung seien für eine dritte Kombination, danach soll der Deputierte und ehemalige Generalgouverneur von Algerien, Jonnart, zum Gcneralresidenten ernannt und ihm als unmittel barer Mitarbeiter General d'Amade beigegeben werden.