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Zwar werd ich ewiglich mich selber hassen, der dir mit dieser Hand den Tod gegeben, Doch mußt zum frühen Grab du nun erblassen. Sie legt die Hand aufs Herz voll jungem Leben, Und aus dem Aug’ die schweren Tränen rinnen, Das sie zum Himmel betend will erheben. ,,Mögst du nicht Schmerz durch meinen Tod gewinnen!“ Sie sagt’s; da küßt der Zwerg die bleichen Wangen, Drauf alsobald vergehen ihr die Sinnen. Der Zwerg schaut an die Frau vom Tod befangen, Er senkt sie tief ins Meer mit eignen Händen, Ihm brennt nach ihr das Herz so voll Verlangen. An keiner Küste wird er je mehr landen. Abendröte (Friedr. Schlegel) Tiefer sinket schon die Sonne, und es atmet alles Ruhe, Tages Arbeit ist vollendet, und die Kinder scherzen munter. Grüner glänzt die grüne Erde, eh’ die Sonne ganz versunken; Milden Balsam hauchen leise in die Lüfte nun die Blumen, Der die Seele zart berühret, wenn die Sinne selig trunken. Kleine Vögel, ferne Menschen, Berge himmelan geschwungen, Und der große Silberstrom, der im Tale schlank gewunden, Alles scheint dem Dichter redend, denn er hat den Sinn gefunden, Und das All’, ein einzig Chor, manches Lied aus einem Munde. Lebensmut (Ludw. Rellstab) 1. Fröhlicher Lebensmut braust in dem raschen Blut; Sprudelnd und silberhell rauschet der Lebensquell. Doch eh’ die Stunde flieht, ehe der Geist verglüht, Schöpft aus der klaren Flut fröhlichen Lebensmut. 2. Mutigen Sprung gewagt; nimmer gewinnt, wer zagt; Schnell ist das Wechselglück, dein ist der Augenblick. Wer keinen Sprung versucht, bricht keine süße Frucht. Auf! Wer das Glück erjagt, mutigen Sprung gewagt.