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Dresdner Journal 1912. Nr. 59 Anfündigungen: Die Ifpaliige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile »0 Pf-, die2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. auf Gejchästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. TLoniglieh Säehsisehev Stcratsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Beauftragt mtt der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. Dienstag, 12. März Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanstalten 8 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Le. Majestät der König stattete heute au» Anlatz de» Geburtstag» Sr. Königl. Hoh tt de» Prinzregenten von Biyern dem Königl. Bayerischen Gesandten Grafen v. Mont- grlas einen Be uch ab. An» dem gleichen Anlatz sprachen auch die Staatsminister bei dem Gesandten vor. * Tie leitenden Minister der Bundesstaaten werden am nächsten Donnerstag zu einer Besprechung mit dem Reichs kanzler über die Wehrvorlagen und ihre finanzielle Deckung in Berlin eintreffen. Während bei der gestrigen Morgenschicht der Prozentsatz der im Ruhrgebiet streike den B?rgarbeiter 34,38 betrug ist diese Ziffer bei der Mittagsschicht auf 57,25 gestiegen. * In Bruckhausen kam es bereits gestern abend zwischen einer großen Anzahl Ausständiger, welche die von der Arbeit heimkehrenden Brrgl ute belästigen wollten, und der Polizei zu schweren Zusammenstötzen. * Beim Einsturz eineS Gerüste» an einem Hochofen der niederrheinischen Hütte in Duisburg wurde ein Arbeiter ge tötet, sechs wurden schwer verletzt. Auf den Hüttenwerken von Diedenhofen lösten sich dre mit glühendem Metall gefüllte Gutzpfannen von der Loko motive los und stichln mit einer anderen Lokomotive zu sammen. D r Maschinenführer der Zugführer, der Heizer und ein Arbeiter wurden getötet, ei« anderer schwer verletzt. Im Untelhause kündigte Premiermini'er Asquith a«, er w rde da» Homerulegesetz in der zweiten Woche de» April, wahrscheinlich am 1b. April, einbringen. * Die interparlamentarische Union wird ihre diesjährige Ta ung in der dritten Woche des September in Genf ab halten. , Wie die Wiener „Reue Freie Presse" erfährt, wird die italienische Flotte in den nächsten Tagen eine Aktion gegen die Autzenforts der Dardanellen unternehmen. * An den letzten Tagen haben nach einer Meldung aus Mexiko bei Enliacan und b l Gomez Palaeio ernstere Ge fecht- zwischen Regirrungstruppen und Aufständischen statt- gesunden, in denen letztere mit erheblichen Verlusten in die lucht geschlagen wurden. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Hilfsn aschinenwärter bei der Staatseisenbahn- vcrwaltung Fischer in Schandau das Ehrenkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, da', der Lehrer an der Kunstgewerbe schule zu Dresden Hofrat Prof. Donadini das ihm verliehen? Donatus-Devotions-Ritterkreuz 1. Klasse des souveränen Malteserordens annehme und trage. Einfuhr von Schlachtvieh aus Österreich-Ungarn. Tas mit Bekanntmachung vom 20. Oktober 1910 (Dresdner Journal und Leipziger Zeitung Nr. 249) er lassene Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Lchlacht- rindern u id Schlachtschafen, sowie von Heu und Stroh wird auch für die österreichischen Sperrgebiete I, IV, VII, IX und XII aufgehoben. Dresden, am 8. März 1912. 2SKII V Ministerium des Innern. 177s Die Königliche Kreishauptmannschaft hat dem Schulknaben Max Wilhelm Lange in Dresden für die von ihm am 29. Janüar 1912 mit Entschlossenheit bewirkte Rettung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe eine Geldbelohnung bewilligt. «02 Hl Dresden, am 29. Februar 1912. 1737 Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. n 2m Geschäftsbereiche de« Evangelisch.lutherischen r.anveskoniistoriums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt. X. Nach dem Kirchengefetze vom 8. Dez. 1896 zu besetzen im I. Halbjahr 19 >2 V. Stelle: das l. Diakonat zu Meerane (Glauchau), Kl. 111 (8), erl. durch Emeritierung 18. Febr. 8. Im regelmäßigen Besetzungsverfahren zu besetzen: das Diakonat zu Löbau (Oberlausitz), Kl. Ilt (X), Koll, cer Stadtrat; das Diakonat zu Oschatz (Ephoralort), Kl. 111 (X), Koll, der Stadtrat; das Pfarramt zu Bärnsdorf (Großenhain), Kl. VII (8), Koll, das Ev.-luth. Landeskonsistorium. Hierüber ist durch das Ev.-luth. Landeskonsistorium alsbald zu besetzen: das Pfarramt der deutsch-evang. Kirchgemeinde Valdivia in Chile. Gehalt 4200 M. neben Amtswohnung im Pfarrhause. Freie Hinreise und »ach 5 Jahren freie Rückreise. Bewerbungen an das Ev.-luth. Landeskonsistorium. — Versetzt wurde: k. F G. A. Körner, Diakonus in Crimmitschau, als Pfarrer der Luthergemeinde daselbst (Werdau). (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil Richtamtlicher Teil. Pom Königlichen Hofe. Dresven, 12. März. Se. Majestät der König be- sichtigte vormittags die Arscnalsammlung und stattete später aus Anlaß des Geburtstages Sr. Königl. Hoheit des Prinz-Regenten von Bayern dem Königl. Bayerischen Gesandten Staatsrat Grafen v. Montgelas einen Besuch ab. Morgen abend ^9 Uhr findet im Königl. Residenz- schlosse ein Hofkonzert statt. Dresven, 12. März. Se. Königl. Hoheit der Prin Johann Georg hat sich heute nachmittag 4 Uhr in Begleitung des persönlichen Adjutanten Hauptmann v. Elterlein nach Leipzig begeben, um dem Offizierskorps des 107. Regiments einen Besuch abzustatten und im Oisiz erkasino am gemeinsamen Essen teflzunehmen. Abends I I Uhr 37 Minuten wird Se. Königl. Hoheit der Prinz wieder hier eintreffen. Vom diplomatischen Korps. Dresden, 12. März. Der Kaiser!, und Königl. Öster reichisch-Ungarische außerordentliche Gesandte und bevoll mächtigte Minister Graf Forgüch v. Ghymes und Gäcs hat Dresden mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Kaiser! und Königl. Legations rat Frhr. v. Franz als Geschäftsträger. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. A«S der BrandversicherungStammer. In der Sitzung deS engeren Ausschusses für die Gebäudeversicherung vom 11. d. M. würbe über die Teilnahme an der Hauptversammlung des Ver bandes öffentlicher Feue»Versicherungsanstalten in Deutschland, die im Juni in Friedrichroda stattsinden wird, sowie über mehrere Beschwerden und schließlich über 202 Gesuche um Beihilfen zur Umwandlung nichtseuersicherer in feuersichere Dachung, sowie zur B seitigung nicht feuersicher gedeckter Gebäude Entschließung gefaßt und auf diese Gesuche eine Gesamtunterstützung von »7785 M. gewährt. Deutsches Reich. Zum »1. Geburtstag des Prinz-Regenten von Bayern. Se. Königl. Hoheit Prinz Luitpold, des König- reichs Bayern Verweser, vollendet heute das 91. Lebens jahr. Ein gütiges Geschick hat den ehrwürdigen Fürsten ein gesegnetes Alter in voller geistiger Frische und Rüstigkeit beschiedcn. Bringt die Bevölkerung Bayerns dem greisen Prinzen, der ihr seit länger als einem Vierteljahrhundert ein weiser und gerechter Herrscher ist, Kundgebungen der Liebe, Anhänglichkeit und Dankbarkeit dar, so schließt sich auch das übrige Deutschland freudig der schönen Feier an, die dem A testen der deutschen Bundes fürsten und einem treuen Förderer des Reichsgedankens gilt. Die Wünsche aller vereinigen sich, daß dem hoch herzigen Regenten Bayerns noch manches Jahr seines reich gesegneten Wirkens beschieden sein möge. * München, 11. März. Der Prinz-Regent hat aus Anlaß seines Geburtstags aus dem Kapital der Luitpold- Jubiläumsspende für Jugendfürsorge den Betrag von ,0000 M. zur Unterstützung bestehender und zur Errich tung neuer Lehrlingsheime gestiftet. Der Prinz-Regent empfing heute nachmittag den Minist rpräsidenten Frhrn. v. Hertling, der im Ramen des gesamten StaatsministeriumS die Glückwünsche zum 91. Geburtstag überbrachte. Heute abend fand vor der Residenz eine große militärische Serenade der Münchner Garnison statt. Dem Prinz-Regenten, der vom offenen Fenster aus, umgeben von den Mitgliedern der König lichen Familie, der ganzen Ser nade beiwohnte, wurden vom Publikum lebhafte Ovationen dargebracht. Mintsterbesprechung wegen ver Wehrvorlagen und ihrer finanziellen Deckung. Die leitenden Minister der Bundesstaaten werden, wie die „Nordd. Allgem. Zeitung" schreibt, am nächsten Tonneistag zu einer Besprechung mit dem Reichskanzler über die Wehrvorlagen und ihre finanzielle Deckung in Berlin cintreffen. Eine Erklärung des Staatssekretärs des Reichsschatzamts. Berlin, 12. März. Der Staatssekretär des Reichs schatzamts Wermuth hat der „Germania" folgende Berichtigung zugchen lassen: Die Redaktion der „Germania" beehre ich mich um Aufnahme folgender Berichtigung zu bitten: In Ihrer heutigen Nummer 58, zweites Blatt, teilen Sie mit, ich hätte bei Beratung des Zuwachs steuergesetzes maßgebenden nationalliberalen Abgeordneten di? Zusage gemacht, daß mein erster Steuervorschlag nach den Neuwahlen die Wiedereinbringung der Kindererbschaftssteuer sein würde Diese Angabe entspricht nicht den Tatsachen. Bei meinen Verhandlungen und Besprechungen über die Zuwachssteuer ist von der Einführung der Erbschaftssteuer niemals die Rede ge wesen. Ferner gestatte ich mir festzustellen, daß ich einer politischen Partei nicht angehöre oder angehört habe. Postscheckverkehr. Im Reichspostgebiet ist die Zahl der Kontoinhaber im Postscheckverkehr Ende Februar 1912 auf 64 66» gestiegen. Auf diesen Ponscheckkonten wurden im Februar gebucht 1108 Mill. M. Gutschriften und 110- Mill. M. Lastschriften. DaS Gesamtguthaben der Kontoinhaber betrug im Februar durch schnittlich 180 Mill. M. Im Verkehr der ReichSpostscheckämter mit dem Postsparkassenamt in Wien, der Postsparkasse in Buda pest, der Großherzoglich luxemburgischen, der belgischen Post- verwaltung und den schweizerischen Postscheckbureaus wurden fast 6 Mill. M. umgesetzt, und zwar aus 2400 Übertragungen in der Richtung nach und auf 10 420 Übertragungen in der Richtung aus dem Auslande. Aus der badischen Zweiten Kammer. Karlsruhe, 11. März. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer legte der Finanz Minister einen Nachtragsetat zum Verletz.sbudget für 1912/13vor, der eine Forderung von 1 208000 M. zur Erhöhung der Tages- und Akkordlöhne der in staatlichen Be trieben beschäftigten Arbeiter mit Wirkung vom 1. März d. I. enthält. Der jährliche Durchschnittslohn stellt sich dann auf 1360 M. Bana. Die Forschungsreise der Deutschen Kolonialgesell- schast nach Kamerun hat im Januar Bana erreicht, eine noch wenig erkundete Mittelkameruner Landschaft. Überall ist der Boden bebaut, die Felder reichen an den Berg hängen hinauf bis in Höhen von 1700 m, und rings m den Talsenken liegen die ein einen Gehöfte verstreut. Die Leute von Bana wohnen nicht in geschlossenen Ortschaften wie die Waldlandneger, sondern nach der Weise des Gras lands hat jeder Mann sich sein Gehöft, das aus dem größeren Männerhaus und mehreren kleineren Weiber häusern besteht, einzeln und abgesondert von den andern gebaut. Alle Häuser zeigen quadratischen Grundriß; die aus Palmrippen zusammengebundenen Wände sind ganz und gar mit der roten Lataruerde verschmiert, meist sind sie höher als breit, und die Tür, die einzige Öffnung des Hauses, ist etwa A m über dem Boden angebracht. Einzelne der Häuser sind winzig klein; es gibt solche von nur 2 m im Geviert, die Tür darin ist dann etwa 1 m hoch und m breit. Bei allen Häusern ist das Dach hoch und spitz, Pyramiden bis kegelförmig, ringsum weit vorspringend, mit an nähernd kreisförntiger Grundfläche, gedeckt mit schiveren Glasmassen. Wie große Pilze nehmen sich solche Häuser manchmal aus unter den riesigen, lichtgrünen Bmttern der Mehlbananen, die in kleinen Hainen jedes Gehöft umgeben. Die Leute sind fleißige Ackerbauer; außer der Mehlbanane, der in Kamerun überall „Plante" genannt wird, ziehen sie vor allem Süßkartoffeln und Mais, und ?azu müssen sie den Boden in mühsamem Hackbau urbar machen. Als erstes muß das über mannshohe Gras ent fernt werden, was durch Abbrennen geschieht, und zu Beginn der Trockenzeit brennt daS Land ringsumher. Die ganze Lust ist dann von Rauch und Dunst er- üllt, keine Ferne ist zu sehen, und zu Zeiten wandert »er Reisende förmlich durch Feuer. Schwarze Flüchen dehnen sich au», von einem Saum roter, züngelnder