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königlich Lächstschrv Staatsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehördm. Nr.38. L> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. < Donnerstag, 15. Februar 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1«, sowie durch die deutschen Postanstalten 8 Marl vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag« nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Rr. «»74. Ankündigungen: Die tspaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigunastetl« SV Pf., die rspattige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redakttonsftrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermüßigg. aus GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Der Prinz-Reqent von Bätjern hat daß Rücktritt-gesuch deß Srieg-minister- Generalodersi Grafen v. Hom genehmigt. * Der Zustand de- Ssterreichifch-nngarischen Minister- de- Ankeren Grafm v. «ehrenthal, der an LenkSmie leidet, ist nach wie vor sehr emst. In den Verhandlungen de- britischen Parlament-, da- gestern »Snig Georg mit einer Dhronnde eröffnete, nahmen die britisch-dentschen «eriehnngen einen breiten Raum ein. Namentlich gab Premierminister Asquith zu diesem Gegen stand eine bedeMtmg-volle Vrklürung ab. In der gestrigen Sitzung de- dänischen Aottethiug- sprach sich der Minister des Äußeren in längerer Rede über die auswärtige Politik der Regierung aus. Im Bezirke Ischim de- Kreises Omsk in Rußland sind bei einem kürzlich stattgefnndenen Schneesturme viele Menschen umgrkommen. Bisher sind -3 Tote aufgesunden worden. * Die serbische Skupschtma ist aufgelöst worden. Die Reu- Wahlen werden auf den 14. April ausgeschrieben. * Präsident Tast hat einen Erlaß unterzeichnet, durch den Arizona al- 48. Staat in die Union ausgenommen wird. Bei einem Eisenbahnunglück auf der Great Northern Railwah bei DevilS Lake (Rord-Dakotaf sind 2V Personen verletzt worden. «mtticher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Rittergutsbesitzer Frhrn. v. Kap-Herr auf Prohlis das Offizierskreuz des Albrechtsordens zu verleihen Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den in den Ruhestand versetzten nachgenannten Beamten der Staatseisenbahnverwaltung und zwar dem Eisenbahn sekretär Krebs in Dresden und dem Kassenvorsteher Seifert in Mittweida das Perdienstkreuz, dem Eisenbahn assistenten Goeßler in Dresden und dem Oberschaffner Dittmer in Leipzig das Albrechtskreuz, ferner dem Stationsschaffner Seibt in Dresden sowie den Weichen wärtern H. Kl. Gäbler in Potschappel und Kirpal in Mittelgrund das Ehrenkreuz und dem Weichenwärter II. Kl. Uhlig in Schönfeld-Wiesa die Friedrich August- Medaille in Silber zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Direktor im Auswärtigen Amte Wirkt. Geh. Rat I)r. v. Koerner in Berlin den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen ver liehenen Roten Adlerorden 1. Klasse anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Hauptmann d. R. im 1-Feld- artillerie-Rcgiment Nr. 12, Fabrikbesitzer Paul Lauge in Brieg den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehenen Roten Adlerorden 4. Klasse annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen gernht, daß der Fürstl. Viehische Bergwerks direktor, Oberleutnant d. L II Pistorius in Kattowitz den ihm von Sr Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehenen Roten Adlerorden 4. Klasse an nehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Färbereibesitzer Paul Schmidt in Pulsnitz die ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehene Rote Kreuzmedaille 3. Klasse annehme und trage. Da» Kaiierl. Gesundheitsamt meldet den Au»bruch der Maul- und Klauenseuche vom Schlachtviehhofe in Cöln am 12. Februar. Nichtamtlicher Teil. Bon» Königliche« Hofe. DreSVen, 15. Februar. An der Königlichen Mittags tafel nahmen Ihre König!. Hoheiten der Herzog und die Frau Herzogin von Lalabrien, Prinz und Frau Prinzessin Johann Georg sowie Prinzessin Mathilde mit den Damen und Herren vom Dienst teil. Mitteilungen ans der öffentlichen Verwaltung. * Der zehnte der Vorträge, die auf Veranlassung des Justizministeriums sür die sächsischen Richter und Staatsanwälte gehalten werden, findet Sonnabend, den 17. Februar d. I. abends A7 Uhr in der Aula der Technischen Hochschule zu Dresden statt Hr. Geh. Justizrat Prof. vr. Ehrenberg wird über „Die Rück- versich erung" sprechen. * Im ersten Stück seine» Verordnungsblattes vondiesem Jahre veröffentlicht das Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium eine mit Genehmigung der in Lraugslivi» beauftragten Herren Ltaatsminister erlassene Verordnung über die Stell vertretung des Vorsitzenden im Kirchenvorstand. — Eine weitere Verordnung betrifft die Flußschifferfürsorge auf der Elbe. Schon jetzt besteht der in Segen wirkende Sächsisch kirchliche Verband für solche Fürsorge, der nunmehr in einen rechtsfähigen Verein umgebildet werden soll. Für diesen möchten als körperschaftliche Mitglieder neben dem beitrittsbereiten Landesverein für Innere Mission die beteiligten Stadt- und Kreisvereine und die an der Elbe liegenden Kirchgemeinden so wie Einzelmitglieder, besonder» au» den Kreisen der Industriellen, gewonnen werden. Zum Zwecke dieser Umbildung sind bereits die einleitenden Schritte getan; ein konstituierende Vereinsver sammlung wird vorbereitet. Das Landeskonsistorium ist gewillt, sür den Fall der Begründung des Verein» seiner bisherigen Bei hilfe eine weitere hinzp-ufügen. In einer Ansprache an die Geistlichen und Lircheuvorsteher ber Landeskirche nimmt da» Landeskonsistorium Veranlassung, vorder schweren Sünde de» freventlichen Selbstmord» in außerordentlicher Weise zu »varnen, wie denn auch die Predigttexte für den ersten Buß tag dieses Jahres dementsprechend ausgewählt sind. — Hieran anschließend werden die sür die beiden Bußtage de» Jahres 1912 ausgewählten Predigtt xte und Leseabschnitte bekannt gegeben. — Es folgt die Bekanntmachung, die von Ammonsche Stiftung betr. Der im Jahre 1911 für die theologische Arbeit ausgesetzte Preis konnte der eingegangenen einzigen Bearbeitung des gestellten Themas nicht erteilt werden. Für das laufende Jahr wird folgende Ausgabe gestellt: „Luthers Entwicklung bis 1K1S, nach seinen Selbstauszeichnungen dargestellt." An der Bewerbung um den Preis für die Bearbeitung können außer Kandidaten der Theologie und des Predigtamts im Königreich Sachsen auch Studierende der Theologie an der Universität Leipzig sowie im AuSlande Theologie studierende sächsische Staatsangehörige teil nehmen. Die Arbeiten sind bi» zum »0. November d. I. unter den üblichen Formen an da» Evangelisch-lutherische Landes- konsistorinm einzureichen. — Eine weitere Bekanntmachung betrifft die Stellung der Kirche zur Jugendpflege und den Stand punkt der Königl. Staatsregierung dazu. — Weitere Bekannt machungen beziehen sich auf die Leichenbestattungsscheine und die Formulare für Beihilfegesuche der «uchgemeinden. — Das deutsche evangelische Inst,tut für Altertumswissen schaft des heiligen Landes, ein gemeinsames Werk der ge samten evangelischen Landeskirchen Deutschlands, da» auf dem Gebiet der biblischen und kirchlichen Altertumswissenschaft die Beziehungen zwischen den Stätten der heiligen Geschichte und zwischen der gelehrten Forschung und dem Interesse der christ lichen Frömmigkeit in der evangelischen Kirche pflegen, beleben und regeln will, sendet a) jüngere evangelische Theologen der deutschen Heimat, die aus Grund dargetaner Befähigung für archäologische Forschung dem Vorsteher für längere Zeit zur Seite treten können, als Mitarbeiter, aber auch b) solche junge Theologen, die mit tüchtiger wissenschaftlicher Ausrüstung ein lebendige» Interesse für die biblischen und kirchlichen Altertümer und die Kenntnis des heiligen Landes verbinden und, indem sie ihre biblischen Studien durch örtliche Anschauung abrunden, geeignet erscheinen, den Ertrag der letzteren unmittelbar für das heimische Kirchenwesen fruchtbar zu machen, als Stipendiaten hinaus. Der Vorschlag geeigneter Theologen steht nach einem festgesetzten Turnus den einzelnen Landeskirchen zu, welche auch die Kosten in den Fällen » und b für die aus ihren Vorschlag Berufenen übernehmen. Nachdem nun unsere sächsische Landes kirche den gegenwärtig im heiligen Lande al» Mitarbeiter tätigen Hrn. Gymnasialoberlehrer vaack. rvv. mio. Vr. pbil. Thomsen 1911 vorgeschlagen hatte, steht ihr neuerdings das Recht zu, einen Stipendiaten in Vorschlag zu bringen, der, mit einem Stipendium von 1500 M. ausgerüstet, spätestens Mitte Januar 1918 behuf» rechtzeitigen Eintreffens zum Beginn der Vorlesungen nach Paläitina abreisen müßte, und dessen Aufenthalt in Jerusalem bez. im heiligen Lande selbst auf mindestens drei Monate berechnet ist. Da» Lande»konsistorium sieht Bewerbungen sächsischer Geistlicher um die» Stipendium unter Beifügung der Zeugnisse bi» zum 1». April d. I. entgegen. — Sodann wird die Begründung der BethlehemSgenieindc in Leipzig und von Diakonaten zu Auerbach i. V. und Ehemnitz- Kappel bekannt gemacht. — Dem seitherigen Pfarrer in Etzdorf k. lüo. tdvol. und vr. pbil. Klette ist da» Pfarr- und Super intendentenamt zu OelSnitz j. B. übertragen worden. — Wie all jährlich, so wird auch auf den jctzt vorliegenden 7. Jahrgang de» von Pros. VVr. Dalman in Jerusalem hcrau-gegcbenen, bei Mittler u. Sohn in Berlin erscheinenden PalästinajahrbuchS des deutschen Evangelischen Institut- für Altertumswissenschaft des heiligen Landes zu Jerusalem vom Landeskonsistorium empfehlend hingewiesen. Der Preis beträgt für da» gebundene Exemplar s M. 80 Ps., für das gehestete S M. Die letzte», vier Jahrgänge können für neu hinzutretende Besteller, soweit der Vorrat reicht, zu dem ermäßigten Gesamtpreis von 8 M. 25 Pf. (statt 11 M. 20 Pf.), gebunden für 11 M. (statt 14 M. 80 Pf.) entnommen werden. — Da» Deutsche Komitee für Rom verbreitet einen Aufruf, in dem darauf hingewiesen wird, daß am 2. Juni 1911 in Rom unter reger Beteiligung der deutschen Kolonie und begleitet von den Segenswünschen Sr. Majestät de« Kaisers im Auftrage de» Deutschen Evangelischen KirchenauS- schusses der Grundstein zum Bau einer deutschen evangelischen Kirche gelegt worden ist, es neben den bereit» zur Verfügung stehenden Mitteln aber weitherziger privater Opferwilligkeit be darf, um die ungesäumte Durchführung de» Bauplans zu ermög lichen. Alle deutschen Evangelischen werden schließlich aus gefordert, jeder an seinem Teile durch reiche Gaben dazu beizutragen, daß das nach vielen Mühen end lich begonnene Werk bald und glücklich vollendet werde. — Das Landeskonsistorium nimmt Anlaß, auf diesen Aufruf, den e» aus das wärmste unterstützt, und von dem Abzüge in beliebiger Anzahl kosten- und portofrei von dem Vorsitzenden des Komitees, Hrn. Superintendent v. Terlinden in Duisburg i. Rhld. bezogen werden können, auch seinerseits aufmerksam zu machen, und er klärt sich bereit, Gaben für den Kirchenbau entgegenzunehmen. — Den, Pfarrer Schink an der Laurentiuskirche, Vorsitzenden im Verbände der drei Kirchgemeinden in Crimmitschau, ist im Ein verständnis mit den in kvangelioi« beauftragten Herren StaatS- Ministern der Titel Oberpfarrer verliehen worden. — Den Schluß bilden Nachrichten über Erledigungen und Besetzungen geistlicher Stellen. * Zwei Kundgebungen des Evangelisch-luthe rischen Landeskonsistoriums, die in dem heute zur Ausgabe gelangt 1. Stück des Verordnungsblattes dieser Be- hördcvomJahre I9l2veröffentlichtwerden,wollen wirwegen ihrer besonderen Bedeutung im folgenden unverkürzt zum Abdruck bringen. Die erste enthält eine ernste Warnung vor der schweren Sünde des freventlichen Selbst mords: An die geistlichen und Sirchenvorsteher unserer Landeskirche. In einer Zeit, in der die Fälle freventlichen Selbstmordes in erschreckender Weise sich mehren, in der schon Jünglinge und Kinder, mit dem Leben spielend, aus kleinlichen Ursachen Hand an sich legen, und in der das Bewußtsein immer mehr verloren zu gehen droht, daß der allmächtige Gott uns das Leben nicht geschenkt, sondern nur geliehen hat, um es zu seiner Zeit un» wieder zu nehmen, und sich von denen nicht spotten lassen wird, die ihm an sein Kronenrecht greifen, erscheint es als Pflicht der Kirche, vor dieser schweren Sünde in außerordentlicher Weise zn warnen. ES ist ein solcher Appell an alle Glieder unserer Landeskirche sür den ersten Bußtag dules Jahres in Aussicht genommen, die Predigttexte sind dementsprechend ausgewählt, und es ergeht hiermit an alle Geistlichen und Kirchenvorsteher unserer Landes kirche die dringende Bitte, durch örtliche Veranstaltungen dasür besorgt zu sein, daß die Warnung vor der schweren Sünde de» Selbstmordes möglichst weiten Kreisen eindringlich werde. In unseren» sächsischen Vakerland ist die Zahl der von den evangelisch-lutherischen Pfarrämtern gemeldeten Selbstmorde in den letzten Jahren von 1222, 1825, 1897 auf 1458 gestiegen. Das Verhältnis zur Seelenzahl der Bevölkerung beträgt bei uns 31,6 auf 100 000, während die entsprechenden Zahlen in Preußen 21,2, in Bayern 15,4, in Württemberg 17,9 betragen und Sachsen, abgesehen von den Hansastädten, nur von einigen thüringischen Staaten in dieser traurigen Skaia übertroffen wird. Gewiß wollen wir herzliches Mitleid haben, wenn Menschen in schwerster Krankheit, in Umnachtung de» Geiste», ihrem Erden leben ein Ziel setzen; wir wollen durchaus nicht über den ein zelnen urteilen, der in Verzweiflung sein Leben als eine drückende Last von sich wirft, vielmehr mit der Fürbitte seiner gedenken, daß Gott ihm em gnädiger Richter sei. Aber je mehr die sitt liche Schlaffheit zunimmt, »nit der man den Selbstmord überhaupt beurteilt; je häusiger man al» eine Tat des Mutes preist, was doch vielinehr der Feigheit ähnlich sicht; und je gefährlicher eine nur zu ost sentimentale Berichterstattung über derartige traurige Fälle auf die öffentliche Meinung wirken kann, desto lauter muß die Kirche ihre warnende Stimme erheben. Es kann sich nicht darum handeln, schwierige Einzelsragen, für die sich hier ein besonder» reiche» Feld eröffnet, zur Erörte rung herbeizuziehen; e» gilt vielmehr nur, ein Zeugni« dafür ab zulegen, daß es nach christlicher Überzeugung eine schwere Ver sündigung ist, wenn ein Menich eigenwillig sich von allen seinen Pflichten losreißt, den Gehorsam gegen Gott aufkündigt, die Gnadenfrist seines Lebens eigenmächtig abkürzt und ungerufen vor den Richterstuhl Gotte» sich wagt. Daß für die hohe Selbstmordziffer in unserem Laude äußere Umstände mitwirken, ist ohne »veitereS einzuräumen; aber dessen ungeachtet wird man nicht leugnen können, daß die Abnahme christlichen Glauben» und die Zunahme unchristlicher Denkweise den Hauptgrund für da- beklagenswerte Übel bildet, da» schwer auf unserem Volksleben lastet. W»r haben die Hoffnung, daß mit einer Wiederbelebung christlicher Lebensauffassung in allen Kreisen unsere» Volke» der Mut und die Kraft im einzelnen wachsen werden, auch in schweren Stunden de- Leben» auszuhalten, und die schwächliche R.igung schwinden werde, sich den Widerwärtigkeiten de» Leben», wohl auch verdienter Strafe durch eine unsittliche Flucht au» dem Leben zu entziehen. Möchten darum Geistliche und Kirchenvorsteher an ihrem Teile dazu mithelsen, nicht nur durch Predigt und durch Be lehrung im Konfirmandenunterrichte, vielleicht auch durch Bor träge vor größerem Kreise sowie durch Artikel in den Tages«