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Erläuterung „‘Die 9al)re§3eiten“ öoit 9ofep$ $at>ön. Qofcpf) ßtapön (1732 — 1809) ift öerjenige 6er 6rei großen 2Diener SlaffiFer (ßaobn — QHojart — QSeethooen), 6er erft neueröingS fo red>t befannt toirö. ©eine Oratorien: „<Die Schöpfung“ unö „$ie Qahre83eiten“, einige Streichquartette un6 toenige oon 6en über 100 6infonien toaren immer 6aS einige, toaS man au8 feinem unenölicp großen Schaffen aufführte, ©eine 23e6eutung für 6ie GnttoicFlung 6er dRuftF t»ir6 auch 4r ft Oon 6er neueren 'Jorfchung gerechter beurteilt, ©eit “HiemannS grunölegenöen Unterfud>ungen über 6ie Gntftehung 6er Gattung ©infonie ift ßiapön 6er Titels „93ater 6er ©infonie“ alleröingS ab^ufprechen, 6enn öie fogenannten (tttannhetmer ‘Bortäufer ßtapönS hoben um 6ie formale ©eite 6er ©infonie fchon ihre (Beröienfte. ßtapön ift 6afür 6er erfte, öer &urd> 6en toertüollen, geöanFlichen Onbalt 6er ©infonie 6en (Rang einer Flaffifdjen “Jorm, 6. h. einer oorbilölichen, muftergültigen gegeben hot. §at)&n toar fchon balö 70 Qahre alt, als er feine beiöen genannten großen Oratorien t’omponierte. Qlnöere ‘Donfeper fd>rteben öie QBerfe, 6ie ihren unfterblichen ‘Rubm be grünbeten, in 6er beften Qugenbjeit. ©er alte t)apön oermochte aber feinen Oratorien einen Geift ein3uhaud>en, öen man unbebingt auch ol8 fugenöfrifch be3eichnen muß. Un- erfchöpflich fpruöeln 6ie melobifchen Ginfälle, un& 6er Erfolg, öer beiöen GhortoerFen oom erften ‘Tage bi8 heute treu ift, fpricht ja ebenfo für öie 0ugenöFraft, 6ie in ihnen ftecFt. (DaS frühere (FßerF finö „‘Die 0al)re8seiten“. 3n üier QIbf<f>nitten toirö 6a8 (Ratur- gefchehen gefchilöert unö öie Ginftellung 6e8 QUenfchen 3U ihr im QaßreSFreiolauf. Gin- fadtie ßeute au8 6em BolFe, Feine Gottheiten oöer ßelöen toie in früheren OratorientoerFen finö bei Sjapön öie Präger öer Solopartien: öer Pächter ©imon, feine (Tochter ßjattne, öer ßanöarbeiter ßuFaS. <Die ‘Dorfjugenö, ‘Jäger unö ßanöleute bilöen öen Gbor. 0eöer QahreSseit ift ein cßaraFteriftifcb malenöeS Orchefteroorfpiel üorangeftellt: 1. Übergang 3um Frühling, 2. Qüorgenöämmerung eines ©ommertageS, 3. §erbftfröhli<^>Feit, 4. (Dichter Hebel Fünöet öen QBinter an. Unö öie Gefänge öer ein3elnen 2Ibfdmitte finö im GharaFter ebenfo Oerfcpieöen toie öeutltd) öer Stimmung angepaßt, öie öte betreffenöe 9ahre83eit im ‘Blenfchen auSlöft. ßtapön betoeift heroorragenöe (RuSörucFSFraft, toenn er öie 23aß- ftimme öie ‘Jlucbt 6e8 2Binter8 unö 6a8 (Draufen öer ‘JrühlingSftürme cparaFterifieren läßt oöer öte Eenorfttmme 6a8 ©chmelsen 6e8 6<hnee8 oöer öie ‘Jrauenftimme öie milöen ‘JrühlingStoinöe. 3n fepeinbar einfachfter, Oerftänölichfter 21 rt toeröen öie ©timmen in 3toei- ober ‘Dreigefängen oöer im Gltor Fombiniert, unö öer 2Beloöien3auber ift unerfchöpftid). Gine Haturfinfonie Fönnte man „<Die QahreSseiten“ nennen. ®ie ©onnenftrahlen toeefen im ‘Jri'thling 6a8 ‘Blühen öer Gröe öurch öie berühmte Qlrie: „(Run beut öie ‘Jlur öa8 frtfehe Grün“. (Der ©ämann Oerridhtet fröhlich oor fich htnpfeifenö feine 2lrbeit. (Die harm los reine ßiebe8gefä>id>te 3toifchen Spanne unö ßuFaS fpielt finnbilölich öa3toifchen. ‘DeS ©ämannS QIrbeit Fommt in öer Glut öeö ©ommerS 3ur Gntfaltung. (RaturFräfte fcheinen 3toar alles 3erftören 3U toollen. ‘Der ‘DanFgefang nach öem Getoitter läßt nur getoiß toeröen, öaß Fein ©dmöen angeridE)tet touröe. OefonöerS gern fd>eint £>apön an öie ©chilberung öer ßierbftfreuöen gegangen 3U fein: Qagöfanfaren, ftunöegeheul, HSinserfeft, hoffte (Dansluft, Grnte3eit, (Reife3eit. Unö bann öer ‘löinter. (Die Ratur ift öem ßanömann toenig freunölid). (Hebel, Schneetreiben bringen öem HSanöerer (Berirrung unö Qlngft. 2lber auch frohere (Dinge bringt öer dDinter: (Burfdjen- unö ‘Htäöchengefang unö Gefchichten ersäplen ((Sauernmäöd)en unö Göelmann) in öer ©pinnftube, 6a8 öie GinfamFeit bannt. (Der QIuSFlang öe8 Oratoriums: eine Htahnung für öen öenFenöen (Rlenfchen, aus öem 2Bed)fel öer 3ahreS3eiten für unferen eigenen 2Danöel auf Gröen finnoolle Deutung su finöen. Dr. Kurt ßreifer. Textbücher 3U 30 (JJfg. an öer Saffe!