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Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld! Abend schon ist es, nun schweiget die Welt. Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch, Ja, und die Lerche, sie schweiget nun auch. Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus, Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus, Führt sie am Weidengebüsche vorbei. Redet so viel und so mancherlei: „Leidest du Schmach und betrübest du dich, j Leidest du Schmach von andern um mich, j Werde die Liebe getrennt so geschwind, Schnell, wie wir früher vereiniget sind. Scheide mit Regen und scheide mit Wind, Schnell, wie wir früher vereiniget sind.“ Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht: „Unsere Liebe, sie trennet sich nicht! Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr, Unsere Liebe ist fester noch mehr. Eisen und Stahl, man schmiedet sie um, Unsere Liebe, wer wandelt sie um? Eisen und Stahl, sie können zergehn, Unsere Liebe muß ewig bestehn!“ Erläuterungen Sinfonie Nr. 4 (D-Moll) von Schumann. Die bleibende Bedeutung des Romantikers Robert Schumann (1810 — 56) liegt auf dem Gebiete der Liedlyrik und der kleineren Klavierformen. Trotzdem ist auch manches seiner größeren Orchester- und Chorwerke heute noch geschätzt. Dazu gehören seine 1. Sinfonie in B-Dur und seine 4. (letzte) in D-Moll. Die D-Moll-Sinfonie stammt noch aus des Kompo- nisteh bester Schaffenszeit (Erstaufführung 1844), wo an sein späteres schweres Gehirn leiden noch nicht zu denken war. Schumann hatte das Werk anfangs als „symphonische Fantasie“ bezeichnet, womit er die von der seit Beethoven üblichen Sinfoniefo* m abweichenden Eigentümlichkeiten des Aufbaus dieses Werkes andeuten wollte. Es sind das einmal die pausenlose Folge der vier Sätze, dann die Wiederverwendung schon gebrauchter Themen in späteren Sätzen und endlich die fühlbare Abhängigkeit des Komponisten von außer musikalischen Anregungen. Schumann hat sich wahrscheinlich von einer Folge dichte rischer Gedanken anregen lassen, und die Folge seiner Tongebilde, die dafür den musi kalischen Ausdruck geben sollen, ist gebunden an die dichterische Folge. Man nennt eine so geformte Musik: Programmusik, weil eben ein bestimmtes Programm, meist dichterischer Art, den Aufbau bestimmt. Bei der von Beethovens klassischer Form etwas abweichenden D-Moll-Sinfonie liegt ein Programm zweifellos zugrunde. Schumann hat es aber dann nicht mitgeteilt, sodaß man das Werk als reine Musik genießen kann, deutbar so oder dfevie man es will. Langsam, düster, beg'nnt der 1. Satz, bald jedoch stürmt das leidenschaftliche Hauptthema (D-Moll) daher, welches längere Zeit ganz allein herrscht und erst dann Ge danken aus anderer Empfindungswelt Raum gönnt. Eine den Violinen und Oboen ge gebene Melodie wirkt als besonders zarter Gegensatz zum Hauptthema, weiches selbst am Ende, nach Dur gewendet, seinen düsteren Charakter abstreift. In der Romanze (2. Satz) stimmen Solooboe und Solovioline einen schwermütigen Gesang an. Nur vorüber gehend hellt sich die Stimmung auf. Ein übermütiges, energisches Motiv eröffnet den Scherzo-Satz, ein gezacktes, springendes antwortet. Im Mittelteil des Scherzo (Trio) schwärmen die Holzbläser in innigem Gesang, umspielt von einer zierlichen Achtelmelodie der ersten Violinen. Langsam, mit einem der feierlichen, kräftigen Themen des 1. Satzes beginnt der letzte Satz, steigert es zu majestätischem Glanz und geht dann in freudig erregte Bewegung über. Ein zweites Thema, zart und duftig, treibt in den Violinen und Holzblasinstrumenten ein anmutiges Wechselspiel. Nach einer fugierten Behandlung des freudigen Themas (d. h. Nachahmung des Gleichen in anderen Instrumenten und auf anderen Stufen) klingt der Satz feurig, triumphierend aus.