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2 a. Wo die schönen Trompeten blasen Wer ist denn draußen und wer klopfet an, Der mich so leise, so leise wecken kann? Das ist der Herzallerliebste dein, Steh’ auf und laß mich zu dir ein! Was soll ich hier nun länger steh’n? Ich seh’ die Morgenröt’ aufgeh’n, Die Morgenröt’, zwei helle Stern’. Bei meinem Schatz da wär’ ich gern’! Bei meinem Herzallerlieble! Das Mädchen stand auf und ließ ihn ein, Sie heißt ihn auch willkommen sein. Willkommen, lieber Knabe mein! So lang hast du gestanden! Sie reicht’ ihm auch die schneeweiße Hand. Von ferne sang die Nachtigall, Das Mädchen fing zu weinen an. GUSTAV MAHLER Ach weine nicht, du Liebste mein. Ach weine nicht, du Liebste mein! Auf’s Jahr sollst du mein eigen sein. Mein eigen sollst du werden gewiß, Wie’s keine sonst auf Erden ist! O Lieb auf grüner Erden. Ich zieh’ in Krieg auf grüne Heid’; Die grüne Heide, die ist so weit! Allwo dort die schönen Trompeten blasen, Da ist mein Haus, mein Haus von grünem Rasen! 2b. 2c. Das irdische Leben „Mutter, ach Mutter, es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich!“ „Warte nur! Warte nur, mein liebes Kind! Morgen wollen wir ernten geschwind!“ Und als das Korn geerntet war, Rief das Kind noch immerdar: „Mutter, ach Mutter, es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich!“ „Warte nur, warte nur, mein liebes Kind! Morgen wollen wir dreschen geschwind!“ Ich bin der Welt abhanden gekommen GUSTAV MAHLER Und als das Korn gedroschen war, Rief das Kind noch immerdar: „Mutter, ach Mutter, es hungert mich, Gib mir Brot, sonst sterbe ich!“ „Warte nur, warte nur, mein liebes Kind! Morgen wollen wir backen geschwind!“ Und als das Brot gebacken war, Lag das Kind auf der Totenbahr! GUSTAV MAHLER Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben; Sie hat so lange nichts von mir vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben! Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich für gestorben hält. Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben, gestorben der Welt. Ich bin gestorben dem Weltgetümmel Und ruh’ in einem stillen Gebiet. Ich leb’ allein in meinem Himmel, in meinem Lieben, In meinem Lieben, in meinem Lied. 2d. Wer hat dies Liedlein erdacht? GUSTAV MAHLER Dort oben am Berg in dem hohen Haus! In dem Haus! Da gucket ein fein’s, lieb’s Madel heraus. Es ist nicht dort daheime! Es ist nicht dort daheime! Es ist des Wirts sein Töchterlein! Es wohnet auf grüner Heide! Mein Herzle ist wund!. Komm Schätzle mach’s g’sund! Dein’ schwarzbraune Äuglein, die hab’n mich verwund’t! Dein rosiger Mund macht Herzen gesund. Macht Jugend verständig, macht Tote lebendig, Macht Kranke gesund, macht Kranke gesund, ja, gesund. Wer hat denn das schöne Liedlein erdacht? Es haben’s drei Gäns’ übers Wasser gebracht. Zwei graue und eine weiße! Zwei graue und eine weiße! Und wer das Liedlein nicht singen kann, dem wollen sie es pfeifen! Ja.