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Journal Dresdner ALoniglieh SLchstschev StesKtsernzeLgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehorden. Zeitweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und Landeskulturrentenbank.Verwaltung, Übersicht der Einnahmen und Ausgaben der LandeS-BrandversicherungSanstalt, Übersichten des K. S. Statistischen LandeSamt» über Ein- und Rückzahlungen bei den Sparkassen, Grundsätzliche Entscheidungen d«S K. S. Landesversicherungsamts, Verkaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatssorstrevieren. Nr. 226. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. < Freitag, 27. September 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 1S, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1293, Redaktion Nr. 4374. Ankündigungen: Die tspaltige Grundzeile oder deren Raum im AnkündiguiigSteile 30 Pf., dierspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 73 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 130 Pf. Preisermäßigg. aus Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Ter Lotterievertrag Bayerns mit Preuße» ist gestern auch vom Plenum der Abgeordnetenkammer angenommen worden. * Auf seiner Rückreise nach der Heimat ist Prinz Hein rich von Preußen gestern in Tsingtau eingetrosfen. Nachdem sich der nikaraguanische Jnsurgentenführer General Mena mit seine» Anhängern dem amerikanische» Kouteradmiral Southerland ergeben hat, dürfte die Revo lution in Nikaragua erloschen sein. Die Lage im katalanischen AusstandSgebiete hat sich gebessert. * Große Überschwemmungen haben in Rnmänien erheb lichen Schade» angerichtet. * Zn der Perrunalgrube bei Huelva sind dnrch einen Erdsturz 12 Arbeiter getötet worden. Der Taifnn in Tokio war der schlimmste der lebten 5V Jahre. Der angerichtete Schaden übersteigt 40 Mill. Pen. Amtlicher Teil. Ministerium de» Innern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Stadtrate Prof. vr. Lehmann in Dresden bei seinem Übertritte in den Ruhestand die Krone zum Ritter kreuz 1. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem städtischen Oberbuchhalter Witschel in Dresden bei seinem Übertritte in den Ruhestand das Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Senatspräsident beim Reichs gericht vr. Planck in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehenen Stern zum Kroncnorden 2. Klasse anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Senatspräsident beim Reichs gericht vr. Menge in Leipzig den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehenen Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse anlege. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Kaufmann Richard Klemm in Bautzen den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehenen Roten Adlerorden 4. Klasse an nehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Kaufmann Ewald Zeißig in Dresden die ihm von Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Luitpold, des Königreichs Bayern Verweser, verliehene Prinzregent Luitpold-Medaille in Bronze annehme und trage. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Rektor der Thomasschule und ordentlichen Honorar professor an der Universität in Leipzig Geh. Studienrate vr.plril.Franz Emil Jungmann das Komtnrkreuz 2.Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Ächtuhrladenschluk in Leisnig. Von einer Anzahl Geschäftsinhaber in Leisnig ist beantragt worden, gemäß 8 139k. der Reichsgewerbe ordnung für die offenen Verkaufsstellen dortselbst mit Ausnahme der der Bäcker und Barbiere unter Ausschluß der Sonnabende und der Tage vor den hohen Festen den Achtuhrladenichluß anzuordnen. Zur Absetzung des nach 88 2 — 4 der Bekannt machung des Reichskanzlers vom 25. Januar 1902, R. G. Bl. S. 38 geordneten Verfahrens ist Bürgermeister Schickert in öeisnig als Kommissar bestellt worden. Leipzig, am 20. September 1912. 6574 Königliche Kreishauptmannschaft. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hofe. Dresden, 27. September. Se. Majestät der König traf heute vormittag aus der Sächsischen Schweiz im Hoflager Wachwitz ein, nahm hierselbst die Vorträge der Herren Staatsminister und des Kabinettssekretärs ent gegen und kehrte nach der um 2 Uhr stattgefundenen Familientafel, an der Ihre Königl. Hoheit Prin zessin Mathilde teilnahm, nochmals nach dem in der Sächsischen Schweiz gelegenen Zeughause zurück. Deutsches Reich. Zum Hinfcheideu des Frhrn. Marschall v. Bieberstein. Genf, 26. September. Tie englische Gruppe des Weltfriedenskongresses hat eine Resolution angenommen, die der deutschen Nation, dem Kaiser und der Witwe des Frhrn. v. Marschall die aufrichtige Teilnahme am Tode des Botschafters ausspricht. Ler Lotterievertrag mit Preutzen und der Jesuiten- erlatz in der bayerischen Abgeordnetenkammer. Im weitere» Verlause der gestrigen'Sitzung der Ab geordnetenkammer, über die wir unter den gestrigen Draht nachrichten schon kurz berichteten, erklärte Ministerpräsi dent Frhr. v. Hertling, es sei wiederholt die Behauptung ausgestellt worden, daß zwischen der Lotterievorlage und der Stellungnahme der bayerischen Regierung zum Jesuiten erlaß ein Zusammenhang bestünde. Er erkläre daraufhin mit aller Bestimmtheit, daß ein Zusammenhang zwischen diesen beiden TMgen zu keiner Zeit bestanden habe. Die Sache liege tatsächlich so, daß, nachdem der bayerische Erlaß so große Erregung hervorgerufen habe, die baye rische Regierung die Entscheidung des Bundesrats an gerufen und ihn zu einer authentischen Interpretation aufgefordert hätte. Die Erklärungen des Ministers in der Kammer der Reichsräte vom 4. September hatten mit der Jesuitenfrage schlechterdings nichts zu tun. Sie waren ausschließlich bedingt durch die Eindrücke, die der Minister, schon lange bevor von der Jesuitenfrage die Rede war, welche die Gemüter weit über die Bedeutung der Frage hinaus erregte, im Anfang des Jahres ge wonnen hatte, als er in Berlin mit dem dortigen Ver treter Bayerns über die Lotteriefrage gesprochen hatte. Ein nachträglicher Rücktritt wäre für Bayern darum so schwierig geworden, weil von Bayern die Anregung zu den Verhandlungen ausaegangen sei. Mit dieser Fest stellung würden alle Befürchtungen hinfällig, die man über unfreundliche Absichten Preußens haben könnte. Hierauf wurde der Lotterievertrag angenommen. Ausland. von der Tagung der österreichisch-ungarischen Delegationen. Beratung des Budgets des Ministeriums des Äußeren in der österreichischen Delegation. Wien, 26. September. Der Ausschuß für Aus wärtige Angelegenheiten der Österreichischen Delegation begann heute die Beratung des Budgets des Ministeriums des Äußern. Delegierter Fürst Schwarzenberg begrüßte die Aufrichtigkeit und Offenheit des Exposes des Grafen Berchtold sowie die von dem Ministerium des Äußeren verfolgte Friedenpolitik. Der Delegierte erklärte, so all gemein der Wunsch nach Frieden sei, so wäre doch eine Hintansetzung der Interessen Osterreich-Ungarns aus Friedensliebe allein als Schwäche zu bezeichnen. Die Pflege guter Beziehungen zu Rußland werde gewiß die riedliche Befolgung der Interessen Osterreich-Ungarns ördern. Die wirksamste Hilfe zur erfolgreichen Ver- olgung der Friedenspolitik wäre das Bündnis mit dem Deutschen Reiche, das auch nach wie vor der Angelpunkt der österreichischen auswärtigen Politik bleiben müsse. Für noch wirksamer bei der Verfolgung der Interessen Osterreichs-Ungarns auf friedlichem Wege ohne Gebiets- erwcrbungen halte er die Gewinnung der Sympathien der den österreichischen Nationalitäten stamm- und bluts verwandten Balkanvölkcr. . Was die Verhältnisse in Kroatien anlange, so feien diese leider derart, daß er sich eine tadelnde Bemerkung des Vorsitzenden zuzöge, wolle er sie mit dem richtigen Namen be zeichnen. Hier handle es sich nicht um lokale, sondern um gesamtstaatliche Interessen. Er halte cs nicht für ausgeschlossen, daß sich ohne das Zutun und Verschulden Österreich-Ungarns eine krisenhafte Lösung auf dem Balkan ergeben könnte. Eine Gebietserweiterung seitens Serbiens, die Umklammerung durch ein trennendes serbisches Staatengebilde, könne Österreich nicht dulden, ohne Gefahr zu laufen, die teuer erworbenen süd slawischen Länder nicht halten zu können. Redner fuhr fort: „Wir wünschen keine Gebietserweiterung, wir wünschen nur den Frieden. Würde dieser aber von einer anderen Seite gestört werden, dann müßten auch wir uns unserer Kraft, unserer Interessen und des Grund satzes bewußt werden, daß ein Staatsgebilde abstirbt, so bald es interessenlos wird." Zum Schluß betonte der Redner sein Vertrauen zum Grafen Berchtold, regte aber mit Rücksicht auf einzelne erläuterungsbedürftige Stellen des Exposes eine vertrauliche Sitzung an. Der südslawische Delegierte Spincic bemängelte die Passivität der Mo narchie bei dem Ausbruche des italienisch-türkischen Krieges und billigte den Wunsch nach Erhaltung des Friedens auf dem Balkan, vr. Ellenbogen fragte den Minister des Äußern nach konkreten Einzelheiten der Vorschläge, die er den Mächten gemacht habe. Weiter fragte er, ob der Minister unter allen Umständen eine friedliche Politik auf dem Balkaiz befolgen wolle. Schließ lich wünschte der Redner Ausklärung über die Auffassung des Ministers, betreffend die Flottenkonzentration im Wittelmeere. Grgf Berchtold erklärte, er behalte sich die Beantwortung der Anfragen des Delegierten vr. Ellenbogen vor. Eine Anfrage wolle er sofort beantworten, nämlich die, ob die Regierung militärische Interventionen und eine territoriale Verschiebung in der Türkei beabsichtige. Er habe sich in seinem ersten Expose im April d. I. zu dem Grundsatz der Kontinuität bekannt. Er müsse daher seine Verwunderung aussprechen, daß vr. Ellenbogen glaube, er werde heute, also sünf Monate später, eine Kriegs politik befolgen. Er hätte geglaubt, vr. Ellenbogen werde ihm mehr Vertrauen entgegenbringen. Er könne die An frage vr. Ellenbogens nur negativ beantworten. Was den letzten Teil des Erposös anlange, so sei dieser selbst verständlich so zu verstehen, daß es die oberste Aufgabe der Armee und der Marine sei, den Frieden zu schützen. Delegierter Spacek wünschte eine freundschaftliche An näherung der Monarchie an Rußland, da hierdurch die Lösung der Balkansrage möglich wäre. Delegierter Graf Pininski erklärte, die politische Lage in Europa werde gegenwärtig durch die Rivalität zwischen Dreibund und Triple-Entente, ganz besonders aber zwischen Deutschland und England oft getrübt. In den wichtigsten, die gesamte Menschheit interessierenden Fragen sollte man diese Grup pierung vergessen und auf das sogenannte „Europäische Konzert" zurückkommen. Die Milderung der Spannung zwischen Dreibund und Triple-Entente würde es der Monarchie erleichtern, in engerem friedlichen Einvernehmen mit Rußland auf die Balkanverhältnisse einzuwirken. Die nächste Sitzung findet morgen vormittag statt. Der italienisch-türkische Krieg. Die Ereignisse in Tripolis. Rom, 26. September. Die „Agenzia Stefani" teilt mit: Das türkische Communiqu6 über den Kamps bei Zanzur am 20. d. M. ist vollkommen falsch, ebenso wie das, welches einen Sieg der Türken und Araber bei Derna meldet. Es genügt, zu bemerken, daß die Stellungen, von denen die Türken versichern, sie hätten sie besetzt, in den Händen der Italiener sind, die dort die nötigen Ver teidigungsanlagen errichteten. Beschlagnahme eines türkische» Dampfers durch ein italienisches Hafenamt. Rom, 26. September. „Giornale d'Jtalia" meldet aus Catania: Da das Hafenamt erfahren hatte, daß der Dampfer „Marie Cosette", der mit einer Ladung Getreide von Braila kam, türkischer Herkunft sei, obwohl er die engliche Flagge führte, beleate es ihn mit Beschlag. Eine an Bord vorgenommene Untersuchung ergab, daß der Dampfer wirklich türkischer Herkunft war. Infolge dessen wurde der Dampfer als Kriegsbeute erklärt und zurückgehalten. Von den Friedensverhandlungen. Konstantinopel, 26. September. Von gut unter richteter Seite wird bestätigt, daß der Handelsminister Reschid Pascha mit einer Mission an die italienischen Friedensunterhändler betraut werde. Die Pforte hat be reits vor einigen Tagen die italienische Regierung davon verständigt, daß sie em Mitglied der Regierung entsenden wolle. Italien hat dieser Absicht mit einigen Vorbehalten zugestimmt.