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ZUR EINFÜHRUNG Die Sinfonie Nr. 88 G-Dur von Jo seph Haydn entstand 1787 oder 1788. Unter den sinfonischen Werken Haydns, die zwischen den im Auftrag einer Pariser Konzert gesellschaft komponierten sogenannten Pariser Sinfonien (Nr. 82—87) und den 12 Londoner Sinfonien (Nr. 93—104) stehen, gilt die Sin fonie Nr. 88, eventuell ebenfalls noch für Paris geschrieben, als die bedeutendste. In ihr zeigt sich bereits unverkennbar der Spätstil des Meisters, der dann in den Londoner Sinfo nien, der Krönung von Haydns sinfonischem Schaffen, seine Vollendung fand. Durch ein kurzes, feierliches Adagio wird der erste Satz des Werkes eingeleitet. Das fol gende Allegro zeigt schon in seinem volkslied haft-frischen ersten Thema eine gewisse Ver wandtschaft mit dem Hauptthema des Finales von Beethovens achter Sinfonie; auch im ge samten, stürmisch-unaufhaltsamen Charakter beider Sätze lassen sich verwandte Züge fin den. Während das zartere zweite Thema in diesem Satz kaum eine Rolle spielt, wird das thematische Material der meisterhaften Durch führung des Allegros, die sich zu einem glanz vollen Fortissimo steigert, fast gänzlich aus dem ersten Thema gewonnen. Der zweite Satz, ein Largo, ist ein Musterbei spiel der Variierungskunst Haydns und zudem einer der schönsten langsamen Sätze des Mei sters überhaupt. Das bezaubernde, innige achttaktige Thema, das übrigens auf Beetho ven einen solchen Eindruck machte, daß er es selbst wiederholt verwendete, kehrt siebenmal, von kleinen Zwischensätzen unterbrochen, fast wortgetreu wieder. Variiert wird dagegen die Begleitung, die sich in immer neuen figurati ven Ausschmückungen ergeht. Der Satz, der in seiner klanglichen Vollkommenheit als Kern stück des Werkes zu betrachten ist, zeichnet sich durch einen unübertrefflich edlen, gesät tigten Wohllaut, eine wunderbare, ruhevolle Schönheit aus. Das Menuett, fröhlich und festlich, zeigt eine tiefere Auslegung des motivischen Gehaltes, als sie im allgemeinen in Haydns Menuett sätzen anzutreffen ist. Besonders originell ist der Einfall, an den leisen Schlüssen die Pauke wie von fern aufklingen zu lassen. Im Trio er tönt in Geigen, Flöten und Oboen eine gemüt volle ländliche Tanzmelodie über den Baß quinten der Bratschen und Fagotte. Ein von guter Laune und übermütigem Witz erfüllter, sprühender Rondosatz bildet den Ab schluß der Sinfonie. Dieser Finalsatz, der eine beispielhafte thematische Geschlossenheit aufweist, bringt eine Fülle von Überraschun gen und geistvoll-drolligen Wendungen; er wähnt sei nur der 20 Takte lange lustige Ka non nach dem dritten Themeneinsatz, in dem sich Bässe und Violinen um das Thema strei ten. Günter Bialas, der prominente BRD- Komponist, stammt aus Bielschowitz (Ober schlesien), wo er im Jahre 1907 geboren wur- de. Er studierte zunächst 1926—1928 MuA Wissenschaft und Germanistik in Breslau, dann 1928—1931 Schulmusik in Berlin, danach Komposition bei Max Trapp in einer Meister klasse der Akademie der Künste. Anschließend war er im Lehramt, 1946 Leiter des Münchner Bach-Vereins, 1947 Theorielehrer an der Wei marer Musikhochschule und wurde noch im gleichen Jahre als Leiter einer Kompositions klasse an die Nordwestdeutsche Musikakade mie Detmold berufen und hier 1950 zum Pro fessor ernannt. Von 1959 bis zu seiner Emeri tierung im Jahre 1972 war er Professor für Komposition an der Musikhochschule Mün chen. Er wurde mit dem Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für Musik (1950), dem Stamitz-Preis und anderen Auszeichnun gen geehrt, ist Mitglied der Westberliner und der Bayrischen Akademie der Schönen Künste. Stilistisch steht sein Schaffen, Bühnen- und Orchesterwerke, Solokonzerte für verschiedene Instrumente, Kammer- und Vokalmusik umfas send, der Musiksprache A. Honeggers und K. A. Hartmanns nahe, hat jedoch ein ganz eigenes Profil und bezieht auch neueste Schreibweisen ein. Die heute zur DDR-Erstaufführung gelang^^ den klangvollen, sensiblen und klar disponflp ten Haydn-Fantasien für kleines Orchester „Der Weg nach Eisen stadt“ wurden im Auftrag der Joseph Haydn gewidmeten Kasseler Musiktage 1980 komponiert und dort vom Kölner Rundfunk- Sinfonieorchester unter Jiri Belohldvek erfolg reich uraufgeführt. Der Autor äußerte zu sei nem Werk: „Während Variationen von einem Thema ausgehen und sich von ihm entfernen, gehe ich in diesen fünf kleinen Fantasien auf Haydn zu. Mein Thema ist Haydn insgesamt. Ein Zitat wird dann zum Ziel eigenständiger Entwicklungen wie im 4. Stück (Largo), das ROLAND STRAUMER, 1958 in Dresden geboren, wurde 1963 Schüler von Annemarie Dietze als externer Schüler der Spezialschule für Musik in seiner Heimatstadt, die er von 1971 bis 1976 besuchte. 1969 errang er die Gold medaille beim Fest junger Talente und 1970, 1972 und 1975 siegte er — jeweils in seiner Altersstufe — bei den Bach-Wettbewerben für Schüler und Jugendliche in Leipzig. Von 1976 bis 1981 studierte er an der Dresd ner Musikhochschule „Carl Maria von Weber" bei Manfred Scherzer (Violine) und Amadeus Webersinke (Kammermusik) und hat seitdem hier eine Aspirantur inne. Beim Internationalen Maria-Canals-Wettbewerb 1980 in Barcelona gewann er den 1. Preis und die Goldmedaille im Duospiel. Das Ministerium für Kultur erkannte ihm 1980/81 das Mendelssohn-Stipendium zu. Er konzertierte in der DDR, UdSSR, VR Polen, CSSR, Ungarischen VR, SFR Jugoslawien und in Spanien und wurde bereits zu Rundfunk- und Fernsehaufnahmen verpflichtet.