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Dresdner Journal Mniglich Sächsischer Staatsanzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Zeitweise Nebenblätter. Landtagsbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land« und Landeskulturrentenbank'Verwaltung, Übersicht der Einnahmen und Ausgaben der Landes-BrandversicherungSanstalt, Übersichten des K. S. Statistischen Landesamts über Ein- und Rückzahlungen bei den Sparkassen, Grundsätzliche Entscheidungen des K. S. Landesversicherungsamts, Berkaufsliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Nr. 206. > Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <- Mittwoch, 4. September 1912. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingorstraße 1«, fowie durch die deutschen Postanstalten S Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 12S5, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ifpaltige Grundzeile oder deren Raum im AnkündigungSteile LV Pf., die Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. PreiSermäßigg. auf Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Se. Majestät der Kaiser ist gestern nachmittag wohl- behalteil in Zürich eingetroffe» und hat in der Billa Rietberg Wohuung genommen. Die Bevölternng bereitete Sr. Majestät einen überaus freundlichen Empfang. * Mehreren englischen Journalisten wurde die Erlaubnis zur Teilnahme an den Kaisermanövern verweigert. In Marokko soll eine gegen El Hiba gerichtete starke tinhtlmijche Parte», deren Führung El Glani und Mtugi haben, in der Bildung begri^en sein. In der Grube Elareuee bei Bruav ereignete sich ein schweres Schlagwetterunglück. Bon 73 Arbeitern, die sich auf der Schachtsohle befanden, konnten sich nur zehn unversehrt retten. * Ein von Florenz kommender Schnellzug stieß auf dem Bahnhofe von Riola mit einem Güterzuge zusammen. Drei Personen wurden getötet und zwölf verletzt. * In Mitteljapan habe» Taifune fehr große Ber- httrungktt angrrichtet. Amtlicher Teil. Verordnung an sämtiicke Lassenkellen wegen An nahme -er Sanknoten Ler Sayerischeu Notenbank in München, der württemdergischen Notenbank in Stuttgart und der Sa-ischeu Lank in Mannheim. Sämtliche sächsischen Staatskassen werden hiermit angewiesen, die Banknoten der Bayerischen Notenbank in München, der Württemdergischen Notenbank in Stuttgart und der Badischen Bank in Mannheim insoweit in Zah lung zu nehmen, als die Barmittel und die Zahlungs bedürfnisse der Kasse das Herausgeben des Überschusses über den geschuldeten Betrag gestatten. Insoweit derartige Noten nicht an Privatpersonen wieder in Zahlung gegeben oder bei Banken kostenlos eingewechselt werden können, sind sie bei der nächstgelegenen Eisenbahnstationskasse umzutauschen. Letztere Kassen haben die Banknoten der zuständigen Sammelstelle oder der Hauptkasse der Staatseisenbahnen zuzuführen. 5990 Dresden, am 23. August 1912. Die Ministerien des Kriegs, des Kultus und öffentlichen Unterrichts, des Innern, der aus wärtigen Angelegenheiten, der Ainauzen und der Justiz. Lekanutmachung. Vom 1. Oktober 1912 ab wird das Nebenzollamt Schwarzenberg im Hauptzollamtsbezirk Eibenstock zu einem Zollamt erhoben. 5992 Dresden, am 2. September 1912. Königliche Generalzolldirettiou. Dem Viehschneider Otto Schäfer in Niedersteina ist für die mit Mut und Entschlossenheit bewirkte Abwendung eines größeren Unglücks durch Aufhalten eines durchgehen den Pferdes eine Geldbelohnung bewilligt worden. 5998 Bautzen, am 31. August 1912. 371»III Königliche KreiShauptmauuschaft. Herr Bezirksarzt vr. Stahl in Großenhain ist vom 14. September bis mit 26. Oktober dieses Jahres beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Bezirksarzt Obermedizinalrat vr. Erler in Meißen vertreten. 437 VII Dresden, den 26. August 1912. 6006 Königliche Kreishauptmannschaft. Nachdem von mehr als zwei Dritteln der beteiligten Geschäftsinhaber der Antrag gestellt worden ist, wird auf Grund von A 139 k Absatz 1 der Reichsgewerbeordnung hiermit angeordnet, daß in Lauenstein die offenen Ver kaufsstellen sämtlicher Geschäftszweige in der Zeit vom 1. Oktober des einen bis 3V. April des anderen Jahres um 8 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr zu schließen sind. Ausgenommen hiervon bleiben 1. alle in diese Zeit fallenden Sonnabende, 2. die Werktage vom 12. bis mit 24. Dezember, 3. der Sylvesterabend, 4. die nach ß 139 v Absatz 2 Ziffer 1 und 2 der Reichsgewerbeordnung vorgesehenen Fälle. Während der Zeit, wo die Verkaufsstellen auf Grund gegenwärtiger Anordnung geschlossen sein müssen, ist der Verkauf und das Feilbieten von Waren auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen oder in anderen öffentlichen Orten oder ohne vorherige Bestellung von Haus zu Haus im stehenden Gewerbebetriebe — 8 42b Absatz 1 Ziffer 1 des Gesetzes — sowie im Gewerbebetriebe im Umherziehen — 8 55 Absatz 1 des Gesetzes — verboten. Ausnahmen können von der Ortspolizeibehörde zugelassen werden. Zuwiderhandlungen unterliegen der Strafbestimmung in ß 146a. der Reichsgewerbeordnung. Dresden, am 29. August 1912. 1179IV Königliche Kreishauptmannschaft. 0007 Für den Monat August 1912 sind in den Haupt marktorten der Lieserungsvcrbände des Regierungsbezirks Dresden folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pserdefntter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: Hafer 100 kg Heu 100 kg Stroh 100 kg Dresden (Lieferungsverb. Dresden-A Dresden-N., 22 M. 80 Pf. 7 M. 22 Pf. 6 M. 73 Pf. Dippoldiswalde, Freiberg u. Pirna) Großenhain: 22 - 26 - 9 - 45 - 5 - 25 - Meißen: 23 - 01 - 8 - 38 - 6 - 30 - Pferdefutter, das im Monate September 1912 inner halb der genannten Lieferungsverbände von Gemeinden oder Quartierwirten für Militärpferde verabreicht wird, ist nach diesen Durchschnittspreisen zu vergüten. 428 V Dresden, am 3. September 1912. 6008 Königliche Kreishauptmannschaft. (Fortsetzung des amtlichen Teiles in der 2. Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hof«. Dresden, 4. September. Se. Majestät der König kehrte heute mittag von dem Manöver bei Dobra nach Wachwitz zurück. Allerhöchstderselbe wird Sich morgen früh 6 Uhr 23 Min. ab Dresden-Neustadt nach Altenburg und von dort zu dem Manöver der 4. Division Nr. 40 be geben. Nach der Übuna trifft Se. Majestät in Zeitz ein und nimmt in der Billa des Kommerzienrats Naether Wohnung. Am Freitag früh wird Allerhöchstderselbe dem Manöver der 2. Division Nr. 24 beiwohnen und nachmittags 2 Uhr 9 Min. mit Sonderzug nach Dresden zurückkehren. Des Kaisers Schwei^eise. Der Empfang des Kaisers. Zürich, 3. September. Die Vorarbeiten für den Empfang des Kaisers sind im Gange, der Verkehr ist sehr groß. Bundespräsident vr. Forrer traf heute vormittag von Bern hier ein. Das Wetter scheint, nachdem die Nacht regnerisch gewesen ist, im Laufe des Vormittags langsam aufzuklaren. Basel, 3. September. Um ^L4 Uhr verkündeten Kanonenschüsse die Ankunft des Kaiserlichen Sonder zuges, der bald darauf in den mit deutschen und schweize rischen Flaggen sowie mit Girlanden geschmückten Bundes bahnhof einlief. Hier waren zur Begrüßung erschienen der deutsche Gesandte in Bern v. Bülow mit dem Militär attache v. Bismarck, der deutsche Generalkonsul in Basel, Wunderlich, die zur persönlichen Dienstleistung beim Kaiser kommandierten schweizerischen Offiziere Generalstabschef Oberst Sprecher v. Bernegg, Oberst Audeaud und Oberstleutnant Wieland, die Abordnung der Baseler Regierung, Vizepräsident vr. Acmmer mit den Regie rungsräten vr. Speiser und vr. Burckhardt, uud der Vertreter der Gcueraldircktiou der Bundesbahnen Ziugg. Alsbald nach Einlaufen des Zuges verließ der Kaiser mit Gefolge deu Wagen, begrüßte die ihm bekannten Herren und ließ sich die anderen zum Empfange Anwesenden vorstellen. Der Kaiser zog den Direktor der Bundesbahnen Zingg und die Mitglieder der Baseler Regierung in ein Gespräch und drückte ihnen seine besten Wünsche für das Gedeihen der Stadt Basel aus. Auck mit den zur Dienstleistung kommandierten Offizieren unterhielt sich der Kaiser. Um 3 Uhr 45 Min. fuhr der Kaiserliche Sonderzug nach Zürich weiter. Zürich, 3. September. Um 5 Uhr 20 Min. kündete Heller Jubel das Nahen der bundesrätlichen Abordnung, bestehend aus Bundespräsident Forrer und den Herren Homann und Motta, an. Neben den Ver tretern des Bundesrats hatten sich Regierungspräsident Naegeli, Stadtpräsident Billeter, der schweizerische Ge sandte in Berlin, der deutsche Generalkonsul in Zürich v. Faber du Faur uud verschiedene Militärs zur Be grüßung des Kaisers eingefunden. Bei bedecktem, aber regenlosem Himmel traf der Kaiserliche Zug um 5 Uhr 20 Min. iu Zürich ein. Unter den Klängen der Stadt musik entstiegen Se. Majestät der Kaiser und seine Be gleiter dem Zuge. Der Kaiser trug die Uniform des Gardejäger-Bataillons mit dem Abzeichen eines Gcneral- feldmarschalls. Der Kaiser drückte dem Bundespräsidenten und den Bundesräten warm die Hand und nahm durch deu Bundespräsidenten unter Händedruck die Borstelluug der verschiedenen Militärs und der Vertreter der Be hörden entgegen. Hierauf stellte der Kaiser dem Bundespräsidenten Forrer seine Begleiter vor, die der Bundespräsident seinerseits mit warmem Händedruck begrüßte. Beim Vorbeigehen wurde der Kaiser von den Journalisten begrüßt. Gefolgt von dem Bundespräsidenten und den anderen Herren, schritt der Kaiser unter den spontan losbrechenden Kundgebungen der Menschenmenge zum Bahuhofsplatze. Hauptmann Moser erstattete bei dein Betreten des Bahnhofsplatzes dem Kaiser die vor geschriebene Meldung. Der Kaiser schritt mit dem Bundes präsidenten die Ehrenkompanie ab. Die Leutseligkeit, die der Monarch zeigte, gewann ihm im Nu die Herzen. Der brausende Beifall von allen Seiten erfreute den Kaiser sichtlich. Hierauf fuhren die Wagen vor. Der Kaiser bestieg um 5 Uhr 38 Min. mit dem Bundes präsidenten den Wagen, dem zwei Dragoneroffiziere zur Seite ritten. Um 6 Uhr traf der Kaiser wohlbehalten in der Villa Rietberg ein. Auf der Villa wurde alsbald die Kaiserstandarte gehißt. Dem Bundespräsidenten Forrer drückte Se. Majestät beim Eintritt in die Villa seine Freude aus, wieder einmal in Zürich zu sein, wo er schon einmal in seinen jungen Jahren, begleitet von einem Privatlehrer, geweilt habe. Die Abendfestlichkeiten. Zürich, 3. September. Punkt ZH8 Uhr traf der Kaiser im Automobil vordem Hotel Baur au lac ein, begleitet von dem Oberstkorpskommandanten Sprecher v. Bernegg. An der Türe des Empfangssalons wurde Se Majestät von dem Bundespräsidenten Forrer und Bundesräten Homann und Motta empfangen. Bein. Eintritt in das Hotel spielte die Musik die deutsche Nationalhymne. Nach fünf Minuten nahmen die Gäste ihre Plätze an dem prächtig geschmückten Tische im Speise saale ein. Der Kaiser zeigte sich von dem Empfange in Zürich überaus erfreut und drückte namentlich seine Be friedigung aus über die ruhige Lage seines Quartiers sowie über dessen innere Ausstattung, über die Park anlagen und über die herrliche Aussicht. Die Tafel zählte 36 Gedecke. Der Kaiser saß in der Mitte nach der Frontseite des Saales, links neben ihm saßen Bundespräsident Forrer, Exzellenz v. Bülow, Bundesrat Motta, Fürst zu Fürstenberg, Oberstkorps- kommandant Wille rc., rechts vom Kaiser folgten Bundes rat Homann, Generaloberst v. Plefsen, Reaierungsrat Naegeli aus Zürich, Graf zu Eulenburg, OberstkorpS- kommandant Sprecher v. Bernegg ic. Während des Diners unterhielt sich der Kaiser auch mehrfach mit dem Obersten Wille, dem Kommandanten des III. Armeekorps, der direkt von den Manövern zum Diner gekommen war. Kurz vor 9 Uhr hatten sich zwei Züricher Gesang vereine zu einem Ständchen aufgestellt. Der Kaiser ließ sich die Dirigenten vorstellen und drückte sich sehr an erkennend über das Konzert aus. Dann sprach der Kaiser über den Männergesang überhaupt, den er außerordent lich hochstellte. Kurz vor 10 Uhr begab sich der Kaiser