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Zschopauer Tageblatt : 16.12.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780081065-194412169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780081065-19441216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780081065-19441216
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-12
- Tag 1944-12-16
-
Monat
1944-12
-
Jahr
1944
- Titel
- Zschopauer Tageblatt : 16.12.1944
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e. Xl18 28ck6pSU uuä 8sctl86N Am 16./17. Dezember 1944 Ls gibt gewiße große Zührungsgrundsätze, di« für alle «Zei ten und jür alle Gebiete Gültigkeit behalten. Dam gehört der Grundsatz, daß es ohne Selbständigkeit und Verontwortungs- tr«udigkeit keine gute Zählung gibt. Konstantin Hierl. Vvr Mg rnm Lickt „DaS ist nicht der Tapferste, der sich nie ^fürchtet bat, sondern der di« Furcht überwanden hat. Alter Spruch. ES ist ein hartes und unerbittliches und zugleich erhabene« Gesetz des Lebens, daß auf dieser Erde nur leben soll, waS auch lebenstüchtig und lcbenswürdig ist. Dieses Gesetz, in dem der eigentliche und tiefere Sinn der Geschichte beschlossen ist, ailt auch für das Leben der Völker. Die Kraft aber, mit der die Völker, wenn das Schicksal sie in die große Erprobung ge- itellt hat, ihr Lebensrccht zu erweisen haben, heißt Tapferkeit. Was dem Volke gilt, das gilt auch dem einzelnen: Tapfer- teit. Sie ist es, die dem einzelnen und in der Gesamtheit der einzelnen dem Volke das Leben und die Zukunft gewinnt. Und vahrlich, wenn je ein Volk berufen war, von der großen Lapferkcit zu zeugen, so ist es das deutsche Volk in seinem flößten Schicksalskampfe! Und wenn je Kämpfer alle Men- ichenfurcht überwanden und echtes Heldentum des tapfere« Herzens bewiesen, so die unerschütterlichen Grenadiere, die kühnen Einzelkämpfer und alle di« deutschen Soldaten deS lechsten Kriegsjabresl Mit tapferem Herzen, das die Furcht überwunden hat, ,nd im heiligen Glauben an die große Schicksalswende, die oir durch unsere Tapferkeit erkämpfen müssen, gehen wir «nsereu Weg durch die Vorweihnachtszeit des sechsten Kriegs- ahres. So wahr wir wissen, daß das Licht in der Winter- vuncnwende neu geboren wird, so wahr wird unser Volk als ms tapferste dieses Krieges seinen Weg zum Licht gehen! Kurt Maßmann. bleuer «scksickvr MllvrkrviirlrZNvr Ter Führer . "..h das Ritterkreuz des Eisernen Kreu zes au Major Werner Krieger, BataillonZkommaw- deur in einem Braunschweiger Grenadier-Regiment, ge boren am 24. Juni 1916 in Leipzig als Sohn des Fa brikanten Krieger. Ler BMWswkt im 6. Kriegsjahr Der Leiter der Fachgruppe Bahnhofswirte in der Neichsarupp« Fremdenverkehr, Dr. CH. Pralow, machte aufschlußreiche Mitteilungen Wer die ungleich größeren Leistungen, di« ein Bahnbosswirt im 6. kriegsjahre zu vollbringen hat. Zwar ist der Kreis der nichtkriegs- oichtigcn Nene» jetzt auf das Sicherste beschränkt, aber der Krieg selbst bedingt eine Fülle unvermeidbarer Ncisctängkeit, sei es für die Solda- cn oder auch für die im Nüstungseinsatz stehenden Schaffenden, für .lmguartierte, Rückgeführte usw. Für alle diese McnscheK, die Wege» nanchcr Anschlußvcrzögerung heute oft länger als in normalen Zeiten Mf der Bahn sein müssen, muß die Veipslegungsmöglichkeit, vor allem »urch den Bahnhofswirt, gewährleistet sein. Auch Dr. Pralow selbst ist Bahnhofswirt. In seinen zerbombten «nd in erstaunlicher Schnelligkeit wicderhergestellten Räumen sind seine heutigen 200 Sitzplätze am Tage zwölfmal besetzt, wobei er täglich rund <400 warme Essen ausgibt. Wenn man dabei noch die gewaltige Por tionenzahl von kalter Verpflegung, die Getränke und Erfrischungen und «en großen Tabakverkaus bedenkt, und in Rechnung stellt, daß die Räume auch die ganze Nacht über geöffnet sind, so erkennt man das hohe Maß von Leistungen, die hier vom Betriebssichrer und seiner Gefolgschaft vollbracht werden. Wie Dr. Pralow feststellt, wird auch bei Beschädi gungen durch feindliche Fliegerangriffe der Aufbau zerstörter Wartesäle überall mit größter Energie in Angriff genommen. Nach erstaunlich kurzer Zeit sind schon wieder behelfsmäßig eingerichtete Räume ver fügbar. Man wird zunächst Erfrischungen ausgcben, dann kalte Spei sen, dann Suppe und schließlich, sobald wieder einige Kochkessel in Be trieb sind, warmes Essen. Sind Gas- und Kohlcnherde zerstört, dann baut man schnell aus Ziegelsteinen und Eiscnplattc« behelfsmäßige' .Jndiancröfcn". Die Hauptsache ist, daß auch bet ungünstigen Umstän-! den unbedingt in kürzester Zeit wieder Versorgungsmöglichkelteu für die-' jenigen entstehen, die heute noch reisen müssen. ver Mnostmk am sonmag ReichSprogramm: 8.00—8.30: Orgelkonzert. — 8.30—9P0: Morgensingen der Jugend. — 9.00—10.00: Unterhaltsame Blasmusik. — t0.30—11.00: Kleines Konzert. — 11.00—11.30: Musik zur Unterhaltung. I1L0—12.30: Beschwingte Melodienfolge. — 12.40—14.00: Das deutsche Lolkskonzert. — 14.15—15.00: Buntes Spiel der Kapelle Erich Börfchel 15.00-15.30: Volksmärchen. - 15.30-16.00: Solistenmustk. — 16.00 bis 18.00: Was sich Soldaten wünschen. - 18.00-19.00: Unsterbliche Musik deutscher Meister: Klavierkonzert Ks-Dur und Sinfonie Nr. 1 in 6-Dur »on Beethoven. — 19.00—20.00: Der Zcitspiegel am Sonntag. — 20.15 dis 22.00: „Bunte Palette" mit Operetten- und Filmmclodien, mustka- iische Skizzen, Malzermelodten u a. Wann wird verdunkelt? Von Sonnaie... 6.59 bis Sonntag 7.33 Uhr Von Sonntag 16.59 bis Montag 7.34 Uhr Zfchopauer Tageblatt MvUmsckllicke» limävil glück in üvr KIV I« diesem Jahr wird cS nicht möglich sein, di« Kinder au» den Lagern der Kindcrlandverschickung zu Weihnachten nach Hauf« fahren zu lasten oder die Eltern zu diesen Tagen mit BesuchSzügen in die Aus- nahmeaebicte zu bringen.- Trotzdem soll den Jungen und Mädeln der ganz« Zauber der Vorfreude und der festlichen Weihnachtstage geschenkt werden. Damit wird der Schmerz der Trennung vom Elternhaus ihnen im fröhlichen Kreis der Kameraden kaum zum Bewußtsein kommen. Der Verzicht trifft die Eltern, aber sie tröstet da» Gefühl, daß fie ihr Liebste» In Sicherheit wissen. Und trösten wird sie auch da» Bewußtsein, daß Ihre Jungen und Mädel ein Wethnachtsfest in voller Kinderseligkett er leben werden. Seit Wochen sind alle Räume der Laßer mit Tonnengrüu geschmückt. Schimmernde Strohsterne und zierlich gefalteter bunter Schmuck glänzt im dunkle« Grün in den Mädellagern. Rote Bogelbeeren und silberne Lamettafäden hänge« im Werkraum eines Jungenlagers über einem ganzen Laden voll Spielzeug, das die Pimpfe selbst gearbeitet haben. Auch Schachfiguren — Schachturnier« sind in den KLB-Lagern sehr be- liebt — entstanden, HolzkLsten, Bilderständer und -rahmen und viele andere Weihnachtsgeschenke sür die Eltern und Geschwister daheim und die Kameraden im Lager. Genau so fleißig wurde bei de« MSdelu geschasst. Jedes winzige Stossrcftchen wurde gebraucht für Sandalen, Taschentuchbehälter, Puppen und Puppenkleid«r und ander« schöne Ding«. Den Schmuck für d«n Weihnachtsbaum habe« di« Mädel ebenfalls selbst aus Buntpapier gefaltet und geklebt. Uud lo. wie ik untereinander ibr« Heimlichkeiten haben, so hat auch Sonnabend/Sonntag, 16.17. De-em-tp 1844 dl« Lagerlettung schön manche» vorbereitet und Yin ter verseytofienrn Türen versteckt. Berg« von Plätzchen stehen in der Borrattkammer, Süßigkeiten, Feigen, Lebkuchen, Marzipan und Honigkuchen, die jede» Kind geschenkt bekommt, stehe« schon bereit. Ein B«traa von drei Mark wird von der Reichsjugendsühruug sür da» Sparbuch aeschrnst. Liu weiterer Betrag ist sür die besonderen Vorbereitungen für di« Welh- nachtrwge bestimmt. Auch der Nikol au» hat di« KLB-Lager nicht vergesten und tu die viele« spiegelblank geputzte« Schuh« sei« Gaben aeleat Für die WethnachtStage selbst sind viel« Plane gemacht wor den: weihnachtliche Singestunden im Dorf oder auf dem Marktplatz der kleinen Städte, dann die Bescherung im Lager und da« anschließend fest liche Zusammensein. Einen WeihnachtStag werden viele Kinder bei ihren Paten eiter» verlebe«, Familien im Ort, die die Sorg« sür die Wäsche der Kinder übernommen haben und auch sonst Jungen und Mädel regelmäßig al» Gast einladen. So werden sie nebe« dem WeihnachtSfest im Lager auch ein WeihnachtSfest in der Familie erleben. Denn die Kinder sollen nicht» entbehren, sollen neben der Freud« auf da» Fest auch di« Wärme der Betreuung spüren, die jede» Heimweh im Keim erstickt. So wird «S möglich sein, den ungezählten Taufenden, di« au» de» Bedrohung und dem Leid ihrer Heimatstädte heraus in den Lager» der Kinderlanoverschickung seit vielen Monate» und sehr ost schon seil Jahren «in zweite» Zuhause fanden, auch im sechste« Kriegtsahr ein WeihnachtSfest mit allem Ktnderglück zu schenke». Deutschlandfender: 9.00—10.00: Unser Schatzkästletu. — 11.00—11.30: Vom großen Vaterland: „Wanderer in den Kosmos", «in« Sendung um Alexander von Humboldt. — 11.40—12.30: Konzert mit Werken von Respighi, Händel, Corelli. — 20.15—21.00: Der Winter im Lied. Eine Sendung mit naychaften Solisten. — 21.00—22.00: Be schwingte Klänge von Mozart Und Beethoven, Tänze von Johaun und Joses Strauß. Der Rundfunk am Montag ReichSprogramm: 7.30—7.45: Zum Hören und Behalten: Eine geschichtliche Sendung. — 8.50—9.00: Der Frauenspiegel. — 12.35 bis 12.45: Der Bericht zur Lage. — 14.15—15.00: Klingende Kurzweil der Kapelle Jan Hoffmann. — 15.00—16.00: Schöne Stimmen und be kannte Instrumentalisten singen und spielen Balladen und Legenden. 16.00—17.00: Alte und neue Operettenklänge. — 17.15—18.30: „Dies und das sür euch zum Spaß", Unterhaltungsmusik aus Wien. — 18.30 bi« 18.45: Korrespondenten berichten. — 19.00—19.30: Der Zeitfpiegel beantwortet Hörerpost. — 19.30—19.45: Frontberichte. — 20.15—22.00 tauch über den Dcutschlandsender): Die Montagsscizdung von Alfred Schröter: Für jeden etwas. Deutschlandsender: 17.15—18.30: Suite von Couperin, Klavierkonzert V-Dur von Hahdn, Sinfonie Nr. 4 von Beethoven. M/ro/e AW» freunden könne«. Gewiß wär« e« unser«? WirtschästSfllhrung er» i«ny- ie» gewesen, di« Kafseerattonen auf der bisherige« Löhe zu lasten, da für aber de» Kaffee-Ersatz mit Fremdstoffen zu «rischen, wt« die» im Erste» Weltkrieg üblich war. Davon bat man heute abgesehen. Man steht mit Recht auf dem Standpunkt, dem deutschen Volk nur nnver- fälschte Nahrung zuzuteilen. Unser Kaffee-Ersatz besteht au» ninen Getretdemitteln, die, mit «inem erprobten Anteil von Zuckerrüben- schnitzeln gemischt, ei» sehr schmackhafte» Röstprodutt ergebe». ES ist bestimmt der Wunsch der Großteil» unserer Bevölkerung, eine« Kaffee zu bekommen, den sie mit Bezug aus Farbe und Geschmack mit Genuß trinken kann statt eine» Mischmasch», der in nicht» dem zu ersetzenden Kaffee gleicht. Der Rcifevermerk beim krtegSeinsah der 8. klaffen. Die Jungen und Mädel der 8. Klaffen der Höheren Schulen sind für den verstärkten Kriegsarbeitseinsatz grundsätzlich zur Verfügung gestellt worden. Die Zuerkennung des Nerfevermerks ist bei Heranziehuim zum Kriegscinsatz oder bei Einberufung bereits geregelt worden. Soweit aus irgend welchen Gründen im Einzelfall di« Heranziehung nicht oder noch nicht erfolgen kann, läuft der Unterricht naturgemäß Welter, damit ei« Brach- liegen der jungen Kräfte vermieden wird. Der Reichscrzichungs- ministcr hat für diese letzteren Fälle nun angeordnet, daß sich diese Klaffen auf die Reifeprüfung vorzubcreiten haben, die in der bisherigen vereinfachten Form im März 1945 abgenommen wird. Bei Auslösung der 8. Klaffe sollen etwaige restliche Schüler und Schülerinnen am Unterricht der Klaffe 7 tcilnehmen. Auch sic legen, falls sie inzwischen nicht zum Einsatz kommen sollten, die Reifeprüfung in der vereinfachten Form ab. Mettwurst uns Rindfleisch. Bei der Strctchmettwurst, der feinen wie der groben, war bisher Schweinefleisch die Grundlage der Verarbei tung. Neuerdings sind jedoch auch Versuche mit Rindfleisch gemacht worden, die bereits gelungene Ergebnisse hatten. Es gilt die Verwer tung der anfallenden Mengen von Weiderinder» und der au» den Grenzgebieten abgetriebenen. Ein Teil wurde im Austausch von Fett und Käse gegen Fleisch an dis Verbraucher gebracht, ein großer Teil der Vorratswirtschast zugesührt. Trotzdem bleiben noch immer größere Mengen an Rindfleisch zur Verwertung, die nun in der Mettwurst nach neuen Verfahren auch als Lagerware verarbeitet werde» können. Gelemm. Doppelter Sieger in der Flachs- st roh-Prämiierung. Bei der letztjährlgen Flachsstrohi Prämiierung, für die 374 Muster zur Bewertung Vorlagen, wurde Bauer Erich Loße in Gelenau in der Bewertungs gruppe Strohflachs Landessieger der Landesbauernschaft Sachsen und in derselben Bewertungsgruppe auch Kreis sieger innerhalb der Kreisbauernschast Kamenz. Kerzenvervrauch in ltzpststiitten und bei gemeinschaftlichem Veranstaltungen. Der Reichsbeauftragte für Chemie hatte mit 8 5 der Anordnung V/43 vom 6. 3. 1943 (DRA Nr. 54, S. 1) bestimmt, daß Lichte und Kerzen zum Zwecke der Veri- wendung in öffentlichen Lokalen und Gaststätten sowie bei gemeinschaftlichen Veranstaltungen, KameradschaftsabendeU u. a. weder abgegeben noch bezogen oder verbraucht werden dürfen. Diese Anordnung gilt nach wie vor und ist auch während der Weihnachtszeit einzuhalten, sie gilt jedoch nicht für die Fälle, in denen Lichte und Kerzen bei Ver sagen normaler Lichtquellen als Notbeleuchtung dienen. Der Verbrauch ist hierbei auf das äußerste Mindestmaß zu beschränken. St» Wort zu» Senkung der Kasfeeration. Die weitverbreitete An sicht geht bei Genußmitteln dahin, die Qualität der Quantität vorzu ziehen. Das gilt z. B. auch für den Kaffee. ES ist dabei nicht so wich tig, ob man Taffe um Taffe davon in sich hineintrinken kann; wichtiger ist schon, ob die eine Tasse^ auf die, wir uns bescheiden, auch wirklich gut schmeckt. von vielem Lianvpunri aus betrachtet, werben uns ane Chemnitz. Grabschänderinnen am Pranger. Am Eingang zum Städtischen Friedhof ist seit einiger Zeit eine Tafel angebracht, auf der die Namen derjenigen ver zeichnet sind, die Kränze oder Blumen von den Gräbern gestohlen haben. Manche gingen sogar svwsit, Blumen töpfe von fremden Gräbern auszugraben und so di« Grab stätten zu verschandeln. Bei den Grabschänderinnen han delt es sich fast immer um ältere Frauen und man kann bei ihnen am wenigsten diese mangelnde Ehrfurcht vor einem Grab« verstehen. Mit den Grabschänderinnen kann es kein Mitleid geben und es wird hoffentlich für sie eine gute Abschreckung sein, so öffentlich am Pranger zu stehen. Pirna. Streichhölzer sicher verwahren! Ein achtjähriger Junge, der mit seiner 5jährigen Schwester, allein in der Wohnung war, während die Mutter sich im Waschhaus befand, hatte die von der Mutter versteckt ge haltenen Streichhölzer gefunden und mit ihnen gespielt. In kurzer Zeit gerieten Kleidungsstücke, Betten, Gav- dinen und der Kleider schrank in Brand. Das Feuer konnte von Hausbewohnern gelöscht werden, ehe es noch größeren Schaden anrichtete. 31. Fortsetzung Renate hatte chm geantwortet: „Du. mein Jürgen! Wenn Ich doch bei Dir sein könnte. ... Du! Nun, da das Vaterland ruft, glaube ich Dir: Du mußt dem Rufe folgen ... Ich kenne Dich, und Ich fühle mit Dir! Ich will für Dich beten, Jürgen ... Du wirst gesund und ohne Schaden heimkommen. Als Sieger beimkomnvt Gott wird uns helfen." * Züge mit Truppentransporten und Kriegsmaterial rollten über die Schienen .. Endlos... Freiwillige fuhren zu den Garnisonen, in denen sie hofften, angenommen zu werden. Kriegt Kriegt Bet den Schienensträngen, auf den Brücken und auf den Bahnhöfen standen die Menschen und winkten den Truppen zu. Manches gutgemeinte Paketchen mit Liebesgaben flog zum Fenster hinein und wurde kameradschaftlich verteilt. Es rollten di« Züge ... Tag und Nacht und durch das weit« deutsch« Land. Auch wenn es dunkel war und dl« Lampen aus den Bahnhöfen brannten, erwartete man dl« Wagen. Fahnen wehten überall, und begeistert sangen die deut schen Menschen, ichlcksalsverbnnden und einig In den Stunden der Not. da« Lied „Die Wacht am Rhein". * - So fuhr auch Jürgen Stark als einer der ersten von seinen Kameraden nach Berlin, von dem es hieß, daß noch Freiwillige angenommen würden. Fünf Stunden hatte er dort noch Zeit, wenn der Zug den Fahrplan einhielt, dann wollte er sich gleich morgens 7 Uhr in der Kaserne melden. Diese fünf Stunden sollten Renate und Ihm ganz gehören. Kein anderer durfte dieses Beisammensein stören, das viel leicht das letzte dieser beiden Menschen war. Darum hatte er auch alle Dinge, die Ihn persönlich angingen, von Fuchsenberg aus schriftlich geregelt, hatte alle Entscheidungen und Cnt- Ichlüsse dem alten Rechtsanwalt seines Vaters übergeben, der ihn schon als Kind auf dem Arm getragen hatte und fein Verwögen verwaltete. Er hatte an Renate geschrieben, und nün würde sie Ihn auf dem Bahnhof erwarten, obwohl der Zug kurz nach Mitternacht erst in Berlin eintreffen sollte. Immer wieder iah Jürgen auf die Uhr. Er wünschte, sie möchte schneller gehen, und bangte doch darum, daß Vie Stunden mit Renate zu rasch vorüber seien ... Mit fast zweistündiger Verspätung kam der Zug vor Berlin an. Auf dem Vorortbahnhof war ein Lärm und ein Gewühl, ein hastendes Laufen und Drängen, aus dem heraus di« Nachricht zu hören war. daß der Zug hier freie Einfahrt abwarten müsse. Genaues wär nicht zu erfahren. Jürgen Start entschloß sich, den Zug zu verlaßen, um Nicht ungewiß warten zu müssen. Ihn drängte es zu Renate, die nun schon mehr als zwei Stunden auf dem Ankunfts bahnhof in Berlin auf ihn wartete. Auf dem Bahnhofsvorplatz war es trotz der Hundert« von Menschen übersichtlicher, die Maßen verloren sich auf der Welte des Platzes, und man fühlte freier ... Gelb brannten die GaslaterNen m Morgendämmern. Jürgen wandte sich um und sah die Zeiger über di« erleuchtete Bahnhofsuhr gehen. Sein Gesicht wurde bleich... E» war 8 Uhr morgens? Jürgen Stark stand da. iah die Zeiger der Uhr weiter- gehen, dachte daran, daß er sich um 7 Uhr in der Kaserne melden wollte, dachte an Renate ... an Renate ... Er konnte sich kaum noch zwingen, ruhig zu denken, die eilende Zeit brachte Ihn zur Verzweiflung Fünf Stunden Zelt hätte er gehabt, wenn ver Zug myr- planmäßig elngefahren wäre. Dann waren es durch die Ver spätung nur noch drei Stunden gewesen ... und es wurden weniger ... weniger ... In plötzlichem Entschluß rief er einen vorüberfahrenden Droschenkutscher an. bot ihm das zweifache des Fahrgeldes, wenn er schnell fahre ... „Wohin denn .. lunger Mann, wohin denn?" fragt» Ker Mann vom Vock. Da sagte ihm Jürgen den Namen des Bahnhofes, wo Renate auf Ihn wartete. Cs war 4 Uhr geworden, als der Wagen am Ziel war. Jürgen stieg aus und bezahlte mit einem Goldstück. Da zog der Mann auf dem Bock den hohen Hut ... * Vor dem Bahnhof ging im grauen Mantel ein Mädei wartend auf und ab. Das war Renate. Jürgen schloß sie ohne Wort« in seine Arme, sie küßten sich und 'ümmerten sich nicht um die Vorübergehenden. »Du ... ich wußte es ja, daß du kommen würdest ... ich wußte es ja." ou hast so lange warten müßen. Ich bin auf dem Vorortbahnhof ausgestiegen, wo der Zug auf Ein fahrt wartete, und dann hierher gefahren, um schneller bei dir zu sein! Du..." »Ich bin hier seit Mitternacht .. Jürgen ... aber ich hätte auf dich gewartet, und sei es wieder Mitternacht ge worden. Du. ich hab dich ja so liebl" »Hat diw dein Vater gehen laßen ... es war doch Nacht. Mädel?" »Er hat mich bis hierher gebracht, dann Ist er gegangen Feine Gedanken sind bei dir, sagte er und wenn du Zeit hast ... «r wartet im Caf^ an der Sedanstraße" Erst jetzt merkten ße, daß ße sich Immer noch umschlungen hielten und den Bürgersteig fvrxrten. Er nahm sein Köfferchen auf und führte ßt davon. Fortsetzung folgt.
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