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R-. .. Zschopauer Tageblatt Donnerstag, ist. ... .^-4 Xu8 L8ctiopsu unck 83cjl86N Am 16. 9'. ler 1944 Im selben Matz du willst empfangen, mutzt du geben, Willst du ein ganzes Herz, so gib eiir ganzes Leben. Friedrich Rückert. Arbeit unü llvim»! „Planitzstratze, August-Muller-Weg, Beutenberg! Eine genußreiche Wanderung hat begonnen. Ein Stück rechts die breite Fahrstraße zurück und dann auf einem Feldweg nach Euba, so setzt sich der Sonntagsgang fort. Von sanfter An höhe erblickt man Niederwiesa links und vor sich, gemächlich in flacker Mulde ausgestreckt, Euba. Die Spaliere an seinen Lösen und Häuseln tragen schwer Frucht. Ganz fern grüßt Schloß Lichtenwalde. Euba scheint im Mittag des Sonntags zu ruhen, so still ist's in ihm. Nur das im Dorf unvermeid liche Getier weiß nichts vom Frieden dieser Stunde, das Zicklein tollt, der junge Hahn schmettert seinen Schrei spitz und grell heraus, Enten schnattern unentwegt, als hätten sie sich viel zu erzählen. Es wird langsam Herbst. Da und letzte Rosen, bald müde des Blühens und in jenem Baume dort hat der Herbst bereits begonnen, von seiner reichen Palette zu Vertropfen. Im Struthwald zwischen Euba und Erdmannsdorf lacht am Dickichtrand die purpurne Dolde der Eberesche. Ein Bäch- lein geht ein Stück mit uns und erzählt leise von seiner Ge burt rm Walde und dem Erleben in ihm. Voraus dann steht die Augustusburg über Tal und Hang, ganz steinerne Maje stät, Wächter über zwei Flüssen und aber Tausende Wipfeln. Baum und Strauch nutzen die Zschopau als Spiegel. Flußab schreiten wir, tiefe Ausgeglichenheit im Herzen. Unsere prach- tige Heimat gibt uns Rube, Kraft und Mut, schweres Leben zu ertragen und ein solcher Wandertag hebt viele Alltage auf." So schrieb mir meine Frau nach unserem Bunker. Sie hat im Rüstungsbetrieb jüngst gelernt mit Zange, Hammer und Lötkolben umzugehen. Ihr kurzer Wanderbericht sagt, daß sie weiß, wofür sie arbeitet, und mir bedeutet er, daß ich allezeit darüber im klaren bin, wofür ich in der deutschen Wehrmacht stehe. MA. Hptgesr. Johannes Blochberger. Aröettsmalden im SAeiuwettereiniatz Der Reichsarbeitsführer Reichsminister Konstantin Hierl gab auf Vorschlag des Reichsbevollmächtigten für den tota len Kriegseinsatz und im Einvernehmen mit der Luftwaffe vor wenigen Wochen den Befehl zum Einsatz von Arbeits- mcnden in den Scheinwerferbatterien der Luftwaffe. «eit Oktober dieses Jahres werden im Zuge der Frei- machung von Soldaten kür die Front neben aktiven Ar- beitvmaiden ehemalige Arbeitsmaiden geschloffen in den Lchemwerierbatterlen der Flak eingesetzt. Bereits seit dem i November stehen überall die eingezogenen Maiden zu Dimcnden und aber Tausenden auf ihrem Posten in den Vatterieitel.unaen im gesamten N->>chsgebiet. Sie unterstehen außer im taktisch-militärischen Einsatz dem Reichsarbeits- suhrer und erfahren eine gründliche technische Ausbildung an den Geraten durch die Luftwaffe. Die Arbeitsmaiden wer- den nur m geschloffenen Lagern untergebracht unter der Leitung von Neich^arbeitsdienstführerinnen. Ler NuiAunk ani Freitag Netchsprogramm: 7.30—7.45: Zum Hören und Behalten eine physikalische Betrachtung über sachgemäßes Nundfunkhören. — 8.50 bis 9.00: Der Frauenspiegel. — 12.35—42.45: Bericht zur Lage. — 14.15 bis 15.00: Musikalische Kurzweil. — 15.00—15.30: Kleines Konzert. — 15.30 bis 16.00: Solistenmusik: Klaviersonate von Smetana. — 16.00-17.00: Nachmittagskonzcrt mit Opern- und Operettenmelodien. — 17.15—18.30: Musik zur Unierhaltung. — 18.30-10.00: Der Zeitspiegel: Neuer Europasilm. — 19.15—19.30: Frontberichte. — 19.45—20.00: Dr.-Gocbbelr- Aufsatz — 20.15—22.00: Ein Abend bei Franz Leh^r mit einer Auf führung der Operette „Der Graf von Luxemburg". Deutschlandfender: 17.15—18.30: Das Leipziger Gewand- Hausorchester spielt Werke von Cherubini, Haydn, Gracncr, LiSzt. — 19.00 bis 19.15: Wir raten mit Musik. — 20.15—21.00: Abcnduntcrhaltung. 21.00—22.00: Konzert der Berliner Philharmoniker: Phantastische Sin fonie von Berlioz. Lieder für den Deutschen Volkssturm Im Zusammenhang mit der Ausstellung des Volkssturms sind in einzelnen Gauen berciis Lieder aus den Reihen der Volkssturmmänncr entstanden. Das Hauplknlturamt der NSDAP hat mit der Sammlung und Erfassung diese« Liedgutes begonnen. Neu entstehende Lieder im Nahmen des Deutschen Volkssturms und de« alle Deutschen bewegenden Gedankenkreises des Aufbruchs des Volkes können eingesandt werden an das Hanplkultnramt der NSDAP in der Ncichspropagandaleitung, Berlin W 8. sZrnn-Hsi''i'ekira:;e 47 I Wann wird verdunkelt? Von Donnerstag 17,16 bis Freitag 6.54 Uhr Urheber-Uechirschuhi Drei 0ueUen-veriag, ÜSnIg-brick (Bez. vreedech 5, Forts:': ng „... und wenn, du guter Hund", so muß ich lächelnd denken, „Ullrich Karsten nun wirklich eine blonde Frau ist, wie es die Leser sagen, wäre uns zwei'n das so unan genehm?" Da hält mein Nero, als ahnte er meine Gedanken, den schwarzen Kopf schief und richtet steil das rechte Ohr auf. Das aber tut er immer als Antwort auf solche Fragen, bei denen wir Menschen sonst in verschmitztem Verstehen das rechte Auge zuzukneifen pflegen. * Am anderen Morgen und zu ungewohnter Stunde ist Thomas bei mir. „Habt Ihr den Brief gefunden, den ich Euch in dieser Nacht von der Insel gebracht habe?" Ich nicke und sage: „So wart Ihr also der geheimnis volle Bote? Wer hat Euch den Brief gegeben und warum habt Ihr nicht geklopft und ihn mir selbst in die Hand gelegt?" „Es war schon spät, denn ich mußte das Nachtgewitter auf der Insel abwarten. Als Ich dann übern See kam, waren Eure Läden zu und nichts rührte sich im Haus. Was sollte ich Euch stören? Der Diener aber drüben von der Insel, der mich noch viel nach Euch gefragt hat, gab mir den Auftrag, den Brief ohne Versäumnis Euch ins Haus zu tragen." Da bin ich zufrieden, und bringe Thomas mit meinem Hund noch ein Stück Wegs durch die besonnte Heide. Und fast bis an sein kleines Haus. Zwei Menschen... und darüber die Sterne. Der Diener trägt die Fackel, mit der er sonst dem Fischer das Zeichen gibt, brennend in der Hand, als er mir bis zum 8lvialireurv im 8sik8v»I»iiä Das Kreuz aus Stein am Wege — seit Hunderten von Jahren hat es seinen Platz hier am Dorstetch, dort an der Friedhofsmauer, einmal zwischen Brombeergestrüpp und Heckenrosenbusch am Feldrain, ein andermal an der beleb testen Autostraße. Am Wiesenrain, am Wildbach und Dorf graben ist es zu finden, aber auch in der Einsamkeit des Hochwaldes oder ausgesetzt am Steinbruch taucht es auf; manchmal stehen zwei Kreuze beieinander, und in Groß- Cotta bei Pirna unter der Niesenlinde sind gar fünf ver sammelt. Die Vielseitigkeit in der Art der Aufstellungsplätze dieser Kreuzmale scheint zu beweisen, daß keine bestimmte Regel zugrunde lag, Wohl aber die Absicht, daß sie — wie jedes Denkmal — den Einheimischen wie den wandernden Fremden möglichst viel vor Augen kommen sollen. So lehrt der Blick aus ältere Karten, daß zur Zeit ihrer Errichtung die Steinkreuze immer an verkehrsreichen Punkten standen. An dem Kreuz im Dresdner Großen Garten, das später an einem Seitenwege stand, führte früher die Pirnaer Land straße vorüber, die Steine von Cossen bei Burgstädt stehen an der alten Wechselburger Straße, das Kreuz bei Oelsen in der Nälw Pirnas lag an einem jetzt verödeten erzgebirgischen Paßweg, das von Zittel im Zuge der alten Zittauer Straße. Der oft ungefügige Block in Kreuzform — mehr als 250 werden in Sachsen gezählt — mag den Äruchstätten der Nach barschaft entstammen; man hat bei uns Sandstein». Granit- und Porphstrkreuze festgestellt. Der Steinmetz ist beileibe kein Künstler gewesen, grob und roh sind die Steine behauen, die Zeit ließ ihre Formen verwittern. Und wenn die For schung auch festgestellt hat. daß die meisten Kreuzsteine etwa 4 bis 600 Jahre alt sein mögen, so gibt es doch keine eindeu tigen Anhaltspunkte, die auf Älter und Zweck dieser Denk male Hinweisen. Ohne Zweifel liegt dem Brauche des Stein- kreuzsetzens eine tiefe Svmbolik zu Grunde, die sich auf jene alten Wabrivrüche und Sübneverträgs gründen mag, die für begangenen Lvi aj.ag n. n anderer Buße ausdrücklich da« Setzen eines steinernen Kreuzes auSbedinaen. Manch düstere Mär rankt sich um das Kreuz auS Stein Raub und Mord und neben bäuerlicher Ramerei auch rit terliche Fehde spielen dabei eine Rolle. Daß das .SLwed u- kreuz" (Zittau) auf die Schwedenzeit, das ..Tezelkreuz" (Baut- zen) aus den qlten Ablaßprediger zurückgeht, wird von der Forschung bezweifelt. Aber aus Grund einer Beschriftung — nur selten ist heute eine solche an den Steinkreuzen noch zu finden — kann man beispielsweise von dem Kreuzstein bet Stürza nahe Stolpen ablesen, daß ein „Jungeset mit einen Messer erstochen und am Hohnstein begraben sein Hin term Erbgerichte". Ein damit in Zusammenhang gebrachter Eintrag im Kirchenbuch von 1699 berichtet vom „Streit und Totschlag zweier Burschen um eines Mädchens willen". Das Jonas-Kreuz in Hellerau meldet in kurzen lateinischen Brok- ken den Tod des tapferen „milit" (Soldaten) Ionas, die Zeichen an „Morrs Stein" am Großen Zschirnstein erzäh len von dem Förster Ignaz Morr aus Schöna, der beim Fallen einer Eiche verunglückte. Auch in späteren Jahren hat man hie und da noch Stein kreuze zur Erinnerung gesetzt, so trägt das stattliche Stück von Posseck bei Plauen t. V. die Zahl 1779, ein anderes von 1750 steht in Klein-Kautzsch und erinnert an eine Hingerich tete Kindesmörderin, ein kleines Kreuz von 1700 in Nieder- gurigan einen vom Blitz erschlagenen Bauer. Wahrzeichen uralter Sitte sind uns mit diesen Stetn- kreuzen gegeben, und manche Geschichte mag noch -heute im Volksgedachtnis stehen, die sich aut sie bezieht. Geh auch du nicht achtlos vorbei an einem Kreuz am Wege; vielleicht, daß auch du dort ein Zeichen verspürst auS den Zeiten der Ahnen, aus der Kette der Geschlechter, in der auch wir Glie der sind. Leonore Kupke. krsuvillvislinlg im Kriege Vie LrisitrÄFeria überlegen, wie man so etwas schonend beibringi und wve man immer wieder neue Hoffnung machen kann. Aber endlich kam nach langem Warten der ersehnte Brief — ich war selbst schon immer ganz aufgeregt beim Sortieren Lev Post. Nein, soviel Freude bei dieser Arbeit, wie schön ist es doch, sie jemand ins Haus tragen zu dürfen." „Zu lernen gab es anfangs natürlich allerhand", er zählt uns Frau E. M., die als Briefträgerin ihren KrlegS- dienst tut, „und ziemlich anstrengend ist es auch, treppauf, treppab mit der schweren Tasche zu laufen. Frühzeitig schon be ginnt der Dienst mit dem Sortieren auf der Post, da heißt -rq wouchouuoumwjnS uZzuvqozg siq ttiojjväjnv Llzlxm Zs mit vor allem auch die Zeitschriften in die richtigen Häuser gelangen." Das Austragen macht ihr größte Freude; sie hat aber auch besonders „nette" Kunden. Nun, dieses Nettsein der „Kundschaft" ist mitbedingt durch die Freund lichkeit der Briefträgerin! Es ist aber auch rührend, mit welchem menschlichen Interesse sie am Schicksal jedes einzelnen teilnimmt. So mußte eine Frau lange auf ei nen Feldpostbrief ihres Mannes warten; immer wieder fragte sie schon von weitem; „Ist heute etwas dabei?" Wochenlang war diese Frage vergeblich. „Man muß schon Neben ihrer Dienstzeit auf dem Postamt und dem Aus tragen hat sie in ihren Freizeiten noch für ihren Haushalt und ihren achtzigjährigen Vater zu sorgen. Einkäufen, Essenkochen und die Pflichten im Haushalt dürfen nicht ver nachlässigt werden. Trotz dieser doppelten Aufgaben ver sichert sie aber immer wieder mit strahlenden Äugen: „ES ist wirklich ein schöner Beruf, Briefträgerin zu sein!" Man glaubt es ihr auch, wenn man weiß, wie sehr sie th- ren. Kriegseinsatz als Beruf auffaßt. Luftschutzsand ist nicht zum Spielen da! Ueberall in den Straßen der Ortschaften begegnen uns setzt die Sandkästen, die der Bevölkerung zum Auffüllen ihres Luttschutzsandes aus Böden. Fluren usw. zur Verfügung stehen, denn nach wie vor heißt die dringendste Parole des Luftschutzes: Neben viel Wasser auch viel Sandl Leider aber verkennt unsere Jugend oftmals den Zweck dieses Sandes. Es buddelt sich ja auch zu schön in diesen Kästen! Daß aber der Sand dabei verstreut wird und im Bedarfsfälle nicht mehr zur Hand ist, daran denkt sie nicht. Was jedoch Mangel an Sand im Luftschutz bedeutet, das braucht man nicht noch besonders zu unterstreichen. An die Eltern und sonstigen Er zieher muß aber die dringende Bitte gerichtet werden, den Kindern klar zu machen, daß Luftschutzfand nicht zum Spie len da ist. Ebenso stellen die Deckunas- und Splittergraben keinen Tummelplatz für die Kinder bar. Alles Spiel muß dort unterbleiben, wo der Ernst der Stunde zu uns spricht. Auch hier tut Aufklärung der Kinder durch Eltern und Lehrer not! Getreuungsaufgaben der „Reichskulturkammer" Um den jetzt im Rüstungseinsatz stehenden Kulturschaf fenden die Gewißheit zu geben, daß ihre zuständigen Be rufsorganisationen sich auch im totalen Krieg um sie und ihre Belange kümmern wird das Mitteilungsblatt der Relchskulturkammer, „Die Reichskulturkammer"! nun als offizielles Verösfentlichungsorgan der Einzelkammern der Reichskulturkammer, des Sondertreuhänders der Arbeit des Neichssilmintendanten und der Reichs-Rundfunkgesellschast die erforderlichen Betreuungsanfgaben übernehmen. Berichte -,g.. ff «'rn^s-bn-Wn^en und die Dienststellen der Gaste betreffenden Fragen werden im Mitteilungsblatt behandelt, das somit als das Infor mationsblatt der Kulturschaffenden die Brücke über den zeit bedingten Kriegseinsatz zur künstlerischen Berufsarbeit schlägt. L»mbach. 50 Jahre Stadtpark. Der Stadtpark besteht 50 Jahre. Im September 1894 wurde das Gelände vom damaligen Obst- und Gartenbauverein angekaust. Die ersten Bäume wurden im Dezember des gleichen Jahres ge pflanzt. Daraus entwickelte sich in fünf Jahrzehnten die aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenkenbe Anlage, die in Frie denszeiten vor allem durch ihre Stadtparkseste weithin be kannt wurde. Zwickau. Kein Gaststättenruhetag mehr. Ab 15. November ist für die Zwickauer Gast- und Schankstätten der bisher allwöchentlich eingeschaltete Ruhetag weggeiallen Nur in besonderen Ausnahmefällen wird ein solcher Ruhe tag eingeränmt. Zwickau. Todesfall. Stadtbaudlrektor t. R. Di plom-Ingenieur Paul Albrecht Evers ist im Alter von 68 Jahren gestorben. Fast zwei Jahrzehnte war er der Let ter der Städtischen Wasserwerke Zwickau. Eibenstock. 85jährige r auf dem Schustersche mel. In ungewöhnlicher Rüstigkeit vollendete Schuhmacher meister Rau das 85. Lebensjahr. Der bochbetagte Meister übt sein Handwerk in unverdrossenem Fleiß nocb „»a Den Bcrnkchtnngswillen unserer Feinde beantworten wir durch größte Hilfsbereitschaft für Mutter nud Kiud üahn enigegenkommt. Er bedeutet Thomas, hier zu warten, und sagt dann zu mir: „Verzeihen Sie. daß ich Sie neulich zurückwies. Ich wußte nicht, daß es der Wille meines Herrn war, mit Ihnen zu sprechen. Darf ich Sie nun bitten, mir mit Ihrem Hund zu folgen? Der Herr dieser Insel erwartet Sie bereits." Er schreitet gemessen voran, löscht die Fackel im Sand, als wir unter die Kiefern treten, und geht fortan neben mir durch die Dunkelheit. Oft berühren sich unsere Arme, denn wir können nur wenig sehen und müssen langsam aus schreiten. Der Weg windet sich durch die Kiefern, man kann die Richtung verlieren, wenn man nicht hier und dort ein Sternen bild erkennen würde. Dann bleibt der Diener stehen. Wir sind auf einer freien Stelle, und vor uns muß das Haus sein. Gleich darauf lodert eine Flamme auf und gibt meiner Vermutung recht. Wer das Licht entzündet hat, weiß ich nicht, denn der Diener ist nie von meiner Seite gewichen, und das leuchtende Feuer flammt aus einer großen, steinernen Schale, die in der Mitte der Lichtung, auf der wir uns be finden, von einem Sockel ragt, fast wie man sonst vor den Schlössern die Springbrunnen findet. Der gelbe Schein der Schale zittert über das hohe, graue Haus, das wie eine steinerne alte Ritterburg vor uns liegt. Trotzig ist der Turm, das Dach trägt flache Zinnen und auch die Treppe zu dem schweren Tor ist breit und festgefügt. Der Diener geht mir voran über die Stufen. Wie von geheimnisvoller Hand geöffnet, weichen da die Flügel des Tores zurück, und als ich über die Schwelle des Hauses ttete, tönt dumpf und dunkel ein Glockenschlag, wie ein Gong, der melden will, daß Ich die Halls betrat. Diese Halle, in die Ich nun komme, Ist ein holzgetäfelter, dunkler Raum den eine große grüne Ampel weich erhellt, die an einer schweren Kette von der hohen Decke hernieder- hängt. . , „ Nur wenige Möbel gibt es hier, vor einem breiten Kamin stehen tiefe Sessel mit braungrünen Kissen, an den Seiten sehe ich niedere Schränke, die rings um die Halle führen, und wohl Bücher enthalten müssen. Die breite Treppe ins obere Stockwerk gibt mit ihrem schweren Schnitzwerk dem ganzen Raum mittelalterliche Wucht. Außer dem Tor, durch das ich eingetreten bin, gibt es keine Türen, jedenfalls sind sie unsichtbar für mich und im Holzgetäfel der Wand versteckt. Plötzlich — und ich habe es nicht bemerkt — ist der Diener verschwunden. Eben hat er mir noch in dem Sessel Platz geboten. Nero stellt sich neben mich, und so warten wir der Bekanntschaft mit dem sonderbaren Menschen, dem dieses Haus gehört. Minuten bin ich mit meinem Hund allein. Dann ist der alte Diener wieder da, er trägt einen Leuchter und bittet mich, ihm zu folgen. Wir gehen die Treppe hinauf, durchschreiten einen dunklen Gang, der wohl zu einem Seitenflügel führt, ^ine Wand gleitet geräuschlos zurück wie eine Tür, und ich ... sehe den Herrn dieser Insel, stehe vor Ullrich Karsten, dem Dichter. Sein Arbeitszimmer muß es sein, in das ich trete, die vielen Bücherschränke an den Wänden und der breite Schreib- tisch deuten darauf. Ein männliches Antlitz, in dem unter herb gezogenen Brauen große Augen traurig stehen, sieht mir prüfend ent gegen, ein schmaler Mund versucht ein ungewohntes Lächeln, als er zu mir spricht: „Seien Sie mir willkommen! Mir ist Besuch Im Haus seit Jahren unbekannt. Sie sind der erste Gast nach langer Zeit. Darum grüße ich Sie herzlich!" Er reicht mir über den Schreibtisch die Hand zu. und ich bedanke mich für Einladung und Gruß. Erst jetzt fällt mir auf, daß Ullrich Karsten sich nicht von seinem Platz gerühri hat, seit Ich eintrat; er ist still sitzengeblieben, nur den Kopi hat er bewegt, als er sprach, und die rechte Hand, mit der er mich begrüßte. Ich sitze in einem Sessel, dem Schreibtisch gegenüber: Nero liegt — in dem fremden Haus ganz ge'pannte merkiamkeit — mit spitzen Ohren neben m:r Fortsetzung foU.r.