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7. PHILHARMONISCHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Freitag, den 26. März 1982, 20.00 Uhr Sonnabend, den 27. März 1982, 20.00 Uhr Dirigent: Henryk-G^z, VR Polo Solist: Michael Erxleben, Berlin, Violine Joseph Haydn 1732-1809 Sinfonie Nr. 92 G-Dur (Oxford-Sinfonie) Adagio — Allegro spiritoso Adagio Menuett Presto Zum 250. Geburtstag des Komponisten am 31. März 1982 Jean Sibelius 1865-1957 Konzert für Violine und Orchester d-Moll op. 47 Allegro moderato Adagio molto Allegro ma non tanto Antonin Dvorak Ktrrol Szymcmewski- 4882—IW PAUSE Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. Stnfonte^Nr.S-■B-Dttf-O’prH 9 bent-o- Finale in-troduziono (Variation-6, Vivcirg e eapr-iGGioso) Ein al »- ; Allegro ■ moderate, ■ molto- enefgiee) 88 HENRYK CZYZ, der hervorragende polnische Dirigent und namhafte Komponist, wurde 1923 geboren. Obwohl die Unterweisungen im Klavier- und Violinspiel und in der Kompositionslehre im frühen Kindesalter be gannen, studierte er nach dem Abitur zunächst Jura, ehe er sich 1948 endgültig für die musikalische Lauf bahn entschied. Die Studienfächer Komposition (bei T. Szeligowski) und Dirigieren (bei W. Bierdiajew) absolvierte er 1952 an der Musikhochschule von Poz nan mit Auszeichnung. Seine Dirigentenlaufbahn be gann er an der Oper von Poznan. Danach vervoll kommnete er seine Ausbildung bei G. Fiteiberg. Bis 1963 wirkte er als Chefdirigent der Philharmonie Lodz und war auch am Warschauer Opernhaus sowie be, den Rundfunkorchestern von Katowice und Bydgoszcz tätig. Bis 1968 leitete er die Krakower Philharmonie; an der Musikhochschule dieser Stadt widmete er sich jahrelang auch pädagogischen Aufgaben, und seit 1977 ist er wiederum Chefdirigent der Philharmonie von Lodz. Der Künstler gastierte bei den prominente sten Orchestern der Welt, besonders in den skandina vischen Ländern, in Frankreich, in Großbritannien, in der BRD, Westberlin, in Argentinien, Brasilien und in der DDR. Henryk Czyz erhielt in Würdigung seiner künstlerischen Verdienste hohe polnische und inter nationale Auszeichnungen. Bei der Dresdner Philhar monie war er 1974 und 1980 zu Gast. ZUR EINFÜHRUNG Joseph Haydns Sinfonie Nr. 92 G - D u r wurde im Jahre 1788 für Paris komponiert, gelangte aber dort infolge der revolutionären Ereignisse des folgenden Jahres nicht zur Urauf führung, die erst 1791 in Oxford erfolgte, als dem Komponisten von der dortigen Universität die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Daher erhielt das Werk, das nicht nur zeitlich, sondern vor allem wertmäßig in der Nähe der „Londoner Sinfonien" steht, die Bezeichnung „Oxford-Sin fonie". Für seine Grundstimmung sind elegische, ja schmerzliche Züge bestimmend. Schon in der ruhevollen, gelassenen Adagio-Einleitung des ersten Satzes deutet sich das an. Dem erregten, grübelnden Allegro-Hauptthema gesellt sich ein beschaulicher zweiter Gedanke hinzu, der dafür sorgt, daß der Ernst nicht durchweg dominiert, so etwa in der breit angelegten Coda. Nach dem konfliktreichen ersten Satz berührt das Adagio mit seinem friedvollen Liedthema trost voll und freundlich. Nur ein drohender Moll- Mittelsatz verdüstert vorübergehend die Situa tion. Auch das Menuett ist nicht harmlos heiter wie sonst oft bei Haydn. Das Trio spiegelt sogar Unentschlossenheit und Resignation wider. Doch das Finale stellt das Gleichgewicht wieder her. Sein lustiges, spritziges Hauptthema wird voller Schwung und Elan und mit kontrapunkti- scher Meisterschaft durchgeführt. MICHAEL ERXLEBEN, 1960 in Dresden geboren, wurde seit 1965 zunächst von Annemarie Dietze (1974/77 an der Spezialschule für Musik) ausgebildet; 1977/78 stu dierte er am Rimski-Korsakow-Konservatorium in Leningrad bei Michail Waiman und Boris Gutnikow und kam 1978 an die Hochschule für Musik „Hanns Eisler" in Berlin in die Meisterklasse von Werner Scholz. Verschiedentlich nahm er an den Internatio nalen Musikseminaren in Weimar — Kurse von Max Rostal und Wladimir Malinin — und in Lancut (VR Polen) teil. Zweimal wurde er Preisträger des Bach- Wettbewerbes für Kinder und Jugendliche in Leipzig, beim Internationalen Violin-Wettbewerb in Glasgow errang er den 3. Preis, beim Internationalen L. Spohr- Wettbewerb in Freiburg (BRD) 1979 den 1. Preis, beim 1. Fritz-Kreisler-Wettbewerb in Wien erhielt er ein Ehrendiplom und wurde beim IV. Internationalen Bach-Wettbewerb 1980 in Leipzig 1. Preisträger. Vom Ministerium für Kultur wurde ihm das Mendelssohn- Stipendium 1980/81 zuerkannt. Mit dem Violinkonzert d-Moll op. 47 gelang dem finnischen Meister Jean Sibe lius ein Standardwerk heutiger internationaler Geigenvirtuosen, das zugleich eine seiner popu lärsten Schöpfungen wurde. Das technisch an spruchsvolle, solistisch ungemein dankbare Kon zert enstand in erster Fassung 1903 (Urauffüh rung in Helsinki), wurde aber 1905 umgearbei tet und in dieser endgültigen Gestalt in Berlin mit dem tschechischen Geiger Karel Halir unter Leitung von Richard Strauss zur ersten Auffüh rung gebracht. Bei klassischer, wenn auch rhap sodischer Formgebung knüpfte Sibelius hier an seine romantische Tonsprache der 90er Jahr« an. Der Solist hat stets eine dominierende Stc| lung im musikalischen Geschehen. Eine blühende Lyrik beherrscht bei aller Virtuo sität den ersten Satz, freud- und leidvolle Stim mungen werden ausgedrückt. Drei Themen schaffen eine deutliche Gliederung. Die Solo violine beginnt im vierten Takt mit dem schwel gerischen unnd weitgeschwungenen Hauptthe ma, dolce und espressivo. Auch das zweite The ma, eine breite, eindringliche Melodie, stimmt der Solist an. In einem marschartigen Orchester zwischenspiel wird sodann das dritte Thema ein geführt. Besinnlich, liedhaft beginnen die Klarinetten und Oboen das Adagio, dessen schwermütig ergreifende Schönheit von unmittelbarer Wir kung ist. Der Solist versinkt in tiefempfundene, eigenartige musikalische Meditationen. Auftre tende Spannungen lösen sich in einer verhalte nen Coda. über das Finale hat Sibelius gesagt: „Der Satz muß ganz souverän gespielt werden. Rasch na türlich, aber doch nicht so rasch, als daß man ihn nicht ganz ,von oben* nehmen könnte.“ Glanz voll, tänzerisch, spielfreudig, ein wenig bizarr, dabei auch heiter gibt sich der Schlußsatz mit seinen vielen Passagen der Solovioline. J Karol Szymanowski gilt als der bedeu tendste polnische Komponist nach Chopin. Schon in jungen Jahren errang er aufsehener regende Erfolge. Von der Spätromantik ausge hend, fand er bald den Weg zu der „modernen Musik“ der Jahre um 1910, mit deren vielfälti gen Strömungen er sich lebhaft auseinander setzte. über Szymanowskis Schaffen in dieser Zeit schreibt der polnische Musikwissenschaftler Tadeusz Marek in einer Studie u. a.: „So viele Anregungen und faszinierende Vorbilder Szy manowski auch verwertete — stets versuchte er,