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Zschopauer Tageblatt : 09.09.1944
- Erscheinungsdatum
- 1944-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780081065-194409092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780081065-19440909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780081065-19440909
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt
-
Jahr
1944
-
Monat
1944-09
- Tag 1944-09-09
-
Monat
1944-09
-
Jahr
1944
- Titel
- Zschopauer Tageblatt : 09.09.1944
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Ur. rir Zlchop«», Lageblatt »./I». S«pt«»Ltr 1844 Ur. .1 « s/LS/re/s s//s cr MWllMlUlMjWMMWIWMUMffsW^ MIIIIlllttlMllWUIIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllliiilMIWNIIIIIIWWIIIIWIIIIIIWIIIIIMIIIIIIIMIV^ ÜI!IIIII!!IWWII!!!IIU!I uni' cnth ich .Und dem Kinde?' meinen Annen aufstiea: Der Sallstädtersee — die Mondnacht über (Fortsetzung folgt). Nacht Ereigni urteilt das Ur 2V. Jul rats rn aufricht Ehrgeiz Realtio der Fü tommiü lichcn t les bed Den nannte Anhäus Neaieri wie de System Leuschn malige Vassell Trott i inzwisll Und dc lic'ern haben Vcrbin sungen Führer den la Bei Posten zusamr dem se zwische in zah und di gedrän auf d« wollte und vi /s tag um mit ten. au na eil di Dis sind, l shingt Einml gegeb, Tages voller 2m ten, d 9644 ' sonen 9066, Unter denst« der N Die spann Elsen 500 ? Dii Ktzt einen reits vcrla große do E jeden ist, « zu sö Di jeder derko 2n und meld düng mer schwi der ausk 'M Kl AU Aber schon das erste Wiedersehen mit Agnese warf diese? Vev isrechen über den Haufen. MW 'M 8 29. Fortsetzung. Ich sagte ihm, datz ich während der Fahrt erst Kenntnis von lllem bekommen hätte und wie tief ich davon erschüttert wäre. Wie geht es Agnese?" „Gut." Der Ton machte mich mißtrauisch. .. „Es ist tot", sprach er, gelb vor Erregung. „Es ist ein Glück, daß » tot ist, Klaus. Ich habe sein Gebrechen immer als Strafe dafür „gesehen, weil ich zuließ, daß du dich für mich opfertest. Immer ah ich dich auf den Knien. Immer in diesem schwarzen Gewand, as dich so alt und ernst macht." Er rieb den rauhen Stoff zwischen en Fingern und zwang sich ein Lächeln ab. Wie fühlst du dich arin?" Mir'für Sich!" „Du bist noch krank", sagte ich geängstigt. ,Hu weißt nicht, was du sprichst." „Nur mein Recht an dich verlange ich", schluchzte sie, „nur mein Recht an dich, Bambino. Ich habe doch zuerst dir gehört und dann erst ihm. Ich bin doch zuerst deine Frau gewesen und dann erst die seinige. Hilf mir doch! Du mußt mir helfen. Du bist doch schuld daran, daß ich so unglücklich bin." „Ist er nicht gut zu dir?" fragte ich erschüttert. „Ach! " Ich blieb nur zu gerne, bot sich mir doch auf diese Weise Gelegen heit, sie gleich das erstemal unter vier Augen sprechen zu können. Ich ging ihr nicht entgegen, als ich sie in der Halle sprechen hörte, sondern wartete in dem großen Wohnzimmer, das Peppina mit einer Unmenge Blumen geziert hatte, auf sie. Sie stieß einen Schrei aus, als sie mich erblickte, machte einen Schritt zurück und fing am ganzen Körper zu zittern an. Unfähig «in Wort zu sagen, begann sie bitterlich zu weinen. „Habe ich dich so erschreckt?" fragte ich bedrückt. „Ich wollte dich — - — ...» zuerst allein sehen und dir danken, was du alles für mich ertragen - Ich war am Ende meines Willens, als es wie eine Vision vor. hast." ; meinen Augen aufstiea: Der Sallstädtersee — die Mondnacht über .Mie ein Büßer." ,Das denke ich mir", sagte er. „Dazu muß man berufen sein. Das uv wir nicht. Agnese kommt dieser Tage zurück. Der Tod des Kin- <S ist ihr sehr nahe gegangen. Es war eben doch das erste. — Sie ck es nicht immer leicht mit mir: — ich bin nämlich eifersüchtig." „Gibt sie dir denn Anlaß dazu?" fragte ich betroffen. „Anlaß? Nein. Trotzdem bin ich froh, daß du da bist. Man ird dir hoffentlich erlauben, daß du öfter zu uns kommst. Ich habe ,n Geschäft zu tun, da bin ich dann beruhigter, wenn ich dich um 'gnese weiß. Ich selber habe so wenig Zeit für sie. Und sie ist jung — nd immer ist hier etwas los, wo sie dabei sein soll. Wenn ich dann -ends heimkomme, ist sie meist nicht da. Aus sie zu warten, bin ich 3 müde, und wenn sic am Morgen aufsteht, bin ich schon wieder 'rt. — Du kommst doch, Klaus?" oll ich kann — und darf", erwiderte ich» „Was ist es dann? — Du hast uns nie auseinanderhalten kön. nen . sagte ich, und nun willst du mich auf einmal glauben machen, datz ein Unterschied zwischen mir und ihm besteht?" Boorbino. Er ist da. Ich kann dir nur nicht sagen, was es ist. Es liegt nicht in euren Augen, oder in euren Händen, oder in »urer Stimme es liegt in eurer Seele..." Ich mutzte strenge sein, wenn ich sie zur Vernunft bringen wollte, aber das war so schwer, denn in mir fing nun ebenfalw alles an aufzubrechen, was ich lange erstorben glaubte. „Was hast du ihm vorzuwerfen?" fragte ich. „Nichts, Bambino." , „Hast du iraend etwas an ibm auszusetzen?^ „Nichts." seinen Wanern mein Körper auf den Wellen schaukelnd — auf einmal Johannes neben mir, die Arme nach mir streckend, ehe ich versank Dann der Karneval, das Lichtersest. der bren nende Balkon und wiederum sah ich Johannes, wie er fein Leben für mich cinsetzte, als er mich gefährdet glaubte... Und wenn wir beide darüber zerbrachen, Agnese sowohl wie ich — er durfte nicht zugrunde gehen! — Aber wie half ich 'hm nur? Wie hals ich uns beiden? Ich mutzte Agne>e tauschen! Frei»iLig würde sie nie von mir lassen..^ „Es war entsetzlich", schluchzte sie, lictz die Augen über mein schwarzes Kleid hlngehen und tastete nach meinen Händen. Ich weiß, datz es unrecht war, sie an mich zu ziehen und ihr Ge sicht an meine Brust zu nehmen, aber sie tat mir so leid. „Bist du nicht dankbar, datz alles so gekommen ist?" fragte ich, während ich ihr Gesicht streichelte. „Wäre es nicht tausendmal furchtbarer, es noch am Leben zu wissen?" Ich erschrak über das „Nein!", das sie herausstieh, noch mehr aber über die Leidenschaft, mit der sie mich plötzlich umfasste und mein Gesicht mit Küssen bedeckte. „Agnese!" wehrte ich. „Agnese!" Sie hörte gar nicht auf mich, drückte ihren Muno auf meine Hände, meine Augen, meine Wangen und beschwor mich, Johan nis ru bitten, da» «r ki« kreiaäbe. .IMr dick. Klaus", weinte lie. voran gemShnI", gab Ekrem Dey Hak zurück Ms daraufhin der andere in schweres Schweigen versank, erfaßte Ekrem plötzlich das Erbarmen mit seinem Henker. Er bereute es, daß er ihm durch den eigenen Stolz den Kampf erschwert hatte gegen die Niedertracht, die für rmmer sein Leben be flecken würde. Darum wandte er sich dem jungen Offizier zu und lächelte ein wenig: „Damals in Durazzo hattest du einen Hund, den du liebtest. Lebt er noch bei drr?" Dieser Hund nämlich begleitete sie, als sie Seite an Seite gegen die ein brechenden Griechen kämpften. Der junge Offizier erbleichte. „Der Hund lebt", erwiderte der Erschütterte mit schwanker Stimme. „Welchen Weg führst du uns?" fragte Ekrem bey leichthin. Die verstörte Antwort kam erst nach einer Weile: aUeber die Viossa." — „Was ist dir denn?" — „Der Befehl lautet: Von der Viossa nach Fieri. Ich höre aber, diese Straße sei von Banden bedroht, darum beschloß ich soeben bei mir, daß wir an der Viossa ostwärts abbiegen, gegen Berat." Dies mal wandte sich Ekrem bey seinem Begleiter vollauf zu und sah ihm gütig und ernst in die Augen. „Allah wird es dir Vergelten, daß du uns Wehrlosen den Wald von Fieri ersparen willst", sagte er, denn er verschmähte es, aus Hochmut dem anderen fernen schweren Sieg nicht zu entlohnen. „Ekrem bey", erwiderte demütig der Offizier, „du hast für das Vaterland gekämpft, seit wir dich als Knaben zum ersten Male zwischen uns sahen, und deine Bauern segneten dich, ehe sie diesen fremden Aufwieglern zum Opfer fielen. Niemand kann dir ein Haar krümmen, ohne sich selbst zu entehren." f „Wenn der Pope es dir nachträgt", gab Ekrem zur Ant wort, „dann will ich dir einen Brief senden für meine Mutter Du magst darauf in meinem Hause verborgen bessere Tag« erwarten". Weiterhin schwiegen sie. Als aber jenseits der Viossa Hassan bemerkte, daß dis Gefangenen über Berat geführt wurden, wußte er, daß sein Herr und die ihm Versippten gerettet waren, denn Fan Noli konnte niemals wagen, waren sie erst heil in Tirana, sie durch ein öffentliches Gericht zu Tode zu bringen. Hassan drängte sich an Ekrem bey heran und griff nach besten Guna, dem weiten Faltenmantel. „Herr!" stammelte er. Ekrem bev legte brüderlich die Haud guj Hastans Hand^ „Du Freund!" grüßte er ihn. 15. Es war an einem Samstag. Die Eltern weilten in Tivoli, und Johannes war noch im Geschäft in Anspruch genommen, als di« Eilnachricht eintraf, datz Agnese mit dem Schnellzug von Neapel lamme. Ursprünglich war ihre Heimkehr erst für Sonntag geplant gewesen. Ich hatte zufällig einen Auftrag auf dem Monte Pincio zu er ledigen und wollte bei dieser Gelegenheit in der Villa vorsprechen. Peppina bat mich, zu warten, bis Agnese da sei. Man habe ihr den Wagen bereits an die Bahn geschickt, sie müße jeden Augenblick eintrefsen. Der Drilling lag bereit. In der einsamen WildrliSHMMky man nie vor Ueverraschungen sicher. Fast unbemerkt setzte sich die! vordere Breitseite des Backs im Schilf fest. Vorsichtig tastete das Jagdglas Schilf, Ufer und Unterholz ab. Hier führte, eiw alter Reh'wechsel mitten durch die Schwalm. -'M Da sah der Jäger auf einer zum Master geneigken KoW weide einen hellbraunen Fleck in der Sonne leuchten. Eick dunkler breiter Streifen hing an der borkigen Rinde heram Das Herz fing an zu klopfen. In dem Streifen, der da wis ein dicker Ast gerade herabhing, erkannte das geübte Jägeraugq die Rute eines Fischotters, der auf dem Baumstumpf schlafend in der Sonne lag. Durchs Glas vermeinte Hannes leise AteMB bewegungen in dem braunen Klumpen zu erkennen. Der kleine Helle Fleck war die Kehle, der schwarze Halbkreis vorn die Lippcnspalte des Fanges, über dem er jetzt auch die borstiges Schnurrhaare gewahrte. chM Langsam hob sich der Drilling mit dem schön gestochen^ Kugclabzug. Der blanke Lauf strich an einen Erlenstamm Ein kurzer Knall durchriß die Mittagsstille. Ein im Röhricht verstecktes Entenschoof polterte schnatternd hoch. Nach dem Kugelschnß sackte der Rumpf kurz zusammen. ic Hella stand vor Erregung leise winselnd auf dem Bord rand. Beide sprangen ins Wasser und erkletterten das schilfi. bewachsene Ufer. Z ' Auf dem kaum schulterhohen Weidenstumpf lag verende ein starker Otterrüde. Die Kugel hatte von der Kehlseite her den Kopf durchschlagen. . H Wie der Jäger den geschmeidigen glänzenden Balg an der buschigen Rute hochhielt, sprach er zu der schnuppernden Hellaf „Das nennt man wahrhaftig ein seltenes Weidmannsheil!'? Jetzt wußte der Neumüller auch, warum ihm so viels Jungenten spurlos verschwanden und warum sich m dem AaU kästen hinter dem Wasserrad in der letzten Zeit so wenig größerS Fische fingen. „ , I Eine Stunde später hatte Hannes den Balg fachmännisch gestreift. Und nun konnte die fette Schwarte auf dem Spgjin-j breit an einem verstaubten Mühlenbalken trocknen. zrzL/er .lsk'Zglcjrös von I^einrick Ivlslrleorn Ivl. Amelie ?roHn v. 6o6in schallend. „Fangen uns zusammen wie Mäusel" Niemand antwortete. Eine feine, fast drohende Falte grub sich zwischen EkremS Brauen. Er ertrug tue Gegenwart dieses Vetters schwerer als die der Häscher. Freilich war er sein Schicksals- und Sippengenoste und ihm insofern nahe. Hastans Stimme war am Ohr seines Herrn, als sie noch zwei Herrensöhne, die Beys von Sevrani, hereinführten. „Herr, hütet Euch im Walde vor Fieri! Ich will, im Gebüsch verborgen, den Zug begleiten und Euch dort eine Waffe in die Hand spielen. Ekrem nickte, ohne Hassan anzusehen'. Gleich darauf stahl Hassan sich aus dem Hause; etwas später sagte der Offizier der Eskorte: „Ihr kommt zu Gericht nach Tirana; wir brechen auf!" Die zweiundsiebzig Leute des Popen umringten die Herrensöhne. Ehe sie hmausgeführt wurden, sagte Hadiji Hanum, Ekrem Vloras greise Mutter: „Guten Weg!" Sie erhob die Hände: „Der Herr segne euch!" Die Beys schritten ihres Weges so ruhig, als gingen sie zur Hochzeit. Sie plauderten unter sich von der Ernte, die gestern und heute aus dem Halm vernichtet worden war, von ihren Pferden und Freunden, obschon sie alle glaubten, daß sie der Tod treffen werde, unterwegs. Man geleitete sie aus der Stadt in die Dünen, dann m den riesigen Olivenwald, der zur fruchtbaren Ebene niederführt. Auch die Felder dieser Ebene, rund 30 000 Hektar, gehörten den Vlora. Jetzt war es neun Uhr abends. Wenn sie weiterhin so eilig ausschritten, mußten sie gegen sechs Uhr früh Fieri erreichen — voraus gesetzt, daß ste dort jemals eintrafen. - Als sie in die Ebene Hinabstiegen, kam der Führer, jener bochgewachsene Offizier, der vor dem Vlorapalaste die Wei sung seines Kameraden entgegengenommen hatte, zu Ekrem bey heran: „Ekrem bey", sagte er, „erkennt Ihr mich?" Ekrems Blick streifte ihn flüchtig und kalt: ,Dei Allah", erwiderte er, „mir schernt, du bist Tschartschan Brekali aus Smokthina!" Eine Weile schwieg der Offizier, aber dies Schweigen war beredt. „Ekrem bey", sagte er schließlich, „mein Vater, der Großvater «nd der Abu dienten deinem Hause!" — «Ich habe vom Lslksn von Als nach dem Weltkrieg die freniden Heere aus Albanien abrückten, ließen sie die schwarze Not zurück. In diesen düsteren Tagen gelang es Fan Noli, dem Popen, Geld aus Moskau in seinen tiefen Taschen, die Macht an sich zu reißen: ,,Jhr verhungert", sagte er den Bauern, „weil die Herren auf den Gutshösen sitzen, die euch aebübren." Darauf trug sich eines Abends in Lakatund folgendes zu. Auf den Ruf Hassans, des Oberknechtes, versammelten sich die Gutsarbeiter um den mächtigen Maulbeerbaum inmitten des Angers, den die Wirtschaftsgebäude umgaben; die Freibauern waren nicht zur Arbeit erschienen. Hassan nahm Mehmet Shpat unauffällig beiseite: „Wo sind die Leute aus den Dör fern?" fragte er. „Heute morgen", gab dieser leise zurück, „kam ein Bote des Popen. Ihn hören sie an beim Gemeindeältesten von Fiku. Möge ihnen Allah den Steiß an die Dielenbretter schmieden!" Die Sonne sank über Vie Uferhöhen ins Meer; die Knechte saßen schweigend und bedrückt um wen Maulbeerbaum. Plötz lich vernahmen sie Knistern von der großen Scheune her. Hasbi, der Hütejunge, sprang auf die Füße. „Es brennt!" schrie er. Schon schlug die Lohe aus einem der Schindeldächer. Sofort gingen die Knechte ans Löschen. Kaum aber hatten sie den Brandherd erreicht, als draußen im freien Felde das Geschrei vieler Stimmen aufklang. Erregte Bauern stürzten auf die Pflanzungen von Lakatund. Der tobende Haufe, durch die Hetzreden des Popensendlings berauscht, zertrampelte die Necker. Noch ehe die Knechte von Lakatund ganz ersaßt hatten, was geschah, drang aus dem Mandelhain im Süden Artschlaa au ihr Ohr — das Krachen fallender Bäume. Hassan begriff daß er machtlos war. „Wenn sie in solcher Werse wüten, sagte er sich, „werden sie auch an den Herrn Hand lege» wollen." Ekrem bey Vlora, sein Herr, aber befand süh an jenem Abend in seinem Palaste zu Balona. „Sieh im hier nach dem Rechten!" wandte sich Hastan leise an Mehmet, „ich will den Herrn warnen." Er stahl sich unbemerkt hinweg. Seine Treue beflügelte ihn; nach kaum einer Stunde erreichte er die Stadt. Schon waren die Verkaufsbuden geschlossen und durch Balken gesichert. Bor der Einfahrt des Vlorapalaste« drängte sich, von zwei Offizieren befehligt, ein Trupp Soldaten. Als hätten sich die Stoffwickel um seine Füße gelockert, hielt Hastan sich niederbeugend an. Dabei hörte er, wie der eine Offizier dein anderen zuflüsterte: „Im Olivenhain auf der Höhe von Fieri wird es ein Ende haben. Verteidigt sie keinesfalls!" An ihm s vorüber betrat Hassan den Torweg der Vlora. Er hatte ver standen. daß Ekrem bev schon festaenommen war. Im Stammhause seines Herrn weitet sich hinter dem Eingang eine große Halle. Dort stand, von Häschern Fan Nolis umringt, Ekrem bey. Obschon er gefangen und wehr los war, trotz seiner Kurzwüchsiakeit wagte keiner, ihm nahe- zukommen, denn er gehörte zu denen, die überall Gehorsam und Achtung canden. Der Blick seiner grauen Augen glitt über Fan Notis verdreckte Soldaten, als gingen sie ihn versönlich nicht das mindeste an. Hassan gelang es, bis zu ibm vorzudrinaen. Er flüst-^c- ihm zu: „Herr. Herr!" In diesem Augenblick öffnete sich die Türe zum Garten - vor einigen Neuankömmlingen. Leute des Popen siihrten in , ihrer Mitte Avny bey Delvina, einen Vetter des Vlora. Er . war schon am Vorabend auf dem Herrenhose seines greisen j Vaters bei Santi-Quaranta festgenommen worden. Ekrem j lächelte, als sei dies ein ganz gewöhnliches Wiedersehen. Auch ! Avny Delvina war sehr ruhig, wenn ihm auch die fürstliche, , fast strahlende Gelassenheit seines jüngeren Vetters fehlte. Er i verachtete die Söldlinge, seine Bedränger, verbarg es jedoch; Ekrem hingegen verbarg seine Verachtung keineswegs. Erst jetzt bemerkte Hassan die Mutter seines Herrn; sie saß in einem Lehnstuhl nahe der Wand. Wenngleich es ihr ungewohnt war, auf einem Stuhle zu sitzen, denn sie kauerte gerne auf Bodenpolstern, hielt sie sich mit königlicher, wenn auch eisiger Würde. „Hier kommt nun auch Sirri bey", begrüßte sie einen zweiten Neffen mit stolzbetonter Freundlichkeit. _ Sirri bey Vlora, ein Riese und blauäugig, von schier beängstigender Lebenskraft, galt für verschlagen und bei seiner unverwüst lichen Heiterkeit für treulos. Er allein von allen Beys der Sippe bedrückte seine Bauern. Er schien sich nicht der ge- rinasten Bedrohuna bewußt: „Welch ein Scherz!" lachte er Links des Niederrheins gehört das Gebiet der Schwalm tu den eigenartigsten Landschaften der deutschen Grenzmark nn Westen. Das Tctl ist nicht zu denken ohne das torfige Moor und das sumvfige Bruch. Breitgelagerte undurchlässige Ton schichten sind die Ursache, daß sich die Master stauen, die Bäche über die Ufer treten. Resten von Urwäldern gleichen die un wegsamen Sumpfbrüche zu beiden Seiten des spiegelklaren Flusses, der sich hin und wieder zu beschaulichen Mühlenteiche« verbreitert oder sich beispielsweise im Harik zu einem weitW imposanten See dehnt, den Fischer und Jäger schätzen. In der feuchten Schwüle wuchert es unbändig und ge heimnisvoll. Da lauert in Risch und Rohr der Fischreiher; und in den Lüften zieht der Rohrweih, der Schrecken alles Sumpf- aetiers, seine gefürchteten Kreise. An den mit Fischschuppen bedeckten Ein- und Ausstiegen aber erkennt der einsame Jäger, Wo der Fischotter haust. t An einem sonnigen Sommernachmittag war Hannes, dem urwüchsigen Jäger und Fischer, ein besonderes Weidmanns heil beschreden. Mit dem flachen Fischerback stakte er schwalm abwärts, um unterhalb der alten, halbzerfallenen Mühle auf Wildenten zu pirschen. Da hörte er Plötzlich das leise heisere, fast tonlose Lachen, wie es der Kuckuck in der Balzstimmung zwischen seinen Rufen erschallen läßt und das man nur vernimmt, wenn er auf kürzeste Entfernung bei einem aufbaumt. Es schien dem Jäger so eigenartig, den seltsamen Laut am Boden zu vernehmen, daß er den Back näher zum Ufer stakte. Im selben Augenblick aber spritzte trockener Sand auf. Und ehe der Jäger sich's Ver sah, schoß ein starker Otterrüoe nicht weit vor ihm wie ein ^Blitz ins Master und glitt wie ein Aal davon. Der Fischotter hatte seinen braunen glänzenoen Barg, zwischen zwei hohen Kiefern im Sande gesonnt, sich heiser lachend in der mulmigen Erde gewälzt, bis Hannes ihn in seinem Behagen störte. cÄU- Dieses Erlebnis kam dem Manne jetzt wieder in den Sinn.. Deshalb ließ er den Nachen langsam und geräuschlos im! fließenden Wasser treiben. Die Sonne braunte.steil und heiß.)
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